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1. Physische Geographie - S. 41

1902 - Leipzig : Dürr
— 41 — auch Bruchspalten oder Schollenverschiebuugen, durch welche die Erdbeben einen nicht unwesentlichen Anteil an den Veränderungen der Gesteinshülle nehmen. Schiffer berichten über Geräusche und Stöße, die sie auf offener See wahr- nahmen, ohne daß am Wasserspiegel sich eine nennenswerte Bewegung merkbar machte. Man nimmt an, daß diese Erscheinung mit dem Beben des Meeresbodens, dem sog. Seebeben, zusammenhängt. 8 9. Die Veränderungen der Gesteinshülle durch äußere Ursachen. 1. Verwitterung. Jedes Gestein, so fest es auch sein mag, ist der Zerstörung ausgesetzt, sobald es an die Außenseite der Erdkruste gelaugt. Daher standen auch die Gebirge nie als die massigen Klötze da, als welche die obige Darstellung sie erscheinen ließ. Vielmehr waren von dem ersten Augenblicke ihrer Entstehung an mancherlei Kräfte an ihrer Oberfläche, wie überhaupt an der Gesteinshülle der Erde tätig, sie mecha- nisch zu zertrümmern und chemisch zu zersetzen. Die Gesamtheit dieser Vorgänge nennen wir die Verwitterung. Zunächst gebührt der Sonne ein hervorragender Anteil an der Zerstörung der obersten Gesteinsschichten. Je nach der Beschaffenheit ihrer Oberfläche, ihrer Lagerung, ihrer Farbe und Leitungsfähigkeit nehmen sie verschieden viel Wärme auf. Dadurch werden sie in verschiedenem Maße ausgedehnt, und ihre feste Ver- bindung hört auf. Dieselbe Wirkung wird durch den Unterschied zwischen der Er- wärmung der Gesteine am Tage und der Abkühlung in der Nacht hervorgebracht. In trockenen Gegenden, namentlich in Wüsten, ist er so groß, daß sie unter Klingen zerspringen. Im Laufe der Zeit zerteilt so die Soune die Steinbedeckung weiter Gesilde in immer kleinere Trümmer. Manche Felsarten saugen im Herbste die Niederschlagsfeuchtigkeit ein oder sammeln sie in ihren Ritzen und Sprüngen. Gefriert sie nun im Winter, so vergrößert sie ihr Volumen und zersprengt den Fels nach allen Richtungen. Er zerfällt im Früh- jähr dann in Schutt. Hochgebirge mit starken Winterfrösten sind daher der Schauplatz der großartigsten Gesteinszertrümmerung. Auch das Wasser an sich spielt bei diesen Vorgängen eine ungemein wichtige Rolle. Es löst chemisch und mechanisch viele Felsarten oder gewisse Bestandteile in ihnen auf. Ist es dazu selbst nicht im stände, so bedient es sich der ihm selten fehlenden Kohlensäure. Besonders sind der Wirkung des Wassers Kalk, Gips und Steinsalz unterworfen. Unter den Bestandteilen der Luft ist der Sauerstoff in dieser Hinsicht der wirksamste. Er veranlaßt die Elemente der Gesteine, ihre bisherige Verbindung aufzugeben und sich mit ihm zu verbinden. Ihr Zusammenhalt schwindet infolge- dessen. So überzieht sich der Basalt gleich dem Eisen mit einer Schicht ihn selbst zerstörenden Eisenoxyds. Endlich tragen auch die Pflanzen zum Zerfall der Gesteine bei, indem sie ihre feinsten Würzelchen in Spalten und Risse senden und sie erweitern, oder bei ihrer Verwesung die Bodenschichten mit Humussäure durchtränken. Der letztere Vorgang findet besonders in den Tropen mit ihrer üppigen Vegetation statt; der Boden

2. Physische Geographie - S. 44

1902 - Leipzig : Dürr
— 44 — bb) Das strömende W.a s s e r. (Flußerosion. *) Von größerer Wirkung ist das an der Oberfläche der Erde abfließende Nieder- schlagswasser, das, durch die Quellen verstärkt, sich zu Bächen, Flüssen und Strömen vereinigt. Die abtragende Kraft ist hier der unausgesetzte Stoß der sich hinabwälzenden Wassermassen, den das Erdreich erfährt. Ihre Größe hängt also von der Menge des Wassers und der Schnelligkeit seiner Fortbewegung oder seinem Gefälle ab. Das fallende Wasser muß demnach die größte erodierende Kraft besitzen. So haben denn die fließenden Gewässer zunächst überall die Fluß-- rinnen ausgehöhlt, in denen sie dahinströmen. In den Gebirgen dienten und dienen noch heute dabei die zahllosen Sprünge und Risse des Bodens als Angriffspunkte. In den meisten Fällen wirkt hier aber nicht nur der Wasserstoß, sondern auch das Geröll, welches an der Sohle des Flußbettes mitgeführt wird und im Laufe der Zeit die härtesten Gesteine zu durch- sägen vermag, zugleich aber selbst eine Zerreibnng zu Kies und Sand erleidet. Auf diese Weise erklärt sich die Entstehung der zahlreichen Q u e r t ä l e r. Bei Wasser- fällen und Stromschnellen wirken die Gesteinstrümmer wie Geschosse an den Wänden und dem Boden des Strombettes. Durch sie sind die Gebirgsklammen, tiefe, schmale Schluchten mit fast senkrechten Wänden, entstanden, die sich besonders in den Kalkgebirgen finden. Auch viele Durchbruchstäler sind die Wirkung von Wasserfällen. Die Flüsse, die ihren Weg durch sie nehmen, waren ehemals gezwungen, sich vor der jetzt durchbrochenen Bergkette aufzustauen. Hatte der so gebildete See die Höhe derselben erreicht, so floß sein Wasser an der niedrigsten Stelle über sie hinweg und stürzte auf der entgegengesetzten Seite in die Tiefe. Während das fließende Wasser sich von oben her in die Bergkette einnagte, zersägte sie der Wasserfall, rückwärts schreitend, zugleich von der Seite. So weicht der Niagarafall (Fig. 26) noch jetzt jährlich 0,33 m zurück, und die Schlucht, welche er schon ausgewaschen hat, ist 12000 m lang. Freilich glaubt man bei manchen Durchbruchstälern, z. B. dem Rheintale zwischen Bingen und Bonn, dafür Beweise gefunden zu haben, daß sie als Flußriuueu schon vor der Entstehung des Gebirges vorhanden waren und das Wasser ihnen mit der Emporfaltung desselben ihre heutige Gestalt gab. Am großartigsten zeigt sich diese Flußarbeit in den sog. Canons mancher Flüsse, wie sie sich vorzugsweise auf dem Hochlande Nordamerikas finden. Die Quellgebiete der Ströme desselben liegen in bedeutender Höhe auf den Abhängen des Felsengebirges, wo gewaltige Mengen von Niederschlägen fallen. Auf dem Plateau fehlen diese dagegen; seine Oberfläche ermangelte daher von je ihrer auf- lösenden und abtragenden Tätigkeit. Infolgedessen wirkte allein die erodierende Kraft der Flüsse in dem wenig widerstandsfähigen Kalk des Bodens, und so konnte sie auf Hunderte von Kilometern Schluchten einschneiden, deren parallele Wände sich 1000, ja 1500 rn hoch erheben, bald in steilem Absturz, bald in mächtigen Stufen. Die Sonnenstrahlen erreichen heute an vielen Stellen die Oberfläche des Wassers nicht mehr. Am bekanntesten ist der Canon des Colorado. Auch viele Höhlen und die unterirdischen Flußrinnen der Kalkgebirge sind durch die erodierende Tätigkeit des fließenden Wassers entstanden. Nicht selten verbinden die Rinnen mehrere Höhlen miteinander, in denen sich das * von lat. erodere abnagen.

3. Physische Geographie - S. 45

1902 - Leipzig : Dürr
— 45 — Wasser zu Seen aufstaut, wie es im Karstgebiete häufig der Fall ist. Es kommt hier auch vor, daß die unterirdischen Flüsse zu Tage treten, um nach kurzem Lause von neuem in Spalten zu verschwinden. — Was das fließende Wasser auf diese Weise von der Gesteinshülle abgelöst hat, führt es mit sich der Ebene zu. Wir nennen es sein Geschiebe. Es tritt in der Gestalt von Geröll. Kies und Sand auf. Massenhast ist es in Gebirgsbächen. Bei plötzlichem Hochwasser kann es den ganzen Talboden meterhoch mit Stein- blöcken überdecken und ihn so auf Jahrzehnte dem Anbau entziehen. Auf seinem Wege verkleinert sich das Geschiebe mehr und mehr. Verringert sich das Gefälle, so lagert es sich ab. Es entstehen so die S a n d b ä n k e in den Flußbetten und die Schwemmkegel an den Flußmündungen, die sich stetig erhöhen und endlich über den Sifl- 26. Der Niagarafall. Wasserspiegel erbeben, von dem Wasser nur noch in einzelnen strahlenförmigen Rinn- salen durchzogen. Man nennt sie D e l t a s nach ihrer meist dem griechischen /I ähn- lichen Form. Ihre Entstehung wird an der Küste durch die brandende Bewegung des Meerwassers begünstigt, die die fließende des Flußwassers aufhebt. Auch soll die Vermischung von^Fluß- und Meerwasser ein rasches Niederschlagen der Fluß- sedimente herbeiführen. Verhindern die Wogen das Anwachsen des Schwemmkegels bis zum Meeresspiegel, so entsteht vor der Mündung eine Barre, die die Ein- fahrt in den Fluß versperrt. Zahlreiche Flüsse aber erreichen das Meer noch mit solcher Strömung, daß sie ihre Geschiebe weit in dasselbe hineintragen. So ist

4. Physische Geographie - S. 48

1902 - Leipzig : Dürr
- 48 - Kürzere Zeit ist die Wirkung des Windes in den Wüsten bekannt, weil die wissenschaftliche Forschung erst spät in sie eindrang. Hier tritt seine wunder- bare Kraft in ihrem ganzen Umfange in die Erscheinung, weil er längs der Erd- oberfläche nur geringen Widerstand findet. Durch den Winddruck werden die verwitterten Felsteile abgehoben und als Sand weggeführt; in allen Höhlungen und Spalten macht er sich geltend. Alle eigentümlichen Formen der Felswüste, die zirkussörmigen Täler, die Säulengänge, die pilzähnlichen Felsen, die Wadis und Schluchten, sind sein Werk. Daneben übt der Wind eine schleisende Wirkung aus. Mit heftiger Gewalt treibt er die Sandkörner, mit denen er sich beladen hat, über den harten Boden, und überall wetzen sie an den Felsen und Steinen. Jede Unebenheit bietet neue Angriffspunkte. So entstehen die Schliff- flächen mancher Felsen. Aus anderen, die weiche Schichten zwischen harten enthalten, wird das weichere Gestein her- ausmodelliert. Einzelne Steine * werden abgerundet; sie bedecken zu Millionen den Boden der Kieswüste. Der Wind wirkt aber auch ausbauend. Die mitgeführten Massen scheidet er nämlich auf seinem Wege derart, daß er die schweren zuerst zu Boden fallen läßt, während die leichteren, meist Lehm, Ton und Kalk, über die Grenze der Wüste hinweg in das benachbarte Steppengebiet getragen werden. Hier sinken sie nach und nach zu Boden, häufen sich zu immer höheren Schichten an und bewirken die Entstehung des fruchtbaren Löß, der namentlich in China eine ungeheure Ausdehnung und Mächtigkeit erlangt hat, aber auch in Deutschland und Rußland (Tschernosjom) als ein Zeugnis ihres ehemaligen Steppen- charakters gesunden wird. Die Beobachtung der Wirkungen des Windes in der Wüste führte dazu, ihm auch größere Aufmerksamkeit in den Gebirgen zu teil werden zu lassen. Man fand dabei, daß er hier eine Hauptstätte seiner Wirksamkeit hat. Die Luftströme sind in den Gebirgen, wo sie weniger Kraft durch Hindernisse verlieren als in den unteren Regionen, außerordentlich stark. Daher wirken sie an Berggipfeln und Kämmen iu ähnlicher Weise wie in der ebenen Wüste. Die steilaufragenden Bergzacken des Hochgebirges erhalten zum großen Teile durch sie ihre Form. § 10. Die heutigen Formen der Gesteinshülle. (Urographie. **) 1. Di e Meeresbecken und die K ontinente. Die Gesteinshülle der Erde tritt in zwei Formen auf, als Meeresbecken und Festland. Es gehört zu den Errungenschaften der letzten Jahrzehnte, daß in großen Zügen auch schon ein Bild des Meeresbodens entworfen werden konnte. Man hat * Häufig findet man auch abgeschliffene Steine mit ebenen Flächen, die sog. Drei- k anter (Fig. 27). Da manche unserer Findlinge dieselbe Form haben, bezeugen sie , oak während der Jnterglazialzeit in unserer Heimat ein trockenes Klima und wahrscheinlich Die Form der Steppe herrschte. ** von gr. 6ros Berg.

5. Physische Geographie - S. 50

1902 - Leipzig : Dürr
— 50 — Belgien und das Rheinische Schiefergebirge*), 2. die Tafelländer, Gebiete mit dem ursprünglichen horizontalen Schichtenbau (Rußland, die Wüstentafeln Afrikas und Asiens, das Mississippi-Tafelland), und 3. die jüngeren Flach- böden, zu denen alle durch Aufschüttung gebildeten Flächen, also ausgefüllte Seebecken, Deltabildungen, vom Meere angeschwemmte Küstensäume, mit Geschieben der Eiszeit oder Staubmassen überdeckte Gebiete, gerechnet werden. 3. Die Erhebungen. Innerhalb der Flachböden oder zwischen ihnen finden sich häufig Stellen mit starkem Wechsel der Oberflächenneigung auf kleinem Räume. Es entstehen dadurch die mannigfaltigen Formen der Landerhebungen. Sie zeigen mindestens zwei gegeneinander geneigte Flächen, die sich im erhabenen Winkel treffen. Eine Erhebung mit unmerklich ansteigenden Seiten und flachem Scheitel wird Bodenschwelle genannt. Hebt sie sich merkbar aus der Umgebung heraus, so heißt sie Hügel oder Hügelkette; auch die Dünen der Küste und der Wüste, sowie die Moränen der Eiszeit gehören hierher. Steigt sie zu bedeutender Höhe über die Umgebung empor, so wird sie zum Berge oder Gebirge. Fällt eine Fläche von einer anderen mit deutlicher Absetzung ab, so entsteht eine Stufe (Frankenhöhe, Steigerwald), die bei bedeutendem Höhenunter- schiede den Charakter eines Randgebirges annehmen kann. Bei allen diesen Formen unterscheidet man, von unten nach oben empor- steigend, Fuß oder Saum, Böschung oder Gehänge und Gipfel oder Kamm. Die letztere Bezeichnung wird durch Rücken ersetzt, wenn die Erhebung in eine breite Scheitelfläche ausläuft, durch Grat, wenn sie schneidenförmig endet. Die Linie in der sich die Gehängeflächen treffen, heißt die Kammlinie. Die Gebirge sind nach ihrer Form 1. Massengebirge, d. s. geschlossene Erhebungen ohne hervortretende Gliederung des Umrisses (Harz), 2. K e t t e n - g e b i r g e, d.s. Erhebungen mit überwiegender Längsanordnung (Anden), 3. G e - birgsknoten, d. s. Erhebungen, die sich aus mehreren hart aneinander- gepreßten Ketten zusammensetzen (Pamir), 4. Gruppengebirge, d. s. Einzel- erhebungen, deren Fuß verschmilzt (Siebengebirge). Nach der Höhe** unterscheidet man (es wird dabei die mittlere Gipfelhöhe * Der Gebirgscharakter ist ihm erst durch die Flußerosion verliehen worden. ** Der senkrechte Abstand eines Punktes der Erdoberfläche von einem beliebigen anderen heißt seine relative, der von dem Meeresspiegel seine absolute Höhe. Depressionen haben negative Höhe. Addiert man die Höhen aller Gipfel eines Gebirges und dividiert man die Summe durch ihre Anzahl, so erhält man die mittlere Gipfelhöhe. In derselben Weise wird aus den Höhenzahlen der Pässe die mittlere Paßhöhe festgestellt. Das Mittel endlich aus der mittleren Gipfel- und Paßhöhe ergibt die mittlere Kammhöhe, also die Höhe des Gebirges nach Abtragung aller Gipfel und Ausfüllung aller Einsattelungen. Die Höbenmessung geschieht 1. durch Nivellement, wobei der Höhenunterschied zweier benachbarten Punkte durch horizontales Zielen nach senkrechten Maßstäben festgestellt wird, 2. dmch trigonometrische Berechnung, wobei aus mehreren Sehlinien nach der Spitze der Erhebung und den mittels des Theodoliten gemessenen Winkeln Dreiecke konstruiert werden und endlich die Höhe als Dreiecksseite berechnet wird, 3. durch Messung des Luftdruckes, wobei man sich auf das Gesetz stützt, daß derselbe mit der Höhe in geometrischer Progression abnimmt; man bedient sich dam des Barometers oder des Kochthermometers (der Siedepunkt rückt mit abnehmendem Lustdrucke herab).

6. Physische Geographie - S. 51

1902 - Leipzig : Dürr
— 51 — als maßgebend angesehen) 1. Berg- und Hügelland (<200 500, m), 2. Mittelgebirge (500—1500 m), 3. Hochgebirge. Die lehtere Art ist besonders in den großen Gebirgsgürteln der Erde vertreten. Nach ihrer Entstehung werden sie eingeteilt l.in tektonische Gebirge, die durch Verschiebungen der Erdrinde erzeugt wurden und daher a) alsfalten - gebirge (Schweizer Jura, Alpen), b) als Rumpfgebirge (die früh gebildeten Falten sind durch Verwitterung und Denudation längst abgetragen; Böhmerwald, skandinavisches Gebirge), e) als S ch o l l e n r a n d g e b i r g e (der Fig. 28. Das Elbsandsteingebirge, von der Bastei aus gesehen. deutsche Jura) und ä) als H o r st g e b i r g e (Harz) auftreten, 2. in E r o s i o n s - g e b i r g e, die sich durch Erosion aus Tafelländern bildeten (Elbsandsteingebirge; Fig. 28), und 3. in vulkanische Gebirge (Vogelsgebirge, Rhön). 4. Die Hohlformen. Die feinere Gliederung der Oberfläche der Kontinente wird durch gewisse Hohlformen hervorgerufen, die überall als Begleiterscheinungen der genannteil Bildungen auftreten. In allen läßt sich eine T i e f e n l i n i e erkennen, gegen welche die Gehänge der Umgebung geneigt sind. Es hat das seinen Grund darin, daß sie entweder durch die Tätigkeit des fließenden Wassers entstanden sind, oder von ihm schon früh aufgesucht wurden. Man unterscheidet sie 1. als Wannen, wenn sie annähernd ebenen Boden und ein allseitig abfallendes Gehänge aufweisen, 2. als Täler, wenn sie lang- gestreckt, schmal, mindestens nach einer Seite geöffnet sind und eine Sohle mit 4*

7. Physische Geographie - S. 54

1902 - Leipzig : Dürr
— 54 — 1642 die Entdeckung Australiens durch den Holländer Abel Tasman, seit welcher man zuerst ein Überwiegen der Wasserfläche auf der Erde annahm, und 1768 bis 1779 die Reisen des Engländers Cook*, durch welche der Meeresfläche mehr als das Doppelte der Landfläche zugewiesen wurde. Heute sind 96 °/0 der Erd- oberfläche bekannt; es bleiben also noch etwa 20 Mill. qkm zu erschließen. Das Verhältnis der Landfläche zur Meeresfläche ist auf Grund aller dieser Forschungen 1:2,54, so daß vou den 510 Mill. qkm der Erdoberfläche aus die erstere 144,5 Mill. qkm, auf die letztere 365,5 Mill. qkm entfallen. Die Verteilung auf die einzelnen Erd- gürtel ist dabei sehr verschieden. Nur in dem zwischen dem 40. und 70." nördl. Br. überwiegt das Land (etwa 60°/0), in allen übrigen aber das Wasser und zwar mit allmählicher Zunahme nach Süden. Die nördliche Halbkugel enthält etwa 40% Land, die südliche nur 17°/0. Die beste Scheidung der größten Land-- und Wassermasse erreicht man, wenn man sich die Pole der Erdkugel an die Nord- küste Frankreichs und südlich von Nen-Seeland verlegt denkt. Eine aufmerksame Betrachtung läßt folgende Gruppierung des Fest- l a n d e s erkennen: Die Kontinente erstrecken sich nach Norden mit ihrer breiten Seite, spitzen sich dagegen nach Süden zu. Daher sind die Landmassen der nörd- lichen Halbkugel nahe aneinandergerückt, während sich die der südlichen zu fliehen scheinen. Die erstereu konnten infolgedessen schon früh in Berührung treten. Etwa durch die Mitte der Festlandsmassen zieht sich eine mächtige Bruchzone, der die Mittelmeere der Neuen und Alten Welt, das Rote Meer und der ostindische Archipel zugehören. Nach der bekannten Einteilung des Festlandes und des Meeres entfallen auf die einzelnen Kontinente, Erdteile und Ozeane folgende Teile der Erdoberfläche: Alte Welt 93 Mill. qkm Neue Welt 42 „ Asien 44,2 „ Amerika (mit Grönland) 41,9 „ Afrika 29,8 „ Europa 10 „ Australien 8,9 „ Großer Ozean 176 Mill. qkm Atlantischer Ozean 89 „ „ Indischer Ozean 74 „ „ Südliches Eismeer 20 „ „ Nördliches Eismeer 15 „ „ § 12. Die horizontale Gliederung. Die Form der Erdteile und Ozeane wird durch deu Verlaus der Stute bestimmt, in der sie zusammentreffen. Sie läßt nicht selten, wenn man allein die Grundform oder den Rumpf ins Auge faßt, Ähnlichkeit mit geometrischen Figuren erkennen. Betrachtet man auch alle einzelnen Vorsprünge der Landmasse und ihre Zer- stückeluug durch Meereseinschnitte, so ergibt sich die horizontalegliederung * Sprich: kuk.

8. Physische Geographie - S. 55

1902 - Leipzig : Dürr
— 55 — des Erdteils oder Ozeans. Verschmälert sich das Land gegenüber den benach- barten Gebieten beträchtlich, so entsteht eine Landenge oder ein Isthmus, der sich stets als bedeutendes Hindernis des Verkehrs bemerkbar macht. Sind Stücke des Erdteils vom Rumpfe abgetrennt, so daß sie nur noch mit einem Teile ihres Umfanges damit zusammenhängen, so sprechen wir von Halbinseln (Landzunge, Landspitze oder Kap). Sie können auf doppelte Art entstanden sein: a) Durch Ab- gliederung (und zwar durch die zerstörende Kraft des Meeres, wie Neu-Schottland, oder durch Absinken der benachbarten Landmassen, wie Arabien); die geologischen Bildungen des Festlandes setzen sich in ihnen fort, b) Durch Angliederuug (der Boden zwischen einer Erdscholle und dem Festlande hob sich oder wurde durch Aufschüttung trocken gelegt, wie bei der Krim); sie sind geologisch selbständig und mit dem Festlande durch eine Tiefebene verbunden. Völlig vom Wasser umgebene Landstücke nennt man Inseln. — Dringt das Meer ins Land ein, so entsteht ein Meerbusen oder eine Meeresbucht (Bai). Verlaufen gegenüberliegende nahe Landmassen aus eine längere Strecke in etwa gleicher Entfernung, so bildet sich ein Zwischenmeer oder ein Kanal (Sund). Gewöhnlich nähern sie sich freilich durch Vorsprünge, die dann eine Meeresstraße oder eine Meerenge hervorrufen. Wird ein größeres Stück eines Ozeans auf mehreren Seiten von Teilen einer Festlandsmasse begrenzt, so nennt man es bei offener Verbindung mit demselben Golf, bei Abtrennung durch Inseln oder vorspringende Halbinseln Randmeer. Die Randmeere zwischen Erdteilen oder Kontinenten heißen Mittelmeere. Das Maß der horizontalen Gliederung bestimmt die Zugänglich-- keit eines Erdteils. Es wird am sichersten durch Vergleichung des Flächeninhaltes der Glieder mit dem des Rumpfes ausgedrückt. Sie verhalten sich bei Europa tüte 1: 2 Asien „ 1:3 Amerika „ 1:12 Australien „ 1:36 Afrika „ 1:47 § 13. Die Küste. Die mehr oder weniger steile Böschung des Festlandes an der Grenze zwischen Wasser und Land heißt Küste. Ihr unterer Saum wird Strand genannt. Nach der Größe des Böschungswinkels unterscheidet man zwei Arten. Neigt sich das Land allmählich unter den Wasserspiegel, so daß zuweilen selbst ein Strand nicht zu erkennen ist, so spricht man von einer Flachküste. Sie wird oft von Düueubildungen begleitet. Fällt es dagegen schnell zu einer Strandterrasse oder unmittelbar ins Meer ab, wie es häufig bei Felsküsten der Fall ist, so entsteht eine Steilküste. Sie ist seltener zu finden als jene. — Nach den geologischen Verhältnissen der benachbarten Landgebiete können sie sein a) Längsküsten (sie folgen den Flanken eines Faltengebirges und sind daher auf lange Strecken geschlossen; West- küste Südamerikas), b) Querküsten (sie finden sich, wo Faltenzüge, zum Meere hin ausstrahlen und das Wasser in die dazwischenliegenden Mulden eindringen kann;

9. Physische Geographie - S. 58

1902 - Leipzig : Dürr
— 58 — Koralleninseln mit steiler Böschung aus Tiefen von oft 4—5000 m aufsteigen, während die Korallentiere höchstens in einer solchen von 40—50 in leben, meinte er, daß der Ursprung jedes Atolls in einem Strand- riffe zu suchen sei, das rings um eine Insel sich bildete (Fig. 29). Sank Fig. 29. Fig. 30. Fig. 31. Nun der Meeresboden und mit ihm die Insel, so wuchs es nach außen, da der Wellenschlag den Korallen- tieren von dorther reichlicher Nahrung zuführte, und natürlich auch nach oben; es wurde zu einem Wallriffe (Fig. 30). Tauchte bei weiterem Sinken die Insel gänzlich unter das Wasser, so trat an ihre Stelle eine von einem Riffe umkränzte Lagune, ein Atoll (Fig. 31). Die Wogen schleuderten abgenagte Kalkstücke und ganze Blöcke auf den Ringwall, bis er dauernd die Fluthöhe überstieg und sich nun durch Samen, der von den Vögeln oder der Meeresströmung herbeigeführt worden war, begrünen konnte (Fig. 32). Die Lagune füllt sich zuweilen mit dem Schutte des zerstörten Jnnenrandes des Ringwalles. Wo Koralleninseln gesellig auftreten (äußere Jnselreihe Australiens), nahm Darwin große Senkungsselder an.

10. Physische Geographie - S. 59

1902 - Leipzig : Dürr
— 59 — Unerklärt bleibt nach dieser Theorie die Entstehung derjenigen die bis 100 m hoch sind. Da sie nur durch Hebung diese Höhe erreicht haben können, liegt es (nach Wagner) am nächsten, Faltungen des Meeresbodens nach vorheriger Senkung als Ursache ihrer Entstehung anzunehmen. Fragen und Aufgaben. Berechne die Größe der Glieder und des Rumpfes bei den fünf Erdteilen ! — Zeichne das Profil einer Flach- und einer Steilküste! — Nenne Küsteninseln! — Welche kultur- geographische Bedeutung hat die horizontale Gliederung eines Landes? — Welchen Wert für den Weltverkehr haben die verschiedenen Küstenformen? — Welche Bedeutung haben die Inseln a) im Haushalte der Natur, b) für den Menschen? Kapitel Iv. Die Wasserhülle oder Hydrosphäre. (Hydrographie.) § 15. Grundwasser und Quellen. Die Wasserhülle der Erde tritt zunächst in der Form des Grundwassers (§ 9) auf. Es fehlt dem Boden selten ganz, zeigt aber verschiedene Mächtigkeit. Im heißen Wüstenboden zieht es sich infolge der starken Verdunstung in bedeutende Tiefen zurück. Von den Höhen strömt es langsam den tieser gelegenen Gebieten zu, so daß in vielen Niederungen sein Spiegel in gleicher Höhe mit der Oberfläche des Bodens liegt. Am besten geben die vom Grundwasser gespeisten Brunnen seinen Stand an, in welchen auch der jahreszeitliche oder durch längere Trockenheits- und Feuchtigkeitsperioden hervorgerufene Wechsel beobachtet werden kann. In Fluß- tälern ändert der Grundwasserstrom nicht selten seine Richtung; in regenreichen Zeiten geht er zum Flußbette, iu trockenen dagegen macht er den umgekehrten Weg. Am Meeresstrande trifft man bei Bohrungen fast immer auf Süßwasser; es ist das Grundwasser, das vom Lande nach dem Meere abfließt. Im allgemeinen schließt sich indes der Spiegel desselben der Form der Erdoberfläche an. Wie es in vielen Gegenden große wirtschaftliche Bedeutung hat, so ist es in den Städten oft zum Krankheitsherde geworden. Wo nämlich nicht genügend für Abführung der Schmutzwässer gesorgt ist, wird es durch dieselben verjaucht und ruft Typhus- und andere Epidemien hervor. Absolut undurchlässig sind für die Niederschlagsfeuchtigkeit selbst die härtesten Gesteine nicht. Man nennt das in den Gebirgen vorkommende Wasser die Berg- seuchtigkeit. Der Betrag derselben scheint bedeutend zu sein; in Norwegen hat man im Granit Brunnen gebohrt, die selbst das zu industriellen Unternehmungen nötige Wasser reichlich lieferten. Vielleicht steht sogar der Wasserdampf der vulka- nischen Ausbrüche teilweise mit der Bergfeuchtigkeit im Zusammenhange. Wo das Grundwasser fließend zu Tage tritt, entsteht eine Quelle (§9).
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