Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Die fremden Erdteile - S. 6

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
— 6 — We st-Mongolen, zu denen die Türkenvölker, Kirgisen und Jakuten gehören. — Eine Linie von der Mündung des Brahmaputra nach dem Kaukasus trennt die Hauptwohnsitze der kaukasischeu Rasse von denen der Mongolen. Zu den Mittelländern gehören die asiatischen Jnd o germ an en *) (Hindus, Iraner, Armenier), Semiten (Araber, Syrer, Mesopotamier) und die Kankasier im engeren Sinne. Die malayische Rasse bewohnt die sö. Inseln und Küstengebiete. Eine eigenartige, zu keiuer der drei Rassen gehörige Gruppe bilden die Dravidas in Vorderindien Die Bewohner Vorderasiens und zum Teil auch die vou Südasien sind Mohammedaner. Christen gibt es in Asien nur ca. 22 Mill. Die Mehrzahl der Bewohner bekennt sich znm Buddhismus und Brahmaismus. Viele Asiaten, namentlich die Völker des Nordens, stehen in ihrem Glanben noch auf den niedrigsten Stufen des Heidentums. 7. Weltstelluliq. Asien wird vielfach als Wiege des Menschengeschlechts und der Kultur angesehen. Europa, Nordasrika und die Südseeinseln haben von hier ihre Bevölkerung erhalten. Asien ist ferner die Heimat derjenigen Religionen, welche den Glauben au einen Gott lehren: des Judentums, Christentums und des Mohammedanismus. Wenu es im Laufe der Zeit hinter Europa iu der Knltnrentwickelung zurückgeblieben ist, so hat dies seinen Grund größtenteils in den ungünstigeren natür- liehen Verhältnissen. — Seit den ältesten Zeiten unterhielt Europa mit dem Morgenlande die regsten Handelsbeziehungen. Namentlich trugen auch die Kreuzzüge, gauz besonders aber die Entdeckung des Seeweges nach Ostindien dazu bei, Europas Handel und Verkehr,mit den Ländern des Orients zu belebeu. Aber auch kulturfeindliche Einflüsse sind zu verzeichueu. Mehrmals sind von Asien Völkerwogen ausgegangen, welche die aufblühende Kultur Europas zu vernichten drohten. (Perser. Hunnen, Mongolen, Türken.) Infolge der Bestrebungen europäischer Kolonialmächte " ist jetzt Über die Hälfte der Bodenfläche und über x/3 der Bevölkerung Asiens von Enropa abhängig. Ii. Die Länder Vorderasiens. 1. Kleinasien. (500 000 qkm, 9^4 Mill. E., 18,3 auf 1 qkm.) 1. Die Halbinsel Kleinasien, auch die Levante (der Osten), von den Türken Anadoli (der Ausgang) genannt, wird im N. vom schwarzen, im S. vom weißen, im W. vom ägäischen Meer bespült und erreicht nicht ganz die Größe des Deutschen Reichs. Im wesentlichen ist die Halbinsel eiue viereckig gestaltete, von Randgebirgen eingefaßte Hoch- ebene von 1000 in Seehöhe. Im besondern bietet indes ihre Ober- flächengestalt eine so große Mannigfaltigkeit, daß die einzelnen Land- schaften hinsichtlich ihrer mittleren Höhe aufs schärfste voueiuauder *) Der Name dient zur Bezeichnung der sprachverwandten kaukasischen Völkergruppe, die mit den Hindus beginnt und den germanischen Völkern in Europa und Nordamerika schließt.

2. Die fremden Erdteile - S. 7

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
abweichen (Troas 284 m, Cappadocien 2000 m). Nord- und Süd- küste sind durch Gebirgszüge vom Lcindinnern abgeschlossen. An der Nordküste entlang zieht sich das pontische Küstengebirge hin. Es fällt meist steil und unvermittelt in reich bewaldeten Abhängen zum schwarzen Meere ab und erreicht sö. von Trapezunt bis 3 700 na Seehöhe. Mehrere aus dem innern Hochlande kommende Flüsse durchbrechen das Gebirge. unter ihnen als größter Fluß Kleinasiens der Kisil Jrmak (= roter Fluß), der Halys (= Salzfluß) der Alten. — Unter verschiedenen Namen streichen von Armenien her die Ketten des Antitaurus sw. gegen den Golf von Jskenderun und bilden ein richtiges Grenzgebirge gegen Syrien. Vor dem Antitaurus baut sich als vereinzelter, vulkanischer Bergstock der Erdschiäs Dagh (Dagh, türkisch = Berg) auf, der Argäus der Alten. Mit seiner Höhe von 3 960 m ist er der höchste Gipfel Kleinasiens. Das südliche Küsten- gebirge wird unter dem Namen Taurus zusammengefaßt. Es schließt sich an den Antitaurus an und entwickelt sich besonders im cilicischen Taurus zu einem vielgestaltigen, wilden Gebirgssystem, das in seinen alpinen Gipfeln bis 3 500 m Höhe erreicht, Hier liegt das Hochtal des G öksu oder Caly- cadnus: hier führen aus dem Innern Kleinasiens die berühmten cilicischen Pässe nach der Küstenebene. — Im Westen Kleinasiens verschwinden die weiten Plateau-Landschaften; es treten west-östlich streichende Bergketten in großer Zahl auf, welche rechtwinkelig zur Küstenlinie verlaufen und überaus fruchtbare Längstäler einschließen. Zu ihnen gehört das Tal des vielgewunbenen Mäander und das des Skamander, in welchem das alte Troja lag. Der höchste Gebirgsstock im westlichen Kleinasien ist der bythynische Olymp (2500 m). — Im Gegensatz zu der Nord- und der Südküste ist die Westküste eine reich- gegliederte Aufschließungsküste, von welcher, den Talwindnngen folgend, die wichtigsten Verkehrsstraßen nach dem Innern ausgehen. Der Westküste ist eine große Zahl von Inseln vorgelagert, die Bruchstücke einer ehemaligen Landver- bindung zwischen Kleinasien einerseits und Griechenland und Thracien anderer- seits. Die bedeutendsten derselben sind Lesbos, Chios, Sam os (einst von Polykrates beherrscht) und Rhodus, im Mittelalter (1310—1522) Hauptsitz des Johanniterordens. 2. Das Klima Kleinasiens kennzeichnet sich im allgemeinen als Mittelmeerklima (mediterran). Da die Randgebirge den Einfluß des Meeres von den innern Hochflächen abhalten, sind dieselben größten- teils dürre Steppen und Salzwüsten mit zahlreichen Salzseen. In der trockenen Luft gedeihen Tiere mit langer, seidenweicher Wolle, darunter die Angoraziege. — Die wohlbewässerten, zum Teil bewaldeten, fruchtbaren Küstenterrassen erzeugen Korn, Baumwolle, Tabak, Opium, namentlich aber Südfrüchte und feurigen Wein. Auch Rosinen, Gall- äpsel, Süßholz,*) Olivenöl und Johannisbrot**) kommen in den Handel. Namentlich sind die Täler und Terrassenländer des Westens recht srncht- bar und werden als „Garten Kleinasiens" bezeichnet. — Von der Westküste kommen anch die meisten Badeschwämme***) in den Handel, und unweit Eskischehr wird der berühmte Meerschaums) gegraben. *) Süßholz liefert die Wurzel der in allen Mittelmeerländern, ferner in Rußland und Ungarn wachsenden glycyrrhiza glabra und g. echinata. Der Süßholzsaft findet in der Medizin, in Nordamerika auch vielfach bei der Fabrikation von Kautabaken Verwendung. **) Johannisbrot: Die Samenhülsen eines im ganzen Mittelmeergebiet hei- mischen Baumes, ceratonia siliqua, die vielfach als Nahrungsmittel benutzt werden. ***) Badeschwämme: Das hornartige, elastiscke Gerüst mehrerer Spongien-Arten. 1') Meerschaum: Ein Zersetzungsmineral der Kalksteine. Der Name soll vom tartarischen „Myrsen", einer Tonart, herkommen.

3. Die fremden Erdteile - S. 8

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
3. Die Bewohner sind an den Küsten und auf den Inseln Griechen, rührige und gewinnsüchtige Kanfleute, gut geschulte Seeleute, Fischer und Tancher und vortreffliche Winzer, Obstgärtner und Seiden- züchter. Sie bekeuueu sich zur christlichen Religion. Die Türken wohnen vorzugsweise im Binnenlande und bekeuuen sich zum Islam. Es sind ernste und schweigsame, doch sorglose und bequeme Lente, die in den weiten Steppen als Nomaden leben oder sich bäuerlich und als Handwerker beschäftigen. Die Viehzucht des Binnenlandes liefert in erster Linie Schafe und Ziegen, weiter aber anch Pferde, Kamele und Rinder. 4. Staatliche Verhältnisse und Ortskunde. Kleinasien gehört zum Gebiete der asiatischen Türkei. Alle wichtigeren Wohn- Plätze liegen unmittelbar an den Küsten oder in der Nähe derselben und sind Ausgangs- und Endpunkte der Karawanenstraßen. a) An der Westküste oder in der Nähe derselben: Slllhrna (200 Tsd. E.), im Hintergrunde des gleichnamigen Meerbusens in schöner Lage, bedeutendste Handelsstadt der ganzen asiatischen Türkei. „Der Umfang und die Sicherheit ihrer Reede, die Leichtigkeit ihrer Verbindung mit den fern im Innern liegenden Ladestellen haben es zu einem Stapel- platze der Produkte der Levante, sowie der europäischen Erzeugnisse und der zum Tausch eingeführten Kolonialwaren gemacht." Die Bevölkerung der Stadl ist ein buntes Gemisch verschiedener Nationalitäten. Über die Hälfte der Be- wohner sind Griechen. Wie diese wohnen auch die Türken, Juden, Armenier und Christen in besondern Vierteln der Stadt. Hier wie im ganzen Morgen- lande werden die christlichen Europäer „Franken" genannt, da die Franken zur Zeit des Vordringens der Araber gegen Europa das erste Volk des Abendlandes waren. — Skntari (100 Tsd. E.) am Bosporus, Konstantinopel gegenüber gelegen, gleichsam die asiatische Vorstadt von Konstantinopel. Von Smyrna und Skntari aus gehen die wichtigsten Eisenbahnen der asiatischen Türkei nach dem Binnenlande — Brussa, in herrlicher Lage am Fuße des bythynischen Olymp, wichtigste Industriestadt Kleinasiens, mit Teppich-, Wollwaren- und Seidenfabrikation. — An die blühende Kultur des w. Küstengebiets im Altertum erinnern die Ruinen von Troja und die von Pergamon, letztere neuerdings vielgenannt wegen der dort gehobenen und für das Berliner Museum gewonnenen herrlichen Kunstschätze. Heute liegt hier der ärmliche Ort Bergham«. Schattenbilder früherer Größe sind ferner Isnik (das einst so reiche und mächtige Nicaea), Milet, dessen Hafen gänzlich versandet ist, Ephesus, Jsmid oder Nik-Mid (Nicomedia), einst eine der größten Städte des römischen Reichs, u. a. m. b) An der Nordküste: Sinöb und Tarabison (Trapeznnt), Häsen am schwarzen Meer. Letzteres Hauptplatz des Haudels zwischen Europa und Persien bis Täbris. c) An der Südküste: das einst blühende Tarsus ist von Adana, welches it. vom Meerbusen von Jskeuderun liegt und mit der Küste durch Eisenbahn verbunden ist, überflügelt. d) Aus der innern Hochebene liegen die größten Städte teils ^in kessel- artigen Ebenen, die von nahen Gebirgen bewässert werden, teils am Fuße der Gebirge. Angora (Ziegenzucht), Konia und Silvas, wichtige Durchgangs- und Kreuzungspunkte der Karawanenstraszen. In der Nähe von der Handels- stadt Kjutahia die Meerschaumgruben von Eskischehr. Für Deutschland besitzt Kleinasien eine hervorragende wirtschaftliche Bedeutung. Am Schlüsse des verflossenen Jahrhunderts wurde von der deutschen anatolischen Eisenbahngesellschaft die anatolifche Eisenbahn vollendet,

4. Die fremden Erdteile - S. uncounted

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel

5. Die fremden Erdteile - S. 10

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
— 10 — Nordseite fließt bev Kuban vom Elbrus zum schwarzen, der Terek zum kaspischen Meer. Auf der Südseite kommt vom Elbrus der kleine Rion und geht ins schwarze Meer, vom armenischen Hochlande die größere Kura, die indes die meisten Nebenflüsse vom s. Kaukasus aufnimmt und nach ihrer Vereinigung mit dem Aras ins kaspische Meer mündet. Das n. Vorland des Kaukasus (Ciskaukasien) ist Tieflaud und durchaus Steppe mit Frostwintern; das s, (Transkankasien) dagegen mit Ausnahme der Steppe an der untern Kura üppige Wald- und Kultur- laudschaft vou italienischer Milde. Am üppigsten ist die Pflanzenwelt auf den Bergabhängen nach dem schwarzen Meer im Lande Phasis am Rion. Hier rankt der Weinstock ungepflegt bis hoch in die Banmwipfel; hier ist die Heimat der Fasanen. Nußbäume, Eichen- und Buchen- Wälder bedeckeu die liefern, Nadelhölzer die höheren Bergregionen. Im Kaukasus ist auch noch der Wisent*) heimisch; im höheren Gebirge kommt die Gemse und der Tnr, der Steinbock des Kaukasus, vor. — Beide Vorländer des Kaukasus siud reich au Petroleumquelleu, 2. Die Bevölkeruug des Kaukasusgebietes ist ein buntes Gemisch zahlreicher Stämme (ca. 150) mit etwa 70 verschiedenen, aber verwandten Sprachen. Diese Völker gehören entschieden znr kaukasischen Rasse. Nach Ritter, Müller und andern Gelehrten sind die kaukasischen Völker- schaffen als Reste einer ehemals größeren Völkerfamilie zu betrachten, die durch das Andrängen semitischer, arischer und altaischer Völker beeinträchtigt wurde und deren Nachkommen sich in den schützenden Gebirgstälern des Kaukasus bis heute erhalten haben. Die kriegerischen, freiheitsliebenden Kaukasusstämme haben sich erst nach 70jährigem Freiheitskampfe der russischen Übermacht gebeugt. Besonders erregten die Tscherkessen im w. und die Tschetschenzen im ö. Teil des Gebirges durch ihre kühnen Freiheitskämpfe die Aufmerksamkeit ihrer Zeit- genossen. Nach dem unglücklichen Ausgange derselben wanderten viele Tscher- kessen nach Türkisch-Asien und der Türkei aus. Andere Stämme sind die Georgier (Grusiner), welche von allen am höchsten kultiviert sind, die Lesghier, Mingrelier und die wahrscheinlich arischen Osseten und Geten. Alle Kaukasier sind schön, schlank und kräftig gebaut und weisen edle, feine Gesichts- züge auf. Namentlich sind die Frauen durch große Schönheit und Anmut berühmt. Die meisten Völkerschaften sind Mohammedaner; einzelne, wie die Georgier, sind Christen. Ihre Hauptbeschäftigung ist Viehzucht, gegen welche der Ackerbau zurücktritt. 3. Staatliche Verhältnisse und Ortskunde. Kaukasien gehört zum russischen Asien. Die Benennungen Cis- und Trauskaukasieu sind nicht örtlich, sondern nur den geographischen Kreisen eigen. Zu dem jenseitigen Kaukasusgebiet gehört der Verwaltung nach anch das russische Armenien. — Tiflis („Warmer Brunnen", so genannt nach seinen Schwefelthermen) (161 Tsd. E.), Hst. Kaukasiens, im engen Tal zu beiden Seiten der Kura, bedeutende Handelsstadt, Zeutralstatiou der pontisch-kaspischen Eisenbahn, Mittelpunkt der Handelsstraße vou Ciskaukasieu nach Täbris. Die Stadt mischt asiatische und europäische Art, Christentum und Mohammedanismus. Nur uoch iu Kairo findet sich ein ähnliches Gemisch von Morgen- und Abendland. Sogar eine Schwabenkolouie hat Tiflis aufzuweisen. Sie bildet den Mittelpnnkt *) Der Wisent, fälschlich Auerochse genannt, kommt außerdem nur noch in einem westrussischen Forstgebiet vor und ist neuerdings in die Forsten des Fürsten Pleß in Südschlesien mit Erfolg verpflanzt.

6. Die fremden Erdteile - S. II

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
Adolf Uromncius frehrbuch der Schulgeographie. Neu bearbeitet von Or. Emil Schöne, Seminaroberlehrer. Zweiter Teil: Cättöerkunde. Abteilung! Die fremden Erdteile. 2. Abteilung: Europa. 3. Abteilung: Das Deutsche Reich. Zweite, auf Grund der neuen ministeriellen Bestinimungeu vom 1. Juli 1901 neu bearbeitete und vermehrte Auflage. Kcrl'l'e a. b. J>., pädagogischer Derlag von ^»erinann Sdwföcl 1902.

7. Die fremden Erdteile - S. III

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
Tromm!«: Lehrbuch der Schulgeographie. Ii. Teil. C, ■ bänderkunde mit belonderer Berückhchfigung der Kulfurgeographie. Don Adolf Tromnau. Zweite, nach den neuen ministeriellen Bestimmungen bearbeitete Auflage von vi'. Emil Schöne, Seminaroberlehrer. Georg-tckert-lnsfffii! iüiciiistionaie Scsiuik3c^!&rsdiun| I. Abteilung: Braunschwe^ Die fremden Erdteile. Preis ungebunden: 1 Mk. 80 Pfg. Geb. 2 Mk. 20 Pfg. -veig tlv© k a Katse cr. 6. S., pädagogischer Verlag von Hermann schroedel. 1902- . . ^ Inventsrilien! unwl issi-Lk-^^

8. Die fremden Erdteile - S. 12

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
— 12 — sind Weideland, die Gebirgszüge hie und da bewaldet; doch im aügc meinen bildet Waldarmut das Eigentümliche der armenischen Gebirge. Bnche und Eiche, seltener Ahorn, Birke und Fichte, bilden die wenigen Waldbestände. Die Täler sind frisch und üppig. Obst gedeiht vor- trefflich; doch fehlen die Südfrüchte. An Feldfrüchten werden Weizen, Roggen, Mais, Hirse, Bohnen und etwas Reis gebaut. Auch der Weinstock und der Maulbeerbaum werdeu gepflegt, und im S. kommt bereits die Baumwollenstaude gut fort. 2. Die Bevölkerung besteht der Hauptmasse nach ans Armeniern und Kurden. Von den Armeniern lebt nur ein Bruch- teil in der alten Heimat, wo sie ein Hirten- und Baueruleben führen. Ein großer Teil hat sich in der Fremde angesiedelt, wo sie schlane Handelsleute und begehrte Dolmetscher sind. Man findet den Armenier in allen größeren Handelsstädten des östlichen Mittelmeergebiets, ferner im östlichen und südlichen Rußland, in Ungarn, Siebenbürgen und Galizien. Die Armenier sind Kankasier, die sich daheim schon frühzeitig zum Christentum bekehrten. Dem Islam gegenüber haben sie ihren christlichen Glauben mit Zähigkeit festzuhalten gewußt. Ihr Kultus hat mancherlei Altchristliches bewahrt. Das Haupt dieser, nunmehr mit der römischen Kirche verbundenen Sekte ist der armenische Patriarch, der im Kloster Etschmiadsin residiert. Die Kurden eriuueru durch ihre helle Hautfarbe, ihren hohen Wuchs und die lichte Farbe ihrer Haare und Augen an den germanischen Typus. Sie bewohnen das südöstliche Hochland und das Gebiet von Kurdistan und sind ein räuberisches Nomadenvolk. 3. Staatliche Einteilung und Städte. Armenien bildet kein einheitliches Staatsgebiet. In ihrer vom Gebirge dnrchgitterten Heimat sind die Armenier nie zu dauernder staatlicher Einigung gelangt. Der N. Armeniens ist russisch. Hier ist die Hst. Eriwän. Nordöstlich davon das befestigte Kars. Der W. Armeniens ist türkisch. Hst- Ersirüm, wichtige Handelsstadt an der Karawanenstraße vom schwarzen Meer nach Persien; starke Festung, welche die Heerstraße nach Tiflis beherrscht. — Diarbekr, am w. oberu Tigris. Der So. Armeniens ist persisch. Hst. Täbris (180 Tsd. E.), größte Stadt Armeniens, vermittelt Persiens Handelsbeziehungen mit dem Westen. 4. Mesopotamien. (260 000 qkni, 2 Mill. E., 4 ans 1 qkm). 1. Das Land. Mesopotamien Zwischenstromland), die Strom- ebene der Zwillingsströme Enphrat und Tigris, fast so groß wie Italien, dehnt sich zwischen den persischen Zagrosketten im O. und dem syrischen T a f e l l a n d e im W. von Armenien bis zum persischen Golf aus. Der n. Teil, das eigentliche Mesopotamien, anch Hoch-Mesopotamien genannt, lehnt sich als niedere Hochfläche von 500 m Höhe au das armenische Hochland an und reicht bis dahin,

9. Die fremden Erdteile - S. V

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
Vorwort zur ersten 2luflagc. Die Herausgabe des Ii. Teils des „Lehrbuchs der Schul- Geographie" hat sich länger verzögert, als beabsichtigt war. Nichtsdestoweniger hofft der Verfasser auf eine wohlwollende und vorurteilsfreie Aufnahme desselben in Schul- und Fachkreisen, wie sie ja auch seinen übrigen schulgeographischen Arbeiten fast ausnahmelos zu teil geworden ist. Die schulgeographische „Länder- künde" ist die Frucht einer mehr als fünfjährigen Arbeit. Der Verfasser ist bemüht gewesen, in wissenschaftlicher Hinsicht auch die neuesten Forschungsergebnisse und Untersuchungen sorgfältig zu verwerten und den gegenwärtigen Forderungen der Methodik gerecht zu werden. Wie seiner „Schulgeographie", hat er auch hier die Grundsätze einer vergleichenden Erdkunde im Sinne von Ritter und Humboldt zur Geltung zu bringen versucht. Demnach berücksichtigt die „Länderkunde" Ursache und Wirkung in den erdkundlichen Erscheinungen, gibt den Stoff in einer länder- kundlichen Gliederung und führt besonders in das Kultur- leben der Völker ein. Da die Länderkunde in erster Linie dem bequemen Hand- gebrauche des Lehrers und der Verwertung in Seminar- an stalten dienen soll, ist eine Ausgabe in drei gesonderten Ab- teilungen durchgeführt. In der äußern Anlage und stofflichen Gruppierung folgt das Werk dem Ii. Teil der „Schulgeographie" so daß es ganz besonders in der Hand jener Lehrer gute Dienste leisten wird, die ihrem Unterricht die „Schulgeographie" des Verfassers zu Gruude legem Aber auch in andern Fällen und insonderheit zur Vorbereitung für Prüfungen wird das Buch willkommen sein, zumal die Art und Weise der Verwertung der Fachliteratur so bewerkstelligt ist, daß der Leser zum Studium der angezogenen Quellen-Werke angeregt wird. Andererseits ist die Schrift nach Umfang und Stoffauswahl und methodischer Durcharbeitung so gehalten, daß der Lehrer der Erdkunde sich bei der unmittelbaren Präparation schnell orientieren kann. Es dürfte also ein Buch sein, „das wir brauchen", wie es im letzten Jahrgang der „Zeitschrift für Schulgeographie" (1896/97, S. 71) für wünschens- wert erachtet wurde, wenngleich es auch gerade in dieser Richtung sehr schwer sein dürfte, es jedem recht zu machen. — Von einer Aus- stattung der Schrift mit Bildern, Skizzen, Profilzeichnungen u. s. w. glaubte die Verlagsbuchhandlung absehen zu können, da ja der gegenwärtige Standpunkt der Schulkartographie und der Herstellung

10. Die fremden Erdteile - S. 14

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
— 14 — 5. Syrien. (282 000 qkra, 21/2 Mill. E., 9 auf 1 qkm). Syrien (so groß wie Italien), das östliche Küstenland des Mittel- meeres, ist im wesentlichen eine Kalksteinplatte, die sich nach dem Euvhrat und der syrisch-arabischen Wüste senkt und längs der Mittelmeerküste von Bergketteu durchsetzt ist. Man unterscheidet einen größern nörd- lichen Teil, das eigentliche Syrien, einen kleinern s. Teil, Palästina, und endlich als Anhängsel des Plateaus die Halbinsel Sinai. a) Das eigentliche Syrien, Soristan, zeigt iu seinem Boden- ansban drei von N. nach S. verlansende Längsstreifen: die Küsten- ebene mit der Mündung des Orontes, das Meridionalgebirge des Libanon und des Antilibanon mit dem dazwischen ver- laufenden Biuuentnle Cölesyrien, das der Leontes nach S., der Orontes nach N. entwässert, und das innere Hochland. Die Küsten ebene besteht in Nordsyrien aus einein breiteren Küstensaum, der landeinwärts von einem mäßigen Beigzuge eingehegt wird. Dieser wird von dem Orontes ^jetzt Nahr el-Asi stürmischer Fluß) durchbrochen, und dieses Durchbruchstal bildet seit altersher die natürliche Pforte vom Mittelmeer zum Euphratgebiet. Der südliche Teil der syrischen Kllstenebene ist das alte Stammland der Phönizier. Das schmale Küstenland trägt in zahllosen Mauertrümmern und Grabstätten das Gepräge einer einst dichten Besiedelung, gegen welche die gegenwärtige Ode scharf absticht. Die alten Häfen sind durch Hebung und Versandung der Küstenstrecken größtenteils unbrauchbar geworden. Der Libanon ( = weißes Gebirge, so genannt wegen seiner Kalkmassen) besteht aus zwei parallel in nord-südlicher Richtung streichenden Hauptgebirgs- zügen, dem w. eigentlichen Libanon und dem ö. Antilibanon. Beide Gebirge bestehen vorwiegend aus horizontal gelagerten Schichten der obern und mittleren Kreide, dem sogenanten Libanon-Tandstein, und werden durch das Einsturztal von Cölesyrien ( = Hohljyrien) voneinander getrennt. Aus der schmalen Küstenebene steigt der Libanon in ivohlbewässerten und fruchtbaren Terrassen auf, die fleißig angebaut und dicht bevölkert sind, so daß die Land- schast hier einem wohlgepflegten Garten gleicht. Die Hochwarten des Gebirges sind viele Monate reichlich mit Schnee bedeckt.*) Am Ostrande erhebt sich im Dahr el-Kodib der Kulm des ganzen Gebirgsstockes bis über 3000 in. Steil ist der Absturz nach Cölesyrien; fteilrandig erhebt sich auch aus dem Tal der Antilibanon als eine ausgedehnte felsig öde Wölbung. Seine Gebügs- natur ist im ganzen wilder als die des Libanon, voll senkrechter Bergwände, schauerlicher Schluchten und gefahrvoller (bei 1000 m hoch liegender) 'Pässe, aber auch mit lieblichen Tälern durchsetzt. Die höchste Erhebung ist der Ge- birgsstock des großen Herrn ort (2760 m). — Seit den frühesten Zeiten bildeten die Felsenkessel und Gebirgsstöcke beider Gebirge die Zufluchtsstätten verfolgter Volksstämme und Religionssekten, zu denen gegenwärtig die christ- lichen Maroniten und mohammedanischen Drusen gehören. Spärliche Reste von Zedern finden sich noch auf beiden Gebirgszügen. Cölesyrien (= Hohlsyrien), auch Befci (= Tal) genannt, ist ein Einsturzbecken, das in Form eines Längstales von mäßiger Breite zwischen beiden Gebirgszügen eingelagert ist. Es ist größtenteils mit tiefem Kulturboden bedeckt, von dem jetzt indes weite Strecken wüste liegen. Räch S. wird die Ebene von dem vielgeäderten Flußnetz des Litani (früher Leontes — „Löwen- *) „Aus seinem Haupte trägt der Libanon den eisigen Winter, auf seinen Schultern den lieblichen Frühling; in seinem Schöße ruht der reiche Herbst, und zu seinen Füßen an der Meeresküste schlummert im Schatten der Palmen der Sommer." (Arabisches Sprichwort.)
   bis 10 von 194 weiter»  »»
194 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 194 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer