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1. Der Uebergang zur Neuzeit - S. 71

1917 - Berlin : Union Dt. Verl.-Ges.
— 71 — Aneignens ihres Inhalts Zweck und Ziel der Beschäftigung mit diesen war, sondern die Eloquenz, die Fähigkeit, mündlich und schriftlich sich in möglichst elegantem Stil auszudrücken. Die größte Verachtung zog sich ein noch so Gelehrter zu, wenn er diese Fähigkeit nicht besaß, während andererseits der elegante Stilist — ganz abgesehen von seinem Wissen — die größte Bewunderung genoß. Beide Fehler vermied der deutsche Humanismus, der bald — an Stelle des französischen, der, wie es zunächst schien, führend werden wollte, — die herrschende Stellung in der humanistischen Bewegung errang. Nach Deutschland) kam der Humanismus über die Niederlande, wo die (von Gert Groote gegründete) Gemeinschaft der „Brüder vom gemeinsamen Leben", die sich ganz besonders der Erziehung der Jugend widmeten, in Agricola und Hegius zwei hervorragende Lehrer des Griechischen hervorbrachte. Hierher stammte auch der bedeutendste deutsche Humanist, Desiderius Erasmus von Rotterdam, der zuerst das griechische Neue Testament herausgab. Schüler der beiben ersten waren Jakob Wimpheling und der bebeutenbe Dichter Rontab Eeltes. Neben Erasmus galt als Haupt des beutfchen Humanismus Johannes Reuchlin, der befonbers das Hebräische zum Gegenstand feiner Stubien machte. Und auch in ritterliche Kreise brang der Humanismus ein: Ulrich von Hutten bars zu den bebeutenbsten Humanisten gezählt werben. Und nicht zu vergessen sinb unter ihnen die großen Päbagogen Valentin Frieblanb von Trohenborf, Johannes Sturm, Michael Neanber und Hieronymus Wolf. Währenb der Humanismus in Italien sich von der Religion ab-tvenbete, benutzten die deutschen Humanisten die neugewonnene Kenntnis der alten Sprachen, in beren Kreis sie auch die hebräische einbezogen, um sich in das Stubium der Heiligen Schrift zu vertiefen und neue und tiefere Einsicht in das Wesen der Religion, des Christentums, zu gewinnen. Und nicht in eitlem Prunk mit ihrer Gelehrsamkeit und elegantem Stil fanden sie den Zweck ihrer Studien, sondern sie suchten die Bildung zu verbreiten, indem sie Lehrer der Jugend wurden und in dieser die Liebe zu den humanistischen Studien erweckten. Freilich die Scholastik, die noch immer ihren Sitz besonders auf den Universitäten hatte, gab nicht kampflos ihre Stellung auf, das zeigt die schlimme Anfeindung, die Erasmus und besonders Reuchlin erfuhren; dieser durch den getauften Juden Pfefferkorn, gegen den Reuchlin die hebräischen Schriften, die jener verbrannt sehen wollte, in Schutz nahm. Ein Erzeugnis aus diesen Streitigkeiten war die geniale Spottschrift der „Dunkelmännerbriefe", beren Mitverfasser Hutten war, eine Sammlung von angeblichen Briefen beutfcher Scholastiker an einen ihrer Führer, geschrieben im schlimmsten Küchenlatein und inhaltlich ein einziger Spott auf Charakter, Sitten und Anschauungen der Scholastiker, die durch diese Briefe der allgemeinen Lächerlichkeit preisgegeben wurden. Besonders dieser Schlag wirkte auf die Universitäten, die sich nun immer mehr dem Humanismus anschlossen, der dadurch erst den Sieg im deutschen Lande völlig errang.

2. Der Uebergang zur Neuzeit - S. 138

1917 - Berlin : Union Dt. Verl.-Ges.
— 138 — setzung der Heiligen Schrift. Als dann bei einer unter seinem Schutze zu Upsala abgehaltenen Disputation die Schriftgemäßheit der evangelischen Lehre erwiesen war, genehmigte der Reichstag, auf dem auch Abgeordnete des Bürger- und des Bauernstandes vertreten waren, die Einführung der Reformation und stellte die Rirchengüter zur Verfügung des Königs; der Adel wurde dadurch gewonnen, daß ihm gestattet wurde, alle Güter, die seit 1454 von ihren Familien an die geistlichen Stifter gekommen waren, zurückzunehmen. Allmählich setzte sich nun die neue Ordnung der Dinge durch, wenn auch nicht ganz ohne Widerstand. Aehnlich wie in England behielt man die bischöfliche Verfassung bei, ließ den Bischöfen sogar die Reichsstandschaft, doch ihre politische Macht war gebrochen, und auch kirchlich blieben sie vom König abhängig. Der Adel freilich, dessen Reichtum durch die Reformation stieg, konnte dem Königtum durch seine Macht unter Umständen gefährlich werden. Jetzt suchte Gustav sein Land auch wirtschaftlich zu befreien und politisch nach außen stark zu machen. Das eine bewirkte er durch Beseitigung der Vorrechte der Hanse, besonders Lübecks, und Errichtung eines Eingangszolles auf ausländische Waren, um die schwedische Industrie zu stärken; das andere durch Schaffung eines stehenden Heeres von 15 000 Mann und einer Flotte. Gustav war der eigentliche Schöpfer des schwedischen Staates, der es Schweden ermöglichte, später zur europäischen Großmacht aufzusteigen. In Anerkennung seiner Verdienste um das Land erklärte der Reichstag zu Wester äs im Jahre 1544 die Krone für erblich im Mannes stamm der Wasa. 3. Dänemark. In Dänemark hatte Friedrich I. der Reformation Eingang gewährt und sogar, obwohl er in der Wahlkapitulation die Vorrechte der Bischöfe verbürgt hatte, gestützt auf die Geneigtheit des Volkes für die neue Lehre, auf dem Reichstag zu Odense 1527 bewirkt, daß den Protestanten bürgerliche Gleichheit mit den Katholiken gewährt, die Priesterehe erlaubt und die Bischofswahlen von Rom unabhängig erklärt wurden. Jetzt wurde der Klerus unruhig, und auch in dem zumeist noch altgläubigen Norwegen entstand eine Gärung. Das wollte der vertriebene Christian benutzen, um seine Krone wiederzugewinnen. Er hatte zunächst Hilfe bei den lutherischen Fürsten gesucht und gefunden, aber diese war zu gering, zumal auch die Hanse Friedrich unterstützte. Nun trat Christian zur katholischen Kirche zurück, um Kaiser Karls V. Unterstützung zu gewinnen. Aber Friedrich bekam nicht nur Hilfe von der Hanse, sondern hinderte durch seine Verbindung mit den Schmalkaldener Bundesfürsten und mit Franz I. von Frankreich Karl V., Christian wirksam zu unterstützen, und so wurde Christian geschlagen und gefangen genommen. Er starb nach 16 Jahren in der Gefangenschaft. Friedrich I. starb 1533. Nun fand sein Sohn Christian nicht sofort Anerkennung; zwar der Adel hing ihm an, aber gerade das entfremdete ihm

3. Der Uebergang zur Neuzeit - S. 139

1917 - Berlin : Union Dt. Verl.-Ges.
— 139 — das Volk. Jetzt faßte der demokratische Bürgermeister Wullenweber von Lübeck, da er sah, daß die Macht der Hanse durch die beginnende wirtschaftliche Erstarkung der skandinavischen Reiche zurückging, den Plan, mit Gewalt die Vorrechte der Hanse zu behaupten. Er erklärte den gefangenen Christian für den rechtmäßigen Röntg und begann im Bunde mit dem Grafen Christoph von Oldenburg den Krieg gegen Dänemark. Der demokratische Bürger- und Bauernstand erhob sich auch gegen Christian Iii., und es gelang Wullenweber, Kopenhagen zu erobern, sowie die dänischen Inseln zu besetzen und den Sund in seine Gewalt zu bringen. Aber jetzt rückte der holsteinische Adel vor Lübecks Tore, Wullenweber mußte mit Christian einen Teilfrieden für Holstein schließen, und dieser eroberte jetzt die dänischen Inseln zurück. Nun erhob sich die Aristokratie in Lübeck gegen Wullenweber, stürzte ihn und schloß mit Dänemark 1536 den Frieden zu Hamburg. Wullenweber wurde auf einer Reise gefangen genommen und an den Herzog Heinrich von Braunschweig ausgeliefert, der ihn nach einem folterreichen Prozeß hinrichten ließ. Wäre Karl V. ein deutscher Kaiser gewesen, so hätte er Wullenweber unterstützen müssen, denn die Macht der Hanse beruhte auf der wirtschaftlichen und kulturellen Rückständigkeit der nordischen Völker; sobald diese begannen, wirtschaftlich zu erstarken, waren die Privilegien der Hanse nur durch Gewalt zu halten; das hatte Wullenweber erkannt und handelte danach. Karl aber, anstatt die deutsche Hanse zu schützen, handelte ihr entgegen im Interesse seiner niederländischen Haus-macht; denn er war es, der Wullenwebers Sturz in Lübeck durch seine Forderung der Wiederherstellung der alten aristokratischen Verfassung bewirkte. So zeigte sich auch hier wieder der undeutsche Charakter des deutschen Kaisers. Christian Iii. 1534—1559 wurde nun allgemein als König anerkannt und vollendete jetzt das Werk der Reformation in Dänemark. Er ließ die Bischöfe sämtlich verhaften und gab ihnen die Freiheit erst wieder, als sie auf ihre Würde Verzicht geleistet hatten. Ein in Kopenhagen abgehaltener Reichstag schaffte die politischen Rechte der Kirche ab und zog die Kirchengüter ein, in die sich Königtum und Adel teilten. Dann rief Christian Johannes Bugenhagen ins Land, der eine Kirchenordnung verfaßte, die die Kirche in völlige Abhängigkeit von der Krone brachte. Einigen Geistlichen wurde der Titel Bischof gelassen. Norwegen wurde, weil es Lübeck unterstützt hatte, zu einer dänischen Provinz gemacht, und auch hier wurde die Reformation durchgeführt. Rückblick. 1. In den germanischen Ländern gewann das lutherische Bekenntnis Boden, in den romanischen und rein keltischen (Schottland) der Calvinismus. 2. In England, Dänemark mit Norwegen und in Schweden war die Reformation ein Wert der Krone, in Frankreich und Schottland (Adel, Parlament) ein Werk des Volkes. 3. Überall verquickte sich mit der Religion die Politik. a) Die innere: In Frankreich ist der Kampf um die Religion zugleich ein Kampf um die Krone, in Dänemark gibt die Reformation Anlatz zum Kampf um die Krone, in Schweden begünstigt die Krone die Reformation aus politischer Klugheit; in England werben die religiösen Verhältnisse zum Ausgangspunkt für Thronkämpfe gemacht. (Ioh. Eray).

4. Der Uebergang zur Neuzeit - S. 74

1917 - Berlin : Union Dt. Verl.-Ges.
— 74 — Neapel regierten — und Venedig geschlossenen „großen Liga" beitrat. Aber da es für ihn notwendig war, selbst die Besitzungen des Reiches mit Heeresmacht zu schützen, mußte er die Hilfe des Reiches in Anspruch nehmen. So berief er einen Reichstag nach Worms, der im Jahre 1495 zusammentrat. Maximilian verlangte hier von den Ständen — zu denen jetzt auch die Städte, seit 1486 als geschlossenes Kollegium, gehörten — eine „eilende Hilfe" zu seinem Romzuge und gegen die Türken und außerdem eine „währende" Hilfe für mindestens 10—12 Jahre gewissermaßen als den Anfang einer dauernden Wehrverfassung. Diese Not des Kaisers suchten nun die Stände zu ihrem Vorteil auszubeuten. Berthold von Henneberg verlangte vom Kaiser im Namen der Stände eine förmliche Reichsreform, von deren Annahme er die Bewilligung der Hilfe abhängig machte. Seine Forderungen waren folgende: 1. Festsetzung eines Ewigen Landfriedens. 2. Einsetzung eines Reichskammergerichts. 3. Einsetzung eines Reichsregiments aus Mitgliedern des Fürstenstandes. 4. Eine allgemeine Reichssteuer, den „Allgemeinen Pfennig". Die erste Forderung war aus der Einsicht in die Unzulänglichkeit der früheren Landfrieden entsprungen, die immer nur auf bestimmte Zeit und meistens auch nur für bestimmte Gebiete festgesetzt waren. Seine Aufrechterhaltung aber sollte geschehen durch das Reichsregiment. Die zweite Forderung wollte die oberste Gerichtsbarkeit dem Einfluß des Kaisers entziehen, dessen Kammergericht, das bis jetzt als höchste Instanz galt, an seinem Hofe zu Wien tagte und mit Hofleuten besetzt war. Dagegen sollte das Reichskammergericht im Reiche tagen und besetzt werden mit einem vom Kaiser zu ernennenden Vorsitzenden und 16 Beisitzern, die durch die Stände ernannt werden und deren 8 Rechts-gelehrte, 8 rittermäßige Leute sein sollten. Die dritte Forderung war die schwerwiegendste von allen. Das Reichsregiment sollte nicht dem Kaiser eidlich verpflichtet werden, sondern nur seine Beschlüsse (aber nur „in merklich schweren Sachen") ihm und den Kurfürsten zur Begutachtung vorlegen. Es sollte die Rechtsvollstreckung handhaben, den Landfrieden ausführen, die Herbeibringung verlorener Reichsgebiete bewerkstelligen, den Widerstand gegen die Türken organisieren usw. Es sollte also dem Kaiser wichtige Befugnisse, ja Hoheitsrechte, wie die Rechtsvollstreckung, aus der Hand nehmen und selbst auswärtige Angelegenheiten bearbeiten. Dazu kam noch die Ausdehnung seiner Befugnisse auf das, was die vierte Forderung vorschlug. Der allgemeine Pfennig sollte nicht von kaiserlichen Beamten — allerdings auch nicht von fürstlichen — eingesammelt werden, sondern von den Pfarrern der einzelnen Kirchspiele. Mer über seine Verwendung sollte nicht der Kaiser allein bestimmen sondern mit ihm das Reichsregiment.

5. Der Uebergang zur Neuzeit - S. 75

1917 - Berlin : Union Dt. Verl.-Ges.
— 75 — Maximilian bewilligte die 1., 2. und 4. Forderung, aber auf die 3. ging er nicht ein, da sie seinem Selbstgefühl widerstrebte, und Monate gingen über den Verhandlungen hin. Endlich, da Karl Viii. unterdessen bedeutende Fortschritte in Oberitalien gemacht hatte, einigte man sich; die Stände ließen das Reichsregiment fallen und bestanden nur noch auf einer Beaufsichtigung der Reichssteuer durch eine jährliche Versammlung der Reichsstände. Maximilian konnte eine Anleihe auf den Allgemeinen Pfennig in der Höhe von 150 000 Gulden aufnehmen, um die Kosten seines Krieges in Italien zu bestreiten. So traten nun drei wichtige Einrichtungen ins Leben. 1. der ewige Landfriede; und wirklich erfreute sich Deutschland bald eines dauernden inneren Friedens. 2. Das Reichskammergericht. Es tagte zuerst in Frankfurt a. Main und wurde später nach Wetzlar verlegt. Es richtete besonders in Landfriedensbruchfällen und war im übrigen Berufungsinstanz für Reichsstände, denen nicht das Privilegium de non appellando zustand. 3. Die Reichs st euer, der Allgemeine Pfennig. Von 1000 Gulden Besitz sollte je ein Gulden gegeben werden, von 500 je ein halber Gulden, die Minderbesitzenden sollten zu je 24 Personen einen Gulden ausbringen. Aber die Steuer ging nur aus den Städten ziemlich regelmäßig ein, die Reichsritterschaft lehnte von vornherein jede Belastung als mit ihren Privilegien unvereinbar ab. Stootshmbe. 1. Reichskammergericht — Reichsgericht (s. Bd. Iv, S. 169). Besetzung: Berufsrichter und — Berufsrichter Laienrichter Befugnisse: Landfriedensgericht — Hoch- und Landesverratsinstanz, Berufungsgericht Berufungsgericht Stellung: Abhängigkeit von — Unabhängig Kaiser u. Ständen Kläger: Der Einzelne — In Zivilsachen der Einzelne, in Strafsachen der Staat (Reichsanwalt). 2. Der Allgemeine Pfennig war eine Kopfsteuer und eine Vermögenssteuer zugleich. Kopfsteuern gibt es heute nicht mehr, Vermögenssteuern zieht nicht das Reich ein, sondern die Einzelstaaten (etwa 0,05 %, auf Grund einer Selbsteinschätzung, zu der aber keine Pflicht besteht). 1495 Hatte Maximilian der Einrichtung eines Reichsregiments mit Erfolg widerstanden; als aber seine auswärtigen Angelegenheiten, besonders sein Krieg mit Frankreich, ihn zwang, ausgiebigere Hilfe bei den Ständen zu begehren, mußte er sich 1500 doch zur Bewilligung des Reichsregiments verstehen. Es geschah dieses auf dem Reichstag zu Augsburg. Hier beschloß nun zunächst der Reichstag, da die Reichssteuer zu spärlich einging, eine allgemeine Reichsaushebung: je 400 Personen sollten einen Knecht ausrüsten; die Welt- und Kloster-

6. Der Uebergang zur Neuzeit - S. 142

1917 - Berlin : Union Dt. Verl.-Ges.
— 142 — kam, und in dieser Prüfung mußte sie, die Territorialhoheit, beweisen, daß sie die Aufgaben, die sie auf sich genommen, zu erfüllen imstande war. Internationalpolitisch war die Lage so: Habsburg strebte in Fortsetzung der Absichten Karls V. nach der Vorherrschaft in Europa, wenn nicht nach einer Universalmonarchie, die weltlich und kirchlich eine Einheit darstellen sollte. Es richtete sein Augenmerk auf Frankreich, Italien, England, Schottland, selbst auf die Ostseegebiete, und der Gegensatz gegen diese habsburg-spanischen Vorherrschaftsgelüste beherrscht die Politik der europäischen Staaten. Der Papst als fttrchenfürst nutzte auf Seiten Spaniens als des Vorkämpfers des Katholizismus stehen, aber als Landesfürst trieb ihn die Furcht vor einer spanischen Umklammerung seines Kirchenstaates immer wieder in das Lager der Gegenseite. Es ist ein Zeitalter voll mannigfacher Kämpfe, das jetzt anbricht, und das die drei letzten Akte des Dramas bringen soll, und niemand hätte voraussagen können, wie der Ausgang der Kämpfe sein würde. l. Der llltramontanismus. 1. Das Erstarken des Katholizismus. a) Das Konzil zu Trient. Literatur: v. Hefele, Konziliengeschichte, herausgeg. von Hergenröther. Maurenbrecher, Das Tridentiner Konzil. (Histor. Taschenbuch 6. Folge, Bd. 5 ii. 6.). v. Druffel, Kaiser Karl V. und die römische Kurie 1544—46. (Abhandlungen der bayerischen Akademie der Wissenschaften). Körte, Die Konzils-Politik Karls V. in den Jahren 1538—43 (Schriften des Vereins für Reformationsgeschichte 85.). Im Jahre lmiytrat das von den Protestanten geforderte „allgemeine" Konzil zusammen, doch nicht, wie sie gewünscht, in Deutschland, sondern in Trient^ darum verweigerten die Protestanten sowohl die Beschickung als auch die Anerkennung des Konzils. So war dieses fast ausschließlich von Italienern und Spaniern besucht. Die doppelte Aufgabe, die dem Konzil gestellt wurde, war einmal die lange geforderte ^Reform an Haupt und Gliedern" und ferner die Reform der Kirchenlehre, des Dogmas. Bezüglich der ersten Aufgabe kam es nach kurzen Verhandlungen, in denen die Bischöfe versucht hatten, die päpstliche Gewalt zu ihren Gunsten einzuschränken, zu einer endgültigen Entscheidung: die unumschränkte kirchliche Herrschaft des Papstes, der die alleinige Quelle aller geistlichen Macht sei, wurde allseitig anerkannt. So wurde eine Einigung mit den Protestanten, die der Kaiser von dem Konzil erwartet hatte, von vornherein unmöglich gemacht. Noch mehr geschah das durch die Verhandlungen über das Dogma: es wurde nicht nur keine Einigung erzielt, sondern dem Protestantismus jede Daseinsberechtigung abgesprochen, also eine angreifende Richtung gegen die Evangelischen festgelegt. Die lateinische Bibelübersetzung, die Vulgata, wurde als die allein verbindliche im Gegensatz zu der lutherischen bezeichnet, der Tradition volle Autorität zuerkannt, bei der Rechtfertigungslehre die Wirksamkeit

7. Der Uebergang zur Neuzeit - S. 77

1917 - Berlin : Union Dt. Verl.-Ges.
— 77 2. Erreichtes. a) Reichskammergericht. b) Landfrieden. c) Reichsmatrikel (nicht neu). d) Kreiseinteilung (vorbereitet). 3. Gründe d e's Scheiterns. Die geschichtliche Entwicklung der föderalistischen Idee; Selbständigkeit der Territorien: Ergebnis des jahrhundertelangen Kampfes zwischen Reichsgewalt und Fürstentum. 4. Ausblick. Eine Gefahr für das Reich sowohl wie für die Fürsten droht, wenn die Gewalt in die Hände einer starken auswärtigen Macht gerät. Ii. Maximilians auswärtige Politik. a) Maximilian und das Papsttum. Da der Papst nicht nur ein geistlicher, sondern auch ein weltlicher Herrscher war, der auf italischem Boden seine Herrschaft ebenso wie Maximilian durch die Franzosen gefährdet sah, führte die Politik beide zusammen, und schon 1495 schloß sich Maximilian einer Liga an, die, gegen Frankreich gerichtet, auch den Papst zu ihren Gliedern zählte. Derselbe Vorgang wiederholte sich 1508 und 1511. Auch in der Frage der Verleihung der Kaiserkrone kam er dem Papst entgegen; 1508 rüstete er sich zu einer Romfahrt mit vom Reiche ihm bewilligten Mitteln. Freilich gelang es ihm nicht, die von den mit den Franzosen verbündeten Venetianern besetzten Alpenpässe zu gewinnen, und so fand seine Romfahrt schon in Trient ein Ende. Hier aber nahm er mit Bewilligung des Papstes den Titel eines „Erwählten Römischen Kaisers" an, und von nun an führten die deutschen Könige gleich nach ihrer Krönung zu Aachen den Kaisertitel. 1511 faßte Maximilian den Plan, sich selbst zum Papst wählen zu lassen und so die höchsten Würden der Christenheit in sich zu vereinen. Rückblick. (S. Bd. Iv, S. 97 u. 199.) 1. Bis zu Lothar: Kaiserkrönung ohne Einfluß des Papstes aus die Wahl. 2. Seit Lothar: Kaiserkrönung nach Approbation durch den Papst. 3. Seit dem Doppelkönigtum von 1197: Bestätigungsrecht des Papstes. 4. Goldene Bulle (Kurverein zu Rense), Approbations- und Bestätigungs-recht des Papstes wird verneint, das Recht der Kaiser k r ö n u n g anerkannt. 5. Seit Maximilian fällt die Kaiserkrönung fort, die deutschen Könige führen ohne diese den Kaisertitel. b) Maximilian und Frankreich. Schon 1494 geriet Maximilian in einen Gegensatz zu Frankreich. Karl Viii. drang nach Italien vor und bedrohte die Besitzungen des Reiches in Italien, insbesondere Mailand, wo Maximilian den Lodovico

8. Der Uebergang zur Neuzeit - S. 78

1917 - Berlin : Union Dt. Verl.-Ges.
— 78 — Sforza, dessen Tochter er geheiratet hatte, zum Herzog machte. Maximilian schloß sich zur Abwehr Frankreichs der vom Papst, Ferdinand von Aragonien und Venedig gebildeten „großen Liga" an und ging das Reich um Hilfe gegen die Franzosen an.. Endlich 1496 konnte er nach Italien ziehen, wo er Livorno vergeblich belagerte. Streitigkeiten mit seinen italischen Verbündeten bewogen ihn, zurückzukehren. Jetzt schloß sich auch die Schweiz offen an Frankreich an, und es kam zum Kriege mit ihr, in dem Maximilian mehrere Niederlagen erlitt, infolge deren er im Frieden zu Basel der Schweiz Freiheit von den Reichsgerichten und den Reichssteuern zugestehen mußte. Tatsächlich, wenn auch noch nicht der Form nach, war damit die Schweiz aus dem Verbände des Deutschen Reiches gelöst. Frankreich nahm indessen Mailand und verjagte Lodovico Sforza. 1508 geriet Maximilian in Streit mit den Venetianern, infolgedessen er seinen Romzug nicht ausführen konnte. Dadurch wurde seine Stellung zu Frankreich eine andere, und so schloß sich Maximilian nun der vom Papst gestifteten Liga von Cambrai (1508) an und verzichtete dadurch auf Durchführung seiner italischen Ansprüche. Kriegerisch konnte er gegen Venedig nicht ernstlich vorgehen, da besonders den deutschen Städten, die mit Venedig Handel trieben, dieser Krieg sehr unlieb war. Die Franzosen schlugen die Venetianer bei Agna-dello, Maximilian aber mußte die Belagerung von Padua (1509) rühmlos ausgeben. Jetzt kehrte Maximilian zu seinem altert System, dem Gegensatz gegen Frankreich, zurück. Er schloß sich der zur Vertreibung der Franzosen aus Italien gebildeten Heiligen Liga zwischen dem Papst, Spanien und Venedig an (1511). Auch die Schweizer schlugen sich jetzt auf diese Seite und besiegten die Franzosen bei Novara (1513), ja mit den jetzt auch mit Maximilian verbündeten Engländern griffen sie die Franzosen im eigenen Lande an. Doch der neue französische König Franz I. besiegte die Schweizer in einer blutigen Schlacht bei Marignano (1515), und Maximilian mußte 1516 im Frieden zu Brüssel Mailand an Frankreich, Verona an die Venetianer abtreten. Beobachtung. Die Engherzigkeit der Stände trieb Marimilian dazu, durch auswärtige Bündnisse seine Kriegsmacht zu stärken und eine wechselvolle Politik zu treiben, die aber schließlich doch den Verlust von Reichsgebiet nicht hindern konnte. c) Maximilians Hauspolitik. Durch eine umsichtige Heiratspolitik wußte Maximilian seine Hausmacht in ungeahnter Weise zu mehren. Er hatte Maria von Burgund geheiratet und dadurch die Niederlande erworben. Seinen und Marias Sohn, Erzherzog Philipp den Schönen, dem diese zufielen, vermählte er mit Juana, der Tochter Ferdinands von Aragonien — dem auch Sardinien, Neapel und Sizilien gehörte — und Jsabellas von Kastilien, während deren Sohn Juan die Tochter Maximilians und Marias, Jo-

9. Der Uebergang zur Neuzeit - S. 145

1917 - Berlin : Union Dt. Verl.-Ges.
— 145 — Erziehung ein Unterricht erteilt wurde, der für jene Zeit glänzende Resultate erzielte. Durch öffentliche Schulprüfungen mit Prämienverteilungen u. dergl. wurden die Augen der Laien auf ihre Schulen gelenkt, und so erhielten sie großen Zuspruch, besonders, da sie auch auf Erziehung in feinen Lebensformen großen Wert legten, aus den höheren Schichten des Volkes, und damit erreichten sie ihren eigentlichen Zweck. Ferner suchten sie auch auf den Universitäten Fuß zu fassen, was ihnen so sehr gelang, daß einzelne Universitäten bald ganz in jesuitischen Händen waren. Ihr besonderes Augenmerk richteten sie auf die Höfe, an denen sie Stellen zu erlangen suchten, die ihnen da^Ohr des Herrschers öffneten, darum nahmen sie sich besonders der Beichte an. Sie verstanden es, sich in Lehre und Leben allen Staats- und Gesellschaftsformen anzupassen, allen Verhältnissen anzuschmiegen. Sie konnten vermöge ihrer feinen Bildung sich in den höchsten Kreisen bewegen und verstanden es ebensogut, sich dem Volke angenehm und nützlich zu machen. So faßten sie bald überall festen Fuß, im germanischen wie romanischen, in europäischen wie selbst außereuropäischen Ländern, und überall verfolgten sie mit bewunderungswürdiger Beharrlichkeit immer nur den einen Zweck: Kampf gegen die Ketzer. Bedeutu|ng deslzesuitenordensj.fürw apsttunijunb Kirche. 1. Gerade in dem Augenblicke, in dem Kirche und Papsttum am stärksten Verftalng^"' Orden mit seiner ungeheuren Macht dem Papst zur , .2- Die Jesuiten entfachten immer von neuem die etwa erlahmende Kampf* traft des Katholizismus, sie duldeten kein Stillstehen auf dem Wege. 3. Dem Calvinismus, dem Vorkämpfer des Protestantismus, trat der °se-juttenorben nicht nur als ebenbürtige, sondern als überlegene Angriffsfront gegen* 4. Die Grundsätze des Jesuitismus, mit denen er für das Papsttum focht. emm? Zeiten, wenn etwa das Papsttum Frieden mit dem werden ^ begehrte, sich gegen das Papsttum wenden und ihm gefährlich c) Die Inquisition. Literatur: Schäfer, Beiträge zur Geschichte Des spanischen Protestantismus und der Inquisition im 16. Jahrhundert. (3 Bde. Gütersloh 1902). — Ribbek, Beiträgejur Geschichte des Inquisition in Deutschland; (Zeitschrift für vaterländische Geschichte,Münster 1888).1 Wie der Jesuitenorden in Spanien gegründet war, so stammte auch das Hauptmittel zur Aufspürung, Verfolgung und Ausrottung der Ketzerei, ote In qut fition, aus Spanien, wo sie als ein königliches Institut •<t°n 9e m ®iüte stand, und von woher sie auf Anraten Loyolas nun Erdas ganze Gebiet der römischen Kirche verbreitet wurde. Zunächst a 1- daul Iii. für Italien ein, und wie in Spanien, so loderten auch hier bald die Auto da fe’s, und hier wurde der Protestantismus der besonders bei den Gebildeten zahlreichen Anhang gefunden hatte' Bsr, Deutsche Geschichte. V. 10

10. Der Uebergang zur Neuzeit - S. 146

1917 - Berlin : Union Dt. Verl.-Ges.
vollständig ausgerottet, Italien wurde orthodor-ultramontan, „aber zugleich das gesamte Leben der Nation, der ganze Voltsgeist zu Tode getroffen". Doch als die Kurie nun daran ging, dieses in Spanien wie in Italien so wundervoll bewährte Institut auch auf andere Länder zu übertragen, da fand sie selbst in den katholischen Ländern energischen Widerstand, ja in den Niederlanden wurde der Versuch, sie dort einzuführen, einer der Hauptgründe zur Revolution. Auch in Deutschland, wo schon im 13. Jahrhundert die Anwendung der Inquisition zur Ermordung des Ketzerrichters Konrad von Marburg geführt hatte, wo sie aber durch Kaiser Friedrich Ii, und später Kaiser Karl Iv. von neuem durchgeführt war, gelang jetzt die Neueinführung nicht, selbst die katholischen Stände setzten ihr passiven und gelegentlich aktiven Widerstand entgegen. Im übrigen unterstand auch die Zensur des Schriftwesenr, der erwähnte Index probitorum librorum, der Inquisition. Rückblick und Vorschau. 1. Die katholische Kirche hatte begriffen, daß es ihre Existenz galt; sie war durch die Gefahr gezwungen worden, ihre Kräfte zusammenzufassen. Darum verlieh sie dem Papsttum die absolute monarchische Gewalt, sozusagen eine dauernde geistliche Diktatur, durch die es möglich war, alle Kräfte der Kirche zu vereinen und zu Abwehr und Angriff auf das eine Ziel zu richten. Ferner nahm sie eine innere Reinigung bezüglich der Lehre vor, um alle ihre Glieder wieder fest an sich zu ketten, und eine Reinigung des Klerus, um diesen für das eine große Ziel zu erziehen. 2. Zu den bisherigen Machtmitteln fügte sie die neuen Kräfte des Jesuiten-orbens, der Inquisition und der geistlichen Zensur hinzu, von denen die beiden ersten dem Angriff, die letztere der Abwehr dienen sollten und die dazu aufs beste geeignet waren. 3. Es kam nun barauf an, ob die evangelische Kirche begriff, daß sie der Rüstung der katholischen Kirche eine gleichartige gegenüberstellen müsse, um dem geplanten Angriff zu tviberstehen. Vor allen Dingen not tat ihr unbebingte Einigkeit nach außen und ferner Zusanrnenfassung ihrer Kräfte durch Unterorbnung unter eine führenbe Macht, etwa den Calvinismus. Es mußte sich zeigen, ob sie biefe beiben For-berungen der Zeit begriff. 4. Der Hauptangriff des Katholizismus mußte sich gegen Deutschland richten, barum kam es vor allem barauf an, wie die evangelische Partei in Deutschland sich gegenüber den Angriffen des katholischen Feinbes verhielt. 2. Die Evangelischen in Deutschland. a) Stand der protestantischen Sache. Während so der Katholizismus sich für den beginnenden Kampf trefflich gerüstet hatte, war der Protestantismus, wenigstens in Deutschland, seiner Aufgabe, das Gewonnene gegen die wohlvorbereiteten Angriffe der Gegner zu verteidigen, nicht mehr gewachsen. Vor allen Dingen hätte er in seinem Schoße die Einigkeit wahren müssen, aber gerade dieses erstes Erfordernis erfüllte er nicht, sondern es fand eine förmliche Zersetzung der evangelischen Partei in Deutschland statt. Zunächst machte freilich der Protestantismus in dieser Zeit äußerlich große Fortschritte. Selbst in Bayern war er, besonders bei den Gebildeten, eingedrungen,
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