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1. Preußen unter der Königskrone - S. uncounted

1901 - Breslau : Hirt
unter her Verlag von Ferdinand lirt in Breslau.

2. Preußen unter der Königskrone - S. uncounted

1901 - Breslau : Hirt

3. Preußen unter der Königskrone - S. 1

1901 - Breslau : Hirt
Preußen unter der Königskrone. Der Jugend und dem Volke gewidmet von Oeorg-Eckert-lnstitut für internationale Friedrich Tromnarr, • Schulbuchforschung Stadt- und Kreisschulinspektor zu Königsberg i. Pr. Braunschwsig Schulbuchbibliothek Kleine Äusqabt. Mit 30 Abbildungen. mit Gott für König und Vaterland! 81.—40. Tausend. Aerdinand Kirt, Königliche Universitäts - und Verlags-Buchhandlung. Breslau. 1901. Alle Rechte vorbehalten.

4. Preußen unter der Königskrone - S. 3

1901 - Breslau : Hirt
1. Die Erhebung Preußens zum Königreiche. (Mas Kleine ist die Wiege des Großen! Dies lehrt auch die ruhmreiche Ge-Co schichte unseres Vaterlandes. Als Kaiser Sigismund am 30. April 1415 den Burggrafen Friedrich von Zollern „in Betracht seiner Redlichkeit, Vernunft, Macht, Festigkeit und sonstigen Tugenden" mit dem nördlichen Teile der heutigen Provinz Brandenburg belehnte, ahnte gewiß niemand, daß dies kleine, durch Krieg und schlechte Verwaltung sehr heruntergekommene Ländchen die Wiege des mächtigen Königreichs Preußen werden sollte. Daß es dahin kam, ist in erster Linie das Verdienst der Kurfürsten aus dem glorreichen Geschlecht der Hohen-zollern; denn alle arbeiteten mit redlichem Fleiß, festem Willen, Hellem Blick und warmem, unverzagtem Herzen an der äußern und innern Ausgestaltung ihres Landes und brachten es schließlich dahin, daß der brandenburgisch-preußische Staat am Ende des 17. Jahrhunderts unter den Staaten Europas bereits eine sehr geachtete Stellung einnahm. Besonders wuchs das Ansehen Kurbrandenburgs während der Regierung des Großen Kurfürsten. Gleich in den ersten Jahren seiner Herrschaft saßte er den Plan, ans seinen eigenen, vom deutschen Reiche unabhängigen Besitzungen ein der Ostsee einen selbständigen Staat zu bilden. Der größte Gegner seiner Bestrebungen war der Kaiser, dem er gegen alle seine Feinde treue und große Dienste geleistet hatte, denn derselbe wollte „nicht Pommern an Brandenburg lassen, um nicht einen neuen König der Wenden an der Ostsee emporzuheben". Der Große Kurfürst starb, ohne das Ziel seiner Wünsche, die Königskrone, erreicht zu haben, gleich einem Könige wurde er indessen von seinen Zeitgenossen geehrt. #* Der Große Kurfürst.

5. Preußen unter der Königskrone - S. 11

1901 - Breslau : Hirt
4. Die Fürsorge der Hohenzollern für Landbau und Gewerbe. 11 gegen Dänemark (1864) und Österreich (1866) erwarb Preußen Schleswig-Holstein, Hannover, Knrheffeu, Nassau und die freie Stadt Frankfurt a. M. Nunmehr war das preußische Gebiet zusammenhängend und abgerundet. Auch die Stammlande Hohenzollern-Hechingen und Sigmaringen gehörten dazu; denn ihre Fürsten hatten sie bereits 1849 zum Besten deutscher Einheit an Preußen abgetreten. Die großen Ereignisse von 1870/71 brachten Preußen zwar keine Gebietserweiterung, aber desto mehr Ehre. Die Könige von Preußen waren fortan zugleich deutsche Kaiser, und dem Begründer von Deutschlands Einigung, Kaiser Wilhelm dem Großen, war es zugleich vergönnt, Mehrer des Deutschen Reiches zu sein; denn Elsaß-Lothringen, ehemals deutsches Gebiet, vor uahezu 200 Jahren mitten im Frieden von Ludwig Xiy. geraubt, fiel wieder au das Mutterland zurück. Damit hatte Deutschland die Ausdehnung gewonnen, die es heute besitzt; 1890 wurde noch die Insel Helgoland von England gegen afrikanisches Gebiet eingetauscht und hierdurch zugleich der beschämende Umstand beseitigt, daß die englische Flagge unweit der Mündungen deutscher Flüsse wehte. Das deutsche Gebiet umsaßt zur Zeit den stattlichen Flächenraum von 540600 qkm mit 521/4 Millionen Bewohnern. Davon kommen 348600 qkm mit 32 Millionen Bewohnern auf Preußen. Über alle deutschen Lande, sowie über das deutsche Kolonialgebiet hat der Hohenzollernaar schützend seine Flügel ausgebreitet. Er wird ihnen ein treuer Wächter sein für und für. 4. Die Fürsorge der Hohenmern für Landbau und Gewerbe. Die Erhebung Preußens zum Königreiche und die damit verbundenen Krönungsfeierlichkeiten hatten von dem Lande große Opfer gefordert. Das Volk empfand den Druck der hohen Abgaben sehr schwer. Die Verwaltung des Landes war aber nicht dazu angethan, den Wohlstand des Volkes zu heben; denn der König wurde schlecht beraten und erfuhr von seinen Räten nicht, wie es eigentlich im Lande aussah. Dazu kam die schwere Heimsuchung einzelner Landesteile durch Mißernte, Teuerung, Hungersnot und ansteckende Krankheiten. In dieser Zeit der schweren Not erschien Friedrich Wilhelm I. dem Lande als Retter. Er ergriff die Zügel der Regierung mit fester Hand, prüfte und besserte selbst. Seine ganz besondere Fürsorge wandte er Ostpreußen zu. Dieses befand sich bei seinem Regierungsantritt in einem beklagenswerten Zustande; denn von 1709 bis 1711 hatte bort eine große Pest gewütet und den größten Teil des Landes zur Wüste gemacht. Um bic Wunden des Landes zu heilen, machte der König wieberholt beschwerliche Reisen borthin, sah, prüfte und besserte. Er erkannte, daß es vor allen Dingen an Bewohnern fehlte. Deshalb rief er aus der Nähe von Halber-Itabt, aus der Pfalz und der Schweiz Kolonisten in das Land, wies ihnen Wohnsitze an, erließ ihnen für die brei ersten Jahre die Steuern und unterstützte sie beim Ankauf von Vieh, Ackergeräten und Saatgetreibe. Die größte Wohlthat aber erwies er Litauen 1732 durch die Aufnahme von etwa 17000 evangelischen Salzburgern, die um ihres Glaubens willen aus ihrer Heimat vertrieben worben waren. Der sonst so sparsame König fpenbete

6. Preußen unter der Königskrone - S. 13

1901 - Breslau : Hirt
4. Die Fürsorge der Hohenzollern für Landbau und Gewerbe. 13 Auch die Maßnahmen des Königs zur Hebung des Ackerbaues waren von großem Erfolge gekrönt. Wüste Ländereien wurden mit fleißigen und geschickten Arbeitern besetzt und gut bebaut, Sümpfe ausgetrocknet und öde Gegenden in blühende Gefilde verwandelt. So entstanden auch die fruchtbaren Niederungen an der Warthe und Oder. Als der König einst das ertragreiche, gut bebaute Oderbruch überschaute, rief er freudig aus. „Hier habe ich eine Provinz gewonnen, die nicht einen Soldaten gekostet hat." Man hat später festgestellt, daß durch Friedrichs des Großeu rastlose Thätigkeit 300000 Morgen Landes urbar gemacht, 500 Dörfer neu gegründet und 50000 Kolonistenfamilien angesiedelt worden sind. Seine auf die Einführung des Maulbeerbaumes und des damit verbundenen Seidenbaues gesetzten Hoffnungen wurden dagegen nicht ganz erfüllt, was wohl größtenteils in dem zu rauhen Klima des Landes seinen Grund hatte. Desto größer aber war der Segen, der dem Lande aus der Einführung der Kartossel erwuchs. Ganz besondere Fürsorge wandte Friedrich der Große den neu erworbenen Landesteilen zu. Was fein Vater für Ostpreußen gewesen war, das wurde er für Westpreußen und den Netzedistrikt. Die preußischen Beamten, die nach 1772 in diese Lande geschickt wurden, um Ordnung zu schaffen, waren erstaunt über die Trostlosigkeit der Zustände. Aber gerade deshalb wurde Westpreußen „das Schoßkind" des großen Königs. „Ich werde selbst hinkommen, um alles selber zu feheu und einzurichten," schrieb er am 1. April 1772. Die Folge dieses Besuches war, daß er zur Förderung deutscher Kultur aus Sachsen, Böhmen, Anhalt und Thüringen Kolonisten in das Land ries und ihnen die üblichen Vergünstigungen gewährte. Bald hatte er die Freude, besonders an der Weichsel und im Netzedistrikt fruchtbares Land mit wohlhabenden Bewohnern erblühen zu sehen. Sein Hauptwerk war jedoch die Anlegung des Bromberger Kanals, der die Brahe mit der Netze und somit das Weichselgebiet mit dem Odergebiet verbindet. Bald entwickelte sich aus dieser Verkehrsstraße, die des Königs Stolz und Freude war, eiu reges Treiben, namentlich nahm die Holz- und Getreideausfuhr nach Berlin und Stettin einen ungeahnten Aufschwung. Dies kam in erster Linie der Stadt Bromberg zu gute, die sich bald von einem verwüsteten Flecken zu einer blühenden Mittelstadt erhob. Noch heute erinnert daselbst ein wohlgelungenes Reiterstandbild auf dem Marktplatze an die hervorragenden Verdienste des großen Königs. Ebenso segensreich war seine Regierung für Schlesien. Durch die preußische Verwaltung wurden nicht nur die Spuren alter Verwüstung, sondern auch die der neuen nach wenigen Jahren getilgt; Friedrich der Große gründete neue Dörfer, ließ 15 ansehnliche Städte zum größten -4.eil aus der Asche neu erstehen und zwang die Gutsherren, einige tausend eingezogene Bauernhöfe wieder aufzubauen und mit erblichen Eigentümern zu besetzen. Die ungleiche Besteuerung, die bis dahin vorzugsweise den armen Mann getroffen hatte, wurde aufgehoben. Der König ließ das Land in kleine Kreise teilen, den Wert des Bodens abschätzen und jedem seiner Unterthanen nach Vermögen Steuer auslegen. Der Dank der Schlesier blieb nicht aus. Sie befreundeten sich sehr schnell mit dem neuen Regiment, und jung und alt jubelte dem „alten

7. Preußen unter der Königskrone - S. 14

1901 - Breslau : Hirt
tjürforqß bei' Hohen^ollßm für Sanbbau und ©eroerbe. Fritz" zu, wo er sich sehen ließ. Voll Bewunberung und Dankbarkeit blicken noch jetzt alle Schlesier zu dem herrlichen Denkmal empor, welches den Bres^ lauer Marktplatz ziert. , ^r^ej)r^ Wilhelm Ii. suchte in den ersten Jahren seiner Regierung das Werk ] eines Oheims nach Kräften zu sörberit. Strebsame Lanbwirte spornte er durch die Gewährung von Prämien zu immer neuem Eiser an. Die Nieberungen au der Warthe und Ober würden durch Anlegung von Dämmen gegen die Gefahren des Hochwassers geschützt. Durch die Anlegung des Ruppiner Kanals ließ der König in der Mark das Netz der Wasserstraßen erweitern. 9ticht minber wichtig war seine Sorge für gute Laub-1t reißen. xyt Westfalen, im N?agbeburgischen und Halberstäbtischen sowie in der Mark würden unter Auswenbung beträchtlicher Gelbmittel die gnmblosen Wege beseitigt und neue Straßen kunstgerecht angelegt. Den länblichen Besitzern verschaffte der König Gelegenheit, gegen mäßige Zinsen Darlehen zu erhalten, wie es in Ost- und Westpreußen durch Einrichtung der noch heute segensreich wirfenben „Laubschaft" geschah. Viele Pläne des Königs blieben jeboch nur auf dem Papier; benn er selbst hatte nicht die Thatkraft seines Oheims, seine Minister rieten ihm mit Rücksicht auf die Kosten von der Durchführung ab, und in den letzten Jahren seiner Regierung verbot sie sich von selbst, weil die Gefahren, die dem Laube durch die französische Revolution drohten, die Thätigkeit des Königs voll in Anspruch nahmen. Am Anfange des 19. Jahrhuuberts würde durch die Schrecken des unglücklichen Krieges der Wohlstaub des Volkes untergraben und die Selb-stänbigfeit des Reiches stark ßebroht. Friedrich Wilhelm Iii. und seine Getreuen erkannten, daß dem brohenben Unheil nur durch eine gänzliche Umgestaltung der wirtschaftlichen Verhältnisse begegnet werben könne, und trafen banach ihre Maßregeln. Am 9. Oktober 1807 erließ der König von Memel das berühmte ©bist, das die (Srtmnterthänigfeit der Bauern aufhob. 47000 Bauernhöfe würden mit einem Schlage frei. Ihre Besitzer bearbeiteten fortan den eigenen Bobett und gingen mit größerer Freube und Lust an die Arbeit, weil die Früchte berfelbett nunmehr ihnen allein zu gute kamen. ^ ^er Erlaß der Stäbteorbuung und die Einführung der Gewerbefreiheit trugen ebenfalls zur Hebung der wirtschaftlichen Verhält-nisse bei. Durch den Bau von Lanbstraßen und Eisenbahnen, durch Vermehrung und Verbesserung des Postverkehrs, vor allem aber durch die Einrichtung des Deutschen Zollvereins nahmen Handel und Verkehr einen gewaltigen Aufschwung. 1823 genehmigte der König die Einrichtung der Provinzialstänbe. Die Vertreter berfelbett würden zur Hälfte aus den Rittergutsbesitzern, zur Hälfte aus den Bürgern und Bauern der einzelnen Provinzen gewählt. Sie hatten das Recht, über Gesetzentwürfe, die das Volk angingen, zu beraten und ihr Gutachten abzugeben. Damit war das Volk zufrieben; beshalb gingen auch die Stürme der Julirevolutiou, die 1830 in Frankreich wüteten, an Preußen spurlos vorüber. Die Beseitigung der Zollschranken zwischen den deutschen Staaten, die dem Zollverein angehörten, Mar zugleich der erste Schritt zur Einigung Deutschlanbs. Sie brachte aber auch die Einzelstaaten Deutschlanbs einanber näher

8. Preußen unter der Königskrone - S. 16

1901 - Breslau : Hirt
16 5. Die soziale Wirksamkeit der Hohenzoüern. 5. Die soziale Wirksamkeit der Hohenmern. Nachdem durch Friedrich I. das preußische Königtum aufgerichtet und äußerlich gefestigt worden war, arbeiteten seine Nachfolger daran, es auch innerlich zu kräftigen, damit es die starken Wurzeln feiner Kraft im eigenen Volke finde. Friedrich Wilhelm I., schlicht und einfach, derb und gesund, schnell in der Auffaffuug und scharf im Urteil, zeigte sich groß als praktischer Volkswirt. Er sagte selbst, daß er nach den Grundsätzen verfahre, die er durch Versuche, lind nicht aus Büchern als richtig erkannt habe. Als sparsamer Haushalter ging er seinen Unterthanen mit gutem Beispiel voran. Der glanzvolle Hofstaat Friedrichs I. wurde in einen schlichten, bürgerlichen Hanshalt verwandelt. Als deutscher Mauu verlangte er von seinen Unterthanen, daß alles undeutsche Wesen aufhören, Sitte und Zucht, Denken und Wollen, Wirtschaft und Arbeit, überhaupt die ganze Lebensführung kerndeutsch sein sollte. Deshalb verbot er die Einfuhr ausländischer Waren, gründete in Berlin ein großes Lagerhaus für Wollwaren-Manufaktur und duldete es nicht, daß feine Unterthanen baumwollene Kleider trugen. Durch die Einführung der Verbrauchssteuer, 9tccife genannt, meinte er die Stenern auf die städtische Bevölkerung am gleichmäßigsten verteilt zu haben. Auf dem Lande trat an die Stelle dieser Abgabe die Kontribution, deren Höhe sich nach der Güte des Bodens und nach der Menge der Aussaat richtete. Auch von den großen Lehnsgütern, die bis dahin nur in Kriegszeiten „Lehns-pserde" zu stellen gehabt hatten, im übrigen aber steuerfrei gewesen waren, forderte der Staat fortan regelmäßige Abgaben ohne Rücksicht aus den lebhaften Widerspruch des mächtigen Adels. Um die Verwaltung des Landes einheitlich zu gestalten, richtete der König das Generaldirektorium ein, und für die Verwaltung der einzelnen Provinzen schuf er als oberste Behörden die Kriegs- und Domäuenkammern. Über alle Behörden aber wachte er selbst als der oberste Schirmherr des Rechts. Besonders betrachtete er sich als der Beschützer der Armen und Bedrängten. In den königlichen Ämtern hob er die Leibeigenschaft auf. Gegen Wucher und Müßiggang, gegen Unrecht und Steuerdruck, gegen Prügelstrafe wie gegen die Hexenprozesse trat der König sest aus. Nichts war ihm zu schwer, nichts zu gering für fein Eingreifen. Für viele Gemeinden hat er Feuerspritzen beschafft und Nachtwächter angestellt; denn feinem Auge entging kein Mangel. Dieselbe Gewissenhaftigkeit, Aufopferung und Umsicht verlangte er auch von seinen Beamten, deren Thätigkeit er persönlich prüfte. Wehe ihnen, wenn er sie nicht auf ihrem Posten fand! Der König verkörperte in sich gewissermaßen Friedrich Wilhelm I.

9. Preußen unter der Königskrone - S. 17

1901 - Breslau : Hirt
5. Die soziale Wirksamkeit der Hohenzollern. 17 das Wort, das Fürst Bismarck 1882 im Reichstag gebrauchte: „Eine Verwaltung hat viele Herzen, aber ein Herz hat sie nicht; ein König hat ein Herz für sich, das Seiden mit empfindet." Friedrich der Große schritt ans dem Wege weiter, den ihm sein Vater vorgezeichnet hatte, und suchte daneben noch eigene Wege. Er verlangte, daß jeder Untertheilt willig und ohne Widerspruch das trüge, was er ihm auferlegte. Jeder sollte in dem Kreise bleiben, in den ihn Gebnrt und Erziehung gesetzt hatten. Ter Edelmann sollte Gutsherr und Offizier sein; dem Bürger gehörte nach seiner Meinung die Stadt mit Handel, Industrie, Gelehrsamkeit und Erfindung; dem Bauer erkannte er den Acker und die Dienste zu. Aber in seinem Stande sollte jeder Unterthan gedeihen und sich wohl fühlen. „Gleiches, schnelles Recht für jeden, keine Begünstigung der Vornehmen und Reichen, in zweifelhaften Fällen lieber des kleinen Mannes," war feilt Grundsatz, der auch in dem Allgemeinen Landrecht zur Geltung kam, das nach seinem Tode veröffentlicht wurde (1794). So verkörpeter der große König in sich den schonen Wahlsprach: „Jedem das Seine". Von den Grundsätzen, die er einmal als richtig erkannt hatte, ließ er sich nicht abbringen, kümmerte sich aber auch nicht bar um, wenn er in Schmähschriften und Spottgebichten von seinen Gegnern angegriffen wurde. Höchstens sagte er: „Laßt die Leute nur red eit, was sie wolleu, weitn sie nur thun, was sie sollen, und dem Staate das geben, was er ihnen auferlegt." Eine große Stütze hatte er bei allen feinen Bestrebungen in bent Be-fimtenstanbe, der sich unter seiner Leitung musterhast ausgestaltete. Die ltieberen Beamtenstellen besetzte der König mit invaliden Unteroffizieren, die seine Schlachten hatten gewinnen helfen und int Pulverbampf ergraut waren. „Sie faßen jetzt als Aeciseeinnehmer an beit Thoren und rauchten ihre Holzpfeife, sie erhielten sehr geringes Gehalt, konnten sich nichts zu gute thun; aber sie waren vom frühen Morgen bis zum späten Abenb zttr Stelle, thaten ihre Pflicht geluanbt, kurz und pünktlich, wie alte Soldaten Pflegen. Sie bachteit immer an ihren Dienst; er war ihre Ehre, ihr Stolz. Dafür würden sie aber auch vom Könige persönlich gekannt, uitb es war ihr höchster Lohn, wenn er einmal bttrch beit Ort fuhr, sie - mit seilten großen Augen ansah ttitb als Zeichen befonberer Gnabe gegen sie ein wenig sein Haupt neigte." In den höheren Beamtenkreisen herrschte berselbe Geist der Hingabe für das Wohl des Vaterlandes. Und der König wollte es so. Bezeichnet^ dafür siitb die Worte, die er auf seiner letzten Reise nach Westpreußen an den neuen Regierungspräsidenten von Massow richtete, indem er sprach: „Ich habe Ihn zum Präsidenten gemacht. Ich muß Ihn also auch wohl kennen lernen. Ich bin eigentlich der oberste Justizkommissarius in meinem Lande, der über Recht und Gerechtigkeit walten soll; aber ich kann nicht alles bestreiten und muß darum solche Leute haben, wie Er. Er muß durchaus unparteiisch und ohne Ansehen der Person richten, es sei Prinz, Edelmann oder Bauer. Hort Er, das sage ich Ihm, sonst sind wir geschiedene Leute. »Hat Er Güter?« »Nein, Ew. Majestät!« »Will Er welche kaufen?« »Dazu habe ich keilt Geld, Ew. Majestät!« »Gut, fo weiß Er, was Armut ist, und so muß Er sich um so mehr der Bedrängten annehmen!«" Tromncin, Preußen unter der Königskrone. Kl. A. 2

10. Preußen unter der Königskrone - S. 25

1901 - Breslau : Hirt
6. Die Hohenzollern als Förderer von Kunst, Wissenschaft und Volksbildung. 25 dem er die Aufgabe stellte, das gesamte Schulwesen nach den Forderungen der Zeit zu verbessern. In verschiedenen Gegenden der Monarchie entstanden nach böhmischem Muster Industrieschulen, in denen Unterricht und Arbeit vereinigt werden sollten. Für Ostpreußen wurden Normalschulen eingerichtet, die allen Landschulen zum Muster dienten. Prüfung und Unterhaltung der Lehrer waren fortgesetzt Gegenstände der Fürsorge des Königs. Wenn trotzdem nicht so viel erreicht werden konnte, als man anfangs gehofft hatte, so lag dies nicht am guten Willen, sondern an der Ungunst der Verhältnisse. Aber auch diese wurden überwunden, als am Anfange des 19. Jahrhunderts dem Vaterlande Männer erstanden, die berufen waren, auf allen Gebieten des Staatslebens eine Wiedergeburt herbeizuführen. Schon am Ende des 18. Jahrhunderts hatte der große Denker Immanuel Kant durch seine Schriften wahres Pflichtbewußtsein zu wecken gesucht. Fichte entzündete in den Unglücksjahren durch seine „Reden an die deutsche Nation" eine glühende Vaterlandsliebe. Ernst Moritz Arndt ließ nicht ab, durch Wort und Schrift das preußische Gewissen aufzurütteln, das Gefühl für deutsche Ehre und Unabhängigkeit zu wecken und vor welschem Trug zu warnen. Friedrich Wilhelm Iii. sah und hörte dies alles mit stiller Freude. Alleuthalbeu förderte er die Bestrebungen zur Hebung des Volkswohls m\b bewies steh als ein Beschützer vou Kunst und Wissenschaft, wie kaum ein Hohenzoller zuvor. 1817 wurde ein besonderes „ Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten " eingerichtet, das nnter der Leitung des Ministers von Altenstein eine segensreiche Thätigkeit entfaltete. Friedrich Wilhelm Iv. wandte sein Interesse in hervorragendem Maße der Kunst und Wissenschaft zu. Schon als Jüngling hatte er bei seinem Aufenthalt in Paris die dortigen Kunstschätze studiert und für seinen leicht empfänglichen Geist viel Anregung gefunden. Durch eilte spätere Reise nach Italien wurde seine Liebe für die Kunst und ihre Schätze noch erhöht. Darum beehrte er auch als König die berühmtesten Künstler mit seiner Freundschaft. Tüchtige Maler, Bildhauer und Baumeister ries er in seine Nähe und suchte die Residenz mit ihren Werfen zu schmücken. So entstand das berühmte Denkmal Friedrichs des Großen von Christian Ranch und das Denkmal Friedrich Wilhelms Iii. im Tiergarten. In den höheren und niederen Schulen suchten seine Räte durch Festsetzung und Durchführung der Regulative vom 1., 2. und 3. Oktober 1854 das, was ihnen von dem bisherigen Unterrichtsstoff überflüssig schien, zu entfernen und den Sinn besonders aus die Pflege der Religion zu richten. Wirksamer war jedoch die Forderung, die das preußische Schulwesen während der Regierung Wilhelms I. durch die Einführung der Allgemeinen Bestimmungen vom 15. Oktober 1872 erhielt. Auch Wilhelm Ii. tritt kräftig für Volksbildung, Kunst und Wissenschaft ein. Schon als Schüler des Gymnasiums in Kassel und als Student in Bonn zeigte er große Neigung zu wissenschaftlichem Streben. Diese hat er sich als Kaiser bewahrt. Kein Fortschritt entgeht seinem Kennerblick, und seine persönliche Teilnahme ist für Künstler und Gelehrte ein Sporn zu immer neuem Streben. 1890 berief er aus allen Teilen des Reiches erfahrene Schulmänner zu einer Schulkouserenz nach Berlin und sorgte dafür, daß vaterländische Geschichte,
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