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1. Leitfaden zur Geschichte des deutschen Vaterlands - S. 6

1872 - Halle a/S. : Herrmann
men das nordöstliche Gallien, die Alemannen Helvetien bis an die italienischen Alpen in Besitz. Die Angeln und Sachsen setzten unter Hengist und Horse nach Britannien über und gründeten das mächtige England. Die von den Deutschen verlassenen Gegenden nahmen die Slaven ein. Die Wenden drangen bis an die Elbe vor, wo ihnen Franken und Sachsen Halt geboten. 6. Attila, der Hunnenköuig; die Hunnenschlacht 451. Attila (Etzel) gedachte seine Herrschaft bis an's Weltmeer auszudehnen. An der Spitze eines ungeheuren Heeres brach er 451 gegen Westen auf und unterwarf alle Völker. Bei Orleans trat ihm aber der letzte römische Feldherr, Aettus, unterstützt von Burgundern, Westgothen, Franken und Sachsen, entgegen, drängte ihn bis zur Marne zurück und schlug ihn hier bei Chalo ns so gewaltig, daß er den Rückzug antrat. Attila ging darauf nach Italien, zerstörte Aquileja und gab den flüchtigen Bewohnern Veranlassung zur Gründung des Freistaates Venedig. Der römische Kaiser floh, doch der Papst Leo bewog den Attila zum Abzug nach Ungarn Bald darauf starb Attila (453), und sein mächtiges Reich zerfiel. 7. Odoaker und das Ende des weströmischen Reiches 476—Odoaker, Fürst der Rugier und Heruler, zugleich kaiserlicher Feldherr, wurde vom römischen Kaiser Romulus, spottweise Augustulus genannt, gekränkt. Ohne Umstände wurde der römische Kaiser durch Odoaker verbannt, und die Herrschaft Roms hatte 476 nach Chr. ein Ende. — 8* Derzeitiger Bildungsstand der Deutschen. — Die Deutschen hatten durch die lange Berührung mit dem römischen Volke sich die köstlichen Geistesschätze desselben angeeignet. Das herrlichste Kleinod dieser Schätze war das Christenthum. Schon 325 erschien eilt christlicher Bischof der Gothen auf der Kirchenversammlung Nicäa, und der Gothen-Bischof Ulphilas übersetzte die Bibel (3v0), das erste Buch in deutscher Sprache. Aber auch der Sprache der unterjochten Völker bequemten sich die Deutschen an. und es entstand so allmälig eine italienische, spanische, französische Sprache. 2. Periode. l. Die Oftgothen und Lonqobarden in Italien.— Odo-akers Herrschaft war nicht von langer Dauer. Im Jahre 493

2. Leitfaden zur Geschichte des deutschen Vaterlands - S. 8

1872 - Halle a/S. : Herrmann
ten Theil des Landes. Er starb, 45 Jahre ölt, 511 in Paris, seiner Residenz. 3. Chlodwigs Nachfolger. Die Hausmeier. - Chlodwig theilte sein Frankenreich unter seine 4 Söhne. Theodorich regierte zu Metz über den östlichen rein deutschen Theil; Chil-debrot refidirte zu Paris, Chlodomirzu Orleans, Chlotar zu Soissons. Theodorich erweiterte seine Herrschaft über Thüringen hinaus, nach dem er dessen letzten König Herrnanfried meuchlings umgebracht hatte. Chlotar überlebte seine Brüder und vereinigte 558 wieder das ganze Reich, das vom atlantischen Ocean bis zur Elbe reichte. Abermals getheilt vereinigte 613 Chlotar Ii. das Reich zum 2. Male. Doch von nun an wurde das Ansehen der Könige immer unbedeutender, und der Einfluß der Hausmeier (Oberverwalter der Krongüter) nahm zu. Der Hausmeier Pipin von Heristall, der sich durch die Schlacht bei Testri (687) zum alleinigen Hausmeier erhoben hatte, schrieb sich schon Herzog und Fürst der Franken Er starb 714 und konnte schon seine Macht in seinem Hause vererben. Sein Sohn Karl, der ihm an Muth, Kraft und Weisheit gleich kam, rettete die Christenheit vom Untergange. Er schlug die Sarazenen (muham?danische Araber) zwischen Tours und Pouiers 732, und führte von da an den ehrenden Beinamen „Martell" d. h Hammer Er starb 741, hatte den Thron unbesetzt gelassen, und theilte das Reich unter seine 3 Söhne. Sein ältester Sohn, Pipin der Kleine, vereinigte aber wieder das Reich. Derselbe setzte.auch 742 einen König, Childe-rtch Iii., einen blödsinnigen Knaben, ein, doch 752 setzte er ihn zu Soissons mit Zustimmung des Papstes ab, und er ließ sich von Bonifacius zum Könige der Franken salben. Dem Papste erzeigte er sich dafür dankbar, inden er ihn gegen die Eroberungsgelüste des Longobarbenkönigs schützte und ihm das eroberte Gebiet Ravenna, woraus der nachmalige Kirchenstaat erwachsen ist, schenkte. Er starb 768 zu Poris. Von seinem großen Sohne wurde sein Geschlecht das der Karolinger genannt. 4. Bonifacius, der Apostel der Deutschen, 716—755. Wir haben bereits gehört, daß schon zur Zeit der Wlkerwanbe-rung einzelne deutsche Völkerschaften das Christenthum angenommen hatten; dieselben wohnten jedoch jenseit des Rheines und der Donau. Diesseits genannter Flüsse, tut eigentlichen Deutschland, lagerte noch dicke Finsterniß des Heibenthums. Jetzt erklang enb-

3. Leitfaden zur Geschichte des deutschen Vaterlands - S. 9

1872 - Halle a/S. : Herrmann
lich auch hier die frohe Botschaft von Jesu. Mehrere fromme Glaubensbolen sandten uns die verwandten Angelsachsen. Der eifrigste und gewaltigste unter ihnen war Winfried, genannt Bvnifacius, „der Vater der deutschen Kirche." Er wurde 680 im Königreiche Wessex aus vornehmem Geschlechte geboren. Frühzeitig übergab ihn sein Vater klösterlicher Erziehung, denn des Knaben heißester Wunsch war, ein Geistlicher zu werden. Im Jahre 716 kam er nach Deutschland, um den frommen Wilebrord in Fries land zu unterstützen. Der Friesenfürst wüthete aber gegen alles, was christlich war, darum ging Winfried sehr bald wieder nach England zurück. — Um später in Deutschland erfolgreicher wirken zu können, durchdachte er sich jetzt einen bestimmten festen Plan. Im Winter 718 auf 719 ging er nach Rom, woselbst er dem Papste Gregor Ii. seine Absichten mittheilte. Von hier aus zog er durch Baiern und Thüringen ; ging auf 3 Jahre wieder zu den Friesen, endlich zu den Hessen 723. Darauf ging er zum 2. Male nach Rom und gelobte dem Papste mit einem Eide, ohne die verderblichen Folgen zu ahnen, alle zu stiftenden Gemeinden an dengehor-sarn des römischenstuhles zubinden. Der Papstweihre ihn dafür zum Bischof, und er ging nach Hessen zu seiner Gemeinde zurück, die aber wahrend der Zeit sehr verfallen war, so daß er zu der Einsicht kam, daß die Predigt zum Sturze des Heidenthums nicht allein hinreiche. — Da fällte er bei Geismar vor den erstaunten Heiden die heilige Thorseiche, den Götzen zum Spott. Nun war der Heiden Widerstand gebrochen, und das Heidenthum sank für immer dahin. Cr berief eine große Zahl Gehülfen und Gehülfinnen aus England, die mittelst Unterrichts im Christenthume, so wie in verschiedenen Gewerben des weltlichen Lebens, vorzüglich im Ackerbau, die Neubekehrten pflegten. Vom Papste Gregor Iii. wurde er zum Erzbischof ernannt; er theilte Deutschland in mehrere Visthümer, z B. Salzburg, Regensburg, Passau, Erfurt, und hielt mit den Bischöfen Synoden zur Einführung einer strengen Kirchenordnung. Im Jahre 745 wurde er Erzbischof von Mainz, und 13 Bischöfe waren ihm untergeordnet. Als er 70 Jahre alt geworden, zog er noch einmal zu den Friesen, um auch sie noch zu bekehren. Aber am 5. Juni 755 fiel ein wüthender Heidenhaufe über ihn und seine Begleiter her, und er starb den edelit Märtyrertod bei Dokum in Kriesland. Seine Gebeine wurden zu Fulda, welches seine Lieblingsstätte war, begraben.

4. Leitfaden zur Geschichte des deutschen Vaterlands - S. 15

1872 - Halle a/S. : Herrmann
— 15 — strebte, viel zu schaffen; dreimal wurde derselbe besiegt, und dennoch verlieh Otto ihm das erledigte Herzogthum Baiern. Sein Sachsenland gab er dem tapfern und klugen Hermann Billung. Er züchtigte dann die Dänen, welche in Schleswig eingefallen waren; besiegte die Herzoge von Böhmen und Polen und unterwarf sie seiner Oberhoheit. Auch zog er nach Italien, um der hartbedrängten Königswittwe, Adelheid, beizustehen. und dieselbe schenkte ihm alsdann nach ihrer Befreiung Hand und Krone. Aber diese Wiedervermählung machte seine Söhne mißvergnügt. Sie empörten sich gegen den Kaiser und lockten die barbarischen Ungarn in's Land. Die Ungarn schlug er aber 955 auf dem Lechfelde so auf's Haupt, daß ihnen auf immer die Lust verging nach Deutschland zu kommen. Hermann Billung und der Markgraf Gero kämpften beständig gegen die Slaven und erweiterten die deutsche Herrschaft. Nach Geros Tode theilte der Kaiser das große Gebiet in 3 Marken: die Nordmark (nachmals Altmark.) Ostmark (Niederlausitz) und Meißen. Gewaltige Unruhen riefen den Kaiser 962 nach Italien. Er schlug seine Feinde nieder, forderte und erhielt die Kaiserkrone. Nun war das deutsche Reich das vornehmste in der abendländischen Christenheit, und alle Könige erkannten des deutschen Kaisers Oberhoheit an. Otto starb 973, wurde zu Magd eburg im Dome begraben, und er hinterließ das Reich im Innern blühend, nach Außen geehrt und gefürchtet. 7. Die kehlen sächsischen Kaiser. Otto Ii., 973—982. Er theilte das Herzogthum Lothringen und erhob Kärnthen zum Herzogthum. Also gab es nun 7 Herzogthümer: Sachsen, Franken. Baiern. Böhmen. Ober-Lothringen, Nieder-Lothringen und Kärnthen Der französische König fiel bei Nacht und Nebel in Lothringen ein. Otto zog ihm entgegen, aber der Franzose zog sich zurück und wich jeder dargebotenen Schlacht aus. Darauf zog Otto 980 nach Italien gegen die Griechen, um die Länder seiner Gemahlin. einer griechischen Prinzessin, in Besitz zu nehmen. Er war anfangs überall siegreich; doch dadurch unvorsichtig gemacht, wurde er zuletzt unweit Tarent auf’s Haupt geschlagen (982). Er starb 983 zu Rom im 28. Lebensjahre. Otto Iii., 983—1002. Er war 3 Jahre alt, als fein Vater starb. Seine Mutter erzog ihn in Gemeinschaft mit der

5. Leitfaden zur Geschichte des deutschen Vaterlands - S. 16

1872 - Halle a/S. : Herrmann
- N - Großmutter Adelheid und dem Erzbischöfe Willegis, eine» Wagners Sohn. Mutter und Großmutter flößten dem Knaben eine schwärmerische Liebe zu Italien ein. Als er großjährig war, eilte er 996 nach Italien, um Rom zu seiner Residenz zu machen. Die Regierung Deutschlands übertrug er der Schwester seines Vaters, der klugen Mathilde, Aebtissin von Quedlinburg. Aber in Rom erfuhr er Hinterlist. Tücke und schnöden Undank. Der Grgm über diese bittere Täuschung, vielleicht auch römisches Gift, raffte sein junges Leben dahin. Er starb 22 Jahre alt, war nicht verheirathet gewesen, und hinterließ nur drei Schwestern^ Heinrich Ii., der Heilige, 1002—1024. Er war ein Sohn des Herzogs von Baiern, Heinrich des Zänkers. Drei Mal mußte er nach Italien ziehen. Tapfere Normannen, die ihm auf diesen Zügen große Dienste geleistet hatten, belehnte er mit einem Landstriche in Unteritalien, daraus erwuchsen die normannischen Königreiche Neapel und Sicilien. Dem sächsischen Grafen Berthold von Walbeck, aus Wittekinds Geschlecht, gab er die Grafschaft Savoyen, und dieser wurde der Stammvater der spätern dortigen Herzoge und Könige. Die Grafschaft Meißen gab er dem Hause Wett in, aus welchem die sächsischen Fürstenhäuser entsprossen sind. Heinrich starb 1024. Er war em frommer, tugendhafter Herrscher, und mit ihm erlosch das sächsische Haus. ^ 8 . Konrad Ii , der Salier, 1024-1039. —Mit ihm kam das fränkische oder salische Haus wieder auf den deutschen Thron. Die Franken und Sachsen waren die mächtigsten Stämme, sie gaben von jeher Deutschland die Könige, zogen somit den Schwerpunkt des Reichs nach Norden, dem sich der Süden nur unwillig neigte — Konrad waltete mit Weisheit und Gerechtigkeit, er sicherte den Frieden und hob die Wohlfahrt des Landes. Mit dem großen Kanut, der Dänemark, Norwegen und England beherrschte, und mit dem Könige Rudolph Ii. von Burgund schloß er Freundschaft. Dem Könige Kanut gab er die Markgraf-schaft Schleswig zu Sehen; vom Könige Rudolph wurde er und Deutschland zu Erben des burgunbischen Landes eingesetzt. 1032 nahm Konrab das schöne Königreich in Besitz, und Deutsch- ferchte nun hinab bis zum Mittelmeere Um den unaufhörlichen Fehden im Innern des Reichs Schranken zu setzen, führte ex den ^genannten Gottesfrieb en ein, ein Gesetz, wonach am Wtttnroch Abend bis Montag Morgen bei Strafe' des Bannes

6. Leitfaden zur Geschichte des deutschen Vaterlands - S. 18

1872 - Halle a/S. : Herrmann
— 18 — und das Papstthum über das Kaiserthum zu erheben. Zu diesem Zwecke erließ er drei Verordnungen: 1. Er verbot den Priestern, zu heirathen scöli bat.) 2. Er verbot das Verkaufen geistlicher Aemter (Simonie.) 3. Er verbot den Bischöfen, ihren Ring und Stab vom Landesherrn anzunehmen (Investitur.) Auf die Klage der Sachsen, lud er den Kaiser nach Rom, daß er sich rechtfertige. Heinrich erklärte den Papst für abgesetzt, dieser aber that den Kaiser in den Bann. Der Aufruhr wogte durch das ganze Reich. Heinrich war verhaßt, und seine Widersacher erklärten, daß, wenn er in Jahresfrist nicht vom Banne entbunden sei, sie einen andern König wählen würden. Der Kaiser wollte sich nun lieber vor dem Papste beugen, als sich in die Willkür rebellischer Unterthanen fügen. Im Jahre 1077, bei strenger Kälte, auf beschwerlichem Wege, eilte er mit seiner edeln Gemahlin Bertha über die Alpen nach Rom. Der Papst, welcher glaubte, Heinrich käme, ihn zu züchtigen, floh auf das feste Schloß Canossa. Hier mußte der deutsche Kaiser in wollenem Hemde, barfuß und entblößten Hauptes, ohne Speise, unter freiem Himmel im Schnee drei Tage lang des Papstes Gnade anflehen. Vom Banne befreit, aber über diese Behandlung entrüstet, ging Heinrich zurück nach Deutschland, wo seine Feinde einen Gegenkönig, Rudolphvonschwaben, gewählt hatten. Heinrich, der sich jetzt sehr klug und besonnen benahm, fand großen Anhang. Erzog gegen Rudolf, und derselbe fiel in der Schlacht bei Grona an der Elster, 1080. Darauf zog er nach Italien, um sich an Gregor zu rächen, 1083; doch der Normannenherzog rettete den Papst aus des Kaisers Hand. Gregor starb bald darauf, 1085. Heinrich aber mußte noch das Schmerzlichste erleben, daß seine Söhne von der päpstlichen Partei zur Empörung wider ihn aufgereizt wurden. Der älteste Sohn, Konrad, starb 1101. Der 2. Sohn, Heinrich, nahm den kaiserlichen Vater gefangen und behandelte ihn wie einen Verbrecher. Als der Kaiser dieser Gefangenschaft entkam, zog er mit großer Macht gegen den Sohn zu Felde, da erlag er aber seinem Grame, 1106. Der Papst und sogar der Sohn gestatteten jedoch erst seine Beerdiguug nach 5 Jahren. 2 Heinrich V., 1106—1125. — Da derselbe sich jetzt fest auf seinem Throne fühlte, warf er dem Papste gegenüber die Heuchlermaske ab und trat seinen Anmaßungen entschieden

7. Leitfaden zur Geschichte des deutschen Vaterlands - S. 20

1872 - Halle a/S. : Herrmann
D — 20 — Heinrich den Stolzen von Baiern, den Bruderssohn jenes W elf en, gab ihm feine eigene Tochter zur Gemahlin und fein Herzogtum Sachsen dazu. So entstand die Feindschaft zwischen den Welfen ibaiern) und Waiblingern (Hohenstaufen), welche Jahrhunderte fort dauerte. Lothar ist in Nom gewesen, um 2 Päpste, die mit Bannflüchen und weltlichen Waffen einander bekriegten, zur Ruhe zu bringen. Aus der Rückkehr von seinem zweiten Römerzuge starb er unterwegs. Sein Grab ist zu Königslutter. 5. Komad Iii., der Hohenstause, 1138-1152. — Nach Lothars Tode hoffte sein Schwiegersohn. Heinrich der Stolze, Herzog von Baiern und Sachsen, Kaiser zu werden. Doch die Fürsten, die ihn seines Stolzes wegen haßten, wählten den Hohenstaufen Konrad, den Herzog von Franken. Der sprach über den stolzen Welf, der sich nicht beugen wollte, die Acht aus. Sein Herzogthum Baiern erhielt der Markgraf von Oestreich, das Herzogthum Sachsen der Markgraf Albrecht der Bär. In der Schlacht bei W einsb erg, 1140, erlag das wölfische Haus t Weibertreue). Der Sohn des Stolzen, Heinrich der Löwe, erhielt Sachsen zurück, das Albrecht nicht hatte erobern können. So dachte der Kmser den Streit beendigt. Der zweite Kreu;zug, 1147. Konrad sorgte väterlich für feine Unterthanen. Da auf einmal wurde die Christenheit zu einem 2. Kreuzzuge vom Papste aufgefordert. Auch der Kaiser konnte endlich der feurigen Beredsamkeit des Abtes Bernhard von Clairvaux nicht länger widerstehen. 1147 zog er mit dem französischen Könige an der Spitze eines wohlgerüsteten Heeres nach Palästina. Nach 2 Jahren kehrten beide Könige mißvergnügt, ohne das Geringste erreicht zu haben, fast ohne Heer, in ihre Heimath zurück. Bald darauf starb Konrad. Er empfahl den Sohn feines Bruders, mit Uebergehung feines eigenen Sohnes, zum Nachfolger. 6. Friedrich I., der Rothbart (Barbarossa), 1152—1190. Friedrich, Konrads Neffe, war ein edler, tapferer, willenskräftiger Fürst, der vor Allem die kaiserliche Macht in altem Glanze wieder herzustellen unternahm. Den Streit seines Hauses mit den Welsen suchte er vollständig zu schlichten, darum gab er Heinrich dem Löwen, seinem Jugendfreunde, Baiern zurück. Oestreich wurde hierfür entschädigt, indem es vergrößert und zum erblichen Herzogthum erhoben wurde. So ward also fast zur selben Zeit die östreichische und brandenburgische

8. Leitfaden zur Geschichte des deutschen Vaterlands - S. 21

1872 - Halle a/S. : Herrmann
— 21 — Macht gegründet, und Albrecht der Bär baute Berlin, Leopold von Oestreich machte Wien zu seiner Residenz. Italien aber wollte dem Kaiser den schuldigen Gehorsam nicht leisten, und sechs Mal zog derselbe über die Alpen dahin. Das 1. Mal zog er hin, um den vertriebenen, flehenden Papst, Hadrian Iv., wieder auf den Stuhl seiner Herrschaft zu setzen. Der fromme Mönch Arnold von Brescia hatte die Italiener durch seine Freiheitspredigten vom Papste abwendig gemacht. Kühn hatte dieser Mönch erklärt, Italien müsse eine große Bundesrepublik werden, Rom an der Spitze, und der deutsche Kaiser ihr Protektor sein. Friedrich führte den vertriebenen Papst wieder nach Rom zurück, erhielt daselbst die römische Kaiserkrone, und Hadrian ließ den kühnen Mönch auf dem Scheiterhaufen lebendig verbrennen. — Den 2. Zug unternahm der Kaiser gegen das trotzige Mailand, 1158. Die stolze Stadt bat aber sofort flehentlich um Gnade, und sie erhielt Verzeihung. — Doch nur zu bald mußte Friedrich den 3. Zug nach Italien antreten. Denn kaum war er abgezogen, da empörte sich Mailand abermals. Darauf schwur der Kaiser, die Krone nicht eher wieder auf's Haupt setzen zu wollen, als bis er die meineidige Stadt der Erde gleich gemacht habe. Nach 3 jähriger Belagerung wurde die feste Stadt vollständig geschleift, und die Einwohner wanderten aus. Doch diese harte Strafe erzürnte die Italiener, und der neue Papst, Alexander Iii., that den Kaiser in den Bann. — Jetzt unternahm Frtedrich seinen 4. Zug. Rom wurde mit stürmender Hand genommen, und der Papst floh. Doch eine Seuche raffte den größten Theil des deutschen Heeres dahin, und der Kaiser mußte zurück nach Deutschland. — Nach 7 Jahren hatte er endlich wieder mühsam ein Heer zusammen gebracht, und er zog das 5. Mal über die Alpen. Vergeblich belagerte er die Festung Alessandria, und in dieser peinlichen Lage verließ ihn der mächtigste deutsche Fürst, Heinrich der Löwe. Friedrich, nun bedeutend geschwächt, verlor die Entscheidungsschlacht bei Legnano, 1176. Aber beide Theile wünschten Frieden, und Papst und Kaiser versöhnten sich. Aus einen 6jährigen Waffenstillstand folgte dann 1183 der Friede zu Kostnitz. Heinrich der Löwe, der vom Kaiser viermal vergebens;ur Rechtfertigung vorgeladen ward, wurde tu die Acht gethan, und seine Länder an andere Fürsten vertheilt. Baiern erhielt Otto

9. Leitfaden zur Geschichte des deutschen Vaterlands - S. 22

1872 - Halle a/S. : Herrmann
von Wittelsbach, der Ahnherr des jetzigen königlichen bairischen Hauses Da demüthigte sich endlich Heinrich und fiel dem Kaiser zu Erfurt zu Füßen. Drei Jahre mußte er jedoch in die Verbannung nach England, aber seine Erbländer, Braunschweig und Lüneburg, erhielt er zurück. Erstarb 1195 zu Braunschweig, und er ist der Ahnherr des herzoglich braunschweigischen Hauses. — Zum 6. Male ging der Kaiser 1186 nach Italien, lim seinen Sohn in Pavia krönen zu lassen. Er wurde mit solchem Glanz und Jubel nun daselbst empfangen, wie noch nie ein deutscher Kaiser zuvor. Der 3. Krenzzug, 1190. In dieser schönen Zeit erhielt er die Schreckenspost, daß Jerusalem wieder in die Hände der Türken gefallen sei Im Jahre 1189 zog der 70 jährige Kaiser mit einem woh(gerüsteten deutschen Heere in's gelobte Land, um Jerusalem zu befreien. Hier aber fand er plötzlich seinen Tod in dem kleinen Flusse Saleph bei Seleucia, 1190. idie Sage vom Kyffhäuser). Der Krcuzzug wurde zwar fortgesetzt, doch Jerusalem wurde dem großen Sultan Saladin nicht entrissen. Die Streiter kehrten endlich heim, und wieder waren unzählbare Schaaren von Christen vergebens geopfert worden. 7. Heinrich Yl, 1190 1197. — Heinrich, Sohn Frie- drichs [., war weniger hochherzig als sein Vater, aber ebenso thatkräftig. Richard Löwenherz, König von England, hatte beim letzten Kreuzzuge die deutsche Neichsfahne niedergerissen und in den Koth getreten. Auf der Heimreise litt er Schiffbruch, wurde in Deutschland als Pilger erkannt, festgenommen und dem Kaiser überliefert, der ihn, trotz der Drohung des Papstes, so lange in Hast hielt, bis er ein hohes Lösegeld zahlte. — Im 32. Jahre seines Alters töbtete ihn ein Trunk kalten Wassers. Sein Sohn Friedrich war erst 3 Jahr alt. 8. Philipp von Schwaben, 1197—1208, und Otto Iv. von Braunschweig, 1197—1218. — Die Parteien in Deutschland wählten jetzt zwei Kaiser. Die norddeutschen Fürsten wählten einen Hohenstaufen, den letzten Sohn Barbarossas, Herzog Philipp von Schwaben. Die andere Partei wählte einen Welfen, den 2. Sohn Heinrichs des Löwen, Otto Iv. von Braunschweig. Der Letztere trat an Dänemark, für dessen Beistand, Holstein ab. Der Papstjnnocenz Iii., der die durch die Hohenstaufen zurückgedrängte Herrschaft der Kirche wieder aufzurichten bemüht war, that Philipp in den Bann und erhob Otto

10. Leitfaden zur Geschichte des deutschen Vaterlands - S. 23

1872 - Halle a/S. : Herrmann
zum deutschen Kaiser, der ihm unbedingten Gehorsam gelobt hatte. Für Deuschland kam nun eine traurige Zeit. Der Kampf wogte hin und her. Philipp warfast überall Sieger, wurde aber 1208 von einem Wittelsbacher auf seiner Burg ermordet. — Otto wurde nun, um des Friedens willen, allgemein als Kaiser anerkannt. Doch als er dem Papste selbständig entgegen zu treten wagte, da that ihn dieser in den Bann und befahl den Deutschen, den Sohn Heinrichs Vi., den 16jährigen Friedrich, zum Kaiser zu wählen. Die Deutschen gehorchten, und Friedrich wurde 1215 zu Aachen gekrönt. Otto aber starb vergessen und verlassen 1218 auf der Harzburg. 9. Friedrich Ii., 1215—1250. — Friedrich Ii. war reich an Edelsinn und Muth, ein Freund der Künste und Wissenschaften. Er war fähig, wie irgend Einer, Deutschlands Wohlfahrt und Macht zu heben. Aber seine ganze Regierungszeit war ein steter Kampf gegen aufrührifche Vasallen und gegen die Päpste, die Kaiser und Reich von sich abhängig machen wollten Bei seiner Krönung hatte er einen Kreuzzug versprochen, den er aber von einem Jahre zum andern verschob. Als er endlich dem päpstlichen Drängen nicht mehr ausweichen konnte, segelte er 1227 nach Palästina ab. Doch eine Seuche, die auf den Schiffen ausbrach und viele Andere nebst den Landgrafen von Thüringen, den Gemahl der hl. Elisabeth, wegraffte, nöthigte ihn zur schnellen Umkehr. Dafür aber that ihn der Papst tu den Bann, der jedoch noch zorniger wurde, als der gebannte Kaiser ohne weitere Rücksprache mit ihm im nächsten Jahr abermals auszog, das heilige Land wirklich erreichte, und trotz aller Hindernisse und Gefahren, die ihm der zornige Papst im heiligen Lande zu bereiten wußte, Jerusalem durch Vertrag und ohne Schwertstreich gewann. — Friedrich eilte bald zurück, um die päpstlichen Truppen (Schlüsselsoldaten), die in seine Länder eingefallen waren, zu vertreiben, mit welcher Arbeit er bald fertig wurde. Nach 15 Jahren sah er Deutschland wieder. Seinen ungehorsamen Sohn, der sich wider ihn empört hatte, schickte er in Ketten nach Apulien. Er gab Gesetze und Verordnungen in deutscher Sprache, was unerhört war, und durch den großen Landfrieden suchte er Ordnung im Reiche wieder herzustellen. Der Kampf mit den lombardischen Städten, welchen er, um sie zu demüthigen, harte Bedingungen auferlegte, brachte ihn in's Unglück, dem er erliegen mußte. Ganz Italien stand gegen ihn
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