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1. Sagen und Geschichten - S. 31

1889 - Breslau : Hirt
— 31 - Kriemhild hielt der Burgunderkönigin bor, daß sie einst von Siegfried, und nicht von Gnnther bezwungen worden wäre. Diese Worte kränkten Brnnhild tief, und der wilde Hagen von Tronje beschloß, die Schmach seiner Herrin zu rächen. Durch eine List entlockte er der Kriemhild, an welcher Stelle Siegfried verwundbar war, und tötete auf einer Jagd den Helden, als er sich zur Quelle niederbeugte, hinterrücks mit dessen eigenem Ger (Speer). Kriemhild blieb in Worms, wo ihr Gemahl begraben war, ihre Brüder ließen ihr, um ihren Schmerz zu lindern, den Nibelungenhort herbeischaffen, aber Hagen nahm ihr auch diesen und versenkte ihn in den Rhein. Seitdem die Burgunder den Hort an sich gerissen, führen sie selbst den Namen Nibelungen. Eine lange Zeit war seit Siegfrieds Tod verstosfen, da ließ der mächtige König Etzel (Attila) vom Hunueulaude durch den Markgrafen Rüdiger von Bechlarn um die verwitwete Königin werben. Sie willigte ein, nach Etzelnbnrg zu ziehen, indem sie hoffte, ihren gemordeten ersten Gemahl rächen zu können. Viele Jahre herrschte sie an der Seite Etzels im Hunnenlande, bis sie den König bewog, ihre Verwandten in Worms zu einem Hoffeste einzuladen. Vergeblich waren alle Abmahnungen Hagens, die drei Burgunderkönige Günther, Gernot und Giselher brachen mit ihren Mannen, darunter Hageu und der kühne Spielmann Volker von Alzei, und ihren Knechten auf zur Fahrt nach Etzels Reich. An der Donau erfuhr Hagen aus dem Munde eines weissagenden Wasserweibes, daß das Burgunderheer dem Untergang verfallen fei. Herrlich wurden die Recken im Lande des Markgrafen Rüdiger von Bechlarn aufgenommen, und der junge Giselher wurde mit Rüdigers Tochter verlobt. Am Hofe Etzels dagegen zeigte sich bald die feindselige Gesinnung Kriemhilds. Sie regte die Hunnen zum Kampfe wider die Gäste auf; zuerst wurde das burgundische Gesinde erschlagen, dann begannen die Kümpfe mit den Edlen der Nibelungen, die alle Angriffe zurückwiesen. Da ließ die Königin den Saal, in welchem die Helden ihre Herberge genommen, anzünden. Von Durst gequält, tranken sie aus Hageus Rat das Blut der Erschlagenen. Von Kriemhild und Etzel gemahnt, rückte sogar der edle Markgraf Rüdiger gegen seine Freunde. Er und Gernot gaben sich gegenseitig den Tod. Nach einem neuen Kampfe der Burgunder mit den Mannen des Dietrich von Bern waren von jenen nur noch Günther und Hagen am Leben. Sie wurden beide nach-

2. Sagen und Geschichten - S. 32

1889 - Breslau : Hirt
— 32 einander von Dietrich bezwungen und gebunden zu Kriemhild geführt. Als Hagen der Königin nicht den Ort angeben wollte, wo er den Nibelungenhort verborgen, ließ sie zuerst Günther töten und hieb dann selbst Hagen das Haupt herunter. Den Tod des Recken rächte der alte Waffenmeister Hildebrand und erschlng Kriemhild mit dem Schwerte. Gudrirn. Hagen, ein König von Irland, der in seiner Jugend von einem Greifen geraubt wordeu war, hatte eine schöne Tochter, Namens Hilde. Diese gönnte er keinem, der ihn nicht an Macht und Stärke überträfe. Da sandte Hettel, der König von Hegelingen an der Nordsee, seine Helden Wate von Stürmen (Stormarn), Frnte von Dänemark und den sangeskundigen Horand als Kaufleute verkleidet aus, die Jungfrau mit List zu entführen. Sie kamen an den Hof Hagens, und Horand bezauberte durch seinen Gesang die Königstochter so, daß sie darein willigte, mit den Fremdlingen zu Schiff aus der Heimat zu entfliehen. Aber Hagen setzte ihnen nach, und es kam am Strande zu einem heftigen Kampfe, dem die Versöhnung folgte. Hagen gab jetzt seine Einwilligung, daß Hettel seine Tochter heiratete. Hettel und Hilde hatten zwei Kinder, Ortwin und Gndrnn. Um letztere warben mächtige Fürsten, unter ihnen waren Hartmut, der Königssohn aus dem Normannenlande, und Herwig von Seeland. Dieser zog mit Heeresmacht vor Hettels Burg und erwirkte, daß Gndrun ihm anverlobt wurde. Als einst Hettel mit Herwig zusammen im Felde lag, fielen Hartmut und sein Vater, der Normannenkönig Ludwig, in das Hegelingenland, erstürmten die Burg Hettels und führten Gudruu mit ihren Gespielinnen und Dienerinnen gefangen mit sich fort. Hettel fuhr den Räubern nach und ereilte sie auf dem Wulpensande, einer Insel der Nordsee. Hier fand eine heiße Schlacht statt, in welcher Hettel von König Ludwig erschlagen wurde. Als die Dunkelheit anbrach, flohen die Normannen mit ihrer Beute davon. Unterwegs suchte Ludwig die gefangene Gndrnn seinem Sohne geneigt zu machen, da sie ihn aber abwies, warf er sie zornig ins Waffer. Hartmut sprang ihr nach und rettete sie. Auch in der -Gefangenschaft bewahrte sie ihrem Verlobten standhaft die Treue, trotzdem sie von Gerlinde, der Mutter Hartmuts, aufs ärgste gepeinigt wurde. Jahrelang mußte sie die Dienste einer niedrigen Magd ver-

3. Sagen und Geschichten - S. 40

1889 - Breslau : Hirt
— 40 — Jvubolf, der Bereits 55 Sctfjre alt war, war ein angesehener Graf, dessen Güter in der Schweiz und am Oberrhein lagen. Die Habsburg (Habichtsbnrg) Befinbet sich an der Aar im Schweizerkanton Aargau. Er war wegen seines ritterlichen Mutes und seiner Frömmigkeit Berühmt. Einmal schenkte er einem Priester, der einem Schwerkranken das Abenbmahl Bringen wollte, ctber durch einen geschwollenen Bach ausgehalten würde, das eigene Reitpferb.*) Dieser Priester soll später Kaplan Bei dem Erzbifchof oon Mainz geworben sein und die Aufmerksamkeit besselben aus den trommelt Grasen gelenkt haben. Nach seiner 2bcthl zog Rubolf nach Aachen, wo er unter großem Zulauf und Jubel der Menge zum König gekrönt würde. Der mächtigste Reichsfürst war König Ottokar von Böhmen, ein stolzer und tapferer Herr, der über ein großes Reich gebot und die Wahl des Grafen nicht anerkennen wollte. Als aber Rnbols in seinem Lattbe erschien, leistete er ihm die Hnlbigimg. Der Böhmen-könig war dazu mit großer Pracht gekommen, Rubolf empfing ihn in seinem einfachen grauen Kriegskleibe. Nach kurzer Zeit ergriff Ottokar aufs neue die Waffen, aus dem March selbe Bei Wien unterlag 1278 er aber seinem Gegner 1278 und sattb einen Blutigen Tod. Auch Rubolf war in der Schlacht in Lebensgefahr gewesen. Österreich und anbere Länber, die zum Reiche Ottokars gehört, Behielt der Sieger Bei seinem Hause und Begrünbete baburch den habsburgischen Staat an der Donau. Auch vermehrte es seine Macht, daß seine sechs Töchter sich sämtlich an angesehene Fürsten verheirateten. Eifrig war der König Bemüht, die dem Reiche entrissenen Rechte und Güter wieberzugewinnen und Sicherheit und Orbnung im Laube 'herzustellen. Er burchzog das Reich und hielt über Friebensbrecher und Ruhestörer strenges Gericht. In Thüringen ließ er eine Anzahl Raubritter in seiner Gegenwart hinrichten. Nach Italien zog Rubolf nicht, das traurige Schicksal der Staufen warnte ihn bavor. Er verglich Italien mit der Höhle des Löwen, in welche wohl viele Fußstapfen hineinführen, aber keine hinaus. _ Rubolf war von großer und hagerer Gestalt, ans seinem Bleichen Gesichte ragte eine lange Nase hervor. In Speise und Trank war er mäßig; als einmal seinem Heere die Zufuhr obgefchnitten war, zog *) Der Gras von Habsburg. Von Schiller.

4. Sagen und Geschichten - S. 43

1889 - Breslau : Hirt
— 43 — einen großen Teil seiner Besitzungen, ungefähr das heutige West-preußen, abtreten. Nachdem durch den letzten Hochmeister, Albrecht von Brandenburg, der Orden aufgelöst und sein Gebiet in ein weltliches Herzogtum verwandelt worden war, fiel das Land Ostpreußen 1618 ein das Kurfürstentum Brandenburg. Johann Gutenberg. Gegen Ende des Mittelalters wurden wichtige Erfindungen gemacht, welche das Leben der Völker und der Einzelnen völlig umgestalteten. Durch die Erfindung des Kompasses, die in Italien gemacht wurde, erhielten die Schiffer ein Mittel, sich auf fremden Meeren zurechtzufinden. Bald wurden weite, bis dahin unbekannte Länder entdeckt. Das Kriegswesen wurde durch das S chießpulver gänzlich umgeändert. Dieses soll der deutsche Mönch Berthol d Schwarz (eigentlich Konstantin Ancklitzen) aus Freiburg im Breisgau erfunden haben. Er stampfte Schwefel, Salpeter und Kohle in einem Mörser, welche Masse sich entzündete, als ein Funken hineinflog. Durch die Anwendung der Feuerwaffen verlor das Rittertum feine Bedeutung, und das Fußvolk entschied bald die Schlachten. Die wichtigste aller Erfindungen war aber die der Buchdrucker-kunst. In den Zeiten vorher gab es nur geschriebene Bücher, die meistens von Mönchen mit vielem Fleiß und großer Kunst angefertigt wurden und sehr teuer waren. Der eigentlichen Buchdruckerkunst ging aber die Holzschneidekunst voraus. Man schnitt Bilder von Heiligen in Holz ans und setzte einzelne Namen oder Bibelstellen darunter; endlich ließ man die Bilder fort und schnitt ganze Täfelchen voll Schrift. Man schwärzte die erhabenen Buchstaben an und druckte die Seite ab. Da kam Johann Gensfleifch, genannt Gutenberg, aus altem Mainzer Stadtadel stammend, auf den Gedanken, die Buch-naben einzeln anzufertigen, er erfand die beweglichen Lettern. Eine Zeit hielt er sich in Straßburg aus, nach Mainz zurückgekehrt, machte er hier 1450 die Erfindung. Er soll anfangs die einzelnen Buchstaben in harten buchenen Stäbchen — daher der Name Buchstaben — ausgeschnitten haben, benutzte dann aber Lettern von Metall. Um die Mittel zur Herstellung von Werkzeugen zu erlangen, verband er sich mit dem reichen Goldschmiede Johann Fnst und dem Schönschreiber Peter Schösser. Durch letzteren wurde der Letternguß 1618 1450

5. Sagen und Geschichten - S. 45

1889 - Breslau : Hirt
— 45 — alles, was für einen Seemann wichtig und förderlich ist: Zeichnen, Mathematik, Geographie, Astronomie u. s. w. Schon mit 14 Jahren ging er znr See und kam aus seinen Fahrten nach dem Morgenlanbe nach Tunis, nach England, ja barüber hinaus bis nach Jslanb. Darauf ließ er sich in Lissabon nieber und heiratete die Tochter eines portugiesischen Schiffskapitäns. Die Karten und Tagebücher seines Schwiegervaters stubierte er mit großem Eifer, auch beteiligte er sich an den Entbeckungssahrten der Portugiesen. Da ihm die Kugelgestalt der Erbe sicher schien, hoffte er, von Europa nach Westen segelnb, die östlichen Länber Asiens und Jnbien schneller erreichen zu können, als bei der Fahrt um Afrika. Daß er bei feiner Reife einen neuen Weltteil entbeden sollte, ahnte er nicht. Kolumbus legte feinen Plan dem portugiesischen König Johann Ii. vor, fanb jeboch nicht die Billigung besfelben. Dazu beging der König die Treulosigkeit, ohne Wissen des Genuesen ein Schiff nach Westen zu senben, das freilich balb unverrichteter Sache zurückkehrte. Unwillig verließ Kolumbus Portugal und wanbte sich nach Spanien, wo das Königspaar Ferbinanb und Jsabella herrschte. Die Königin nahm ihn in ihren Dienst und ließ feinen Entbeckungsplan von den Gelehrten der Universität Salamanca prüfen, biefe fanben ihn aber unausführbar. Schon wollte er nach Frankreich reifen, als ein Geistlicher ihn berebete, noch zu bleiben. Durch die Vermittelung besfelben würde er an das königliche Hoflager, das sich bamals vor der maurischen Stadt Granaba befanb, berufen. Gerabe als Kolumbus anlangte, ergab sich die Stadt, und in der Freube über biefen Erfolg gewährte die Königin die Mittel zu der Entbeckungsfahrt. Kolumbus erhielt die Würbe eines Abmirals und den Titel eines Vizekönigs der Länber und Inseln, die er entbecfen würde, nebst dem zehnten Teile der königlichen Einkünfte, die man aus ihnen erwartete. In dem kleinen Hafen Palos an der anbalufifchen Küste warb er Matrosen und stach im August 1492 mit brei kleinen Schiffen und 90 Mann in die See. Zuerst fuhr er nach den kanarischen Inseln, u92 von bort aus segelten die Schiffe nach Westen in die enblofe Wasser-wüste. Schwärme von Seevögeln und ungeheure Tangmaffen galten den Schiffsleuten für Zeichen nahen Laubes. Als sie in ihrer Hoffnung getäuscht würden, sollen sie eine Verschwörung gegen Kolumbus gebilbet und ihn zu dem Versprechen genötigt haben, umzukehren, falls sich in brei Tagen kein Land zeigen würde.

6. Sagen und Geschichten - S. uncounted

1889 - Breslau : Hirt

7. Sagen und Geschichten - S. I

1889 - Breslau : Hirt
f5stis8 19 ff 54n « Zagen itttb Geschichten. Grundriß für den Geschichtsunterricht der Sexta und Quinta höherer Lehranstalten von Dr. Gottlieb Krause, Oberlehrer am Kneiphöfischen Stadt-Gymnasium zu Königsberg i. Pr. Ferdinand Hirt, Königliche Universitäts- und Verlags-Buchhandlung. Zzreskau 1889. Alle Rechte vorbehalten.

8. Sagen und Geschichten - S. 47

1889 - Breslau : Hirt
Martin Luther. Unser großer Reformator stammte aus einem Bauerngeschlechte Thüringens, sein Vater Hans Luther wurde aber Schieferhauer und ließ sich in Eisleben nieder. Hier wurde ihm am 10. November 1483 ein Sohn Martin geboren. Ein halbes Jahr nach der Geburt des Knaben siedelte Hans Luther nach Mansfeld über, wo Martin den ersten Unterricht erhielt, später besuchte er bessere Schulen in Magdeburg und Eisenach. Wegen seiner Armut mußte er als sogenannter Kurrendschüler vor den Thüren wohlhabender Bürger ums Brot singen, bis ihn Frau Ursula Cotta, die Gattin eines vornehmen Bürgers, in ihr Haus nahm. Im achtzehnten Lebensjahre bezog er die Universität Erfurt, um nach dem Willen des Vaters die Rechtswissenschaft zu studieren. Aber unwiderstehlich zog ihn die Gottesgelahrtheit an, und er vertiefte sich in die Bibel, von der er zum erstenmal ein vollständiges Exemplar auf der Universitätsbibliothek kennen lernte. Heftig quälte ihn der Gedanke an das Strafgericht Gottes, das ihm wegen feiner Sünden drohe, dazu stimmte ihn der plötzliche Tod eines feiner Freunde traurig, und als er einmal von einem schweren Gewitter überrascht wurde, gelobte er der heiligen Anna, der Welt zu entsagen und ein Mönch zu werden. Er trat in das Kloster der Augustinermönche zu Erfurt und suchte durch eifriges Befolgen der Ordensregeln den Frieden seiner Seele zu erlangen, säst hätte er sich „zu Tode gemartert mit Wachen, Beten, Lesen und anderer Arbeit." Aber die Schwermut verließ ihn nicht. Da richtete ein alter Klosterbruder seinen Mut auf durch die Mahnung, auf Gottes Gnade zu hoffen. Noch mehr wirkten die Tröstungen des Ordensvorstehers Johann von Staupitz. Endlich erkannte er, daß wir nicht gerecht und selig werden durch äußere Werke der Buße, sondern aus Gnaden Gottes durch den Glauben, daß Christus um unserer Sünden willen für uns den Tod erlitten habe. Durch die Empfehlung von Staupitz kam Luther als Lehrer der Philosophie an die Universität zu Wittenberg, die der Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen gegründet hatte. Auf einer Reife nach Italien und Rom that er einen Einblick in den üppigen und sittenlosen Lebenswandel der römischen Geistlichen. Bald nach feiner Rückkehr erhielt er die Würde eines Doktors und Professors der Theologie und hielt vielbesuchte Predigten in der Pfarrkirche Wittenberg«. io. Nov. 1433

9. Sagen und Geschichten - S. III

1889 - Breslau : Hirt
Uorrede. flieset' Grundriß ist in recht eigentlichem Sinne aus dem Be-dürfnis des Unterrichts entstanden. Will der Geschichtslehrer der Sexta und Quinta nicht den den Schülern überlieferten Stoff fast ganz verloren geben, so muß er zum Diktieren seine Zuflucht nehmen, denn ein kurzgefaßter, systematischer, den Zielen höherer Lehranstalten entsprechender Leitfaden, wie ihn für die späteren Klassen die Hilfsbücher von Jäger, Herbst n. a. bieten, ist meines Wissens für diese Stufe nicht vorhanden. Welche Menge orthographischer Fehler läuft aber beim Nachschreiben der Schüler dieses Alters unter, selbst wenn der Lehrer das Ganze oder doch die Namen an die Tafel schreibt, und wieviel Zeit geht nicht dem Unterricht verloren, der nur mit einer Stunde die Woche bedacht ist! Nach den Bestimmungen der revidierten Lehrpläne vom 31. März 1882 ist die Geschichtsstunde in Vi. und V. biographischen Erzählungen zu widmen. Somit ist die Frage nach Auswahl und Verteilung des geschichtlichen Stoffes offen gelassen, aber gerade hierin erhebt sich beim Entwurf eines Leitfadens eine besondere Schwierigkeit. Die Durchsicht einer größeren Anzahl von Osterprogrammen der Jahre 1887 und 1888 zeigte für die einzelnen Schulen eine solche Verschiedenheit der Geschichtspensa von Vi. und V., daß jeder Versuch, hierin ein gewisses System zu bringen, in Gegensatz zu der an vielen höheren Schulen geübten Praxis geraten muß. Selbstverständlich erhebe ich für die von mir getroffene Auswahl nicht den Anspruch kanonischer Gültigkeit, sondern ich veröffentliche sie als einen Versuch, den ich der Prüfung der sachverständigen Kreise unterbreite. Hand in Hand mit dem praktischen Unterricht habe ich mich zu folgender Anordnung des Stoffes entschlossen: 1. Für Sexta Sagen und Geschichten aus dem Altertum, besonders die Sagen der alten Hellenen. Diese bieten die beste Nahrung für Herz und Phantasie des jugendlichen Schülers, dazu_ ist ihre Kenntnis ein absolutes Erfordernis für die späteren Klassen und wird es bleiben, solange nicht das humanistische Element aus unseren höheren Lehranstalten völlig entfernt ist. Aus der römischen Sage sind die Schicksale des Äneas kurz dargestellt, und gewissermaßen als Ergänzung dazu ist die Erzählung von Romulus gegeben. Wegen ihres für den kindlichen Geist so geeigneten Inhaltes sind die Erzählungen von Krösus und Cyrus und vou Alexander

10. Sagen und Geschichten - S. IV

1889 - Breslau : Hirt
— Iv — dem Großen ebenfalls dem Pensum der Sexta zugewiesen worden. Die Geschichte des letzteren schien um so mehr bereits hier eine Stelle finden zu müssen, da der Geschichtslehrer in Quarta wegen der Kürze der Zeit oft nicht zu ihr gelangt. Von einem Mehr habe ich bei der Berücksichtigung der alten Geschichte abgesehen. Einmal schien mir nicht gut, den Stofs für Vi. zu sehr anschwellen zu lassen, dann leitete mich die Erwägung, daß ja schon in Iv. die alte Geschichte zu zusammenhängender Behandlung kommt. 2. Für Quinta Erzähluugeu aus der deutschen Heldensage, dem Mittelalter und der neueren Zeit, mit fast durchgängiger Berücksichtigung der vaterländischen Geschichte. Den Lehrplänen gemäß ist die biographische Form der Erzählung festgehalten. Nur bei drei Stücken: dem trojanischen Krieg, dem ersten Kreuzzug und dem Geschichtsbild „Der Deutsche Ritterorden in Preußen" schien die biographische Erzählungsweise gezwungen, zum Teil sogar unmöglich. Den griechischen Sagen ist eine Übersicht der wichtigsten Gottheiten vorausgeschickt, soweit sie für das Verständnis der Heroengeschichten notwendig ist. Aus der großen Fülle der vorhandenen historischen Gedichte und Lieder habe ich an einzelnen Stellen einige besonders passende Verse eingefügt, an anderen auf allbekannte Dichtungen bloß hingewiesen. Charakteristische Aussprüche bedeutender Persönlichkeiten sind oft wörtlich angeführt. Das Anekdoten- und Sagenhafte ist in den einzelnen hier mitgeteilten historischen Stücken durch die Darstellung von dem historisch Beglaubigten abgehoben worden. Die Kysshäusersage ist im Widerspruch mit der neueren Forschung noch aus Friedrich Barbarossa bezogen; ist sie doch in dieser Fassung in unsere Litteratur und das Bewußtsein unseres Volkes übergegangen. In Bezug auf Namen und Zahlen habe ich mich möglichster Einschränkung befleißigt. Zu durchweg griechischer Schreibung der Namen aus der Sagenwelt konnte ich mich nicht verstehen. Wie fremdartig muten uns Wörter wie Aigens, Medeia, Setrenen, Jphigeneia u. dergl. an! So habe ich meistens die bekanntere lateinische Fassung gewählt; wo aber das lateinische Wort nicht eine bloße Latimsierung des griechischen war, sondern eine selbständige Form aufwies, setzte ich ihm das griechische voran. Die Mischung griechischer und lateinischer Schreibart, wie in Aolos, Onornaos, Antäos, Agisthos u. a., kann doch kaum für berechtigt gelten. Königsberg i. Pr., im Oktober 1888. Der Verfasser.
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