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1. Weltbürgertum und Staatsgefühl - S. uncounted

1916 - Leipzig [u.a.] : Teubner
(Quellenfommlung für Den geschichtlichen Unterricht an höheren Schulen herausgegeben von Geh. Reg.-Rat und Gberreg.-Rat Dr. G. Lambeck in Verbindung mit fprof. Dr. Z. Kurse und Oberlehrer Dr. P. Hühlmaim. hefte zum Weltkrieg (Ii.reihe): 151: Die Entwicklung zum Krieg. 152: Der Ausbruch des Weltkrieges. 153: Mobilmachung und Aufmarsch der Heere auf d. westlichen Kriegsschauplatz fluguft 1914. 154: von dem Vormarsch in Frankreich hinein bis zum Beginn des Stellungskampfes. 155: Der Stellungskrieg im westen. 161/162: Die (Ereignisse im Osten mit Einschluß der Karpathenkämpfe. 163: Die Offensive der Verbündeten im Sommer 1915. 174: Der deutsche Geist im Weltkrieg. 175: Die deutsche Kriegsdichtung 1914/15. 176: Die Politik während des Krieges. 88/89: Das preußische und deutsche tjeer. 2 hefte. 90/91: Die Entwicklung der Flotte. 2 hefte. 180: „Vaterland •. 181: „Krieg". 131: Britischer Imperialismus von 1871 bis zur Gegenwart/ 134: Italien. 135: Österreich-Ungarn. I. Teil: Das Mittelalter. 136: Österreich-Ungarn. Ii. Teil. Don 1526—1800. 137: Österreich-Ungarn, lll. Teil. Don 1800 bis zur Gegenwart. 140: Die Ostseeprovinzen. 141: Belgien. 142: Deutsch-italienische Grenzgebiete. Oie hefte geben wertvolle, bisher so nicht gebotene Einblicke in wichtige, Sen Weltkrieg bestimmende Momente, Ereignisse und Erscheinungen in ihm in handlichen heften zu außerordentlich niedrigem Preise. Ferner sind bisher folgende Hefte erschienen: I. Reihe: Gracchifche Bewegung. 11. Die religiös-philo- 1. Griechische Geschichte bis 431 v. Chr. 2. Grie» sophische Bewegung des Hellenismus und der chische Geschichte von 431 bis 338 v. Chr. 3. Alex- Kaiferzeit. 13. Staat und Verwaltung in der ander der Große und der Hellenismus. 4. Rö« römischen Kaiserzeit. 31. Karl der Große. 82. Die mische Geschichte bis 133 v. Chr. 6. Römische Ge. Entwicklung des Papsttums bis auf Gregor Vii. schichte von 133 bis fluguftus. 6. Die römische 82- Der Streit zwischen Kaisertum und Papsttum. Kaiferzeit und die Germanen. 7. Völkerwanderung Die Mönchsorden. 37. Die Hansa. 38. Die und Frankenreich (375—911). 8. Don 911 bis deutsche Stadt im Mittelalter. 42. Soziale Be» 1198. 9. von 1198 bis zum Ende des Mittel, wegungen im 16. Jahrhundert. 4«. Zustände wäh. alters. 10 a. Reformation. 10 b. Gegenreformation rend des 30jährigen Krieges und unmittelbar und 30jähriger Krieg. 11. Zeitalter des Abfo« nachher. 63.Friedrich der Große. I. Seine Kriege. Iutismus. 12. Don 1789 bis 1807. 13. 1807 bis 69- flus der Zeit der (Erniedrigung. 70. Die 1815. 14. 1815 bis 1861. 15. 1861 bis 1871. Stein-Hardenbergischen Reformen. 71. Der Feld- 16. Im neuen Deutschen Reich. Ii. Reihe: zug in Rußland 1812 und die (Erhebung des preußischen Volkes. 72. Die Freiheitskriege. 76. Der Krieg von 1870. I. Der Kampf gegen das Kaiser« 1. perikles. 2. Die Aufklärung im 5.Jahrhundert reich. 77. Der Krieg von 1870. Ii. Der Kampf v. Chr. 8. Die Blütezeit der griechischen Philo- gegen die Republik. 78. Die Gründung des Deut« sophie. 6. Die Ausbreitung der griechischen Kul* fchen Reichs. 79. Bismarck. 97. Preußische Kultur« tur. 7. Griechisches Denken und Fühlen. 9. Die arbeit im Osten. 98. Der Deutsche Ritterorden. Jedes £jeft 40 Pf. (30 pf. für die hefte der I. Reihe bei gleichzeit. Bezüge von 10 Expl.) klusführl. Prospekt unentgeltlich u. postfrei v. Verlag in Leipzig, Poststr.3 Verlag von B. G. Teubner in Leipzig und Berlin

2. Weltbürgertum und Staatsgefühl - S. 2

1916 - Leipzig [u.a.] : Teubner
2 Weltbürgertum — Humanität bringt, um unsern willen und unsere Wirksamkeit, insofern sie von unserm willen abhängt, denselben gleichförmig zu machen. Außer dieser Subordination herrscht unter allen Kosmopoliten eine so vollkommene Gleichheit, als mit ihrer individuellen Verschiedenheit nur immer bestehen kann. Ihre Vollmacht und Instruktion erhalten sie aus den Händen der Natur. (Es gibt keine andern Grade unter ihnen als die Stufen ihrer Tauglichkeit und innern moralischen Gute. . . . Unter welcher Staatsverfassung ein Kosmopolit leben mag — es sei nun, daß er hierin bloß von der Notwendigkeit oder durch seine eigene Wahl bestimmt worden sei —, so lebt er immer als ein guter und ruhiger Bürger. Die Grundsätze und Gesinnungen, die ihn zum Weltbürger machen, sind auch die Grundlage seines Wohlwollens gegen die besondere staatsbürgerliche Gesellschaft, deren Mitglied er ist- aber sie sind es auch, was den Wirkungen dieses Wohlwollens Schranken setzt. was man in den alten griechischen Republiken und bei den stolzen Bürgern jener Stadt, die zur Herrschaft über die Welt gestiftet zu sein glaubte, Vaterlandsliebe nannte, ist eine mit den kosmopolitischen Grundbegriffen, Gesinnungen und pflichten unverträgliche Leidenschaft. Kein Römer konnte ein Kosmopolit, kein Kosmopolit ein Römer sein. . . . Oer Kosmopolit befolgt alle Gesetze des Staats, worin er lebt, deren Weisheit, Gerechtigkeit und Gemeinnützigkeit offenkundig ist, als Weltbürger und unterwirft sich den übrigen aus Notwendigkeit. Er meint es wohl mit seiner Nation; aber er meint es ebenso wohl mit allen anderen und ist unfähig, den Wohlstand, den Ruhm, die Größe seines Vaterlandes aus absichtliche Übervorteilung und Unterdrückung anderer Staaten gründen zu wollen. Die Kosmopoliten lassen sich daher niemals in besondere Verbindungen ein, die mit der Ausübung dieser Gesinnungen unverträglich wären. Sie entziehen sich aller Teilnehmung an einer Staatsverwaltung, wobei ihnen die entgegengesetzten Maximen als Grundregeln vorgeschrieben würden. . . . 5. Über Humanität (Herber).1 Betrachten wir die Menschheit, wie wir sie kennen, nach den Gesetzen, die in ihr liegen: so kennen wir nichts Höheres, als Humanität im Menschen: denn selbst wenn wir uns (Engel oder Götter denken, denken wir sie uns als idealische, höhere Menschen. Zu diesem offenbaren Zweck, sahen wir, ist unsre Natur organisiert; zu ihm sind unsre feineren Sinne und Triebe, unsre Vernunft und Freiheit, unsre zarte und dauernde Gesundheit, unsre Sprache, Kunst und Religion uns gegeben. 3n allen Zuständen und Gesellschaften hat der 1 Aus Johann Gottfried Herber, 3been zur Philosophie bet Geschichte der Menschheit. Hartknoch, Riga und Leipzig 1790. Teil Iii S. 387, 457.

3. Weltbürgertum und Staatsgefühl - S. 7

1916 - Leipzig [u.a.] : Teubner
Das linke Rheinufer mag zugehören, wem es will 7 soll — da die Franzosen die Macht in Händen haben — die dürfen ja nur befehlen — wer will es wehren — genug von der Sache — die Deutschen sind kein Volk, keine Nation mehr und damit Punktum. . . . Ihre treue Freundin und Mutter Goethe. 6. Gleichgiltigkeit hinsichtlich der Zugehörigkeit des linken Rheinusers. a) (Ein flusfptuch siebtes.1 Rber wie und unter welchen Bedingungen ist es denn auch wohl notwendig, daß auf die Hufhebung des berufenen Gleichgewichts jener Krieg, jene allgemeine Eroberung erfolge? wer wird sie denn veranstalten? (Eines der Völker, welche eurer Kriege herzlich überdrüssig sind und sich schon gern in friedlicher Ruhe gebildet haben? Glaubt ihr, daß dem deutschen Künstler und Landmann sehr viel daran liege, daß der lothringische oder elsässische Künstler und Landmann seine Stadt und sein Dorf in den geographischen Lehrbüchern hinfüro in dem Kapitel vom Deutschen Reich finde, und daß er Grabstichel und Ackergerät wegwerfen werde, um es dahin zu bringen? Rein, der Monarch, der nach Aufhebung des Gleichgewichts der mächtigste sein wird, wird diesen Krieg erheben. Seht also, wie ihr argumentiert und wie mir dagegen argumentieren! b) (Ein Brief der Frau Rath Goethe? Den 20ten Januar 1798. Lieber Sohn! . . . wir leben hier ganz ruhig und in der besten Hoffnung, daß wir bleiben, was wir sind — ich für meine Person befinde mich wie gewöhnlich ganz zufrieden — und lasse die Dinge, die ich doch nicht ändern sann, ihren Gang gehen — nur Weimar ist der einzige (Drt in der ganzen weiten Welt, woher mir meine Ruhe gestört werden könnte geht es meinen Lieben dort gut, so mag meinetwegen das rechte und linke Rheinufer zugehören, wem es will — das stört mich weder im Schlaf noch im <Effen. .. . Dci|]e und treue Mutter Goethe. 7. Goethes Stellung zum Hreiheitskampfe X8x3.3 „Sie wissen, ich bin im ganzen kein Freund von sogenannten politischen Gedichten - allein solche, wie Beranger sie gemacht hat, lasse ich mir gefallen . . ." 1 Aus 3 G. Sichte, Beitrag zur Berichtigung der Urteile des Publikums über die französische Revolution. Ianin. Bern 1844. (wörtlicher Abdruck der 1793 anonym und ohne Druckort erschienenen Ausgabe.) S. 63 f. 2 Aus den Briefen der Frau Rath Goethe. Bd. Ii S. 41. 3 Aus I- P. Eckermann, Gespräche mit Goethe, herausgegeben von Adolf Barthels. Dtederichs, Jena 1908. Bd. Ii S. 446 ff. Das Gespräch fällt in das Jahr 1829.

4. Weltbürgertum und Staatsgefühl - S. 8

1916 - Leipzig [u.a.] : Teubner
8 Goethe und der deutsche Freiheitskampf ,,Auch ist er in Den meisten [einer politischen £ieöer keineswegs als bloßes Drgan einer einzelnen Partei zu betrachten, vielmehr sind die Dinge, denen er entgegenwirkt, größtenteils von so allgemein nationalem Interesse, daß der Dichter fast immer als große Volks stimme vernommen wird. Bei uns in Deutschland ist dergleichen nicht möglich, tvir haben keine Stadt, ja wir haben nicht einmal ein Land, von dem wir entschieden sagen können: hier ist Deutschland. Fragen wir in Wien, so heißt's, hier ist ©streich; und fragen wir in Berlin, so heißt es, hier ist Preußen. — Bloß vor 16 Zähren, als wir endlich die Franzosen los sein wollten, war Deutschland überall; hier hätte ein politischer Dichter allgemein wirken können, allein es bedurfte seiner nicht! Die allgemeine Not und das allgemeine (Befühl der Schmach hatte die Nation als etwas Dämonisches ergriffen; das begeisternöe Feuer, das der Dichter hätte entzünöen können, brannte bereits überall von selber. Doch will ich nicht leugnen, öaß Hrnöt, Körner und Rücfert einiges gewirkt haben." „Ittan hat Ihnen vorgeworfen," bemerkte ich etwas unvorsichtig, „öaß Sie in jener großen Seit nicht auch die Waffen ergriffen oöer wenigstens nicht als Dichter eingewirkt haben."1 „Lassen wir das, mein Guter!" erwiöerte Goethe. „Es ist eine abfuröe Welt, die nicht weiß, was sie will, und die man muß reöen und gewähren lassen. — wie hätte ich die Waffen ergreifen können ohne kjaß ! Unö wie hätte ich hassen können ohne Jugenö! J)ätte jenes Ereignis mich als einen Zwanzigjährigen getroffen, so wäre ich sicher nicht der letzte geblieben; allein er fanö mich als einen der bereits über die ersten Sechzig hinaus war. „Huch können wir dem Daterlanöe nicht auf gleiche weise öienen, fonöern jeder tut sein Bestes, je nachöem Gott es ihm gegeben. Ich habe es mir ein halbes Iahrhunöert lang sauer genug roeröen lassen. Ich rann sagen, Ich habe in Den Dingen, die die Natur mir zum Tagewerk bestimmt, mir Tag und Nacht keine Ruhe gelassen und mir feine (Erholung gegönnt, fonöern immer gestrebt und geforscht und getan, so gut und soviel ich konnte, wenn jeöer von sich öasfelbe sagen kann so mtrö es um alle gut stehen. ..." „Kriegslieöei schreiben und im Zimmer sitzen — das wäre meine Hrt gewesen! — Sus dem Biwak heraus, wo man nachts die pferöe der feindlichen Vorposten wiehern hört: da hätte ich es mir gefallen lassen. Hber das war nicht mein Leben und nicht meine Sache, sondern die von Theodor Körner. Ihn kleiden seine Kriegslieder auch ganz vollkommen. Bei mir aber, der ich keine kriegerische Natur bin, und keinen kriegerischen Sinn habe, würöen Kriegslieöer eine Maske gewesen sein, die mir sehr schlecht zu Gesicht gestanöen hätte. Ttervf; 1? die ?riefe 5ranz passows aus Weimar aus dem Iahre 18°8, m dem sich vorwürfe gegen Goethe wegen seines angeblich un-patriotischen Verhaltens finden.

5. Weltbürgertum und Staatsgefühl - S. 9

1916 - Leipzig [u.a.] : Teubner
Der Staat ein Uhrwerk 9 „Ich habe in meiner Poesie nie affektiert. — Was ich nicht lebte und was mir nicht auf die Nägel brannte und zu schaffen machte, habe ich auch nicht gedichtet und ausgesprochen. Liebesgedichte habe ich nur gemacht, wenn ich liebte. Wie hätte ich nun Lieder des Hasses schreiben sönnen ohne haß! — Und, unter uns, ich haßte die Franzosen nicht, wiewohl ich Gott dankte, als wir sie los waren. Wie hätte auch ich, dem nur Kultur und Barbarei Dinge von Bedeutung sind, eine Nation hassen können, die zu den kultiviertesten der Erde gehört und der ich einen so großen Teil meiner eignen Bildung verdankte! „Überhaupt", fuhr Goethe fort, „ist es mit dem Nationalhaß ein eigenes Ding. — Huf den untersten Stufen der Kultur werden sie ihn immer am stärksten und heftigsten finden. (Es gibt aber eine Stufe, wo er ganz verschwindet und wo man gewissermaßen über den Nationen steht, und man ein Gluck oder ein Wehe seines Nachbarvolkes empfindet, als wäre es dem eigenen begegnet, diese Kulturstufe war meiner Natur gemäß, und ich hatte mich darin lange befestigt, ehe ich mein sechzigstes Jahr erreicht hatte." Iii. Gleichgiltigkeit gegen den „Maschinenstaat". \. Der Staat Friedrichs 11. das „große Uhrwerk" (Goethe)? Rn Charlotte v. Stein. Berlin, Sonntag d. 17. Abends [1778]. ... (Es ist ein schön Gefühl, an der Quelle des Kriegs zu sitzen in dem Augenblick, da sie überzusprudeln droht. Und die Pracht der Königsstabt, und Leben und Ordnung und Überfluß, das nichts wäre ohne die tausend und tausend Menschen, bereit, für sie geopfert zu werden. Menschen, Pferde, Wagen, Geschütz, Zurüstungen, es wimmelt von allem. Der Herzog ist wohl, Wedel auch und sehr gut. Wenn ich nur gut erzählen kann von dem großen Uhrwerk, das sich vor einem treibt, von der Bewegung der Puppen kann man auf die verborgnen Räder, besonders auf die große alte Walze gezeichnet, mit tausend Stiften schließen, die diese Melodien eine nach der andern hervorbringt. . . . 2. Wilhelm von Humboldt gegen die Vielregiererei? 3ch rede daher hier von dem ganzen Bemühen des Staats, den positiven Wohlstand der Nation zu erhöhen, von aller Sorgfalt für die Bevölkerung des Landes, den Unterhalt der (Einwohner, teils geradezu durch Armenanstalten, teils mittelbar durch Beförderung des Ackerbaues, der Industrie und des Handels, von allen Finanz- und Münzoperationen, (Ein- und Ausfuhrverboten u. f. f. . . . 1 Aus Goethes Briefen in Goethes Werken, herausgeg. im Auftrage der Großherzogin Sophie von Sachsen Iv, Abteilung Iii. fi. Bühlau, Weimar 1888. Bb. Iii S. 224 ff. 2 Aus W. v. Humboldt, Ideen zu einem versuch, die Grenzen der Wirksamkeit des Staats zu bestimmen (1792). Trewendt, Breslau 1851. S. 18 ff. Quellenfammlung Ii, 68: Me per, Weltbürgertum u. Staatsgefühl 2

6. Weltbürgertum und Staatsgefühl - S. 10

1916 - Leipzig [u.a.] : Teubner
10 Gegen die Vielregiererei Alle diese Einrichtungen nun, behaupte ich, haben nachteilige Folgen, und sind einer wahren, von den höchsten, aber immer menschlichen Gesichtspunkten ausgehenden Politik unangemessen. . . . Statt daß die Menschen in Gesellschaft treten, um ihre Kräfte zu schärfen, sollten sie auch dadurch an ausschließendem Besitz und Genuß verlieren, so erlangen sie Güter auf Kosten ihrer Kräfte. Gerade die aus der Vereinigung mehrerer entstehende Mannigfaltigkeit ist das höchste Gut, welches die Gesellschaft gibt, und diese Mannigfaltigkeit geht gewiß immer in dem Grade der Einmischung des Staats verloren. . . . Sie [Me Staaten] wollen Wohlstand und Ruhe. Beide aber erhält man immer in eben dem Grade leicht, in welchem das einzelne weniger miteinander streitet. Nur dies gibt vielseitige und kraftvolle Charaktere. . . . wer aber für andere so raisonnieret, den hat man, und nicht mit Unrecht, in verdacht, daß er die Menschheit mißkennt und aus Menschen Maschinen machen will. . . . Überhaupt wird der verstand des Menschen doch, wie jede andere seine Kräfte, nur durch eigene Tätigkeit, eigene Erfindsamkeit oder-eigene Benutzung fremder (Erfindungen gebildet. Anordnungen des Staats aber führen immer mehr oder minder Zwang mit sich, und selbst wenn dies der Fall nicht ist, so gewöhnen sie den Menschen zu sehr, mehr fremde Belehrung, fremde Leitung, fremde hülse zu erwarten, als selbst auf Auswege zu denken. . . . Noch mehr aber leidet durch eine zu ausgedehnte Sorgfalt des Staats die (Energie des Handelns überhaupt, und der moralische Charakter. ... (Es verrücken sich seine Vorstellungen von Verdienst und Schuld. Die Idee des ersteren feuert ihn nicht an, das quälende Gefühl der letzteren ergreift ihn seltener und minder wirksam, da er dieselbe bei weitem leichter auf feine Lage und auf den schiebt, der dieser die Form gab. Kommt nun noch dazu, daß er die Absichten des Staats nicht für völlig rein hält, daß er nicht seinen Vorteil allein, sondern wenigstens zugleich einen fremdartigen Nebenzweck beabfichtet glaubt, so leidet nicht allein die Kraft, sondern auch die Güte feines willens. (Er glaubt sich nun nicht bloß von jeder Pflicht frei, welche der Welt nicht ausdrücklich auflegt, sondern sogar jeder Verbesserung seines eigenen Zustandes überhoben. . . . Und den Gesetzen des Staates selbst sucht er, soviel er vermag, zu entgehen, und hält jedes (Entwischen für Gewinn. . . . vorzüglich ist hierbei ein Schade nicht zu übersehen, weil er den Menschen und seine Bildung so nahe betrifft, nämlich daß die eigentliche Verwaltung der Staatsgeschäfte dadurch eine Verflechtung erhält, welche, um nicht Verwirrung zu werden, eine unglaubliche Menge detaillierter (Einrichtungen bedarf und eben so viele Personen beschäftigt, von diesen haben indes doch die meisten nur mit Zeichen und Formeln der Dinge Zu tun. Dadurch werden nun nicht bloß viele, vielleicht treffliche Köpfe dem Denken, viele, sonst nützlicher beschäftigte Hände der reellen Arbeit

7. Weltbürgertum und Staatsgefühl - S. 11

1916 - Leipzig [u.a.] : Teubner
Der Staat ein Kleiderschrank 11 entzogen- sondern ihre Geisteskräfte selbst leiden durch diese zum Teil leere, zum Teil zu einseitige Beschäftigung. (Es entsteht nun ein neuer und gewöhnlicher Erwerb, Besorgung von Staatsgeschäften, und dieser macht die Diener des Staats so viel mehr von dem regierenden Teile des Staats, der sie besoldet, als eigentlich von der Nation abhängig. . . . Die, welche einmal die Staatsgeschäfte auf diese weise verwalten, sehen immer mehr und mehr von der Sache hinweg und nur aus die Form hin, bringen immerfort bei dieser vielleicht wahre, aber nur mit nicht hinreichender Hinsicht auf die Sache selbst und daher oft zum Nachteil dieser ausschlagende Verbesserungen an, und so entstehen neue Formen, neue Weitläufigkeiten, oft neue einschränkende Anordnungen, aus welchen wiederum sehr natürlich eine neue Vermehrung der Geschäftsmänner erwächst. Daher nimmt in den meisten Staaten von Jahrzehnt zu Jahrzehnt das personale der Staatsdiener und der Umfang der Registraturen zu und die Freiheit der Untertanen ab. Bei einer solchen Verwaltung kommt freilich alles auf die genaueste Hufficht, auf die pünktlichste und ehrlichste Besorgung an, da die Gelegenheiten, in beiden zu fehlen, soviel mehr sind. Daher sucht man insofern nicht mit Unrecht alles durch soviel Hände als möglich gehen zu lassen und selbst die Möglichkeit von Irrtümern oder Unterschleifen zu entfernen. Dadurch aber werden die Geschäfte beinahe völlig mechanisch und die Menschen Maschinen - und die wahre Geschicklichkeit und Redlichkeit nehmen immer mit dem Zutrauen zugleich ab. (Endlich werden, da die Beschäftigungen, von denen ich hier rede, eine große Wichtigkeit erhalten und, um konsequent zu sein, allerdings erhalten müssen, dadurch überhaupt die Gesichtspunkte des wichtigen und Unwichtigen, (Ehrenvollen und verächtlichen, der höheren und der untergeordneten Endzwecke verrückt. . . . Der Staat enthalte sich aller Sorgfalt für den positiven Wohlstand der Bürger und gehe keinen Schritt weiter, als zu ihrer Sicherstellung gegen sich selbst und gegen auswärtige Feinde notwendig ist; zu keinem andern Endzwecke beschränke er ihre Freiheit. 3. Der Staat ein „Kleiderschrank" (Lichtenberg)? Die Lüftung der Nation kommt mir zur Aufklärung derselben unumgänglich nötig vor. Denn was sind die Menschen anders als alte Kleider? Der wind muß durchstreichen. (Es kann sich jedermann die Sache vorstellen, wie er will; allein ich stelle mir jeden Staat wie einen Kleiderschrank vor, und die Menschen als die Kleider desselben. Die Potentaten sind die Herren, die sie tragen und zuweilen bürsten und ausklopfen, und wenn sie sie abgetragen haben, die Tressen austrennen und das Zeug wegschmeißen. Rber die Lüftung fehlt; ich meine, daß man sie auf den Boden hängt, wenn der Kaiser einmal seine ungari- 1 6us Georg Christoph Lichtenbergs vermischte Schriften herausgeg. von Ludw. Christian Lichtenberg und Friedr. Kries. Dietrich, Göttingen 1801. Bö. Ii S. 204. (politische Bemerkungen.)

8. Weltbürgertum und Staatsgefühl - S. 13

1916 - Leipzig [u.a.] : Teubner
mein Vaterland 13 Du pflanzetest dem, der denket, und ihm, der handelt! Weit schattet und kühl dein Hain, steht und spottet des Sturmes der Zeit, spottet der Büsch’ um sich her! Wen scharfer Blick und die tanzende glückliche Stunde führt, der bricht in deinem Schatten, kein Märchen sie, die Zauberrute, die nach dem helleren Golde, dem neuen Gedanken, zuckt. Oft nahm deiner jungen Bäume das Reich an der Rhone, oft das Land an der Thernf' in die dünneren Wälder. Warum sollten sie nicht? (Es schießen ja bald andere Stämme dir auf! Und dann, so gehörten sie ja dir an. Du sandtest deiner Krieger hin. Da klangen die Waffen; da ertönte schnell ihr Kusspruch: Die Gallier heißen Franken, Engelländer die Briten! Lauter noch ließest du die Waffen klingen. Die hohe Rom ward zum kriegerischen Stolz schon von der Wölfin gesäugt; lange war sie Welttprannin. Du stürmtest, mein Vaterland, die hohe Rom in ihr Blut! Hie mar gegen das Ausland ein anderes Land gerecht wie du. Sei nicht allzu gerecht! Sie denken nicht edel genug, zu sehen, wie schön dein Fehler ist. (Einfältiger Sitte bist du und weise, bist ernstes, tieferes Geistes. Kraft ist dein Wort, (Entscheidung deinschroert. Doch wandelst du gern es in die Sichel und triefst, wohl dir! von dem Blute nicht der anderen Welten. Mir winket ihr eiserner Arm! Ich schweige, Bis etwa sie wieder schlummert, und sinne dem edlen, schreckenden Gedanken nach, deiner wert zu sein, mein Vaterland. 2. Deutsche Größe (Schiller).1 Wo der Franke, wo der Brite mit dem stolzen Siegerschritte herrschend sein Geschick bestimmt, über seinen Hacken tritt! Schweigend in der Ferne stehen und die (Erde teilen sehen. Darf der Deutsche in diesem Augenblicke2, wo er ruhmlos aus feinem tränenvollen Kriege geht, wo zwei übermütige Völker ihren Fuß auf feinen Hacken setzen und der Sieger sein Geschick bestimmt — darf er sich fühlen? Darf er sich feines Hamens rühmen und freuen? Darf er fein Haupt erheben und mit Selbstgefühl auftreten in der Völker Reihe? 3a er darf’s! (Er geht unglücklich aus dem Kampfe, aber das, was feinen Wert ausmacht, hat er nicht verloren. Deutsches Reich und deutsche Hation sind zweierlei Dinge. Die Majestät des Deutschen ruhte nie auf dem Haupt feiner Fürsten. Abgesondert von dem politischen hat der Deutsche sich feinen eigenen Wert gegründet, und wenn auch das Imperium unterginge, so bliebe die deutsche Würde unangefochten. Sie ist eine sittliche Größe, sie wohnt in der Kultur und im Charakter der Hation, der von ihren politischen Schicksalen unabhängig ist. Dem, der den Geist bildet, beherrscht, muß zuletzt die Herrschaft werden,... das langsamste Volk wird alle die schnellen, flüchtigen einholen. Unsere Sprache wird die Welt beherrschen. 1 Gedichtentwurf über Deutschlands Zukunft. Man hat ihm später den Titel „Deutsche Größe" gegeben. Schillers sämtliche Werke, Säkularausgabe 1905. Bb. Ii S. 386 f. Der (Entwurf ist entstanden im Frühling des Jahres 1801. (Er ist hier gekürzt, vgl. Theob. Birt, Schiller der Politiker im Licht unsrer großen Gegenwart. Cotta, Stuttgart und Berlin 1916. 8 Februar 1801 der Frieden von Lüneville, durch den Hapoleon Deutschland zerriß.

9. Weltbürgertum und Staatsgefühl - S. 14

1916 - Leipzig [u.a.] : Teubner
14 Schiller über deutsche Größe Finster zwar und grau von Jahren Schwere Retten drückten alle aus den Zeiten der Barbaren Völker auf dem Erdenballe, stammt der Deutschen altes Reich. als der Deutsche sie zerbrach; Doch lebend'ge Blumen grünen Fehde bot dem Vatikans, unter gotischen Ruinen. . . . Krieg ankündigte dem Wahne, der die ganze Tdelt bestach. Das ist (nicht) des Deutschen Größe, Fjöhern Sieg hat der errungen, obzusiegen mit dem Schwert, der der Wahrheit Blitz geschwungen, in das Geisterreich zu dringen der die Geister selbst befreit, Vorurteile zu besiegen ringen Freiheit der Vernunft erfechten männlich mit dem Wahn zu kriegen, heißt für alle Völker rechten, das ist seines Eifers wert. gilt für alle ew'ge Zeit. Ew'ge Schmack) dem deutschen Sohne, . . . der die hohe Krone feines Inenschenadels schmäht, der sich beugt vor kniet vor einem fremden Götzen der des Briten toten Schätzen huldigt und des Franken Glanz. ... Jedes Volk hat feinen Tag in der Geschichte, doch der Tag des Deutschen ist die (Ernte der ganzen Zeit . . . Jedem Volk der Erde glänzt und mit hohem Ruhm sich kränzt, einst sein Tag in der Geschichte, Doch der Deutschen Tag wird scheinen, wo es strahlt im höchsten Lichte wenn der Zeiten Kreis sich füllt__________ 3. Dem Erbprinzen von Weimar (Schiller).1 Den alten Vater Rhein wirst du begrüßen, der deines großen cthns gedenken wird, solang' sein Strom wird fließen ins Bett des Ozeans. Dort huldige des Helden großen Ulanen und opfere dem Rhein, dem alten Grenzenhüter der Germanen, von feinem eignen wein. Daß dich der vaterländ’fche Geist begleite, wenn dich das schwanke Bret hinüberträgt auf jene linke Seite, wo deutsche Treu' vergeht. 4. Bus Schillers Gell.2 verblendeter, vom eitlen Glanz verführt, verachte dein Geburtsland! Schäme dich der uralt frommen Sitte deiner Väter! mit heißen Tränen wirst du dich dereinst heimsehnen nach den väterlichen Bergen, und dieses Herbenreihens Melodie, die du im stolzen Überdruß verschmähst, mit Schmerzensfehnfucht wird sie dich ergreifen, _______________ wenn sie dir anklingt auf der fremden Erde. 1 Schillers sämtliche Werke, Säkularausgabe 1905. S. 276. Drei Strophen eines Gedichtes, das Schiller an den Erbprinzen Karl Friedr. von Weimar richtete, als dieser 1802 nach Paris reiste. 2 1803/04. Schillers fämtl. Werke. Cotta, Stuttgart 1887. wilh. Teil Ii, 1. Bö. Vi S. 41 ff.

10. Weltbürgertum und Staatsgefühl - S. 15

1916 - Leipzig [u.a.] : Teubner
Setze dein Leben an die Ideen 15 Q), mächtig ist der Trieb des Vaterlands! Die fremde falsche Welt ist nichts für dich. . . . flch, Uli! Uli! Bleibe bei den Deinen! Geh nicht nach ctltorf — © verlaß sie nicht, die heil'ge Sache deines Vaterlands! . . . — ©, lerne fühlen, welches Stamms du bist! Wirf nicht für eitlen Glanz und Flitterschein die echte perle deines Wertes hin — das Haupt zu heißen eines freien Volks, das dir aus Liebe nur sich herzlich weiht; das treulich zu dir steht in Kampf und Tod. — Das sei dein Stolz, des Adels rühme dich — die angebornen Bande knüpfe fest. Ans Vaterland, ans teure, schließ dich an, das halte fest mit deinem ganzen Herzen. Hier sind die starken Wurzeln deiner Kraft; dort in der fremden Welt stehst du allein, ein schwankes Rohr, das jeder Sturm zerknickt. 5. „vah die Person in der Gattung sich vergesse" (Fichte)? Sonach besteht das vernünftige Leben darin, daß die Person in der Gattung sich vergesse, ihr Leben an das Leben des Ganzen setze und es ihnen aufopfere - das vernunftlose hingegen darin, daß die Person nichts denke, denn sich selber, nichts liebe, denn sich selber und in Beziehung auf sich selber; und ihr ganzes Leben lediglich an ihr eigenes persönliches Wohlsein setze: und falls das, was vernünftig ist, zugleich gut, und das vernunftwidrig ist, zugleich schlecht zu nennen sein dürfte — so gibt es nur eine Tugend, die — sich selber als Person zu vergessen, und nur ein Laster, das — an sich selbst zu denken. . . . Das Leben der Gattung aber ist ausgedrückt in den Ideen. . . . Die obige Formel: sein Leben an die Gattung setzen, läßt daher sich auch also ausdrücken: sein Leben an die Ideen setzen - denn die Ideen gehen eben auf die Gattung als solche und auf ihr Leben - und sonach besteht das vernunftmäßige und darum rechte, gute und wahrhaftige Leben darin, daß man sich selbst in den Ideen vergesse, keinen Genuß suche, noch kenne als den in ihnen und in der Aufopferung altes andern Lebensgenusses für sie. 6. Aus Achtes Reden an die deutsche Nation? Die Liebe, die wahrhaftig Liebe sei und nicht bloß eine vorübergehende Begehrlichkeit, haftet nie auf vergänglichem, sondern sie erwacht und entzündet sich und ruht allein in dem Ewigen. Nicht einmal sich selbst vermag der Mensch zu lieben, es sei denn, daß er sich als Ewiges erfasse; außerdem vermag er sich sogar nicht zu achten, noch zu billigen. Noch weniger vermag er etwas außer sich zu lieben, außer also, daß er es aufnehme in die Ewigkeit seines Glaubens und seines Gemüts 1 Aus Ioh. Gottl. Fichte, Die Grundzüge des gegenwärtigen Zeitalters. Vorlesungen, gehalten in Berlin 1804—05. Kealfchuibuchhanm., Berlin 1806. S. 68 ff. 8 Verlag von Hendel, Halle 1807/08. S. 105 ff., 191 ff.
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