1886 -
Leipzig
: Hirt
- Autor: Rasche, Emil, Hennig, Louis
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Bürgerschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
I. Das Deutsche Reich.
9300 Q.-Ml. (540 000 qkm.), ca. 47 Mill. Einwohner. *)
A. Allgemeines üöer Deutschtand.
I. Lage und Begrenzung. Deutschland bildet seiner Lage nach „das
Herz Europas." Diese Lage wirkte zwar günstig auf die Entwickelung des
deutschen Handels ein, aber sie war auch die Ursache, daß unser Vaterland
oftmals der Schauplatz blutiger Völkerkriege wurde.
Währeud Deutschland im N. von 2 den Verkehr belebenden Meeren
(Nord- und Ostsee) begrenzt wird, bilden im S. hohe Gebirgsmauern die
Grenze. Der W. und O. sind nur teilweise natürlich begrenzt.
Die einzelnen natürlichen und politischen Grenzen nach der Karte!
Die deutschen Grenzmeere.
a, Die Nordsee oder das Deutsche Meer. Die Küste der Nordsee war
in früherer Zeit von Dünen (d. s. natürliche Sandwälle, die der vom Meere
wehende Wmd anhäuft) begrenzt. Das stürmische Meer aber hat diese Dünen
durchbrochen, und als Überreste derselben ziehen sich an der Küste die Frie-
sischen Inseln hin. Um dem verheerenden Eindringen des Meeres Einhalt
zu thun, sind Deiche (5-—10 m hohe Erdwälle, Dämme) angelegt worden.
Der Raum zwischen dem Festlande und den Inseln wird zur Ebbezeit fast
ganz trocken gelegt und darnm „Watt" genannt. Hinter den Deichen breitet
sich ein Strich fruchtbaren Marschlandes aus.
Ebbe und Flut und Wellenschlag halten das grünliche, bittersalzige
Wasser der Nordsee in beständiger Bewegung. Bei starkem Westwinde wird
die Flut zur gefahrvollen Sturm- oder Springflut. Überhaupt ist die Nord-
see infolge der zahlreichen Sandbänke und der heftig wehenden Stürme ein
sehr gefährliches Meer, und mit Recht sagt der Matrose von demselben
„Nordsee—mordsee!" Zahlreiche Leuchttürme, Feuerschiffe, farbige, auf dem
Meeresgrunde verankerte Tonnen weisen den Schiffen, die von Wetter- und
wegkundigen Lotsen geführt werden, die oft gefahrvolle Einfahrt in die Häfen.
Ist ein Schiff gestrandet, so sind die im Dienste des segensreich wirkenden
„Deutschen Vereins zur Rettung Schiffbrüchiger" stehenden Lotsen und Fischer
mit Rettungsbooten und Rettungstauen zu schneller Hilfe bereit.
Buchten der Nordsee: Dollart, Jadebuseu, Weser- und Elb-
münduug.
Inseln: Ostfriesische Inseln (Borkum, Norderney, Langerog),
Nord friesische Inseln (Föhr, Sylt) und das englische Helgoland.
Auf vielen Inseln sinden sich Seebäder, die im Sommer von zahlreichen
Fremden besucht werdeu.
*) Mutmaßliches Ergebnis der Volkszählung vom 1. Dez. 1835.
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- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
— 6 —
b. Die Ostsee oder das Baltische Meer ist mit der Nordsee nur
durch einen schmalen Meeresarm (Skagerrak und Kattegat) verbunden und
darum als ein Binnenmeer zu bezeichnen. Der Salzgehalt ist gering, und
Ebbe und Flut sind nicht bemerkbar. Die Küsten sind teils hoch, teils nied-
rig; die Flachküsten sind meist durch Dünen begrenzt, die das innere Land
nicht nur gegeu das Meer, sondern auch vor Versandung schützen.
Für den Seehandel hatte die Ostsee in früherer Zeit, als die großen
Seewege noch nicht aufgefunden waren, eine größere Bedeutung, als gegen-
wärtig. Lübeck war der Mittelpunkt der nordischen Hansa.
An Meereseinschn itten ist die deutsche Ostseeküste reich; es sind
dies 3 offene Buchten: die Lübecker, Danziger und Pommersche Bucht;
3 schmale, tief eingreifende Buchten: die Kieler, Schleswig er und Flens-
burger Förde, und 3 abgeschlossene Buchten (Haffs): das Stettiner,
das Frische und das Kurische Haff. Das erstgenannte Haff ist durch
vorgelagerte Inseln, die letzteren sind durch Nehrungen (schmale Landzungen)
gebildet.
Deutsche Inseln der Ostsee: Rügen, Usedom, Wollin, Feh-
marn und Alfen.
Ii. Bodengestalt. Auf der physikalischen Karte Deutschlands lassen sich
deutlich 4 Gebiete unterscheiden: im S. berühren einzelne Alpenzüge das
deutsche Gebiet; daran schließt sich nordwärts die Schwäbisch-bayerische
Hochebene; das mittlere Gebiet wird von dem Deutschen Mittelge-
birge eingenommen, und im N. breitet sich, bis zur Küste reichend, das
Tiefland aus.
a. Das Alpenland berührt das südliche Deutschland durch folgende 3
Züge: die Allgäuer Alpen zwischen Bodensee und Lech, die Bayerischen
Alpen zwischen Lech und Inn mit der Zugspitze (3000m) und die Salz-
bürg er Alpen zwischen Inn und Salzach mit dem Watzmann (2800 m),
an dessen Fuße sich der herrliche Königssee ausbreitet.
b. Die Schwäbisch-bayerische Hochebene, welche sich an das Alpenland
anschließt und nordwärts bis zur Donau reicht. Die ziemlich hohe Lage
derselben bedingt ein rauhes Klima, geringe Fruchtbarkeit und dünne Be-
völkernng.
c. Das Deutsche Mittelgebirgsland zerfällt in 2 Hauptgruppen, in
das süd- und mitteldeutsche Gebirgsland.
Das süddeutsche Gebirgsland breitet sich von dem Böhmerwald
bis zu den Vogesen aus.
Zu ihm gehören:
1. Der Böhmerwald, der Grenzwall zwischen Böhmen und Bayern.
In dem südlichen, höheren Teile des Gebirges, das reich an Wäldern, Seen
und Jagdwild ist, erhebt sich als höchster Berg der Arber (1470 m hoch).
Der ungeheuere Waldreichtum giebt der dünnen Bevölkerung durch Holzfchlä-
gerei, Flößerei, Holz- und Glasindustrie Beschäftigung. Dem Böhmerwald
lagert sich der Bayerwald vor, dessen Abhänge und Thäler fruchtbar find.
2. Das Fichtelgebirge, ein wichtiger Knotenpunkt der deutschen Mittel-
gebirge und das Quellcentrum von 4 nach allen Himmelsgegenden auslaufen-
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den Flüssen. (Von welchen?) Das Gebirge ist waldreich und von geringer
Fruchtbarkeit.
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m h.). Der Metall- und Kohlenreichtnm gestaltet das Gebirge zu einem
ungemein dicht bevölkerten Bergbau- und Industriegebiet.
7. Das Elbsandsteingebirge oder die Sächsische Schweiz mit steilen
Felskegeln und reizenden Aussichtspunkten. Im Sommer bedeutender Fremden-
besuch. Sandsteinbrecherei.
8. Das Lauscher Gebirge mit freundlichen, sanftgerundeten Bergen
(Lausche). Große Weberdörfer.
9. Das Riesengebirge, das höchste Mittelgebirge Deutschlands (Schnee-
koppe 1600 m h.), mit kahlen Höhen, wo der Winter 8 Monate währt.
Am Fnße finden sich große Weberdörfer und zahlreiche Mineralquellen.
ä. Das norddeutsche Tiefland. Dieses Tiesland war in frühester Zeit
Meeresboden. Eine Hebung des Bodens hat das Meer zurückgedrängt. Im
Innern finden sich daher vielfach Salzlager, und zerstreut iu der Ebeue
liegen erratische Blöcke (Findlinge), die dem hohen Norden entstammen und
auf Eisschollen hierher getragen worden sind.
Das Gebiet westlich von der Elbe besteht zum größten Teil aus
wenig fruchtbarem Boden. Vielfach findet sich das magere, trockene Geest-
land, und an der Ems breiten sich weite Moorstrecken aus. (Moorboden
ist ein schwarzbrauner, reichbewässerter, spärlich mit Binsen und Moorgras be-
wachsener Boden, der durch untergegangene Pflanzenstoffe entstanden ist. Man
sticht den durch Abflußkanäle entwässerten Moorboden aus und gewinnt da-
durch Torf, ein wichtiges Brennmaterial für die dortigen holzarmen Gegen-
den. Der gewonnene Untergrund giebt fruchtbares Ackerland. Hier und da
breunt man auch uoch die entwässerten Moorstrecken an, und der dadurch ent-
stehende Ascheboden liefert dürftige Ernten an Buchweizen, Hafer k.). An
der Küste, unmittelbar hinter den Deichen, findet sich aber das angeschwemmte
Marschland, das man teils als fruchtbaren Getreideboden, teils als gras-
reiche Weideplätze benützt. Zwischen Elbe und Weser erhebt sich die Lüne-
burger Heide, ein breiter, unfruchtbarer Landrücken, auf dem nur Heide-
kraut und dürftige Kieferwaldungen gedeihen. Das Heidekraut liefert eine
vorzügliche Bieuentrift und Futter für die genügsamen Heidschnucken.
Das Gebiet östlich von der Elbe ist reich an Heiden, sandigen,
wasserarmen Flächen, die nur dürstig mit Heidekraut und Nadelhölzern be-
wachsen sind. Doch bieten zahlreiche Seen und langgestreckte Hügelketten
größere Abwechselung. Der nördliche Höhenzug führt den Namen „Nord-
deutsche Seenplatte"; der südliche besteht aus den kohlen- und metall-
reicheu Tarnowitzer Höhen, den Trebnitzer Höhen und dem Fläming.
Getrennt von der norddeutschen Tiefebene breitet sich am Rhein die
fruchtbare oberrheinische Tiefebene, „ein blühender Garten zwischen Ge-
birgswällen", aus.
Die fruchtbarsten Gebiete sind außer den Marschen die sich an das
Mittelgebirge anschließenden Niederungen: die Gegenden von Liegnitz, Loin-
matzsch in Sachsen, Altenburg, sowie die güldene Aue, die Brauuschweiger,
Magdeburger und Soester Börde.
Iii. Bewässerung. Deutschland besitzt 60 schiffbare Ströme und Flüffe,
die infolge ihrer guten Verteilung Handel und Verkehr lebhaft unterstützen,
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Seen. Von den zahlreichen Seen der Norddeutschen Seenplatte sind
der Schweriner- und der Müritzsee zu erwähnen; im Alpengebiet liegen
Boden-, Chiem- und Königssee.
Iv. Das Klima*) eines Landes wird hauptsächlich bedingt durch die geo-
graphische Breitenlage, durch die Lage über dem Meeresspiegel und durch
deu Einfluß des Meeres.
a. Hinsichtlich seiner Breitenlage hat Deutschland ein gemäßigtes
Klima mit 4 regelmäßig wechselnden Jahreszeiten, ebenso entfernt von dem
rauhen Polarklima, als von dem erschlaffenden Klima der heißen Zone.
b. Die höhere Lage der südlichen Gebirgswelt und der Hoch-
ebene bewirkt, daß der S. im allgemeinen nicht viel wärmer ist, als der Nor-
den. Durch ein mildes Klima ausgezeichnet sind die südlichen geschützten
Gebirgsthäler, namentlich die oberrheinische Tiesebene und das Neckarthal.
c. Der Einfluß des Oeeaus bedingt für den W. Deutschlands See-
klima mit kühlen Sommern und milden Wintern; nach dem O. zu wird das
Klima mehr und mehr zum Landklima mit schroffen Gegensätzen zwischen
Winter- und Sommertemperatur.
V. Produkte. Die gemäßigte Zone bietet nicht die überschwengliche Pslan-
zenfülle der Tropen; sie zwingt darum den Menschen zu angestrengter Thätig-
feit. Der Boden Deutschlands steht überall im Dienste der fleißigen Be-
wohner. Die Wälder der Gebirge liefern Holz; an den geschützten Thalab-
hängen der Gebirgswelt baut man Wein und Obst, und die Ebenen sind in
Ackerfluren umgewandelt oder bilden Viehweiden. Auch die Tierwelt steht
ganz im Dienste der Bewohner. Die meisten aller in Deutschland vorkom-
Menden Tiere werden als Hanstiere gehalten, und ihre sorgfältige Zucht liefert
hochwichtige Stoffe für Nahrung und Bekleidung. An edlen Gesteinen und
Metallen ist Deutschland arm; nur Silber gewinnt man im Erzgebirge und
im Harz; reich aber ist das Land an Eisen und Kohlen, „den Hebeln der
Industrie", und an Salz.
Vi. Die Bevölkerung ist überwiegend deutscher Nationalität (42 Mill.).
Außerdem bewohnen Deutschland Polen im O., Franzosen im W., Dünen
im N., ferner Wenden und Juden. Hinsichtlich der Konfession sind 2/3
der Bewohner Protestanten und Xl Katholiken außer der halben
Mill. Juden.
Die Bevölkerungsdichtigkeit ist sehr verschieden. Am dichtesten
sind die Industriegebiete (Königr. Sachsen, Rheinland, Westfalen, Elsaß) be-
völkert; dagegen zeigen die Gebiete, in denen Ackerbau und Viehzucht vor-
herrschen, die dünnste Volksdichtigkeit.
Deutschland ist ein konstitutionell-monarchischer Bundesstaat,
welcher aus 26 einzelnen Staaten besteht. Die Reichsgewalt erstreckt sich auf
Heerwesen, Marine, Post, Telegraphie, Maß, Gewicht und Münzwesen. Die
Reichsregierung besteht aus dem Kaiser, dem Oberbefehlshaber über Reichsheer
und Flotte, der im Namen des Bundes Krieg erklären und Frieden schließen
kann, dem Reichskanzler, dem Bundesrate (den Bevollmächtigten der einzelnen
Bundesstaaten) und dem Reichstage (den 437 vom Volke gewählten Abgeordneten).
*) Siehe das Allgemeine über „Klima."
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a. Westprcußen.
Danzig an der Weichsel, 114. E. Bedeutender Handelshafen. Festung ersten
Ranges.
Thorn an der Weichsel. Festung (1473 Kopernikus).
Marienburg. Berühmtes Schloß, Ordenshaus der Deutschen Ritter.
b. Ostpreußen.
Königsberg am Pregel, 150. E. Wichtiger Seehandelsplatz. Festung. Uni-
versität. (Kant.) — Krönungsstadt der preußischen Könige. — Vorhafen: Pillau.
Tilsit am Memel. Getreidehandel.
Memel. Seehandelsplatz.
Brüsterort. Mittelpunkt der Bernsteinfischerei.
Schlachtenorte: Prenßisch-Eylau und Friedland (1807).
4. Provinz Posen. Die Provinz ist ein ebenes, fruchtbares Ackerland.
Die Bewohner, welche zum größten Teile aus katholischen Polen bestehen,
beschäftigen sich hauptsächlich mit Ackerbau.
Poseu an der Warthe, 68. E. Handels- und Industriestadt. Starke Festung.
Bromberg am Kanal. Handelsstadt.
5. Provinz Schlesien. Der Sw. wird von den Sudeten eingenommen;
an der Oder breitet sich fruchtbares Tiefland aus, und im O. erheben sich
die kohlen- und erzreichen Tarnowitzer Höhen. In der Ebene treibt man
ertragreichen Ackerbau und Viehzucht; das Gebiet der Tarnowitzer Höhen,
reich an Zink, Eisen und Kohlen, ist ein wichtiger Bergbau-uud Industrie-
distrikt, und am Fuße der Sudeten liegen große Steinkohlenlager, die
die Entwickelung der Industrie begünstigen. Bedeutend ist hier namentlich
die Leinenindustrie, die Glas- und Porzellanfabrikation, sowie ferner in Gör-
litz die Tuchfabrikation, Rübenzuckerfabrikation ?c.
Breslau an der Oder, 300. E. Bedeutende Industrie- und Handelsstadt.
Wollhandel. — Universität.
Görlitz an der Lausitzer Neiße, 55. E. Tuchfabrikation.
Liegnitz an der Katzbach, Fabrikstadt.
Beuthen"'^ } Bergbau auf Elsen, Kohlen. Zink jc.
Glogau an der Oder. Festnng.
Hirschberg. Mittelpunkt des schleichen Leinenhandels.
Waldenburg. Berühmte Porzellanfabrik.
W°rmbrunn I b (
Reinerz J
Schlachtenorte. Wahlstadt (1241), Mollwitz (1741), Hohenfried berg
(1745), Lenthen (1757), an der Katzbach (1313).
6. Provinz Sachsen. Der nördliche und östliche Teil der Provinz ist
ebenes, sandiges Land. Das westliche gebirgige Gebiet gehört zu den frncht-
barsten Distrikten Preußens, so namentlich die „güldene Aue" nördlich von
der Unstrut. Im Nw. erhebt sich der Harz. In den fruchtbaren Gebieten
treibt man vorzüglichen Ackerbau; berühmt ist der Gartenbau in der Um-
gegend von Erfurt und die großartige Zu ckerrübenkultur in der Magdeburger
Gegend. Mit dem Ackerbau ist fast überall ,eine blühende Viehzucht ver-
bunden. Der Bergbau liefert Salz (Schönebeck, Staßfurt, Halle), Braun-
kohlen und im Harz Silber und Kupfer. Bedeutend ist die Industrie, die
Zuckerfabrikation, der Maschinenbau (Magdeburg), die Textilindustrie und
die Chemikalienfabrikation (Salpeter, Soda, Düngemittel) in Verbindung mit
der Salzgewinnung.
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Düsseldorf am Rhein, 114. E. Handelsstadt. Berühmte Malerschule.
Aachen, 95. E. Berühmte Tuchfabrikation. — Heilquelle. — Alte Kronungs-
stadt der deutschen Kaiser. Dom mit Karls des Großen Grab.
Krefeld, 90. E. Großartige Seidenindustrie.
Essen, 65. E. Weltberühmte Gußstahlfabrik von Krupp (12000 Arbeiter).
Koblenz am Rhein. Rheinhandel. Festung. Gegenüber die Felsenfestung
Ehrenbreitstein.
Bonn am Rhein. Universität.
Trier an der Mosel. Alte Römerstadt.
Remscheid und Solingen. Eisenindustrie.
Saarbrück an der Saar. Steinkohlenbergbau. In der Nähe die „Svichern-
höhe" (6. Aug. 1870).
Zur Rheinprovinz gehört das ehemalige Fürst eutum H o h enzol lern mit der
Stammburg des preußischen Königshauses.
10. Provinz Hannover. Die Provinz ist im nördlichen Gebiete eben.
An der Küste breitet sich das 1 Meile breite Marschland ans. Landeinwärts
finden sich Heiden, Sandhügel und Moore. Der südliche Teil wird vom
Westende des Harzes eingenommen. Die Hauptnahrungsquellen bilden Acker-
bau und Viehzucht. An der Küste blüht Seehandel und Fischfang;
im Harz treibt man Bergbau und in den größeren Städten Industrie.
Hannover, 138. E. Handelsplatz. Maschinenbau und Leinenindustrie. Süd-
lich von H. Sievershausen (Schlacht 1553).
Osnabrück. Leinenindustrie. (1648).
Göttingen. Universität.
Harburg an der Elbe. Handelsstadt.
Emden am Dollart. Seehandelsplatz. Fischfang.
Goslar. Erzbergbau.
Wilhelmshafeu. Deutscher Kriegshafeu.
Inseln: Borkum, Norderney.
11. Provinz Schleswig-Holstein. Ein niedriger, unfruchtbarer Laud-
rücken durchzieht die Proviuz. Der östliche Küstenstrich ist hügelig und frucht-
bar (Buchenwaldungen), und das Meer bildet hier vorzügliche Hafenbuchten
(Förden). Der westliche Teil ist niedrig und dem Meere gegenüber durch
5 —10 m hohe Deiche geschützt, hinter welchen die Marschen gntes Acker-
und Weideland bilden. Die Bewohner sind hauptsächlich aus Ackerbau,
Viehzucht, Fischfang und Seehandel angewiesen.
Altona an der Elbe, mit Hamburg zusammenhängend, 90. E. Wichtiger See-
Hasen. Industrie.
Kiel an der Kieler Förde, 50. E. Seehafen. Deutscher Kriegshafeu. Universität.
— Ausf. v. Sprotten, Butter, Getreide, Vieh je.
Flensburg an der Flensburger Förde. Seehandel.
Schleswig. Seehandel und Fischfang.
Westlich sind die Nordfriesischen Inseln (Sylt, Föhr und die flachen Hal-
l igen), östlich die Insel Alfen, gegenüber die Schanzen von Düppel (1849 und 1864).
Ii. Die kleinen Worööeutschen Küstenftcrclten.
1. Die Großherzogtümer Mecklenburg.
Das Land wird von dem seenreichen norddeutschen Landrücken durchzogen.
Der nördliche Abhang zeigt fruchtbares Ackerland; der S. ist sandig und teil-
weise moorig. Ackerbau, Viehzucht und Seehandel bilden die wichtig-
sten Erwerbszweige.
a. Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin.
Schwerin, anmutig zwischen Seen gelegen. Residenz. Auf einer Insel da*
prächtige Schloß.
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Rostock. Seehandelsplatz. Vorhafen: Warnemünde.
Wismar. Seehafen.
d. Mecklenburg-Strelih.
Neu-Strelitz. Residenz.
2. Großherzogtum Oldenburg.
Das Land, von Hannover eingeschlossen, gehört ganz der Norddeutschen
Tiefebene an. Die Bewohner treiben vornehmlich Ackerbau und Viehzucht,
sowie Seehandel.
Oldenburg. Residenz.
Zu Oldenburg gehören die Insel Wangerog, Eutin in Holstein und
Birkenfeld mit berühmten Achatschleisereien in der Rheinprovinz.
3. Freie Stadt Hamburg.
Hamburg an der Elbe, 470. E. Erster Seehandelsplatz Deutschlands. Regel-
mäßige Dampferverbindungen mit allen wichtigen Häfen der Erde. Einfuhr von Ko-
lonialwaren. Ausfuhr deutscher Jndustrieartikel.
Zu Hamburg gehören der Vorhafen Kuxhafen an der Elbmündung und
die fruchtbaren Vierlande.
4. Freie Stadt Bremen.
Bremen an der Weser, 120. E. Wichtiger Handelshafen. Hauptverkehr mit
Nordamerika. Einfuhr von Tabak, Petroleum und Baumwolle. Auswandererhafen.
— Bremerhaven. Wichtiger Vorhafen Br., wo alle großen Seeschiffe landen müssen.
5. Freie Stadt Lübeck.
Lübeck an der Trade, 55. E. Seehandel mit den Ostseeländern. — Trave-
münde, Vorhafen.
Iii. Die kleinen norddeutschen Winnenstaccten.
1. Herzogtum Braunschweig.
Braunschweig ist zum größten Teil ein fruchtbares, gut angebautes
Hügelland, dessen Bewohnerschaft Ackerbau, Viehzucht und Industrie be-
treibt. Im Harz beschäftigt man sich mit Bergbau und Waldwirtschaft.
Braunschweig, 85. E. Residenz. Wichtiger Handelsplatz (2 Messen). Indu-
strie (Br. Mumme, Wurst), große Jutefabrik.
Wolfenbüttel. Berühmte Bibliothek. (Lessing.)
2. Herzogtum Anhalt.
Das Herzogtum ist ein meist fruchtbares, gut angebautes Land mit be-
triebsamer Bevölkerung.
Dessau an der Mulde. Residenz.
Bernburg. Industriestadt.
3. Fürstentum Schaumburg-Lippe.
Bückeburg. Residenz.
4. Fürstentum Lippe-Detmold.
Detmold. Residenz. In der Nähe die Grotenbnrg mit dem Hermannsdenkmal.
4. Fürstentum Waldeck.
Arolsen. Residenz.
Pyrmont. Berühmte Eisenquellen.
Iv. Die thüringischen Stcrcrten.
Thüringen ist in der Hauptsache Gebirgs- und Hügelland mit Berg-
weiden und Ackerfeldern. Ackerbau wird trotz ungünstiger Bodenverhältnisse
überall mit Fleiß betrieben; besonders ertragreich ist er in S.-Altenburg und
Hennig n. Rasche, Schulgeographie. 2
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Meerane, | Fabrikation von wollenen und halbwollenen Waren.
Glauchau, / "
Krimmitzschau. Tuch- und Wollwarenfabrikation.
Meißen/ Porzellansabr. Juteindustrie.
A u n a b e r g. Mittelpunkt der sächsischen Spitzenklöppelei u. Posamentenfabrikation.
Bautzen an der Spree. Handels- und Industriestadt.
Schlachtenorte: Leipzig (1632, 1642, 1813), Hochkirch bei Bautzen (1758),
Bautzen und Dresden (1813).
Vi. Die süddeutschen Stcrclten.
1. Königreich Bayern.
Bayern besteht aus 2 getrennten Gebieten: aus dem Hauptteil „Bayern"
und aus der Pfalz. Es umfaßt fast den 5. Teil der Größe und Bevölkerung
Preußens.
Die Bodenform ist eine sehr mannigfaltige. An die südlichen Aus-
läufer der Alpen schließt sich die einförmige Hochebene, und den Norden
nimmt vorwiegend Mittelgebirgsland ein. Die Pfalz besteht zum größten
Teil aus fruchtbarem Tieflande.
Bewässert wird das Land durch 2 Stromsysteme: Donau und Rhein,
die hier durch den Ludwigskanal verbunden sind.
Die Bevölkerung, 5y4 Mill., aus 2/3 Katholiken und 1/3 Protestanten
bestehend, beschäftigt sich vorwiegend mit Ackerbau und Viehzucht. Ge-
treide und Hopfen, ferner Wein, Obst und Tabak werden über den Bedarf
erbaut. In dem Alpengebiet treibt man die Rindviehzucht als Almenwirt-
schast. Der Bergbau liefert viel Salz, ferner auch Eisen, Kohlen, Graphit
und lithographische Schiefersteine. Industrie und Handel haben nicht mehr
die Bedeutung, die sie zur Zeit des Mittelalters hatten. Damals galt der
Spruch: „Straßburger Geschütz, Nürnberger Witz, Augsburger Pracht, Ve-
nedigs Macht, Ulmer Geld bezwingt die ganze Welt." Von Wichtigkeit aber
sind immerhin die Bierbrauerei, die Baumwollen-, Holz-, Metall- und Glasindustrie.
München an der Isar, 260. E. Großer Getreide- und Hopfenmarkt. Bier-
branerei und Maschinenbau. — Universität und Malerschule. Herrliche Kunstbauten.
„Isar-Athen". Hauptsabrikationsort Deutschlands für wissenschaftliche Instrumente.
Nürnberg, 116. E. Erste Industriestadt Bayerns. (Spielwaren; „Nürnberger
Tand geht durch das ganze Land.") Altertümliche Stadt mit vielen Kirchen und alten
Kunstschätzen. Germanisches Museum.
Augsburg am Lech, 65. E. Altberühmte Handelsstadt. Größte Baumwollen-
spinnerei Deutschlands. (1530 Reichstag, 1555 Religionsfriede.) — Südlich von A.
das Lechseld (955).
Würzburg am Main, 55. E. Weinbau. Universität.
Regens bürg an der Donau. Handelsstadt.
Fürth. Fabrikstadt.
Bamberg am Main. Handelsstadt. Industrie.
Baireuth am Main. Wagnertheater.
Speier am Rhein. Dom.
Passau an der Donan. Handel.
Ingolstadt an der Donau. Festung.
Erlangen. Universität. Brauereien.
Kulm dach. Bierbrauerei.
Kissingen. Berühmtes Bad.
Lindau. Bodenseehafen.
Oberammergau. Passionsspiele. Holzschnitzerei.
Berchtesgaden im Alpenland. Holzschnitzerei. Touristenverkehr.
2*