1882 -
Halle a.S.
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Kirchhoff, Alfred
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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- Inhalt: Zeit: Geographie
Zweite Lehrstufe:
Länderkund
rchhoff, Schulgeographie.
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I. vorläufiges aus der allgemeinen Erdkunde.
§ 1.
Temperatur.
Der Zustand der Atmosphäre d. h. der Lufthülle unserer
Erde (vergl. 43) wird bedingt durch Wärme, Wind und Niederschlag.
Den vorübergehenden Znstand der Atmosphäre an irgend einem Orte
nennen wir sein Wetter, den andauernden sein Klima.
Die Luft erhält ihre Wärme zum kleinsten Teil unmittelbar
durch die Sonnenstrahlen, zum größten Teil von der durch die Sonne
erwärmten Erdoberfläche. Deshalb hängt ihre Temperatur d. h.
ihr Wärmegrad ab 1) von der Erwärmung der Erdoberfläche unter
ihr 2) von der Höhe der einzelnen Luftschichten über der Erdoberfläche.
Die Erwärmung ist nicht nur nach dem Winkel der Sonnen-
bestrahlung verschieden stark (7, 42), sondern sie richtet sich auch nach
der Beschaffenheit der Erdoberfläche: das Land erwärmt sich viel stärker
und erkaltet viel stärker als das Wasser; darum ist das Klima in der
Nähe des Meeres ausgezeichnet durch kühlere Sommer und wärmere
Winter, dasjenige im Inneren der Festlande durch heißere Sommer
und kältere Winter (See- und Kontinental-Klima),
Steigt man mit dem Luftballon empor, so vermindert sich die
Wärme auf je 100m um |°; bei einer Wärme am Boden von 9°
erreicht man also in einer Höhe von 1800™ Frosttemperatur. Da
nun in die höheren Luftschichten nur wenig Land emporreicht, welches
dieselben zu erwärmen vermag, so nimmt umgekehrt das höherliegende
Land die niedrigere Temperatur der höheren Luftschichten an.
Ein Ort z. B., welcher bei 200™ absoluter Höhe (13) eine
mittlere Jahrestemperatur von 9" hat, würde 200™ tiefer, folglich in
der Höhe des Meeresspiegels, eine solche von 10° haben. Linien,
welche Orte von gleicher mittlerer Jahrestemperatur (in Meeresspiegel-
höhe i) verbinden, heißen Isothermen.
1) Da außerhalb der Küsten Orte fast nie auf Meeresspiegelhöhe liegen, so
berechnet man die Mitteltemperatur, welche ihnen bei solcher Tieflage zukommen
würde, nach dem eben angeführten Beispiel.
3 *
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36
I. vorläufiges aus der allgemeinen Erdkunde.
§ 2.
winde.
Luftbewegungen oder Winde entstehen hauptsächlich dadurch,
daß die Luft an verschiedenen Orten der Erdoberfläche ungleich erwärmt
wird, denn erwärmt wird die Luft leichter und steigt, erkaltet wird
sie schwerer und sinkt; wärmere neben kälterer Luft wird von letzterer
verdrängt. Die Luft über dem Guinea-Busen kann z. B. als Seeluft
nie so heiß werden wie diejenige über den afrikanischen Küstenländern
seiner Umgebung; jene als die schwerere verdrängt daher diese als die
leichtere, und es weht ein beständiger Seewind aus Sw. auf die
Guineaküsten. Ebenso zieht im Sommerhalbjahr die Seelufl des
indischen und großen Oceans ins stark erhitzte asiatische Festland,
während im Winterhalbjahr umgekehrt die kältere Luft des asiatischen
Festlandes die dann wärmere Seeluft der beiden Oceane verdrängt
(Wechsel der Monsune, 82).
Am gleichmäßigsten er-
fährt die Erdoberfläche höhere
Erwärmung in der Nähe des
Äquators. Hier steigt daher die
Luft in einem fast die ganze
Erdkugel umfassenden Gürtel
sanft in die Höhe, daß man
nichts von Wind spürt (Gürtel
derwindstillen oderstillen-
Gürtel). In der Höhe der
Atmosphäre fließt diese aufge-
stiegene Luft teils nach der n.,
teils nach der s. Halbkugel ab 1;
die kältere Luft der höheren
Breiten zieht zum Ersatz von
beiden Seiten nach dem Stillen - Gürtel hin, und mit ihr vereinigt
sich ein Teil der oberwärts abgeflossenen Lust (beim 30. n. und beim
25. s. Parallelkreis), denn letztere kommt fortschreitend in engere
Räume, sucht daher abwärts drängend Raum zu gewinnen und strömt
dann teilweise in höhere Breiten, teilweise zurück in den Stillen-
Gürtel. Bewegungen auf der n. Halbkugel biegen aber allmählich
stets nach rechts um, solche auf der s. nach links. Darum
strömt die Ersatzluft nach dem Stillen - Gürtel auf der n. Halbkugel
nicht aus N., sondern aus No,, auf der s. nicht aus S., sondern
aus So.; wo sie (in den niederen Breiten) allein die Erdober-
fläche bedeckt, nennt man sie Passat (also No.-Passat und
1) Die Pfeile an den Seiten unserer Figur bezeichnen den Luftaus-
tausch in den verschiedenen Höhen der Atmosphäre, die übrigen 'dagegen die
Windrichtung auf der Erdoberfläche.
Wordpol
Südpol
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I. vorläufiges aus der allgemeinen Erdkunde.
Der Passatgürtel rückt seine Polargrenze während des sommer-
lichen Sonnenstandes seiner Halbkugel am weitesten über den Wende-
kreis hinaus. Dieser Ansaum der Tropenzone (der subtropische
Gürtel) hat deshalb seine regenärmste Zeit im Sommer; in der
winterlichen Jahreshälfte bringt ihm der dann bereits über
ihn sich verbreitende Äquatorialstrom Regen.
§ 4.
Das Meer.
Das Meer ist fast durchweg mehrere Kilometer tief, seicht regel-
mäßig nur da, wo sich sein Boden gegen Inseln und Festlandküsten
allmählich erhebt oder nahe Küsten verbindet (z. B. Nord- und Ostsee).
Ein stillstehendes Gewässer ist das Meer nicht. Der ärgste
Sturm schlägt zwar immer nur die Oberfläche des Meeres in Wellen-
falten und dringt auf hoher See nie in die Tiefe bis zum Grund.
Das gesamte Wasser des offenen Meeres jedoch wird Tag für Tag
bewegt durch die Gezeiten: täglich ziehen Linien höchster Schwellung
(die Flutwellen) im allgemeinen westwärts um den ganzen Erdball,
6 Stunden steigt an jeder Stelle das Meer zu dieser Höhe (Flut),
6 Stunden fällt es wieder (Ebbe); der Höhenunterschied zwischen
Flut- und Ebbespiegel beträgt selten über ein paar Meter, ist auf
hoher See unbemerkbar, um so deutlicher aber an Flachküsten, wo
weite Landstriche zur Ebbezeit trocken, nur zur Flutzeit seebedeckt sind.
Wo das Meerwasser dauernd nach einer bestimmten Richtung
sich fortbewegt, redet man von einer M e e r e s st r ö m u n g. So bewegt
sich am Äquator das Meer in meilenbreitem Zuge westwärts (Aqua-
torialströmungen); von den Äquatorialströmungen zweigen sich
da, wo sie auf Festlandküsten stoßen, seitliche Meeresströme ab, welche
warmes Wasser in die kälteren Breiten führen, namentlich der Golf-
ström, eine nördliche Abzweigung der atlantischen Äquatorialströmung,
der auf dem Durchzug durch das caribische Meer und den Golf von
Mejico bis zu 30° erwärmt wird und dann gen No. bis weit ins
nördliche Eismeer fortströmt. Solche warmen Meeres ströme
haben wegen stärkerer Verdunstung salzigeres und viel blaueres
Wasser. Die kalten Meeres ströme (die arktischen aus dem
nördlichen Eismeer, die antarktischen aus dem südlichen) führen
dagegen kaltes grünliches Wasser, oft auch Massen von Eis in die
niederen Breiten.
§ 5.
Gebirge.
Das Land, auch das flachste, überragt (nach § 4) den Meeresboden
gewaltig, den Meeresspiegel meist nur wenig. Könnte man z. B.
Europa nivellieren d. h. durch Abtragen seiner Höhen in die Niederungen
seine Oberfläche wagerecht machen, so würde dieselbe nur um 300m
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§ 6. Gletscher und Stüffe.
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den Seespiegel an Höhe übertreffen; und die ganze Gebirgsmasse der
Alpen würde davon nur eine Schicht von 27^m Dicke ausmachen.
Selbst die höchsten Gebirge sind nur Runzelungen der Außen-
seite des Erdkörpers zu nennen, welche die Glätte seiner Kugelober-
fläche noch weniger beeinträchtigen als die Mondgebirge die des Mondes.
Die häufigste Art von Gebirgen (18) sind die Kettengebirge. In
ihrer Kammlinie unterscheidet man Gipfel und als Einsenkungen
zwischen ihnen Sättel; letztere werden auch Pässe genannt, wenn
sie zum Übergang von einer Gebirgsseite nach der anderen zu benutzen
sind. Die mittlere Höhe sowohl der Gipfel als der Pässe
(Sättel) findet man, wenn man die Summen der Einzelhöhen durch
deren Anzahl dividiert, desgleichen die mittlere Kammhöhe durch
Addition der mittleren Gipfelhöhe zur mittleren Paßhöhe und Division
durch 2.
uoom «,
h Wo™
110
800m 6ü0ml000m800mimm1000wl200m12u0m mn900?n 600msßo"
Diese Figur stellt die Seitenansicht (das Profil) oder den
gedachten (idealen) Längsdurchschnitt durch ein Kettengebirge dar
Hier ist die mittlere Gipfelhöhe:
800 + 1000 + 1100 + 1200 + 1200 + 900 + 800 7000
die mittlere Paßhöhe:
600 4- 800 + 1000 + Hop + 700 + 600
4800
1000°
--- 800m
folglich die mittlere Kammhöhe:
1000 + 800
9001
Die Masse des Erdbodens unter einem Gebirge zwischen seiner
Fußebene (a b) und dem fortgesetzt gedachten Meeresspiegel (e ä) heißt
sein Sockel.
§ 6.
Gletscher und Flüsse.
Nur in wenigen polaren Ländern ist die Höhe der Schnee-
grenze (19) 0, nämlich in dem antarktischen Archipel, welcher den
Südpol umgiebt, und im Franz-Josephs-Land (86). Die Höhe der
Schneegrenze richtet sich nicht nach der Mitteltemperatur des Jahres;
sie liegt tiefer, wo der Winter schneereich und der Sommer feucht und
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Ii. Australien und Polynesien. — 1. Australien. — 8 7- Das australische Festland. 41
Ii. Australien und Polynesien.
1. Australien.
Torres- Straße 10/160. Baß-Straße ö. von 40/160. W.-Küste ö. von 130.
O.-Küste ö. von 170. Kopf von Neu-Guinea s. vou 0/150. Cooks-Straße sö.
von 40/190 (170 w. L.).
§ 7.
Das australische Festland (nebst Tasmanien).
Das australische Festland, 140 000 mm., pflegt man gewöhn-
lich allein Australien zu nennen, weil seine Natur von derjenigen
der australischen Inseln (mit Ausnahme Tasmaniens) sehr verschieden ist.
Es ist wie Afrika und Südamerika fast ungegliedert.1 Im
Innern dehnen sich weite Ebenen, durchschnittlich 300m hoch, gegen
die Küsten hin erhebt sich der Boden meist plateauförmig und trägt
höhere Gebirgsketten. Am geschlossensten ist die Plateauhebung im
breiten O.; daselbst (im So.) die Austral-Alpen mit dem Mount^
Kosciuszko ^maunt kosziuschko^, 2200°°.
Der So.-Passat bringt den ö. Küstenländern Steigungsregen;
die Küste des Austrat - Busens und die äußerste W.-Küste erhält sub-
tropische Winterregen. Das Innere leidet am meisten von der Hitze
und Dürre. Die Flüsse führen daher beinahe sämtlich nur zeitweise
Wasser in ihrem ganzen Bett, sonst nur einzelne Lachen; solche Flüsse
nennt man in Ausstralien C r e e k s [frtfö]. Von den höchsten Boden-
erhebungen im So. stammt das einzige größere Flußsystem mit dauern-
dem Wasser: das des Murray mit dem Darling (r.). Im W.
des Murraygebiets die große Tiefebene mit den flachen, häufig zu
Salzkrusten austrocknenden Seeen.
Dichtere Waldungen finden sich nur an der Küste, sonst
bloß parkartig lichte Bestände von hohen, aber schmalblättrigen Euka-
lypten (welche die Dürre aushalten), stellenweise Scrub [ffröb] d.h.
fast undurchdringliches Gesträuchdickicht, überwiegend wüstenartige
Flächen, nur vereinzelt mit stechenden Büscheln des Stachelschwein-
grases bewachsen. Australien war bereits in dem Erdzeitalter insel-
artig von Asien getrennt, als sich auf den größeren Festlanden die
kräftigeren Säugetierformen ausbildeten. Darum besaß es bis vor
hundert Jahren fast keine anderen Vierfüßler als Beuteltiere,
unter denen die fohlengroßen Kängurus die größten waren, nichts
1) Unter Gliedern eines Festlands versteht man vorzugsweise dessen Halb-
inseln (11), obwohl auch die Inseln meistens abgetrennte Glieder sind d. h. frühere
Halbinseln, welche durch Senkung (§6) sich vom Festland loslösten, hier z.b.
Neu-Guinea und Tasmanien, welche noch jetzt nur durch seichte Meerengen von
Australien geschieden sind.
2) Mount (englisch) = Berg.