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1. Ergänzungsheft für die Rheinprovinz - S. 18

1896 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 18 — einen religiösen Charakter annahm. Johann Sigismnnd fand Hilfe bei den Reformierten, Wolfgang bei den Katholiken. Der Krieg zwischen diesen Religionsparteien drohte anzubrechen, wurde aber noch einmal durch einen neuen Vertrag, zu Xanten, verhindert. Nach diesem erhielt Brandenburg Kleve, Mark, Ravensburg und Ravenstein, Neuburg aber Mich und Berg. Jene Laude bildeten den ersten Kern der preußischen Besitzungen ant Rhein. 3u 19. Mors und Krefeld kommen on Preußen. 1702. Preußens erster König fügte noch einen weitern Teil unserer Heimatsprovinz dem brandenbnrgisch-prenßischen Staate zu, nämlich dte Grafschaft Mörs nebst der Herrschaft Krefeld, beide am ltnken Rheinufer unterhalb Düsseldorf gelegen. Im sechzehnten Jahrhundert gehörte die Grafschaft Mörs den in Holland wohnenden Herzögen von Oranten. Heinrich von Oranien hatte einen Sohn, Wilhelm, und eine Tochter, Luise Henriette; die letztere war mit dem großen Kurfürsten, Friedrich Wilhelm von Brandenburg, vermahlt. Der Vater bestimmte nun im Testamente, weitn sein Sohn ohne Nachkommen sterben würde, so sollte seine Tochter Erbin des Landes werden. Im Jahre 1702 starb der letzte männliche Nachkomme des Herzogs Wilhelm, und nun nahm König Friedrich I. von Preußen, Luise Henriettens Sohn, Mörs in Besitz. Die Stadt selbst blieb zwar noch zehn Jahre lang von holländischen Truppen beseht, wurde dann aber auch mit Preußen vereinigt. Zu 80. Geldern wird preußisch. 1713. Unter Friedrich Wilhelm I. Regierung kam das Ober quartier Geldern in preußischen Besitz. In dem spanischen Erbfolgekriege hatte nämlich Preußens erster König für die Zustimmung - zur Königswürde dem deutschen Kaiser Hilfstruppen gestellt, damit dieser desto erfolgreicher gegen Frankreich kämpfen konnte, in einem Kriege, in welchem es galt, ob ein Deutscher oder ein Franzose die spanische Königskrone zum Erbe erhalten sollte. Die Deutschen siegten; in dem Frieden zu Utrecht sprach der Kaiser noch einmal dem König von Preußen die Anerkennung als König zu und gab ihm zum Lohn für die Tapferkeit seiner Soldaten das Oberquartier Geldern zum Besitz. Daß Friedrich Wilhelm I. gerade Geldern erhielt, geschah, um preußische Ansprüche auf dieses Land zu erledigen. Geldern gehörte früher zu Kleve, und da -dieses dem großen Kurfürsten zugefallen war, so forderten dessen Nachkommen auch Geldern. Im Jahre 1713 wurde diese Forderung endlich bewilligt.

2. Ergänzungsheft für die Rheinprovinz - S. 20

1896 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 20 — und die Fürsten des Bundes schickten Gesandte zu ihm mit der Erklärung: „daß sie das Dasein eines deutschen Reiches nicht mehr anerkennten". 2. In dem unglücklichen Frieden zu Tilsit verlor Preußen auch seine Besitzungen in der jetzigen Rheinprovinz, nämlich Essen, Werden, Elten und den rechtsrheinischen Teil von Kleve. Der König Friedrich Wilhelm nahm von den Bewohnern mit folgenden Worten Abschied: „Ihr kennt, geliebte Bewohner treuer Gebiete und Städte, meine Gesinnungen und die Begebenheiten des letzten Jahres! Meine Waffen erlagen dem Unglück, die Anstrengungen des letzten Restes meiner Armee waren vergeblich. Der Friede mußte abgeschlossen werden. Er legte mir und meinem Hause, er legte dem gattzett Lande selbst die größten Opfer auf. Was Jahrhunderte und biedere Vorfahren, was Verträge, was Liebe und Vertrauen verbunden hatten, mußte getrennt werden. Meine und der Meinigen Bemühungen waren fruchtlos! Das Schicksal gebietet, der Vetter scheidet von seinen Kindern! Ich entlasse Euch aller Unterthanenpflicht gegen mich und mein Haus. Unsere besten Wünsche für Euer Wohl begleiten Euch zu Eurem neuen Landesherrn; seid ihm, was Ihr mir wäret. Euer Andenken kann kein Schicksal, keine Macht aus meinem und der Meinigen Herzen vertilgen." Memel, den 24. Juli 1807. Friedrich Wilhelm. Zu 89. Schiu und die Opfer;rr Wesel. 1809. Major Schill war ein feuriger Mattn, ein Held durch und durch. Als Napoleon Preußen niedergeschlagen hatte, zog er gegen Östreich. Da Preußen zauberte, Östreich zu helfen, so faßte Major Schill den Gedanken, das preußische Volk zum Kampfe fortzureißen. Er führte fein Reiterregiment wie zum Exerzieren ans Berlin hinaus. Draußen erklärte er, er fei entschlossen, den Kampf gegen die Unterdrücker Deutschlands zu beginnen. Die Reiter, die ihm mit ganzer Seele anhingen, folgten. Aber Schill war nicht glücklich bei feinem Unternehmen. Der Volkskampf, den er herbeiführen wollte, brach nicht aus, weil gerade damals die ersten Siege Frankreichs über Östreich bekannt wurden. Schill selbst wurde von den Franzosen verfolgt uttb warf sich in die Festung Stralsunb. Aber die Franzosen brau gen durch die schlecht verwahrten Thore, und im erbitterten Kampfe fiel Schill in den Straßen der Stadt. Schlimmer erging es feinen gefangenen Kanteraben. Napoleon ließ sie als Hochverräter behanbeln. Vierzehn Westfältnger würden in Braunfchweig ttitb elf junge Offiziere zu Wesel erschossen. Ein Denkmal bezeichnet noch heute die Stelle, wo die mutigen Helben den Tod fürs Vaterlanb starben. Folgenbes Gebicht erzählt, wie französische Schergen beutsche Männer ntorbeten:

3. Ergänzungsheft für die Rheinprovinz - S. 21

1896 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 21 — Generalmarsch wird geschlagen zu Wesel in der Stadt, Und alle fragen ängstlich, was das zu deuten hat. Da führen sie zum Thor hinaus, still, ohne Laut, Die kleine Schar, die heiter dem Tod ins Auge schaut. Sie hatten kühn gefochten mit Schill am Ostseestrand Und gehn nun kühn entgegen dem Tod fürs Vaterland. Sie drücken sich wie Brüder die Hand zum letztenmal; Dann stehn sie ernst und ruhig, die elfe an der Zahl. Und hoch wirft Hans von Flemming die Mütze in die Luft. „Es lebe Preußens König!" die Schar einstimmig ruft. Da knattern die Gewehre; es stürzt der Braven Reih', Zehn treue Preußen liegen zerrissen von dem Blei. Nur einer, Albert Wedell, trotzt jenem Blutgericht; Verwundet nur am Arme, steht er und wanket nicht. Da treten neue Schergen, auch ihn zu morden, vor, Und: „Gebet Achtung! — fertig!" schallts schrecklich ihm ins Ohr. „O zielet", ruft er, „besser! Hier sitzt das deutsche Herz! Die Brüder überleben, ist mir der größte Schmerz!" Kaum hat er ausgesprochen, die Mörder schlagen an; Durchbohrt von ihren Kugeln liegt auch der letzte Mann. So starben tapfre Preußen, durch Schande nie befleckt, Die nun zu ew'gem Ruhme ein Stein zu Wesel deckt. Zu 97. Hlüchers Ueusahrsgruß: „An die Kemohner des linken Kheinufers!" Ich habe die schlesische Armee über den Rhein geführt, damit die Freiheit und Unabhängigkeit der Nationen hergestellt, damit der Friede errungen werde Wollt Ihr, so findet Ihr Schutz bei uns. Ihr werdet Euer Eigentum sichern. Ein jeder Bürger, jeder Landmann bleibe ruhig in seiner Wohnung, jeder Beamte an seinem Platze und setze ungestört seine Dienstverrichtungen fort. Von dem Augenblicke des Einrückens der verbündeten Truppen an muß alle Verbindung mit dem französischen Reiche aufhören; wer sich dieser Anordnung nicht fügt, begeht Verrat an den verbündeten Mächten, wird vor ein Militärgericht gestellt und erleidet die Todesstrafe. Am linken Rheinufer, den 1. Januar 1814. Blücher. Zu 99. Die Rheinprovinz in ihrer heutigen Gestalt kommt ?n Preußen. 1815. 1. Glücklicherweise hatte die französifche Herrschaft in unserer Provinz nur wenige Jahre gedauert. Auf dem Wiener Kongreß 1815 erhielt Preußen die Rheinprovinz. Das war eine Menge Länder und Ländchen. Zuerst fielen die altpreußischen Besitzungen Kleve, Mors, Krefeld, Geldern wieder an unser Vaterland. Dann wurden

4. Ergänzungsheft für die Rheinprovinz - S. 23

1896 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
sich vor dem strengen preußischen Regiment; „Zn den Preußen gehen" hieß es noch Jahrzehnte hindurch, wenn jemand Soldat werden mußte. Aber wie anders war es schon 1840, als die Franzosen ihre Hand wieder nach dem Rheinlande ausstreckten! Da sang der Kölner Dichter Nikolaus Becker, auch geborener Rheinländer, jenes berühmte Lied: „Sie sollen ihn nicht haben, den freien deutschen Rhein", und mit ihm sang das ganze Rheinland in heller Begeisterung. Niemand wollte Preußen verlassen. Zu 105. Die rheinische Industrie. 1. Durch die Dampfmaschine hat auch die Industrie unserer Rheinprovinz einen großartigen Aufschwung genommen. Die Tuch-sabrikation steht hier an der Spitze der gesamten preußischen Tuchindustrie. In Eupen sind die leistungsfähigsten Tuchfabriken zu finden; sie verschicken ihre Waren bis zur Türkei, ja selbst nach China und Ostindien. Auch Aachen hat Tuchfabriken und außerdem viele Nadelfabriken, die ihre Erzeugnisse durch ganz Deutschland und die Nachbarländer schicken. Krefeld ist der Hauptort für Samt-und Seideweberei. Etwa 150 Fabriken liefern jährlich Samt- und Seidenstoffe, Samt- und Seidenbänder im Gesamtwerte von 80 Millionen Mark. Keine andere deutsche Stadt kommt hierin Krefeld gleich. Elberfeld ist der Hauptsitz für Baumwollen- und Wollenwaren, Barmen der Hauptsitz für Bandwaren. Hier reiht sich Fabrik an Fabrik, besonders längs der Wupper, und die zahlreichen, turmartigen Essen strömen unaufhörlich ihren fchwarzen Qualm in die Luft. In Düren befinden sich Papierfabriken in höchster Blüte, sie versenden große Masseit Papier durch ganz Europa, ja sogar in fremde Erdteile. Malmedy hat auch bedeutende Gerbereien und Lederfabriken, die bedeutendsten von gauz Preußen. In Stolberg findet man die ersten Glashütten Deutschlands und die größte Sodafabrik Preußens. Solingen ist in ganz Deutschland und den westlichen Nachbarländern berühmt durch seine Waffen-, Messer- und Scherenfabriken. 2. An der Nahe findet sich eine Industrie, die einzig auf der ganzen Welt dasteht — die Achatschleifereien. All die kleinen Achat-gegenstände, die auf Messen und Jahrmärkten feilgeboten werden, all der Achatschmnck, mit dem sich die Frauen auf dem ganzen Erden-rund schmücken — er kommt ans unsern Rheinlanden. In mehr als hundert Werkstätten werden in dem Städtchen Oberstem und Idar die Achate geschliffen und in Metall gefaßt. 3. In der Rheinprovinz findet sich auch die größte Fabrik der Welt: die Gußstahlfabrik von Krupp in Essen. Diese Fabrik bedeckt einen Flächenraum von 4 qkm, mit ihren Tausenden von Arbeiterwohnungen bildet sie eine Stadt für sich. Der Rauch, der ans dem Wald von Kaminen aufsteigt, breitet sich wie ein dunkler Schleier über

5. Ergänzungsheft für die Rheinprovinz - S. 25

1896 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
Zu 114. Der deutsch - frarrzöftsche Krieg im Gebiete der Weinprovinz. 1870. 1. Als der Krieg ausbrach, drohte natürlich der Rheinprovinz die größte Gefahr. Napoleon näherte sich ihr mit einer großen Armee, und bei Saarbrücken fand das erste Gefecht in diesem Kriege statt. Die wenigen dort stehenden Preußen zogen sich vor der ungeheuern Übermacht der Franzosen in größter Ordnung und unter tapferer Gegenwehr zurück. Sie verloren in diesem Gefechte etwa achtzig Mann. Die Franzosen rückten in Saarbrücken ein, und der französische General fragte den Bürgermeister der Stadt, wieviel Mann ihnen gegenübergestanden hätten. Als ihm die geringe Zahl genannt wurde, schaute er einige Augenblicke schweigend zur Erde, dann sagte er: „Ich muß gestehen, daß diese Preußen ausgezeichnete Soldaten sind". In Paris erhob sich großer Jubel ob dieses Sieges, Napoleon telegraphierte darüber an seine Gemahlin: „Louis hat soeben die Feuertaufe erhalten; er war von bewundernswerter Kaltblütigkeit und ließ sich gar nicht aus der Fassung bringen. Wir standen in erster Reihe, aber die Flinten- und Kanonenkugeln fielen zu unsern Füßen nieder. Louis hat eine Kugel behalten, welche ganz nahe vor ihm einschlug. Manche Soldaten weinten, als sie ihn so ruhig sahen". — Der Soldatenwitz nannte jenen Ort später die „Thränenpfütze". 2. Nicht lange brauchte man zu fürchten, daß die Rheingegend der Schauplatz des Krieges würde. Vier Tage später war die mörderische Schlacht bei Spichern, in der Nähe von Saarbrücken. An ihr nahmen auch rheinische Regimenter teil, so daß wir doppelten Grund haben, diese Schlacht im Gedächtnis zu behalten. Die Folgen dieser Schlacht waren groß. Die Franzosen verließen unsere Provinz, die nächsten Schlachten fanden auf französischem Boden statt. Die Bewohner der Rheinprovinz aber waren ihrer bangen Kriegssorgen ledig. Drei Tage später hatte Saarbrücken die große Freude, König Wilhelm in seinen Mauern zu sehen. Der höchste Kriegsherr hielt unter unermeßlichem Jubel der Bevölkerung und der anwesenden Truppen seinen Einzug in die vom Feinde befreite Stadt. Er besuchte die mit Verwundeten angefüllten Lazarette und fuhr dann unter dem begeisterten Zurufen des Volkes zum Hauptquartier in Feindesland. Als er nach beendetem Kriege wieder die Rheinprovinz betrat, jubelten ihm die dankbaren Rheinländer als ihrem Kaiser entgegen. Zu 122. Anteil der Uheinprooin; an der Gesetzgebung. Die Rheinprovinz hat, entsprechend ihrer Bedeutung und Einwohnerzahl, auch einen großen Anteil an der Gesetzgebung. Der König beruft zum Herrenhause viele Mitglieder aus der Rheinprovinz, außer-

6. Ergänzungsheft für die Rheinprovinz - S. 26

1896 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 26 dem die Adeligen und die Vertreter von zehn grossem Städten. Snm Abgeorbneteuhause schickt die Provinz allein 64 Mitalieber, das ^ oui siebtel der Gesamtzahl (433); znm deutschen Reichstage ent-sie 35 Abgeordnete, das ist ein Elftel der Gesamtzahl (397). pte tu frühern Jahren, als noch das alte beutsche Reich bestaub der Schwerpunkt der geschichtlichen Entwicklung in den Rheinlauben mg, so tst auch heute noch die Rheinprovinz eine der tiebeutenbsten des preußischen Laubes. Zu 122. Die Verwaltung dev Uheinprornm. 1. Die Verwaltung einer Gemeinbe liegt dem Gemeinbevorsteher oh, die Verwaltung der zu einer Bürgermeisterei vereinigten Gemeinheit dem Bürgermeister. Mehrere Bürgermeistereien bilden einen Kreis an dessen Spitze der Lanbrat steht. Die Rheinprovinz umfaßt siebzig solcher Kreise. Mehrere Kreise Mlben zusammen einen Regierungsbezirk, bereu die Rheiuprovinz fünf zählt. An der Spitze der Bezirksregierung steht der Regierungspr äfibent, der in der Bezirkshauptstabt seinen Sitz hat. Ihm finb für feine Arbeiten ein Oberregierungsrat und bte erforderliche Anzahl von Regierungsräten und Hilfsarbeitern beigegeben. Alle zusammen btlben das Regierung^ kollegium, das die Geschäfte des ganzen Regierungsbezirks bearbeitet. E:s versammelt sich, so oft bies nötig ist, zu einer Sitzung, hier trägt jeber einzelne Regierungsrat die ihm übertragenen Sachen vor, und dann wirb baritber Beschluß gefaßt. Neben der Bezirksregierung stnbet steh auch für jeben Regierungsbezirk ein Bezirksausschuß. Er besteht aus dem Regterungäpräftbenfen und sechs Mitgtiebern und befaßt sich namentlich mit der Verwaltung der stäbtischen Angelegenheiten. 2. Die fünf Regierungsbezirke Aachen, Düffelborf, Köln, Koblenz und Trier bilben zusammen die Rheiuprovinz, an beren Spitze der pberpräsibent steht. Er hat seinen Sitz in Koblenz. Demselben ist ein Präsibialrat und die erforderliche Anzahl von Proviuzialräten und Hilfsarbeitern zugewiesen. In Verbtnbung mit den Bezirks-regteruttgen leitet der Oberprästbent die Verwaltungsangelegenheiteu der ganzen Provinz. Er ist Vorsitzeuber des Konsistoriums, das die Oberaufsicht über die evangelische Kirche der Provinz führt. Er ist ferner Vorsitzeuber des Provinzialfchulkollegiums, dem die Gymnasien, Lehrerseminare und sonstigen hohem Lehranstalten der Provinz unterstellt ftnb und das für die Besetzung der au biefen Anstalten erledigten (stellen sorgt; dann des Mebizin alkollegiu ms, das das Gesuubheitswesen der Provinz leitet. 3. Dem Oberpräsibent steht der Provinziallanbtag zur Seite. Er besteht aus Slbgeorbneteit der Laub- und Stabtkreise der Provinz. Fast jeber Kreis sendet einen Abgeorbnetett, der von dem Kreistage gewählt wirb. Der Provinziallanbtag wirb vom Könige alle

7. Ergänzungsheft für die Rheinprovinz - S. 29

1896 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 29 — 2 Mehrere kleine Gemeinden bilden zusammen eine Bürgermeisterei, die von einem Bürgermeister verwaltet wird, größere Gemeinden bilden eine Bürgermeisterei für sich. Dem Bürgermeister ,ur Seite steht die Bürgermeisterei Versammlung. Sie besteht wenigstens aus zwölf Mitgliedern, die sich aus den Gemeindevorstehern und aus Abgeordneten der einzelnen Gemeinderäte zusammensetzen. Die Bürgermeistereiversammlung hat die Angelegenheiten der ganzen Bürgermeisterei zu beraten und darüber zu beschließen. Sie wächlt auch den Bürgermeister auf Lebenszeit, doch bedarf die Wahl der Bestätigung des Kreisausschuffes und des Oberpräsidenten. Zn dem Amte eines Bürgermeisters sind noch zwei oder mehr Beigeordnete zu wählen, welche bestimmte Amtsgeschäfte im Aufträge des Bürgermeisters besorgen. Andere Beamte der Bürgermeisterei sind der Steuerempfänger, der Gemeindediener, der Polizeidiener, der Feldhüter, der Nachtwächter u. s w. Für das Schulwesen ist ein besonderer Schulvorstand gewählt. Die Verwaltung des katholischen Kirchenwesens in der Gemeinde geschieht durch den Kirchenvorstand und die Kirchengemeinde-vertretung, die des evangelischen durch das Presbyterium. Zu 128. Die Slädteordrrimg m der Rheinprovinz. 1. Die rheinischen Stadtgemeinben haben für sich eine besondere Ordnung, die von der sonstigen Gemeindeordnung verschieden ist. Auch an der Spitze der Stadt steht der Bürgermeister, er wird von der Stadtverordnetenversammlung auf zwölf Jahre gewählt und vom Regierungspräsidenten bestätigt. In Städten von mehr als 10 000 Einwohnern bedarf er der Bestätigung des Königs. Neben dem Bürgermeister sind zwei ober nach Bebürfnis noch mehr Beigeordnete zu wählen. Sie bearbeiten einzelne Amtsgeschäfte des Bürgermeisters und werden auf die Dauer von sechs Jahren gewählt. Der Gemeinderat heißt in der Stadt Stabtverorbnetenversammlung. Diese besteht aus zwölf bis breißig Mitgliedern, je nach der Größe der Stadt. Die Stabtverorbneten werben auf sechs Jahre gewählt, alle zwei Jahre scheibet ein Drittteil der Mitglieder aus und wird durch Neuwahl ersetzt. Die Stadtverordnetenversammlung hat über alle Gemeindeangelegenheiten zu beraten und zu beschließen, die Beschlüsse werden nach Stimmenmehrheit gefaßt. Die Sitzungen der Versammlung sind öffentlich; der Bürgermeister führt den Vorsitz und führt später die Beschlüsse der Versammlung aus. 2. In Städten kann auch ein Magistrat als Obrigkeit eingesetzt werden. Der Magistrat besteht aus dem Bürgermeister, einem Beigeordneten oder zweiten Bürgermeister und einer Anzahl von Schöffen, die auch Stadtrate oder Ratsherrn genannt werden. Die Anzahl der Schöffen steigt je nach der Größe der Stadt von zwei bis sechs. Die Schöffen werden auf sechs Jahre gewählt, alle drei Jahre scheidet die Hälfte ans und wird durch Neuwahl ersetzt.

8. Ergänzungsheft für die Rheinprovinz - S. 31

1896 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 31 — 3. Alle Kreisgemeinden der Rheinprovinz bilden eine Provinzialgemeinde, an deren Spitze der General-Superintendent steht. Er hat seinen Sitz in Koblenz. Die Provinzialgemeinde hat ein Presbyterium, das Provinzial-Synode genannt wird; es besteht aus dem General-Superintendenten, den Superintendenten der ganzen Provinz und aus zwei Mitgliedern jeder Kreissynode. Die Provinzial-Synode versammelt sich in der Regel alle drei Jahre einmal und besorgt die Angelegenheiten der Provinzialkirche. Der Provinzial-Synode übergeordnet ist das Konsistorium, das in Koblenz seinen Sitz hat und^dessen Präsident der jedesmalige Oberpräsident der Rheinprovinz ist. Zu 130. Die Schulen in der Rheinprornnz. 1. Groß ist die Zahl der Schulen in der Rheinprovinz, sie dienen den verschiedensten Zwecken und Bernssarten. Die Landesuniversität befindet sich in Bonn, wo sie 1818 vom König Friedrich Wilhelm Iii. gegründet wurde. Darum führt sie den Namen „Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität". Mit der Universität ist die „Landwirtschaftliche Akademie" zu Poppelsdorf verbunden. Eine zweite Hochschule befindet sich in Aachen, nämlich das Polytechnikum (technische Hochschule). Sie hat 39 Dozenten und etwa 400 Studierende. Diese beiden Hochschulen unterstehen dem Kultus-Ministerium in Berlin, von dem sie verwaltet werden. 2. An hohem Schulen hat die Rheinprovinz 32 Gymnasien, 14 Progymnasien, 10 Realgymnasien, 13 Realprogymnasien, 3 Oberrealschulen und 6 höhere Bürgerschulen. Die hohem Schulen unterstehen dem Provinzial-Schul-Kollegium, das in Koblenz seinen Sitz hat. 3. Zu den andern Schulen gehören 39 höhere Mädchenschulen, zahlreiche Mittelschulen und Volksschulen. In jedem Orte, auch dem kleinsten Dörfchen, ist eine Volksschule eingerichtet, so daß bei uns fein Kind ohne Schulbildung auswächst; verschwindend klein ist darum auch die Zahl derjenigen, die weder lesen noch ihren Namen schreiben können. Die niedern Schulen stehen unter der „Regierung" ihres Regierungsbezirks. 4. Zu diesen vielen Schulen, die die allgemeine Bildung vermitteln , kommen noch zahlreiche Fachschulen: viele Webeschulen, 3 Landwirtschaftsschnlen, gewerbliche Fachschulen, Gewerbe-, kaufmännische und Handwerkerschulen, eine Untervsfizierschnle in Jülich und eine Kadettenanstalt in Bensberg. Zur Bilduug von Lehrern und Lehrerinnen bestehen in der Rheinprovinz 16 Lehrer- und 3 Lehrerinnen* Seminare. Die Taubstummen erhalten ihre Ausbildung in 8 Taubstummenanstalten und die Blinden in der Blindenanstalt zu Düren. Die Kunstakademie zu Düsseldorf, die Provinzial-Museen zu Trier und Bonn und viele städtische Museen dienen der Kuustpslege.

9. Ergänzungsheft für die Rheinprovinz - S. uncounted

1896 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)

10. Ergänzungsheft für die Rheinprovinz - S. uncounted

1896 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
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