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1. Europa - S. 16

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
— 16 — Hochalpen ist das Alpenglühen, welches an den Gipfeln und Schnee- 'flächen der Alpen vor Sonnenaufgang und nach Sonnenuntergang erscheint. Bei Heilerin Wetter übertrifft die sogenannte „erste Färbung" im glänzendsten Rot das gleichzeitig vorhandene Abendrot. Die „zweite Färbung" beginnt, wenn die Gipfel nicht mehr direkt von den Sonnen- strahlen getroffen werden. Dann bilden die mattleuchtenden Schnee- flächen und die rötlichgranen Gesteinsmassen einen prachtvollen Gegen- iatz zu dem tiefvioletten Himmel. Die Erscheinung verschwindet, wenn die Sonne 5—6° tief unter den Horizont gesnnken ist.*) (>. Wegsamkeit. Die Alpen übertreffen an Wegsam- feit alle Hochgebirge der Erde. Es rührt dies von der reichen Talbildung, der günstigen Tallagerung und der tiefen Ein- schartnng der Kämme her. Man unterscheidet Längs- und Quertäler, Haupt- und Seitentäler. Die Längstäler folgen dem Hauptzug des Gebirges und find gewöhnlich tiefe, in möglichst gerader Linie sich hinziehende, breite und von hohen Bergen eingeschlossene Furchen, die mit allmählicher Steigung bis tief in das Herz des Gebirges führen. Die wichtigsten Längstäler bilden der obere Rhein und die obere Rhone, ferner Inn („Engadin"), Salzach, Mnr, Drau >und Save. Die Quertäler, welche mehr oder weniger einen rechten Winkel mit der Richtung der Hanptgebirgsmassen bilden und sie sogar durchschneiden, sind bei weitem großartiger und malerischer als die Längstäler, sind voll unregelmäßiger Felsstürze, steilwandig und meist viel kürzer als die Längstäler. Die wichtigsten Quertäler sind die der Reuß und Etsch, das Rheintal von Ehur bis zum Bodensee, die Rhone vou Martigny bis zum Geuferfee und das Tal des Tessin. Der Wegsamkeit entspricht der Reichtum an Berkehrsstraßen.^*) Die ältesten derselben führen über die Pässe, tinter diesen ist das Stilsser Joch in den Ortleralpen mit 2700 m Höhe die höchstgelegene Kunststraße in den Alpen; andere sind der Mont Cenis-Paß, der Moni Gencvre, der kleine und der große St. Bernhard, die von Napoleon I.*"*) ge- schaffene breite Simplonstraß e und die Furkastraße, der St. Gvtt- .hardpaß, die Sp l ü g en st r a ß e, der Brenner mit Eisenbahn (1370 m) und der Semmering mit der Semmeringbahn. Die neue Brienz-Rothorn- Bahn (in den Emmentaler Alpen n. vom Brienzer See) erreicht die Höhe von 2252 m und ist somit die höchst gelegene Bahn Europas. — Die Wengernalpbahn im Berner Oberland, Zahnradsystem, ist reich an stets wechselnden Aussichten auf die Berner Hochalpen. — Dem Weltverkehr dienen die *) „Es sitzt die Königin hoch und klar Aus unvergänglichem Throne. Die Stirn umkränzt sie sich wunderbar Mit diamantener Krone. Drauf schießt die Sonne die Pfeile von Licht: Sie vergolden sie nur, sie erwärmen sie nicht." (Schiller, „Berglied ") *:;) Die wichtigsten alten „Römerstraßen" führten über den Mont Gencvre nach Gallien, über den Splügen in das s. und über die karnischen Alpen nach dem ö. Germanien. Nach dem Verfall der alten Römerstraßen bestanden bis in das 17. Jahrhundert die Alpenwege fast ohne Ausnahm? aus Saumpfaden. Seitdem sind zahlreiche Kunstwege angelegt. ***) Napoleon J. erbaute und erweiterte 7 Heer- und Fahrstraßen über .die Alpen.

2. Europa - S. 19

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
— 19 — Schweizeralpen, von dem „nach allen vier Straßen der Welt" Flüsse strömen: nach N. die Reuß, nach O. der Rhein, nach S. der Tessin und nach W. die Rhone. Über den St. Gvtth ardpaß führt eine uralte Straße von Deutschland uach Italien, die aber seit der Eröffnung der Gotthard bahn (Tunnel von Göschenen nach Airölo, 15 km lang) ihre Bedeutung verloren hat. Bon der nach S. führenden Gotthardstraße zweigt die Fnrkastraße ab, welche in sw. Richtung durch das liebliche Ursereutal au der Realper Reuß entlang in Schlangen- und Zickzackwindungen zumfurkapaß, einem beiderseits schroff abfallenden Joch zwischen dem s. Muttenhorn und dem n. Furkahorn, emporsteigt und sich dann wiederum in starken Zick- zackwindnngen zum Tal der jungen Rhone senkt. Die Fnrkastraße überschreitet demnach die Wasserscheide zwischen Reuß- und Rhonegebiet. Die Tessin er Alpen werden von dem oberen Tessin und andern Zuflüssen des Lago maggiore durchflössen. N. davon die Adula-Alpen mit dem Rheinwaldgletscher, den Quellen des Hinterrheins und der Via mala (= Unglücksweg), welche dem Lauf des Hinterrheius durch eine schauerliche Felsenschlucht folgt, sich dann in zwei Straßen verzweigt, von denen die eine w. zur Gotthard- straße, die andere ö. über den Splügen nach dem Comersee und dann weiter uach Mailand führt. Die Graubündner oder Rätischen Alpen, der westlichste. Zweig der Ostalpen, umschließen in einem n. und einem s. Zuge das obere Jnntal, auch Eng ad in genannt. Über die n. Kette führt der Juli er-Paß und der Septimer-Paß; zur s. gehört die Berninagruppe mit dem gleichnamigen Paß und den Jnnquellen. Der nördliche Alpenzng erfüllt die Mitte und den O. der Schweiz und besteht aus Gneis- und Kalkalpen. Die bedeutendste der einzelnen Alpenketten ist die der Bern er Alpen, welche sich n. der obern Rhone hinziehen und an Großartigkeit der Hochgebirgssormen den Walliser Alpen nichts nachgeben. Im ö. Teil mehrere Gipfel über 4000 m Höhe, so das Finsteraarhorn (4275 rn) mit dem Aaregletscher und den Quellen der Aar, das Aletschhorn mit dem Aletschgletscher, dem größten Gletscher des Alpengebietes (24 km), der in Europa nur von einigen norwegischen Gletschern übertroffen wird, die I u u g f r a u (4170 rn), das Schreck Horn (4 080 m) und das Faulhorn. Ostlich und w. dieser Gletscherwelt führen zwei Saum- Pfade über den Alpenzug nach dein Rhonetal: der ö. führt über den Grimselpaß, der w. über den Gemmipaß. Der n, Teil der Berner Alpen, soweit diese znm Kanton Bern gehören, macht das Bern er Oberland, das wegen seiner Gebirgsschönheiten und seiner Zugang- lichkeit viel von Fremden besucht wird, aus. Die Berner Alpen sind übrigens von allen Alpengebieten der Schweiz am dichtesten bevölkert. Zu den weitern Gruppen des n. Alpenzuges gehören die Vier- wald statt er Alpen, die sich w. vom Vierwaldstätter See und dem ^.uertal der obern Reuß hinziehen. Zu ihnen gehört der Titlis und der sagenreiche Pilatus, auf welchen eine Zahnradbahn führt. Ö. vom Vierwaldstätter See bis zum Züricher und Walensee die Schwyzer 2*

3. Europa - S. 20

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
— 20 — Alpen mit dem Rigi (1800 m), der seiner schönen Aussicht wegen sehr berühmt ist und aus welchen zwei Bergbahnen führen. Weiter ostwärts bis zum Quertal des Rheins die Glarner Alpen mit der Tödigrnppe, und im No., zwischen Züricher und Bodensee, die Thuralpen mit dem hohen Sentis. Die Alpen der Schweiz sind wegen ihrer erhabenen Gebirgssormen, großartigen Eisfelder und lieblichen Seen ein sehr beliebtes Reiseziel geworden. Die Schweizer Hochebene erstreckt sich in Form eines spitz- winkeligen Dreiecks zwischen Alpen und Jura vom Geufer See bis zum Bodeusee und Rhein und liegt durchschnittlich 540 m hoch. Tie wellige Ebeue ist wohlbewässert, namentlich mit vielen Seen geschmückt, im allgemeinen fruchtbar, daher das Hauptgebiet des Schweizer Acker- baus und Sitz einer großartigen Gewerbetätigkeit. Geologisch bildet die Schweizer Hochfläche nur einen Teil des nördlichen Alpenvorlandes, dem außer ihr noch die Oberdeutsche Hochebene, soivie ein schmaler Streifen zwischen der böhmischen Masse und den Alpen der öfter- reichischen Monarchie bis Wien hin angehören. Alle älteren Gesteine, die in den benachbarten Gebirgen der Alpen und des Jura eine bedeutungsvolle Rolle spielen, liegen auf der Schweizer Hochebene in unbekannter Tiefe; nur die Sandstein- und Schwemmlandbildungen des Tertiärs (Molasse) und der Glazialzeit setzen ihre oberflächlichen Schichten zusammen. Der besonders zur Eiszeit aus den Alpen auf die Hochfläche hinaustransportierte Gebirgsschutt hat das ganze Gebiet in eine dachförmig sanft nach Nw. geneigte Fläche ver- wandelt, die von alten und neuen Wasseradern regellos durchfurcht worden ist, so daß die ehemalige Flachlandschaft in ein anmutiges Hügelland ausgelöst er- scheint. Und diese „mit Hügeln und Bergrücken besetzten, von vielen und wasserreichen Flüssen durchfurchten und von einzelnen Seen unterbrochenen Gefilde bilden mit ihren Feldern und Obsthainen, ihren Wiesen und Wäldern, ihren netten Dörfern und betriebstätigen Städten einen angenehmen Gegensatz zu der wilden Großartigkeit und dem ungemeinen Formenreichtum der Alpen, deren weiße Schneehäupter in duftiger Ferne an vielen Stellen die Landschaft abschließen." (Oppel), Der Schweizer Jura ist ein nach No. streichendes Kalkgebirge, welches sich schroff und steil aus der Schweizer Hochebene ergebt. Er besteht aus schinaleu, lang gestreckten (bis 160 km langen) Ketten, die oft zu 10—12 parallel nebeneinander herlaufen, schmale Längstäler einschließen und in einzelnen Gipfeln sich über die Höhe der Schneekoppe erheben. Im No. steht der Kettenjura mit dem deutschet? Tafeljura in Ber- bindnng (vergl. Abteilung Iii, S. 51 ff). Wie dieser ist auch er wasserarm und reich an Höhlenbildnngen und Klüften. Trotz des rauhen Klimas und der geringen Fruchtbarkeit ist der Schweizer Iura dicht bevölkert. Die gewerbfleißige Bevölkerung treibt Uhren- und Seidenindnstrie oder erwirbt den Unterhalt in Hammerwerken, Glas- Hütten, Ziegeleien und Töpferwerkstätten, In seiner geologischen Entstehung ist der Kettenjura ein Faltengebirge, das gleichzeitig und durch denselben horizontalen Schub aufgewölbt worden ist wie die Alpen. Er kann geradezu als Außenzone der Alpen aufgefaßt werden, welche bei ihrer Auffaltung durch die starre Scholle der Schweizer Hochebene in größerer räumlicher Entfernung von den Alpen gehalten wurde. Wie bei den Alpen ist daher die Innenseite des Faltungsbogens die sö., die Außenseite die nw. Wie bei den Alpen so dreht sich die Streichrichtung des Schweizer Jura aus der n. in die nö. und schließlich an den stauenden Widerlagern der

4. Europa - S. 22

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
— 22 — Thunersee, sammelt aus zahlreichen Gebirgstälern die Wasser der Bergbäche des Alpen- und Juragebiets und nimmt den Abfluß der drei untereinander verbundenen Juraseen (Neuenbnrger, Murtener- und Bielersee) auf. In ihrer untern Laufstrecke vereinigt sie sich mit Renß und Limmat und mündet in den Rhein. — Die Limmat entspringt als Linth auf der Tödigruppe und durchfließt deu Walensee und den anmutigen Zürichersee. — Die Renß bildet in ihrem Oberlaufe vom St. Gotthard bis zum vielzackigen Vierwaldstätter See ein wild- schönes Alpenquertal. Bekannte Partien desselben sind die Schrecken- straße, die nene Teufelsbrücke, das Urner Loch und das Userental^) Der Vierwaldstätter See (114 qkrn) liegt so recht im Mittel- punkt der Schweiz, eingeengt zwischen hohe Felsen und wildromantische Ufer, und fällt durch seine vielgliederige, buchtenreiche Gestalt auf. Währeud die auderu Seen der Schweiz oval gernndet erscheinen, schickt dieses Seebecken kräftige Wasserarme nach allen Seiten hin ins Land. Jede Schisfswenduug bringt ein neues Wandelbild vors Auge, und hinter jeder Ecke der scharfbegreuzteu Ufer, deren Höhen mit Föhren gekrönt sind oder zu uackteu Felsen bis zu 2 600 rn Höhe emporsteigen, birgt sich eine neue, willkommene Überraschung. Zu deu Bergen in der Nähe des Sees gehören Rigi und Pilatus. Die Umgebung des Sees ist „die Urschweiz" und der Schauplatz der Tellsage.^) Seiner- ganzen Länge uach (42 km) wird der See vou der Reuß durchflössen, an deren Austritt die Stadt Luzeru liegt. Die Rhone (le Rhone) kommt von dem großen Rhonegletscher auf der Westseite des St. Gotthard und durchfließt zunächst in sw. Richtung bis Martiguy das Walliser Längstal, das dnrch ein mildes Klima ausgezeichnet ist und sogar Wein und Südfrüchte zeitigt. Bon Martigny ab wendet sich der Fluß in scharfer Biegung nach Nw. und bildet bis zum Geufersee ein Quertal. Der Genfer See (580 qkm), der größte aller Alpeuseeu, lagert sich halbmondförmig zwischen Jurahöhen und Alpenrand. Er zeigl viel mehr als der Bodensee den Charakter eines Alpensees, da im S. die Savoyer Alpen unmittelbar zum Ufer abfallen, im N. der Jura, im O. die Berner Alpen sich herandrängen. Seine Nordfeite ist von zahl- reichen Städten, herrlichen Schlössern und Villen umkränzt und gewährt einen herrlichen Ausblick aus die gegenüberliegenden Savoyer Alpen. Der Gegensatz zwischen dem lieblichen dichtbevölkerten Nordufer und dem s. schwach bevölkerten Alpenufer wird noch durch den Unterschied der Bevölkerung hinsichtlich der Staatszugehörigkeit und Konfession ver- schärft. Arn Austritt der Rhone ans dem See die reiche Stadt Genf. c) Das Klima weist infolge der bedeutenden Höhenunterschiede sehr große Gegensätze auf. Von Isothermen kann eigentlich nicht gut die Rede sein, da Polarklima und die milde, sonnige Lnft der Täler oft in unmittelbarer Nähe anzutreffen sind. Alls der Hochebene ist es im *) Vergl. Schillers „Berglied." **) Bergl. die Schilderungen des Sees — im Sturm, im Sonnenschein, zur Nachtzeit — in Schillers „Wilhelm Tell."

5. Europa - S. 23

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
— 23 — «allgemeinen trotz der s. Lage kälter als in Mitteldeutschtand. Milder ist es in geschützten Alpentälern, am Bodensee und Geufersee und besonders im Kanton Tessin, wo völlig italienische Luft herrscht. Tie reine Gebirgslust ist der Gesundheit zuträglich. Au Niederschlägen ist die Schweiz reich. Ein besonderer Wind ist der Föhn, ein warmer, aber oft orkanartiger Süd- und Südwestwind, der namentlich zur Zeit der Schneeschmelze auftritt. Ter Föhn, der früher wegen seiner Wärme als aus der Sahara stammend angesehen wurde, gehört zu den Fallwinden. Er entsteht, wenn durch die ostwärts fortschreitenden barometrischen Depressionsgebiete eine starke Luftdruckdifferenz zwischen der Nord- und Südseite der Alpen geschaffen wird. Besonders tritt er in Tälern auf der Nordseite der Alpen auf, die einen med- dionalen Verlauf aufweisen (Obere Reuß, Rhein n. von Chur u. a.). Infolge des niedrigen Luftdrucks auf der Nordseite der Alpen wird die Luft in diesen Tälern förmlich heruntergesaugt. Absteigende Luftbewegungen erwärmen sich aber und erscheinen infolge ihrer größeren Aufnahmefähigkeit für Wasser trocken <Lergl. Abteilung Iii, S. 16)." Im Frühjahre kann der Föhn furchtbare Verheerungen in der Kulturlandschaft anrichten durch die rasche Verflüssigung der winterlichen Schneemassen. Andererseits ist er aber für die Landwirtschaft sehr bedeutungsvoll. In vielen Tälern ist er geradezu wegen seiner Schmelz- kraft Bedingung für den Eintritt des Frühlings, lind im Herbst kommt es häufig nicht zur Reife gewisser Feldfrüchte (Mais), wenn der Föhn nicht weht. 2. Die Bewohner sind überwiegend (70 ^o) deutscher und zwar alamauuischer Abstammung. Fast das ganze Rheingebiet und das obere Rhonetal ist von Deutschen bevölkert. In den w. Kantonen, namentlich in Genf, Waadt und Neuenburg, ist die Bevölkerung französisch (22°/0), im Kanton Tessin und in 4 Granbündner Tälern italieuisch (7°/0) und in Graubünden (im Vorderrheintal, im n. Hinterrheintal und im Engadin) rätoromanisch (1%). Es gibt wohl kaum ein Land der Erde, wo auf so engem Boden- räum vier so grundverschiedene Volksstämme heimisch sind, die sich außerdem bei dem absondernden Einfluß der einzelnen Talsysteme noch wiederum in Untergruppen mit zahlreichen Mundarten gliedern und sich doch trotz aller dieser Unterschiede eins wissen im nationalen Einheits- gedanken und in der angestammten Liebe zur Freiheit. — Über die Hälfte der Bevölkerung ist evangelisch (reformiert) die übrigen sind katholisch. Das katholische Bekeuntnis herrscht in dem Alpenlande' in der Ebene hat sich die Reformation verbreitet. — Die Bevölkerungs- dichtigkeit ist sehr verschieden. In den Gebirgsgebieten wohnen nur 13—25 Leute auf 1 qkm, in den Jndustriebezirken aber 200—300. Unter den Kantonen ist Genf am dichtesten (439 anf 1 qkm), Gran- bünden cun geringsten (13 auf 1 qkm) bevölkert. Die hauptsächlichsten Nahrungsquellen sind in den Alpen- gebieten die Viehzucht, mit Milchwirtschaft und Käsebereitung, und der Fremdeuverkehr, der in einzelnen Teilen, wie im Berner Oberland und in der „Urschweiz", durch Beherbergung, Führerschaft und Transport der „Touristen" ansehnliche Erträge abwirft.-) In den Ebenen ist Industrie und Laudbau vorherrschend. Hervorragend *) Der Fremdenverkehr bringt der Schweiz eine durchschnittliche Jahres- einnähme (Brutto) von 50 Mill. Mk.

6. Europa - S. 25

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
— 25 — des Gotthardtunnels. — 3. (a. und b.) Samen, Hauptflecken von Unterwalben „ob dem Wald". — Stanz, Hauptflecken von Unter- walden „nid dem Wald". — 4. Luzern, Hst. des gleichnamigen Kantons, in schöner Lage am Vierwaldstätter See, Eingangstor zu den herrlichen Gebirgsgruppen der Urschweiz; starker Fremdenverkehr. — Sem pach, Schlachtort 1386. — 5. Z ng, Hauptort des gleichnamigen Kantons, des kleinsten der Schweiz. — Der Moorgarten, ein Berg- rücken, erinnert an die siegreiche Schlacht gegen Osterreich 1315. Die äußern Kautone: Glarns, St. Gallen, Appen- zell, Thurgau, Schaffhausen, Zürich, Aargan, Basel, Solothnrn, Bern umgeben die innern halbmondförmig in einem n. Bogen und sind der Ha nptsitz de r Sch w ei z er B a umw o llen- und Seidenindustrie, umfassen in der Hochebene auch das Haupt- a ck e r b a u g e b i e t der Schweiz. 6. Glarus, Hst. des gleichnamigen Kantons. — 7. St. Gallen,. Hst. des gleichnamigen Kantons, benannt nach dem h. Gallus, welcher im 7. Jahrhundert hier das Christentum predigte und das Kloster St. Gallen gründete, das lange Zeit Sitz der blühendsten Wissenschaft war. Die Stadt ist ein Hauptort blühender Gewerbtätigkeit, namentlich in Seidenwaren. — Rohrschach, wichtigster Bodenseehafen der Schweiz. — Psäfers, Bad in einer schaurigen Talschlucht. Die Wasser der warmen Quellen werden zum Teil nach Bad Ragaz geleitet. — An der obern Thür die frühere Grafschaft Toggenburg. — 8. (a. und !).) Appenzell (von Abbatis cella, Zelle des Abts, nämlich von St. Gallen), Hauptflecken, des Halb-Kautous Appenzell-Juner-Rhoden (von Roden, Ausrodung), dessen katholische Bewohner in ihren Alpentäleru noch mancherlei uralte Sitten ihrer Vorfahren bewahrt haben, wie dies z. B. bei Versamm- lnngen der Landgemeinde hervortritt. Hanptnahruugszweige sind Senn- Wirtschaft und etwas Hausindustrie (Stickerei). — H e r i f a n, Hst. des- sehr dicht bevölkerten Halb-Kantons Avpenzell-Anßer-Rhoden, dessen protestantische Bewohner sich in erster Linie von Baumwollenindustrie ernähren. — 9. Romanshorn, Bodenseehafen und Getreidemarkt im Thurgau. — 10. Schaafhausen, Hst. des gleichnamigen, an der rechten Rheinseite gelegenen Kantons Schaffhausen. Bei Schloß Laussen der Rheinfall. — 11. Zürich (151 Tsd. E.), Hst. des Kantons Z., erste Großstadt der Schweiz am Nordwestende des Züricher Sees, Hauptsitz für Seidenwaren-, Baumwollen- und Maschinenindnstrie, Haupthandelsplatz für den Verkehr mit Italien, berühmteste Universität des Landes. — Wintert hui: gehört zu den betriebsamsten Industrie- Plätzen der Schweiz.— 12. Aarau, Hst. vom Kanton Aargau a. d. Aar. — Badeu war mit seinen warmen Quellen (Aquae Helvetiae) bereits den Römern bekannt. — Die Ruine Habs bürg in der Nähe der Aar. -— 13. (a. und b.) Basel (110 Tsd. E.), am Rheinknie gelegen, selb- ständiger Stadtkanton, erster Handelsplatz der Schweiz, die große Pforte für Ein- und Ausfuhr des Landes, auch rührig im Gewerbefleiß (Seideu- industrie), segensreich wirkende Missionsanstalt. — Liestal, Hst. des- >valbkantons Basel-Land. — 14. Solothuru, Hst. des gleichnamigen Kantons, der vorwiegend Ackerbau treibt. — 15. Bern, Bundes--

7. Europa - S. 27

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
— 27 — Abbild der Alpenwelt. — Chur, Hst. in der Nähe des ersten Rhein- knies, am Vereinigungspunkt der obern Rheintäler, ehedem wichtig für den Verkehr nach Italien über den Splügen und andere Pässe. Zur Zeit der Römerzüge war Chur der letzte Rastort vor dem Alpenübergang, daher auch der Name, der von Curia = Kaiserhof abzuleiten ist. Anmerkung: Das Fürstentum Liechtenstein (159 qkm, 91/2 Tsd. E.), am Oberrhein, f. vom Bodensee zwischen der Schweiz und Vorarlberg ge- legen, mit deutscher katholischer Bevölkerung, war bis 1866 Glied des deutschet! Bundes. Hauptort ist der Flecken Liechtenstein, ehe- dem Vaduz geuauut. 3. Das Deutsche Reich. (Ist im Iii. Teil der „Länderkunde" besonders behandelt.) 4. Gsterreich-Ultgarn. (676 450 qkm, 47 Mill. E., 69,5 auf 1 qkm.)*) Überblick. a) Lage. Der Kaiserstaat Österreich-Ungarn nimmt den So. von Mitteleuropa im weiteren Sinne ein und ist hinsichtlich seiner Größe das 3. Reich unseres (Erdteils. Der 18. Meridian ö. v. Gr. schneidet das Reich ziemlich in seiner Mitte; denn vom nö. Teil des Plattensees, der in der Schnittlinie des genannten Meridians liegt, bis zum Bvdensee ist etwa ebenso weit wie bis zum Ostraude der Karpaten, nämlich 650 km. Trotz seiner vor- wiegend ostwestlichen Lagerung erstreckt sich das Reich mit einzelnen Teilen doch auch weit uach N. und S. Die Südspitze von Dalmatien liegt unterm 42. °, der Nordrand Böhmens unterm 51. 0 n. Br. Im Nw. grenzt der Staat au das Deutschs, Reich, im No. an Ruß- laud, im So. an Rumänien, im S. an Serbien und Bosnien, im Sw. an das Adriameer und Italien und im äußersten Westen an die Schweiz. Nur mit eiuem schwachen Flügel, der Halbinsel Jstrien und der Küste von Dalmatien, berührt das Reich die Adria, ist also vor- wiegend ein Binnenstaat. b) Die Bodengestaltung zeigt die größte Mannigfaltigkeit. Das Gebirgsland nimmt über des ganzen Bodengebietes ein. Die Hauptteile desselben sind 1. das Alpenland, welches sich als „Ostalpen" von den Schweizer Alpen bis zur Donau zieht, 2. das böhmische Becken mit seiner Umrandung, 3. diekarpaten. Das Tiefland umfaßt die Donaubecken, namentlich die weiten Tief- ebenen von Ober- und Niederungarn. *) Mit Bosnien und der Herzegovma.

8. Europa - S. 28

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
— 28 — c) Die Bewässerung ist eine reiche und gut verteilte. Fast das gauze Reich gehört zum Stromgebiet der Donau. Ju dem Tonaustrom besitzt die Doppelmouarchie eine große natürliche Wasser- straße zwischen dem W. und £)., da dieselbe in ihrer großen ostwest- lichen Ausdehnung von diesem größten Strom Mitteleuropas durch- flössen wird. Die Donau, in ihrem obern Lanf der Hauptfluß der oberdeutschen Hochebene, tritt bei Passau auf österreichisches Gebiet und durchfließt in ö., etwas nach S. abweichendem Laufe Ober- und Niederösterreich. Wiederholt treten die Gebirge unmittelbar an den Strom und bilden- Talengen, auf welche dann wiederum beckenartige Erweiterungen folgen. Solche sind das Linzer, Kremser und Wiener Becken, welches sich n. im Marchfelde fortsetzt. Die stufenweise Aufeinander- folge größerer und kleinerer Becken, welche dnrch Tal- engen voneinander getrennt sind, ist eine besondere Eigentümlichkeit des Donaugebiets. Bereits im Gebiet der oberdeutschen Hochebene tritt diese Eigenart in den Becken von Ulm, Ingolstadt und Straubing hervor. Die größten Becken liegen natur- gemäß um den mittleren und untern Stromlauf. Es sind dies die kleine Ebene von Ober Ungarn, die große Ebene vonnieder - uugaru und die walachische Tiefebene. — An Nebenflüssen gehen der Donau bis Preßburg rechts der Jun mit der Salz ach und die Enns, links die March zu. — In der Talverengung bei Preßburg drängt sich die Donau zwischen dem Leithagebirge und den kleinen Karpaten hindurch und bildet dann die fruchtbare Insel Schütt. Von den Alpen fließen ihr die Leitha und die Raab zu, vou deu Karpateu Waag und Grau. Bei Waitzeu driugeu rechts die Höhen: des Bakony-Waldes gegen den Strom vor; l. nötigt ihn das Matragebirge, seine bisherige Lansrichtuug zu ändern. Unter Bildung eines rechten Stromwinkels tritt der Fluß in die große Tief- ebene von Nieder uugaru ein, fließt bis zur Müuduug der Drau unter reichlicher Werderbilduug südwärts, nimmt auf der weitern so. Laufstrecke l. die Theiß, r. die San auf und tritt durch das an Stromschnellen reiche „eiserne Tor", zwischen den serbischen Gebirgen und den transsylvanischen Alpen, in die walachische Tiefebene ein, die er in einem flachen, nach N. geöffneten Bogen bis zu seiner Münduug ins schwarze Meer durchfließt. Die Wasserstraße der Donau ist an, eisernen Tor durch einen von 1890 -1896 erbauten Schisfahrtskanal geregelt worden, der an der ser- bischen Stromseite die Riffe, Klippen und Felsenbänke umgeht und für die Schiffahrt von hoher Bedeutung ist. Der Kanal verläuft zwischen zwei Stein- dämmen, 80 m breit und nahezu 3 km lang und kostete an b1^ Mill. Gulden. Selbst bei niedrigstem Wasserstande bietet der Kanal auch für Kriegsschiffe ge- nügendes Fahrwasser. In kulturgeographischer Hinsicht hat die Donau noch eine höhere Bedeutung als selbst der Rhein. Wie dieser war sie „Jahrhunderte hindurch der Grenzstrom des römischen Reichs. Die wichtigsten Übergangspunkte waren durch feste Plätze gedeckt, aus denen sich Uferstädte entwickelten. Auf diese Weise entstanden Regensburg (Castra Reginum), Passau (Batava C'astra), Wien (Vindobona) u. a. m. Durch das untere Donaut.il drangen zur Zeit

9. Europa - S. uncounted

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
Georg-Eckert-Institut Bs78 1 140 237 7 \ V

10. Europa - S. 30

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
— 30 — Vrtiibcr der Krone Ungarn: Ungarn mit Siebenbürgen, Kroatien- Slavomen und das reichsunmittelbare Gebiet von Finme. Unter österreichischer Verwaltung: Bosnien und die Herzegovma. 2. Landeskunde. 1 Das Alpenland. Das österreichische Alpenland macht (mit den Granbündner Alpen der Schweiz) den Zug der Ostalpen ans. Es gliedert sich in den zentralen Gneisalpenzug, die n. und s. Kalkalpen. a) Der zentrale Gneisalpenz ng beginnt mit den Tiroler Alpen. Diese umfassen das mittlere Jnntal von Finstermünz, bis Kufstein, die Ötztaler Alpen mit der Wildspitze (3780 m) und die Zillertaler Grnppe mit dem sangreichen Zillertal. Zwischen den beiden Hanptgebirgsstöcken liegt der Brenn er paß <1370 m), über welchen die Brenner Bahn führt. — Ö. setzt sich der Uralpenzug in den hohen Stauern fort, einem scharf ausgeprägten Kettenzuge zwischen dem Pinzgau, dem Tal der obern Salzach, und dem Pustertal, welches sich von der obern Trau über die Wasser- scheide des Toblacher Feldes zum Eisackflusse hinzieht. Unter den zahlreichen Hochgipfeln der hohen Tauern sind die bedeutendsten der Großglockner (3 800 in) mit dem Pasterzegletscher und der große Venediger (3 660 m). — Den ö. Flügel des Gneisalpen- zuges machen die erzreichen steirischen Alpen ans, welche sich n. und s. der Mur hinziehen. Den n. Zug bezeichnet man auch als niedere Tauern. Im s. Zuge der Semmering (980 m), den die Wien-Triester Bahn übersteigt. Die steirischen Alpen erreichen nicht mehr die Firngrenze. Der n. Kalkalpenzug wird durch die Längstäler des Inn, der Salz ach und der Enns von den Gneisalpen geschieden und von den genannten Flüssen nordwärts in Quertälern durchbrochen. Es gehören zu dieser Alpenzone die Vorarlberg er Alpen mit dem Arlbergtunnel (101/4 km lang), der das Rhein- und Jnngebiet verbindet und die Verkehrslinie zwischen dem Bodenseegebiet und den adriatischeu Seehäfen bedeutend abkürzt, ferner die deutschen Alpen, größtenteils auf deutschem Gebiet gelegen, die Salzburger Alpen, endlich die österreichischen Alpen, von der Salzach ostwärts bis zur Donau. Im w. Teil der österreichischen Alpen erhebt sich der Dachstein (3000 m), und n. davon breitet sich das salz- und seen- reiche Salzkammergut aus mit dem Schafberg ^1 780 m), dem „österreichischen Rigi," auf welchen eine Zahnradbahn führt. Den Ab- schluß der österreichischen Alpen bildet der Wiener Wald. Die f. Kalkalpen werden in ihrem w. Teil von dem größten Alpenqnertal, dem der Etsch, durchbrochen. Das Tal der obersten Etsch heißt Viutschgau. S. davon zeigt der Kalkalpenzug noch bedeutende kristallinische Einlagerungen, so die Ortleralpen mit dem Ortler <3900 m), dem höchsten Berge Österreichs, und dem Stilfser Joch mit der höchsten Kunststraße Europas (2 760 m)> auf welcher man aus dem Etschtal ins Addatal gelangt. Das Süd-
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