Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Physische Erdkunde für höhere Lehranstalten - S. 30

1913 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
30 1. Abschn. Die Gesteinshülle oder Lithosphäre. erscheinungen treten sehr häufig auf: donnerähnliches Getöse, elektrische Erscheinungen in der Lust, Ausströmen von Dämpfen, eigentümliche Nebel, gewaltige Meeresbewegungen, Verwerfungen usw. Ii. Erdbebenherd. Die Stelle, von welcher das Erdbeben ausgeht, nennt man das Zentrum oder den Erdbebenherd. Er liegt in verhältnismäßig geringer Tiefe (10—30 km), jedenfalls nicht auf der Grenze zwischen dem glutflüssigen Erdkern und der starren Kruste, sondern in dieser selbst. Der Ort der Erdoberfläche gerade oberhalb des Erdbebenherdes heißt Epi-P4li nun (v. griech. epf — über). , Ju i ,c Iii. Arten der Bewegung. Man unterscheidet zwei: 1. die aufstoßende die häufigste, und wenn nicht stark, am wenigsten gefährlich. Das älteste Beispiel für sie gibt uns das mit dem Ausbruch des Vesuv im Jahre 79 verbundene Erdbeben; oft zeigt das von selbst erfolgende plötzliche Anschlagen der Turmglocken die Bewegung an. Iv. Richtungen der Bewegung. Einige Erschütterungen verbreiten sich von einem Zentrum aus nach allen Seiten (zentrale Beben), Erdbebenmesser oder Seismometer ist es heute möglich, die Erdbebenwellen im Bilde, dem Seismogramm, festzuhalten. Infolge der hochgradigen Empfindlichkeit der Seismometer erlangen wir Angaben von Erdbeben, deren Ausgangsort Tausende von Kilometern vom Seismometerstandort entfernt ist. Biele Länder sind bereits mit seismischen Beobachtungsstationen überzogen. 1 vom lat. succutere — von unten schütteln. 2 vom lat. unda — die Welle. gung; wie heftig diese fein kann, dafür liefert einen erschreckenden Beweis das Erdbeben von Riobamba (1797) in Südamerika, das sogar Leichen aus dem Boden des Kirchhofes in die Höhe schleuderte ; bei dem kalorischen Erdbeben von 1783 sollen sogar Bergspitzen auf und nieder gehüpft sein; 2. die wellenförmige (nndulatori-fche2) Bewegung; sie ist (sukkussorischei) Bewe- Qij. 31. Erdbebengürtel dcr Krde. I.

2. Physische Erdkunde für höhere Lehranstalten - S. 33

1913 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
C. Veränderungen der Gesteinshülle. 33 7 seits durch die Temperaturschwankungen, welche selbst die feinsten Gesteinsteilchen erst ausdehnen, dann zusammenziehen, so daß sich unzählige kleine Spalten, Sprünge und Risse bilden; anderseits durch das in die Felsen eindringende Regen-') wasser, das beim Gefrieren gleichfalls die Gesteine zu zer-klüften vermag. Die durch mechanische Wirkungen entstandenen Verwitterungsböden, die sog. Zerfallböden, treten besonders in den Polarregionen, in den Gebirgen der Erde sowie in den Wüstengebieten auf. In diesen ist der Temperaturwechsel zwischen Tag und Nacht sehr stark, in jenen schwankt die Temperatur häufig um den Frostpunkt. Die Gebiete der mechanischen Verwitterung ---sind Schuttländer, da der Boden hierbei in eckigen Schutt zerfällt. !'»,— Die chemische Verwitterung erweist sich nicht minder wirksam. Der Sauerstoff der Luft und die im Regenwasser stets enthaltene Kohlensäure lösen einige Mineralien vollständig auf, z. B. Kalksteine, Dolomite usw.; andere Mineralien werden teilweise aufgelöst teilweise umgewandelt. Die durch chemische Wirkungen erzeugten Verwitterungsböden sind die Zersetzungsböden. Als Ergebnis der Gesteinszersetzung erscheint in unserem Klima der Lehm, in den Tropen der Latent1 (Verwitterungsprodukt des Gneises); man unterscheidet daher Lehmländer und Lateritländer. Fig. 35. Alockgipfet des Wußhart im Kichtelacöirge. Fig. 34. Karrcnfeld (sog. Steinernes Meer) in den Salzburger Kalkalpen. 1 vom lat. later — der Ziegelstein; so benannt wegen seiner ziegelroten Farbe. G ei st b eck. Physische Erdkunde. ß

3. Physische Erdkunde für höhere Lehranstalten - S. 34

1913 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
34 1. Abschn. Die Eesteinshülle oder Lithosphäre. Ausgezeichnete Proben, zumal der chemischen Verwitterung, liegen uns vor in den Schratten- oder Karrenfeldern der Kalkgebirge (Fig. 34, S. 33). Granit- und Syenitmassen zerfallen gerne in sog. Felsmeere (Fig. 35, S. 33). Überhaupt erhalten die Gebirge, die ursprünglich wohl sämtlich einförmige Wülste oder ungegliederte Massengebirge waren, durch die Wirkungen der Verwitterung ihre reiche Gliederung und große Mannigfaltigkeit, indem je nach der sie zusammensetzenden Felsart bald runde Kuppen bald Terrassen bald kühne Zacken und Felshörner entstehen. Stellenweise geht die Verwitterung unterirdisch in der Weise vor sich, daß auf einer lockern Gesteinsschicht eine uuverwitterte ruht. Durch Beraubung ihrer Stütze gerät letztere ins Abgleiten und so können Erdrutschungen, Bergschlipfe, ja selbst Bergstürze entstehen. Auch die Pflanzen beteiligen sich an der Zerstörung der Gesteine; sie lockern durch ihre Wurzeln den Zusammenhalt der Gesteinsteile oder sie wirken bei ihrem Absterben durch die Humussäuren zersetzend auf das Gestein ein. Bodenarten. Das Ergebnis der Verwitterung ist zunächst Steinschutt und pulverartige Erdkrume oder der sog. Rohbodeu. Durch Vermischung des Rohbodens mit Pflanzenresten entsteht der Humusboden. An Steinbrüchen läßt sich oft die Mächtigkeit der Verwitterungsschicht ersehen. Wasser. a) Das fließende Wasser. Einen hervorragenden Anteil an den Veränderungen der Erdoberfläche hat das fließende Wasser. Seine Wirkungen sind zweifache: mechanische und chemische. Die mechanische Wirkung des fließenden Wassers ist eine dreifache: eine zerstörende, eine fortschaffende und eine ablagernde. 1. Die wichtigste Schöpfung der zerstörenden oder erodierenden Tätigkeit des Wassers (der fluviatilen 1 Erosion) gifl.36. Li-cht-nst-inkramm^üdk. von St Johann finb die Täler. Die normale 1 vom lat. fluvius — der Fluß.

4. Physische Erdkunde für höhere Lehranstalten - S. 35

1913 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
C. Veränderungen der Gesteinshülle. 35 Zf, A Talbildung vollzieht sich auf folgende Weise: Am obersten Ende eines Tales sammeln sich die einzelnen Wasserfäden in einem weiten Talzirkus. Die vereinigten Gewässer bohren sich dann in schluchtenartigen Rinnsalen, Klammen (Fig. 36), in die Bergflanken ein und lagern endlich die mitgeführten Sedimente am unteren Talenbe ab. Daher weist ein ausge-bilbetes Tal brei Teile auf: ein Sammelbecken, einen Abfuhrkanal und einen Aufschüttungskegel. Der Abfuhrkanal hat zunächst die Form eines lateinischen V; er ist das Werk der Sägearbeit des Flusses. Durch seine fortgesetzte Erosionstätigkeit erweitert er aber allmählich das Tal und bewirkt baburch eine Verlangsamung des Gefälls, Flußkrümmungen und eine Ablagerung der Sebimente. Die meisten Gebirgstäler sinb durch Erosion entstanden. Am großartigsten tritt uns die Flußarbeit entgegen in den Canons (Canon = Röhre oder Rinne) des Colorado in Nordamerika (Fig. 37); es gibt dort Talschluchten von 2000 in senkrechter Tiese. — Gebirge werden von den Flüssen oft völlig durchsägt, z. B. die Sächsische Schweiz durch die Elbe. — Stätten sehr heftiger Erosion sind ferner die Wasserfälle. Infolge davon weichen sie stetig zurück; der Niagara z. B. jährlich um 0,33 m. — Fig. 38. Hrdpyramiden am Mitten bei Aozen. Dutch Erosion sind auch Jctie Mkrk- Fig. 37. Kanon des Hroßcn Lolorado. 11

5. Physische Erdkunde für höhere Lehranstalten - S. 36

1913 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
36 1. Abschn. Die Gesteinshülle oder Lithosphäre. würdigen Erdpyramiden erzeugt, die in lehmigsandigen Schuttanhäufungen entstehen, welche Stein- und Geröllmassen umfassen. Hier wirken bei fortschreitender Erosion die Gesteine als Schutz ihrer Unterlagen und so erheben sich mit der Zeit Erdpfeiler, die an der Spitze eine Steinkappe tragen. In der Nähe von Bozen im südlichen Tirol kommen solche Erdpfeiler zahlreich vor (Fig. 38, S. 35). — Eine andere Folge der Flußerosion ist die Verschiebung der Wasserscheiden. Jugendliche Flüsse mit starkem Gefälle erweitern ihr Einzugsgebiet auf Kosten der schwächeren und zwingen diese zuletzt, ihren Bahnen zu folgen. So greifen die fleißig arbeitenden Zuflüsse des Neckar immer tiefer in die Schwäbische Alb ein und werden einst die obere Donau zum Rhein entführen und ebenso sicher werden die schönen Quellseen des Inn im oberen Engadin einst eine Beute der Maira und zum Gebiet des Comer Sees einbezogen. Die südalpinen Flüsse arbeiten eben rascher als die nordalpinen, weil ihr Gefälle stärker ist. — Aus Erosion ist auch die Terrassenbildung zurückzuführen. In den Talweitungen der Flüsse wird das Geröll abgelagert und das Bett des Flusses erhöht. Oft aber gewinnt dieser wieder größeres Gefälle, sei es durch größere Wassermengen in einer Epoche stärkerer Niederschläge oder dadurch, daß weiter talabwärts ein Hindernis weggeräumt wird. Infolge davon schafft der Fluß einen Teil dieses Gerölles weg und vertieft dadurch sein Bett. Bleiben dabei zu beiden Seiten seines Laufes Reste des früheren höheren Bettes stehen, so bilden sie Terrassen über dem tiefer liegenden neuen Ufer. Bei manchen Flüssen wiederholt sich dieser Vorgang des stufenweisen Tiefereinschneidens mehrmals und so entsteht dann eine Reihe von Terrassen übereinander (Fig. 39). Die höchstgelegene ist natürlich die älteste. 2. Die fortschaffende Kraft eines Flusses ist bei niedrigem Wasserstande geringer als bei höherem, im Oberlaufe größer als im Unterlaufe. Die Größe und Art der sog. Schwemmgebilde, d. h. derjenigen, die nicht aufgelöst sind, zeigt große Verschiedenheit; sie wechselt von gewaltigen Felsblöcken bis zum staubfeinen Löß; jedenfalls aber sind die Massen, welche die Flüsse mechanisch mit sich führen, ganz ungeheure. Nach einer Schätzung von Penck wird in 9 Millionen Jahren die gesamte Erdoberfläche bis zum Meeresniveau abgetragen sein. 3. Ablagerungen der Flüsse finden überall da statt, wo deren Geschwindigkeit abnimmt, daher bei jeder Verminderung des Gefälles; eine solche ist namentlich durch den Eintritt eines Flusses in die Ebene oder durch die Mündung eines solchen in eine andere Wassermasse gegeben. Die aufbauende Tätigkeit der Flüsse tritt uns vielfach entgegen. Aller Alluvialboden, ferner die Bänke und Inseln im Flußbett sind als ein Werk der Ströme zu betrachten; dann sind hierher besonders die Deltas zu rechnen;

6. Physische Erdkunde für höhere Lehranstalten - S. 39

1913 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
C. Veränderungen der Gesteinshülle. 39 Die mechanischen Wirkungen des Meeres sind gleich denen des fließenden Wassers 1. zerstörender (erodierender) Art1. Großartig treten diese Zerstörungen besonders an der Wind- und Wetterseite der Feftlande aus. Dabei ist nicht ohne Belang die Beschaffenheit des Ufergesteins, die Höhe, Richtung und Geschwindigkeit der Wellen. Die Brandungswelle hat sogar die Abschleifung ganzer Gebirge bewirkt. Derartige Abrasionsflächen sind z. B. das Rheinische Schiesergebirge und das Kohlengebirge Belgiens. Für das letztere ist der Versuch gemacht worden, aus den vorhandenen Resten die früheren Umrisse des verschwundenen Hochgebirges wiederherzustellen. Die Fig. 41 zeigt diese Rekonstruktion. Fig. 41. Aekonstruicrles Rumpfgeöirge (altes Hcvirge). Mm heutige Oberfläche; die höheren, 5000—6000 m erreichenden Teile sind abgetragen. (Nach Cornet & Briart.) An den Küsten von Frankreich und England sind zerstörende Wirkungen des Meeres nicht selten. Die Küste von Suffolk 3. B. ist in wenigen Jahren um 16 m ^ zurückgewichen. Reich an Beispielen von der landzerstörenden Wut des Meeres ist auch die Küste der Nordsee von Holland bis Jütland. Von Texel bis zur Eider waren zu der Römer Zeiten noch 23 Inseln vorhanden; sieben von ihnen sind spurlos verschwunden und die übrigen gehen alle demselben Schicksale entgegen. Noch zu Ansang des 13. Jahrhunderts war keine Spur von den großen Meerbusen vorhanden, die jetzt als Dollart und Jadebusen einen Raum von über 300 qkm einnehmen. Ebenso wurde der große Südersee vom Meere (1219—1287) in einen Meerbusen verwandelt. 1 Die Erosionstätigkeit des Meeres heißt auch Abrasion (vom lat. abradere — abschaben).

7. Physische Erdkunde für höhere Lehranstalten - S. 41

1913 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
C. Veränderungen der Gesteinshiille. 41 /-tt) D e r Wind. Das eigentliche Reich des Windes ist die Wüste, wo nackter, trockener Lockerboden weite Flächen einnimmt; hier herrscht er beinahe unbeschränkt, wie jene gewaltigen Sand- und Staubstürme beweisen, welche die Sonne verfinstern. In Felswüsten legt der Wind dadurch, daß er die feinsten Verwitterungsprodukte fortträgt, nicht selten die bizarrsten Felsformen frei (Fig. 43, S. 42). Auch der Schlamm der eiszeitlichen Gletscherflüsse Europas

8. Physische Erdkunde für höhere Lehranstalten - S. 42

1913 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
42 1. Abschn. Die Gesteinshülle oder Lithosphäre. Fig. 43. H»irzstein („Zeuge") in der Hase Hara, Libysche Wüste. (Nach Phot. v. Georg Steindorff.) ist aus deren Überschwemmungsgebieten weit hinaus geweht worden. Mächtige Lößmassen begleiten z. B. den Saum der skandinavischen Vergletscherung quer durch Deutschland. Die Wirkung des Windes beschränkt sich aber nicht nur auf Abtragung (nach Walther Deflation), er übt auch eine schleifende Tätigkeit aus, indem er Sand und Gesteinsbruchstücke gegen Felsen schleudert (W i n d s ch l i f f). Ferner bewirken die vom Wüstensturm bewegten Sandmassen oft eine sehr starke Ausnaguug (Korrosion ^) selbst der härtesten Gesteine. Das vom Winde fortgetragene Material wird anderwärts wieder abgelagert. Ein großartiges Beispiel hierfür liefern die Lößschichten in Nordchina. Auch die russische Schwarzerde ist nach v. Richthosen eine äolische2 Ablagerung. Ein Werk der Winde sind endlich auch die Dünen, die sich wieder in Stranddünen und Binnenlanddünen gliedern. Wo der Strand mit Sand bedeckt ist, da wird dieser, sobald er trocken geworden, vom Winde landeinwärts getragen. Da und dort staut er sich nun vor einem Hindernis auf und so entsteht ein immer höher anwachsender Sandhügel. Die Bildung der Düne veranschaulicht Fig. 44. Auf der Windseite ist die Böschung stets sanfter als auf der Leeseite [li], wo der Sand nur der Schwerkraft folgt (Fig. 45). — Da das Baumaterial nicht immer gleichmäßig ist, so tritt auch Schichtung ein (Fig. 46). — Die Dünen liegen oft in mehreren Parallelreihen hintereinander. Die Binnenlanddünen treten hauptsächlich in der Wüste auf. /. /I öig- 44. Fig. 45. Fig. 46. 1 vom lat. corrodere — zerfressen. 2 vom lat. Aeölus = Gott des Windes.

9. Physische Erdkunde für höhere Lehranstalten - S. 44

1913 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
44 1. Abschn. Die Gesteinshülle oder Lithosphäre. Gefälle und fließen oft in später entstandenen Tälern. „Alte" Landschaften sind große Gebiete Rußlands; die ursprünglichen Höhen sind hier fast gänzlich abgetragen, die Flüsse ziehen mit geringem Gefälle dahin und die früheren Seebecken sind fast alle verschwunden. Diesen beständigen Wechsel der Oberflächenformen, hervorgerufen durch endogene und exogene Vorgänge, nennt man Zyklus. Ist an den abtragenden Vorgängen ganz besonders die Tätigkeit des fließenden Wassers beteiligt, so spricht man von normalem Erosionszyklus. Ist der Ausgleich der Oberflächenformen zumeist ein Werk des Meeres, so bezeichnet man diesen Zyklus als marinen Erosionszyklus, und wenn er durch die Wirkung des Eises oder Windes erzeugt ist, als gazialen oder äolischen (ariden) Erosionstypus. Durch neue Hebungen und Senkungen der Erdrinde wie auch durch säkulare Änderung des Klimas kann der normale Ablauf eines Zyklus gestört und eine alte oder reife Landschaft wieder in eine junge verwandelt werben; es tritt dann eine Unterbrechung des ersten Zyklus ein1. x D. Die gegenwärtigen Formen der Gesteinshülle 2. y*' Senkrechter Aufbau der Erdrinde. Hiernach unterscheibet mein a) Flachböben ober Ebenen, b) Erhebungen, c) Hohlformen. a) Die Flachböden oder Ebenen. I. Einteilung. Die Flachböden zerfallen nach ihrer Höhenlage in Hochebenen, wozu man alle mehr als 200 m über dem Meere gelegenen Flachböden rechnet, und in Tiefebenen, d. H. jene ebenen Strecken des Festlandes, die nicht 200 m absolute Höhe erreichen. Teile der Festlandsoberfläche, die niedriger liegen als der Spiegel des Meeres, heißen Depressionen oder Erd senken. Beispiele davon sind das Jordantal und die kaspische Bodendepression. 1 Die Einführung der zeitlichen Begriffe jung, reif und alt zur Bezeichnung des Charakters einer Landschaft, wie sie durch den amerikanischen Geographen Davis erfolgte, ist mehrfach auf Widerspruch gestoßen und wohl nicht mit Unrecht. Der Ausgleich der Oberflächenformen erfolgt eben nicht ganz gleichmäßig; er vollzieht sich vielmehr mit verschiedener Schnelligkeit je nach dem inneren Bau der Landschaft und der Art der oberflächlichen Umbildung. So treten z. B. die Flüsse in ihrer Jugend in sehr verschiedener Form aus je nach der Widerstandsfähigkeit des Gesteins, dem Charakter des Klimas und dem Neigungswinkel der Oberfläche. 2 Die Lehre von den Formen der festen Erdrinde heißt auch Morphologie (vom griech. lögos = Lehre und morphe = Form oder Gestalt). Jh ~ />' ~9, i'xbft

10. Physische Erdkunde für höhere Lehranstalten - S. 45

1913 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
D. Die gegenwärtigen Formen der Gesteinshülle. 45 Bedeutung der Tiefländer im Haushalte der Natur und des Menschen. 1. Durch ihre unmittelbare Anlehnung an die niederschlagsreichen Hochgebirge der Erde wie durch ihre außerordentliche horizontale Ausdehnung sind sie zur Entwicklung jener Riesenströme befähigt, die für sie kennzeichnend sind. 2. Infolge der verlangsamten Absenkungen des Bodens weisen alle Tiefländer wenig deutlich ausgesprochene Wasserscheiden auf, ja sie fehlen wohl gänzlich und die Flüsse bilden Bifurkationen (der Cassiquiare verbindet Orinoco und Rio Negro). 3. Naturgemäß bedingen die Tiefländer eine gewisse Einheitlichkeit der Lebewelt, da sie der Bewegung und Ausbreitung der organischen Wesen die denkbar größte Freiheit gewähren. Geben doch zwei oder drei auf Hunderten und Tausenden von Quadratkilometern ausschließlich auftretende Pflanzenformen der Wüste wie der Steppe ihr eigenartiges Aussehen; aus dem gleichen Grunde zeigt auch die Bevölkerung der Tiefländer einen verhältnismäßig hohen Grad von Einförmigkeit, z. B. in China, Rußland. 4. Die Tiefländer neigen allenthalben zur Erzeugung großer politischer Einheiten, in deren Mittelpunkt — der Verkehr strebt stets nach der Mitte eines Länderraumes — die bedeutendsten Großstädte emporwachsen; so im russischen Tieflande Moskau, im norddeutschen Berlin, im Seinebecken Paris. 5. Fast überall, wo in entsprechender Lage die Flachländer reichlich bewässert und mit dem Schlamme mächtiger Ströme oder diluvialer Gletscher überdeckt sind, gehören sie zu den fruchtbarsten Gebieten des Erdballs und nirgends treffen wir eine dichtere Anhäufung der Menschen als eben hier (Hindostan und China). Erscheinen uns die Gebirge als der Ausdruck der großartigsten Schaffenskräfte der Natur, so bewundern wir in den Tiefländern vielfach die nicht minder großen Schöpfungen menschlichen Waltend und zwar nicht nur der Jetztzeit sondern auch der ältesten Perioden menschlicher Gesittung (in Ägypten, Babylon, Indien, China). Ii. Nach der Entstehung unterscheidet man: 1. Ursprüngliche Ebenen oder Schichtungstafelländer. Beispiele: Arabien, Dekan, die Russische Tafel; der eigentliche Kontinent dieser Art von Ebenen ist Afrika. 2. Abrasions- oder Denudationsflächen. Sie sind das Ergebnis völliger Abtragung ehemaliger Gebirgserhebungen und treten fast nur im Gebirge des Urgesteins oder der ältesten Schichtengesteine auf. Beispiele: Finnland, Skandinavien, das Rheinische Schiefergebirge. 3. Ausfüllungs- oder Aufschüttungsebenen. Die vorhandenen Unebenheiten des Bodens werden durch lockeres, ausgeschüttetes, von den Flüssen, Gletschern oder Winden herbeigeschafftes Material überdeckt. So haben z. B. die Alpenflüffe und Alpengletscher durch das von ihnen talwärts getragene Material die Schwäbisch-Bayerische Hochebene und die Schweizer Hochfläche geschaffen. Äolifchen Ursprungs sind bekanntlich die chinesischen Lößebenen.
   bis 10 von 136 weiter»  »»
136 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 136 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer