1902 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Rohrmann, Adolf, Schröter, Franz Martin, Oehlmann, Ernst, Seydlitz, Ernst von
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Religionen. Bildung. Erwerbstätigkeit. 83
der Inden beträgt 600 0001. Sie leben hauptsächlich im O. unseres Reiches
und in den Rheingegenden, dann auch in vielen Großstädten, in Berlin 80 000.
An geistiger Bildung der gesamten Bevölkerung überragt unser Reich alle § 120.
anderen Großstaaten. Die Zahl unserer Volksschulen beträgt an 60000. Nur
die Franzosen haben, trotzdem sie 17 Millionen Einwohner weniger zählen, mehr,
nämlich an 84000. Aber die Verhältniszahl der Analphabeten ^ ist für das
D. R. günstiger mit 2,2 auf je 1000 Rekruten gegenüber 6,4 in Frankreichs.
Zahlreiche Gymnasien, Realgtmnasien und Oberrealschuleu leiten zu den Ge-
bieten der Wissenschast, noch zahlreichere Real- und Gewerbeschulen sorgen für
Ausbildung zu Handels- und gewerblichen Zwecken. Wissenschaftliche Hoch-
schulen bestehen 214, nämlich 20 vollständige Universitäten und die int Ausbau
begriffene Universität zu Münster. Die besuchtesten Universitäten sind die zu
Berlin, München und Leipzig. Für Maschinenbau, Baukunst, elektrotechnische
und chemische Berufsarten gibt es 10 technische Hochschulen^. Handelshoch-
schulen hat das D. R. 36.
Der Förderung gelehrter Bildung.dienen öffentliche Bibliotheken — die
größten sind die königlichen in Berlin und München —, wissenschaftliche Samm-
lungen und Institute, gelehrte Gesellschaften n. s. w. Aber auch die schönen
Künste, wie Musik, Malerei, Bildhauerei, Erzguß u. s. s., werden auf Knust-
akademieu (it. a. in Berlin, München, Dresden, Düsseldorf) und Kunstschulen (14),
sowie auf 21 Konservatorien, d. i. Musik-Lehranstalten, gepflegt (das im Auslande
berühmteste Konservatorium ist das zu Leipzig). Die deutsche Tonkunst überragt
die aller anderen Völker.
Erwerbstätigkeit. Den wichtigsten Nahrungszweig bildet der Acker- § 121.
bau, besonders im N., No. und S. des Reiches.
Die Erzeugnisse des Ackerbaues decken — mit Ausnahme der Kartoffeln
und Zuckerrüben —- bei weitem nicht unseren Bedarf. Daher muß Getreide
massenhaft eingeführt werdend — Die Viehzucht liefert treffliche Rinder,
namentlich in den Marschen und den Voralpen, Pferde in sämtlichen preußischen
Provinzen, besonders in Ostpreußen, Schlesien, Posen, Westpreußen, Schleswig-
Holstein, Hannover, ferner im Kgr. Sachsen, in Oberb^yern, Württemberg und
in Mecklenburg. Die Schafzucht geht infolge der Wolleinfuhr aus Süd-Afrika,
Australien und Argentinien reißend zurück. Sie wird vorzugsweise uoch in
Pommern und Mecklenburg betrieben.
Dem Ackerbau reihen sich an Gewerbtätigkeit oder Industrie, die
sich vor alleni ans Steinkohlen und Eisen gründet, und Handel.
1 Zählung von 1900. — 2 D. s. Leute, die weder lesen noch schreiben können.
3 Österreich-Ungarn hatte zu gleicher Zeit 21, Rußland 71 Analphabeten auf je
1000 Rekruten, Schweden dagegen nur 1,1, also nur halb so viel wie das D. R.
^ Königsberg, Greifswnld, Rostock, Kiel, Breslau, Berlin, Halle, Leipzig, Jena,
Göttingen, Martiurg, Gießen, Bonn, Heidelberg, Straßburg, Freiburg, Tübingen,
Würzburg, Erlangen, München, Münster. — Breslau, Bonn, Tübingen lmben je zwei
theologische Fakultäten.
6 Berlin, Hannover, Aachen, Danzig, Dresden, Braunschweig, Darmstadt, Karls-
ruhe, Stuttgart, München. — b Leipzig, Frankfurt ct. M , Köln.
7 Im Deutschen Reiche wurden im Durchschnitte der Jahre 1880 - 90 geerntet an
Roggen ö7/.j Mtfl. Doppelzentner, an Weizen 25,2 Mill., an Kartoffeln 238,7 Mill.
Eingeführt wurden 7,- Mill. Doppelzeittner Roggen und 5 Mill. D.-Z. Weizen.
6*
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Hamburg
Jttaruu ver*
Breslau
Milmbac,
<?4
Xamlcir/
Straßbi
Erklärung:
Industrie in : \\\W\leine/v,
c'' Baumwolle\ 'Jlliii, Wolle.
® ffiffl Seide,, Eisciv,
l Eauptplätze fmaschxn&l - u. Schiffbau.
> " f. Bierbrauerei,
Minrtin I
Erklärung -
m Steinkohle, & Braun fohle,,
L Eisen, -Blei, ff Schiefer,
k Bausteine, Lithoffr. Steine,
K Kupfer, & Gold-, < Silber. S Zinn
1 Zink, □ Steinsalz, o Sole.,
P Porzellanerde, M Mangan/.
Fig. 9. Die Bodenschätze des Deutschen Reiches.
Fig. 8. Gewerbckarte des Deutschen Reiches.
Erwerbstätigkeit.
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80
Politisch-statistische Übersicht.
Es gibt kaum ein gewerbliches Erzeugnis, das nicht in unserem Reiche
hergestellt würde. Am wichtigsten ist die Verarbeitung von Eisen, Schaf? und
Baumwolle, Zuckerrüben, Chemikalien, Seide, Holz und Flachs. In der Eisen-
Verarbeitung genießen die Kruppschen Werke, die Gußstahlsabrikeu in Bochum und
Hörde und zahlreiche Maschinenfabriken Weltrnf. Im Ban und in der Ausrüstung
von riesigen eisernen Kriegs- und Handelsschissen haben wir in kaum 20 Jahren sogar
die Engländer erreicht, im Schnelldampferbau (Vulkan) sie übertrossen, Ausgezeichnet
ist unsere Herstellung von Rübenzucker (am bedeutendsten in der Provinz Sachsen),
ferner von Holzwaren (Sonneberg, Nürnberg, Erzgebirge u. a.) und Papier, wie
die Verarbeitung des Tabaks. In der Biererzeugung kommen uns betreffs der
Güte, aber nicht anmasse, nur die Österreicher gleich. Hochentwickelt ist die Leder-
industrie in Berlin und Offenbach, die Glasfabrikation im s.o. Brandenburg,
in Schlesien, im Böhmisch-Bayrischen Walde, um Dresden und Aachen, die Per-
zellanherstellnng in Meißen, Berlin, Waldenburg, München und Dresden, die
Möbelfabrikation in Berlin, Dresden, Mainz, München, Breslau, Krefeld
und der Klavierbau in Berlin, Stuttgart, Leipzig, Dresden, Barmen, Breslau,
Kassel, Hamburg. ''S. Fig. 8, S. 84.
Zur Hebung des Handels rief Preußen seit 1828 den Zollverein ins
Leben, dem 1834 bis 1852 der Deutsche Buud mit Ausnahme Österreichs, der
Hansestädte, Holsteins und beider Mecklenburg beitrat. Jetzt umfaßt er das
Deutsche Reich -—- ausgenommen Helgoland, die Freihafengebiete1 von Hamburg-
Altona, Bremen, Bremerhaven, Geestemünde, Emden — und Luxemburg. — Uber
den deutschen Welthandel s. die Übersicht2 S. 110.
Viii. Aolitisch-statistische Averficht des Deutschen Welches.
122. a) Teile, Größe, Grenzen des Deutschen Reiches. Unser am 18. Januar
1871 gegründetes Reich bilden 26 Einzelstaateu^, nämlich:
4 Königreiche,
6 Großherzogtümer,
5 Herzogtümer, ' 3 Freie Städte,
7 Fürstentümer, 1 1 Reichsland.
Das Deutsche Reich umfaßt 540000 qkrn, d. i. etwa deu 18. Teil
Europas, und mit 56mill. (1890: 49] Mill.) E. fast der Bevöl-
kerung des ganzen Erdteils und etwa -2y derjenigen der ganzen Erde'.
Seiner Oberfläche nach ist es der vierte, seiner Einwohnerzahl nach der
zweite Staat Europas. 54,3 % wohnten 1900 in städtischen Gemeinden
(über 2000 E.).
123. d) Verfassung und Verwaltung. Das Deutsche Reich ist ein nnanf-
löslicher Staatenbund. An seiner Spitze steht der König von Preußen
als Deutscher Kaiser. Seit dem 15. Jinii 1888 regiert Wilhelm Ii.
Der Kaiser hat das Reich völkerrechtlich zu vertreten, im Namen deö
i D. f. Gebiete, innerhalb deren die Ein- und Ausfuhr keinen oder nur geringen
Abgaben unterliegt.
- Die Zahlen solcher Übersichten, die nicht zum Auswendiglernen bestimmt sind,
unterliegen notwendigerweise fortwährenden Veränderungen.
^ Die einzelnen Staaten, bezw. Provinzen sind eingehender behandelt in den Landes-
künden, die in gleichem Verlage zur Ergänzung des Seydlitz erschienen sind. S. S. 4
des Umschlages, 4 Einschließlich der Schutzgebiete der Erdbevölkerung.
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Baden. Elsaß-Lothringen.
91
Rhein vom Bodensee bis über den Neckar und bis zum Bierecke des
Mains. Es umschließt sast den ganzen Schwarzwald, einen großen Teil
der Oberrheinischen Tiefebene, hat auch Anteil am Iura, am Neckar-
Berglande, am Odenwalds, im N.o. endlich am Fränkischen Stufenlande.
Den Grund zum badischen Staate legte im 11. Iahrh. Berthold der Bär-
ttge, Herzog von Zähringen. Nach mehrfachen Teilungen kamen die gesamten
Besitzungen der Zähringer, die seit 1130 Markgrafen von Baden hießen, 1771
an Karl Friedrich, der 1803 Kurfürst, 1806 Großherzog wurde. 1815 erhielt
Badeu seine jetzige Größe. — Konstitutionelles Großherzogtum. Großherzog
Friedrich. 2 Kammern. 4 Landeskommissariats-Bezirke: Konstanz, Freiburg,
Karlsruhe, Mannheim.
Erwcrbstätiflkeit: Ackerbau (Getreide, darunter Mais, über Bedarf, außer-
dem Hopfen, Hanf, Wein, Massen von Obst, Tabaks. Heilquellen, besonders im
Schwarzwaldgebiete, am berühmtesten Baden-Baden. — Keine Eisen- und Steinkohlen-
schätze, dennoch erhebliche Gewerbtätigkeit: Verarbeitung von Baumwolle in Offen-
bürg, bei Karlsruhe und im f. Schwarzwalde (St. Blasien u. a.), Gold- und Silber-
waren lpforzheim), Seidenverarbeitung (Freiburg''. Hausindustrie im Schwarz-
walde (Uhren, Musikwerke, Schlosser- und Holzwaren!. Die Wasserkräfte des Gebirges
werden dem Großgewerbe mehr und mehr dienstbar.
Städte-Tabelle.
Name und Lage
Bezirk
Karlsruhe r. v. Rhein, n.w. v. untern
Schwarzwalde...........
Mannheim a. Rh. u. a. Neckar ....
Freiburg a. d. Dreisani i. Breisgau . .
Pforzheim a. d. Enz.........
Heidelberg a. Neckar u. a. Königstuhl. .
Konstanz a. Bodensee...... . . .
Baden-Baden i. Schwarzwald s. v. Aus-
tritt der Mnrg...........
Rastatt a. d. Murg.........
Offenburg a. d, Kinzig........
Lahr s.w. v. Offenburg........
Bruchsal n.ö. v, Karlsruhe......
Karlsruhe
Mannheim
Freiburg
Karlsruhe
Mannheim
Konstanz
Karlsruhe
Einwohn,
in Taus.
97
141
62
43
40
21
16
14
14
14
14
Kriegsgeschichtlich bekannt: Wiesloch 1622, Sasbach 1675, Heidelberg
1688/9.
4. Reichsland Elsaß-Lothringen2. 14500 qkm (fast = Baden), § 129.
1,72 Mill. E., 118 auf 1 qkm. f Katholiken (76%, Bistümer Straß-
burg und Metz), fast \ Evangelische (22%). Ein Winkelhaken w. vom
Oberrhein. Das Elsaß reicht vom Schweizer Jura n. bis zur Lanter und
w. bis zum Kamme des Wasgenwaldes. Lothringen erstreckt sich im
N.w. bis über die Mosel.
Im 4. Jahrhundert wurde das Elsaß von Alemannen erobert, Lothringen von
Franken, die anch in den n. Teil der Rheinebene vordrangen. Beim Zerfall des
1 1890/91 fast 0,4 des Gesamtertrags im Reiche.
- Rudolph, Heimatkunde des Reichslandes Elsaß-Lothriugen, 2. Aufl. Breslau 1900.
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Hessen, Thüringische Staaten.
93
Erwcrbstätigkeit: Hauptsächlich Ackerbau (Getreide, Obst und Wein um
Oppenheim, Nierstein, Laubenheim, Oberingelheim u. a.). Lederwaren-
Herstellung (Offenbach», Handel (Mainz, Worms, Bingen). Bad Nauheim in der
Wetteran vor dem ö. Taunus.
Kriegsgeschichtlich bekannt: Mainz 1792.
6.—13. Thüringische Staaten12300 qkm, 1,4 Mill. E-, Iii2©, auf § 131.
1 qkm. Evangelisch, nur 2°/0 Katholiken. — Acht kleine Staaten, die
den Thüringer Wald einschließen und u. über die Unstrut hinaus, ö.
über die Elster reichen.
Das heutige Thüringen bildete im 9. und 10. Jahrhundert den Westen der
bis zur Elbe reichenden Thüringer Mark. Später wurde es von Land-
grasen (darunter Ludwig der Springer 1056—1123) beherrscht und kam 1247
an das Haus Wettiu, 1485 an die ernestinische Linie desselben. Seit dem Über-
gang der Kurwürde auf die albertinische Linie 1547 heißen die ernestinischen Fürsten
Herzöge von Sachsen. — Aus anderen Geschlechtern stammen die Fürsten von
Schwarzbnrg und von Reuß. Wiederholte Erbteilungen führten zu der Zersplitte-
rung der Länder
Sämtliche Staaten sind konstitutionelle erbliche Monarchien mit je 1 Kammer.
Erwerbstätigkeit: Landwirtschaft (Getreide, Zuckerrüben, Handelsgärtnerei, Obst,
Wein), überwiegend aber Industrie. Hausgewerbe in Holz- und Spielwaren aller
Art, vor allen, in Sonneberg, in Glas-, Porzellan- und Flechtarbeiten.
Im O. in manchen Städten (Gera, Greiz, Apolda u. s. w) auch Großgewerbe
(Verarbeitung von Wolle und Baumwolle). Schieferbrüche im S.o. Salz
u. a. in Salzungen n. von Meiningen, nahe der Werra, Franken!)cirtsert, s. vom
Kyffhäuser, Sulza, an der Ilm. Fremden-Jndustrie besonders an der N.-Seite
des Th. W.
6. Großherzogtum Sachsen-Weimar.
Großherzog Karl Alexander. An der Ilm: ^Weimar und Apolda (Woll-
waren). — ^ Eisenach, mit der Wartburg. Ruhla (Meerschaum), beide auf
dem Thüringer Walde. Jena an der Saales - .
7. Herzogtum Sachsen-Meiningen.
Herzog Georg Ii. An der Werra Memingen. Sonneberg.
8. Herzogtum Sachsen-Altenbnrg.
Herzog Ernst. ^Altenbnrg, in äußerst fruchtbarer Gegend.
9. Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha.
Herzog Karl Eduard, Negierungsverweser Erbprinz Ernst zu Hohen-
lohe-Langenburg. .Coburg, Sommerresidenz. ^Gotha, Winterresidenz.
10. Fürstentum Schwarzburg-Rudolftadt.
Fürst Günther. Rudolstadt, im schönen Saaltale.
11. Fürstentum Schwarzburg-Sondershauseu.
Fürst Karl. Gondershausen an der Wipper, einem l. Nebenflüsse der
Unstrut. Arnstadt.
1 Große und Bevölkerung der einzelnen Staatsgebiete gibt die Übersicht S. 108.
I Nnr das sachsische Erzgebirge ist noch dichter bevölkert als der Thüringer Wald.
3 Regel, Landeskunde von Thüringen. 2. Aufl. Breslau 1898.
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Kgr. Sachsen, Kgr. Preußen,
95
eine Menge Fabrikstädtediese Gewerbtätigkeit verdankt das Land seinen Stein-
kohlenlagern bei Zwickau und im „Plauenfchen Grunde" w. von Dresden,
So ist Sachsen der gewerbreichste und volksdichteste Staat Europas geworden,
Städte-Tabelle.
Name und Lage
Dresden a. d. Elbe . ........
Leipzig a. d. Elster und Pleiße ....
Chemnitz zw. d. Zwickauer Mulde und
d. Zschopau............
Plauen a. d. Elster.........
Zwickau a, d. Mulde.........
Zittau ct. d. Neiße..........
Freiberg a, d. Mulde.........
Bautzen a. d. Spree.........
Glauchau a. d. Zwickauer Mulde . . .
Reichenbach n.ö. v, Plauen ......
Meerane n. v. Zwickau........
Crimmitschau s.w. v. Meerane.....
Meißen a. d. Elbe..........
Pirna a. d. Elbe............
Annaberg rt. v. Keilberg.......
Kreishauptmann-
schaften
Einwohn,
in Taus.
Dresden
Leipzig
Chemnitz
Zwickau
Bautzen
Dresden
Bautzen
Chemnitz..
Zwickau
Chemnitz
Zwickau
Dresden
395
455
207
74
56
31
30
26
26
24
24
23
20
18
16
Chemnitz
Krie'gsgeschich tlich bekannt: Hochkirch 1758, Bautzen 1813, Dresden 1745,
1759, 1813, Maxen 1759, Kesselsdorf 1745, Freiberg 1762, Leipzig 1813,
Breitenfeld 1631, Hubertusburg 1763.
15. Königreich Preußen. Der N. und der O. gehören fast gäuzlich § 133.
dem norddeutschen Tieflande an, der S.w. ist vorwiegend gebirgig.
Das Stammland des Reiches ist die Mark Brandenburg, in der seit 1415
die Hohenzollern herrschen. Friedrich Wilhelm, „der Große Kurfürst" (1640
bis 1688), erwarb die Souveränität im Herzogtums Preußen und erhob seinen
Staat zum mächtigsten Norddeutschsands. Sein Nachfolger nannte sich „König
in Preußen". Durch Friedrich Ii., den Großen (1740—1786), wurde Preußen
eine Großmacht.
Konstitutionelle Monarchie. König Wilhelm Ii., Deutscher Kaiser. Der
Landtag besteht aus dem Herrenhause, dessen Mitglieder teils erblich, teils vom
Könige ernannt sind, und dem aus indirekten Wahlen nach 3 Steuerklassen hervor-
gegangenen Abgeordnetenhause. Gesetze werden gegeben durch den Beschluß beider
Häuser des Landtages und durch die Unterschrift und die Veröffentlichung durch
den König. Allein hat der König die vollziehende Gewalt und das Kommando
über das Heer. Im Namen des Königs wird die richterliche Gewalt ausgeübt.
Die oberste Staatsverwaltung führen die vom Könige ernannten verantwort-
lichen 9 Minister, deren einer Ministerpräsident ist.
Der Staat zerfällt in 12, im allgemeinen wohl abgerundete Provinzen2,
die, ohne die „Stadt Berlin", in 34 Regierungsbezirke eingeteilt sind.
1 Vgl. die Gewerbekarte S. 84.
2 Amtliche Reihenfolge der Provinzen: Ostpreußen, Westpreußen, Brandenburg,
Pommern, Posen, Schlesien, Sachsen, Schleswig-Holstein, Hannover, Westfalen, Hessen-
Nastau, Rhemprovinz oder Rheinland. — Größe und Bevölkerung der Provinzen und
Regierungsbezirke in der Ubersicht S. 108 f.
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98
Pommern, Westpreußen. Ostpreußen.
Städte-Tabelle.
Name und Lage
Regierungs- bezirk Einwohn, in Taus.
Stettin 211
Stralsund 31
Köslin 27
Stettin 27
Stralsund 23
Köslin 20
20
Stralsund 15
Stettin 11
Stettin 10
Stettin a. d. Oder..........
'Stralsund gegenüber Rügen.....
^Stolp a. d. Stolpe . . ........
Stargard i. P. ö. von Stettin.....
Greifswald a. d. Pommerschen Bucht
s. von Rügen...........
Kolberg a. d. Persante........
\ Köslin ö. von Kolberg........
Anklam a. d. Peene. '........
Bredow (Vulkan-) n.ö. von Stettin ,
Swineniünde auf Usedom.......
Kriegsgefchichtlich bekannt: Stralsund 1628, 1715, 1809, Stettin
1806, Kolberg 1760, 1761, 1807.
§ 136. 3. Die Provinz Westpreußenx), 25500 qkm (= Sicilieu), 1,5« Mill.
E., davon i. I. 1900 51,3 °/0 katholisch, 33% polnisch, liegt in der Niede-
rnng der unteren Weichsel und quer über deu auch hier seenreichen it.
Höhenzug weg. 2 Regierungsbezirke: Danzig, Marienwerder.
Erwerbstätigkeit: Den Hauptberuf der zu z deutsche:,, in Pommerellen (Kaschnbei)
und im S.o. im Kulmer Lande meist polnischen Bevölkerung bildet die Landwirt-
schaft, die in den änßerst fruchtbaren, aber verheerenden Überschwemmungen aus-
gesetzten Weichseluiederuugen die reichsten Erträgnisse erzielt. — Das Gewerbe, vor
allem der Schiffbau, ist in Danzig und Elbing — Schichan-Werft (Torpedo-
boote) — großartig vertreten.
Städte-Tabelle.
Name und Lage Regierungs- bezirk Einwohn, in Taus.
Danzig a. d. Mottlan........ Elbing am Oberländischen Kanal . . . Graudenz a. d. Weichsel....... Thorn a, d. Weichsel, w. der Drewenz- münduug............. Dirschau oi. d. Weichsel, w. von Elbing. Kulm a. d. Weichsel, n. von Thorn . . Marienburg a. d. Nogat....... Danzig j Marienwerder Danzig Marienwerder Danzig 141 53 33 30 13 11 11
Danzig
Kriegsgefchichtlich bekannt: Oliva 1660, Marienburg 1457,
1807, Grandenz 1807.
§ 137. 4. Die Provinz Ostpreußen, 37000 qkm (= Dänemark), 2 Mill. E.,
davon i. I. 1900 85% evangelisch. Diese am dünnsten bevölkerte
preußische Provinz, zwischen Ostsee, Rußland und Westpreußen, wird im
S. vom n. Höhenzuge, der hier Preußische Seenplatte heißt, durch-
zogen. Sie erreicht mit fast 56° den nördlichsten Punkt des Reiches.
2 Regierungsbezirke: Königsberg, Gnmbinnen.
Lullies, Landeskunde von Ost- und Westprenßen, 4. Aufl. Breslau 1962.
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wachsen. Hessen-Nassau.
101
Städte-Tabelle.
Name und Lage
Regierungs-
bezirk
Magdeburg a. d. Elbe .......
Halle a, d. Saale.........
Erfurt a, b. Gera..........
Halberstadt rt.ö. vom mittleren Harz . .
Mühlhausen a. d. Unstrut.......
Nordhausen zw. Harz und Hainleite .
Weißenfels a. d. Saale........
Zeitz a, d. Elster.......
Aschersleben n. vom ö. Harz......
Elslebeu an? ö. Harz. .......
Quedlinburg a. d. Bode........
Naumburg a. d. Saale........
Burg a. s.w. Arm des Plauescheu Kanals
Stendal i. d. Altmark.........
Staßfnrt a. d. Bode....... • ■ •
Merseburg a. d. Saale....."...
Wittenberg a. d. Elbe.........
Schönebeck s. von Magdeburg . ...
Suhl im Thüringer Walde ......
Sangerhausen zw. Halle und Nordhausen
Langensalza a. d. Unstrut.......
Torgau a. d. Elbe .... .....
Magdeburg
Merseburg
Erfurt
Magdeburg
Erfurt
Merseburg
Magdeburg
Merseburg
Magdeburg
Merseburg
Magdeburg
Merseburg
Magdeburg
Erfurt
Merseburg
Erfurt
Merseburg
Einwohn,
in Taus.
230
157
85
43
33
29
28
27
27
24
23
23
22
22
20
19
18
16
13
12
12
12
Kriegsgeschichtlich bekannt: Mühlberg 1547, Lützen 1632, 1813, Roß-
bach 1757, Torgau 1760, Auerstädt 1806, Groß-Görschen 1813, Wartenburg
1813, Langensalza 1866.
8. Die Provinz Hessen-Nassau*), 15700 qkm (= £ Pommern), 1,9 Mill.
E., davon 69 °/0 evangelisch, 28 °/o katholisch, 2,5% jüdisch. Diese kleinste und
gebirgigste Provinz reicht von der Werra und der Weser s.w. bis zum Main
und Rhein, gebirgig im N.o. durch das hessische Bergland, int S.w. durch den
Taunus und den Westerwald. 2 Regierungsbezirke: Kassel, Wiesbaden.
Erwcrbstätigkcit: Die im N. niedersächsischen, im äußersten O. thürin-
gischen, der Hauptmasse nach hessischen Bewohner treiben hauptsächlich Landwirt-
schaft. Sehr fruchtbar ist der Süden, das Rhein- und das Maintal (Obst, Getreide).
Im „Rheingau" wachsen unsere edelsten Weine. Viele nutzbare Bodenschätze (Eisen
im Lahngebiet) und Heilquellen.
Städte-Tabelle.
§ 141.
Name und Lage
Kassel a. d. Fulda.......
Frankfurt a. Main. ......
Wiesbaden a. s. Tamms ....
Hanau a. Main und a. d. Kinzig.
Marburg a. d. Lahn.....
Fulda a. d. Fulda und ct. d. Rhön
Homburg vor d. Höhe im s.o. Taunus
Ems a. d. Lahn..........
Regierungs- bezirk Einwohn, in Taus.
Kassel 106
Wiesbaden 288
„ 86
30
Kassel 18
17
Wiesbaden 10
„ 6
Gild, Landeskunde der Proviuz Hessen-Nassau. 4. Aufl. Breslau 1902.
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102
Rheinprovinz.
142. 9. Die Rheinprovinz^, 27000 qkm (etwas kleiner als Posen), 5,tc
Mill. E., davon 71% katholisch, 28% evangelisch. Am dichtesten
bevölkert, 213 E- auf 1 qkm, und am volkreichsten. Der Norden ist
Tiefland, und dieses reicht mit der Niederrheinischen Bucht in den größeren
gebirgigen Teil im Süden, das Rheinische Schiefergebirge, tief hinein.
5 Regierungsbezirke: Koblenz, Köln, Düsseldorf, Aachen, Trier.
Erwerbstätigkeit: Die meist fränkische Bevölkerung treibt im Tieflande und in
den Flußtälern Ackerbau und am Rhein, an der Ahr, namentlich an der Mosel, Wein-
bau. Den Hauptreichtum bildeu jedoch die Steink ohlen im Saarbecken, im Wurm-
revier bei Aachen und im Ruhrbecken. Daher sind die meisten der Bewohner im
Großgewerbe — vor allem Metall Verarbeitung, sodann Textilindustrie — tätig.
Es ist besonders im n. Drittel der Provinz in einer Menge von Fabrikstädten heimisch
und hat eine außerordentliche Verdichtung der Bevölkerung veranlaßt.
Städte-Tabelle.
Name und Lage
Regierungs-
bezirk
Koblenz a. Rhein und a. d. Mosel . . .
Köln a. Rhein............
Düsseldorf a. Rhein........
Essen Q. d. Ruhr..........
Elberfeld a. d. Wupper........
Barmen a. d. Wupper........
Aachen n. vor der hohen Venn . . . .
Krefeld n.m. von Düsseldorf.....
Duisburg a. d. Ruhr........ .
München-Gladbach f.f.w. von Krefeld . .
Bonn a. Rhein...........
Remscheid s. von Barmen ......
Borbeck n. vor Essen, Landgemeinde . .
> Solingen s.w. von Elberfeld......
Mülheim a. Rhein n.ö. von Köln . . ,
Trier a. d. Mosel..........
Oberhausen a. d. Emscher n.w. von
Düsseldorf.............
Mülheim a. d. Ruhr.........
Rheidt f. von München-Gladbach . .
Nenß w. von Düsseldorf.......
Düren a. d. Roer..........
Viersen n. von München-Gladbach . , .
^Saarbrücken a. d. Saar......
Wesel a. Rhein und a. d. Lippe .
Eschweiler o n.ö. von Aachen . .
Kreuznach a. d. Nahe........
St. Johann a. d. Saar........
Kalk n.ö. von Köln-Dentz.......
Kleve l. vom Rhein a. d.grenze Hollands
^»Stollberg ö. von Aachen.......
Koblenz
Köln
Düsseldorf
Aachen
Düsseldorf
Köln
Düsseldorf
Köln
Trier
Düsseldorf
Aachen
Düsseldorf
Trier
Düsseldorf
Aachen
Koblenz
Trier
Köln
Düsseldorf
Aachen
Einwohn,
in Taus.
45
372
214
182
157
142
135
107
93
58
51
48
47
45
45
43
42
38
34
28
27
25
23
23
22
21
21
21
15
14
Kriegsgeschichtlich bekannt: Kaub 1814, Krefeld 1758.
t Pahde, Landeskunde der preußischen Rheinprovinz. 3. Aufl. Breslau 1900.
1902 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Rohrmann, Adolf, Schröter, Franz Martin, Oehlmann, Ernst, Seydlitz, Ernst von
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Die kleineren Staaten in Norddeutschland.
105
Kriegsgeschichtlich bekannt: Bornhöved 1227, Eckernförde 1849, Düppel
1849, 1866, >Alsen 1866.
16—26. Die kleineren Staaten in Norddeutschland.
16. Herzogtum Anhalts 2300 qkm, 316000 E., 137 auf 1 qkm. § 146.
96% evangelisch. Der größere ö. Teil liegt im Tieflande an der Elbe,
Mulde, Saale und ist ein Hauptsitz der Rübenzucker-Gewinnung,
nimmt auch am Staßsurter Steinsalzlager teil (Salzwerk Leopolds-
hall). Der kleinere w. Teil liegt im Harz und hat regen Bergbau aus
Silber und Eisen.
Konstitutionelles Herzogtum. Herzog Friedrich. 1 Kammer. Dessau,
51 T. E., an der Mulde. ^Wernburg, 34 T. E., an der Saale. Roßlau,
10 T. (§., gegenüber der Muldemündung, Flußdampser-Werst.
17. Herzogtum Braunschweig2, 3700 qkm, 464000 E., 126 aus § 147.
1 qkm, 95°/0 evangelisch. 5 getrennte Stücke, davon 3 im Tieflande,
je 1 int Harz und im Weser-Berglande.
Im Hauptlande, quer über Aller und Oker, ist der Zuckerrübenban sehr
bedeutend, im Harz der Bergbau (Eisen, Silber).
Konstitutionelles Herzogtum. Regent Prinz Albrecht von Preußen. 1 Kammer.
" -j-Braunschweig an der Oker, 128 T. E-, Zuckerhandel, Großgewerbe (Ma-
schinen, Zuckersiederei). ^Wolfenbüttel, 18 T. E., an der Oker.
Kriegs g e schichtlich bekannt Mutter am Barenberge 1626, Olper 1.809.
18. Das Fürstentum Waldeck, 1100 qkm, 58000 E-, 52 auf 1 qkm, § 148.
95,5% evangelisch. Ein Gebirgsländchen zwischen Eder und Diemel.
Getrennt im N. das kleine Fürstentum Pyrmont.
Konstitutionelles Fürstentum. Fürst Friedrich. Die Verwaltung ist an
Preußen übertragen. 1 Kammer.
- Arolsen, 3 T. E. Pyrm on t, 2 T. E-, Badeort mit starker Eisenquelle,
s.w. von Hameln.
19. Das Fürstentum Schanmburg-Lippe, 340 qkm, 43000 E., 126 § 149.
auf 1 qkm, 99,4% evangelisch. An Bevölkerung der kleinste deutsche
Staat, liegt im Weserknie zwischen Steinhuder Meer und Süntel.
Konstitutionelles Fürstentum. Fürst Georg. 1 Kammer. Die Hanptst. ist
Bückeburg, 6 T. E., freundlich gelegen am Weser-Gebirge.
20. Das Fürstentum Lippe, 1200 qkm, 140000 E., 115 auf 1 qkm, § 150.
96% evangelisch. Es erstreckt sich, den Lippischen Wald einschließend,
von den Quellen der Lippe und der Ems n.ö. bis zur Weser.
Die Bevölkerung treibt Ackerbau, Viehzucht, Garnspinnerei und Leinweberei.
Viele Arbeiter wandern allsommerlich in die Ziegeleien N.w.-Deutschlands.
Konstitutionelles Fürstentum. Fürst Alexander, Regent Gras Ernst.
1 Kammer.
1 Hertel, Landeskunde der Provinz Sachsen und des Herzoatums Anhalt. 2. Aufl.
Breslau 1896. ö ; 1
2 Oehlmann, Landeskunde von Braunschweig und Hannover. 2. Aufl. Breslau 1899.