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1. Bilder zur Kunst- und Kulturgeschichte der altchristlichen Zeit, des Mittelalters und der Renaissance - S. 51

1912 - Breslau : Hirt
der sich Tiefe und Ernst der Gedanken mit einer unvergleichlich schpferischen Phantasie, ein reines Kindergemt und tiefe Religiositt mit liebevollster Natur-beobachtung, offenem Auge fr die Welt und technischer Meisterschaft wundersam vereinigte. Begonnen hat Drer seine Laufbahn mit dem volkstmlichen Holz-schnitt. Wie gewaltig brausen seine apokalyptischen Reiter daher, die Pest, der Krieg, die Teuerung auf feurigen Rossen und als vierter auf drrem Klepper der Tod, alle, um nach der Weisung des Engels des Zorns ein Vierteil der Menschheit zu vertilgen! Und der Hllenrachen tut sich auf, die entsetzt Fliehenden, berrittenen zu verschlingen, voran auch darin ist Drer ehrlich den hchsten Herrn der Christenheit, den Kaiser! Sondern sich hier Vorder-, Mittel - und Hintergrund noch wenig voneinander ab, so berrascht in 84 die volle Tiefe der Bildwirkung und bei aller Gedrngtheit der Komposition ihre bersichtlichkeit. Erreicht wird dies durch klare Gruppenbildung (auf welchem Prinzip beruht die dramatische Mittelgruppe? vgl. I 20, 31) und die volle Ausnutzung des Mondlichtes, das die Gestalten umspielt und aus dem Schatten des Waldes die Mordwerkzeuge der rohen Hscherschar hervorblitzen lt. Wer sich an der brutaleu Roheit dieser Kriegsknechte stt, bedenkt nicht, da es Drer bitterer Ernst war um das Leiden und Sterben Jesu Christi: welch unsagbar traurigen Blick sendet der Gefangene unter Judas' verrterischem Ku gen Himmel! Von besonderem Reiz ist die Landschaft. Der vom Blitz zerschmetterte, der seine ste wie lebend ausstreckende Baum, jeder redet seine besondere Sprache. Im Hintergrund ruht Mondglanz auf Bergesgipfel und Wolke. Auf das Phantastische (83) und das Dramatische (84) folgt der gedankenschwere Emst des berhmten Kupferstichs Ritter, Tod und Teufel" (85). Zu dem geharnischten Ritter, der auf edlem Ro, die lange, fuchsschwanzgezierte Lanze geschultert, seines Weges reitet, gesellt sich in finsterer Waldschlucht der Tod und der Teufel. Der Tod, noch abschreckender als auf 83, hlt dem Ritter Stundenglas und Totenuhr vor; das Glcklein am Hals seines Gaules ist die Toten-glocke. Der Teufel, eine scheuliche Fratze, mit Hirsch- und Widderhrnern, den Schweinsrssel bleckend, greift mit seinen Krallen nach ihm. Unbekmmert reitet der Ritter frba, nur sein Ro hebt die Nstern. Wittert es den Totenschdel, an dem der Gaul des Todes schnuppert, oder gar die Nhe der beiden unheimlichen Gesellen? Bleiben diese fr den Ritter unsichtbar? sieht er sie nicht, oder will er sie nicht sehen? .85. Drer, Ritter, Tod und Teufel. Kupferstich (1513).

2. Bilder zur Kunst- und Kulturgeschichte der altchristlichen Zeit, des Mittelalters und der Renaissance - S. 54

1912 - Breslau : Hirt
89. Hans Holbein d. I., Georg Gisze vom Stahlhof, London. 1532. Photographie Hanfstaengl.! (Uie Drer, so stammte auch Hans Holbein aus emer freien Reichsstadt, Augsburg; der Vater Holbeins, Hans Holbein d. ., selbst ein bedeutender und angesehener Maler, ward auch sein Lehrer. Auch der junge Holbein schlo seine Wanderungen mit einem Aufenthalt in Oberitalien ab, um sich dann (1519) in Basel niederzulassen. Aus dieser Zeit stammt sein berhmter Totentanz. Die Zeiten waren ernst: die Reformationsbewegung mahnte zu innerer Einkehr, die Bauernkriege bedrohten Leben und Wohlstand. Mit beiender Ironie fat Holbein den Triumph des Todes als ein groes Fest auf, bei dem die Gerippe aus dem Beinhause zum Tanze aufspielen. Und dann beginnt der Tod in allen erdenklichen Gestalten mit jedem Stand, jedem Geschlecht, jedem Alter in seiner Weise den Tanz. Der Hausierer mit hochbepackter Kiepe, das Schwert an der Seite, er hat es eilig, im nchsten Dorf seine Waren anzubringen. Da packt ihn der Tod mit festem Griff. Er bittet: Nur dorthin noch la mich! Vergebens! Schon schreitet ein Gerippe die Brummgeige spielend nach der ent-gegengesetzten Richtung zum Tanze vorauf; er mu folgen. Auch den gepanzerten Ritter ereilt der Tod auf freiem Feld. Als Landsknecht, Kettenpanzer und Brustharnisch um das Gebein schlotternd, bohrt er ihm mit grimmigem Hohn seine eigne Lanze rcklings durch den Leib; da hilft kein Fechten mit dem breiten Ritterschwert, es ist seine letzte Sonne, die dort 54

3. Bilder zur Kunst- und Kulturgeschichte der altchristlichen Zeit, des Mittelalters und der Renaissance - S. 55

1912 - Breslau : Hirt
90. 91. Der Krmer und der Ritter aus Holbeins Totentanz. am Horizont untergeht. Bewundernswert ist die dramatische Kraft und Geschlossen-heit dieser Szenen. Doch dem Knstler wurde es, anders als Drer, bald zu eng im kleinbrgerlichen Deutschland. Er fand auf Erasmus' Empfehlung eine ange-sehene, fast frstliche Stellung als Hofmaler Heinrichs Viii. Von nun an malte er khlen Herzens, aber mit feinster Kunst der Charakterisierung die gleichgltigen Ge-sichter der englischen Hofgesellschaft, dann, als sein Gnner Thomas More in Un-gnade fiel, die deutschen Kaufleute im Hansahof, dem sog. Stahlhof in London. So den Georg Gisze in seiner Schreibstube, einen Brief siegelnd, von all den kleinen Gebrauchsgegenstnden umgeben, die mit verblffender Naturwahrheit gemalt sind. Neben ihm in kostbarem 'venezianischen Glase neumodische Nelken. Vielleicht ein Brutigamsbild? Ausgabe: Der Krmer des Totentanzes und der Kaufmann im Stahlhof, zwei Holbeiusche Bilder. Neben Albrecht Drer dem Maler steht sein Landsmann Peter Bischer der Erzgieer. An Phantasie und Empfindung Drer verwandt, besitzt er auerdem ein feines Formgefhl. So fhrt er die Nrn-berger Kunst, die bisher noch im Banne der Gotik gestanden hatte, rasch zur vollen Hhe empor. Gotisch eingerahmt und deutsch empfunden ist das schne Doppelgrabmal 92, doch klingen in den Amoretten bereits Renaissancemotive an. Geschickte Raum-fllung! Was bedeuten Lwe und Hund? 92. Peter Bischer, + 1529, Graf und Grfin von Henneberg. 55

4. Bilder zur Kunst- und Kulturgeschichte der altchristlichen Zeit, des Mittelalters und der Renaissance - S. uncounted

1912 - Breslau : Hirt
J 93. Peter Bischer, St. Petrus (Sebaldusgrab). 94. Peter Bischer, König Arthur von England. in wahres Wunderwerk des Erzgusses ist das in langjhriger Arbeit von Peter Bischer und seinen Shnen geschaffene Sebaldusgrab in Nrnberg. Noch ganz gotisch im Aufbau ist es umgeben von einer Flle kleiner Bildwerke, die den Geist der Renaissance atmen, darunter die Statuetten der 12 Apostel, von denen 93 ein Beispiel gibt. Der natrliche Flu der Ge-wandfalten hat alles Knitterige der Gotik berwunden, aus der scharfen Wendung des echt deutschen Kopfes spricht ein starkes Eigenleben. Zwei berlebensgroe Statuen aus Wischers | < Werkstatt halten als Ahnen am Grab des letzten Ritters" in der Hofkirche zu Innsbruck Wacht. König Arthur" (94) erinnert daran, da Deutschland das Land der besten Waffenschmiede war; aber auch wie ungezwungen, frei auf sich gestellt, mit gelassener Ruhe steht die Figur da! Damit j war die volle Hhe erreicht, die Errungenschaften der italienischen Renaissance mit deutschem j Wesen aufs innigste vermhlt: Peter Bischer bedeutet die Hochrenaissance der deutschen Plastik! j Schauen wir auf den durchlaufenen Weg zurck. Anderthalb Jahrtausende christlicher Kunst j liegen hinter uns. Zwar nur in wenigen Hhepunkten, aber doch ist eins deutlich: wie im Altertum, < so ist es auch im christlichen Zeitalter die Religion, dte der Knnst die hchsten Aufgaben stellt. ; j In der Art, wie diese Aufgaben gelst werden, spiegelt sich das Verhltnis des Menschen zu - i der hheren Welt, von der er sich abhngig fhlt, und damit seine eigene innere Welt wider, und auch die Kunst der so trotzig auf das Recht des Individuums pochenden Renaissance stellt sich schlielich doch wieder in den Dienst der in der Kirche verkrperten Religion. Eine neue Auffassung jenes Verhltnisses auch in der bildenden Kunst bahnt erst an das Ereignis, das am Anfang der neuen Zeit steht: die Reformation. Trnck von Karl Marquart in Leipzig.

5. Bilder zur Kunst- und Kulturgeschichte der altchristlichen Zeit, des Mittelalters und der Renaissance - S. uncounted

1912 - Breslau : Hirt

6. Bilder zur Kunst- und Kulturgeschichte der altchristlichen Zeit, des Mittelalters und der Renaissance - S. 1

1912 - Breslau : Hirt
% Unscheinbar vollzog sich der Eintritt des Christentums in die griechisch-rmische Kulturwelt auch auf dem Gebiete der Kunst. Aus dem bildlosen Judentum hervorgegangen, fand das Urchristentum hier eine reiche, wenn auch bereits abgeblate Formensprache vor und bediente sich ihrer arglos, auch wo sie strenggenommen gegen die christliche Auffassung verstie. So treiben in den meist flchtigen und handwerksmigen Malereien der rmischen Katakomben Genien, Amoretten und Psychen harmlos ihr Spiel. Aber daneben erscheinen Motive, die eine christliche Deutung zulassen oder fordern: die Weinranke, die Taube (als Symbol christlichen Seelenfriedens), der Ankr/d? Laming der gute Hirte lvgl.lt), der Fisch (Ix&Ye = xtrjoo7>g Xqmjtos Qeov Ylda "Auf einer weiteren Entwicklungsstufe tritt neben diese Symbole eine Auswahl biblischer Szenen. Ganz gemieden wird anfangs die Passion Christi: das Grliche des Kreuzigungstodes widerstrebte noch gleicher-weise dem sthetischen wie dem religisen Empfinden. Bevorzugt wurden die Szenen, die ein seliaes Leben nach dem Tode verbrgten, oder die in den liturgischen Gebeten den Glubigen als.trstliche Vorbilder der Errettung aus Not und Tod vorgehalten wurden. Beispiel: der Jonas- Zonas-Sarkophag, Lateranmuseum, Sjtom. Marmor. Anfang des 3. Jahrh. sarkophal.m. Oben: 1. Lazarus' Erweckuug: der Tote als Mumie, Njrrskus, Martha, Maria kniend, zwei Jnger. 2. Msts Bedrngung (r.) und Quellwunder (l.) nach Exodus 17. Unten: 1. Geschichte des Jonas. der dem Schiff r. ein Windgott (!), die Tritonmuschel ist falsche Ergnzung; l. mit Nimbus der Souueugott (!). Vgl. Jonas 1,16: nach dem Sturm tritt Windstille ein. Zu der Szenerie des schlafenden Jonas (beachte auch Schnecke, Eidechse, Seskrebs) gehrt der Schafstall mit Hirt und zwei Schafen. Idyllischen Charakter ganz im Stile hellenistischer Kunst tragen auch die den untern Streifen einfassenden Szenen: l. zwei Männer mit Henkelkorb, r. Fischer, Knabe und Reiher. 2. der dem den Jonas aus-speienden Seeungetm r. Noah in der Arche, darber Taube mit lzweig. Welche Motive sind heidnisch? Aus dem antiken Formenschatz sind ferner entlehnt: Jonas schlafend uo Endymion, Seeungetm wie bei Andromeda, Noah cz; Danae. Eine naive Abkrzung dieser Bildersprache ist es, wenn gelegentlich der schlafende Jonas mit den Fen noch im Rachen des Seetiers steckt! Die kindliche Freude am Erzhlen verfhrt den Knstler jtitr [berfllimn. daher fehlt der Komposition Klarheit und Ebenma. Worm zeigt sich dennoch ein Streben nach symmetrischer Anordnung?

7. Bilder zur Kunst- und Kulturgeschichte der altchristlichen Zeit, des Mittelalters und der Renaissance - S. 2

1912 - Breslau : Hirt
r. Ski il/r':! Et? hfl . 1 P"i 2. Marmorsarkophag, Lateranmuseum, Rom. Zeit Konstantins. Das Christentum hat gesiegt! Und so ist im mittleren Felde der architektonisch gegliederten Vorderseite das aus dem Monogramm Christi gebildete Feldzeichen 5er rmischen Legionen, das Labarum, aufgepflanzt. Wnffifter ehr wachender und ein schlafender Krieger. R.: Christus vor Pilatus gefhrt, der nachdenklich und unschlssig dasitzt, vor ihm ein Diener mit Henkelkrug und Wasserbecken; hinter Pilatus ein Beisitzer. L.: Christus, wie r., uugefefselt, mit Schrift-rolle, die seine Sendung andeutet; ein Legionr setzt ihm wie huldigend einen Kranz (die Dornen-krne!) auf. Es folgt die Kreuztraguug; der Trger ist Simon von Kyrene. Das Denkmal zeigt deutlich den Verfall der bildenden Kunst im Zeitalter Konstantins, ist aber religionsgeschichtlich hochbedeutsam. Worin verrt sich die Abneigung, Christus, das Haupt der triumphierenden Kirche, als leidend darzustellen? * 3. Der gute Hirte, Lateranmuseum, Rom. 3. Die Marmorstatuette, eine frische, liebens-wrdige Arbeit des 3. Jahrhunderts, ist die aus dem Geiste des Christentums geborene Wieder-belebung eines antiken Typus, des. nziddertra-genden Herw.es. Der jugendliche Hirt ist nicht Ehrtsttk^sondern nur sein Sinnbild. 4. Als Schmuck des Triumphbogens, der Apsis und der Oberwnde bevorzugt die christ-liehe Basilika (S.4,5) statt der Wandgemlde'das dauerhaftere und leuchtendere, aus bunten Glas-wrfeln kunstvoll zusammengefgte Mosaik. Es stellt in der Regel die heiligen Personen und ihr himmlisches Gefolge in berirdischem Glnze und feierlicher Haltung in mehrfacher Lebens-groe den Glubigen vor Augen. Sehr frisch emp-funden ist das frheste der erhaltenen rmischen Apsismosaikent^Ehristus im Kreise der Apostel irniy~pjeiet'heiligen Frauen, die ihre Krnze huldigend erheben, auf goldenem Thron, hinter der halbkreisfrmigen Halle die Palste Jerufa-lems. Darber die Evangelistensymbole. In spteren Jahrhunderten geht etwas von der Glas-und Steintechnik in die Auffassung der Figuren selbst der: sie werden starr und hager. 5. Einsam erhebt sich drauen vor Raveuna, einem Hnengrabe hnlich, Dietrichs von Bern wuchtiges Grabmal. Der ringsum erhhte Bo-den beeintrchtigt die Wirkung. Zehnseitiger Arkadenunterbau, darber ein runder, wie die Einlassungen im Mauerwerk zeigen, einst mit Sulenumgang geschmckter Oberbau. Die Frei-treppen modern. Der Deckstein von 11 m Durchmesser aus einem Stck istrischen Kalksteins! 2

8. Bilder zur Kunst- und Kulturgeschichte der altchristlichen Zeit, des Mittelalters und der Renaissance - S. 4

1912 - Breslau : Hirt
7. S. Apollinare in Classe bei Ravenna (von der Chorseite). 634549^ Jm Gegensatz zum heidnischen Tempel dient die christliche Basilika dem Gottesdienst der Gemeinde, deren Dreiteilung der Grundri wider-spiegelt: I.vorhalle, fr Katechumenen und Ber, 2. Gemeindehaus, 3. Presbyterium oder Priesterhaus. Der Vorhalle war hufig in ganzer Breite vorgelagert ein Hof mit Sulenumgang, das sog.atrium, in dessen Mitte der Brunnen, Kantharns, fr die Taufe und die Waschungen der Glubigen. Im Aufbau hebt sich das Giebeldach des breiteren sulen-getragenen Mittelschiffs der die Pultdcher der Seitenschiffe. Das Mittelschiff ffnet sich im sog. Triumphbogen nach den: Presbyterium, das nur aus der Apsis (Concha) zu bestehen braucht; oft jedoch ist ein Quer-schiff in der Hhe des Mittelschiffes davor eingeschoben. Der Altar ur-sprnglich ein Steintisch fr die Eucharistie (Abendmahl) der der Gruft lcoufessio) de jffiruiii<?, berragt von dem viersuligen steinernen Ciborium. An der Apsis der Bischofstuhl, r.u.l. die Sitze der Presbyter. 7. Vollendet um 550. Classis war die Flottenstation des Adriatischen Meeres. Die Querbauten rechts und der Turm (durch Vermauerung entstellt!) sind sptere Zutaten. Gliederung der Mauerflchen durch Blendarkaden (Lisenen). 8. Ursprnglich arianische Kathedrale, seit 570 dem orthodoxen Kultus bergeben. Zwischen die Kapitelle und die Bogenanstze sind sog. Kmpfer eingeschoben (vgl. 17). An der Oberwand Mosaik: Heilige mit Krnzen, vom Palast Theoderichs auf Christus zuschreitend. 9. 'Ursprnglich Grndung Konstantins der des Apostels Paulus Grab, Neugrndung noch im 4. Jahrh. 1823 bis auf das Chorhaus durch Feuer zerstrt und prchtig wiederhergestellt. Fnfschiffig. Beachte, wie das Auge durch die Sulenbogen (Archivolten) mit zwingender Notwendigkeit zu dem Triumphbogen und der Apsis hingeleitet wird! Der Ursprung der altchristlichen Basilika ist vielumstritten. Der Name weist nach dem hellenistischen Osten, dem auch rmische Markt- und Gerichtsbasilika zu entstammen steint. Als eine Originalschpfung der Baumeister Konstantins wird sie schwerlich gelten drfen, nur als eine geniale Anwendung berlieferter Formen, die dann aber bis auf uusxe Zeit den Typus des abendlndischen Gotteshauses bestimmt hat. 4 [ Altar j Triumphbogen N N a H H H H |j H H N y Iv.-* :v. Vorhalle 6. Grundri einer Basilika.

9. Bilder zur Kunst- und Kulturgeschichte der altchristlichen Zeit, des Mittelalters und der Renaissance - S. 6

1912 - Breslau : Hirt
10. Sophienkirche, Konstantinopel. Erbaut von Justinian, 6. Jahrh. (während so im Abendlande, die christliche Idee ihren hchsten Ausdruck fand in der langgestreckten Basilika mit berhhtem Mittelschiff, Querschiff und angelehnter Apsis, wie sie durch die Grndungen Konstantins vorbildlich wurde, triumphiert im Osten der dort seit uralter Zeit heimische Zentral- und Kuppelbau, so z. B. in der Kirchl"i)es Sergius und Bacchus in Konstantinopei. ^roy8em verlangte auch hier der Kultus nach einem Langhaus, und so war es eine Grotat der Baumeister Justinians, die beiden Gegenstze zu vershnen und die zentrale Kuppel mit dem basilikalen Langhaus in dem Wuuderbau der der h. Weisheit (Hagia Sophia) gewollten Kirche zu vereinigen (532537, erneuert 558563). Der Kern der Anlage tltern mchtiges Pfeilerquadrat, welches 4 Schildbogen trgt. Diese tragen den dem Quadrat eingeschriebenen Kreis, von dem die 40 Rippen der etwas gedrckten Kuppel aufstreben. Den Raum zwischen Kreis und Schildbogen schlieen sphrische Dreiecke. Das Weitere ergibt der Vergleich von 10 und 11. Aus welchen Teilen setzt sich das Langschiff zusammen? Wodurch ist seine Hauptachse ausgezeichnet? Die zweigeschossigen niedrigeren Seitenschiffe ffnen sich smtlich in Sulenarkaden nach dem basilikal berhhten Mittelraum, so das;, nur durch die e Apsis unterbrochen, eine fr den kaiserlichen Hof bestimmte Emvore rings umluft. Denkt man sich die Eckrume fort, so hat man die Form des griechischen (gleicharmigen) Kreuzes. Wie wird der Jnnenraum beleuchtet? Wie wird der Druck der Kuppel stufenweise auf die rechteckigen Auenmauern abgeleitet? Welche hnlichkeit hat die Hagia Sophia mit dem Pantheon (l,S. 42 f.), welche mit der Maxentiusbasilika (I, S.44f.)? So wenig wie das Pantheon ist die Sophien-kirche als Auenbau gedacht; rings von den Gebuden des kaiserlichen Palastes umgeben -blieben die gewaltigen ungegliederten Mauerpfeiler dem Auge entzogen. Unverhllt, fr unser nordisches Empfinden etwas phantastisch, stellt sich die Wlbung der Kuppel dar: bei den geringen Niederschlgen des sdlichen Klimas kann sie des schtzenden Pyramidendachs entraten. der die Kapitelle s. S. 9. Das prachtvoll mit Marmor und Goldmosaik geschmckte Juuere ist durch die Umwandlung in eine Moschee stark beeintrchtigt; strend wirkt insbesondre die abweichende Orientierung der Gebetsteppiche (nach der Gebetsnische, d. h. nach Mekka); in den Zwickeln treten die sechsflgeligen Cherubim unter der bermalung immer wieder sieg-reich hervor. 6

10. Bilder zur Kunst- und Kulturgeschichte der altchristlichen Zeit, des Mittelalters und der Renaissance - S. 8

1912 - Breslau : Hirt
14. Lwenhof der Alhambra, Granada. 14. Jahrh. Cuie ein verheerender Samum, so fegte der durch Mohammeds Lehre sanatisierte Wstenstamm der Araber der die byzantinisch-rmische Kulturwelt dahin. Das bewegliche Zelt war ihr Haus: also hatte bei ihnen eine monumentale Baukunst keine Sttte; der Koran verbot jedes Abbild des Menschen: das war das Todesurteil der Plastik wie der Malerei, soweit sie Lebendiges nachbilden. Nur ein knstlerisches Element brachten diese Wstenshne unserer Kultur-welt zu: in dem reizvollen Farben- und Formenspiel ihrer Teppiche steckte ein Prinzip der Flchendekoration, das wir noch heute mit dem Namen Arabesken bezen)nen""'B^ fr Architektur und Plastik boden-stndiger "Formen entbehrend, pate sich der Islam naturgem den hochentwickelten Kulturformen der berwundenen Völker an. In den christlichen Kirchen richtete er sich huslich ein; das berhmteste Bei-spiel ist die Hagia Sophia (S. 6). Bei Neugrndungen nherte er sich im Osten mehr der byzantinischen, im Westen der basilikalen Bau-weise: eines festen Schemas ermangelte er schon deshalb, weil der Gottesdienst keine festen liturgischen Formen, die Gemeinde keine feste Gliederung hatte. Ein suleuuingebener Hof mit Brunnen fr die vorgeschriebenen Waschungen, auf der Ostseite die Gebetshalle mit der kapellenartigen Gebetsnische (Kiblah; 10) und der Kanzel des Jmam, kerzenartige Minarets fr den Gebetsrufer (Muezzin) sind die Haupt-erfordernisfe. Von den mannigfachen Ausgestaltungen der Kuust des Islams von Spanien der Afrika bis Indien ist fr uns die wichtigste die maurische, deren schnste Blte die Alhambra bei Granada ist (erbautim!1338). Der berhmte Lwenhvf zeigt schlanke, zum Teil gekuppelte Marmorsuleu mit Hiifeifeitbogeu (nric ltii und berhhten Spitzbogen, alles leicht,spielend; phantastisch,nicht konstruktiv gedacht. Auch tragen die Bogen nicht, sondern sind nur Fllung. Alle Flchen aber und Kapitelle berzieht eine verschwenderische Flle hchst mannigfaltiger Muster, in denen die rastlos schweifende Phantasie ebensowohl wie der grbelnde, kombinierende Verstand ihren Stolz und ihre Befriedigung finden". So auch bei der Gebetsnische (16), deren Sockel glasierte Fliesen bilden. Goldne Koransprche fgen sich 15. Minaret, Kairo. den Arabesken harmonisch ein. Die Farbenwirkung dieser aus V.-.- 8 -
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