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1. Kleine vaterländische Geschichte - S. 79

1883 - Langensalza : Beyer
79 Franzosen bei Beaumont (den 30. August), worauf die Vereinigung mit dem kronprinzlichen Heere erfolgte. Durch geschickte Märsche drängte man den Feind in die Festung Sedan hinein und bald war er vollständig umstellt. Am 1. September fand schließlich der Vernichtungskampf statt. Rund herum reifte die Schlacht, und vergeblich suchten die geüngstlgten Franzosen den furchtbaren Gürtel der eisenspeienden Geschütze zu durchbrechen. Immer enger zog sich der Kreil, ringsum gingen ~ örfer und Gehöfte in Flammen auf. Mac Mahon, der französische Oberbefehlshaber, ward gleich zu Anfang der Schlacht verwundet, und General von Wnnpffen, ein A^nn deutscher Abkunst, übernahm den Oberbefehl. Gegen Abend wurde endlich die weiße Flagge aufgehißt, und das Feuer wurde eingestellt. Eine Kapitulation wurde abgeschlossen, infolge derselben sielen 83000 unverwundete Soldaten und unermeßliches Kriegsmaterial m die Hände der Deutschen. Auch Kaiser Napoleon war unter den Gefangenen, er ergab sich dem Könige, indem er ihm schrieb: „Da es mir nicht vergönnt ge-toefen ist, ein bet* Spihe meiner Truppen zu sterben, so übergebe ich meinen Degen Ew. Majestät." Der König behandelte den gefallenen Gegner edel, er wies ihm das Schloß Wilhelmshöhe bei Kassel an. Da der Kai)er Napoleon noch so kurze Zeit vorher aus der Höhe des Glücks gestanden hatte, während jetzt sein Fall um so tiefer war, so konnte König Wilhelm mit Recht in einem Brief an die Königin Auguste sich der Worte bedienen: „Welch1 eine Wendung durch Gottes Fügung." Während aber Mac Mahon vergeblich Metz zu entsetzen suchte, unternahm Bazame einen großen Ausfall aus der Festung, um jenem die Hand zu reichen (Schlacht bei Noisseville 31. August und 1. September), er wurde jedoch nach hartem Kampfe von dem General von Manteuffel in dieselbe zurückgeworfen. — Unermeßlich war der Jubel in Deutschland über all diese Erfolge, man hielt den Krieg fo gut wie beendigt, aber bald zeigte es sich, daß neue harte Kämpfe den tapferen Heeren bevorstanden. Einschließung von Paris, Belagerung von Straszburg und Metz. § 150. Als die Nachricht von der Gefangennahme Napoleons nach Paris gelangte, bemächtigte sich eine solche Aufregung des Volkes, daß es einer Umsturzpartei leicht wurde, die kaiserliche Regierung zu stürzen und Frankreich zur Republik zu erklären. Die Kaiserin flüchtete nach England, und eine Regierung der nationalen Verteidigung mit Männern rote Jules Favre und Gambetta, trat an die Spitze des Landes. Als es denselben nicht gelang, die Deutschen mit Geld abzusinden, stellten sie sich die Ausgabe, den Krieg bis auf's äußerste fortzusetzen, da sie erklärten „keinen Fuß breit Landes und keinen Stein einer Festung" abtreten zu wollen. Sie riefen neue Mannschaften unter die Waffen, und -Laufende traten als sogenannte Franctireure aus, welche die verhaßten Deutschen aus dem Hinterhalt bekämpften. Unterdessen drangen die deutschen Truppen unaufhaltsam gegen Paris vor, dessen Einschließung am 19. Sept. erfolgte und dessen Belagerung begann. Noch niemals bis dahin hatte die Welt ein gleiches Schauspiel erlebt, daß eine Stadt mit 2 Millionen Einwohnern und ca. 400000 Verteidigern in ungeheuerm Ringe von nur etroa 300000 Kriegern eingeschlossen roar. Nur durch zahlreiche Schanzen und errichtete Befestigungen war es den Deutschen möglich, alle Anstrengungen der Belagerten, den eisernen Ring zu durchbrechen, zurückzuschlagen. — Am 28. September ergab sich Straßburg nach einem verwüstenden Bombarde-

2. Kleine vaterländische Geschichte - S. 27

1883 - Langensalza : Beyer
— 27 — Handen, daß das Schifflein zu Grunde gehen würde. In dieser Not ließ Geßler dem Teil die Bande abnehmen und forderte den im Rudern erfahrenen Mann auf, das Schifflein zu retten. Tell aber lenkte dasselbe nach einer ihm wohlbekannten Felsplatte, schwang sich aus dieselbe und stieß das Fahrzeug mit dem Fuße wieder in den See hinaus. In einem Engpaß bei Küßnacht legte er sich aus die Lauer, den Vogt erwartend. Als derselbe herankam, flog ihm Teils Pfeil in das Herz. So wurden, freilich durch Mord, die Schweizer ihres ärgsten Bedrückers ledig. Die Eidgenossen verhielten sich indessen vorläusig noch ruhig. Erst in der Nacht vom 31. Dezember 1307 auf den 1. Januar 1308 überfielen sie die Zwingburgen, brachen sie und verjagten die österreichischen Besatzungen. So befreiten sich die drei sogenannten Ur-Kantone von der österreichischen Herrschaft. Übrigens wollen wir uns hierbei merken, daß die Geschichten von Wilhelm Tell und den andern Befreiern der Eidgenossen durchaus sagenhaft find. Albrechts I. Xoö; seine Nachfolger. § 45. Albrecht I. ward noch in dem nämlichen Jahre von seinem Neffen Johann von Schwaben (Parrieida), dem er fein väterliches Erbe vorenthalten hatte, am Zusammenfluß der Reuß und der Aar ermordet. Die Nachfolger Albrechts auf dem Kaiserthrone bestätigten den Schweizern ihre Freiheiten; freilich hatten dieselben gegen die Unterjochungslust der österreichischen Herzoge noch gar manche Kämpfe auszustehen. Leider haben die Eidgenossen ihre siegreichen Kämpfe gegen die österreichische Herrschaft auch dazu benutzt, um sich von dem deutschen Vaterlande loszureißen. — Weil nun den deutschen Fürsten, wie wir schon gesehen haben, daran lag, so selbständig wie möglich zu sein, wählten sie nach Rudols von Habsburg nur solche Männer zu Königen, deren Besitztum nur klein und deren Macht deswegen gering war. Wenn nun solche Könige darnach strebten, ihr Besitztum zu vergrößern, um dadurch mehr zu gewinnen, so kamen sie denn mit den mächtigsten deutschen Fürsten in Krieg, so daß die Kämpse in Deutschland niemals aufhörten. Von Albrechts Nachfolgern sind am berühmtesten geworden: Heinrich Vii. (1308 bis 1313, ehe er König ward, war er Gras von Luxemburg). Derselbe ward gleich nach Albrechts I. Ermordung zum Könige gewählt und war ein kraftvoller tapferer Fürst. Er zog auch wieder nach Italien und ließ sich daselbst zum Kaiser krönen. Leider starb er in dem fremden Lande, wahrscheinlich vergiftet (1313). Sein Nachfolger war Ludwig Iv. der Bayer (1314—1347), ein Kaiser, dessen Regierungszeit fast ganz durch heftige Kämpfe gegen die Übergriffe der Päpste ausgefüllt ward. Dann Karl Iv., Enkel Heinrichs Vii., der besonders deswegen merkwürdig geworden ist, weil er im Jahre 1356 ein wichtiges Gesetz gab (die goldene Bulle); dasselbe besagte, daß von jetzt an nur die sieben bedeutendsten Fürsten Deutschlands den König wählen oder küren sollten (Kurfürsten). Ferner ist zu merken Sigismund, Karls Iv. Sohn, welcher im Jahre 1417 den Burggrasen von Nürnberg, Friedrich von Hohenzollern, mit der Mark Brandenburg belehnte. Die Nachkommen dieses Friedrich (die Hohenzollern) herrschen noch bis aus den heutigen Tag irrt brandenburg-preußischen Staate und nunmehr auch als deutsche Kaiser. Nach Sigismunds Tode wählte man wieder einen Nachkommen Rudolfs von Habsburg, einen Habsburger. Seitdem blieb die deutsche Kaiserkrone bei diesem Geschlechte bis zum Jahre 1740.

3. Kleine vaterländische Geschichte - S. 28

1883 - Langensalza : Beyer
— 28 — X. Die deutsche Dichtkunst im Mittetalter. Minne- und Meistersinger. § 46. Die Dichtkunst ward im Mittelalter besonders vom Adel gepflegt. Sie war ihm eine süße Erholung von dem wilden Getümmel der Schlachten. Die adeligen Dichter Bezeichnet man gewöhnlich mit dem Namen der Minnesinger, weil der Haupt-gegenstand ihrer Lieder die Minne oder Siebe war. Gar viele solcher Minnesinger werden uns genannt, die Berühmtesten sind Heinrich von Veldecee, Hartmann von Aue, Gottfried von Straßburg Wolfram von Eschen Bach und Walter von der Vogelweide. Ost kamen ote|e heberreichen Sänger zusammen zu einem dichterischen Wettstreite. Doch nicht allem die Siebe Besangen sie, sondern auch die Freundschaft, ote ^cbönhetten der Natur, die Heldenthaten der Ritter und ihre wunderbaren Abenteuer waren Gegenstand ihres Gesanges. Besonders zu der Zeit der hohenstausischen Kaiser war die Blütezeit des Minnesangs. Kaiser Heinrich Vi. selbst wird mit zu den Minnesingern gerechnet. Unter dem Kaiser Friedrich Ii. erstieg die vaterländische Dichtkunst ihren Höhepunkt da galt sie als Lieblingsunterhaltung deutscher Fürsten und als die vorzüglichste aller gesellschaftlichen Freuden. Kaum gab es da eine Ritterburg, wo nicht jeder Minnesinger ein gern gesehen er, ja ersehnter Gast gewesen wäre. — Spater verbreitete sich die Dichtkunst von den Burgen der Ritter auch in die Städte. Manche Bürger ahmten den Minnesingern nach und singen an in ihren Mußestunden eifrig zu dichten. Bald bildeten solche Bürger in den einzelnen Städten besondere Dichterzünfte, gleich den Handraerfszünften, und diese bürgerlichen Dichter nannte man, weil sie Meister ihres Handwerks waren, Meistersinger. Sie hielten wie andere Meister regelmäßige Zusammenkünfte auf ihren Herbergen. Man hielt fogcti öffentliche Wettstreite, es wurden da demjenigen, welcher am fehler-freiesten dichtete, Belobigungen und Preismünzen erteilt. Zu Mainz, Nürnberg, Straßburg, Augsburg u. f. w., überhaupt meistens in den süddeutschen Städten, bestanden mehrere Jahrhunderte hindurch solche Sing-schulen der Meistergenossenschaften. Einer der Berühmtesten Meistersinger war Hans Sachs, ein ehrsamer Schuhmachermeister zu Nürnbera, der um das Jahr 1550 lebte. Xi. Erfindungen und Entdeckungen. Die Erfindung des Pulvers und der Buchdruckerkuust. § 47. Von allen Erfindungen, welche man im Mittelalter machte, sind ohne Zweifel am wichtigsten diejenigen des Schießpulvers und der Buchdruckerkunst. Beide Erfindungen verdankt die Welt deutschen Männern. Zwar behaupten die Chinesen, schon 1600 Jahre v. Chr. Geb. das Pulver gekannt zu haben, auch sollen es bereits die Araber in Spanien benutzt haben, dennoch aber kam es erst für den Krieg in Gebrauch, als es von Berthold Schwarz, einem Mönche zu Freiburg in Baden, um das Jahr 1330 felbftändig erfunden worden war. Bald wendete man das Pulver dazu an, aus Mörsern Steine zur Zerstörung von Mauern, Brücken und anderen Festungswerken ou schleudern. Aus den Mörsern wurden später die Kanonen und Hand-Büchsen vervollkommnet, welche man Bald in offenen Schlachten zur Anwendung Brachte. Auf diese Weise ward in der Art und Weise der Kriegführung eine große Veränderung hervorgebracht, indem von jetzt an nicht

4. Kleine vaterländische Geschichte - S. 82

1883 - Langensalza : Beyer
Jubel der Bevölkerung zurück und eröffnete den 21. März in Person den ersten deutschen Reichstag, in welchem die gesamte wiedergeeinte deutsche Nation zum Ausdruck kam. Man nannte ihn mit Recht den „Siegreichen", denn unter seiner Führung hatten Deutschlands opfermutige Krieger nicht weniger als zwanzig große Schlachten und unzählige Gefechte gewonnen, sechsundzwanzig Festungen erobert, 6700 Geschütze erbeutet und über 400 000 Kriegsgefangene gemacht. Inhalt. Erste Abteilung. @eite Vom Auftreten der Deutschen bis zur Reformation............................... 1 I. Die Germanen und ihre Kämpfe gegen die Römer ........................... 1 ü. Gründung des fränkischen Reiches ....................................... 3 Iii. Ausbreitung des Christentums in Deutschland............................ 5 Iv. Das Frankreich unter den Karolingern..................... . 7 V. Deutschland unter den sächsischen Herrschern............................ 11 Vi. Deutschland unter den fränkischen Herrschern............................ 14 Vh. Deutschland unter den schwäbischen oder hohenstanfischen Herrschern .. 20 Viii. Das Rittertum im Mittelalter............................................ 23 Ix. Deutschland nach dem Interregnum ....................................... 24 X. Die deutsche Dichtkunst im Mittelalter.................................. 28 Xi. Erfindungen und Entdeckungen ........................................... 28 Xii. Die Entdeckungsreisen der Portugiesen.................................... 29 Xiii. Die Entdeckung Amerikas ................................................ 29 Zweite Abteilung. Vom Beginn der Reformation bis auf die neueste Zeit................... 31 A. Die neuere Zeit........................................................ 31 I. Die Reformation oder Kirchenverbesserung................................ 31 Ii. Der Abfall der Niederlande.............................................. 38 Iii. Der dreißigjährige Krieg .,............................................ 40 Iv. Der brandenbnrgisch - preußische Staat bis zu Friedrich dem Großen. . 45 V. Friedrich der Große........................................................ 51 B. Die neueste Zeit....................................................... 59 I. Die französische Revolution ........................................... 59 Ii. Die napoleouischeu Kriege von 1805—1815 .......................... 63 Iii. Die Befreiungskriege von 1813—1815 ..................................... 63 Iv. Ereignisse von 1815—1865................................................... 71 V. Deutschlands Neugestaltung................................................. 73 Vi. Der deutsch-französische Krieg von 1870—1871 .............................. 76

5. Kleine vaterländische Geschichte - S. 30

1883 - Langensalza : Beyer
30 — Dfhnbten auch noch nach emer anberen Richtung hin, als um Afrika herum, frnben mu))e. Er war der Überzeugung, daß die Erbe Kugelgestalt besitze, und so vermeinte er, man müsse Jnbien ebenso gut erreichen können wenn man stets nach Westen segle. So fuhr er im Aufträge der spanischen ?een9 drei Schiffen und einer Besatzung von 120 Mann am 3. Jugu|t 1492 nach Westen zu ab. Als man aber nun schon mehrere Lochen unterwegs war und immer weiter nichts als Himmel und Meer sah, verloren seine Leute den Mut und wollten ihn Zur Umkehr bewegen. Aber der kühne Mann ermunterte sre und enblich am 12. Oktober sah man vor sich Land aus dem Meere auftauchen. Es war die Insel ouanah ant, später von Columbus San Salvabor genannt. Hier fanben die Spanier ein milbes, zaghaftes, kupferbraunes Volk, welches sie ^nbtaner nannten, weil sie die Insel fälschlich für eine inbische hielten. Hierauf segelte Columbus noch weiter nach Westen und entbeckte die großen ^n) ein Cuba und Haiti (von den Spaniern auch San Domingo ober Htfpantola, das ist Kleinspan-.en genannt). Alle biefe Inseln nahm Columbus für den Komg von Spanien in Besitz. Hieraus kehrte er 1493 nach Spanien zurück und warb mit großer Begeisterung bei Hose empfangen. Jtach bteser eisten Reise hat Columbus noch mehrere anbere unternommen auf welchen er noch anbere Sänber und Inseln entbeckte, so z. B. die Inseln Portortco, Haiti und Trinibab und die Norbküste von Sübamerika mit der Münbung des großen Orinokostromes. Leiber erhielt der große Jjtann nicht den Lohn, den er Hütte erwarten können. Von Feinben und Jfeibern verfolgt und von Kummer niebergebeugt, starb er im Jahre 1506. Jtach fernem Tode breiteten die Spanier ihre Herrschaft in dem neu ent-beckten Erbteile immer weiter aus. So entbeckte und eroberte im Jahre 1521 der kühne Ferbinanb Cortez mit nur geringer Mannschaft das große Reich Mexiko, und ein anberer Spanier, Franz Pizarro, branq zehn ijdhre barauf in das Golblanb Peru ein und unterwarf es der Krone Spaniens. Kurz ^vorher hatten die Portugiesen auch bereits Brasilien entbeckt, so daß Spanier und Portugiesen balb das ganze sübliche und mittlere Amerika beherrschten.

6. Kleine vaterländische Geschichte - S. 31

1883 - Langensalza : Beyer
Zweite Abteilung. Vom Beginn der Reformation bis aus die neueste Zeit. A. Die neuere Seif. I. Die Reformation oder Kirchenverbesserung. Der Ablatzkram. § 50. In den früheren Jahrhunderten der Christenheit pflegte die Kirche die Übertretungen der Gebote Gottes mit besonderer Strenge zu bestrafen. Um das gegebene Ärgernis zu sühnen, wurden von ihr öffentliche Bußwerke auferlegt. Solche Büßende dursten zum Beispiel nicht am öffentlichen Gottesdienste teilnehmen. Nur vor der Kirche durften sie im Bußgewande stehen und die Kirchgänger um ihre Fürbitte bei Gott und den Heiligen anflehen. War nun der Büßende sehr eifrig und reuig, so wurden die ihm auferlegten Bußübungen nicht selten von den Bischöfen gemildert. Eine solche Milderung oder einen solchen Nachlaß der Bußübungen nannte man Ablaß. Später wurden die Ablässe häufiger, und oft mußte derjenige, welcher sich des Ablasses teilhaftig machen wollte, außer daß er sich den vorgeschriebenen Bußübungen unterzog, auch freiwillige Beiträge, Beiträge an Geld zu irgend einem guten Zwecke, zum Beispiel zur Erbauung von Kirchen u. s. w., liefern. Immer aber setzte die Kirche voraus, daß derjenige, welcher Ablaß erhielt, auch innerlich sich gebessert habe und seine Sünden aufrichtig bereue. Es gab aber gar viele, welche eine ganz irrige Ansicht vom Ablaß hatten. Der gemeine Mann glaubte, wenn er einen Ablaßzettel für Geld einlöse, so bedeute das eine Vergebung seiner Sündenschuld, selbst ohne daß er an die von der Kirche vorgeschriebene Buße und Besserung zu denken brauche. Die Ablaßprediger versäumten dabei nur allzusehr ihre Pflicht, das Volk über diesen verderblichen Wahn aufzuklären. Die meisten Vorwürfe verdient in dieser Beziehung der Dominikanermönch Johann Tetzel aus Leipzig. Leo X., der damalige Papst, schrieb im Jahre 1517 einen Ablaß aus und bestimmte die dabei einkommenden freiwilligen Gaben zum Bau der prachtvollen Peterskirche in Rom. Albrecht von Brandenburg, Erzbischof von Mainz, sollte diesen Ablaß in Deutschland verkündigen. Albrecht schickte nun Ablaßverkündiger durch ganz Deutschland. In Sachsen sollte den Ablaß der oben genannte Johann Tetzel predigen. Er that das aber in einer Weise, welche bei vielen großen Anstoß erregte. Um nämlich recht viele Gaben an Geld zu erhalten, behauptete er ganz dreist, daß schon der Kauf feiner Ablaßzettel allein die Vergebung der Sünde zur Folge habe. „So wie das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegefeuer in den Himmel springt," pflegte er zu sagen. Da

7. Kleine vaterländische Geschichte - S. 33

1883 - Langensalza : Beyer
— 33 — den inneren Verfall der römischen Kirche und die Unwissenheit und den Leichtsinn der Geistlichen. Nach seiner Rückkehr wuchs die Zahl der Schüler außerordentlich; von weit und breit zogen die Studierenden nach Wittenberg, um den beredten, gelehrten Mönch zu hören und von ihm zu lernen. Da geschah es, daß Johann Tetzels Ablaßunsug auch zu seinen Ohren gelangte. ; Entrüstet hierüber schlug Luther an die Schloßkirche zu Wittenberg 95 Thesen oder Sätze gegen den Ablaßhandel an, so daß sie jedermann lesen konnte. In denselben behauptete er, daß wahre Buße zur Vergebung der Sünden nötig sei, ohne dieselbe könne kein Papst oder Bischos die Sünden vergeben. Das war am 31. Dctober : des Jahres 1517. Diese Handlung war der erste Schritt zur Reformation. § 54. Mit großer Schnelligkeit verbreiteten sich diese Sätze über ganz Deutschland, ja über ganz Europa, und Tausende traten auf Luthers Seite. 1 Luther schrieb auch an den Erzbischof von Mainz und an den Papst Leo X. Leo X. beschied den kühnen Mönch nach Rom, damit er sich vor ihm wegen seiner Neuerungen, wie man es nannte, verantworte. Aber der Kufürst Friedrich, der große Stücke aus Luther hielt, fürchtete für denselben, wenn er nach Rom ging, und bat daher den Papst, die Sache lieber in Deutschland abmachen zu lassen. So schickte Leo den Kardinal Cajetan nach Augsburg, wo auch Luther hinkommen mußte. Hier verlangte Cajetan gleich, Luther solle seine Lehre widerrufen. Dieser aber bewies aus der heiligen Schrift, daß ferne Lehren wahr feien. Da Cajetan die heilige Schrift zu wenig kannte, konnte er sich aus einen Gegenbeweis nicht einlassen, sondern verdammte kurzweg Luthers Lehre (1518). Da machte der Papst noch einen zweiten Versuch, Luthern aus andere Gedanken zu bringen: er sandte feinen Kammerherrn Karl von Miltitz nach Sachsen. Dieser bestimmte Luthern in einer Unterredung zu Altenburg (1519) zu versöhnlicher Stimmung, so daß derselbe versprach, nichts mehr gegen den Ablaß zu schreiben, wenn seine Feinde mit ihren Angriffen gegen ihn aufhörten. — Nun war aber einer feiner erbittertsten Gegner Johann Eck, Professor zu Ingolstadt. Mit demselben hatte Luther eine große Disputation zu Leipzig gehabt, infolge deren Tausende von Zuhörern zu ihm übergegangen waren. Dieser Eck hörte nicht auf, in mannigfachen Schriften Luthern anzugreifen, so daß auch dieser wieder gezwungen war, sich zu verteidigen, und so entbrannte der Streit von neuem. Luther ging jetzt weiter und deckte auch noch andere Mißbrauche und irrige Lehren der katholischen Kirche auf. Eck ging nach Rom und erwirkte eine Bannbulle gegen Luther, die er in ganz Deutschland zu verbreitert wußte. Ja er reizte sogar die Anhänger des Papstes auf, Luthers Schriften öffentlich zu verbrennen. Luther begab sich hierauf mit vielen Wittenberger Bürgern und Studenten vor das Elfterthor der Stadt und verbrannte die päpstliche Bannbulle mit den Worten: „Weil du den Heiligen des Herrn betrübet hast, so verzehre dich das ewige Feuer." Das geschah am 10. November 1520, und mit dieser Handlung sagte sich Luther von der römischen Kirche los. Luther in Worms und auf der Wartburg. § 55. Im Jahre 1519 war Karl V. (1519—1556), der Enkel Maximilians I., zum deutschen Kaiser gewählt worden. Dieser wollte gern Frieden im Reiche haben und berief daher zur Schlichtung der Religionsstreitigkeiten einen Reichs- Wolff, Kl. Vaterland. Geschichte. Z

8. Kleine vaterländische Geschichte - S. 35

1883 - Langensalza : Beyer
— 35 — ließ er, als er davon hörte, die Wartburg, erschien plötzlich in Wittenberg und predigte acht Tage lang gegen die Bilderstürmer. Die Folge davon war, daß man dieselben vertrieb und die Ordnung wiederhergestellt ward. So wie in Wittenberg von Karlstadt und seinen Anhängern, so ward auch in andern Teilen Deutschlands häufig die Lehre Luthers, der nur gegen die Irrlehren und Mißbräuche der katholischen Kirche eiferte, falsch verstanden. In Thüringen zum Beispiel glaubten die Bauern, Luther wolle sie von allem Zwange ihrer Obrigkeit befreien, und machten daher gegen ihre Fürsten einen Aufstand, in welchem sie viele Klöster und Burgen zerstörten und mannigfache Unbill ausübten. Diesen Aufstand nennt man den Bauernkrieg. An die Spitze der Bauern hatte sich ein früherer Priester, Thomas Münzer, gestellt. Johann der Beständige, Kurfürst von Sachsen, Friedrich des Weisen Nachfolger, und Landgraf Philipp von Hessen zogen gegen diese Bauern, besiegten sie in der Schlacht bei Frankenhausen in Thüringen (1525), nahmen Thomas Münzer gefangen und ließen ihn in Thüringen hinrichten. Aus diese Weise wurden die Unruhen unterdrückt. Luthers Freunde. § 58. Ein treuer Mitarbeiter am Werke der Reformation war Philipp Melanchthon. Er war zu Brettert in Baden 1497 geboren und hieß eigentlich Schwarzerd, hatte aber feinen Namen nach der Sitte damaliger Zeit in das Griechische übersetzt. Schon tn seinem dreizehnten Jahre bezog Melanchthon die Universität Heidelberg und ward hier der Schüler seines berühmten Verwandten, des gelehrten Reuchlin. Im Jahre 1514 erhielt Melanchthon in Tübingen die Würde etnes Magisters, und bald erscholl der Rus seiner Gelehrsamkeit durch ganz Deutschland. Da berief ihn im Jahre 1518 der Kurfürst Friedrich als Professor der griechischen Sprache nach Wittenberg. Hier lehrte er mit großem Beifall und ward bald mit Luther innig befreundet. Er war nicht so heftig und feurig wie Luther, häufig sogar etwas zu furchtfam und zu nachgiebig gegen die Feinde der reinen Lehre. Deswegen sagte auch Luther: „So leise, wie Magister Philipp, kann ich nicht auftreten/' Melanchthons Verdienste um die Reformation sind besonders deswegen so groß, weil er, mit Luther vereint, tief in der heiligen Schrift forschte und die Wahrheit des Evangeliums in trefflichen Schriften, welche wert verbreitet wurden, bewies. Melanchthon verheiratete sich int Jahre 1521 zu Wittenberg mit der Tochter des Bürgermeisters, Katharina Krapp. Luther folgte feinem Beispiele im Jahre 1525 und ehelichte eine ehemalige Nonne, welche er in Wittenberg kennen gelernt hatte. Ihr Name war Katharina von Bora, und sie wurde Luthern eine getreue Hausfrau, mit welcher er sehr glücklich und zufrieden im Kreise ferner Kinder lebte. — Ein anderer treuer Freund und Anhänger Luthers war der berühmte Maler Lucas Granach, welcher Luthern, der die Maleret gleich der Musik sehr liebte, mit manchem schönen Gemälde erfreute. Cranach war zu Eranach oder Kronach am Fichtelgebirge geboren (daher sein Name) und war beim Kurfürsten von Sachsen sehr angesehen. Beinahe 50 Jahre wohnte er in Wittenberg und ward zum Bürgermeister dieser Stadt gewählt. Später begleitete er seinen Kurfürsten in die Gefangenschaft. Ausbreitung der Reformation. § 51. Trotz vieler Hindernisse breitete sich doch die Reformation immer weiter aus. Überall in Sachsen ward 3*

9. Kleine vaterländische Geschichte - S. 37

1883 - Langensalza : Beyer
—- ö 7 — der lutherischen in Einklang zu bringen, und zu diesem Zwecke kamen auch beide Reformatoren 1529 zu Marburg in Hessen zusammen. Aber die Vereinigung scheiterte an dem Widerstande Luthers, welcher einige Lehren des Zwingli für falsch erklärte. Zwingli fand ein gewaltthätiges Ende. Zwischen den Protestanten und den Katholiken der Schweiz war Krieg ausgebrochen, es kam zur Schlacht bei Kappel (1531), hier fiel Zwingli. § 62. Nach Zwinglis Tode trat an die Spitze seiner Anhänger Johann Calvin. Derselbe war 1509 zu Noyon in Frankreich geboren. Er war noch heftiger als Luther und suchte von Gens aus, wo er Prediger war, die schweizerische Lehre immer mehr auszubreiten. Seine Bemühungen waren auch von bedeutendem Erfolge gekrönt, mehrere Fürsten und Städte Deutschlands, die Niederlande, Schottland und später auch England traten nach und nach der calvinistischen Lehre bei, und auch in Frankreich sand dieselbe viele Anhänger. Die Anhänger Zwinglis und Calvins nannte man Reformierte, ihre Lehre die reformierte. Zur Lehre Luthers bekannten sich außer dem größten Teile von Deutschland später auch noch die Länder Dänemark, Schweden und Norwegen, Preußen (Ostpreußen), die Ostseeprovinzen u. s. w. Luthers Anhänger nannte man die Lutherischen oder die Evangelischen. Der Name Protestanten ward sowohl auf die Evangelischen als auch aus die Reformierten angewendet. Leider fand auch nach dem Religionsgespräche zu Marburg keine Einigung zwischen beiden Parteien statt, der Haß zwischen Reformierten und Lutheranern war womöglich noch größer als der zwischen Protestanten und Katholiken. Luthers Tod. § 63. Während seine Lehre sich immer mehr ausbreitete, wirkte Luther als Professor und Prediger in Wittenberg rastlos und mit vielem Erfolge. Er schrieb noch gar manche gelehrte Schrift und stand in ganz Deutschland in solchem Ansehen, daß man von weit und breit nach Wittenberg sandte, um seinen Rat zu hören und darnach zu handeln. So ward er auch zu Ende des Jahres 1545 von den Grafen von Mansfeld gebeten, nach Eisleben, seiner Geburtsstadt, zu kommen und einen Streit zu schlichten, der wegen des Besitzes einiger Silberbergwerke unter ihnen ausgebrochen war. Im Januar 1546 kam er in Eisleben an; schon unterwegs in Halle hatte er große Schwäche gefühlt; Doktor Jonas, sein Freund und Mitarbeiter, begleitete ihn. Freundlich ward er von den Grafen empfangen, und er hatte die beste Hoffnung, daß es ihm gelingen werde, dieselben zu einigen. Da fühlte er sich am Abend des 16. Februar sehr entkräftet. Es überkam ihn die Ahnung seines nahen Todes, so daß er zu seiner Umgebung sagte: „Ich bin hier zu Eisleben geboren und getauft; wie, wenn ich hier bleiben sollte ? 1" Er ward immer schwächer, auch befielen ihn heftige Brustbeklemmungen. Am Abende des 17. Februar betete er noch oft: „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist; du hast mich erlöset, Herr, du treuer Gott l" Als ihn Doktor Jonas noch vor seinem Verscheiden fragte, ob er auf die Wahrheit, die er bekannt habe, auch sterben wolle, antwortete er: „Ja, ja." Dann entschlief er sanft mit gefalteten Händen. An feinem Sterbebette standen wehklagend Graf Albrecht von Mansfeld, Doktor Jonas und zwei feiner Söhne. Der Tod erfolgte den 18. Februar Morgens drei Uhr 1546. Der Kurfürst Johann Friedrich

10. Kleine vaterländische Geschichte - S. 39

1883 - Langensalza : Beyer
— 39 — des deutschen Reiches und hatten im Mittelalter größtenteils zu dem deutschen Herzogtum Niederlothringen gehört. Später waren sie em Teil des Herzogtums Burgund gewesen. Als aber der letzte Herzog von Burgund Karl derkühne, im Jahre 1477 bei Nancy von den Lothringern besiegt und getötet worden war und der Erzherzog Maximilian von Österreich die^Tochter Karls, Marie, geheiratet hatte, waren bte Niederlande ein Bestandteil der österreichischen Besitzungen geworden. Maximilian ward als Maximilian I. deutscher Kaiser (1493—1517). Sein Enkel und Nachfolger war Karl V., der zugleich König von Spanien war. So gelangten die Niederlande nach Karls Abdankung in den Besitz seines Sohnes Philipp Ii. von Spanien. Dieser war ein finsterer, strenger Herrscher, der alle Freiheiten seiner Länder zu beschränken und jede Reformation der Kirche in denselben zu vernichten trachtete. Deswegen hatte er es auch besonders auf die Niederlande abgesehen, denn dieselben, blühend und voll reicher Handelsstädte, wie sie waren, erfreuten sich nicht nur vieler ihnen von ihren früheren Fürsten zugestandener Freiheiten, sondern ein großer Teil des Landes hatte sich auch der reformierten Lehre Calvins zugewandt. Um den katholischen Glauben wiederherzustellen, setzte Philipp, wie in Spanien selbst, so auch hier ein sogenanntes Inquisitionsgericht ein, dessen Richter die Nichtkatholiken als Ketzer unter schrecklichen Martern hinrichten ließen. Frciheitskampf Der Niederlande. § 67. Uber die Maßregeln Philipps waren natürlich die Niederländer sehr unzufrieden. An ihrer Spitze standen drei Männer aus den höchsten Geschlechtern, Prinz Wilhelm von Nassau und die Grasen Egmont und Hoorn. Eine Bitte, das Ketzergericht aufzuheben, ward vom König abgeschlagen, ja derselbe schickte sogar den grausamen Herzog Alba nach den Niederlanden (1567) und jetzt ging das Verurteilen und Hinrichten erst recht an. Tausende, Hohe und Niedrige, starben auf dem Scheiterhaufen oder auf dem Blutgerüste, unter ihnen auch die edlen Grasen Egmont und Hoorn (1568). Wilhelm von Nassau dagegen war geflohen, er kehrte aber mit einem Heere von Flüchtigen zurück, und nun begann ein greuelvoller Krieg zwischen ihm und den Spaniern, der viele Jahre ohne rechte Entscheidung fortwütete. Kühne Thaten vollführten besonders die sogenannten Wassergeusen, Ausgewanderte und Vertriebene, welche vom spanischen Seeraub lebten und den Spaniern großen Schaden zufügten. Auch unter den spanischen Statthaltern, die nach Alba in das Land gesendet wurden, dauerte der Krieg fort. Die Niederländer stritten mit ungeheuerer Anstrengung und man sieht aus dem Erfolge derselben, was ein Volk vermag, das für feine Freiheit kämpft. Zu bedauern ist es, daß die südlichen Provinzen (das jetzige Belgien), welche katholisch geblieben waren, sich von den nördlichen trennten und mit den Spaniern Frieden schlossen. Desto tapferer kämpften die nördlichen Provinzen fort, sie schlossen sich eng aneinander an und verbanden sich zu gegenseitiger Hilfe. Dieses Bündnis ward zu Utrecht geschlossen und heißt deshalb die Utrechter Union (1579). § 68. Endlich erklärten sich die Niederländer ganz und gar für unabhängig von Spanien (1581). Der neue Staat nannte sich die Republik der vereinigten Niederlande und bestand aus den Provinzen Geldern, Zütphen, Holland, Seeland, Utrecht, Groningen und Friesland. Zum
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