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1. Geschichtsbilder aus der vaterländischen Geschichte für einfache Schulverhältnisse - S. 2

1878 - Wittenberg : Herrosé
hatt war der Allvater des Lebens und der Lenker der menschlichen Geschicke, besonders der Schlachten. Die Gefallenen wurden von oert himmlischen Schlachtenjuugsrauen zu den Freuden Walhakla's getragen, die Feiglinge und Bösewichter aber von der grausigen Todten-göttin in das kalte Nebelheim verstoßen. Wodan wurde von den 12 Äsen in der Weltregierung unterstützt. Seine Gattin Freia wachte über die Ehe und häusliche Ordnung. Götzenbilder und Tempel hatten die Deutschen nicht. In heiligen Hainen wurden Opfer aus Früchten, Thieren und gefangenen Feinden dargebracht. Den Götterwillen suchte mau u. a. aus dem Wiehern geheiligter weißer Rosse zu erfahren. Die Priester und Sänger der Kriegsthaten ehrte man hoch, räumte ihnen aber keine Macht zum Herrschen ein. 4. Die Cimbern und Teutonen stammten aus Jütland und zogen mit Hab und Gut nach Süden. Als ihnen an den Alpenpässen der römische Statthalter falsche Wege zeigen ließ, schlugen sie sein Heer, durchzogen die Schweiz, fielen in Gallien ein, vernichteten noch 3 andere römische Heere und machten den „Cimberschrecken" sprichwörtlich in Rom. Nachdem sie Jahre lang in dem schönen Südfrankreich gehaust, wollten sie mit 2 Heersäulen in Italien einsallen, die Teutonen von Westen, die Cimbern von Norden. Da wurde der rohe, aber kriegserfahrene Feldherr Marius der Retter Roms. Er umgab sein Lager mit Verschanzungen, gewöhnte seine Soldaten in kleinen Gefechten an den Anblick, das Kriegsgeheul und die Fechtweise der Teutonen, schlug sie dann in einer mörderischen Schlacht bei Aquä Sextiä ^m Rhonedelta 102 v. Chr. und nahm ihren riesigen Fürsten Tentobod gefangen. Die Cimbern waren inzwischen unter Bojorix über den Brennerpass und durch das Etschthal nach Oberitalien gezogen. Da erschien Marius und vernichtete sie auf der raudischen Ebene, westlich vom Tessino, 101 v. Chr. nach verzweifelter Gegenwehr. Die Krieger hatten sich mit Ketten zusammen gebunden, und die Flüchtlinge wurden von den Weibern erschlagen. 5. Drusus in Deutschland. Der römische Feldherr Julius Cäsar eroberte in 8jährigen Kämpfen ganz Gallien bis an den Rhein. Drusus, der Stieffohn des Kaifers Augustus, befestigte die Rhein-grenze durch 50 Burgen und unternahm 4 Züge in das Innere von Deutschland. An der Elbe rief ihm eine riesenhafte Seherin drohend zu: „Kehre um. Unersättlicher, deines Lebens und deiner Thaten Ende ist gekommen!" Auf dem Rückzüge stürzte er mit dem Pferde und starb an einer Schenkelverletzung 9 v. Chr. Sein Bruder Tiberius unterwarf das Land bis an die Weser, indem er Zwietracht unter den deutschen Stämmen anstiftete und allerlei Listen und Ränke übte. 6. Varus und Hermann. Der römische Statthalter Varus behandelte das Land wie eine eroberte Provinz. Er führte römische Sitte, Sprache und Gerichtsordnung (mit Advokaten und vorange-

2. Geschichtsbilder aus der vaterländischen Geschichte für einfache Schulverhältnisse - S. 10

1878 - Wittenberg : Herrosé
— 10 — ihn vergeblich um Gerechtigkeit. Seine Frömmigkeit bewies er durch tägliche Kirchenbesuche, durch Verschönerung des Gottesdienstes, durch Ausbreitung des Christenthums und durch Hebung der Volksbildung. Seine Sitten zeigten große Einfachheit. In Jagd und Krieg, Fechten und Reiten, Baden und Schwimmen war er Meister, im Essen und Trinken mäßig; beim Mahl liebte er Saitenspiel und Gesang. Seine Kleidung war vaterländisch und zum Theil von seinen Töchtern verfertigt. Ausländischen Putz hasste er und machte ihn lächerlich. Nur bei feierlichen Gelegenheiten zeigte er die Majestät auch in der Kleidung. 3. Die Sachsenkriege. Die Sachsen zwischen Rhein und Elbe waren noch Heiden und beunruhigten durch ihre räuberischen Einfälle beständig die Grenzen des Frankenreichs. Ihre Stärke lag in ihrer Tapferkeit, Freiheitsliebe und den unwegsamen Wäldern und Sümpfen ihres Landes. Karl beschloss den Kampf gegen sie, um sie dem Christen-thume und seiner Macht zu unterwerfen. Aber 30 Jahre hat der Kampf gedauert. Viel mal gelobten die besiegten Sachsen, so auf dem Reichstage zu Paderborn 777, sich zu unterwerfen, Kirchen und Klöster zu Bauen und sich taufen zu lassen, sobald aber Kart den Rücken wandte und der Schlachtruf ihres unermüdlichen Herzogs Wittekind durch die Gaue scholl, da griffen sie wieder zu den Waffen, tödteten die Priester, zerstörten die Kirchen und brachen die Festen. Als sie einst ein fränkisches Heer treulos niedermetzelten, da nahm Karl in seinem Zorn eine grausame Rache, indem er bei Verden a. d. Aller 4500 gefangene Sachsen enthaupten ließ. Die Folge davon war ein allgemeiner Aufstand der Sachsen, der nur mühsam durch den Sieg an der Haase niedergeworfen wurde. Endlich verzweifelte Wittekind an der Macht der Sachsengötter und ließ sich nebst vielen Edlen taufen. Karl behandelte die Sachsen mit Milde, ließ ihnen ihre alten Gesetze und Freiheiten und Wittekind als Herzog, jedoch unter seiner Oberhoheit. Das Christenthum nahmen sie an, klebten aber im Herzen noch lange am Heidenthume und bezahlten nur widerwillig den Zehnten an die Kirche. 4. Karl's übrige Kriege. Der Papst wurde von dem Longo-bardenkönige bedrängt und rief Karl zu Hülfe. Dieser zog über die Alpen, nahm Pavia durch Hunger, verwies den König ins Kloster und setzte sich die eiserne Krone der Lombarden auf, deren innerer Reif ein Nagel des Kreuzes Christi sein soll. — Als Schirmherr der Christenheit unternahm er einen Zug nach Spanien gegen die Mauren und entriss ihnen das Land bis an den Ebro. Aus dem Heimzuge wurde die Nachhut seines Heeres in den Pässen der Pyrenäen überfallen und niedergemetzelt. Auch Karl's Neffe Roland fiel nach der tapfersten Gegenwehr. — Die räuberischen Avaren an der Donau und Raab bestegte Karl und verfolgte sie bis in ihre Schlupfwinkel. In 7 Zügen durchbrach er ihre 9 Ringe, d. h. Gräben, Wälle und Verhaue, entriss ihnen die zusammengeraubten Schätze und schlug ihr

3. Geschichtsbilder aus der vaterländischen Geschichte für einfache Schulverhältnisse - S. 27

1878 - Wittenberg : Herrosé
— 27 — und Longobarden. Der Strom der Völkerwanderung führte sie nach Westen; in ihre verlassenen Wohnsitze rückten von Osten die Wenden, die zur großen slavischen Völkerfamilie im Osten Enropa's gehörten. Sie waren mittelgroß, gedrungen aber kräftig, braungelb mit dunkeln Augen und braunen Haaren. In Tempeln und heiligen Hainen standen ihre unförmlichen Götzenbilder. Sie opferten ihnen Früchte, Thiere und Kriegsgefangene. Die Priester wurden als Seher und Vertraute der Götter hochgeehrt. Die Hauptbeschäftigungen der Wenden waren Jagd, Fischerei, Viehzucht und Ackerbau; einzelne Gewerke, z. B. Weberei, wurden fleißig betrieben. An der Ostsee, z. B. in Wineta, entwickelte sich auch schon ein reger Handel. Die Wenden liebten die gemeinsamen Ansiedlungen in den Niederungen und schirmten ihre Flecken durch Burgen oder Garts. Die Frauen wurden wie Sklavinnen behandelt; die lebensmüden Eltern ließen sich oft von ihren Kindern todten. Sonst waren die Wenden gastfrei und nüchtern, ehrlich und einfach. 2. Die ältesten Zeiten. Als die Wenben bestänbig räuberische Einfälle westlich von der Elbe unternahmen, besiegte sie Karl der Große,gründete Grenzfesten und setzte Markgrafen ein. In den folgenden traurigen Zeiten wurden alle Anfänge der Kultur wieder verwischt. Heinrich I. schlug die Wenden, eroberte Brandenburg und dehnte feine Herrschaft bis an die Oder aus. Otto I. setzte Gero als Markgrafen der Nordmark ein. Dieser unterwarf die Wenden mit dem Schwerte, während von den Bisthümern Brandenburg und Havelberg die Bekehrung zum Chriftenthume versucht wurde. Nicht feiten wurden die Wenden durch Härte zur Empörung getrieben und vernichteten alle Spuren der deutschen und christlichen Kultur. Endlich wurde 1134 Albrecht der Bär Markgraf der Nordmark. Er ist der Gründer der Mark Brandenburg, die den Anfang des preußischen Staates bildet. 3. Albrechts Verdienste. Graf Albrecht der Bär v. Ballenstedt gewann die Freundschaft des kinderlosen Wendenfürsten von Brandenburg und mit Hülfe von dessen Witwe später einen Theil des Wendenlandes, die Mittelmark. Innere und äußere Unruhen schlug er mit starker Hand nieder. In das verödete und verwüstete Land zog er deutsche und holländische Ansiedler, um es zu kultiviren. Sie machten öde Strecken urbar, entwässerten Sümpfe, dämmten Flüsse ein, gründeten Dörfer und Städte und förberten den Gewerbfleiß. Aber auch chriftiaixifirt hat Albrecht die Mark Branbenburg, indem er Kirchen und Klöster baute und durch Mönche und Geistliche das Volk unterweisen und taufen ließ. Von einem Kreuzzuge brachte er Temp -ler und Johanniter mit ins Land, die das Land gegen feindliche Nachbarn vertheidigen und christliche Sitten verbreiten halfen. So wurde das heidnische Wenbenlanb nctch und nach ein beutfches, christliches und knltivirtes Land.

4. Geschichtsbilder aus der vaterländischen Geschichte für einfache Schulverhältnisse - S. 12

1878 - Wittenberg : Herrosé
— 12 — lehre anfertigen und deutsche Sagen und Heldenlieder sammeln ließ. Handel und Gewerbe förderte er durch gleiches Maß und Gewicht, durch Anlegung von Wegen, Brücken, Kanälen und Handelsplätzen, dre Baukunst durch den Bau von Kirchen, Palästen, Brücken, Leucht-thürmeu und Badeanstalten, die Landwirthschaft durch seine Muster-meiereien, denen er die größte Sorgfalt widmete. — Sein Ruhm erscholl in alle Welt. Der berühmte Kalif Harun al Raschid in Bagdad sandte ihm Geschenke, z. B. eine kunstvolle Wafferuhr und einen gelehrigen Elefanten. Karl schickte dagegen feine Pelze und dressirte Hunde und Pferde. 7. Karl's Tod und Begräbnis 814. Karl weilte am liebsten in Aachen. Dort ließ er seinen einzigen Sohn Ludwig krönen, nachdem er ihn ermahnt, Gott zu fürchten, sein Volk zu lieben, die Armen zu unterstützen, getreue Beamte einzusetzen und sich vor Gott und der Welt unsträflich zu erhalten. Kurze Zeit darauf ward er krank und starb im 70. Lebens- und 46. Regierungsjahre nach Empfang des heil. Abendmahls mit den Worten: Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist!" Sein Leichnam wurde einbalsamirt und im kaiserlichen Schmucke aus einen goldenen Stuhl in einer Gruft des Domes zu Aachen gesetzt. Die Krone auf dem Haupte, das Evangelienbuch auf den Knien, die Pilgertasche an der Hüfte, Szepter und Schild zu Füßen, die Gruft mit Spezerei gefüllt: so fand ihn Kaiser Otto Iii. im Jahre 1000, als er die Gruft öffnen ließ, um sich an dem Anblick des großen Todten zu begeistern. 8. Seine Nachfolger. Ludwig der Fromme war zu schwach für die Regierung eines so gewaltigen Reiches. Die Geistlichen, Die Großen des Reiches und seine eigenen Söhne entwanden ihm die Zügel. Nach einem Leben voll Unruhe, Schmerz und Schmach starb er auf der Flucht vor einem seiner 3 Söhne. Zwischen den Söhnen brach ein Bruderkrieg aus, der 843 mit dem Vertrage zu Verdun endete: Lothar bekam Italien mit der Kaiserwürde, Karl der Kahle Frankreich, Ludwig Deutschland. In dieser Zeit hatte Deutschland unsäglich von den unbändigen Normannen zu leiden. Aus der Nord- und Ostsee kamen sie wie Sturmvögel aus ihren leichten Fahrzeugen in den Flüssen stromauf bis in das Herz Deutschlands. Sie raubten Menschen, Vieh und Waaren und verwüsteten, was sie nicht mit fortschleppen konnten. So plünderten sie Köln und verbrannten Hamburg. An der Elbe und Donau trieben es die Wenden und Ungarn nicht besser. Die Unordnung und das Unglück wuchsen von Jahr zu Jahr, und der letzte Karolinger, Ludwig das Kind, starb 911 weinend über das Elend des Reiches.

5. Geschichtsbilder aus der vaterländischen Geschichte für einfache Schulverhältnisse - S. 29

1878 - Wittenberg : Herrosé
— 29 — Mühldorf 1322 die Entscheidung brachte. Ludwig gewann sie durch die Umsicht des alten Schweppermann. Friedrich selbst fiel als Gefangener in Ludwigs Hände. Letzterer empfing ihn mit den Worten: „Vetter, wir sehen (Such gerne!" und nahm ihn in fürstliche Haft auf dem Schlosse Trausuitz. Als nach der Schlacht nur wenige Eier zur Stillung des Hungers aufzutreiben waren, ehrte Ludwig feinen Feldherrn durch das Wort: „Jedem ein Ei, dem braven Schweppermann zwei!" Leopold, der Bruder des Besiegten, setzte den Krieg fort, und der Papst sprach über Ludwig den Bann und über sein Land das Interdikt aus. Da versuchte Ludwig eine Aussöhnung mit dem gefangenen Friedrich und besuchte ihn selbst. Der Kummer hatte den Gefangenen gebeugt und sein Haar gebleicht; seine Gattin hatte sich die Augen ausgeweint. Friedrich gelabte eidlich, den Frieden zu erwirken oder in seine Haft zurückzukehren. Da er den Starrsinn seines Bruders nicht zu beugen vermochte, so stellte er sich wieder in München zur Haft. Gerührt umarmte ihn Ludwig und theilte hinfort Tisch, Bett und Regierung mit ihm. Aber der Kummer hatte Friedrichs Gesundheit untergraben und führte ihn einem frühen Tode zu. Schönheit, Macht und Edelmuth bei unsäglichem Unglück, das war sein Leben! Vergebens suchte Ludwig vom Banne loszukommen, der Papst stellte die demüthi-gendsten Bedingungen. Da traten die Kurfürsten zu Reuse am Rhein zusammen und erklärten, dass ein rechtmäßig gewählter Kaiser der päpstlichen Bestätigung nicht bedürfe. 2. Zustände in der Mark Brandenburg. Nach Waldemars Tode war die schlimmste Unordnung in der Mark Brandenburg eingerissen. Die Raubritter und die Grenznachbarn wetteiferten in der Schädigung des Landes. Der Kaiser belehnte endlich seinen Sohn Ludwig mit dem herrenlosen Lande. Doch schwere Mühe kostete es, die raublustigen Nachbarn und den Raubadel im Zaume zu halten. Dazu wälzte sich von Osten eine schwere Wetterwolke heran. Der Polenkönig fiel mit feinen wilden Horden in die Mark ein, plünderte Kirchen und Klöster, steckte Dörfer und Städte an, ließ die Felder zerstampfen, Weiber und Kinder mißhandeln, alle Wehrhaften niederschlagen und gegen 6000 Männer in die Sklaverei schleppen. Ludwig wurde feines Lebens in der Mark so wenig froh wie fein Vater im Reiche. Derselbe hatte eigenmächtig die Ehe der herrischen Margarethe Maultafch von Tyrol getrennt, um sie mit feinem Sohne Lud-^ wig zu vermählen. Dadurch erzürnte er aufs Neue den Papst und entfremdete sich viele Herzen. Zwei Gegenkaifer wurden gegen ihn aufgestellt, aber sie kamen nicht zu rechtem Ansehen. Da ereilte ihn plötzlich der Tod auf der Bärenjagd, und Karl Iv. von Luxemburg kam auf den Thron. 3. Der falsche Waldemar. Durch ein listiges Gaukelspiel seiner Feinde wurde dem Markgrafen Ludwig Brandenburg vollends

6. Geschichtsbilder aus der vaterländischen Geschichte für einfache Schulverhältnisse - S. 14

1878 - Wittenberg : Herrosé
— 14 — und reiche Ernte hielt der Tod. Aber endlich siegle die deutsche Begeisterung und Kriegskunst. Die Mehrzahl der Ungarn lag erschlagen auf dem Schlachtfelde, die andern flohen voll Entsetzen; viel christliche Sklaven wurden befreit, 7 ungarische Führer mit abgeschnittenen Nasen und Ohren als warnendes Beispiel heimgeschickt. Zum Andenken an den Sieg wurde ein Bild der Schlacht gemalt und in der Pfalz zu Merseburg ausgehängt. — Heinrich starb zu M ernte den an der Unstrut und liegt in Quedlinburg begraben. Seine Gattin war die edle Mathilde. Ost und gern weilte sie zu Nordhausen in dem von ihr gestifteten Kloster. Tu. Otto I., der Große, 936—973. 1. Seine Krönung erfolgte in Aachen nach einstimmiger Wahl mit großer Pracht. Vier Reichsfürsten versahen dabei die Erzämter, wie es seitdem üblich wurde. Der Erzkämmerer sorgte für Wohnung und Bewirthung der Gäste, der Erztruchsess setzte die Speisen auf den Königstisch, der Erzfchenk goss den Wein ein, der Erzmarschall brachte die Rosse unter. — Otto hatte eine stattliche Gestalt, einen festen Charakter, einen hellen Verstand und ein frommes Herz. Wegen feiner edlen Eigenschaften, herrlichen Kriegsthaten und ruhmvollen Regierung nannte man ihn schon bei Lebzeiten „den Großen." 2. Kämpfe im Innern. Weil Otto nach Alleinherrschaft strebte, streng und heftig war, so brachen viele Empörungen aus. Aber wie der Löwe warf er feine vielen Feinde nieder, verzieh ihnen jedoch großmüthig, wenn sie sich demüthigten. Sein eigener Bruder Heinrich erhob 3 mal die Fahne der Empörung. Das 3. mal verzieh ihm Otto am Weihnachtsfeste im Dome zu Frankfurt auf die Fürbitte seiner Mutter und nach einem demüthigen Fußfalle. Otto dehnte die Grenzen seines Reiches weit aus und setzte sich bei allen Nachbarn in das höchste Ansehen. In den nördlichen und östlichen Grenzmarken gründete er Bisthümer (Schleswig, Havelberg, Brandenburg, Magdeburg, Meißen u. a.) und ließ durch Missionare und Ansiedler Christenthum und Deulschthum verbreiten. 3. Kampf in Italien. Wilde Unordnung hatte in Italien überhand genommen. Die junge, schöne Königswitwe Adelheid, deren Mutter Bertha den Ehrennamen „die Spinnerin auf dem Throne" trägt, wurde hart bedrängt. Es wird erzählt, dass sie von ihrem Feinde in einen Thurm eingeschlossen worden sei, weil sie sich weigerte, seinen hässlichen Sohn zu ehelichen. Ein treuer Mönch habe sie aber durch einen unterirdischen Gang gerettet. Sie bat den deutschen Kaiser um Hülfe und bot ihm Hand und Krone an. Der ritterliche Otto kam über die Alpen, besiegte ihren Feind und nahm sie zur Gemahlin. 4. Ungarnschlacht auf dem Lechfelde 955. Sohn und Schwie-

7. Geschichtsbilder aus der vaterländischen Geschichte für einfache Schulverhältnisse - S. 15

1878 - Wittenberg : Herrosé
— 15 — gersohn des Kaisers glaubten sich zurückgesetzt und lehnten sich wider ihn auf, ja riefen sogar die Erzfeinde Deutschlands aus Ungarn herbei. Diese raub lustigen Horden zogen noch verheerend in Süddeutschland umher, als sich der Kaiser schon wieder mit Sohn und Schwiegersohn ausgesöhnt hatte. Sie prahlten: „Unsere Rosse werden die Flüsse aus-trinken und ihre Hufe die Städte zerstampfen. Wenn der Himmel nicht aus uns fällt und die Erde uns nicht verschlingt, wer will uns besiegen?" Am Lech bei Augsburg traf Otto auf die Landschädiger. Durch Gebet und feurige Rede begeisterte er die Seinen. Anfänglich brachten die wilden Angriffe der Ungarn Verwirrung unter die Deutschen, aber des Kaisers Schwiegersohn Konrad sühnte heuteseine Schuld, stellte durch Wunder der Tapferkeit die Ordnung wieder her und jagte die Heidenschwärme in den Lech. Als er aber in der Augustglut seine Halsberge öffnete, um den Schweiß abzutrocknen, traf ihn ein tückischer Pfeil zum Tode. Die Ungarn wurden gänzlich besiegt und nur wenige sahen ihre Heimat wieder. Die wüthenden Bauern erschlugen sie auf der Flucht wie wilde Thiere. Ihre gefangenen Fürsten wurden an den Thoren Augsburgs aufgehängt. Unermessliche Beute fiel den Siegern in die Hände. Die Ungarn aber kamen nicht wieder nach Deutschland. Um das Jahr 1000 führte Stephan der Heilige das Christenthum unter ihnen ein und gewöhnte sie zu milderen Sitten. 5. Kaiserkrönung in Rom 962. Nachdem Otto in Deutschland überall Ruhe und Ordnung hergestellt, zog er nach Italien, setzte sich in Mailand die eiserne Krone auf und ließ sich zu Rom als Kaiser „des heiligen römischen Reiches deutscher Nation" krönen. Einen sitten-nnd treulosen Papst setzte er ab und ließ sich geloben, keinen Papst ohne kaiserliche Bestätigung einzusetzen. Seit Otto's Krönung sind die „Römerfahrten" der deutschen Könige Sitte geworden. Sie haben Deutschland unsäglich viel Geld und Menschen gekostet, ohne doch Ehre und Glück der deutschen Nation viel zu fördern. 6. Otto's Ende. Friede, Sicherheit und Wohlstand herrschten zuletzt in Otto's weitem Reiche. Die Städte mit ihrem Handel, ihren Gewerken und Künsten blühten immer schöner auf, die Bildung des Volkes wuchs. Im Harze wurden Silberbergwerke entdeckt, die immer reichere Ausbeute gaben. Die Pendeluhren wurden erfunden. Nach einer letzten Huldigung der Stände seines Reiches starb Otto gottergeben in Memleben und liegt im Dome zu Magdeburg begraben. Sein Sohn, Otto ü., und sein Enkel, Otto in. verschwendeten ihre Liebe und zersplitterten ihre Kraft nutzlos in Italien. Das sächsische Kaiserhaus erlosch 1024 mit Heinrich dem Heiligen.

8. Geschichtsbilder aus der vaterländischen Geschichte für einfache Schulverhältnisse - S. 16

1878 - Wittenberg : Herrosé
— 16 — Viii. Papli Gregor Vii. und Kaiser Heinrich Iv. 1. Papst Gregor Vh. und sein Streben. Er hieß früher Hildebrand und hatte von seinem Oheim eine sorgfältige Erziehung in einem Kloster erhalten. Als Priester leuchtete er in Rom durch Eifer, Strenge und Sittenreinheit hervor. Unter 5 Päpsten war er der vertraute Rathgeber. Seine Wahl zum Papste erfolgte auf einen Ruf aus der Volksmenge: „Hildebrand soll unser Bischof fein!" Mit starker Hand ergriff er die Zügel des Kirchenregiments. Er wollte die Kirche im Innern läutern und nach außen allmächtig machen. Mit Scharfsinn und unbeugsamer Festigkeit ging er seinen Weg und obsiegte endlich über alle Hindernisse. Er schuf das Kollegium der Kardinäle, das den Papst zu wählen hat, verbot die Simonie, d. h. den Kauf und Verkauf geistlicher Stellen, führte den Cölibat, das ist die Ehelosigkeit der Priester, durch und beanspruchte das Recht der Investitur, d. H. der Belehnung von Bischöfen mit Ring und Stab (mit dem geistlichen Amte und dem weltlichen Bisthume). 2. Kaiser Heinrich Iv. hatte feinen Vater schon im 6. Jahre verloren, ©eine Mutter erzog den lebhaften Knaben mit zu viel Milde. Der Erzbischof' Hanno von Köln, der ihn auf ein Rheinfchiff locken und entführen ließ, wollte durch Strenge, ja Härte feinen Leichtsinn zügeln. Unter der Vormundschaft des Bischofs Adalbert von Bremen ließ man ihm allen Willen, ja verdarb ihn durch Schmeichelei und Sinnenlust. Als König wohnte er meist zu Goslar, behandelte aber seine sächsischen Unterthanen mit so großer Härte, dass sie sich endlich gegen ihn empörten, ihn zur Flucht nöthigten, seine Schlösser, besonders seine geliebte Harzburg, zerstörten und die Gebeine der ©einen in den Grüften schändeten. Mit Hülfe der Städte sammelte Heinrich ein Heer, schlug die Sachsen bei Langensalza und strafte sie mit großer Härte. 3. Kaiich f zwischen Kaiser und Papst. Der Papst, welcher sich mit der Sonne, den Kaiser mit dem Monde verglich, ermahnte den Kaiser zur Mäßigung und gebot ihm, wegen Nichtachtung der päpstlichen Anordnungen Buße zu thun. Der ergrimmte Kaiser ließ hieraus den Papst durch eine Versammlung von Bischöfen abfetzen und schrieb ihm: „Wir Heinrich, von Gottes Gnaden König, und alle Bischöfe sagen dir, dem falschen Mönch Hildebrand: Steige herab von dem angemaßten apostolischen Stuhle, steige herab!" Der Papst sprach hieraus den Bannfluch über den Kaiser, schloss ihn damit ans aller kirchlichen Gemeinschaft und entband Fürsten und Volker von dem Eide der Treue. Die Fürsten, welche Heinrich nicht liebten, drohten nun, einen andern König zu wählen, wenn er binnen Jahresfrist nicht vom Banne los sei. Da zog der verlassene Kaiser mit feiner treuen Gattin, einem 2jährigen Söhnlein und einigen Dienern im Winter über die

9. Geschichtsbilder aus der vaterländischen Geschichte für einfache Schulverhältnisse - S. 17

1878 - Wittenberg : Herrosé
— 17 — Alpen, streckenweise ans Rindshäuten über Eis- und Schneeselder geschleift, um von dem Papste Lossprechung vom Banne zu erlangen. Drei Tage stand er im Januar 1077 barfuß und im Büßerhemde im Schlosshofe zu Canossa, wo der Papst bei der Markgräsin Mathilde weilte. Erst sein Flehen, der Markgräfin Thränen und eines Abtes Fürbitte endeten die Schmach des Kaisers und den Triumph des Papstes. Nach einem Fußfall wurde Heinrich vom Banne losgesprochen, sollte sich aber der Regierung vorläufig enthalten. Voll Ingrimm zog er heimwärts. Dort hatte man seinen Schwager Rudolf als Gegenkaiser ausgestellt. In der Schlacht wurde derselbe aber durch einen Lanzenstich tödtlich verwundet und seine rechte Hand abgehauen. Ster-bend sprach er: „Das ist die Hand, mit der ich Heinrich Treue schwur!" Heinrichs Anhang mehrte sich von Tag zu Tag. Als er alle seine Gegner in Deutschland zu Paaren getrieben, zog er nach Italien, eroberte Rom, belagerte den Papst in der Engelsburg und setzte einen andern Papst ein. 4. Das Ende der Gegner. Gregor rettete sich nach Unteritalien uni) starb dort in der Verbannung mit den Worten: „Ich habe das Recht geliebt und das Unrecht gehasst, darum sterbe ich in der Verbannung !" Heinrich war durch Irrthum und Leiden gebessert, weise, mild und gerecht geworden, aber das Unglück heftete sich an feine Fersen und verfolgte ihn bis über das Grab hinaus. Sein eigner Sohn empörte sich gegen ihn und nahm ihn gefangen. Zwar entkam er, doch der Gram brach sein Herz; er starb in den Armen seines Freundes, des Bischofs von Lüttich. Aber auch im Tode fand er keine Ruhe; 5 Jahre blieb feine gebannte Leiche nnbegraben. Ein Mönch aus Jerusalem wachte neben ihr und betete sür seine Seele. Erst 1111 wurde er vom Banne befreit und feierlich begraben. Sein herzloser Sohn Heinrich V. fand im Leben nichts als Kämpfe und starb endlich ungeliebt, unbetrauert und kinderlos, der Letzte aus dem fränkischen Kaiserhause. Ix. Der erste Areuwg 1096—1099. 1. Ursachen der Kreuzzüge. Seit Helena, Konstantins Mutter, das heilige Land besucht und über der Gruft des Heilandes eine Kapelle erbaut hatte, zogen viele Pilger nach den heiligen Stätten. Als die Araber Herren Palästinas wurden, forderten sie von den Pilgern eine Abgabe, störten aber ihre Andacht nicht. Grausame Erpressungen und Mishandlungen hatten jedoch die Pilger zu erdulden, als die rohen Türken das Land eroberten. 2. Peter von Amiens, ein französischer Einsiedler, schürte das glimmende Feuer des Unwillens darüber zu Heller Flamme. Barfuß und barhäuptig, das abgeschabte Pilgerkleid mit einem Strick um- Polcick, Realienbuch. (Geschichte). 9

10. Geschichtsbilder aus der vaterländischen Geschichte für einfache Schulverhältnisse - S. 18

1878 - Wittenberg : Herrosé
— 18 — gürtet, das Kruzifix in der Hand, von Strapazen abgemagert und verwildert, so durchzog er auf einem Esel Italien und Frankreich und schilderte in feurigen Worten die Noth der Christen und die Frevel der Türken. Dem Papste brachte er ein flehendes Schreiben von dem Patriarchen in Jerusalem, und dem Volke erzählte er, dass Christus selber ihm die Befreiung des heiligen Grabes befohlen habe. Die Begeisterung des gläubigen Volkes kannte keine Grenzen. Fast zerriss man Peter sammt seinem Esel, um nur ein Andenken von ihm mit heimzubringen. 3. Papst Urban Ii. stellte sich an die Spitze der Bewegung. Auf einer Kirchenversammlung zu Clermout im südlichen Frankreich riss er alle Herzen durch seine Rede hin. „Gott will es!" rief alles, und Tausende hefteten sich ein rothes Kreuz auf die rechte Schulter, um als Kreuzfahrer an den Kreuzzügen Theil zu nehmen. Ungeordnete Haufen unter Walter von Habenichts und Peter von Amiens konnten die Zeit nicht erwarten und brachen gleich nach dem Osten auf. Da sie die Juden erschlugen und die Bauern beraubten, so wurden sie endlich selber von dem Landvolke niedergemacht. 4. Gottfried von Bouillon (sp. Bujoug), der edle Herzog von Lothringen, stellte sich an die Spitze des Kreuzheeres, das viel edle Helden und wohl 1/2 Million Menschen zählte,, und setzte nach mühsamen Märschen nach Kleinasien über. Hier hob die Noth erst an. Hunger und Durst, Hitze und Seuchen, List und Schwert der Feinde rafften Tausende hinweg, so dass der heiße Wüstensand mit Leichen bedeckt war. Nach großen Opfern wurden einzelne Festungen genommen, so Antiochia; aber kurze Zeit nach der Einnahme wurden die Sieger von einem türkischen Heere eingeschlossen und in die entsetzlichste Noth gebracht. Plötzlich ward der gesunkene Muth der Belagerten wunderbar gehoben durch Auffindung der heiligen Lanze, mit der Jesu Seite durchbohrt sein sollte. Unter Gesang und mit Todesverachtung stürzten sich die halbverhungerten Kreuzfahrer auf die Feinde und schlugen sie in die Flucht. Durch den Libanon zog nun der Rest des stolzen Kreuzheeres nach Süden und erblickte in der Morgendämmerung von Em-maus' Höhe die heilige Stadt. „Jerusalem, Jerusalem!" riefen die erschöpften Krieger mit Entzücken, sanken weinend nieder und küssten die Erde, alle Mühsale vergessend. 5. Eroberung Jerusalems 1099. Aber die heilige Stadt war stark befestigt und von 60,000 (Streitern vertheidigt. Mit ungeheuern Anstrengungen schafften die Kreuzfahrer, kaum halb soviel an Zahl, Belagerungsmaschinen, besonders bewegliche Türme, herbei. Zwei Tage wurde mit beispielloser Tapferkeit gestürmt, aber erfolglos. Da plötzlich glaubten die Kreuzfahrer auf dem Oelberge einen Ritter in leuchtender Rüstung zu sehen. „Gott sendet den Erzengel Michael zu Hülfe!" rief man sich zu, und die Begeisterung ward unwiderstehlich.
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