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1. Bilder aus dem Herzogtume Braunschweig für Schule und Haus - S. uncounted

1894 - Braunschweig : Hafferburg

2. Bilder aus dem Herzogtume Braunschweig für Schule und Haus - S. IV

1894 - Braunschweig : Hafferburg
— Iv — Seite 21. Prinz Albrecht von Braunschweig wird zum Regenten Brannschweigs erwählt. A. Stein.....................................................124 22. Leutseligkeit des Prinzen Albrecht. A. Stein............................... 7 Iii. Kulturgeschichte. 1. Brannschweig. Daheim.......................................................96 2. Ein Morgenspaziergang durch Braunschweig im Mittelalter. Dürre . 40 3. Der Altstadtmarkt zu Braunschweig. Hohnstein...............................78 4. Der Bettelknabe zu Venedig. Heimbllrger....................................10 5. Karl Friedrich Gauß' Jugend. Bölsche......................................115 6. Braunschweig vor 50—60 Jahren. Landeszeitung..............................119 7. Die erste Dampfwagenfahrt auf der braunschweigischen Eisenbahn. Br. Tageblatt.............................................................117 8. Wolfenbüttel. Guthe und v. Heinemann.......................................52 9. Andenken an Doktor Martin Luther. Voges....................................95 10. Philipp Sommering. Voges...................................................95 11. Die Asseburg. Voges ......................................................75 12. Helmstedt, v. Heinemann und Voges..........................................54 13. Conring....................................................................13 14. Schloß Blankenburg und seine Geschichte. Leibrock..........................87 15. Kloster Walkenried. Hohustein..............................................90 16. Gandersheim. Fr. Bosse....................................................101 17. Kloster Amelnnxborn. Raabe.................................................93 Iv. Geographie. 1. Ein Gang durch Braunschweig. A. Bethmann................................... 7 2. Der Elm und seine Umgegend. Daheim.........................................26 3. Der Drömling. Fr. Bosse....................................................57 4. Von Braunschweig nach Holzminden. Voges....................................35 5. Am Rande des Harzes. Guthe.................................................65 6. Wie der Vater Brocken für sein Land sorgt. Wienbreyer. . . . 14 7. Beschäftigung der Harzbewohner.............................................15 8. Die Oker. Schucht..........................................................28 9. Die Bode. Leibrock.........................................................60 10. Im Weserthale. I. Meyer....................................................68 *11. In der Heimat ist es schön. Krebs..........................................39 >

3. Bilder aus dem Herzogtume Braunschweig für Schule und Haus - S. 1

1894 - Braunschweig : Hafferburg
1. Heinrich der Löwe. Zu Braunschweig steht auf dem Hagenmarkte das Standbild des Herzogs Heinrich, vor der Burg Daukwarderode aber, neben dem Dome, das Denkmal eines Löwen, aus Erz gegossen. Nahe dabei bemerkt man in den Steinen der Domthür seltsame Vertiefungen, von denen man sagt, ein Löwe habe sie da eingekratzt. Davon lautet folgende Sage: Vor Zeiten zog Herzog Heinrich, der edle Welf, nach Abenteuern aus. Als er einst in einem Schiffe das wilde Meer befuhr, erhob sich ein mächtiger Sturm und verschlug den Herzog und seine Begleiter. Lange Tage und Nächte irrten sie umher, ohne Land zu finden. Bald fing den Reisenden die Speise an auszugehen, und der Hunger quälte sie gewaltig. In dieser Not beschlossen sie, Lose in einen Hut zu werfen, und wessen Los gezogen ward, der verlor sein Leben und mußte der andern Mannschaft zur Nahrung dienen. Zuletzt war nur der Herzog mit einem einzigen Knechte noch auf dem ganzen Schiffe lebendig. Da sprach der Fürst: „Laß uns beide losen, und wen das Los trifft, von dem speise sich der andere." Über diese Zumutung erschrak der treue Knecht; doch dachte er, es würde ihn selbst treffen, und er ließ es zu. Aber siehe, das Los siel auf seinen edlen, liebenswerten Herrn, den jetzt der Diener töten sollte. Da sprach der Knecht: „Das thue ich nimmer- mehr; wenn aber alles verloren ist, so habe ich mir noch ein anderes Mittel ausgesonnen. Ich will such in einen ledernen Sack einnähen, wartet dann, was geschehen wird." Der Herzog gab seinen Willen dazu. Der treue Knecht nähte ihn nun samt seinem Schwerte in eine Ochsenhaut. Nicht lange, so kam der Vogel Greis und trug ihn über das weite Meer bis in sein Nest. Der Herzog durchschnitt mit seinem Schwerte die Haut, tötete den Greisen und nahm eine Greifenklaue mit sich. Er befand sich nun in einem weiten, wüsten Walde. Als er denselben durchwanderte, befreite er einen Löwen von einem furcht-

4. Bilder aus dem Herzogtume Braunschweig für Schule und Haus - S. 2

1894 - Braunschweig : Hafferburg
— 2 — baren Lindwurm, und das dankbare Tier verließ ihn nimmermehr von dieser Stunde an.» Um wieder zu Menschen zu gelangen, baute der Herzog ein Floß. Da er nun ohne den Löwen, der gerade im Walde jagte, abfuhr, kam ihm derselbe bald nachgeschwommen, so daß er ihn in fein Fahrzeug aufnehmen mußte. Bald überkam sie Hunger und Elend. Der Held betete und wachte, hatte Tag und Nacht keine Ruh'. * Da erschien ihm der Teufel und versprach, ihn und den Löwen in einer Nacht gen Braunschweig zu tragen, wo die Herzogin nach siebenjähriger Abwesenheit ihres Gemahls sich wieder verheiraten wolle. Heinrich mußte dafür dem Teufel seine Seele geloben, wenn er ihn bei seiner Rückkehr mit dem Löwen schlafend fände. Alsbald ergriff ihn der Teufel, trug ihn auf den Giersberg vor Braunfchweig und rief: „Nun wache, Herr, ich kehre bald wieder!" Der ermüdete Herzog schlief nun wirklich bald ein. Als aber der Teufel den Löwen brachte, hielt das treue Tier seinen geliebten Herrn für tot, und es erhob ein so furchtbares Geheul, daß der Herzog erwachte. Der böse Feind sah nun fein Spiel verloren und warf den Löwen ans der Luft herab zu Boden, daß es krachte. Der Löwe war aber unverletzt 'und folgte nun seinem Herrn zur Hochzeit im Schlosse. Der Herzog bat hier als Pilger um einen Trnnk Wein und sandte der Herzogin in dem geleerten Becher seinen Ring. Daran erkannte die Herzogin ihren totgeglaubten Gemahl und hieß ihn voller Freude willkommen. Dem jungen Bräutigam aber wurde ein schönes Fräulein angetraut. Als der Herzog nun später gestorben war, folgte der treue Löwe trauernd der Leiche, und als man ihm den Eingang zur Kirche verwehrte, kratzte er heulend an der Thür, bis man ihn endlich einließ. Er legte sich auf seines Herrn Grab und wich nicht davon, bis auch er vet> sch^d. Grimm. 2. Aus der Jugendzeit des Herzogs Julius. Julius war der dritte Sohn des Herzogs Heinrich des Jüngern. Als er noch ein zartes Kind war, liess ihn seine Wärterin vom Tische fallen. Hierdurch wurden seine Füsse so beschädigt, dass er sich nicht ungezwungen bewegen konnte. Er verlebte eine freudenleere Jugend, denn sein Vater behandelte ihn, weil er so schwächlich war, als einen Verstossenen und liess ihn sogar manchmal hungern. Seine Schwestern aber nahmen sich seiner an und suchten ihm Speise und Trank zuzustellen. Julius hat sogar zuweilen seine

5. Bilder aus dem Herzogtume Braunschweig für Schule und Haus - S. 4

1894 - Braunschweig : Hafferburg
- 4 — die Dammvorstadt. Dies rechte Ufer bedarf, weil es so niedrig liegt eines Schutzes durch Deiche. Aber an dem Unglückstage durchbrachen die fort und fort steigenden Fluten die Dämme und überschwemmten die Dammvorstadt. Zahlreiche Gebäude, Häuser, Scheuern und Ställe wurden weggespült oder umgeworfen. Dazu riss der Strom sieben Joche der Brücke fort, und nun konnte den Abgeschnittenen keine Hülfe mehr gebracht werden. Ja, man blieb auch ohne jede Nachricht von ihnen und erzählte sich, dass noch Menschen auf Dächern und Thorwegen mit ausgereckten Armen, um Rettung flehend, gesehen würden. So konnte es nicht an Versuchen fehlen, von der Stadtseite um jeden Preis noch Hülfe zu bringen. Einem Schiffer samt zweien Genossen war es gelungen, in einem kleinen Kahne das Ufer der Dammvorstadt zu gewinnen. Einen anderen Versuch unternahm Herzog Leopold. Seit acht Jahren wohnte derselbe als Regiments-Kommandeur in Frankfurt. Durch Liebenswürdigkeit seines Auftretens, durch seinen Drang, überall zu helfen und wohlzuthun, hatte er sich die Liebe aller Volkskreise erworben. Bei jeder öffentlichen Gefahr, bei Feuers- und Wassernot war er, allen andern vorauf, thätig im Rettungswerke. Als ihn die Nachricht von dem furchtbaren Anwachsen der Gefahr traf, eilte er zur Oder und bestieg zweimal einen Kahn, um über den Strom zu fahren. Als die Umstehenden ihn abmahnten, rief er: „Hier sind Menschen zu retten! Bin ich nicht ein Mensch wie sie?“ Gleichwohl aber gab er den dringenden Vorstellungen einiger Ratsherren und den fufsfälligen Bitten zweier Soldaten seines Regiments nach und trat zurück. In trüben Gedanken verliess er den Platz und wandte sich heimwärts. Nach Haus gekommen, versuchte er, einen Augenblick im Lehnstuhl von den Aufregungen der letzten Stunden auszuruhen. Aber die vor seinem Geiste aufsteigenden Bilder des Jammers liessen den Herzog die gewünschte Ruhe nicht finden. Als dann bei der Wachtparade von neuem die Gerüchte von dem Schrecklichen, was sich drüben zugetragen, auf ihn eindrangen, eilte er abermals an den Strom, um überall den Mut der Zaghaften zu entflammen. Unterdessen hatte sich ein Schiffer entschlossen, die Überfahrt zu wagen, mit ihm zwei Knechte, von denen einer Soldat war. Dieser begegnete dem Herzog und bat ihn um seine Einwilligung. Mit Freuden erteilte Leopold dieselbe und folgte ihm auf dem Fusse nach. Das Beispiel der drei

6. Bilder aus dem Herzogtume Braunschweig für Schule und Haus - S. 5

1894 - Braunschweig : Hafferburg
mutigen Männer reifst ihn fort; sein Entschluss ist gefasst. Eilig drängt er sich durch die versammelte Menge und steigt rasch in den Kahn, ehe noch der Schiffer selbst zur Stelle ist. Wiederum bestürmen ihn die Umstehenden mit den inständigsten Bitten, sein kostbares Leben zu schonen. „Auch jene Leben sind kostbar!" ruft er ihnen entgegen. Vergeblich mahnt auch der jetzt herangekommene Schiffer ab. „Wenn du willst, bleibe zurück; ich werde auch ohne dich hinüberfahren!“ ruft ihm der Herzog zu. Schon Stössen die Knechte vom Lande ab, als auch noch der Fischer hineinspringt. Bald gleitet das Fahrzeug in den Hauptstrom, stöfst zwar an einen Eisblock, wird aber dann pfeilschnell glücklich durch die Brückenöffnung getrieben. Jetzt gerät das Boot in die nach der Dammlücke drängende Strömung. Hier stöfst es an eine Weide, schwankt und schöpft Wasser. Der Fischer am Steuer fällt in den Strom. Der Herzog wankt, springt nach der Mitte des Kahnes und hält sich am Arme eines der Knechte. Da stöfst das Boot nochmal vorn an eine Weide und schlägt um. Der Herzog fällt rücklings in den Strudel, eine hohe Woge bricht über ihm zusammen. Vom Ende des Dammes werden ihm Stangen und Stricke zugeworfen, aber die Flut lässt nichts an ihn heran. Die drei Schiffer tauchten wieder auf und hielten sich an einigen Bäumen fest, bis sie gerettet wurden: der Herzog dagegen war verloren. Erst nach zwei Tagen fand man an einem Zaune den Stock des Fürsten. Sechs Tage nach dem unglücklichen Ereignis wurde der Leichnam selbst gefunden, im Sande begraben. An dieser Stelle ist später dem edlen Prinzen ein Denkmal errichtet worden. Hänselmann. 4. Herzog Friedrich Wilhelm im Herzoglichen Waisenhause zu Braunschweig. Ein jedes Kind in Braunschweig kennt heute das Reiterstandbild des Herzogs Friedrich Wilhelm auf dem Schloßplätze und die Friedrich-Wilhelms-Eiche am Petrithore; aber damals, als der edle Fürst lebte und regierte, kannte ihn jedes Kind in Wirklichkeit. Der hohe Herr ging häufig in den Straßen der Stadt spazieren, grüßte freundlich alle Leute und sprach mit jedermann. Leider mußte der geliebte Herrscher jahrelang in der Fremde weilen, denn die Franzosen hatten ihn vertrieben. Endlich aber war der böse Feind überwunden,

7. Bilder aus dem Herzogtume Braunschweig für Schule und Haus - S. 6

1894 - Braunschweig : Hafferburg
— 6 — und der tapfere Held konnte in die Stadt seiner Väter zurückkehren. Mit unbeschreiblichem Jubel wurde er empfangen, als er am 22. Dezember 1813 in Braunschweig wieder einzog. Das lang ersehnte Glück erfüllte alle Herzen, und alt und jung rüstete sich nun auf die Feier eines fröhlichen Weihnachtsfestes. Große Freude herrschte auch im Herzoglichen Waisenhause. Den armen Kindern dort hatte sich der Herzog immer gnädig bewiesen und wie ein wirklicher Vater für sie gesorgt. Nun wollten sie dem Herzoge auch gern einmal eine Freude bereiten und ihm ihre Liebe und Dankbarkeit zeigen. Am Morgen des 24. Dezember bewegte sich ein langer Zug von Knaben und Mädchen durch die noch völlig dunkeln Straßen nach dem Schloßplätze. Es waren die Zöglinge des großen Waisenhauses, die unter Führung des Waisenvaters ausgezogen waren, dem Herzoge den ersten Morgengruß darzubringen. Ohne Geräusch traten sie durch das Gitterthor in den Schloßplatz ein und stellten sich den bereits erleuchteten Wohnzimmern des Herzogs gegenüber aus. Nachdem die Betglocke der nahen Domkirche die sechste Stunde verkündigt hatte, stimmte auf ein von ihrem Führer gegebenes Zeichen die Kinderschar den alten Choral „Nun danket alle Gott" an. In der Stille des Morgens klang der Gesang ganz besonders feierlich. Bereits nach dem ersten Verse erschien der Herzog am geöffneten Fenster und blieb dort stehen, bis der letzte Ton verhallt war. Dann wurde der Waisenvater zum Herzoge beschieden, der ihm für die bereitete schöne Überraschung seine Freude und seinen Dank aussprach. Abends 6 Uhr fand im großen Saale des Waisenhauses die Weihnachtsbescherung statt. Sie war reicher als gewöhnlich ausgefallen, denn jedem Waisenkinde war vom Herzoge ein Zuckerkuchen und ein blanker Thaler besonders beschert. Die Freude war groß, wurde aber bei den Kindern und den anwesenden Lehrern noch erhöht, als während des Gesanges „Dies ist der Tag, den Gott gemacht" sich plötzlich die Saalthür öffnete, und der Herzog hereintrat. Unter lautem Jubel schritt derselbe durch die Reihen der Kinder, ließ sich ihre Geschenke zeigen, sprach gütig mit ihnen und freute sich über ihre strahlenden Gesichter. Der Herzog nahm erst Abschied nach dem Schlüsse der schönen Feier, die allen Teilnehmern unvergeßlich geblieben ist. Die Waisenkinder haben nie wieder ein so fröhliches Weihnachtsfest verlebt, denn schon im Jahre 1815 starb der edle Fürst den Heldentod fürs Vaterland. Br. A.

8. Bilder aus dem Herzogtume Braunschweig für Schule und Haus - S. 10

1894 - Braunschweig : Hafferburg
— 10 — gebaut, und auf derselben standen die Gchulmädchen der Stadt Braunschweig in hellen Kleidern und mit rot-weißen Schleifen geschmückt. Auf' allen Gesichtern lag die gespannteste Erwartung, ob der Kaiser nun endlich kommen werde. Der Vater und die beiden Kinder blieben an der Seite der Tribüne stehen; in demselben Augenblicke schlug es sechs Uhr. Kanonenschläge erdröhnten; die Glocken läuteten, und bald darauf kam der Kaiser in einem prachtvollen, sechsspännigen Wagen angefahren. Nun brach ein unbeschreiblicher Jubel los. Die Mädchen grüßten mit ihren weißen Taschentüchern und sangen: „Heil dir im Siegerkranz." Der Kaiser fuhr langsam an der Tribüne vorüber und grüßte freundlich mehrere Male die jubelnde Kinderschar. Paul und Helene waren hoch erfreut über diesen Anblick; sie ergriffen die Hände ihres guten Vaters und sagten beide: „Vater, wenn wir auch hundert Jahr alt werden, diesen schönen Tag werden wir nie vergessen!" A. Bethmann. 7. Der Bettelknabe von Venedig. In Braunschweig auf dem Altstadtmarkte steht dem schönen Altstadt-Rathause gegenüber ein grosses Gebäude. In den Giebeln über seinen Fenstern sind zur Zierde steinerne Rosen und Sterne angebracht, in vielen aber erblickt man auch Hüte. Ferner steht an der Ecke, da, wo man in die Breitestrasse eingeht, aus Stein gehauen die Gestalt eines Betteljungen. Er hat nur eine kurze Jacke an, seine Hosen sind zerrissen, Schuhe und Strümpfe fehlen ganz. In den Händen hält er einen Hut vor sich hin, wie es die Bettler zu thun pflegen. Dieser Knabe hat das grosse Eckhaus erbaut, und das ist so zugegangen. Eines Tages wurde der Herzog Georg Wilhelm von Braunschweig in Venedig von einem Knaben um eine Gabe angesprochen. In Ermangelung kleinerer Münzen warf ihm der Herzog ein Goldstück in den Hut. Über solche Freigebigkeit bestürzt, reichte der Knabe das Geld mit dem Bemerken zurück, der Herr müsse sich wohl geirrt haben, worauf ihm der Herzog antwortete: „Wenn es dir zu viel ist, so wechsele es, und gieb inir das übrige wieder.u Sofort lief der Betteljunge zu einem Krämer, liess das Goldstück wechseln und stellte dem Herzoge die erhaltenen kleineren Münzen treulich zu. Diese Ehrlichkeit gefiel dem Fürsten.. Er beschenkte nicht nur den Knaben reichlich, sondern behielt ihn auch als seinen Führer bei sich. Bald nach dieser Geschichte konnte

9. Bilder aus dem Herzogtume Braunschweig für Schule und Haus - S. 12

1894 - Braunschweig : Hafferburg
— 12 — wunderliche Gebäck, liefen herzu und kauften so eilig die Eulen und Meerkatzen, daß er bald keine mehr hatte. An Geld nahm er mehr dafür auf, als er für seinen Teig gegeben hatte. Als das der Bäcker hörte, bat er den Gesellen, doch wiederzukommen, aber Eulenspiegel hatte dazu keine Lust und zog fort. Nachdem Till einen großen Teil von Deutschland durchwandert und überall lustige Streiche ausgeübt hatte, starb er ums Jahr 1350 zu Mölln im Lauenburgischen. Er liegt dort unter einer Linde begraben, wo noch heute sein Leichenstein mit einer Eule und einem Spiegel zu sehen ist. Voges. 9. Die Asseburg. Auf der Asse stand in uralten Zeiten eine feste Burg, von welcher heute nur noch die Trümmer zu sehen sind. Als die Burg einst von dem braunschweigischen Herzoge belagert und eingeschlossen war, hatten die Belagerten anfangs keine Not; denn durch den unterirdischen Gang, der von Wolfenbüttel nach der Asseburg führte, wurden ihnen immer neue Lebensmittel zugebracht. Als dann aber die Feste an der Oker auch eingenommen uni) gebrochen war, gerieten die Burgleute doch in Not; denn ihre Vorräte waren allmählich ausgezehrt. Sorgenvoll durchwanderte der Graf Buffo die leeren Ställe und Vorratskammern und schaute unmutig vom hohen Turme ins feindliche Lager hinein. Sollten die braunschweigischen Fahnen doch noch von den Zinnen seines Hauses wehen? Sollte der Wolf doch noch vor dem Löwen zu Kreuze kriechen, besiegt nur durch den Hunger? Da fiel sein Blick auf den Ziegenbock, der im verwilderten Burghofe das Gras fraß, und plötzlich kam ihm ein glücklicher Gedanke. Seine Miene erhellte sich, rasch eilte er hinunter, um mit dem Koch eine lange Beratung zu halten. Tags darauf erhob sich auf der Burg ein lustiges Getöne, als würde dort ein frohes Fest gefeiert. Verwundert horchten die Braunschweiger hinauf; jetzt sahen sie eine weiße Fahne auf dem Thorturme wehen, die Fallbrücke rasselte nieber, und ein Ritter trat hervor, von einem Knappen gefolgt, der einen großen, verdeckten Korb trug. Sie wandten sich dem herzoglichen Zelte zu. Hier überreichte der Abgesanbte dem Fürsten im Namen seines Herrn einen feisten Rehbraten mit dem Bemerken, daß Buffo freunbnachbarlich bereit fei, dem Herzoge noch mehr begleichen zu fenben, wenn er es begehre. Das war benn boch zu arg! Sollte der listige Busso, nachdem ihm alle Pässe verhauen waren, doch noch Gelegenheit haben, ein Wildpret zu

10. Bilder aus dem Herzogtume Braunschweig für Schule und Haus - S. 13

1894 - Braunschweig : Hafferburg
— 13 — erjagen, das selbst auf des Herzogs Tafel selten war? Als so der Fürst sah, daß er gegen den schlauen Asseburger nichts ausrichten konnte, befahl er voll Unmuts den Abzug. Bald bemerkten die lauernden Burgmannen die Anstalten der Braunschweiger zum Ausbruch und erhoben ein weithin schallendes, höhnisches Gelächter; denn der vermeintliche Rehbraten stammte von dem Ziegenbocke her, der weidmännisch zerlegt war, und dessen Keulen man mit etlichen Rehhaaren von einer alten Decke bestreut hatte. Insbesondere hob der Koch jetzt spöttisch den Ziegenbart in die Höhe und sprang lachend umher. Da erkannte der Herzog den Betrug. Ergrimmt über den Hohn, ordnete er einen neuen Sturm an, und nach hartnäckigem Kampfe wurde die Burg gewonnen. Voges. 10. Conring. An der ehemaligen Hochschule zu Helmstedt lehrte vor mehr als 200 Jahren der berühmte Professor Conring, ein sehr kleiner Mann, von unscheinbarer, knabenhafter Gestalt. Als er einst zu der Universität gehen wollte, verlor er unterwegs sein Heft. „Lüttje Junge!" rief da ein Bauer hinter ihm her, „hei vorlüst fien Schriefbank!" Ein andermal wollte ihn der Herzog nach Wolfenbüttel holen lassen und schickte dazu eine große, vierspännige Kutsche. Der Kutscher kam an, hielt vor Conrings Wohnung, reichte den Brief des Herzogs hinein und wartete dann aus dem Bocke, bis alles zur Abreise fertig fei. Conring hatte in der Eile alles, was zur Reife nötig war, besorgt und wollte einsteigen. Da fragte ihn der Kutscher: „Ra, Lüttje, will hei denn ok midde?" Conring lächelte und antwortete: „Ich bin es selbst, der Professor." Da schüttelte der Kutscher den Kopf und wollte es nicht glauben. Als es aber die Umstehenden bestätigten, sagte er: „Ra, wenn bat is, so harre ik nich bruken mit veir Pären un Wagen tau fomen! Den harre ik wol in ’er Tovelkiepe nah Wul-senbüttel dragen wold!" 11. Willegis. In der Stadt Schöningen lebte vor mehreren Jahrhunderten ein schlichter Wagenbauer. Ihm wurde ein Sohn geboren, der den Namen Willegis erhielt und bald herrliche Anlagen zeigte. Er wurde daher für den geistlichen Stand gebildet. Willegis
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