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1. Die Begründung des Deutschen Reichs in Briefen und Berichten der führenden Männer - S. 44

1912 - Leipzig : Voigtländer
das Ittilitärroefen betreffenden Punkte in sich faßt und deren Vorlage wohl direkt durch den Königlichen Kriegsminister erfolgen wird. tdie derselbe mir mitteilte, wird die Annahme des im Nordbunde bestehenden Ansatzes von 225 Taler per Mann kaum zu umgehen fein, wogegen die selbständige Verwaltung des Militärwesens, wie es scheint, nicht beanstandet wird. 3m allgemeinen äußert sich der Königliche Kriegsminister nicht unbefriedigt über das Ergebnis dieser ersten Konferenz. (Ebenso ist Minister v. Lutz zur Verständigung über eine Anzahl von Punkten gelangt; es find aber bezüglich der Kompetenz des Parlaments und des Bundesrates von feiten des Ministers Delbrück, insbesondere in betreff der Gesetzgebung und speziell auch des Strafrechts, weitergehende Ansprüche erhoben worden. Auch bezüglich der Schlußartikel 75, 76 und 77 ist die (Einigung noch nicht erzielt, wogegen hinsichtlich des eigenen Betriebes der (Eisenbahnen, Posten und Telegraphen ein Anstand nicht besteht. Die den Abmachungen zu gebende Form soll nach den Anträgen, welche von preußischer Seite hier gestellt wurden, eine von der zu München in Vorschlag gebrachten wesentlich verschiedene werden, indem nun der Antrag besteht, daß von der Kreierung eines weiteren Bundes Abstand genommen werde und für alle Staaten die norddeutsche Bundesverfassung mit (Einschaltung der für die neu hinzutretenden vereinbarten Ausnahmen und Änderungen maßgebend werde. — Nachdem die Stellung der bayrischen Armee wesentlich verschieden wird von jener der übrigen deutschen heeresteile, so wird vorgeschlagen, den des-fallfigen Bestimmungen die Form einer Konvention oder etwa einer Derfaffungsbeilage zu geben, was zu dieser neuen Anschauung geführt haben mag, ist außer der Bereitwilligkeit Badens, Hessens und schließlich auch Württembergs, in den Norddeutschen Bund mit ganz geringen vorbehalten einzutreten, wohl auch der Wunsch, durch größere Vereinfachung des Verfassungsmechanismus den wünschen der verschiedenen, im Norddeutschen Reichstage vertretenen Parteien gerecht zu werden . . . wenn auch nicht zu verkennen ist, daß die einfachere Form einer Bundes- 44

2. Die Begründung des Deutschen Reichs in Briefen und Berichten der führenden Männer - S. 51

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dem Wesen nach stattfindet, glaubten meine beiden Kollegen und ich, diese Grundlage der Verhandlungen nicht unbedingt zurückweisen zu sollen, und zwar um so weniger, als die Allerhöchste Genehmigung Eurer Königlichen Majestät und die Zustimmung des Landtags selbstverständlich vorbehalten bleibt und im Falle der Nichtgenehmigung auch die andere Form bloß internationaler Verträge in dem Schreiben des Grafen Bismarck als zulässig bezeichnet ist. Freilich würde auf letzterem lüege eine Einigung Deutschlands nicht erreicht und etwas Dauerndes und Definitives also nicht geschaffen werden, vielmehr ein vorwand zu fortwährender Agitation unbefestigt bleiben. Im laufe zweier weiterer Besprechungen mit dem Staatsministei: Delbrück und mit dem Bundeskanzler selbst haben sich die Ansichten einigermaßen geklärt, und es ist beschlossen worden, daß sowohl über die militärischen Verhältnisse als über die sonst zu behandelnden Punkte ausgearbeitete Entwürfe dem Bundeskanzler übergeben werden sollen, wonach die Schlußerklärungen der Königlich preußischen Regierung erfolgen werden. Die Übergabe des Entwurfs der Militärkonvention ist infolge der Erkrankung des Kriegsministers v. Koon an den Bundeskanzler bereits erfolgt, und ein gleiches wird morgen bezüglich der übrigen Punktationen geschehen. Dem Abschluß Preußens mit den übrigen süddeutschen Staaten steht dem Vernehmen nach nichts mehr entgegen, und die Verhandlungen mit denselben sind als beendigt zu betrachten. Um so mehr sind wir zu der Erwartung berechtigt, daß es uns nun auch gelingen wird, zum Abschluß unserer hiesigen Unterhandlungen in kurzer Zeit zu gelangen. h) Aus Briefen des Grafen Bray an die Gatti n.1) Versailles, den 12. November 1870. wie ich es vermutet, wird es uns nicht möglich sein, am 16. November in München einzutreffen. Nächsten Montag aber werden Württemberg, Baden, Hessen zum Abschluß ihrer Geschäfte gelangen, und dann werden wir ') Bray, a. a. (D. S. 166 ff. 51 4*

3. Die Begründung des Deutschen Reichs in Briefen und Berichten der führenden Männer - S. 53

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zuweisen, so wäre ich doch jeder eignen Verantwortung, die immer schwer zu tragen ist, enthoben. Unsere Pflicht und Aufgabe war es, den vaterländischen maßgebenden Gewalten die Möglichkeit zu erwirken, ihre Wahl zu treffen. hier haben wir uns über die wichtigsten Punkte geeinigt. Die Redaktion der Verträge wird wohl zwei Tage in Anspruch nehmen. Lin weiterer Tag oder zwei werden zur Abhaltung der Schlußkonferenzen und ein Tag für die Abschiedsbesuche erforderlich sein . . . Versailles, den 25. November 1870. *) Gestern um 10 Uhr haben wir alle einzelnen Dokumente unseres mit Gras Bismarck getroffenen Abkommens unterzeichnet. Dies ist der Anfang des neuen Deutschlands und, wenn unsere Entwürfe genehmigt werden, das Ende Altbayerns. Es wäre nutzlos, sich darüber täuschen zu wollen. München wird man zu wählen haben. Alles dies hat mehr als einmal meine Nachtruhe gestört. Aber mein Gewissen ist ruhig, töas wir tun konnten, ist schon geschehen; und ich habe das Bewußtsein, die feste Überzeugung, daß wir alles erlangt haben, was an staatlicher Selbständigkeit, vorbedungenem Sonderrechte und gesicherter Einflußnahme in jenem Staatenbunde zu erreichen möglich war, welcher jetzt noch der Deutsche Bund genannt wird, in naher Zukunft aber das Deutsche Reich heißen wird. was mich beruhigt und zu meiner Entschlußnahme mächtig beigetragen hat, ist die hier herrschende Geneigtheit, sich Österreich zu nähern und zu diesem Reiche die freundschaftlichsten Beziehungen zu unterhalten. Da dies dem wohlverstandenen Interesse beider Länder entspricht, hoffe ich, daß es gelingen wird, dieses gute Verständnis auf der Grundlage eines Staatsvertrags zu befestigen . . . i) Aus Berichten des Grafen B r a y an König Ludwig von Bayern. Versailles, 22. November 1870. In Beantwortung des heute eingetroffenen Telegramms, in betreff der Vorlage eines Spezialberichtes über x) Bray a. a. ©. 5. 170. 53

4. Die Begründung des Deutschen Reichs in Briefen und Berichten der führenden Männer - S. 55

1912 - Leipzig : Voigtländer
finanzielle Abmachungen mit dem Bunde zugunsten des bayrischen Gesandtschaftswesens. Die große Mehrzahl dieser Zugeständnisse smd Bayern allein mit Ausschluß aller übrigen dem Lunde beigetretenen Staaten bewilligt worden. Sie sind also wirkliche Privilegien, mittels welcher der Krone Bayern eine mittelbare Einflußnahme auch auf europäische Verhältnisse gesichert ist, und Eure Königliche Majestät wollen All er höchst sich versichert halten, daß deren Einräumung nicht ohne Blühe und ohne Kampf erlangt worden ist. Über die militärischen Verhältnisse erstattet Zrecherr v. pranckh . . . gesonderten Bericht . . . Versailles, den 25. November 1870. Eurer Königlichen Majestät beehre ich mich, die bereits telegraphisch erstattete Anzeige zu bestätigen, daß die Unterzeichnung des Verfassungsbündnisses und seiner Beilagen am 23. abends stattgefunden hat. Nachdem von den umfassenden Aktenstücken erst eine Abschrift vorhanden war, wurde im Laufe des gestrigen Tages das zweite Exemplar angefertigt und letzteres nach geschehener Kollationierung gestern abends von den beiderseitigen Bevollmächtigten unterzeichnet. 8. Verhandlungen über den Eintritt Württembergs in den Norddeutschen Bund. a) fl u s den Aufzeichnungen des Ministers Zreiherrn v. M i 11 n a ch t.1) — flm 22. Oktober in Versailles angekommen, wurden mein Kollege (Kriegsminister v. Suckow) und ich am 23. von Bismarck empfangen. Der Kanzler betonte wiederholt den Standpunkt Preußens, auf die Entschließungen der süddeutschen Staaten keinen Druck zu üben und ihnen den Eintritt in einen Deutschen Bund nach Möglichkeit zu erleichtern. Zugleich wurde uns eröffnet, daß zunächst Vorverhandlungen geführt werden sollten und zwar !) Rückblicke, Stuttgart- und Berlin 1909, 5. 112 ff. 55

5. Die Begründung des Deutschen Reichs in Briefen und Berichten der führenden Männer - S. 56

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m!fje?rim Slaate ^sondert und so. daß, während die militärischen Fragen von den Kriegsministern behandelt wurden, Delbrück je mit den Zivilbevollmächtigten der einzelnen Staaten über den nichtmilitärischen Teil verhandle. Ich hatte mir die Fortsetzung der Münchener Verhandlungen anders gedacht. Allerdings waren nun auch Vertreter von Baden und Hessen erschienen und hatten die Münchener Besprechungen auch nicht unerhebliche Differenzen in der Stellungnahme der bayrischen und der württem-bergijchen Regierung zu Tage gebracht. Mit seinen Ansprüchen tn betreff der Behandlung der auswärtigen An-ge egenheiten war Graf Bray in München noch nicht hervorgetreten. hier stand eine weitere Differenz zu erwarten. Den bayrischen Bevollmächtigten konnten Separatverhandlungen nur erwünscht sein . . . Ich erfuhr denn auch über die Versailler Separatverhandlungen Bayerns von dessen Bevollmächtigten nichts . . . Graf Bray hatte von Anfang an die Haltung des vornehmen, höflichen und verbindlichen, aber zurückhaltenden Diplomaten angenommen und jede Äußerung über seine Pläne und die Aufnahme, welche sie gefunden hatten, sorgfältig vermieden. Andrerseits ließ mein Kollege v. Suckow seine entschiedene Abneigung, mit Bayern irgendwie zusammenzugehen, mitunter auch im sozialen Verkehr erkennen, während der Iustizminister v. Lutz, mit welchem ich sehr gute persönliche Beziehungen unterhielt und auch über die politische £age im allgemeinen sprach,_ Anstand nehmen mochte, über die Aktion Brays bezüglich dessen eigenen Ressorts, der Vertretung nach außen, Näheres verlauten zu lassen, vollen Einblick in jene Aktion erhielt ich aber schon nach einer Woche durch den Bundeskanzler: am 30. Oktober las er mir in meiner Wohnung die von dem Grasen Bray mit dem gleichzeitigen Anbieten der Kaiserwürde übergebenen, in zwölf Ziffern zusammengestellten bayrischen Propositionen mit dem Anfügen, daß er dieselben für unannehmbar halte, und mit der Frage vor, ob Württemberg, falls sich die Unterhandlungen mit Bayern zerschlügen, auch ohne Bayern abschließen würde. Ich bejahte die Frage, da wir durch unsere Instruktionen nicht an Bayern gebunden waren. Die zweite Frage Bismarcks, ob wohl König Karl sich auch bereit finden lassen 56

6. Die Begründung des Deutschen Reichs in Briefen und Berichten der führenden Männer - S. 59

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graphenwesen und die Vorschriften über Abänderungen der Verfassung. 3rn Eisenbahnwesen habe ich eine Ausnahmestellung, wie sie Bayern durch die Nichtanwendbarkeit der Art. 42—46 der Bundesverfassung erhielt, für Württemberg nicht beansprucht . . . Bezüglich des p o st -r e s e r d a t s fand ich in Versailles eine unerwartete Schwierigkeit vor. In München hatte Delbrück gegen eine Sonderstellung der süddeutschen Königreiche auf dem Gebiete des Post- und Telegraphenwesens unter Beschränkung auf die reglementarischen und Tarifbestimmungen für den internen Verkehr eine Einwendung nicht erhoben . . . In Versailles sagte mir der badische Minister v. Zreydorf gleich bei unserem ersten Zusammentreffen, Württemberg werde seine sämtlichen Sortierungen zugestanden erhalten mit Ausnahme des Postreservats, welches Bismarck nicht bewilligen werde. Dies bestätigte mir Delbrück mit dem Ausdruck seines persönlichen Bedauerns und mit dem Anfügen, daß Bayern gegenüber dieselbe ablehnende Haltung nicht eingenommen werde. Damit war das Gelingen meiner Mission in Zrage gestellt. In Stuttgart hatte man die von mir aus München zurückgebrachten Einräumungen Delbrücks . . . mit Befriedigung aufgenommen und bestimmt darauf gerechnet, sie in dem Anschlutzvertrage wiederzufinden . . . wurde nun . . . nicht die unbedeutendste der dort erreichten Konzessionen zurückgezogen, so mußte ich dem König neuen Vortrag erstatten . . . Unter solchen Umständen nutzte ich mir die Frage vorlegen, ob ich im Salle einer definitiven Ablehnung des Reservats nicht besser daran tun würde, den König um meine Rück-* Berufung ... zu bitten, rvelchenfalls freilich in dem Augenblick, in welchem in den bayrischen Unterhandlungen eine bedenkliche Wandlung sich vollzog, auch eine gefährliche Wendung in den württembergischen Verhandlungen eingetreten wäre. Als nun der Kanzler am Abend des 30. Oktober 1870 mich aufsuchte, um mir die bayrischen Propositionen mitzuteilen, nahm ich die Gelegenheit wahr, Bismarck die Lage auseinanderzusetzen, in welche die Ablehnung der württembergischen Forderung die von mir mit Aussicht auf Erfolg geführten Verhandlungen und mich persönlich bringen würde. Der Kanzler erwiderte, daß zu 59

7. Die Begründung des Deutschen Reichs in Briefen und Berichten der führenden Männer - S. 63

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nun um alles noch vor den Bayern reifen, wird Mitt-nacht jetzt endlich die Verblendung erlernten, sich ewig an Bayern anzuklammern, und daß ebenso unser Interesse wie unsere Ehre die freie Verständigung mit Bismarck fordert? Ich will es daraus hoffen, daß Mittnacht jetzt sagt, wir müssen nun um alles noch vor den Bayern reisen. Und in der Tat brachen wir am 19. nach Versailles auf, ich noch mit der besonderen Vollmacht für die abzuschließende Militärkonvention. Der König sagte beim Abschied zu mir, es sei das ein ergreifender Augenblick für ihn; wenn ich zurückkomme, sei das Schicksal Württembergs entschieden; ich solle wie ein mutiger, gottvertrauender Soldat handeln. Die Königin sagte: „Ich rechne auf Ihre (Ergebenheit, daß Sie uns die hohenzollernschen Lande zurückbringen." Dabei reichte sie mir gnädig die Hand; es war das einzige Mal, daß sie das tat. Unterwegs bei dommercy sagte Mttnacht zu mir: „Bismarck hat Blut an den Händen von Königgrätz her und kann nicht mehr lange bleiben. Königgrätz ist ein verbrechen gewesen, auf das erst etwas versöhnendes hat kommen müssen. Jetzt ist's freilich klar, daß wir uns mit den Preußen zurecht finden müssen und Österreich auseinandergeht mit Hnnejierung seiner deutschen Provinzen durch Preußen." ctm 22. Oktober in Versailles eingetroffen, hatten wir tags darauf Konferenz mit Bismarck in der Rue de Provence auf der von ihm bezeichneten Basis unseres Eintritts in den Norddeutschen Bund, unter dessen Erweiterung zum Deutschen Bund und mit verfassungsmäßigen Privilegien für die einzelnen Staaten, und begann darauf mittnacht jeine Einzelverhandlungen mit Delbrück ohne mich. Ich hatte am 25. Oktober meine erste Besprechung mit Roon; wir waren einig, daß eine Militärkonvention zwischen uns abgeschlossen wird, durch welche die württembergischen Truppen als Bestandteil des deutschen Bundesheeres unter dem Befehl des Königs von Preußen ein in allem preußisches Armeekorps mit eigener Verwaltung bilden. Roon versprach hierfür einen Stärke- und Kostenetat des Armeekorps alsbald anstellen zu lassen. ctm 5. November teilte mir Mittnacht die Redaktion der Verträge über unsern Eintritt in den Bund exklusive Militärkonvention nach seinen Verhandlungen mit Delbrück 63

8. Die Begründung des Deutschen Reichs in Briefen und Berichten der führenden Männer - S. 64

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darüber mit. Ich erklärte meine ^Zustimmung, da Mitt-nacht hier der andern Minister sicher ist, und ein Widerspruch von mir hinsichtlich der Reservatrechte nach Art und Umfang nur die Sache hemmen und schließlich dem Konflikt darüber die in mir vertretene Militärkonvention zum Opfer fallen konnte. Meine Aufgabe mutz sein, sie unter Dach zu bringen, dann ist für uns das nationale Land festgeknüpft und die Weiterentwicklung gesichert. Am Abend des 8. November kamen endlich die von Kocrn am 25. Oktober mir zugesagten Nachweise, verzögert durch die Kapitulation von Metz und Kranksein Koons, und stellte ich darauf in der Nacht meinen Entwurf der Militärkonvention vollends fertig auf. Er hatte davon auszugehen, öaß ich als bevollmächtigter Minister des Königs von Württemberg demselben als Bundesgenosse des Königs von Preußen in dem nationalen Krieg gegen Frankreich nicht „schlechtere Bedingungen" für seinen (Eintritt in den neuen Deutschen Bund auferlegen kann, als dem König von Sachsen nach Königgrätz gewährt worden sind. Sonst ist es mit unserer Militärkonvention aus, und wir fallen! den Bayern in die Hände, wenn die Leute in Stuttgart dem König leichten Spiels sagen können, er sei von seinem Kriegsminister schlechter behandelt worden als der König von Sachsen von Bismarck. hiernach bestimmt mein Konventionsentwurf, daß die Königlich württernbergischen Truppen als Teil des deutschen Bundesheeres ein Armeekorps nach preußischen Normen mit eignen Zahnen und Feldzeichen in selbständiger Verwaltung unter dem Oberbefehl Sr. Majestät des Königs von Preußen als Bundesfeldherr bilden, welchem sie den Gehorsam im Zahneneid schwören. Die Ernennung, Beförderung, Versetzung usw. der Offiziere und Beamten des Königlich württernbergischen Armeekorps geschieht durch Se. Majestät Den König von Württemberg, öiejenige des kommanöierenöen Generals nach vorgängiger Zustimmung Sr. Majestät des Königs von Preußen als Bunöesfelöherrn. Se. Majestät der König von Württemberg genießt als Ehef seiner Truppen die ihm Allerhöchst zustehenöen Rechte und Ehren und übt die entsprechenöen gerichtsherrlichen Befugnisse aus. Diesen Konventionsentwurf sanöte ich am 9. No-, 64

9. Die Begründung des Deutschen Reichs in Briefen und Berichten der führenden Männer - S. 67

1912 - Leipzig : Voigtländer
an Scheurlen, daß bei der niedrigen Holle, zu welcher Württemberg heute verurteilt ist durch das Treiben der Leute in Stuttgart während Zhittnachts und meiner Verhandlungen in Versailles unter dem Zusehen der Minister zu Hause, es sich nicht mehr um Markten und Zeilschen handelt, sondern um einfache Annähme der von uns geschlossenen Verträge, entweder — oder. Darauf kam nichts mehr von Scheurlen. flm 24. November erlebten wir die Eröffnung des Reichstags ohne uns, die Thronrede tadelt uns, Mittnacht ist außer sich darüber, und der württembergische Gesandte Spitzemberg in Berlin sagt, wir seien so in der Achtung heruntergekommen, daß er sich nicht mehr auf der Straße blicken lassen möge. Und nun haben auch die Bayern abgeschlossen, ohne nach uns zu fragen, zum Dank und Spott für den bayrischen Helotismus der Hofleute bei uns aus niedrigem Partikularismus und Preußenhaß in dieser großen 3eit nationaler (Erhebung. Die Nachricht, daß die Bayern abgeschlossen haben, telegraphierten mir am 24. vormittags nach Hause und daß uns nur das Unterzeichnen bleibe ohne Zögern. Darauf kam nachmittags das Telegramm von Herrn v. (Egloffstein, der König wolle wissen, ob ein Gesuch um Intervention bei dem Kaiser von Rußland jetzt für zweckmäßig von uns angesehen werde, wir antworteten, unser Telegramm, daß uns nur das Unterzeichnen bleibe, werde zur Kenntnis Sr. Majestät gelangt sein, also könnten wir einen Schritt bei dem Kaiser von Rußland nicht für zweckmäßig ansehen. Abends erhielten wir das Telegramm, zu unterzeichnen, was tags darauf am 25. abends 8 Uhr geschah, als die letzten von allen. 9- Aus einem Brief des Königs Johann von Sachsen an Minister v. Friesen. x) (29. November 1870.) , 3ch erkenne vollkommen, wie wichtig es ist, die Initiative in der Kaiserfrage nicht dem Reichstag zu über-lassen; gleichwohl will es mir nicht recht in den Sinn, auf ') Aus v. Sriesen, (Erinnerungen. Bö. Iii (1910), 5. 205. 67 5*

10. Die Begründung des Deutschen Reichs in Briefen und Berichten der führenden Männer - S. 69

1912 - Leipzig : Voigtländer
durchlauchtigen bayrischen Hause für (Eurer Majestät deutsche Politik und für den Heldenmut Ihres Heeres zu danken. Ich kann nur versichern, daß ich, so lange ich lebe, (Eurer Majestät in ehrfurchtsvoller Dankbarkeit anhänglich und ergeben sein und mich jederzeit glücklich schätzen werde, wenn es mir vergönnt wird, (Eurer Majestät zu Diensten sein zu können. Bezüglich der deutschen Kaiserfrage ist es nach meinem ehrfurchtsvollen Ermessen vor allem wichtig, daß deren Anregung von keiner andern Seite wie von (Eurer Majestät und namentlich nicht von der Volksvertretung zuerst ausgeht. Die Stellung würde gefälscht werden, wenn sie ihren Ursprung nicht der freien und wohlerwogenen Initiative des mächtigsten der dem Bunde beitretenden Fürsten verdankte. Ich habe mir erlaubt, dem Grafen Holnstein den (Entwurf einer etwa an meinen flllergnädigsten König und mit den nötigen Änderungen der Fassung an die anderen Verbündeten zu richtenden (Erklärung auf seinen Wunsch zu übergeben. Demselben liegt der Gedanke zugrunde, welcher in der Tat die deutschen Stämme erfüllt: der Deutsche Kaiser ist ihr Landsmann, der König von Preußen ihr Nachbar, und der deutsche Titel bekundet, daß die damit verbundenen Rechte aus freier Übertragung der deutschen Fürsten und Stämme hervorgehen. Daß die großen Fürstenhäuser Deutschlands, das preußische eingeschlossen, durch das Vorhandensein eines von ihnen gewählten deutschen Kaisers in ihrer hohen europäischen Stellung nicht beeinträchtigt wurden, lehrt die Geschichte usw. Xx* Aus einem Briefe König Ludwigs ü. an Graf Bismarck. (2. Dezember 1870.)x) Mein Brief an Ihren König, meinen vielgeliebten hochverehrten ©heim, wird morgen in dessen Hände gelangen. Ich wünsche von ganzem herzen, daß mein vor- *) Aus Gedanken und Erinnerungen (D. ct.), I, 5. 383. 69
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