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1. Bd. 1 - S. 2

1913 - Leipzig : Quelle & Meyer
2 Vorgeschichte 2. Der Gebrauch des Feuers. Dieses Merkmal kann man gelten lassen, da das Feuer den wichtigsten Kulturfortschritt in der geistigen und technischen Entwicklung des Menschen gebracht hat. Es läßt sich bei den ältesten Funden der Quartär- oder Diluvialzeit nachweisen. 3. Der Gebrauch einer artikulierten Sprache. Dieses an sich einwandfreie Merkmal muß aus der Betrachtung ausscheiden, da wir von der Sprache vor dem Vorhandensein von Schriftdenkmälern nichts wissen können, diese aber schon einer sehr vorgeschrittenen Kulturstufe entsprechen. Wir werden daher vorbehaltlich künftiger Funde das nachweisbare Alter der Menschheit vorläufig mit dem Alter der frühesten Spuren des diluvialen Menschen gleichsetzen dürfen. Zahlen könnten nur schätzungsweise nach den geologischen Befunden angegeben werden, doch weichen die Geologen untereinander selbst so erheblich ab — um Jahrzehntausende und Jahrhunderttausende —, daß man am besten darauf verzichtet. Vgl. Penck, Das Alter des Menschengeschlechts, Z. f. Ethnol. 1908, 40, 390t. Eine Übersicht über die versch. Ansichten und ihre Begründungen gibt Ho ernes I 194 f- Der diluviale Mensch. Die Zahl der Eiszeiten wird von den Forschern noch sehr verschieden angegeben. Penck und Brückner (Die Alpen in der Eiszeit, 1901) nehmen vier Eiszeiten an, so auch Hoernes (D. diluviale Mensch S. 8 f.). Fest steht jedenfalls ein mehrfacher Wechsel von Vergletscherung und wärmeren Zwischenzeiten, die sich über ungeheure Zeiträume erstrecken. Doch haben die Eiszeiten nur Veränderungen der Fauna und Verschiebungen in den Wohnsitzen der Menschen mit sich gebracht, aber keine Unterbrechung der menschlichen Kultur, wenigstens nicht in den uns bekannten bewohnten Gegenden Europas (Frankreich, das Rheinland, das österreichische Gebiet nördl. der Donau). Die bisher gefundenen Überreste vom Menschen selbst sind im Verhältnis zu den Zeugnissen seines Wirkens sehr spärlich. Das älteste Knochenstück ist ein von Schötensack in Mauer bei Heidelberg gefundener Unterkiefer, dessen Zähne ihren Besitzer als Menschen ,erweisen (Abb. b. Hoernes I 233), die geologische Formation der Fundstelle gehört an die Grenze der Tertiär-und der ^uartärzeit. Weitergehende Schlüsse lassen sich aus dem vereinzelten , Stück nicht ziehen. Bessere Aufschlüsse gibt uns schon der Neandertaler Fund (Neandertal = Seitental des Düsseltales bei Düsseldorf). I>er Schädel des im Neandertal gefundenen Skeletts stellt eine sehr primitive Stufe der Menschheitsentwicklung dar. Charakteristisch sind die flach zurückliegende Stirn und die dicken Augenbrauenwülste. Andere Skelettfunde, die große Verwandtschaft mit dem Neandertalmenschen aufweisen, sind die von Spy in Belgien, von Le Moustier im Vezeretal in Frankreich (Perigord), die Skelettfragmente von Krapina in Kroatien, der Schädel von Gibraltar, das vollständige Skelett von La Chapelle aux Saints im oberen Dordognegebiet. Durch alle diese Funde ist das Bestehen einer älteren diluvialen, sehr tief stehenden Menschenrasse (N e a n d e r-talrasse) erwiesen, deren Typus von dem des heutigen Europäers grundsätzlich verschieden ist, aber stark an manche afrikanischen Typen erinnert. In den jüngeren Schichten des Diluviums fand man dagegen Skelette und Bruchstücke eines Typus, der sich nur wenig von dem heutigen europäischen

2. Bd. 1 - S. 4

1913 - Leipzig : Quelle & Meyer
4 Vorgeschichte Schaber mit sägeförmigem, scharfem Rand. Fauna: Elefant verschwindet, dafür Höhlenbär, Moschusochse u. a. Aurignacien. Fundorte: Aurignac im Dordognegebiet u. a. in Frankreich und Belgien. Werkzeuge: neben den früheren Steingeräten, die mannigfaltigere und sorgfältigere Formen annehmen, beginnt die Verwendung von Horn und Knochen. Fauna: Auftreten des Pferdes. Solutreen. Fundorte: Solutre a. d. Saone, Mentone, Predwost in Mähren u. a. Verfeinerte Arbeit der Werkzeuge, Lorbeerblatt- und Zungenformen, Schnitzereien in Knochen und Elfenbein (Abb. b. Hoernes Ii 557. Der diluviale Mensch S. 35 f.). Wandzeichnungen in versch. Höhlen. Fauna: allmähliches Schwinden des Mammuts, erstes Auftreten des Renntieres. Magdalenien, die oberste Stufe der älteren Steinzeit. Fundorte: La Madeleine im Dordognegebiet und zahlreiche andere in Frankreich; außerdem Schweizersbild b. Schaffhausen, Schussenried in Schwaben und viele Orte in Österreich. Feingearbeitete Werkzeuge dienen zur Bearbeitung von Horn und Knochen, die Verwendung zu Waffen überwiegt. Die Kunst erreicht einen bemerkenswerten Höhepunkt. Wandmalereien von lebendiger Naturtreue (Höhlen von Altamira in Spanien, Abb. Pflugk-Hartung Wg I 88), Reliefschnitzereien auf Horn und Knochen. Bemerkenswert ist, daß diese hochentwickelte Kunst jäh abbricht und in der ganzen jüngeren Steinzeit nicht wieder erreicht wird. Hier müssen gewaltsame Ereignisse eingetreten sein (Naturkatastrophen ? Abwanderung der Renntierjäger? Ausrottung eines Volkes durch neue Einwanderung?). Die Fauna dieser Zeit zeigt eine allmähliche Annäherung an die gegenwärtige. Das Mammut wandert nach Osten ab, das Renntier ist noch stark vertreten, der Höhlenbär ist ausgestorben. Die Menschen verteilen sich ungefähr so: Chelleen-Mousterien = Neandertalrasse, im Solutreen daneben noch die negroide Grimaldirasse, Magdalenien die Cro-Magnonrasse, von da Übergang zum jetzigen Europäer. Selbstverständlich sind dabei nicht scharfe Abgrenzungen anzunehmen, sondern allmähliche Verschiebungen, die außerdem zeitlich für verschiedene Gebiete sehr verschieden sein können. Die jüngere Steinzeit gehört bereits der geologischen Formation des Alluviums an. Eine Reihe von Übergangsstufen führt von der pal äo-lithischen zur neolithischen Zeit. Hauptnachweis solcher Übergänge in den Schichten der Höhle Mas d’Azil (Ariege im oberen Garonnegebiet). Das Renntier ist verschwunden, die Fauna entspricht der heutigen, aber Haustiere fehlen noch. Von der Kunst des Magdalenien keine Spur mehr! An Stelle der Jäger sind Fischer getreten, wie auch die Höhle Spuren zahlreicher Überschwemmungen zeigt. Hierher werden gewöhnlich auch die Kjökkenmöddinger Dänemarks gerechnet. Das maßgebende Merkmal der neolithischen Zeit sind geschliffene Steinwerkzeuge. Durch Schleifen gelingt es, den Werkzeugen nicht nur gefälligere Formen zu geben, sondern auch ihre Brauchbarkeit zu erhöhen. So kann man jetzt in die Steingeräte Löcher bohren, um Stiele, Schäfte und Griffe teils aus Holz teils aus Horn anzubringen. Diese jüngere Steinzeit hat nicht überall gleichzeitig begonnen. Wahrscheinlich hat die neue Kulturstufe sich von Vorderasien über Nordafrika

3. Bd. 1 - S. 6

1913 - Leipzig : Quelle & Meyer
6 Vorgeschichte echte Bronze (10% Zinn). Allmählich drang die Kenntnis der Bronzebereitung teils über Nordafrika und Spanien, teils über Griechenland und den Balkan nach Mitteleuropa (um 2000) und von da weiter nach Nordeuropa. Ältere Stücke, die mitten unter Steinhaufen sich gezeigt haben, sind jedenfalls auf dem Handelswege eingeführt worden. Aber in Europa, das die Kenntnis der Bronze dem Orient verdankt, hat die Bronzebearbeitung sich selbständig weiter entwickelt. Die Fundorte für die Bronzezeit sind über ganz Europa verbreitet. Much, Die Kupferzeit in Europa, Ii 1893. Montelius, Die Chronol. d. ältesten Bronzezeiten in Mitteldeutschland und Skandinavien, 1900. Ho ernes, Vorgeschichte der bildenden Kunst in Europa, 1898. Die Eisenzeit. Während im Orient das Eisen schon früh eine große Rolle spielte (von etwa 1500 an), hat es sich in Europa nur langsam verbreitet. Noch lange erhielt sich neben den ersten Eisengeräten die Bronze. Nach dem großen und an Funden ergiebigen Grabfeld bei Hallstatt wird die Eisenzeit auch die Hallstattperiode genannt. Sie erstreckt sich von etwa 1200—500 v. Chr. Fundstätten sind von jetzt ab namentlich die Begräbnisstätten. Man unterscheidet Brandgräber mit Aschenurnen verbrannter Leichen und Skelettgräber. In beiden finden sich Schmuckgegenstände und Waffen in großer Zahl. Erst gegen Ende der Eisenzeit fängt man an, die reichen, zutage liegenden Eisenerzlager gründlicher auszubeuten (z. B. Eisenerz in Steiermark). In der darauffolgenden Latene-Periode überwiegt das Eisen nicht nur für Waffen und Gebrauchsgegenstände, sondern sogar für Schmucksachen. Dieser Abschnitt führt schon in die geschichtlich bekannten Zeiten hinein. Beck, Die Geschichte des Eisens, 1892—1905. Lindenschmidt, Handb. d. deutschen Altertumskunde, 1880 f. § 2. Entstehung von Sprache, Religion, Kunst und Wissenschaft. Literatur. Neben Hoernes Ii 530 f. vgl. Schurtz, Urgeschichte der Kultur, 1900. Völkerkunde, 1903. Meyer Gda I 1 (1910). Schräder, Sprachvergleichung u. Urgeschichte. Allgemeines. Für alle die Fragen nach der Entstehung und ältesten Entwicklung der geistigen Kultur stehen uns, abgesehen von der bildenden Kunst, keine unmittelbaren Quellen zu Gebote. Denn die Zeiten, aus denen uns überlieferte Mitteilungen vorliegen, stellen bereits eine sehr weit vorgeschrittene Entwicklungsstufe dar. Doch fehlt es nicht an Hilfsmitteln, die uns instand setzen, wenigstens ein ungefähres Bild auch der geistigen Entwicklung jener ältesten Zeiten aufzubauen. Eines dieser Hilfsmittel ist die psychologische Wissenschaft. Ihre allgemeinen Gesetze einerseits, Analogien mit dem geistigen Werden des einzelnen Menschen andererseits gestatten mit einem gewissen Grade von Wahrscheinlichkeit Rückschlüsse aus uns bekannten Zuständen auf den Werdegang. Als zweites kommen in Betracht die Überreste uralter Vorstellungsweisen, die in Märchen, Sagen, Volkssitten und Gebräuchen vorhanden sind. Erst in neuerer Zeit hat sich diese Forschung zu einer besonderen vielgepflegten Wissenschaft ausgestaltet (Folklorismus), deren Bahnbrecher für Deutschland die Gebrüder Grimm gewesen sind und in der heute neben

4. Bd. 1 - S. 8

1913 - Leipzig : Quelle & Meyer
8 Vorgeschichte Die Religion. Über den Ursprung der Religion sind die mannigfachsten Theorien aufgestellt worden. Die neueren Forscher haben in reichstem Maße die religiösen Vorstellungen der primitiven Völkerschaften für die Erkenntnis der niederen Stufen der Religion herangezogen, während die älteren Forscher mehr theoretisch aus psychologischen Gesetzen heraus diesen Ursprung festzustellen suchten. Beide Wege geben bemerkenswerte Anhaltspunkte und schließen einander keineswegs aus. Welches die einfachste und ursprünglichste Form der Religion war, darüber herrschen verschiedene Anschauungen. Einige wollten die Urform der Religion im Fetischismus finden, wie er von vielen Naturvölkern Afrikas geübt wird. Hierbei setzt der Mensch sein Vertrauen auf Hilfe und Schutz auf irgendeinen ihm merkwürdigen Gegenstand, Fetisch (portug. Feiti<;o = Zauber), den er, sei es als Gegenstand der Verehrung, sei es als Zaubermittel gebraucht. Verwandt mit Fetischen sind Idole, die in demselben Sinne verwendet werden; nur sind die Idole künstlich hergestellt, während der Fetisch stets ein Naturgegenstand ist. Darstellungen von Fetischen und Idolen finden sich schon im neolithischen Zeitalter. Ob die ältesten Stücke aus dem Solutreen (s. o.) Idole waren, ist zwar nicht gewiß, aber wahrscheinlich. Dagegen erscheint der religiöse Zweck der ältesten Malereien (Magdalenien) sehr fraglich. Der Animismus (Seelenkult) hat in Tylor (s. u.) seinen Hauptverteidiger gefunden, der in ihm den Anfang aller Religion sieht. Doch scheint diese Form der religiösen Anschauung schon ein tieferes Nachdenken über Ursache und Wirkung vorauszusetzen. Neuerdings findet der Totemismus viele Anhänger; besonders ist Frazer (s. u.) für ihn eingetreten. Er unterscheidet sich von den vorher genannten Religionsformen hauptsächlich dadurch, daß diese Meinungen des einzelnen darstellen, während jener eine Gemeinschaft voraussetzt. Aber eben deshalb können Fetischoder Seelenglaube sehr wohl neben ihm bestehen. Eine eigenartige Form der ältesten Religion stellte M. Müller (Oxford) auf: Der Betende sieht, ohne an dem Vorhandensein auch anderer Götter zu zweifeln, im Augenblick des Betens die Gottheit, an die er sich gerade wendet, als Inbegriff alles Göttlichen an (Henotheismus). Doch paßt diese Vorstellung auf alle polytheistischen Religionen. Die Entscheidung der Streitfrage nach dem Ursprung der Religion hängt davon ab, ob wir überhaupt berechtigt sind, einen einheitlichen Ursprung vorauszusetzen. In der Tat sind die Spuren aller dieser Formen in den ältesten uns durch Quellen näher bekannten Religionen nachzuweisen. Die Tierbezeichnung der Gaue und die Darstellung der Götter in Tiergestalt bei den Ägyptern deutet auf älteren Totemismus, während ihr Totenkult auf eine ursprünglich einfachere Form des Seelenglaubens zurückzuführen ist. Animistisch ist auch der Geisterglaube der Arier, und bei den Westsemiten, Kanaanäern, Phöniziern und selbst noch bei den Israeliten läßt sich deutlich die fetischistische Urform in den heiligen Steinen und anderen Gegenständen, die als Sitz einer Gottheit gelten, erkennen. Neben Hoernes u. Meyer sind zu nennen: Tylor, Anfänge der Kultur, 2 B. Ferner die zahlreichen Arbeiten von Max Müller. Frazer, Totemism, 1887. Lang, Myth, ritual and religion, 1899, u.totemism"in derencyclop. Britannicaigii, 12, 79 f. Weiter eliteratur bei Lehmann Die Religion der Primitiven, in Hinneberg,

5. Bd. 1 - S. 9

1913 - Leipzig : Quelle & Meyer
§ 3- Soziale und politische Entwicklung 9 Kult. d. Gegenw. I 3, 1 (1906) S. 1 f., sowie die Einleitung zu Chantepie de la Saussaye*, Lehrb. der Religionsgeschichte, 1905. Die Kunst. Über die ältesten Zeiten von Musik und Dichtkunst wissen wir nichts. Doch können wir aus dem Leben selbst der rohesten Naturvölker schließen, daß beide schon auf einer sehr frühen Kulturstufe begonnen haben. Spuren sehr alter Dichtung weisen die Mythologien aller Völker auf, wenn sie auch zum größten Teil priesterliches Kunstprodukt einer wesentlich höheren Stufe sind. Dagegen haben wir für die bildende Kunst die Beweise ihres Alters schon in den Höhlen der älteren Steinzeit. Für alle Stufen von der einfachen Zeichnung -z.b. von Tieren und Menschen — durch Einritzen der Umrisse an Höhlenwänden (Höhle zu Co mb a relies, Dordogne) und auf Horngeräten bis zur Malerei in den Höhlen von Altamira (Spanien) sind Beispiele gefunden worden (s. S. 4). Bemerkenswert ist, daß neben diesen Zeichnungen nach der Natur das Ornament erst eine spätere Kunststufe darstellt. Die älteste Plastik ist vertreten durch Bruchstücke weiblicher Figuren (Höhle von Brassempuy-en-Chalosse, Landes, und Langerie-basse, Dordogne). Einen besonderen Antrieb gewann die plastische Kunst durch die Fähigkeit, den Ton zu formen (jüngere Steinzeit). Wenn diese Fähigkeit anfangs auch lediglich zu praktischen Zwecken geübt wurde, so stellte sich doch bald das Bestreben ein, für das Auge gefällige Formen zu schaffen und äußere Verzierungen anzubringen. Das frühe Erwachen des ästhetischen Empfindens wird auch dadurch dargetan, daß, wie zahlreiche Funde zeigen, der Mensch sehr früh das Bedürfnis fühlte, seinen Körper zu schmücken. Dienten ihm dazu ursprünglich rohe Naturgegenstände wie Steine und Muscheln, so gelangte er doch bald dazu, diese für ihren Zweck und nach seinem Geschmack zurechtzumachen. Auf diesem Gebiete des Kunstgewerbes brachte allerdings erst die Metallzeit den größten Aufschwung. Eine interessante Verbindung von praktischer Verwendbarkeit und steigendem Kunstempfinden zeigen die schon im Beginn der Bronzezeit in großen Mengen sich findenden, etwa unseren heutigen Sicherheitsnadeln oder Broschen entsprechenden Fibeln. Neben den genannten zusammenfassenden Werken s. besonders H o e r n e s , Vorgeschichte der bildenden Kunst in Europa, 1898. C o n z e , Über den Ursprung der bildenden Kunst, S.-Ber. d. Berl. Akad. 1897. Rein ach, La sculpture en Europe avant les influences greco-romaines, 1896. Abbildungen von Fibeln bei Hoernes Ii 350 f. u. Unset, Z. f. Ethnol. 1889, 21, 205 f. § 3. Soziale und politische Entwicklung. Literatur. S. § 2. Familie, Sippe, Staat. Der Mensch gehört zu denjenigen Wesen, welche von der Natur zum geselligen Leben bestimmt sind. Die oft behauptete Entstehung des Volkes oder sogar des Staates aus der Familie stellt daher höchstens eine logische Entwicklungsreihe dar — Einzelwesen, Familie, Sippe, Stamm, Volk, Staat —, aber keine geschichtliche. Es ist sogar weit eher anzunehmen, daß die Familie als die sittlich höherstehende Form sich erst später aus der wild zusammenlebenden Horde entwickelt hat (so Morgan, Ancient society u. a.; vgl. dagegen Hoernes Ii 374 f.). Denn die Ehe'als Grundlage der Familie setzt bereits gewisse

6. Bd. 1 - S. 11

1913 - Leipzig : Quelle & Meyer
§ 4* Bildung von Völkern Ii Bearbeitung zugewiesen, und von der Nutznießung bis zum Privateigentum war nur ein Schritt. Noch in geschichtlicher Zeit sehen wir, wie der Übergang von Gemeingut zum privaten Grundbesitz schwere soziale Erschütterungen verursachte (Rom). § 4. Bildung von Völkern. Literatur. Außer den oben genannten Werken von Hoernes (I 268 f) und Ranke vgl. die allgemeinen Werke über Völkerkunde und Anthropologie: Peschel, Völkerkunde, 18977. Ratzel, Völkerkunde, 2 B, 18952. Topinard, Anthropologie, 18975. Lamp er t, Die Völker der Erde, 1902. Schurtz, Völkerkunde, 1903-Luschan, Rassen u. Völker bei Pflugk-Hartung Wg I 41—79- Ferner die fortlaufenden Veröffentlichungen einer großen Zahl von Zeitschriften, so besonders der Z. f. Ethnologie. Rasseneinteilung. Von der alten Anschauung, die sich für die Einteilung der Rassen mit der biblischen Gliederung nach den Söhnen Noahs begnügt, kann abgesehen werden. Wissenschaftlich ernst zu nehmende Versuche einer Rasseneinteilung bestehen erst seit Lin ne (f 1778), der nach äußeren Merkmalen und Temperament 4 Rassen unterschied: Amerikaner, Europäer, Asiaten, Afrikaner. Etwas später stellte Blumenbach (f 1840) die bekannte Einteilung in 5 Rassen auf, die sich auch heute noch 'vielfach in Lehrbüchern findet: Kaukasier, Mongolen, Äthiopen, Amerikaner, Malaien. Seit dem Aufschwung der Ethnologie, den die Forschungsreisen und wissenschaftliche Beobachtung entlegener und eigenartiger Völkerstämme gebracht haben, hat man immer mehr erkannt, daß die bisherigen Systeme zur Einteilung der Menschheit nicht ausreichen. Ja, man kann sagen, je weiter die Rassenforschung vorgeschritten ist, desto mehr hat sie sich von dem Ziel entfernt, ein System der Menschenrassen zu finden. Auch die neueren Gruppierungsversuche haben durchweg neben großen Vorzügen erhebliche Schwächen. So kann man dazu kommen, auf jede systematische Einteilung zu verzichten (Luschan a. a. 0.). Die Schwierigkeit hegt einmal darin, daß die Begriffe nicht scharf genug geschieden werden: „Rasse“ ist ein rein naturwissenschaftlicher, „Volk“ dagegen ein historischer Begriff. Zweitens erscheinen die Zweifel berechtigt, ob wir bei der heutigen Menschheit überhaupt noch von Rassen im Sinne einer reinen gemeinsamen Abstammung reden dürfen. Wir wissen, daß Völkerbewegungen und -Verschiebungen schon in vorgeschichtlicher Zeit stattgefunden haben, daß also schon für die Vorzeit die Annahme von Mischungen und Übergängen auch bei den heute am meisten geographisch isolierten Völkerstämmen nicht von der Hand zu weisen ist. Als Rassenmerkmale gelten vor allem anthropologische Kennzeichen. Während man früher die äußerliche Körperbeschaffenheit — Hautfarbe, Haar, Gesichtsbildung, Wuchs — in den Vordergrund stellte, legt man jetzt größeres Gewicht auf gewisse Eigenschaften des Knochengerüstes, vor allem des Schädels (Kraniometrie). Hier kommen zunächst die Größenverhältnisse in Betracht, so der Höhenbreitenindex, das prozentual ausgedrückte Verhältnis der Schädelbreite zur Länge, der Okzipitalindex, der das Verhältnis der Schädelhöhe zur Länge an gibt, ferner bestimmte Winkel der Schädelformen, die Größe und Beschaffenheit der Kiefer usw. Auch der Schädelumfang wird zum Vergleich herangezogen.

7. Bd. 1 - S. 12

1913 - Leipzig : Quelle & Meyer
12 Vorgeschichte Eine noch in den Anfängen stehende Wissenschaft ist die Rassenpsychologie, von der wir vielleicht noch wertvolle Ergebnisse erwarten dürfen. Auf solchen rein anthropologischen Merkmalen beruhen unter den neueren Systemen die von Topinard, Retzius, Haeckel, Huxley. Andere verbinden damit kulturelle Unterschiede, z. B. Sprache (F. Müller) und Lebensweise oder historische Gesichtspunkte, z. B. die Kulturoder Entwicklungsstufen. So unterscheidet Ranke nur zwei Urrassen, eine fortgeschrittene (Euencephalen, Eurycephalen) und eine zurückgebliebene (Stenocephalen); die ersteren sind wesentlich auf der nördlichen, die letzteren auf der südlichen Halbkugel heimisch, dazwischen (Nordafrika, Südeuropa) findet sich eine Zwischenstufe, die durch Vermischung entstanden ist. Verwandt damit ist das System von Stratz, der drei Gruppen aufstellt: i. Urrassen oder Protomorphe, 2. Hauptrassen oder Archimorphe, 3- Mischrassen oder Metamorphe. Zu den ersteren gehören die Völker mit niederer Kultur, zu der zweiten die Kulturvölker, die dritten sind aus beiden entstanden. Die Hauptfrage dabei ist, ob diese Formen Entwicklungsstufen aus einer Urform sind (Monogenismus) oder ob wenigstens die beiden Grundformen schon nach ihrer Entstehung getrennte Erscheinungen bilden (Polygenismus). Für die letztere Anschauung tritt neuerdings Fritsch ein, der die zurückgebliebenen Naturvölker als ,,Standvölker“ und von Urzeit her entwicklungsunfähig bezeichnet, die Kulturvölker dagegen als „Wandervölker“ und zur höheren Entwicklung bestimmt und geeignet (vgl. die Übersicht Z. f. Ethnol. 1910, 42, 583). Bemerkenswert ist, daß den beiden Hauptgruppen sowohl Rankes wie Stratz' die bisher entdeckten vorgeschichtlichen Rassen zu entsprechen scheinen. So zeigen heutige Naturvölker noch Ähnlichkeiten mit der Neandertalrasse, während die Cro-Magnonrasse sich dem Typus der europäischen Kulturvölker nähert. Die dritte, die Grimaldirasse, dürfte dann eine Mischung oder eine Zwischenstufe darstellen. Von großem Interesse ist die neueste Theorie von Klaatsch, der entsprechend seiner oben (§ 1) erwähnten Anschauung von einem gemeinsamen Primaten (Propithekanthropus) zwei Gruppen ausgehen läßt: die Westgruppe mit Schimpanse, Gorilla, Neandertalern und Afrika-Negern; die Ostgruppe mit Orang-Utang, wahrscheinlich auch Gibbon, Australiern, Aurignacensem (verwandt den Cro-Magnonmenschen) u. a., z. B. Indogermanen. Um Mißverständnissen vorzubeugen, sei erwähnt, daß Klaatsch sich lebhaft gegen die Unterstellung verwahrt, als wolle er die Abstammung irgendeines Zweiges dieser Gruppen aus dem anderen behaupten, es seien vielmehr Abzweigungen von einem gemeinsamen Stamme. Völkerstämme, Nationen. Von den Rassen sind scharf zu unterscheiden die Völker und Nationen als etwas geschichtlich Gewordenes. Die Geschichte zeigt uns bis in die nachchristliche, ja bis in die neuere Zeit hinein Beispiele, wie aus den verschiedensten Bestandteilen neue Völker sich gebüdet haben; so im Altertum die Ägypter aus Afrikanern und Semiten, die Babylonier aus Sumeriem und Semiten; später die romanischen Völker aus der Mischung von Römern, Kelten und Iberern mit den durch die Völkerwanderung hereinströmenden Germanen, die Engländer aus Kelten, Romanen und Germanen, die heutigen Türken aus Semiten und Mongolen, die Nordamerikaner aus fast allen Volksstämmen Europas. Gemeinsame

8. Bd. 1 - S. 13

1913 - Leipzig : Quelle & Meyer
Geschichte des Orients — Ägypten 13 Sprache und gemeinsame Lebensbedingungen bewirken allmählich ein Verschmelzen der verschiedenartigen Teile, es entwickelt sich ein bestimmter Typus, ein Nationalcharakter, der aber nicht ohne weiteres als Rassenmerkmal angesehen werden darf. Allerdings läßt sich in den neuen Gebilden vielfach feststellen, daß der eine oder der andere Bestandteil ihnen vorwiegend sein Gepräge aufgedrückt hat. Über die Anordnung der in geschichtlicher Zeit hervorgetretenen Völker, soweit sie für die alte Welt in Betracht kommen, vgl. die § 4, 17, 37, 45, 115. Bei der beschränkten Stundenzahl, die in Obersekunda für die Behandlung der griechischen und römischen Geschichte zur Verfügung steht, ist die Vorgeschichte in einer Stunde zu erledigen. Der Lehrer muß sich darauf beschränken, die wichtigsten vorgeschichtlichen Perioden mit kurzer Charakteristik der entsprechenden Kulturstufe zu schildern und gewisse heutzutage zur allgemeinen Bildung gehörige Grundbegriffe klarzulegen: Tertiär zeit, Diluvium oder Eiszeit, Steinzeit, Bronzezeit, Höhlenbewohner, Pfahlbauten usw. (§ 1). Zur Verwertung des in § 2—4 gebotenen Stoffes, der mehr die allgemeinen Grundlagen und Voraussetzungen der Geschichte behandelt, wird sich im Laufe der weiteren geschichtlichen Entwicklung oft genug Gelegenheit bieten. Wo die Möglichkeit vorhanden ist, wird der Besuch eines Miiseums mit vorgeschichtlichen und ethnologischen Sammlungen weit mehr imstande sein, den Schülern ein klares Bild zu geben, als noch so lange Vorträge. Nur muß ein solcher Besuch sorgfältig vorbereitet werden. Durch geeignete Auswahl der zu zeigenden Gegenstände können sich die Schüler scharf umgrenzte Vorstellungen der Hauptbegriffe bilden, während anderenfalls die wahllose Fülle des Gesehenen Verwirrung statt Klarheit schafft. Geschichte des Orients. Bei dem Gewicht, das die Behandlung des klassischen Altertums in Anspruch nimmt, lassen sich für die Geschichte des Orients von den vorhandenen 120 Stunden kaum mehr als 12—14 erübrigen. Der Vortrag des Lehrers wird sich also auf das Allerwichtigste beschränken müssen. Es erschien deshalb wertvoll, im Lehrbuch mehr zu bieten, als bisher üblich war, und dem Schüler so eine erweiterte Darstellung dessen als Lesestoff zu bieten, was der Lehrer nur in gedrängten Umrissen geben kann. Die bisherige Zurücksetzung des Orients im Unterricht entspricht längst nicht mehr der heutigen Erkenntnis von seiner Bedeutung für die Kulturentwicklung der Menschheit. Die Fäden, die vom Osten zum Abendlande hinüberführen, aufzudecken und an der Hand des vorliegenden Stoffes zu erläutern, muß die vornehmste Aufgabe des Lehrers sein. Aus diesem Grunde sind auch die religionsgeschichtlichen Abschnitte ausführlicher gehalten, weil hier die wechselseitigen Beziehungen und die mannigfache Ideenverwandtschaft am deutlichsten zutage treten. Zur Anschaffung für Schulbibliotheken ist zu empfehlen: Hunger u. Lamer, Altorient. Kultur im Bilde, 1912, wo reiches Bildermaterial zur Belebung des Unterrichts geboten wird. Ägypten. Quellen. Neben den älteren Werken von Lepsius, Denkmäler aus Äg., 1849 f., und Brugsch, Thes. inscr. Aeg., 1883 f., neuerdings Steindorff, Urkunden des ägypt. Altertums (I hsg. v. Sethe 1903, Iv 1906/08). Fortlaufende Veröffentlichungen neuentdeckter Inschriften und Urkunden in Egypt. Exploration Founds, Memoires de l’institut franfais d’archeol. orient, au Caire, Annales du service des antiquites de l'egypte; in kleinerem Umfange auch die Fachzeitschriften, des. Zeitschrift für Ägyptologie. Während in diesen Werken nur die hieroglyphischen Texte wiedergegeben werden, bietet Breasted, Ancient records of Egypt, 5 B, 1906, alle wichtigen Texte in Übersetzung und mit Erläuterungen. Deutsche Übersetzungen noch sehr spärlich, z. B. Erman u. Krebs, Aus den Papyrus der kgl.

9. Bd. 1 - S. 15

1913 - Leipzig : Quelle & Meyer
§ j. Land und Leute 15 1. Die älteste Zeit, nur aus dürftigen Quellen bekannt und etwa bis zum Ende des 4. Jahrtausends reichend. 2. Das Alte Reich, um 2500 durch die steigende Macht der Gaugrafen und den Verfall der Reichseinheit zerstört. 3. Das Mittlere Reich, um 1600 durch den Hyksoseinfall zertrümmert. 4. Das Neue Reich, um 670 beseitigt durch die wachsende Macht der libyschen Söldner einerseits, der Ammonspriester andererseits. 5. Die Zeit der Restauration, 670—525, herbeigeführt durch den Libyer Psammetich, abgeschlossen durch die persische Eroberung. 6. Die Ptolemäer zeit 331 — 30 v. Chr. § 5. Land und Leute. Literatur. Dümichen (s. o.). Breasted S. 3 —11. Erman*, Ägypten u. ägypt. Leben im Altertum, 1885, S. 15 — 90 (alle drei mit schönen Landschaftsbildern) ; ferner Baedeker, Ägypten, bearb. v. Steindorff 1906. Überschwemmung. Das eigentliche Ägypten beginnt im Süden mit der 1. Stromschnelle bei Syene (Assuan) und zerfällt in Oberägypten, von Syene bis zur Deltaspitze bei Memphis (Kairo), und Unterägypten, das Deltagebiet. Oberägypten ist eine einzige langgestreckte Oase, die vom Niltal gebildet und im Osten wie im Westen von unfruchtbarem Wüstengebiet eingeengt wird. Die Länge dieses Tales beträgt etwa 800 km, seine Breite schwankt zwischen 1 und 15 km. Der Nil erhält seine Hauptzuflüsse aus den Bergen Innerafrikas (weißer Nil) und Abessyniens (blauer Nil und Atbara). Alljährlich verursacht die Schneeschmelze eine Überschwemmung im Niltal, die das Land mit einer Decke von feinem schwärzlichem Schlamm überzieht und dem Boden eine beispiellose Fruchtbarkeit verleiht. Was Herodot vom Delta sagt (,,ein Geschenk des Nils“), trifft auf das ganze Land zu. Die Flut beginnt im Juli und erreicht Ende September ihren Höhepunkt, Ende Oktober beginnt das Abschwellen, das bis Anfang Januar dauert. Eine anschauliche Schilderung gibt Maspero S. 1 f. Nach der Höhe des erreichten Wasserstandes richtet sich der zu erwartende Ernteausfall. Daher fanden schon früh Nilmessungen statt. Ein Nilmesser aus dem alten Ägypten ist auf der Insel Elephantine bei Assuan gefunden worden. Beschaffenheit des Landes. Oberhalb Assuans (Nubien) muß sich der Nil sein schmales Bett durch das Sandsteingebirge graben. Auf der Strecke von Chartum bis Assuan verursachen mehrere von Osten nach Westen laufende Granitbarren die bekannten Stromschnellen (Katarakte). Unterhalb Assuans beginnt weißes Kalkgestein, in dem sich der Nil ein breites Bett ausgewaschen hat. Zu beiden Seiten liegt, nach der Talrinne zu steil abfallend, eine öde Hochebene, die nur im Westen eine mit dem Fluß gleichlaufende Reihe von Oasen bildet. Das Delta besteht meist aus sumpfigem Weideland, das sich durch Schlammablagerungen im Laufe der Zeit immer weiter in das Meer vorgeschoben hat. Bevölkerung. Die Ägypter hielten sich selbst für die Ureinwohner. Ihre Sprache ist zwar nach der Formenbildung eine semitische, aber der Rassentypus des Volkes ist durchaus nordafrikanisch. Wahrscheinlich ist eine afrikanische Urbevölkerung schon in vorgeschichtlicher Zeit von semitischen Eindringlingen unterjocht worden, die den Besiegten zwar ihre Sprache aufzwangen, sich selbst aber körperlich den zahlreicheren

10. Bd. 1 - S. 19

1913 - Leipzig : Quelle & Meyer
§ 8. Das Mittlere Reich 19 Höre auf das, was ich dir sage, damit du König seist auf Erden, damit du die Länder beherrschest und das Gute mehrest. Verhärte dein Herz gegen alle deine Untergebenen! Das Volk gibt acht auf den, der es in Schranken hält. Nahe dich ihnen nicht allein! Laß deinem Herzen keinen Bruder lieb werden, kenne keinen Freund und mache dir keinen Vertrauten. Es ist nichts Vollkommenes dabei. Wenn du schläfst, bewahre selbst dein Herz, denn ein Mensch hat niemanden am Tage des Unglücks. Ich gab dem Bettler, ich ernährte die Waise, ich ließ den Niedrigen zu mir wie den, der angesehen war. Aber die mein Brot aßen, empörten sich, dem ich die Hand reichte, erregte Schrecken (Breasted S. 165 f.; vgl. auch Schneider, Kultur und Denken, S. 157 f.). Die Könige sicherten ihrer Dynastie die Herrschaft dadurch, daß sie schon bei Lebzeiten ihren Sohn zum Mitregenten machten. Doch scheint jeder Regierungswechsel immer noch mit Schwierigkeiten verbunden gewesen zu sein, wie die „Geschichte des Sinuhet" lehrt (Erman-Krebs S. 14 f. Maspero, Contes populaires S. 55 f. Schneider S. 159 —168). Erst Sesostris Iii., der sagenhafte Sesostris der Griechen, die auf ihn allerdings auch alle Kriegstaten der 18. und 19. Dynastie übertragen haben, hat die Macht der Gaugrafen gebrochen, denn von seiner Zeit ab finden sich keine Inschriften und Gräber von ihnen mehr. Er hat das Reich vergrößert (durch Nubien) und gesichert (Abb. der Festungsruinen von Semne am 2. Katarakt bei Breasted S. 164; vgl. auch Perrot-Chipiez, Gesch. d. Kunst I 45°)• Sein Sohn Amenemhet Iii. konnte das Erworbene in Ruhe genießen und^ durch Werke des Friedens verschönern. Seine Regierung ist der kulturelle Höhepunkt des Mittleren Reiches. Das Fajjum. Der „Mörissee“, heute Birket-el-Kurun, war ursprün-lich das Sumpfgebiet eines Seitenarmes des Nils, des Bahr-el-Jussuf. Dort hatte Amenemhet nach der Entsumpfung seinen Palast und sein Grabmal, das berühmte „Labyrinth“ (Herodot Ii 148) gebaut, von dem noch stattliche Überreste erhalten sind. Die Ausgrabungen haben reiche Funde ergeben (Brown, The Fajjum 1892). Kennzeichnend für die hohe Blüte dieser Zeit ist der rege Verkehr mit Kreta, Kypros und Phönizien, den viele Fundstücke bezeugen. Auch in den Inschriften werden die „Hanebu" = Seevölker erwähnt. Der Niedergang des Mittleren Reiches. Bald nach Amenemhet Iii. brechen die Funde im Fajjum ab. Die 13. Dynastie, deren zahlreiche Namen auf Wirren deuten, ist in verschiedenen Königslisten ganz übergangen. Die letzten Könige fallen bereits in die Hyksoszeit. Einer nennt sich „geliebt vom Seth von Auaris". Dies war die Hauptstadt des Hyksosreiches, in dem Seth besondere Verehrung genoß. Eine 14. Dynastie herrschte, vermutlich auch als Vasallen der Hyksos, in Xois im Delta. Die Hyksos selbst umfassen bei Manetho die 15. und 16. Dynastie. Pieper, Die Könige zwischen dem Mittl. u. Neuen Reich (1904). Im übrigen vgl. Meyer Gda I 2, 276—288. Die Hyksos. Der Name ist dunkel. Manetho erklärt Hykschasu = Hirtenfürsten, die ägypt. Quellen nennen sie Amu. So wurden sonst die beduinischen Semiten der angrenzenden Gebiete Asiens genannt. Auch über ihre Herkunft sind die Ansichten geteilt. Nach den einen waren die Hyksos Semiten, ihr Vorstoß eine der vielen Wellen, die von Arabien ausgingen und die Nachbarländer überfluteten. Meyer Gda I 2, 291 f. bringt den Einfall der Hyksos in Verbindung mit dem hetitischen Vorstoß am Anfang des 18. Jhs., Breasted vermutet einen Zusammenhang der
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