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1. Lebensbilder und Sagen - S. 157

1897 - Hannover [u.a.] : Meyer
— 157 — ein Schwert: vermag dieses Schwert den Helm und den Panzer zu durchschneiden, so will ich das Leben verlieren; ist es aber zu schwach, so ist dein Ende gekommen." Diese Wette gefiel Nidud wohl. Zwei tapfere Männer seines Gefolges leisteten Bürgschaft, daß Amiles den Vertrag erfüllte, aber Wielands Bürge wurde der König selbst. Er bestimmte, daß nach einem Jahr die Probe gemacht werden sollte. (Wie Wieland das Schwert schmiedete.) Amiles ging sogleich an die Arbeit. Von früh bis spät stand er am Ambos, und alle seine Gesellen mußten ihm helfen. Wieland that, als ob er den Handel vergessen hätte; zehn volle Monate vergingen, ohne daß er des Schwertes gedachte. Da wurde der König bedenklich und fragte ihn, wann er sich ans Werk machen wolle. Wieland war sogleich dazu bereit. Er begab sich in die Schmiede, die ihm Nidud hatte erbauen lassen, schürte die Kohlenglut und schlug auf das weißglühende Eifeu, daß die Funken stoben. In sieben Tagen war die Waffe fertig, und Wieland brachte sie dem König. Er führte ihn an einen Fluß, warf ein Stück Wolle hinein und hielt die Schneide des Schwertes davor. Mit glattem Schnitt trennte die fcharfe Klinge die Wolle, so daß der König sich wunderte und meinte, ein besseres Schwert habe er nie gesehen. Wieland aber kehrte heim, ergriff eine Feile und zerfeilte das Eisen in winzige Späne. Dann schmiedete er daraus ein neues Schwert. Dem König gefiel dieses noch mehr als das erste, denn es zerschnitt im Strome ein viel breiteres Stück Wolle. Auch dieses Schwert genügte Wieland nicht; noch einmal zerfeilte er es und stellte ein drittes her; das zerschnitt ein vier Fuß breites Wolleuftück. Mit dieser Probe war Wieland zufrieden und nannte das Schwert Mimnng. (Wie die Welte entschieden wurde.) Als der von Nidud bestimmte Tag anbrach, trugen die Gesellen des Amiles die blanke Rüstung in des Königs Halle. Alle Welt staunte und rieb sich die Augen, denn die Waffen glänzten wie die Sonne, und alle, die sich auf Schmiedearbeit verstanden, meinten, daß Festeres und Schöneres gar nicht gemacht werden könne. Zur Mittagszeit legte Amiles die Beinschienen und den Panzer an, drückte den Helm aufs Haupt und setzte sich auf einen Stuhl, um feinen Gegner zu erwarten. Wieland trat mit fernem Schwerte vor ihn hin und legte die Schneide lose auf das Dach des Helms. „Fühlst du das Schwert?" fragte er Amiles. Der aber lächelte verächtlich und sprach: „Thu nur einen kräftigen Hieb, damit wir deiner Klinge Festigkeit erproben." Doch Wieland drückte Mimnng sanft auf den Helm; da fuhr der Stahl durch den Kops des Amiles, durch Hals und Brust, bis auf den Stuhl, auf dem

2. Lebensbilder und Sagen - S. 160

1897 - Hannover [u.a.] : Meyer
— 160 — „anders als rückwärts zu meiner Hütte zu kommen; denn sonst würdet ihr mit diesen Pfeilen niemals das Ziel treffen." Als über Nacht Schnee gefallen war, freuten sich die Knaben und eilten, so früh sie konnten, hinaus und begaben sich rückwärts schreitend nach der Schmiede. Da warf Wieland die Thür hinter ihnen ins Schloß, ergriff sie und bohrte ihnen ein Messer ins Herz. Dann begrub er sie unter dem Ambos. Bald wurden die Königssöhne aus der Burg vermißt, und alle Diener machten sich auf, sie zu suchen. Einige kamen auch zur Schmiede und fragten, ob die Knaben dort gewesen. „Heute in der Frühe haben sie mich besucht," war Wielands Antwort; „dann aber sind sie von hinnen gegangen und nach der Burg zurückgekehrt." Damit führte er die Männer vor die Hütte und zeigte ihnen die Spuren im Schnee, und da diese wirklich sich von dem Hause entfernten, so glaubte man Wieland und suchte die Knaben nicht mehr bei ihm. König Nidud war tief betrübt über den Verlust seiner Söhne; er glaubte, daß sie im Meere ertrunken oder im Walde von wilden Tieren zerrissen wären. Nach einiger Zeit grub Wieland die Leichen der Kinder aus und befreite die Hirnschale, die Schulter- und Armknochen von dem Fleische. Er verfertigte daraus mancherlei Geräte: ans den Hirnschalen, die er mit Gold einfaßte und auf silberne Füße stellte, Trinkgesäße, ans den anderen Knochen Leuchter, Schlüssel und Messergriffe. Dies alles verehrte er dem König, und die kostbaren Dinge prangten auf Nidnds Tafel. Er freute sich der kunstvollen Arbeit und wußte nicht, woher der Meister das schimmernde Bein genommen hatte. (Wie Wieland ans der Gefangenschaft entfloh.) In des Königs Dienst war ein wackerer Schütze, der ging täglich in den Wald und erlegte die Raubvögel, Adler und Geier: die Federn aber schenkte er Wieland. Darans fertigte der Meister ein weites Federhemd, das ihm vom Halse bis zu den Füßen reichte; und wer es anlegte, der vermochte zu fliegen wie ein Vogel. Da sprach er zu dem Schützen: „Wirf dieses Hemd über deine Schultern und bewege Arme und Beine und hebe dich empor gegen den Wind, dann wirst du stiegen. Willst du dich aber zur Erde herablassen, so wende dich um, und laß dich vom Winde treiben. Der Mann that es: leicht schwang er sich in die Lust, aber als er sich wandte, um zur Erde zurückzukehren, ergriff ihn die Gewalt des Windes, und er that einen ärgert Fall. Darüber lachte Wieland und sagte: „Unrichtig habe ich dich belehrt; doch ich fürchtete, du würdest mir entfliehen und meines Federhemds mich berauben. Sieh die Vögel an, und du wirst finden, daß sie sich auch gegen den Wind niederlassen. Wisse aber, daß ich mit diesem Hemde

3. Lebensbilder und Sagen - S. 161

1897 - Hannover [u.a.] : Meyer
— 161 — aus des Königs Gefangenschaft entfliehen werde." Mit diesen Worten hüllte sich Wieland in das Federkleid und rauschte empor und setzte sich auf die Ziune eines Turmes. Alle Leute liefen zusammen, um das Wunder zu sehen, und auch König Nidud kam herbei und staunte über das neue Kunststück seines Gefangenen. Der aber rief ihm zu: „Nun ist der Tag gekommen, wo ich bir entfliehen kann, bu arger und grausamer König. Als bu einst in Not warst, verhießest bu mir für meine Hilfe dem halbes Reich und die Hand beiner Tochter. Du aber hast mich aus dem Laube getrieben und mich heimatlos gemacht; dann hast bu die Sehnen meiner Füße burchichnitt-en, so daß ich ein Krüppel würde. Aber ich habe mich gerächt: beine beiden Söhne habe ich erschlagen und ans ihren Knochen Gerate gefertigt, die beine Tafel schmücken. Bei ihrem Anblick gebenfe fortan Wielands, des Schmiebs, bertn bu siehst ihn nimmermehr." Damit hob er feine Arme auf und flog stolz von bannen über Sauber und Meere und kam nach der Insel Seelanb und wohnte in dem Hause, das sich sein Vater Wabe einst erbaut hatte. (Wie sich Wieland mit Niduds Sohne versöhnte.) Jahre waren seitbem vergangen, als König Nibub starb und fein ältester Sohn ihm in der Herrschaft folgte. Er fanbte Boten nach Seeland und ließ Wieland einladen nach seiner Burg zu kommen und gab ihm Sicherheit und Frieden für diese Reise. Wieland kam, und der junge König freute sich feines Gastes; und ba er wußte, daß fein Vater dem Schmied großes Unrecht gethan und feine Treue mit Undank gelohnt hatte, machte er es gut und gab Wielanb feine Schwester Bobvilb zur Frau, die ihm Nibub einstmals versprochen hatte. 7. Hilde. Kudrmi. 1. In Hegelittgenlattb herrschte einst ein junger König Namens Hetel. Groß war feine Macht, beim viele tapfere Männer waren ihm Unterthan. Er war noch unvermählt, boch wünschte er schon lange eine eble, ihm ebenbürtige Jungfrau heimzuführen. Seine Mannen rieten ihm, um Hübe, die Tochter des Königs Hagen, zu werben, der in Jrlanb gewaltig war. Das war freilich nicht leicht, bettn König Hagen war ein übermütiger, stolzer Herr, der jeben Fürsten, der sich um die Hand der schönen Hilbe bewarb, abwies und seine Boten hängen ließ. Das aber schreckte Hetel nicht ab. Er entbot seine Helben: bett alten, starken Wate aus Sturmlaub, bett ritterlichen Sänger Horant, bert weisen Frute und viele artbere. Wate schüttelte das graue Haupt, als er von seines Herrn Unternehmung hörte; er Löschhorn, Lehrbuch der Geschichte. I. 11

4. Lebensbilder und Sagen - S. 163

1897 - Hannover [u.a.] : Meyer
— 163 — Indessen hatte Horant die Gäste des Königs durch seinen Gesang erfreut. Seine Stimme klang so süß, daß selbst die Vögel auf den Zweigen verstummten und die Fische neugierig den Kopf aus dem Wasser steckten, um den Tönen seiner Lieder zu lauschen. Die Königstochter konnte gar nicht genug hören und ließ den Sänger bitten, am Abend in ihrer Kammer seine Lieder zu wiederholen. Horant fürchtete sich freilich vor König Hagens Zorn, aber er dachte an Hetel, und aus Liebe zu ihm that er, wie ihm Hilde geheißen. Er erzählte ihr von seinem Herrn, dem reichen und mächtigen König der Hegelinge, von seiner Sehnsucht nach ihr; er verriet, daß sie nicht Kaufleute, sondern edle Helden waren, entschlossen mit List oder Gewalt ihrem Herrn die Braut zuzuführen. Aufmerksam hörte Hilde die Rede des Sängers an. Es gefiel ihr, daß ein so mächtiger Fürst sie zur Gemahlin erkoren und so stattliche Helden ausgesandt hatte, um sie zu gewinnen. Darum war sie bald bereit, den Fremden zu folgen und sich von ihnen in das Reich der Hegelinge geleiten zu laffen. Als Wate und Frute in aller Heimlichkeit das erfuhren, nahmen sie Urlaub vom Könige. Hagen war mit seinen Gästen sehr zufrieden und daher wohl geneigt, ihnen einen Wunsch zu gewähren. Sie erbaten sich die Ehre ihn und seinen Hof auf dem Schiffe empfangen zu dürfen. Schon am nächsten Morgen bewegte sich ein stattlicher Zug von der Burg zum Gestade: voran ritt der König, an seiner Seite seine Gemahlin und Hilde; viele Ritter und Damen folgten ihnen. Die allerschönsten Waren lagen in der Bude ausgebreitet, und jeder betrachtete mit Lust, wonach ihm gerade der Sinn stand. Der König freute sich der kunstvollen Wassert, die Königin fand Wohlgefallen an seidenen Stössen. Sie bemerkte nicht, daß Hilde in das Schiff trat. Erft ein lautes Geschrei ließ sie emporfchaueu: da sah sie, wie das Fahrzeug sich vom Lande entfernte und wie man Hildes Begleiterinnen Über Bord stieß, so daß sie in das Wasser fielen. Vor Schreck ohnmächtig, sank sie nieder, Hagen aber rief nach Waffen und machte sich kampfbereit. Aber es war umsonst: die Hegelinge waren schon weit vom Gestade entfernt, und bald vermochte man ihre Segel nicht mehr zu erblicken. Erst nach sieben Tagen waren König Hagens Schisse zur Verfolgung gerüstet. Mit einem stattlichen Heere brach er auf, aber er sonnte die Feinde nicht erreichen. Endlich landete er an der Küste von Hegelingenland. Hier hatte indessen Hetel seine schöne Braut sestlich empfangen, aber die Furcht vor dem Vater ließ die junge ll*

5. Lebensbilder und Sagen - S. 169

1897 - Hannover [u.a.] : Meyer
— 169 — sie auf dem Meere ein Boot, in dem zwei Männer das Ruder führten. Hildburg sprach: „Das können Hildes Helden sein!" Aber Kudrun entgegnete weinend: „Welche Schmach ist es mir, wenn sie mich, ihres Königs Tochter, hier finden! Drum laß uns fliehen, ehe sie uns erblicken." Und wirklich entwich sie vom Ufer, um sich auf dem Lande zu verbergen. Jene aber hatten sie längst bemerkt. „Ihr schönen Wäscherinnen," riefen sie, „bleibet am Strande! Gebt uns Kunde, wem diese Kleider gehören und wer dieses Landes Herrscher ist." Im nassen, dünnen Gewände, vor Külte zitternd, mit flatterndem Haar stand Kudrun ihnen gegenüber. „Teuer werden wir es gelten müssen," sprach sie, „wenn unsere Herrin erfährt, daß wir mit euch gefprocheu. Doch will ich euch Antwort geben: Ludwig und Hartmut heißen die Fürsten dieses Landes." „Und könnt ihr uns den Weg zu ihnen weisen?" fragte Ortwin. „Mit reichem Golde würden wir es euch lohnen." „Ich begehre euern Lohn nicht," entgegnete Kudrun. „Die Fürsten waren heut früh noch in ihrer Burg und mit ihnen 4000 Mann. Ob sie seitdem von dannen ritten, ist mir nicht bekannt." Oft hatte indessen Herwig die Jungfrau angeschaut, und immer deutlicher wurde es ihm, daß die arme Wäscherin keine andere als seine Verlobte war. „Seht, Herr Ortwin," sprach er, „wenn Euere Schwester noch auf Erden lebt, so ist es diese." Sie aber sagte: „Auch Ihr gleicht einem Helden, den ich einst wohl kannte. König Herwig von Seeland hieß er; wenn er noch am Leben wäre, hätte er mich längst aus der Knechtschaft erlöst." Damit erhob sie die Hand, und Herwig sah den glänzenden Goldreif, mit dem er einst sich ihr verlobt. Er sprang an das Ufer und schloß beglückt die Jungfrau in die Arme und küßte sie fröhlich auf Mund und Wange. Nun erfuhr sie, daß wirklich Hildes Heer in der Nähe war. Ihr Verlobter versprach ihr, am nächsten Tage schon Ludwigs Burg anzugreifen und ihre Not zu rächen. Darauf fuhren die Helden von dannen. Lange sah die glückliche Königstochter ihnen nach. Dann aber ergriff sie die Gewänder, die sie waschen sollte, und schleuderte sie ins Meer. „Ein König hat mich geküßt," rief sie stolz, „nun bin ich zu gut um Gerlinds Kleider zu waschen! Mag sie nehmen, wer sie will." Damit wandte sie sich und ging der Burg zu. Zaghaft folgte ihr Hildburg. Gerlind traute ihren Augen nicht, als Kudrun ohne die Wüsche die Burg betrat. Mit bösen Worten fuhr sie die Königstochter an, doch die entgegnete ruhig: „Ich ließ Eure Gewünder am Strande liegen, sie waren mir zu schwer." Da gebot die Königin sie mit Dornen zu peitschen, Kudrun aber fuhr listig fort: „Das würde Euch

6. Lebensbilder und Sagen - S. 171

1897 - Hannover [u.a.] : Meyer
— 171 — Burghof stand. Auch in den Saal und die Gemächer der Frauen drang der kühne Held, und alles, was ihm hier entgegenkam, fiel seiner Wut zum Opfer. Als er die schreckensbleiche Gerlind gewahrte, knirschte er vor Rachsucht; die Augen funkelten im Zorn, und er rief: „Für Euch soll meine Herrin nicht mehr waschen!" Dann schlug er ihr das Haupt ab. Auch ihrer Tochter Ortrun wollte er nahen, da aber warf sich ihm Kudrun in den Weg und hielt ihn von neuer blutiger That zurück. Nuu kamen auch Herwig und die Seinen in die Bnrg. Die Normannen waren getötet oder gefangen, keiner wagte mehr den Hegelingen zu widerstehen. Freudig begrüßten alle ihre Herrin Kudrun; vor aller Augen küßte sie Herwig als seine Braut. Dann kehrte man zu den Schiffen zurück; die Segel wurden entfaltet, und ein günstiger Wind trieb die Heldeu mit den befreiten Frauen der Heimat zu. Hier hieß sie Hilde freudig willkommen, und bald vermählte sich Herwig mit der getreuen Kudrun.

7. Lebensbilder und Sagen - S. II

1897 - Hannover [u.a.] : Meyer
Auguste Viktoria, Deutsche Kaiserin, Königin von Preußen.

8. Lebensbilder und Sagen - S. V

1897 - Hannover [u.a.] : Meyer
*üj S’Ns i9ß 2l5 / fftlitnsbilbrr utib Sage». 8um Gtblliiilh für las fünfte unü Wiitr 8d)uljo|r kr yiiticrcn fääwdülfii (bezw. 5. und Klaffe) bearbeitet von K. Löscht-orn. Ossrie' Hannover, Berlin Sw. 19, Hinüberstraße *8. Krausenstraße 39. Verlag von Carl Meyer (Gustav Prior).

9. Lebensbilder und Sagen - S. VIII

1897 - Hannover [u.a.] : Meyer
— Viii — 15. Karl V............................................................................. 83 16. Joh. Gutenberg............................................................................. 17. Albrecht Dürer und Hans Hvlbein. . . '.................................................88 18. Maria Theresia............................................................................. Iii. Deutsche Sagen. 1. Göttersagen.............................................................................gg 2. Siegfrieds Jugend......................................................................100 3. Kriemhilds Rache.......................................................................lig 4. Walther und Hildegund..................................................................135 5. Dietrich und Lauriu................................................................... 144 6. Wieland der Schmied................................................................. 153 7. Hilde. Kudruu........................................................................ 161

10. Lebensbilder und Sagen - S. 2

1897 - Hannover [u.a.] : Meyer
■ — 2 — Thron, noch jung an Jahren, aber fest und entschlossen seiner Vor-fahren wert zu werdeu: Allweg gut Zollre. Frieden nud Freundschaft mit den anderen Staaten Europas zu erhalten, Deutschlands Größe und Macht zu wahren — das waren seine Ziele. Der Kaiser stattete daher befreundeten Höfen seinen Besuch ab: er reiste in Begleitung seines Bruders, des Prinzen Heinrich, nach St. Petersburg, Stockholm und Kopenhagen, ferner nach Stuttgart, München, Wien, Rom und im Jahre 1889 nach Konstantinopel und Athen. 2. Kaiserin Auguste $itrhrhl (Kindheit.) Die Gemahlin unseres Kaisers, Kaiserin Auguste Victoria, ist als die älteste Tochter des Herzogs Friedrich von Schleswig-Holstein-Augustenburg am 22. Oktober 1858 auf dem Landgute Dolzig in der Lausitz geboren. Ihre Mutter, die Frau Herzogin, war eilte Prinzessin von Hohenlohe. Zu deu Taufpateu der kleinen Prinzessin gehörten der damalige Prinz von Preußen und seine Gemahlin, die Großeltern unseres Kaisers. Später verlegte die herzogliche Familie ihren Wohnsitz nach Gotha, wo die Prinzessin und ihre Schwester Karoline Mathilde besseren Unterricht erhalten konnten als in Dolzig. Den ersten Religionsunterricht gab die fromme Mutter deu Töchtern; der Vater sorgte durch weite Spaziergänge für die körperliche Ausbildung. Prinzeß Auguste Victoria liebte besonders künstlerische Beschäftigung: im Zeichnen, Malen und in der Musik brachte sie es zu ansehnlichen Leistungen. (Jugendzeit.) Als der Herzog Friedrich durch den Tod seines Vaters in Besitz der Herrschaft Primkenau in Schlesien gelangte, zog er mit den Seinen dorthin. Wie in Gotha war auch auf dem schönen, von weitem Park umgebenen ländlichen Schlosse das Leben der herzoglichen Familie äußerst einfach. Die Prinzessinnen, denen sich nun auch als dritte Schwester Luise Sophie, jetzt die Gemahlin des Prinzen Leopold, zugesellte, fanden in der armen Gegend reichlich Gelegenheit ihrer Neigung zur Wohlthätigkeit, zum Dienst an Kranken und Bedürftigen zu genügen. Sie besuchten die Armen in ihren Hütten und leisteten Hilse, wo sie konnten; sie besannen sich so wenig die Pflege am Bett eines Schwerleidenden zu übernehmen, wie auf den Parkwegen gelegentlich einem armen Mütterchen beim Schieben ihrer Karre beizustehen. Wiederholte Besuche bei den Verwandten in England und ein Aufenthalt in dem Bade Pan in Südfrankreich lehrten die Prinzessin außerdeutsche Völker kennen. In Pan machte ihre anmutige und doch hoheitvolle Gestalt aus die Leute einen tiefen Eindruck.
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