1910 -
Leipzig [u.a.]
: Teubner
- Autor: Steinhauff, Arnold, Schmidt, Max Georg
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Realanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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•. Erdkunde
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- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
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- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Realanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
H. Steinhauff
Oberlehrer an der Städtischen höheren Mädchenschule
in Marburg
Ausgabe I? (für Realanstalten)
vierter Teil: $üx Obertertia
Länderkunde des Deutschen Meiches
Ttiit 5 Abbildungen im Text
Leipzig und Verlin
Druck und Verlag von B. G. Teubner
1910
Preis 80 Pf.
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Hauptschulbücherei
Frankfurt\§. Main -'3
«ir international*
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Schulbus =tj.
graunsg.
^^lbuc.r.0......
Alle Rechte, einschließlich des Übersetzungsrechts, vorbehalten.
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Inhaltsverzeichnis.
Seite Seite
Mitteleuropa.......... 1 Die sächsische (Leipziger) Tieflands-
Das Deutsche Reich. (Einleitung: Gelände- bucht .......... 32
bild............ 1 Die Sudeten........ 33
Süddeutsckland........3- -17 Das norddeutsche Tiefland . . 36 -54
Die deutschen Klpen...... 3 Das ostelbische Tiefland .... 37
Die voralpine Fjochfläche . . . . 4 Die Vstsee......... 47
Das südwestdeutsche Becken: Uber- Das roestelbische Tiefland . . . . 47
blick.......... 8 Die Nordsee........ 53
Das Stufenland des Neckars und Rückblick und Gesamtauffassung . 54- -63
Mains.......... 8 Das Klima.......... 54
Die lmttelrheinische Tiefebene mit Rohstoffe von pflanzen und Tieren 55
ihren Randgebirgen..... 11 mineralische Rohstoffe...... 55
Das lothringische Stufenland . . . 15 Das Gewerbe......... 56
Die mitteldeutsche Gebirgsschwelle 17- -36 Der Verkehr......... 57
Das Rheinische Schiefergebirge und Der Handel......... 59
die beiden Tieflandbuchten im Unsere wirtschaftliche Weltmachtstellung 60
Norden......... 17 Das Deutsche Reich als Ganzes. . . 61
Das hessische und Weser-Bergland . 22 Die einzelnen Staaten nach der Volks-
Die Thüringerittnlde mit ihrenrand- Zählung von 1905 ..... 62
gebirgen ......... 25 Die deutschen Großstädte 1905 . . 62
Das sächsische Bergland..... 29 Das Königreich Preußen..... 65
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2
Einleitung.
Mündungsgebiet des Rheins, das Rheinische Schiefergebirge und das lothringische Stufen-
land hinweg zum Kamm des lvasgenwaldes, der eine gute natürliche Scheide bildet.
Die Burgundische Pforte, Rhein und Lodensee bilden auch im 8 offene Straßen, Da-
gegen ist der Kamm der nördl. Ralkalpen wiederum eine scharfe Grenze. Nachdem sie
sich wiederum im Alpenvorland, das von der "Donau durchflössen wird, geöffnet hat,
bildet im 80 die Umwallung Böhmens einen ausgezeichneten natürlichen Abschluß. Nach
0 ist aber weiterhin die Grenze völlig geöffnet. Sie geht hier zweimal einknickend nach
No über mehrere Flußläufe hinweg. Die Ost- und Nordsee bilden V4 der deutschen
Grenzen überhaupt. Deren Unnatürlichkeit spiegelt sich auch in der Gestalt Deutschlands
wieder, die aus drei nach 0 kleiner werdenden Vierecken besteht.
Das nachbarreichfte Land Europas. Deutschland ist, abgesehen von den Staaten
der drei südeuropäischen Halbinseln und Rumänien, allen Ländern Europas benachbart,
teils an seinen Landgrenzen, teils an seinen Meeresgrenzen über Nord- und Ostsee hin-
weg. Rein anderer Staat Europas ist so nachbarreich- Deutschland erweist sich somit als
das Mittel- und Herzland Europas.
Der drittgrößte Staat unseres Erdteils. Europas starke senkrechte und wagerechte
Gliederung bringt es mit sich, daß in ihm sich meist kleinere Staatengebilde entwickelt
haben. So kommt es, daß Deutschland, obgleich es nur Vis Europas (540 000 qkm) ein-
nimmt, nur von Nußland, das allerdings mehr als die Hälfte Europas umfaßt, und von
Österreich-Ungarn (675 000 qkm) übertroffen wird.
Ein Schollenland. Die deutschen Klpen sind Hochgebirge, das übrige gebirgige
Deutschland ist Mittelgebirge, der N Tiefland. Der schmale Nlpenstreisen gehört dem
größten Faltengebirge Europas an, das sich im Tertiär gebildet hat. In diesem Zeit-
alter tauchte auch ein uraltes, fast schon abgetragenes Gebirge wieder auf, auf dem sich
die Ablagerungen langer Zeiträume niedergeschlagen hatten, und wurde mosaikartig
zerstückelt, in Schollen zerlegt. Mit diesen Bewegungen hingen auch zahlreiche vulkanische
Ausbrüche zusammen. So bildete sich das deutsche Mittelgebirge. Kuch die tiefer liegen-
den nördl. Gebiete wurden vielfach zerbrochen, vereinzelt treten auch im norddeutschen
Tiefland Felsmassen zutage. Meist aber sind sie überdeckt von den Ablagerungen des
Tertiärmeers und des Diluviums.
Zwei Hauptrichtungen der deutschen Mittelgebirge. In dem vielgestaltigen Mittel-
gebirge kehren zwei Hauptrichtungen wieder. Die eine geht von Nw nach So, sie zeigt
sich z. B. in dem langen Zuge vom Teutoburger- bis Böhmerwold und in den Sudeten'
man bezeichnet sie neben anderen Namen auch als sudetische. Die andere Richtung von
Sw nach No wird die erzgebirgische genannt. Beide Richtungen treffen z.b. am Fichtel-
gebirge rechtwinklig aufeinander. In diesen Richtungen haben vornehmlich die gebirgs-
bildenden Kräfte (Hebungen, Senkungen, Einbrüche) des deutschen Schollenlandes gewirkt.
(Daneben tritt im Sw noch eine nordnordöstl. Richtung auf, so am Schwarzwald und dem
Wasgenwald, man nennt sie die mittelrheinische.)
Deutschlands Zug zum Meer. Deutschland zeigt im großen und ganzen eine 5lb-
dachung nach N. Die Erhebung der mitteldeutschen Gebirgsschwelle zerstört diesen Kufbau
nicht, da sie vielfach durchbrochen ist. Dadurch bekommt unser Vaterland einen entschiedenen
Zug zum Meer. Außerdem läßt sich an dem Laus der deutschen Ströme noch z. T. eine
Abdachung nach Nw bemerken, also nach der Richtung des offenen Ozeans. Dadurch wird
der Zug zum Meer noch verstärkt. Nur im S zeigt der Donaulauf eine binnenländische
Abdachung nach 0 an.
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- Geschlecht (WdK): Jungen
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Deutsche Klpen: Iii. Völkerleben und Ziedelungen.
In den Salzburger Mpen klammert sich der Kckerbau gleichfalls nur an schmale
Breiten der Talsohlen- das vorherrschen wildreicher Forsten gibt auch hier vor allem
dem Holzknecht, Waldarbeiter und Jäger Beschäftigung. Die Kunstschnitzerei (auch in
Elfenbein, Knochen, Kirsch- und Kprikosenkernen) ist ebenfalls seit Jahrhunderten hier
heimisch. Eigenartig ist dagegen der Reichtum an Salz. Kls sich in einem früheren Erd-
Zeitalter am Nordfuß der Klpen das Meer ausdehnte, bildete das Berchtesgadener Becken
eine Bucht, in welche das salzhaltige Meerwasser hineinspülte, immer wieder verdunstete
und das zurückbleibende Salz in Schichten ablagerte. Das Steinsalz wird in Bergwerken
gebrochen- das Auellsalz wird mit Hilfe von Gradierwerken gewonnen (haushohe Dorn-
Hecken, auf die das Salzwasser hinaufgeleitet wird, und von denen es langsam herab-
sickert, wobei alle unreinen Bestandteile hängen bleiben).
Iii. Die fllpler im Banne ihrer Gebirgsnatur. Die Bewohner, gering an Zahl,
sind Schwaben im W, Bayern im 0; aber die Natur schreibt ihnen herrisch nicht nur
die gleiche Lebensform vor, sondern übt auch auf Körper, Geist und Charakter bestimmende
Wirkung. Rüstigkeit und Lebensfreudigkeit (Musik, Tanz, Jodler usw.), Genügsamkeit,
mannhafter Stolz und Frömmigkeit sind durch die Gebirgsheimat anerzogene Vorzüge
der Klpenbewohner.
Siedelungen. In den oberen Höhengürteln finden sich nur verstreut (oft nur im
Sommer halbnomadenhaft bewohnte) Einzelgehöfte: Sennhütten oder Schutz- und Unter-
kunftshütten für Hochwanderer. 5luch in den Tälern liegen meist nur kleinere, wenn auch
durch den Touristenverkehr weitbekannte Grte.
In den Kllgäuer Klpen: Lindau an der Ostecke des Bodensees mit lebhaftem per-
fönen- und Güterverkehr. Kempten am Iller, Stapelplatz der Gebirgsprodukte (Vieh,
Milch, Butter, Käse). Bei Füssen am Lech die bayrischen Königsschlösser Hohenschwangau
und Neu-Schwanstein.
In den Bayrischen Mpen: Garmisch-Partenkirchen an der Zugspitze, berühmte
Sommerfrische. Gberammergau mit seinen alle 10 Jahre stattfindenden Passionsspielen!
„Herrgottschnitzerei". Mittenwald nahe der Isar, Geigenfabrikation.
In den Salzburger Klpen: Das in der Nähe des lvatzmann prächtig gelegene
Berchtesgaden mit wichtigem Salzbergwerk und die als Solbad weitbekannte Stadt
Neichenhall.
Die voralpme Dockkläcke.
In Stufen senkt sich das Hochgebirge zu einer Ebene von durchschnittlich 500 m
Seehöhe, welche im Nw durch den Deutschen Jura und im No durch den Böhmisch-Baye-
rischen lvald begrenzt wird.
I. Ein breiter Gürtel früherer Gletscherbedeckung (Moränenlandschaft). In der
diluvialen Erdperiode, die dem gegenwärtigen Erdzeitalter, dem Nlluvium, vorausging,
gab es infolge einer bisher unerklärten, starken Wärmeabnahme mehrere Eiszeiten,
deren jede jahrtausendelang andauerte. Ein riesiger Eismantel hüllte damals das ge-
samte Alpengebiet ein, und wie Fransen reichten von diesem gewaltige Gletschermassen
bis weit in das Vorland hinab. Massenhaft wurden durch die Eisströme Schutt und Ge-
röll des Gebirges zu Tal geschwemmt. Diese Schottermassen wurden durch mitgeführten
Sand glattgeschliffen oder durch härtere Gesteinsbrocken zerschrammt, geritzt und zerrieben
und bedecken heute, teilweis zu ganzen Hügeln aufgetürmt, die Hochebene bis zur Mitte.
Auch die Gebirgsflüffe — Itter, Lech mit wertach, Isar, Inn mit Salzach —, welche
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Iii. Völkerleben und Siedelungen.
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Bodenfruchtbarkeit, dem Mangel an Erdschätzen und dem rauhen Klima sind die größeren
Plätze als Verkehrs- und Brückenorte erwachsen.
Iii. frühzeitige, hohe Uulturblüte. Die Gunst der Verkehrslage macht die vor-
alpine Hochfläche zum Schauplatz wichtiger geschichtlicher Ereignisse. Die Römerherrschast
faßte hier zuerst auf deutschem Boden Fuß. Im Mittelalter hat der Donauverkehr nach
dem Grient (Konstantinopel) und die Nachbarschaft des fortgeschritteneren Italien auf
die Belebung von Handel und Gewerbe, Kunst und Bildung äußerst wohltätigen Ein-
sluß geübt, prächtige Bauten und Sammlungen zeugen von diesen Glanzzeiten.
Ubergreisen Bayerns in schwäbisches stammesgebiet. Im Sw gehört ein kleines
Stück zum Großherzogtum Baden und dem preußischen Fürstentum hohenzollern. Mit
dem Viereck zwischen Bodensee und Iller reicht das Königreich Württemberg auf das
rechte Donauufer hinüber. Die weitaus überwiegende Masse (85°/o) des Vorlands östl.
der Iller besitzt das Königreich Bayern. Die alte Stammesscheide ist der Lech. Links des
Stromes hausen Schwaben, die durch beweglichen Geist und kaufmännischen Sinn besonders
ausgezeichnet find. Daher findet sich bei ihnen lebhafte industrielle Tätigkeit (Weberei,
Maschinenbau- Handel). Die Bayern östl. des Lech verbinden mit körperlicher Rüstigkeit
urwüchsige Derbheit und widmen sich mit Vorliebe dem Bodenbau. Zäh halten sie an
dem Überlieferten (auch an der katholischen Kirche) fest. Die Volksbildung steht durch die
Schwerfälligkeit der bäuerlichen Bevölkerung noch zurück.
Siedelungen. Das badische Konstanz (25 000), Brückenstadt am Rhein und Boden-
see mit wichtigen Bahnverbindungen (Schwarzwaldbahn). An dem klimatisch begünstigten
Nordrand des Bodensees: Friedrichshafen (württembergisch), jetzt durch Zeppelins Luft-
schiffhalle weltbekannt. Das bayrische Lindau (und österreichische Bregenz) mit regem ver-
kehr. Ulm (55 000), württembergische Festung an der Illermündung, Beginn der Donau-
schissahrt, Brückenstadt vor einem Iurapaß ins Neckartal, berühmter Dom mit höchstem
Kirchturm der Welt. Kugsburg (altröm. 5lugusta vindelicorum) (100 000), Schnitt-
punkte der alten Salzstraße über die Hochfläche mit dem aus dem Lechtal über Inns-
brück und den Brenner nach Italien führenden Weg; Großindustrie (Weberei) mit der
Wassertriebkraft von Lech und Wertach. München (570 000), Übergangsplatz der Salz-
ftraße über das hier feste Isarufer- heute der Eisenbahnknotenpunkt Süddeutschlands für
den Verkehr nach Italien und Österreich- ,,Isarathen" mit berühmten Bauten, Kunst-
sammlungen und Lehranstalten (2. deutsche Universität, Kunstakademie, technische hoch-
schule)^ Getreide- und holzmarkt, weltberühmte Bierbrauerei, auch Maschinen-, Handschuh-
und Möbelfabrikation. Landshut an der Isar, ehemaliger Kursürstensitz, Marktplatz
landwirtschaftlicher Erzeugnisse. Ingolstadt, Festung zum Schutz des Donauübergangs
ins Mmühltal. Regensburg (50 000), gegenüber der Regenmündung, mit zahlreichen
altertümlichen Bauten, Ausgangspunkt der Dampfschiffahrt auf der Donau; Kreuzungs-
punkt der Straßen aus Mitteldeutschland (Berlin, Leipzig) nach dem 8 und vom Mittel-
rhein (Frankfurt) nach Wien,- durch den Tauser paß Verkehr nach Böhmen (Pilsen,
Prag),- etwas unterhalb die Walhalla mit Büsten berühmter Deutscher von Krmin bis
Moltke. Passau (castra Batava) in malerischer Lage an der Innmündung. Ilmberg,
Mittelpunkt der Gberpsalz mit Eisenindustrie.
tob Iv. vergleich zwischen Berlin und München. 1. In der Mitte einer räumlich
weitgedehnten Ebene. 2. Hn einer fahr- bzw. flößbaren Wasserstraße. 3. Kreuzungspunkt
zahlreicher Eisenbahnlinien. 4. Spreeathen, Isarathen. 5. Starker Fremdenverkehr. 6. Re-
sidenzstädte der bedeutendsten Königreiche.
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I. Geländebild. Ii. Natur und Menschenwerk.
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ihrer schluchtenreichen Flußtäler und abenteuerlich zerklüfteten Felsbildungen „Fränkische
Schweiz" genannt. Das innere Becken wird durch die Regnitz entwässert. Sie fließt von
der Frankenhöhe zunächst der Mtmühl parallel- während diese aber im Doppelknie den
Iura durchbricht, biegt die Regnitz nach N um und führt das Wasser der ihr zahlreich
zuströmenden Flußadern, z. B. der Pegnitz, dem Main zu.
Das Mainbecken durchzieht der Hauptstrom in zahlreichen Windungen, zu denen
ihn die an die Ufer herantretenden Gebirgszüge zwingen. Der Main bildet sich aus dem
Zusammenfluß vom Roten Main, der in der Fränkischen Schweiz seinen Ursprung nimmt,
und vom Weißen Main, der am Schneeberg im Fichtelgebirge entspringt. In zwei flachen
Bogen, zwischen denen die Regnitz mündet, weicht er deni Iura und Steigerwald aus
und beschreibt dann ein nach N geöffnetes Dreieck, an dessen Westspitze ihm die Fränkische
Saale von der Rhön zufließt. In scharf eingerissenem Viereck, wo er die Tauber von
der Frankenhöhe aufnimmt, umsäumt er weiterhin die kuppenreiche Buntsandsteinplatte
des Spessarts (Spechtswalds) und ergießt dann, verstärkt durch die Kinzig von der
Rhön und die Nidda vom Vogelsberg, fein Wasser durch die Mittelrheinische Tiefebene
zum Rheinknie.
Ii. Line wichtige Fundstätte von Überresten einer ausgestorbenen Lebewelt. In
dem verhärteten Kalkschlamm des Jura find zahlreiche Abdrücke vorgeschichtlicher Tiere
(Muscheln, Schnecken, Krebse, Seeigel, Fische, Korallen und Insekten) bis in die kleinsten
Einzelheiten ausgeprägt. Dazu finden sich bis zu 10 m lange Skelette großer Saurier
(z.b. des Ichthyosaurus und plesiosaurus, fischähnlicher Lidechsen). Man hat darnach
eine ganze Periode der Erdentwicklung „Iurazeit" genannt. Die höhlen des Jura bergen
ferner Knochenreste mächtiger Raubtiere einer jüngeren Vorzeit, z. V. des Höhlenbären,
Höhlenlöwen, der Hyäne u. a., mit denen der Mensch schon im Kampfe lag.
Ein landschaftlich reizvolles und wirtschaftlich wertvolles Gebiet. Der häufige
Wechsel von Berg und Tal, von Wald, Wiese und Fruchtgefild gibt dem Landschaftsbild
ein höchst anmutiges Gepräge. Kber die Rührigkeit der Bewohner ringt auch dem von
der Natur nur teilweise gesegneten Stufenland verhältnismäßig hohe Erträge ab.
J. Das Neckarland. Die Iuraplatte wird bei rauhem Bergklima von kalten Winden
heimgesucht und der Niederschlag versickert schnell im durchlässigen Gestein. Pump-
werke befördern zwar das (Huellwasser der Täler in große Behälter auf den höhen,
aber auf der dünnen, mit Kalkschutt vermengten Ackerkrume finden sich doch zumeist
nur magere Felder und kahle Schafweiden. Die tiefgelegenen Täler, besonders das Ries,
sind dagegen fruchtbar und windgeschützt- dazu treten die durchgesickerten Wassermengen
hier in ergiebigen (Quellen zutage. Obstgärten (Kirsch- und Walnußbäume) umschließen
daher an den Gehängen die Wiesen und Felder der Talsohlen. Das innere Stufenland
ist durch Klimagunst und fruchtbares Erdreich besonders gesegnet und wird durch die
emsige Betriebsamkeit der kleinen Besitzer in ergiebigstem Maße ausgenutzt. Ahrenstrotzende
Felder, Gbsthaine, Gemüsegärten und Rebenpflanzungen folgen sich in schnellem Wechsel.
(,,Das Neckartal hat Wein und Korn!") Km Mittellauf des Neckar werden reiche Lager
von Steinsalz, die hier vielleicht durch Eintrocknung eines salzigen Binnensees entstanden
sind, ausgebeutet. Sonst ist das Gebiet an Erdschätzen arm- trotzdem haben die betrieb-
samen Bewohner ein vielseitiges Großgewerbe entwickelt (Maschinenbau, Baumwoll-
weberei, Möbelfabrikation, Bijouterie), indem sie das starke Gefälle der Flußadern aus-
nutzten oder aus dem benachbarten Rheingebiet, zumeist auf dem im unteren Drittel
schiffbaren Neckar, Kohlen herbeischafften.
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Mittelrheinische Tiefebene: I. Geländebild.
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mit der Zollernburg und zahlreichen Sehenswürdigkeiten (Kirchen, Befestigungsanlagen,
Brunnen, Sammlungen (Germanisches Museum)- im Mittelalter die kulturelle Hauptstadt
Deutschlands durch Gewerbefleiß, Handelsgeist und Pflege der Kunst (Rlbrecht Dürer,
Peter vischer, Rdam Kraft, Veit Stoß, Hans Sachs); heute die erste Induftriestadtsüddeutsch-
lands durch die Fabersche Bleistiftfabrikation, Spielwaren (Zinnsoldaten), Metallgewerbe
(Drahte, Messingwaren), Bierbrauerei. Der Nachbarort Fürth (60 000), wichtigster Hopfen-
markt Europas mit bedeutender Spiegelglasfabrikation. Erlangen, die protestantische
Universität Bayerns, mit großen Bierbrauereien. Das altertümliche Bamberg (50 000)
am Rusgang des Ludwigs-Kanals mit ausgedehnten Gemüsegärtnereien. Rn den (Huell-
flüssen des Main: Bayreuth, bekannt durch das Wagner-Theater, und Kulmbach durch
Großbrauereien. Schweinfurt am Ende des zweiten Mainbogens hat große Farbenfabriken.
Würzburg am linken Schenkel des Dreiecks (80 000), Knotenpunkt wichtiger Eisenbahn-
linien mit bedeutendem lveinhandel- Universität. Kissingen, Badeort an der fränkischen
Saale. Rschaffenburg, an: Austritt des Mains aus dem Spessart, mit regem Holzhandel und
Papierindustrie.
Die Mttelrkemilcde Tiefebene mit ihren Randgebirgen.
I. Ein Grabenbruch. Das mittlere Stück der ursprünglich einheitlichen Gebirgsmasse
senkte sich in einer langgestreckten Scholle allmählich steil zur Tiefe- Erdbeben an den
Rändern des Einsturzgebietes deuten daraufhin, daß die Senkungen noch in der Gegen-
wart anhalten. Der so entstandene Trog bildete lange Zeit einen Meeresarm, der später
zu einem Seebecken abgeschnürt wurde. Der Rhein mit seinen Nebenflüssen füllte diesen
mit fruchtbarem Schwemmland aus; gleichzeitig durchnagte er den (yuerriegel im N, so
daß das Seewasser abfließen konnte.
Die Horstgebirge des Grabenrands. Die Hochlandsreste blieben beim Absinken der
mittleren Scholle als „Horstgebirge" stehen und wurden durch den Druck von den Seiten
noch stärker empor gepreßt. Naturgemäß zeigen sie im Kufbau und Kussehen große Rhn-
lichkeit. Die beiden Kücken fallen steil zum Kheintal, sanft nach außen hin ab. Im 8 be-
sitzen sie die größten Erhebungen- durch die Gletscher der Eiszeit find die Schichtgesteine
heruntergehobelt, so daß das Urgestein in rundlichen Kuppen zutage tritt. Ruch zahl-
reiche Bergseen erinnern an eiszeitliche vergletscherung. Nach N senken sich die Graben-
ränder und steigen dann wieder zu etwas größerer höhe auf? doch wird hier das Urgestein
infolge geringerer Abtragung von Trias- und Zuraschichten, besonders Buntsandstein,
überdeckt. Rn den Bruchspalten zwängten sich vulkanische Massen zu schroffen Felswänden
und steilaufragenden Kegelspitzen hervor. Ruch zahlreiche warme Quellen erklären sich
aus der vulkanischen Tätigkeit.
Der rechtsrheinische Grabenrand. Der Schwarzwald erreicht im Feldberg (1500 m)
seine größte höhe. Die rundliche Kuppe ist von Mooren und weiherartigen Seen,
Kesten der Eiszeit, umkränzt. Durch wildzerklüftete Felsschluchten (Höllental) braust die
Dreisam in prächtigen Wasserfällen über losgesprengte Granitblöcke den westl. Steil-
abhang hinab. Uberhaupt bilden die zahlreichen Bergbäche, die zwischen den flachen
Kuppen und Kücken durch enge Talspalten von Fels zu Fels sprudeln, einen besonderen
Schmuck des Gebirges. In der Nähe der Donauquellen (Brege und Brigach) entspringt
die Kinzig- sie hat sich durch die Mitte des Schwarzwaldes einen Weg gebahnt. Weiter
im N liegt das tiefeingeschnittene Flußbett von Murg und Enz. Jenseits der pforzheimer
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13
Gebirgsbahn Deutschlands (Schwarzwaldbahn) führt aus dem Kinzig- ins Brigachtal und
zum Bodensee. Jenseits der pforzheimer Senke, welche den natürlichen Verkehrspaß zwischen
Mittelrhein und Mittelneckar bildet (Grientexpreß), zeigt das Neckarbergland einen an-
mutigen Wechsel von bewaldeten Höhenrücken, rebenumgrünten Gehängen und wohlbestellter
Talflur. Der Odenwald ist mit seinem Buntsandsteinboden mehr dem Waldwuchs als
dem Ackerbau förderlich und zumeist mit Lichenpflanzungen überdeckt. Die Bergstraße
ist berühmt durch den Schmuck ihrer Obsthaine und Weinberge, welche im Frühling den
ganzen Abhang in ein duftiges Blütengewand hüllen.
Die Mittelrheinische Tiesebene, das Treibhaus Deutschlands. Im 8 nehmen
die Schottermassen eiszeitlicher Gletscher noch weiten Raum ein. Auch an einzelnen Stellen
des weiteren Stromlaufs haben frühere Versandungen und Überschwemmungen des Rheins
mageren Riesboden abgelagert, hier dehnen sich Kiefernwaldungen oder Rartoffelfelder
aus. Im übrigen ist aber der Schwemmlandboden höchst fruchtbar. Namentlich an dem
Hügelgelände, welches die Ebene an den Rändern bandartig begleitet, hat der Wind den
feinsten Lehmstaub zusammengeweht und damit besonders ergiebigen Lößboden geschaffen.
Eine weitere Voraussetzung ertragreichen Anbaus ist die Gunst des Klimas. Durch die
sonnige, tiefe Lage und durch den Schutz der umrahmenden Gebirgswälle gegen kalte Winde
erfreut sich das Gebiet des mildesten Klimas von Deutschland (über 10° durchschnittliche
Jahrestemperatur). Nach kurzem, oft frostfreiem Winter verkünden frühzeitig Schwalbe
und Storch den Anbruch des Frühlings, und ein heißer Sommer nebst langem, trockenem
Herbst läßt hier allein Mais und Edelkastanie reifen. Daher herrscht in der Tiefebene
gartengleich reicher Anbau von Hopfen, Zuckerrübe, Weizen und Gerste. Der Tabakbau
bringt hier die besten Sorten und massenhaftesten Ernten von Deutschland. Rn den Rändern
umsäumen üppige Rebgärten und Obsthaine das Fruchtland (Hpfel und Kirschen- Apfel-
wein und Kirschwasser). Im unteren Mainland liefern die Gärtnereien vorzüglichen
Spargel und treiben ansehnliche Rosenzucht. Dazu finden sich hier zahlreiche Obstwein-
keltereien und Schaumweinsabriken.
Nach N hin zunehmende verkehrsgunst. Im 8 gestattet die Wildheit des Stromes
nur Talflößerei, so daß dem Schiffsverkehr (zumal stromauf) der Rhein-Rhone-Kanal vom
Oberlauf der Iii zum Doubs zu Hilfe kommt. Nach N hin schwillt der Verkehr immer
mehr an: er begleitet den Strom in Schienensträngen auf beiden Ufern und überschreitet
ihn auf zahlreichen Brücken, vom Unterlauf der Iii führt der Rhein-Marne-Kanal nach
W durch die Marne zur Seine. Bei der Lautermündung beginnt der Großverkehr der
Dampfschiffahrt, und bei der Neckarmündung wächst er zu gewaltiger Größe an. In
dieser Gegend hat namentlich die Zufuhr von westfälischen Kohlen ansehnlichen indu-
striellen Kufschwung herbeigeführt.
Der linksrheinische Grabenrand. Der Wasgenwald teilt mit dem gegenüber
liegenden Schwestergebirge die landschaftliche Schönheit, und seine tannendüstere Wald-
einsamkeit, seine stillen Bergseen und die durch zerklüftete Felsschluchten sprudelnden
Gebirgsbäche locken die Sommergäste an. Der üppige Baumwuchs nährt auch hier Forst-
Wirtschaft und Holzhandel- von ungleich größerer Bedeutung als im Schwarzwald ist
dagegen die Rindviehzucht. Die Molkereien auf den wiesengrünen Hochtälern genießen
durch ihre Käsebereitung einen gewissen Rus (Münsterkäse und Tamembertkäse). Die
Wasserkraft der Flußläufe ist in den Dienst hervorragender Baumwollweberei gestellt-
weit in den Tälern entlang ziehen sich die Spinnereien und Webereien, welche Tausenden
von Familien Nahrung spenden und die vorzüglichsten Stoffe von ganz Mitteleuropa