1885 -
München [u.a.]
: Oldenbourg
- Autor: Geistbeck, Michael
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
^Grundzüge
der
eogrccpbie
Mittelschulen
sowie zum Selb st Unterricht
von
Dr. Michael Geiftverk.
Internate
e Schutbudu^rschnq|
Brauncduvcsg
hi:'buch Institut
Künchsu und Kmmg.
ruck und Verlag von R. Oldenbour
1885.
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- Inhalt: Zeit: Geographie
Vorwort.
Ein Lehrbuch der Geographie muß, wenn es allseitig entsprechen soll,
dreierlei Anforderungen genügen: den Forderungen der Wissen-
schaft, der Schule und des Lebens, — Das wissenschaft-
liche Moment dürfte iu oorliegendem Buche zum Ausdrucke kommen
einerseits in der sorgfältigen Darstellung der physikalischen Verhältnisse,
andererseits in der steten Rücksichtnahme auf die Wechselwirkung der
geographischen Objekte. — In methodischer Hinsicht war ich eifrigst
bedacht auf geeignete Stoffauswahl, möglichst übersichtliche Gliederung,
einfache und klare Sprache und ganz besonders auf zweckmäßige Grup-
pieruug des Materials. In letzterer Hinsicht fordert nämlich die
neuere Unterrichtsmethodik strenge Durchführung des Grundsatzes „erst
das Einzelne, dann das Allgemeine". Diesem Prinzipe gemäß, das in
anderen Unterrichtszweigen längst und mit bestem Erfolge Anwendung
findet, werden erst die einzelnen Landschaften eines Kontinents all-
seitig behandelt, und erst zum Schluß folgt eine allgemeine Über-
ficht. Nur auf diese Weise entsteht ja ein lebensvolles Bild einer
geographischen Landschaft, die allgemeine Übersicht ist nur eine wieder-
holende und zugleich vergeistigte Zusammenfassung des früher
Gegebenen, der Lehrstoff wird auf diese Weise tüchtig befestigt und die
Aneignung desselben seitens des Schülers wesentlich erleichtert. Auch
der Berausch aulichuu g des Unterrichtsstoffes dürfte genügend Rech-
nnng getragen sein, so durch die beigegebenen Kärtchen, durch den
häusigen Gebrauch von Verhältniszahlen u. s. w. — Endlich habe ich
in ziemlich ausführlicher Weise auch jene Partien der Geographie be-
handelt, in welchen sich dieselbe mit dem praktischen Leben berührt,
so die Rohproduktion, die Industrie, den Handel, das Verkehrswesen
u. s. w. Der geographische Unterricht kann sich, wenn er anders den
Forderungen des Lebens gerecht werden will, der Rücksichtnahme auf
diese Materien unmöglich entschlagen, ja ein Unterricht, welcher diesen
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Erste Lehrstufe.
Anfangsgründe.
I. Grundbegriffe der mathematischen Geographie.
Zi. Gestalt der Erde.
Unsere Erde hat die Gestalt einer Kugel. Es ergibt sich dies
aus mehreren Thatsachen.
1. Von herannahenden Gegenständen erscheinen zuerst die höchsten Spitzen,
und von sich entfernenden verschwinden diese zuletzt; folglich muß die Erd-
oberfläche gewölbt fein.
2. Erdumfegler sind, ^
obwohl immer in derselben ^ ^ - '
Richtung fahrend, doch Jpp^^
wieder zu ihrem Ausgangs- Mg. i.
Punkt zurückgekehrt; also muß die Erde eine in sich geschlossene Wölbung
darstellen.
Von anderen Beweisen für die Kugelgestalt der Erde kann erst später die
Rede fein.
Wegen der Kugelgestalt der Erde nennt man ein kleines Abbild der-
selben einen Globus (d.h. Kugel).
§2. Weltgegenden.
Man unterscheidet nach dem Stande der Sonne vier Weltgegenden:
Morgen oder Osten (0) ist da, wo die Sonne aufgeht, Abend oder
Westen (W) da, wo sie untergeht, Mitlag oder Süden (8) da, wo sie
am Mittag steht, Mitternacht oder Norden (N) da, wo die Sonne sich
bei uns nicht zeigt.
Zwischen diesen 4 Haupthimmelsgegenden liegen die 4neben-
Himmelsgegenden: Nordost (No) zwischen Nord und Ost, Südwest
(Sw) zwischen Süd und West, Südost (80) zwischen Süd und Ost,
Nordwest (Nw) zwischen Nord und West.
§3. Achse und Pole der Erde.
Jeden Morgen scheint die Sonne im O. aufzugehen, dann am Him-
melsgewölbe einen Bogen zu beschreiben und am Abend im W. hinab-
Geistbeck, Geographie für Mittelschulen. j
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Erste Lehrstufe.
zusinken. Dem ist aber nicht so. Die Gelehrten haben vielmehr nachge-
wiesen, daß die Erde sich innerhalb eines Tages um sich selbst
bewege, die Sonne aber ruhe. Genaueres hierüber wird später mit-
geteilt werden.
Jene gerade Linie, die man sich durch die Mitte der Erde von N.
nach S. gezogen denkt, und um die sich die Erde innerhalb 24 Stunden
dreht, ist die Erdachse. — Ihre Endpunkte heißen die Pole. Der
gegen N. gekehrte ist der Nordpol, der gegen S. gekehrte der Südpol.
§ 4. Äquator.
Äquator heißt der Kreis, den man sich von W. nach O. (oder von
O. nach W.) in stets gleicher Entfernung von beiden Polen um die Erde
gezogen denkt. Er teilt die Erde in eine nördliche und eine südliche
Halbkugel.
Da der Äquator wie jeder Kreis in 360 Grade (°) eingeteilt wird,
jeder Grad des Äquatorkreises aber 15 Meilen — 111 km beträgt, so mißt
der Umfang des Äquators 5400 Meilen oder 40000 km.
§ 5. Meridiane.
Meridiane sind Halbkreise, die von Pol zu Pol ziehen. Da man
sich durch jeden Grad des Äquators einen Meridian gezogen denkt, so zählt
man 360 solcher Meridiane. Als Anfangs- oder Null-Meridian
gilt bei uns derjenige, welcher an der Ostspitze der Insel Ferro vorüber-
geht; von hier aus zählt man 180° nach O. und ebensoviel nach W.
§ 6. Parallelkreise.
Parallelkreise heißen diejenigen Kreise, die man sich dem Äquator
parallel (gleichlaufend) um die Erde gezogen denkt. Solcher Kreise gibt es
90 auf der nördlichen und ebensoviele aus der südlichen Halbkugel. Ihre
Länge nimmt gegen die Pole hin ab (Fig. 3).
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Ii. Grundbegriffe der physischen Geographie.
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noch mit dem Festlande zusammenhängt, heißt eine Halbinsel. — Kleinere
schmale Halbinseln nennt man Erd- oder Landzungen. — Eine Landenge
oder ein Isthmus ist ein schmaler Strich Landes, welcher die Verbindung
zwischen zwei Landmassen herstellt.
§ 2. Maße.
Als Maßstab zur Ausmessung der Längen dienen das Meter und das
Kilometer (— 1000m) und zur Ausmessung der Flächen das Quadrat-
Kilometer (qkm); man versteht unter letzterem Maße ein Niereck oder
Quadrat, von welchem jede der vier Seiten ein Kilometer lang ist.
§3. Absolute und relative Höhe.
Das Land bildet nicht wie das Meer eine wagrechte Fläche, sondern
zeigt sich in den mannigfaltigsten Gestalten, von der sanften Anschwellung des
Bodens bis zu den Hochgipseln, die ewiger Schnee umhüllt.
Die Erhebung irgend eines Punktes der Erdoberfläche über die Meeres-
fläche heißt seine absolute Höhe, die senkrechte Erhebung über irgend
einen andern Ort seine relative Höhe. In der folgenden Figur sei Ab
diemeeresfläche,0v
eine Ebene; über sie
erhebt sich der Berg; f !
die Linie ac gibt hie- ^ ______
nach die absolute A--_________________i-______________B
Höhe, bc die rela- gig 5 a
tive an.
§4. Begriff und Arten des Hochlandes.
1. Hochland ist jedes Land, das über 200in absolute Höhe hat.
2. Das Hochland zerfällt je nach seiner Oberflächengestalt in Hoch-
ebenen, Berge und Gebirge.
3. Eine Hochebene ist eine solche Ebene, die über 200m Meereshöhe
hat. — Hochebenen nennt man auch Plateaux (platö), und wenn sie von
bedeutender Ausdehnung sind, Tafelländer.
4. Ein Berg ist jede auffällige Erhebung des Bodens über die nächste
Umgebung.
5. Gebirge ist eine stark zerklüftete, gegliederte Erhebungsmasse.
6. Öfters senkt sich ein Tafelland in mehreren Stnfenabfätzen zur
Tiefebene herab; diese Stufen (wie die Stufen einer Treppe, nur weniger
regelmäßig) heißen Terrassen.
§5. Gliederung der Bergge st alten.
An jedem Berge unterscheidet man drei Teile: 1. den Fuß am
Beginne der Bodenanschwellung, 2. den Scheitel oder die Krone als
höchsten Teil, 3. den Hang, die Abdachung als Verbindungsfläche
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abstürzenden Gehängen heißen Schlünde. Eine Vertiefung, die ringsum
von Gebirgen eingeschlossen ist, und deren Länge und Breite einander so
ziemlich gleich sind, heißt ein Kessel, und wenn sie flach und breit ist,
ein Becken.
§ 8. Tiefebene, Tiefland.
1. Eine Ebene von höchstens 200m heißt Tiefebene.
2. Weit ausgedehnte Tiefebenen nennt man Tiefländer.
§ 9. Die Beschaffenheit des Erdbodens.
In dieser Beziehung sind zu unterscheiden:
1. Fels- oder Steinboden; er besteht an seiner Oberfläche aus
Fels- oder Steinblöcken oder aus Steingeröll und Geschieben und ist für
Pflanzenwuchs nicht geeignet.
2. Saudiger Boden; er besteht entweder nur aus Sand und ist
dann unfruchtbar (Wüste), oder er ist mit andern Erdarten vermischt und
ernährt Pflanzen.
3. Erdiger (Humöser) Boden; man versteht darunter die lockere
obere Erddecke, meist von dunkler Farbe und für den Anbau von Pflanzen
vorzüglich geeignet.
4. Weichboden, d. h. ein von Wasser durchzogener und deshalb mehr
oder weniger weicher erdiger Boden.
§10. Vulkane und Erdbeben.
Eine besondere Art von Bergen sind die Vulkane. Es find das folche
Berge, an denen Ausbruchserscheinungen wahrgenommen werden. Dabei
werden aus trichterförmigen Offnungen am Gipfel (Krater) Feuersäulen,
Rauch, glühende Steine, Asche und Lava gewaltsam heraufgetrieben. —
Erdbeben sind Erschütterungen größerer oder kleinerer Teile des Erdbodens.
B. Das ll)asser.
§ 11. Quellen.
1. Quellen sind die Anfänge des fließenden Wafsers, das freiwillig aus
der Erde hervorbricht.
Sie entstehen meist dadurch, daß das Wasser
der Oberfläche in den Boden eindringt, sich auf
wasserdichten Gesteinsschichten sammelt und von
diesen nach dem Thale hin abfließt.
2. Ihrer Temperatur nach find die
Onellen kalt oder warm. Letztere heißt man
auch Thermen; solche sind z. B. der Sprudel
von Karlsbad, die warmen Quellen von Baden-
Baden, Wiesbaden.
a = wasserdurchlassende Schichten,
b = wasserdichte Schichten,
Q — Quelle.
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3. Solche Quellen, welche mineralische Bestandteile mit sich führen,
nennt man Mineralquellen; es gibt deren verschiedene: Salz-, Eisen-
quellen u. s. w.
§12. Flüsse.
1. Ein Fluß ist die Vereinigung mehrerer Bäche, welch letztere wieder
aus dem Zusammenfluß mehrerer Quellen entstehen. Flüsse mit großer
Wassermasse nennt man Ströme. Flüsse, welche sich in einen anderen
Fluß ergießen, nennt man Nebenflüsse.
2. Die Vertiefung, in der ein Fluß strömt, ist das Bett; die beiden
Landränder bilden das Ufer; nach der Laufrichtung eines Flusses unter-
scheidet man linkes und rechtes Flußuser.
3. Der Höhenunterschied
zwischen Quelle und Mündung
eines Flusses heißt das Ge-
fälle; so hat die Quelle der
Isar eine Höhe von 1800 m,
die Mündung derselben eine
Höhe von 300 m ; das Gefälle
der Isar beträgt somit 1800m
— 300 m = 1500 m (Fig. 9).
4. Die Stelle eines Flusses, an der sich derselbe in ein anderes Land-
gewässer oder in ein Meer ergießt, ist die Mündung. Erweitert sich ein
Fluß an seiner Mündung bedeutend (golfartig), so nennt man diese eine
trichterförmige Mündung (Fig. 10).
2000'"*
isoom
100u
600 m
30 0 m
M'
Fig. 9. Gefälle der Isar.
Q Quelle, M Mündung, M' Meeresspiegel,
Fig. 10. Fig. 11. Ng 12.
Spaltet sich die Mündung in mehrere Arme, so nennen wir sie ein
Delta (Fig. 11).
Eine Flußbucht, die durch Inseln oder Landzungen (Nehrungen) fast
völlig vom Meere abgeschlossen ist, heißt Haff, auch Lagune (Fig. 12).
5. Flüsse, welche in das Meer münden, heißen ozeanische Flüsse;
jene, welche in einen Binnensee münden oder sich in einen Sumpf verliere«,
kontinentale oder Binnenflüsse.
§13. Unregelmäßigkeiten des Fluß lauf es.
Eine Stromenge entsteht durch die Annäherung der beiden Ufer. —
Wo sich das Bett eines Flusses plötzlich stark neigt, wird eine Strom-
schnelle erzeugt. — Fällt das Flußbett senkrecht ab, oder bildet es gar einen
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§ 17. Das Meer.
Die große zusammenhängende Wassermasse, welche das Festland von
allen Seiten umgibt, heißt Meer. — Eigentümlich ist dem Meere ein
starker Salzgehalt, weshalb es bittersalzig schmeckt und untrinkbar ist.
§18. Glieder des Meeres.
Die Ozeane und Meere dringen mehr oder weniger tief in die Land-
massen ein und erscheinen dadurch wie Stämme mit Gliedern. Die Glieder
sind von verschiedener Größe und Gestalt und erhalten danach verschiedene
Namen.
Große Einbuchtungen in das Festland heißen Meerbusen oder Golfe;
kleinere Einschnitte werden Buchten oder Baien genannt; gewähren
sie den Schiffen Sicherheit gegen Wind und Wellen, so erhalten sie den
Namen Hasen.
Ein schmaler Meeresteil, der zwei Länder von einander trennt und
zwei Meere mit einander verbindet, heißt Meerenge, Kanal oder Straße.
§19. Grenzen des Meeres.
Der Teil des Landes, welcher das Meer begrenzt, heißt Küste.
Die Küsten sind
1. Steilküsten; sie werden durch hohe, steil zum Meere abfallende
Gebirgswände gebildet.
2. Flachküsten; sie senken sich allmählich zum Meere und unter dessen
Spiegel hinab; längs derselben finden sich meist Dünen, d.h. Sandhügel,
welche die Flachküsten gegen die Braudung (den aufschlagenden Wogen-
andrang) schützen.
3. Klippenküsten; sie sind meist Steilküsten, denen kleine Felsmassen
(Klippen) vorgelagert sind.
§20. Bewegungen des Meeres.
Das Meer fließt nicht in seiner ganzen Masse, wie die Ströme auf
dem Lande, aber seine oberen Schichten sind in beständiger Bewegung; wir
unterscheiden: 1. Wellenschlag, 2. Ebbe und Flut.
Die Welle entsteht durch den Druck des Windes auf die Oberfläche
des Wassers. — Ebbe und Flut ist das regelmäßige Steigen und Fallen
des Meeres, das von 6 zu 6 Stunden wechselweise erfolgt und hauptsächlich
der Einwirkung des Mondes zugeschrieben wird.
0. Die Luft.
§21. Die Luft im allgemeinen.
Die Luft ist ein dehnbar flüssiger Stoff, der die ganze Erde umgibt.
Der untere, dem Wasser oder dem festen Lande zugekehrte Teil heißt Dunst-
kreis oder Atmosphäre.
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§ 22. Wärme der Luft.
Wenn im Frühling der Schnee zu schmelzen beginnt, so können wir
dreierlei bemerken: a) er schmilzt rascher an sonnigen Abhängen als an
schattigen Orten: b) ein warmer Wind begünstigt sein Schmelzen außer-
ordentlich; c) die Thäler werden früher von ihm befreit als die Höhen.
Wir ersehen hieraus, daß die Wärme eines Ortes abhängig ist: a) von
der Strahlung der Sonne, b) von den herrschenden Winden,
c) von der Höhenlage. Von einem andern, für die Wärme der Luft
sehr bedeutsamen Punkte wird später die Rede sein.
Die Wärme der Luft wird durch das Thermometer (d. h. Wärme-
mesfer) gemessen. Derjenige Punkt des Thermometers, den das obere Ende
des Quecksilbers beim Gefrieren des Waffers erreicht, heißt der Gefrier-
Punkt (mit 0 bezeichnet); derjenige, welchen dasselbe beim Sieden des
Wassers erreicht, der Siedepunkt. — Der Abstand zwischen Gefrier-
und Siedepunkt wird in 80 oder 100 Teile (Grade) geteilt, das Stück
unter dem Gefrierpunkt in ebenso große. — Das Thermometer nach
Reanmur (reomür, abgekürzt R) ist das 80 teilige, das nach Celsius
(abgekürzt C) das 100 teilige. — Grade unter 0 werden mit — bezeichnet.
§23. Bewegungen der Luft.
1. Luftbewegungen oder Winde entstehen durch verschieden er-
wärmte Luftschichten. Die Luft der kältern Gegend fließt in der Nähe des
Erdbodens von dieser nach der wärmern, während in der obern Schicht der
Atmosphäre Luftströme von der wärmeren Gegend nach der kälteren gehen.
2. Die Winde werden mit besonderen Namen bezeichnet: 1. nach der
Richtung (Ost, West, Süd, Nord), 2. nach der Stärke (Winde, Stürme,
Orkane).
§24. Feuchtigkeit der Luft.
Die Luft enthält stets Wassergas, d. h. Wasser in unsichtbarer Gas-
form. Bei Abkühlung verdichtet sich dieses Wassergas zu Dampf- oder
Dunstmassen, die wir über uns Wolken, neben uns Nebel nennen.
— Schreitet die Abkühlung noch weiter fort, fo verwandelt sich der Wasser-
dunst in deutliche Tropfen oder sogar in Eisnädelchen; es bildet sich Tau
oder Reif (wenn die Abkühlung vom Boden ausging und nur die unterste
Luftschichte betraf), Regen oder Schnee (wenn die Abkühlung in der Höhe
erfolgte). — Am stärksten sind die Niederschläge in den hoch gelegenen
Gegenden; denn je höher man sich erhebt, desto kälter wird es, und die
wässerigen Dünste der Luft werden infolgedessen zu Regen und Schnee
verdichtet. Die Regenhöhe eines Landes wird nach Centimetern oder
Millimetern bestimmt.
Die Wärme-, Wind -und Feuchtigkeitsverhältnisse eines
Landes zusammen machen das Klima desselben aus.