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1. Die neueste Zeit - S. 56

1886 - Mainz : Kirchheim
56 Frankreich. Karl X. Die Julirevolution. Schule; abends fielen Schüsse, Barrikaden wurden in den Straßen ausgeworfen, alles Anzeichen des nahenden Kampses, denen Marmont thatlos zusah. — Nur mit Widerwillen hatte er den Oberbefehl übernommen; dazu kam, daß von den 11,000 Soldaten, mit welchen er Paris niederhalten sollte, nur ein Teil — die Garde und die Schweizer — zuverlässig war. So begann am Mittwoch , den 28., der Kampf unter dem Dröhnen der Sturmglocken; müde vom Barrikadenstürmen, hungrig und durstig zogen sich die Truppen am Abend auf die Tuilerien zurück, von wo aus Marmout den Kampf leitete. Am Donnerstage gingen bereis zwei Regimenter Zum Volke über; seit tagesgrauen schlug man sich, gegen Mittag bemächtigten sich die bewaffneten Massen des Louvre, am Abend verstummte der Kampf, Marmont mit dem Reste der Treugebliebenen befand sich aus dem Wege nach St. Cloud, wo der König in ächt bourbouischer Verblendung die Gesahr nicht sehen wollte. Trotz der immer dringlicher werdenden Depeschen des Marschalls rührte man sich nicht; der erste Kammerherr lud zum gewohnten Spiel am königlichen Whisttisch, als lebte man im tiefsten Frieden. Erst als die Truppen Marmonts blut- und schweißbedeckt, ermüdet und hungrig in Saint Cloud eintrafen, entschloß sich der König zur Zurücknahme der Ordonanzen und zur Ernennung eines neuen Ministeriums. Es war zu spät; schon hatten um die Zeit, als das Volk das Louvre nahm, ungefähr 40 Abgeordnete im Hause des reichen Bankiers Lafitte, eines Führers der Liberalen, einen städtischen Ausschuß gewählt, der die provisorische Regierung übernahm. Den königlichen Gesandten tönte aus den Volkshaufen der Ruf entgegen: „Zu spät! keine Bourbonen mehr!" Freilich darüber, was man wollte, war man noch nicht einig. Die eigentlichen Julikämpfer: die Arbeiter, die Studenten, die ganze Jngend wünschte die Republik; der wohlhabende Bürger-stand (die Bourgeoisie), die Nationalgarde und die Mehrheit der Abgeordneten dachten an eine Monarchie, aber Beseitigung der Bourbons. Schon hatte der Bankier den Herzog von Orleans, welcher in den innigsten Beziehungen zu den Männern der Revolution stand und wie einst sein Vater, der berüchtigte Egalits, gegen seine königlichen Anverwandten confpirierte, auffordern lassen, von seinem Schlosse zu Neuilly nach Paris zu kommen, wenn er nicht erschiene, würde die Republik oder Napoleon Ii. ausgerufen; er habe demnach nur zu wählen zwischen einer Krone und einem Paß. Auch der einflußreiche Thiers war für ihn thätig; durch einen Maueranschlag empfahl er ihn geradezu als denjenigen, der die dreifarbige Fahne und die Verfassung

2. Die neueste Zeit - S. 1

1886 - Mainz : Kirchheim
Ii. Dir christliche Zeit. C. Vom Sturze Napoleons I. bis zur Gegenwart. I. Die Zeit vom Wiener Kongreß bis zur Julirevolution (1815—1830). 1. Der deutsche Sund. Arst nach Napoleons völligem Sturze konnten die Fürsten und Völker auf einen dauernden Frieden hoffen. Der Wiener Kongreß, welcher bis zum 9. Juni 1815 währte, hatte die große und schwierige Aufgabe zu lösen gehabt, alle Verhältnisse neu zu ordnen und so zu gestalten, daß aus dauernd gesicherten Bestand zu rechnen war; seine Beschlüsse wurden durch den zweiten Pariser Frieden bestätigt. Alle Staaten wurden durch den Kongreß so verteilt und begrenzt, wie sie im wesentlichen bis zum Jahre 1866 geblieben sind. Da das deutsche Reich nicht wieder hergestellt wurde, trat an dessen Stelle der deutsche Bund, zum Zwecke der Erhaltung der äußeren und inneren Sicherheit des Landes und der Unabhängigkeit und Unverletzlichkeit der einzelnen Staaten. Die Verhältnisse desselben wurden durch die am 8. Juni 1815 zu Wien unterzeichnete Bundesamt e festgestellt, welche ans 20 Artikeln besteht, von denen die 11 ersten in die Wiener Kongreßakte vom 9. Juni 1815 aufgenommen und dadurch unter die Garantie der europäischen Großmächte gestellt wurden. Deutschland bildete danach keinen Bundesstaat, sondern nur einen Staatenbund, d. H. eine Vereinigung der 34 von einander unabhängigen souveränen Fürsten und der 4 freien Reichsstädte, in welchen alle Bundesglieder Hoffmann, Weltgeschichte rc. Iv. 1

3. Die neueste Zeit - S. 59

1886 - Mainz : Kirchheim
Die Niederlande. Wilhelm I. 59 stellt. — So ward die Revolution des Juli 1830 geschlossen, und der Stern der Bourbonen war zum drittenmal untergegangen; wie lange aber die Sonne des Julithrones über Frankreich leuchten werde, lag im Dunkel der Zukunft. Ii. Von der Julirevolution bis zur Februarrevolution in Frankreich (1830—1848). 1. Die belgische Revolution (1830—1837). Die französische Julirevolution wirkte wie ein elektrischer Schlag auf das übrige Europa zurück: überall, wo die herrschende Unzufriedenheit Gährnngsstoffe aufgehäuft, fand das Beispiel der Pariser in mehr oder weniger folgenschweren revolutionären Bewegungen Nachahmung. Zunächst war dies in dem seit dem Wiener Frieden mit Holland zu dem „Königreich der vereinigten Niederlande" verbundenen Belgien der Fall. Dieses Königreich, das die Politik der Großmächte zu dem Zwecke geschaffen, als Bollwerk gegen etwaige erneuerte Eroberungsgelüste Frankreichs zu dienen, schien bei seiner starken Bevölkerung , seinen zahlreichen Festungen, dem natürlichen Schutz durch Meer und Ströme, wie bei seiner trefflich entwickelten Industrie, seinem bedeutenden Kolonialbesitz und seinem blühenden Seehandel alle Bedingungen zu vereinigen, die einen Staat reich, mächtig und angesehen zu machen geeignet sind; nichtsdestoweniger trug das neue Königreich von Anfang an in dem Zwiespalt der Bestandteile, ans welchen es zusammengesetzt war, den Keim der Auflösung in sich, die nur eine Frage der Zeit sein konnte. Obgleich die Holländer nur den dritten Teil der Gesamtbevölkerung des neuen Staates bildeten, betrachteten sie sich als das herrschende Volk; die Belgier waren jedoch ihrerseits um so weniger geneigt, sich der minder zahlreichen, durch Sprache, Sitte und Religion von ihnen geschiedenen holländischen Nation unterzuordnen, als ihr Land nicht auf dem Wege der Eroberung, unter deren Herrschaft gelangt, sondern nur durch den Macht-spruch der Großmächte, unter der Voraussetzung einer weisen und gerechten Regierung des gemeinsamen Oberhauptes mit Holland zu einem Staatsganzen vereinigt worden war. König Wilhelm I. selbst behandelte, indem er sich nnklugerweise einseitig aus die Holländer stützte, das ihm anvertraute Belgien wie eine eroberte Provinz und rief dadurch nicht

4. Die neueste Zeit - S. 3

1886 - Mainz : Kirchheim
Der heilige Bund. 3 nötig. Das Bundesheer, welches von den einzelnen Staaten gestellt wurde, war in zehn Armeekorps eingeteilt und bestand aus 303,483 Mann. Zum Schutze gegen feindliche Angriffe dienten die Bundesfestungen. Zu solchen wurden zunächst Landau, Mainz und Luxemburg bestimmt. Seit 1840 kamen noch Rastatt und U l m hinzu. Die Streitigkeiten der Bundesglieder unter einander wurden, wenn sie nicht durch eine Kommission der Bundesversammlung geschlichtet werden konnten, vor das von den Parteien erwählte oberste Gericht eines Bundesstaates gebracht, welches im Namen und Austrage des deutschen Bundes nach dem gemeinen deutschen Rechte zu entscheiden hatte. Am 5. November 1816 wurde der Bundestag eröffnet. — Ohne Widerspruch war diese neue Verfassung allerdings nicht zu stände gekommen. Bayern und Württemberg machten gegen die Einrichtungen des Bundes bedeutende Einwendungen, indem sie erklärten, daß sie durch keine Bestimmungen hinsichtlich der inneren Verhältnisse ihres Landes sich binden lassen könnten; Württemberg zog sich sogar ganz von den Versammlungen zurück und trat erst am 1. September dem Bunde bei. Preußen und Hannover versprachen ihren Beitritt nur in der Voraussetzung, daß eine weitere Ausbildung und Entwickelung der Bundesakte vorbehalten bleibe; namentlich bezeichnete es Hannover als Mangel, daß der Bund keine Vereinigung des ganzen deutschen Volkes sei, daß kein Bundesgericht angeordnet und nichts Bestimmtes über die landständischen Verfassungen festgesetzt sei. — In der That schien diese neue Verfassung wenig geeignet, Deutschlands Einheit und Macht sich in voller Herrlichkeit entfalten zu lassen; ebenso wenig sahen viele, die in opsermntiger Hingebung und Treue zur Wiedererhebung des Vaterlandes mitgewirkt hatten, ihre Erwartungen durch dieselbe befriedigt; aber doch konnte sie bei weiser Verwirklichung der in der Bundesakte den Völkern erteilten Zusicherungen als ein Anfang betrachtet werden, der eine glorreiche Zukunft verhieß. Und es war ja eine Zeit freudiger, begeisterter Hoffnung. 2. Der heilige Sund. Der überraschend schnell eingetretene Sturz Napoleons mit den ihn begleitenden außerordentlichen Umständen, das gänzliche Verschwinden einer politischen Ordnung, die sich mit so großer Kraft geltend gemacht hatte, die Wiedereinsetzung so vieler vertriebener Regentenhäuser, dies alles hatte, von den äußeren politischen Erfolgen ganz abgesehen, auf die Welt einen tiefen sitt- 1*

5. Die neueste Zeit - S. 61

1886 - Mainz : Kirchheim
Gährung in Belgien. Auftreten der Regierung. 61 neuer Zöglinge untersagt und diejenigen, welche im Auslande studiert hatten, von allen Ämtern ausgeschlossen. Endlich im Oktober 1825 wurden alle kirchlichen katholischen Lehranstalten geschlossen und ihre Besitzungen eingezogen. Zwar bewog die wachsende Unzufriedenheit der Belgier die Regierung zum Einlenken , allein die calvinisch-oranische Partei vereitelte die Ausführung. — Mit der kirchlichen Partei vereinigte sich die sehr zahlreiche, von de Pott er geführte, freigesinnte, welche ähnliche Zwecke verfolgte wie ihre Gesinnungsgenossen in Frankreich, und wie dort die Gemüter sich unter dem Einfluß der stürmischen Kammerdebatten mehr erhitzten, so geschah das gleiche auch in Belgien. Im Jahre 1829 fühlte sich die belgische Gegenbewegung stark genug, um in den Deneralstaaten vollständige Gleichstellung der Belgier mit den Holländern zu verlangen. Der König wies diese Forderung mit den schärfsten Ausdrücken der Unzufriedenheit zurück, und der Justizminister van Maanen setzte alle diejenigen Staatsdiener ab, welche sich als Deputierte der Gegenbewegung angeschlossen hatten. Als man aber Sammlungen zu gunsten der aus ihren Stellen Entlassenen veranstaltete, erklärte die Regierung dies für Hochverrat und ließ allen Beteiligten den Prozeß machen, der jedoch im April 1830 vor dem Gerichtshöfe zu Brüssel mit einer Niederlage der Regierung endete , indem de Potter und zwei andere nur zu mehrjähriger Verbannung verurteilt und die übrigen freigesprochen wurden. So lagen die Dinge in Belgien, als in Frankreich die Julirevolution ausbrach. So sehr jedoch auch der Sieg der Pariser Revolution die Hoffnungen der belgischen Gegenbewegung erhöht und die Gährung unter dem Volke gesteigert hatte, verstrichen doch mehrere Wochen, ohne daß es zu Ruhestörungen kam. Indessen wurden zu Brüssel Vorkehrungen zu großen Festlichkeiten für die Vermählung der Prinzessin Mariane, der Tochter Wilhelms I., mit dem Prinzen Albrecht von Preußen,, dem jüngsten Sohne des Königs Friedrich Wilhelm Iii., getroffen, die am 25. August, als dem Geburtstage des Königs, vollzogen werden sollte. Am 23. August waren an den Straßenecken in Brüssel Zettel mit den Worten zu lesen: „Montag Feuerwerk, Dienstag Illumination, Mittwoch Revolution!" Infolge dessen unterblieben die geplanten Festlichkeiten und nur die Festoper sollte am 25. August zur Ausführung gebracht werden. Man hatte dazu unklugerweife die damals noch ganz neue Oper von Au6er „Die Stumme von Portici" gewählt, in welcher der Aufstand des Masaniello in Neapel zur Darstellung gebracht isl

6. Die neueste Zeit - S. 62

1886 - Mainz : Kirchheim
62 Die belgische Revolution. Das Haus war überfüllt, und bei jeder Musikstelle, die der herrschenden Stimmung schmeichelte, brach die Menge in donnernden Jubel aus. Nach Beendigung der Vorstellung stürzten sich große Volkshausen nach der Druckerei einer der niederländischen Regierung günstigen Zeitung, zerschlugen hier Thüren und Fenster, und Marsen Bücher, Schriften und Möbel aus die Straße. Tann drang der Hausen nach der Wohnung eines Was-senhäudlers, und bemächtigte sich der vorgefundenen Vorräte. Endlich zogen verschiedene Abteilungen nach dem Justizministerium, um dasselbe zu plündern und in Brand zu stecken. Weder die Abmahnung der Gendarmerie, noch das Einschreiten der bewaffneten Macht vermochten den Unfug zu steuern. Ta sich die Scenen der Nacht am andern Morgen fortsetzten, organisierte sich der bessere Teil der Bürgerschaft zu einer Nationalgarde, nm das unwürdige Militär abzulösen und weiteren Ausschreitungen des Pöbels vorzubeugen. Inzwischen trat ein Bürgerausschuß zusammen, um die den Händen der königlichen Behörden entsunkene Gewalt im Interesse der Herstellung der Ordnung zu handhaben. Das Beispiel Brüssels fand Nachahmung in vielen andern Städten des Königreichs, namentlich in Lüttich, Mo ns, Löwen, Brügge, Gent, Antwerpen, Verviers und andern Fabrikstädten, in denen große Unordnungen vorfielen, und da die bessern Bürger Brüssels Wiederholungen ähnlicher Scenen fürchteten, so wünschten sie sich mir der Regierung zu vereinigen, um den Ausschreitungen ein Ende zu machen. Es wurde eine Deputation an den König beschlossen, um ihm die Wünsche der Nation vorzutragen. Wilhelm empfing sie gnädig, antwortete aber, er könne so lange über ihre Wünsche keinen Entschluß fassen , als es den Schein haben dürfte, daß er dazu gezwungen wäre; doch wolle er alles in Erwägung ziehen, und wünsche, daß die Ruhe bald wieder hergestellt würde. Um aber die königliche Autorität zu wahren, schickte er seinen Sohn, den Prinzen von Oranten, mit einem Heere nach Brüssel ab. Der mutige Prinz begab sich jedoch allein in die übelgesinnte Stadt, um den Weg der Güte zu versuchen; er durchschritt die Reihen der vom Thore an ausgestellten Bürgergarde und versicherte das Volk vor dem Rathause der gütigen Gesinnung des Königs. Allein man empfing ihn mit unverhohlenem Unwillen. Als er zu seinem Palaste kam, trat ihm ein Posten Bürgergarde mit gefülltem Bajonett entgegen; ohne zu erschrecken, sah er sie freundlich an, worauf sie das Gewehr präsentierten. Bei der kritischen Sachlage entschloß sich der Prinz, eine Trennung Belgiens und

7. Die neueste Zeit - S. 6

1886 - Mainz : Kirchheim
o Politische Zustände in Deutschland seit 1815. und Völker merkwürdig, hat aber keinen durchgreifenden Eiufluk ausgeübt. England trat dem heiligen Bunde wegen des Keimes von unumschränkter Fürstengewalt, die in ihm enthalten war, nicht bet. Das Parlament würde die in dem Vertrage der verbündeten Monarchen ausgesprochenen Grundsätze nicht bestätigt haben, weil in einem beschränkten Staate nicht das persönliche Gefühl des Herrschers, sondern das Bewußtsein des Volkes das öffentliche Rechi bildet und auslegt. Der Papst schloß sich gleichfalls von einem solchen Bunde aus, da die katholische Kirche ja die von Gott gegründete Anstalt ist, die Völker mittelst der Lehre Christi zu jenen Zuständen christlicher Liebe und Gerechtigkeit zu führen, und es deshalb keiner neuen Anstalten bedarf. Der Sultan mußte, wie natürlich, einem Vertrag fern bleiben, der im Namen des Christentums geschlossen war. Sonst traten allmählig alle europäischen Staaten dem heiligen Bunde bei, ohne daß man aber in ihrem inneren oder äußeren Dasein eine der-erhabenen Absicht desselben angemessene Wirkung ae-spürt hätte. 3. Die ersten Zeiten des deutschen Sundes (1815 -1830). Wie wenig der heilige Bund im stände war, in dem europäischen Staatswesens biejenige Erneuerung herbeizuführen, die zur bauerrtben Beseitigung aller Umwälzungsgelüste und zur Begründung eines auf sicherer Gruublage öeruhenben allgemeinen Völkerfriebens und Völkerglückes gewesen wäre, zeigte sich zunächst in Deutschland wo man sich dem Mißmut über das Fehlschlagen der Hoffnung auf das Wiederaufleben des „heiligen römischen Reiches" um so rückhaltloser hingab, je weniger die Völker durch die Verfassung befriedigt waren, welche der Wiener Kongreß dem neugebildeten deutschen Bunde gegeben hatte. Der Friede und die Machtstellung Deutschland dem Auslanbe gegenüber waren zwar durch biefe Verfassung möglichst gesichert; allem den allgemeinen Interessen des beutscheu Volkes gewährte dieselbe kaum einen Schutz. Ebenso wenig als für die Abstellung der vorhanbeueu staatlichen und gemeinschaftlichen Übelstänbe, war für die Herstellung einheitlicher Einrichtungen und Znftänbe in Beziehung aus Handel und Verkehr Sorge getragen. Die einzelnen Bunbesstaaten blieben durch scharf überwachte Zollschranken gegen einanber abgesperrt, und sowohl Dänemark als die Nieberlanbe bürsten, obgleich sie (durch Schleswig-Holstein ttttb Luxemburg) zu dem beutscheu Bitttbe gehörten, fortfahren,

8. Die neueste Zeit - S. 64

1886 - Mainz : Kirchheim
64 Di^ belgische Revolution. Konferenz zu London. renb die belgischen Soldaten sich überall für die Sache ihrer Narion erklärt hatten. Infolge dieser Vorgänge sprachen die Generalstaaten am 25. September die Trennung Belgiens von Holland in bezug auf Verwaltung und Gesetzgebung (s. o.) mit großer Stimmenmehrheit aus; aber dieser Beschluß kam zu spät. Die sieges-6 er duschten Belgier begnügten sich nicht mehr mit diesem Zugeständnis. Die provisorische Regierung proklamierte die Unabhängigkeit Belgiens und erklärte am 9. Oktober: das Hans Nassau-Oranien habe durch sein letztes Verfahren gegen Belgien alles Recht auf dieses Land verwirkt. Unterdessen hatten die Belgier die Holländer zur Räumung der wenigen Festungen genötigt, die ihnen noch geblieben waren; nur in der Citadelle von Antwerpen behauptete sich noch der General Chasss. Als belgische Truppen in die Stadt eingerückt waren, hatten sich die Holländer, nach einem blutigen Zusammenstoß mit denselben, nach der Citadelle zurückgezogen. Der Pöbel verlangte nun die Übergabe der Festung und begann, als diese Forderung zurückgewiesen wurde, gegen die Citadelle und die im Hafen liegenden holländischen Schiffe zu feuern. Chasse ließ hierauf am 27. Oktober aus dreihundert Kanonen ein heftiges Bombardement gegen die Stadt eröffnen, wobei die großen Warenlager an der Schelde in Flammen aufgingen und vollständig niederbrannten. Erbittert darüber sprach auch der am 10. November Zusammengetretene Nationalkongreß am 19. die Ausschließung des Hauses Oranien vom belgischen Throne ans. Am 1. November war in London eine Conferenz der fünf Hauptmächte zusammengetreten, um eine friedliche Lösung der belgisch-holländischen Angelegenheit herbeizuführen. Da aber nach Lage der Tinge die Trennung Belgiens von Holland als eine vollendete Thatsache angesehen werden mußte, so erfolgte durch das Londoner Protokoll vom 20. Dezember 1830 die Anerkennung der Unabhängigkeit Belgiens von feiten der Großmächte. Zwei neue Protokolle vom 20. und 27. Januar 1831 bestimmten für das Königreich der Niederlande die Grenzen, welche die Republik Holland vor dem Jahre 1790 gehabt, erkannte ihm aber zugleich den Fortbesitz des zum deutschen Bunde gehörigen Großherzogtums Luxemburg zu, weil dasselbe dem König der Niederlande als Entschädigung für feinen Anteil an den Besitzungen des Hauses Nassau überlassen worden. König Wilhelm I. erklärte sich unterm 18. Februar 1831 mit diesen Bestimmungen einverstanden. Unterdessen hatte der belgische Nationalkongreß am 7. Fe-

9. Die neueste Zeit - S. 8

1886 - Mainz : Kirchheim
8 Die Jenaer Burschenschaft. Wartburgfest. „Rheinische Merkur" zum Opfer gefallen, welcher die Begeisterung für bte staatliche, kirchliche und gesellschaftliche Wiedergeburt Deutschlands in den weitesten Kreisen so mächtig gefördert hatte, daß Napoleon den ebenso geistvollen als patriotischen Redakteur „dre sechste Großmacht" nannte. „ Neben der unabhängigen Presse waren die Universitäten infolge der an denselben zutage tretenden Bestrebungen, sich an den politischen Fragen der Zeit zu beteiligen, für die leitenden Staatsmänner ein Gegenstand großer Beunruhigung geworden. Unmittelbar nach dem Sturze Napoleons war in eine Studentenverbindung entstanden, die sich hauptsächlich die Bekämpfung der durch die sogenannten „Landsmanu-|a)aftert auf den deutscheu Universitäten herrschend gewordenen Rohheit und Verwilderung, sowie die Förderung eines ernsten, wissenschaftlichen Lebens zum Zweck gesetzt hatte. Diese Jenaer „B urscheuschaft" hatte sich bei dem von ihr, gelegentlich der tm protestantischen Deutschland abgehaltenen „dreihnndert-Mhrrgeu Jubelfeier der Reformation", am 18. Oktober 1817 veranstalteten W a r t b n r g s e st, das zugleich zur Verherrlichung der Leipziger Schlacht dienen sollte, durch den Anschluß der meisten anderen deutschen Universitäten zu eiuer „allgemeinen deutschen Burschenschaft" erweitert, die sich neben der Veredlung des Studentenwesens zugleich die Pflege nationaler Gefühle und dre Forderung^ vaterländischer Interessen zur Aufgabe stellte. Wie es schon bei dem Wartburgseste au politischen Demonstrationen nicht gefehlt hatte, indem bei demselben von mehreren Studenten eine Anzahl von Schriften, die ihrer Meinung nach die Sache des Vaterlandes beeinträchtigten, verbrannt worden waren, so gewann die gesamte Burschenschaft nach und uach, infolge eines von einzelnen Mitgliedern gepflegten überschwenglichen, phantastischen Patriotismus, den Charakter erner gegen die bestehende Ordnung der Dinge gerichteten politischen Verbindung. Obgleich die deutsche Burschenschaft damals noch wenig Förmliches und Bindendes hatte, sondern im eigentlichen Sinne des Wortes ein freier Verein war, und überdies bei der verhältnismäßig geringen Anzahl der Mitglieder — höchstens 500, die noch dazu in den Landsmannschaften die erbittertsten Gegner besaßen nur eine sehr untergeordnete Bedeutung haben konnte, sah die herrschende Politik in derselben doch eine gefährliche, die gesamte Zukunft Deutschlands bedrohende Erscheinung, und diese Anschauung schien durch einen politischen Meuchelmord gerechtfertigt, zu welchem sich ein der exaltierten Richtung der Verbin-

10. Die neueste Zeit - S. 66

1886 - Mainz : Kirchheim
06 Revolution in Polen. (1838) Bald darauf legte der greise König die Krone zugunsten des Prmzen von Dramen nieder (1840), der nun als Wilh e lm Ii. den holländischen Thron Bestieg. Nach detn^ Abschluß des Friedens entließ König Leopold ^en ^übten Teil seines Heeres und wandte seine Sorgfalt hanpyachltch der Hebung der durch die Revolution schwer geschädigten Wohlfahrt Belgiens zu, wobei er von seinem trefflichen Minister N o t h o m b aufs beste unterstützt wurde Die gewerblichen Städte wurden unter einander durch ein Netz von Enenbahnen verbunden, und die dadurch geschaffene Erleichterung des Verkehrs führte einen so überraschenden Aufschwung der belgischen Industrie herbei, daß das junge Königreich bald ein Jnusterstaat für die materiellen Interessen wurde. ^atl^rifenr ^atte b{e Trennung Belgiens von Holland Abhilfe ihrer gerechten Beschwerden gebracht, und unter dem Schutze der neuen Verfassung, welche die freie Ausübung de* Cultus, die Unternchtsfreiheit und das Vereinsrecht garantierte entfaltete sich das kirchliche Leben zu hoher Blüte. Die Bischöfe errichteten höhere Lehranstalten, gründeten Lehrerseminarien und übertrügen die Leitung des Volksunterrichts zum großen Teil •pichen Genossenschaften. Im Juni 1834 stifteten sie die freie katholische Universität Löwen, die sich bald eines bedeutenden Besuchs erfreute. Für die Erziehung der Söhne aus den höbern Standen wirkten zahlreiche blühende Pensionate, die unter der Leitung von Jesuiten standen. Leopold I war Protestant, ließ aber seine Kinder im katholischen Glauben erziehen. Als er im Jahre 1865 starb, folgte ihm sein Sohn Leopold Ii. 2. Die Revolution in polen (1830—1832). . ^u Polen, das seit 1814 dem russischen Zepter unterworfen war, herrschte, eine Folge früherer Unbilden, ein bitterer Nationalhaß gegen Rußland, und der Statthalter, Großfürst Konstantin, der ältere Bruder des Kaisers Nikolaus, war bei seiner heftigen, rauhen, despotischen Gemütsart nicht geeig-net ^ die Herzen der Polen für die aufgedrungene Herrschaft zu gewinnen, obgleich nicht zu leugnen war, daß sowohl Kaiser Alexander als Nikolaus vieles für das Gedeihen des Landes gethan hatten. Die schlechten Landstraßen wurden fahrbar gemacht, Ausländer zur Anlegung von Fabriken ins Land gezogen, der Handel unterstützt und der bis zum Sklaven herabgewürdigte Bauer durch Gesetze gegen den despotischen Adel geschützt. Aber
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