1903 -
Leipzig
: Dürr
- Autor: Hupfer, Ernst
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
2
Amerika.
setzt sich eine zweite Kette an. Beide gehen auseinander, schließen die
4000 m hohe Hochebene von Peru und Bolivia ein und kommen erst
im Knoten von Pasco wieder zusammen. Die östliche Hauptkordillere
mit Gipfeln von über 6000 in (Jllimani, Sorata) wird in mehreren
Quertälern von Flüssen durchbrochen. Die Hochebene ist sehr salzreich.
Die Westkordillere fällt hier in Terrassen zum Meere ab, die ebenfalls
falzreich sind. Eine solche Terrasse ist die Wüste Atacäma mit ungeheuren
Lagern von Glaubersalz, Chilisalpeter und Kochsalz. Vom Knoten von
Pasco aus verläuft das Gebirge wieder in zwei Hauptketten (während
sich eine östliche unbedeutende noch abzweigt) bis zum Knoten von Loja.
Vorher fließt der vom Knoten von Pasco kommende Amazonas in einem
tiefen Längstale, durchbricht sodann die Ostkette in zahlreichen Schluchten
oder Felsentoren, von denen das Pongo von Manseriche (manserltsche) das
großartigste ist. Vom Knoten von Loja bis zu dem von Pasto gehen
die beiden Ketten wieder etwas (40 km) auseinander und schließen die
durchschnittlich 2500 m hohe Hochebene von Quito ein, die durch Quer-
riegel in mehrere Teile zerlegt wird. Über die 3000 in hohe Kette
erhebt sich der mehr als 6000 in hohe Chimborazo (schimborässo), über
die um 1000 ni höhere Ostkette der 6000 in hohe Cotopaxi (kotopächi)
neben manchem anderen Vulkane.
Vom Knoten von Pasto aus ziehen sich die Anden in drei Ketten
fächerartig auseinander, dazwischen Raum lassend für große und breite
Längstäler. Die westliche Kette endigt auf der Landenge von Panama,
die mittlere erstreckt sich in nördlicher Richtung; die östliche zieht in nord-
östlicher Richtung zum Meere hin und endigt in der Küstenkordillere von
Venezuela, die wieder aus einer nördlichen niedrigeren Kette bis zur
Insel Trinidad und einer südlichen höheren besteht. Von der östlichen
Kette zieht sich ein niedrigerer Erhebungszug zu dem isolierten, 5000 m
hohen Massengebirge der Sierra Nevada de Santa Marta. Noch unge-
fähr 60 Vulkane sind in den Anden tätig, die in drei Gruppen geordnet
sind, in Quito, Bolivia und Südchile.
3. Das Klima. Die größere Hälfte des Gebirges liegt in der
Heißen, die kleinere in der südlichen Gemäßigten Zone. Danach, sowie
nach der Höhenlage ist das Klima sehr verschieden, in der Heißen Zone
meist bis 700 m Höhe sehr warm, zwischen 700—2000 in gemäßigt,
darüber kalt. Ebenso verschieden ist die Niederschlagsmenge. Dieselbe ist
sehr bedeutend an der Ostseite, weil hier der Passat seine Feuchtigkeit
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6
Tie Tiefländer Südamerikas.
birges, selbst für größere Dampfer befahrbar. Unter den mehreren
Hundert Zuflüssen sind gegen 20 größer als die deutschen Ströme. Die
bedeutendsten sind auf der linken Seite der Rio Negro, auf der rechten
der Ucayali und der Madeira, der größte aller Nebenflüsse. Durch die
Insel Marajo getrennt, mündet der Tokantins. Auch diese Flüsse sind
weithinaus schiffbar. Da sie alle sehr wasserreich sind und als Tieflands-
ströme einen ruhigen Lauf haben, sind sie für die Schiffahrt von großer
Bedeutung, zumal sie die einzigen Verkehrsstraßen in dem weiten Gebiete sind.-—
Das Klima ist wegen der Lage um den Äquator und der geringen
Höhe heiß; die Niederschlagsmengen sind sehr bedeutend, über 209 ein
jährlich. Bis 4 0 nach jeder Seite vom Äquator regnet es täglich unter
Gewittererscheinungen. Südlich davon fallen die Regen hauptsächlich mit
dem höchsten Stande der Sonne zusammen. Dann schwellen die südlichen
Nebenflüsse und auch der Amazonas gewaltig an (dieser bis 17 m) und
überschwemmen die Ebene weithin. Deshalb herrscht in dem ganzen
Gebiet eine heißfeuchte Luft. — Infolgedessen stellt sich das ganze Gebiet
landschaftlich als ein einziger mächtiger Urwald von üppiger Fülle und
großer Mannigfaltigkeit dar. Die verschiedensten Palmen, Polisander-
und Zedernbäume, Kautschuk liefernde Bäume, Chinarindenbäume, riesige
Farne stehen dicht beieinander, verbunden durch Schlinggewächse, die von
Baum zu Baum ranken, auf den Stämmen schmarotzende Orchideen und
Ananas. Hier hausen Jaguar und Puma, lebt das Tapir; in den
Zweigen tummeln sich Affen und Papageien, kriecht das Faultier; daneben
schwirren die kleinen Kolibris, Schmetterlinge und Käfer durch die Luft,
bewegen sich Schlangen am Boden, Krokodile im Wasser fort. — Es
wohnen in den ausgedehnten Wäldern nur über lj2 Mill. Indianer, die
meist von Jagd und Fischfang leben. Europäer haben sich nur an den
Flüssen niedergelassen; hier sind auch einige kleine Städte entstanden, die
Handel mit Holz und Kautschuk treiben. Von den Flüssen aus hat man
kleine Teile des Waldes ausgerodet, bez.- niedergebrannt und Plantagen
von Kakao, Chinarindenbaum angelegt. So ist das Tiefland des
Amazonas ein mächtiges Waldgebiet.
C. Die Ebene des Rio de la plata nebst Patagonien, ein weites
Steppengebiet.
Das südliche große Tiefland beginnt im Norden an der niedrigen
Bodenschwelle, die es gegen die Selvas begrenzt, und erstreckt sich
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Der Ostrand, niedrige Tafelländer. 9
betragen aber immer noch 2—3 mal soviel als in Deutschland. Nur
verteilen sie sich hier auf eine Jahreszeit, den Sommer. — Infolge der
natürlichen Bedingungen sind die Küstenketten und die Flußtäler mit dichten
Urwäldern von Palmen, Kautschukbäumen, Farbhölzern, Chinarinden-
bäumen bestanden. Dazwischen sind bis 300 km weit ins Innere Plan-
tagen von Reis, Kaffee, Rohrzucker, Baumwolle und Tabak angelegt. Im
südlichen Teile der Flachküste werden Getreide und Flachs angebaut.
Die inneren Flächen sind mit weiten Grassteppen bedeckt, auf denen
Rinder-, Pferde-, Maultierherden, im Süden auch Schweine gezüchtet
werden. — Die Bevölkerung ist daher an den Küsten dichter, im Innern
gering. Sie setzt sich dort meist aus den Nachkommen der eingewanderten
Portugiesen zusammen. Im südlichen Teile leben auch viele Deutsche.
Das Innere ist meist noch das Gebiet der Indianer. —
B. Das Hochland von Guayana.
Das Hochland von Guayana (gwajäna) nimmt den Norden des
Ostrandes ein und breitet sich zwischen dem Atlantischen Ozean (durch
Küsteuebeuen davon getrennt), dem Tieflande des Amazonas und des
Orinoco aus, einen Raum von 1 Mill. qkm einnehmend. — Das Ganze
ist ein niedriges, 500 m hohes Plateau aus Granit, dem einzelne Ge-
birgsketten aufgesetzt sind, die in östlicher Richtung streichen, über 1000 m
hoch sind und sich in einzelnen Gipfeln bis zu 2600 m erheben. Nach
Nordosten dacht das Hochland sich in breiten Stufen zum Meere ab. —
Es wird durch eine Menge von Flüssen entwässert. Die westlichen
sammeln sich im Orinoco; andere führen ihr Wasser durch den Rio
Negro dem Amazonas zu, noch andere eilen in den Ozean. — Das
Klima ist tropisch heiß das ganze Jahr hindurch mit vielen Niederschlägen
zu allen Jahreszeiten an der Küste und auf den Gebirgen, die nur nach
den Südwestabhängen etwas abnehmen. — Die ungesunde Küsten ebene,
die nordöstlichen Teile des Hochlandes sowie die Flußtäler sind mit
kräftigem Urwald von Palmen, an denen der Pfeffer emporrankt, Kakao-
bäumen, Campechebäumen bestanden; dazwischen breiten sich Pflanzungen
von Zuckerrohr, Kaffee, Baumwolle aus. Das Innere wird von großen
Grassteppen eingenommen. — Bewohnt ist das Küstenland von Europäern
und Negern, das Innere meist von Indianern. —
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10 Die Staaten Südamerikas.
§ 4. Tie Staaten Südamerikas.
1. Venezuela (weneßuela) ist doppelt so groß als Deutschland.
Die nördlichen Gebirge und der Osten find reich bewaldet, liefern Kautschuk,
Vanille, Chinarinde, ferner Gold, Kupfer und Petroleum. Im Küsten-
lande wird besonders Kaffee angebaut, daneben Kakao, Baumwolle, Zucker
und Tabak. In den Llanos werden Rinder, Pferde, Esel, Maultiere
und Schafe gezogen. Die sehr geringe Bevölkerung setzt sich besonders
aus Mischlingen, Negern und Indianern zusammen; die Anzahl der
Kreolen und Europäer ist sehr gering. Die Hauptstadt der Republik ist
Caracas, eine große Mittelstadt mit Handel. Ihr Hafen ist das
kleine La Guayra (gwäira); der Hafen für das Orinocogebiet, das
kleine Ciudad Bolivar sßiudäd boliwar).
2. Columbia, westlich von Venezuela, ist über doppelt so groß
als Deutschland. Die großen Waldungen der Gebirge und des Amazonas
liefern Bau- und Farbholz, Kautschuk. In Plantagen werden Kaffee und
Tabak, daneben Baumwolle, Kakao, Zuckerrohr und Ananas gewonnen.
Die Gebirge sind reich an fast allen Metallen, Kohle und Edelsteinen.
In den Llanos wird Viehzucht getrieben. Die sehr geringe Bevölkerung
setzt sich aus Europäern, Indianern, Negern und Mischlingen zusammen.
Der Hauptort der Republik ist die große Mittelstadt Bogotä, auf
einer Hochebene östlich des Magdalenenstromes in Höhe des Alpenkammes
gelegen. Auf der Landenge von Panamä gehört zu Columbia das kleine
Colon oder Aspinwalk (aspinuäll).
3. Ecuador (ekwadör), mit den vulkanischen Galäpagosinseln so
groß als England, liefert an den westlichen Abhängen Kakao, Kaffee,
Zuckerrohr und Tabak. In den höheren Regionen werden Getreide und
Kartoffeln gebaut, Rinder, Pferde und Schafe gezüchtet. Die östlichen
Urwälder liefern Bau- und Farbhölzer, Kautschuk und Chinarinde. Die
geringe Bevölkerung der Republik fetzt sich gleichfalls aus Kreolen, In-
dianern, Negern und Mischlingen zusammen. Der Hauptort ist die Mittel-
stadt Quito (kito) auf einer Hochebene. Der Hafen ist die Mittelstadt
G u a y a q u i l (gwajakil).
4. Peru, doppelt so groß als Deutschland, gewinnt in den Küsten-
gebieten Reis, Baumwolle, Zuckerrohr und Wein; in den höheren Gegenden
wird Getreide gebaut, Viehzucht von Lamas, Alpakas und Schafen ge-
trieben, deren Wolle teils verarbeitet, teils ausgeführt wird. Die östlichen
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12
Die Staaten Südamerikas.
kommen der Spanier, die Kreolen. Die Landessprache ist die spanische,
die Staatsreligion die römisch-katholische. Die Volksbildung steht auf
einer sehr niedrigen Stufe. —
7. Argentinien, fast 6 mal so groß als Deutschland, ist vor-
wiegend Viehzuchtstaat mit großen Herden von Rindern, Pferden, Eseln,
Maultieren und Schafen. Um den Paranä wird auch Ackerbau getrieben,
der sehr viel Weizen, auch Reis, Zuckerrohr, Obst und Wein, Tabak und
Baumwolle liefert. Der Bergbau ist trotz des Vorkommens von großen
Petroleumquellen im Nordwesten, von Salz, Kohle, Kupfer und den edlen
Metallen noch gering. Die Dichte der Bevölkerung ist auch sehr gering (2);
die Einwohner sind vorwiegend Kreolen, dann Mischlinge, wenig Indianer.
Die Hauptstadt Buenos aires (buenos äires) an der Mündungsbucht
des La Plata zählt 3/4 Millionen Einwohner. Ein andrer Handelsort
ist die Mittelstadt La Plata südlich davon. Am Paranä treibt die
Großstadt R o s ä r i o Ausfuhrhandel. —
8. Paraguay (paragwäi), fast V2 so groß als Deutschland, ist
ein Binnenstaat. Der fruchtbare Boden liefert Mais, Kaffee, Zuckerrohr,
Tabak, der Wald den Paraguaytee und Gerberrinde. Auf den Steppen
werden Rinder, Pferde und Schafe gezüchtet. Die wenigen Bewohner
sind Indianer und Mischlinge der letzteren mit den Spaniern. Der
Hauptort A s u n c i o n (aßunßion) ist eine Mittelstadt. —
9. Uruguay (urugtoai), 1/3 so groß als Deutschland, nährt sich
besonders von der Zucht der Rinder, Schafe, Pferde und Esel. Dazu
kommt Ackerbau auf Weizen, Mais, Gemüse, Obst und Wein. Die Be-
völkerung (4 aufs qkm) besteht aus Spaniern, Portugiesen und Misch-
lingen. Der Haupthandelsplatz ist Montevideo (200009 Einwohner).
Fray Bentos, eine Kleinstadt am Uruguay besitzt große Schlachthäuser
zur Bereitung des Fleischextraktes. —
10. Brasilien nimmt den ganzen Osten ein und umfaßt ein
Gebiet von über 9 Millionen qkm. Die riesigen Urwälder liefern seines
Holz (Brasil- oder Farbholz, Polisander, Zedern), dazu Kautschuk, China-
rinde. Der Ausfuhrhafen dafür ist die Mittelstadt P a r ä. In den
inneren Gebirgsländern wird Rinder-, Schaf-, Pferde und Maultierzucht
getrieben. Bei der Kleinstadt D i a m a n t i n o, werden Diamanten, Edel-
steine und edle Metalle gefunden. Die Küstenländer treiben Ackerbau
und zwar im Norden vorwiegend von Reis, Tabak, Baumwolle, Flachs,
Kakao und Zucker, die durch die Großstädte Peruambuko und Bahia
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Südamerika, eine ungegliederte Mulde :c.
Zone aus. Die Gliederung ist gering, das Land daher arm an guten
Häfen. Die Glieder Verhalten sich zum Rumpf wie 1:80. Der Erdteil
nimmt einen Raum von gegen 18 Millionen qkm ein.
Der muld enförmige Boden. Den hohen Westrand der
großen Mulde bildet das über 7000 km lange Kettengebirge der Anden,
das sich über 4000—5000 m erhebt, hohe Übergänge hat und steil
abfällt. Der Nordrand der Mulde entsteht durch die niedrigere Küsten-
kordillere von Venezuela. Der Ostrand baut sich auf durch das niedrigere
Bergland von Guayana und das von Brasilien, die auch noch nicht die
Hälfte der Andenhöhe erreichen. So ist der Ostrand bedeutend niedriger.
Von Wichtigkeit ist ferner, daß dieser Ostrand in der Orinocomündnng,
am Amazonas und im Süden auf große Strecken unterbrochen ist.
Während die Anden sich nach Innen steil senken, geht der Ostrand der
Mulde ganz allmählich in ein Tiefland über, das sich vom Norden nach
Süden ununterbrochen hinzieht, die Mitte der Mulde ausfüllt und einen
Raum von 2/3 des Erdteils einnimmt.
Das gleichmäßige Klima. Weil der Erdteil in der Heißen
Zone gelegen ist, das Tiefland nach Süden immer schmäler wird und
trennende Querriegel fehlen, so besitzt ungefähr ^ des Erdteils eine
Durchschnittswärme von über -{- 20 C. Von dem letzten Viertel hat
der größte Teil auch noch durchschnittlich über 10°. Da der größte
Teil der Mulde in der Heißen Zone liegt, der Westrand höher und der
Ostrand unterbrochen ist, so sind die Niederschlagsmengen bedeutend. Nur
die Gegenden, welche durch die kalten Meeresströmungen beeinflußt werden,
leiden unter Regenarmut.
Die reiche Bewässerung. Infolge der vielen Niederschläge
besitzt Südamerika sehr viele und bedeutende Flüsse. Wegen der Muldenform
weist der Westrand keinen nennenswerten Strom auf, vielmehr sammeln
sich die Wasser in der inneren Rinne zu gewaltigen Strömen, die sich
durch die Lücken am Ostrande ins Meer ergießen.
Dem landschaftlichen Charakter nach weist Südamerika
ungeheure Urwälder, weite Steppen und öde Gebirgsgegenden auf. Der
wirklich angebaute Boden ist gering. Dagegen sind die Wälder reich an
gutem Holze, an Wild, die Steppen an Herdentieren.
Die Bevölkerung ist sehr gering. Sie beträgt durchschnittlich
über 2 aufs qkm, das sind 40 Millionen Einwohner. Sie setzt sich aus
den Indianern als den Ureinwohnern, ferner den Nachkommen der ein-
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16 Mittelamerika, eine doppelte fruchtbare Gebirgsbrücke.
heiß, und da das Land unter dem Einflüsse des Nordostpassats steht und
Zenitalregen empfängt, auch sehr feucht, besonders an den niedrigen Küsten,
wo daher Fieber herrschen. Auch die Südwestabdachung erhält noch über
100 cm Regen im Sommer. — Das Landschaftsbild weist daher große
Waldungen mit Kokospalmen, Mahagoniholz (zu Cigarrenkisten verwandt)
auf. Auf den Stämmen wächst die Vanille. Zwischen den Waldungen
sinden sich Plantagen mit Baumwolle, Kaffee, Kakao, auch Zuckerrohr und
Tabak. Auf Kaktuspflanzen wird die Cochenilleschildlaus gezogen. An
der Südwestseite überwiegen wegen der trockenen Jahreszeit Steppen mit
Schaf- und Rinderzucht. — Die Bevölkerung besteht aus Indianern,
Mischlingen, etwas Negern und Weißen. Die Dichte beträgt nur 6—7.
Der Religion nach ist die Bevölkerung katholisch. Die Haupterwerbs-
quellen sind Plantagenbau besonders auf Kaffee, dann auch auf Kakao,
Tabak, Baumwolle, Zucker, ferner Rinder- und Schafzucht, Ausfuhr von
Holz. Das Land gliedert sich in 5 kleine Republiken: C o st a r i c a,
Nicaragua, S. Salvador, Honduras (ondüras), Guatemala
und den englischen Holzbezirk Honduras. Der bedeutendste Ort ist
die große Mittelstadt Guatemala. Der nördliche Teil der Landbrücke
gehört zu Mexico, der südliche zu Kolumbien. —
Die Jnselbrücke oder Westindien setzt sich aus den 4
großen Antillen (antiljen), den kleinen Antillen und den Bahama-(bähämä)
inseln zusammen und ist ungefähr 2/s so groß als Deutschland. Alle
liegen mit Ausnahme der meisten Bahamainseln in der Heißen Zone. —
Dem Boden nach sind die großen Antillen von Gebirgen erfüllt, die sich
bis über 20o0 in erheben, sich allmählich abflachen und in westöstlicher
Richtung streichen. Daneben sinden sich liebliche Hügel- und Tiefländer.
Der Boden besteht größtenteils aus Urgestein, ist sehr erzreich; auch
kommt Kalk vor. So ist der Boden sehr fruchtbar. Die kleinen Antillen
sind größtenteils vulkanischer Natur, daher auch sehr fruchtbar. Von den
Vulkanen hat der Mont Pele auf Martinique 1902 große Verheerungen
angerichtet. Die 600 Bahamainseln sind niedrige, kaum 60 m hohe
Koralleninseln, die auch fruchtbaren Boden besitzen. — Das Klima ist
überall tropisch heiß und sehr feucht durch Zenitalregen und Nordostpassat. —
Bei der geringen Ausdehnung der Inseln konnten sich größere Flüsse nicht
entwickeln; kleinere aber eilen nach allen Seiten dem Meere zu.
Infolge des fruchtbaren Bodens, des heißen und feuchten Klimas ist die
Vegetation sehr üppig. Auf den Gebirgsinseln finden sich überall dichte
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Übersicht von Nordamerika. Mexico.
eingeschlossen wird, die besonders im Süden sehr hoch und vulkanreich
sind. Hier erhebt sich der Pic von Orizaba 5500 m, also über die
Schneegrenze. Nach Nordosten löst sich das östliche Randgebirge in lose
zusammenhängende Hügelreihen auf. Im Norden bildet das Sierra Madre-
Plateau, eine 1200 in hohe Senke, aus welcher sich die nördlichen
Kordilleren erheben, die Grenze. Die Randgebirge fallen steil zu niederen
Küstenebenen ab. Das Hochland wird durch geringe Hügelreihen in
einzelne wellenförmige Ebenen zerlegt. Neben Urgestein und vulkanischen
Massen kommen im Innern Tonschiefer vor, die sehr reich an Erzgängen,
besonders von Silber, aber auch von Eisen, Kupfer, Gold, sowie an
Edelsteinen sind. —
3. Das trockne Klima. Die Luft ist sehr heiß; die mittlere
Jahrestemperatur beträgt im Süden über 30, im nördlichen Teile noch
20°, stuft sich aber mit der Höhe, der Gebirge ab. Die Niederschläge
sind nur an der Ostküste sehr beträchtlich. Im Innern erhält der südliche
Teil noch Zenitalregen, während der nördliche Teil der Hochfläche regen-
ärmer ist, jedoch noch 60 cm erhält. Durch die Höhenlage bedingt,
unterscheidet man 3 Regionen, bis 1000 m reichend das heiße und feuchte
Land, darüber bis 2500 m das gemäßigte und darüber hinaus das kalte
Land.
4. Die dürftige Bewässerung. Nur die Außenränder hin-
unter eilen viele Flüsfe, die zur Regenzeit große Überschwemmungen ver-
Ursachen. Das Hochland besitzt im südlichen Teile einige Flüsse, die in
tiefen Schluchtentälern die Randgebirge durchbrechen, für den Verkehr aber
ohne Bedeutung sind. Der Teil nördlich des Wendekreises ist abflußlos;
die kleinen Wasseradern ergießen sich hier in Salzlachen. Ein einziger
größerer Fluß, der Rio Grande del Norte, der auf dem Coloradoplateau
entspringt, begleitet den Ostrand an der Innenseite, durchbricht das Ge-
birge in tiefen Schluchten und begleitet nun den Ostrand an der Außen-
feite, zugleich die politische Grenze bildend. So ist die Bewässerung sehr
dürftig. —
5. Das Landschaftsbild ist den Naturverhältnissen gemäß
ein dreifaches. Die Küstenränder, bis 1000 m hoch reichend, sind mit
Wald bestanden, zunächst mit Palmen, höher hinauf Eichen, dann Nadel-
bäumen. Von Schlingpflanzen kommt die Vanille vor. Zwischen den
Waldungen gibt es Plantagen von Kaffee, Kakao, Tabak, an den West-
liehen Rändern Baumwollenbau. Auf der Hochfläche sind die Wälder
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Übersicht von Nordamerika. Mexico.
19
nur an den Flußufern zu finden. Hier wird im südlichen Teile Mais
und Weizen, im nördlichen Weizen gebaut. Auch Zuckerrohr, Kartoffeln,
Ananas, Bananen und Apfelsinen sind vertreten. Dazu ist freilich meist
künstliche Bewässerung nötig, besonders im Norden. Auch ist nur ein
Achtel angebaut. Weite Strecken sind Grassteppen mit Rindern, Schafen,
Schweinen, Ziegen, Pferden, Maultieren und Eseln. Denselben stellen
wieder Puma und Jaguar uach. Eigentümlich sind den Steppen die
Kakteen und Agaven, die die Trockenheit vertragen. Auf ersteren lebt
die rote Cochenilleschildlaus; aus dem Safte der Agaven wird ein Getränk
bereitet.
6. Die Bevölkerung ist sehr gering, nur 6 aufs qkm. Die
Haupterwerbsquellen sind Landwirtschaft und Bergbau. Die Landwirt-
schaft wird meist von großen Gütern, Haziendas, betrieben. Dazu kommen
etwas Woll- und Baumwollindustrie, Bereitung von Tabak und Cigarren,
Brennereien und Zuckersiedereieu. Das Land ist eine Bundesrepublik. Die
katholische Bevölkerung besteht größtenteils aus Indianern, Mischlingen
und Kreolen. Die Hauptstadt Mexico (mechiko) im Südosten der
Hochebene mit den schneebedeckten Vulkanen im Hintergrunde ist eine
Großstadt mit über Millionen Einwohner, die Gold- und Silberwaren,
Holzarbeiten, Tabak verfertigen und lebhaften Handel treiben. Der Hafen
davon ist Vera Cruz (wera krus), eine kleine Mittelstadt in ungesunder
Lage mit Ausfuhr von Kaffee, Tabak, Zucker, Vanille und Metallwaren.
P u e b l a, südöstlich von Mexico, ist eine Großstadt mit Metall-, Woll-
und Baumwollindustrie, sowie Handel mit Getreide. Guadalajara
(guadalächara) ist eine große Mittelstadt mit Metall-, Baumwollfabrikation
und Lederbearbeitung. S. Louis P o t o f I ist eine große Mittelstadt
mit Silberbergbau, Handel mit Vieh und Häuten. — So ist Mexico ein
von Randgebirgen eingeschlossenes, darum dünn bevölkertes Hochland. —
§ 8. Die Bereinigten Staaten von Nordamerika oder die Union,
das bedeutendste Kulturland Amerikas.
1. Die günstige Lage. Zwischen dem 25. und 49°. nördlicher
Breite, also mit Ausnahme des südlichen Teiles, der in der Subtropischen
Zone gelegen, breitet es sich im südlichen Teile der Gemäßigten Zone in
einer westöstlichen Länge von über 4000 km und einer nordsüdlichen von
über 2000 km aus und nimmt einen Raum von über 7,8 Mill. qkm
ein. Dazu kommt noch Aläska mit fast 1,4 Millionen qkm. Durch den
2*
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Die Vereinigten Staaten von Nordamerika oder die Union :c. 21
spiegel sinkt. Die übrigen Teile sind meist hügelig und reich an Sand-
boden. Der Sockel des Felsengebirges dacht sich als östliche Vorstufe
ganz allmählich nach Osten und Nordosten ab. Zwischen 1500—1200 m
besteht das Tafelland größtenteils aus Sandstein und Mergel. Um den
100. Grad geht es allmählich in eine niedrigere Stufe von 1200 bis
500 m über, die aus feinem Lößbodeu besteht. Das ganze Hochland ist
sehr reich an mineralischen Schätzen. Gold, Silber, Kupfer, Eisen und
Quecksilber werden in großen Mengen in allen Gegenden gefunden, be-
sonders aber in den Grenzgebirgen der Niederkalifornischen Ebene. Kleine
Steinkohlenlager kommen auch vor, vornehmlich zu beiden Seiten des
Felsengebirges. —
Das Klima ist auf den Hochflächen gemäßigt warm und konti-
nental. Im Winter werden die kalten Nordost- und Nordwestwinde
durch die Gebirgsmauern abgehalten, daher nur wenige Grade unter
Null vorkommen. Die Niederschläge sind im Felsengebirge und auf den
Hochflächen sehr gering. Sie sollen meist im Winter und Frühjahr; im
Sommer verdunstet die geringe Feuchtigkeit gar bald. Stelleuweise ist
die Hochebene sogar regenarm. Dagegen erhält der schmale Küstenstrich
im Westen sehr viel Niederschläge, besonders im Winter durch den Auti-
Passat. Die Wärme ist geringer, und es herrscht echtes Seeklima mit
kühlen Sommern und milden Wintern (noch begünstigt durch den warmen
kalifornischen Strom). Etwas Feuchtigkeit erlangen sogar die höheren
Teile des Felsengebirges an der Westseite durch den Antipassat. —
Die Bewässerung. Die wenigen Flüsse kommen von dem
Felsengebirge, auf dem sich 2 Quellzentren befinden. Das eine liegt
ungefähr unter dem 40.". Hier entspringen der Rio Grande del Norte,
der mit seinem Oberlaufe der Hochebene angehört, ein Quellarm des
Colorado. Nach Osten gehen mehrere Flüsse zum Mississippi. Das
andere Zentrum liegt unter dem 45. Grad. Von hier kommen der
Missouri und sein Nebenfluß Yellowstone nach Osten, der Snake-(snek)
fluß nach Westen und nach Süden der andere Quellfluß des Colorado.
Nachdem der Colorado die Ebene in einem sehr tiefen Canon durch-
flössen, mündet er in das Nordende des Golfs von Kalifornien. Die
Hochebene ist sehr trocken; meist finden sich nur einige Salzlachen und
Seen, darunter als größter der Große Salzsee. Die kalifornische Tief-
ebene wird durch den von Norden kommenden Sakramento, der sich mit
dem voil Süden kommenden San Joaquin vereinigt, entwässert.