1903 -
Bielefeld
: Velhagen & Klasing
- Autor: Niemann, Gustav, Schulze, Hermann, Baade, Friedrich, Borchers, Emil, Kahnmeyer, Ludwig, Wurthe, Wilhelm, Gieseler, Albert
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Der
erdkundliche Unterricht
auf der Mittelstufe.
Für die Hand der Kinder
bearbeitet
von
L. Kaynmoyer u„b K, Schutze,
Schulinspektoren.
Mit vielen Abbildungen.
I^ealienbuch Nr. 18. Jeder Nachdruck ist verboten.
Sechste Kuftage.
Preis 30 Pfennig.
* m *9 m*
D-Ii
e,oz)-i8
Bielefeld und Leipzig,
lag von Velhagen & Klasing.
1903 -
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- Autor: Niemann, Gustav, Schulze, Hermann, Baade, Friedrich, Borchers, Emil, Kahnmeyer, Ludwig, Wurthe, Wilhelm, Gieseler, Albert
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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- Autor: Niemann, Gustav, Schulze, Hermann, Baade, Friedrich, Borchers, Emil, Kahnmeyer, Ludwig, Wurthe, Wilhelm, Gieseler, Albert
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
— 21 —
Ii
In dem Dome wurden ehemals die deutschen Kaiser gekrönt und dann nach dem
Rathause, dem Römer, geleitet. In dem ersten Stocke dort befindet sich der Kaisersaal;
hier hielt der neugewählte Kaiser mit den Kurfürsten das Krönungsmahl und zeigte sich
nachher vom Balkon aus dem Volke. An den Wänden hängen die überlebensgroßen
Bildnisse aller (49) Kaiser des ehemaligen Deutschen Reiches bis auf Franz Ii., der 1806
die deutsche Kaiserkrone niederlegte. „Bedeckt sind alle Wände bis an den letzten Saum;
kein neuer Herrscher fände zu seinem Bildnis Raum."
3. Kassel. An der Fulda liegt Kassel, 1 Stunde davon entfernt das
herrliche Lustschloß Wilhelmshöhe. Weltberühmt sind die Wasserfälle dort.
Auf Wilhelmshöhe wohnte von 1807—13 Jerome, der König Westfalens. Von
1870—71 aber saß hier Napoleon Iii. gefangen. (Gesch. S. 8 und 41.)
1. Die Provinz Westfalen.
1. Der nördliche Teil der Provinz ist größtenteils Tiefland. Er wird
von der Lippe und Ems bewässert. Die bedeutendste Stadt hier ist Münster.
(Friede 1648.) Zwischen Münster und Paderborn liegt das Münsterland.
Das ist eine ungemein fruchtbare Ebene.
Dörfer mit nahe beieinander liegenden Gehöften findet man hier selten; dagegen
sieht man zahlreiche einzeln liegende Bauernhöfe, die zwischen herrlichen Eichbäumen gar
lieblich hervorblicken. Rings um die Höfe liegen die fruchtbaren Felder; sie sind von hohen,
breiten Erd-
wällen um- ' ' 1
geben, auf , •• j
denen dichte
Hecken und
herrliche
Eich- und
Nußbäume
wachsen.
Das westsä-
tische Bau-
ernhaus ist
sehr geräu-
mig. Hoch
oben am
Giebel sieht
man in der
Regel zwei
aus Holz ge-
schnitzte
Pferdeköpfe.
Sie erinnern
noch an das
heilige weiße
Roßwodans.
(Gesch. S.13.)
An der Gie-
belseite befin-
det sich ein Westfälisches Bauernhaus.
mächtiges Tor; denn hier ist die Einfahrt, die zur „Däle" (Tenne) führt. Rechts und links
von der Tenne steht das Vieh, das gutmütig und neugierig über die Futtertröge hinweg
den Ankömmling anschaut. Am anderen Ende der Tenne befindet sich der Wohnraum, der
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- Auflagennummer (WdK): 6
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- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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.schuibuct**«otti»k - Inhaltsverzeichnis.
Seite Seile
A. Deutschland. 9. Dänemark ....... . 28
I. Natürliche Beschaffenheit. 10. England.......
a. Die deutschen Meere..... . 1 11. Holland ....... . 29
b. Bodengestalt n. Beschaffenheit. . . 2 12. Belgien........
1. Der Rhein und sein Gebiet . . 3 13. Frankreich.......
2. Die Weser und ihr Gebiet . . 6 14. Spanien und Portugal . . . 30
3. Die Elbe und ihr Gebiet . 7 15. Die Schweiz......
4. Die Oder und ihr Gebiet . , 10 16. Italien........ . 31
5. Die Weichsel und ihr Gebiet — 17. Österreich....... . 32
6. Die Donau und ihr Gebiet . — 18. Die Türkei ......
19. Griechenland...... . 33
Ii. Die deutschen Staaten. 20. Rußland....... . —
1. Das Königreich Preußen . . . . 11 C. Die Erdkugel.
a. Provinz Ostpreußen . . . . —
b. Provinz Westpreußen . . . . 12 D. Asien.
e. Provinz Pommern .... 13 . 34
<1. Provinz Posen..... 14 21. Sibirien.......
e. Provinz Schlesien .... 15 22. Kleinasien mit Palästina . . . —
f. Provinz Brandenburg. . . . — 23. Ostindien.......
g. Provinz Sachsen .... 17 24. China........
h. Provinz Schleswig-Holstein'. . 18 25. Japan........ . 36
i. Provinz Hannover .... . 19 E. Afrika.
k. Provinz Hessen-Nassau . . . 20
1. Provinz Westfalen . . . . 21 26. Ägypten....... . 36
m. Die Rheinprovinz .... . 22 27. Wüste Sahara.....
2. Die norddeutschen Küstenstaaten . . 23 28. Deutsche Kolonien .... . 37
3. Die norddeutschen Binnenstaaten. . — 29. Das Kapland ..... . 38
4. Die thüringischen Staaten . . . . 24 F. Amerika.
5. Das Königreich Sachsen . . . . 25
6. Die süddeutschen Staaten . . . . 26 30. Nordamerika...... . 38
7. Das Reichsland Elsaß-Lothringen . 27 31. Mittelamerika ..... . 39
B. Europa. 32. Südamerika...... —
8. Schweden und Norwegen . . . . 28 G. Australien . . 40
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- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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viele Steinkohlen zu Tage gefördert werden (S. 22), so finden wir hier sehr große
Fabrikstädte: Elberfeld (157 T.) und Barmen (142 T.), Essen (182 T.) n. v. a.
Essen hat die größte Fabrik der Erde. Hier werden in der von dem „Kanonenkönig"
Krupp gegründeten Gußstahlfabrik jährlich Tausende von großen und kleinen Kanonen
gegossen. In der Fabrik sind mehr als 20000 Menschen beschäftigt.
4. Bis an die Nordgrenze. Weiter führt uus die Fahrt uoch an der
Festung Wesel vorüber, wo der Rhein die Lippe aufnimmt, und alsdann gelangen
wir bald nach Holland, an dessen westlicher Küste der Rhein in die Nordsee mündet.
5. Aachen. Westlich von Cöln liegt die Stadt Aachen (135 T.). Sie ist
durch ihre heißen Schwefelquellen bekannt, in denen schon Karl d. Große gebadet hat.
Im Dome liegt Karl begraben. Auf dem Markte sieht man fein Standbild über
einem schönen Springbrunnen. In dem Rathause siud 27 deutsche Kaiser gekrönt worden.
3. Die norddeutschen Mstenstaaten.
Name Hauptstadt
Großherzogtümer Mecklenburg-Schweriu und Mecklenburg-Strelitz Schwerin n. Neu-Strelitz
Großherzogtum Oldenburg Oldenburg
Die drei freien Reichsstädte: Hamburg, Bremen, Lübeck Hamburg (717 T.), Bremen (164 T.), Lübeck (82 T.)
Hamburg liegt am rechten Ufer der Elbe und ist jetzt die größte Handels-
stadt des europäischen Festlandes. Zur Zeit der Flut können die größten See--
schiffe Hamburg erreichen. In dem Hafen liegt Schiff bei Schiff, und die vielen
Mastbäume bilden einen förmlichen Wald. Die Hamburger Kaufherren besitzen
über 500 große Schiffe, mit denen sie aus allen Weltteilen Waren herbeiholen:
Kaffee, Wolle, Baumwolle, Weizen, Tabak, Holz, Früchte n. dgl. Von Hamburg
gehen wöchentlich auch große Schiffe für Auswanderer nach Amerika, das in
8—9 Tagen erreicht wird.
3. Die norddeutsche» Miucnstaliten.
Name Hauptstadt
Herzogtum Braunschweig Braunschweig (129 T.)
Herzogtum Anhalt Dessau
Fürstentum Schaumburg-Lippe Bückeburg
Fürstentum Waldeck Arolsen
Fürstentum Lippe-Detmold Detmold
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- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Ebbe bei ruhiger See.
3. Die Ostsee hat keine merkliche Ebbe und Flut. Wie ein großer
Binnensee liegt sie gewöhnlich friedlich da. Weht aber tagelang der Sturm aus
Norden oder Westen, so sind die Bewohner der Küste leicht der Überschwemmung
ausgesetzt, da die Wogen nicht selten die 10—20 m hohen Dünen überfluten
oder durchbrechen.
Eine ganz entsetzliche Flut brachte auch das Jahr 1872. Danials stand an der
Küste ein kleines Fischerhaus. Mitten in der Nacht drangen die Wogen in das Haus.
Die Bewohner, Vater, Mutter und ein 12jähriger Sohn, flüchteten auf das Dach. Bald
aber stürzte das Haus ein, und die 3 Leute schwammen auf dem Dache ins Meer hinaus.
Schon nach einigen Stunden versanken die Eltern in die Fluten. Der Knabe aber trieb
noch den folgenden Tag und die folgende Nacht ans dem Meere umher. Erst am Morgen
darauf fuhr dicht an ihm ein Schiff vorüber. Der Kapitän ließ ihn holen und brachte
ihn nach Kiel, wo ihm Pflege und Hilfe jeder Art zu teil wurde.
b. Bodengestalt und Aüsse.
1. Der Norden Deutschlands ist meist eben und tief, der Süden dagegen
gebirgig und höher gelegen. Das Tiefland im Norden heißt das Norddeutsche
Tiefland.
Ehemals war dieses Tiefland vom Meere bedeckt. Als sich aber der Meeresboden
in die Höhe hob, da blieb an den tiefsten Stellen noch etwas Wasser stehen. Nach und
nach aber verdunstete das Wasser, und es blieb nur das im Wasser enthaltene Salz zurück.
Daher finden wir bei Staßfurt, Lüneburg, Spremberg u. a. a. Stellen der Ebene Salzlager
in der Erde, die stellenweise bis 700 m dick sind. Der Boden des Tieflandes besteht aus
Sand, Lehm, Ton oder Kies und ist in den Flußtälern und an den Küsten meist recht
fruchtbar. (Marschland.) Das westliche Tiefland ist sehr reich an Mooren, besonders an
den Ufern der Ems. Nur zwei Höhenzüge, der Nördliche (Baltische) und der Südliche
Landrücken, durchziehen das Tiefland.
An dieses Tiefland schließt sich nach Süden hin das Gebirgsland an; es
reicht bis an die Alpen.
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- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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Name Hauptstadt
d. Herzogtum Sachsen-Meiningen Meiningen
e. Herzogtum Sachseu-Koburg-Gotha Gotha
d. Herzogtum Sachsen-Altenburg Altenburg
e. Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt Rudolstadt
f. Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen Sondershanseu
g. Fürstentum Renß ä. L. Greiz
h. Fürstentum Reuß j. L. Gera
5. Das Königreich Sachse».
1. Gebirge. An der Südostgrenze des Landes liegen das Erzgebirge,
die Sächsische Schweiz und das Lausitzer Bergland.
Das Erzgebirge bildet auf der sächsischen Seite ein zerklüftetes Hochland,
das sich allmählich zum Tieflande hinabsenkt. Früher wurde hier viel Bergbau
getrieben, und in den Flußtälern erblühten bald die Bergstädte Freiberg,
Zwickau und Annaberg. Heute aber ist der Bergbau nicht mehr sonderlich
lohnend. Die Bevölkerung im sächsischen Berglande hat sich daher vielfach der
Industrie, namentlich der Wollweberei und -spinnerei zugewandt. In den Tälern
reiht sich nicht selten Fabrik an Fabrik; dichter Qualm umhüllt die Häuser, und
das Geklapper der Maschinen betäubt unser Ohr. Besonders werden hier Hand-
schuhe, Strümpfe, Mützcheu, Flanelle, Teppiche, Kleiderstoffe u. f. w. verfertigt.
Infolge dieser Fabriktätigkeit hat Sachsen die dichteste Bevölkerung in ganz
Europa. Die größten Fabrikstädte sind Chemnitz (kemnitz), Glauchau, Reichen-
bach und Plauen.
2. Die Hauptflüsse Sachsens sind die Elbe, die Mulde und die Weiße
Elster mit der Pleiße. Da, wo die Elbe das Erzgebirge durchbricht, führt dieses
den Nameu Elbsandsteingebirge oder Sächsische Schweiz. (S. 8.) Wegen
seiner Schönheit wird es im Sommer viel von Fremden besucht. An der Elbe
liegt die Hauptstadt Sachsens, Dresden (400 T.), und weiter stromabwärts
Meißen, mit der ältesten Porzellanfabrik in Europa. An der Pleiße liegt Leipzig.
3. Leipzig (455 T.) ist besonders durch die Schlacht von 1813 bekannt. (Gesch. S. 44.)
Berühmt sind auch seine Messen. Zu diesen finden sich Handelsleute aus allen Ländern
ein: Franzosen, Engländer, Türken, Russen, Amerikaner u. s. w. Ganze Berge von Kisten,
Ballen und Fässern werden von der Eisenbahn aus durch Rollwagen in die Stadt gebracht.
Die Wohnungen zur ebenen Erde verwandeln sich an vielen Orten in ein Warenlager, und
selbst auf den Haussturen und in den Höfen sind stellenweise Verkaufsplätze hergerichtet.
Schilder mit riesengroßen Buchstaben bedecken die Häuser nicht selten bis ins dritte Stock-
werk, und überall werden Waren der verschiedensten Art, wie Seide, Baumwollenzeuge,
Tuche, Leder u. dgl., zum Verkaufe angeboten.
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- Autor: Niemann, Gustav, Schulze, Hermann, Baade, Friedrich, Borchers, Emil, Kahnmeyer, Ludwig, Wurthe, Wilhelm, Gieseler, Albert
- Auflagennummer (WdK): 6
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Ii
gefeiert. Dort sitzen in ihren niederen Hütten die fleißigen Arbeiter und Arbeiterinnen
und flechten Strohhüte; auch die weltberühmten „Schwarzwälder Uhren" werden hier von
kunstgeübter Hand angefertigt. — Die Taler des Schwarzwaldes zeichnen sich durch be-
rühmte Heilquellen aus (Baden-Baden, Wildbad ?c.).
6. Bei Mannheim nimmt der Rhein den Neckar auf. Nördlich vom Neckar
liegt der Odenwald.
7. Von Mainz bis zum Mäuseturm. Weiter hiuab fließt der Rhein
an Mainz vorüber. Hier nimmt er den Main auf, der auf dem Fichtel-
gebirge entspringt. Am Main liegt Frankfurt (S. 20).
Über den Namen dieser Stadt erzählt die Sage: Als Karl d. Gr. einst von den
Sachsen geschlagen war, kam er an den Main. Hier wußten die Franken die Furt nicht zu
finden. Da erschien eine Hirschkuh und ging vor ihnen durch den Fluß. Die Franken
folgten ihr und retteten sich so vor ihren Feinden. Seit jener Zeit heißt der Ort
Frankfurt — Furt der Franken.
Zwischen Mainz und Bingen erstreckt sich der reichgesegnete Rheingan,
ein 6 Stunden langes Tal. Hier sehen wir Weinberg an Weinberg und da--
zwischen Nußbäume und Kastanien mit eßbaren Früchten. Bei Bingen tritt
der Rhein in ein enges Felsentäl, das fast bis Koblenz reicht. Auf dieser
Strecke durchbricht er nämlich das Rheinische Schiefergebirge, das seinen
Namen von dem Schiefer hat, der in dem Gebirge enthalten ist. Es besteht
aus verschiedenen Teilen: westlich vom Rhein liegen Huusrück und Eifel, östlich
vom Rhein Taunus, Westerwald und Siebengebirge. Die steilen Ufer
des Rheins sind hier oft von unten bis oben mit Reben bekränzt, und von
hervorspringenden Anhöhen schauen freundliche Dörfer, stattliche Schlösser und
zerfallene Ritterburgen ins Tal herab. Unterhalb Bingens erhebt sich auf einer
Felsenklippe mitten im Rhein der gespensterhafte Mäuseturm (Maut — Zoll).
Die Sage erzählt über den Ursprung des Namens folgendes:
Einst lebte in Mainz ein geiziger Bischof, mit Namen Hatto. Zu seiner Zeit
entstand eine große Teurung im Lande. Da kamen die Armen und baten ihn um Brot.
Er aber ließ sie in seine Scheune sperren und allesamt bei lebendigem Leibe verbrennen.
Als uun die Unglücklichen weinten und jammerten, rief er: „Hört nur, wie die Mäuslein
pfeifen!" Zur Strafe schickte ihm Gott so viel Mäuse, daß er sich nicht mehr vor ihnen zu
retten wußte. Sie krochen nachts in sein Bett und mittags auf seinen Teller. Da ließ
er sich mitten im Strome einen Turm bauen. Aber die Mäuse schwammen ihm durch
den Strom nach und fraßen ihn bei lebendigem Leibe auf.
8. Vom Mäuseturm bis zur Lorelei. Weiter stromabwärts finden wir
am rechten Ufer die Lorelei, einen hohen Felsen. Dort macht der Rhein eine
starke Biegung. Daher bildete sich hier ehemals ein mächtiger Strudel, der
manchem Schiffe den Untergang brachte. (Jetzt ist der Strudel durch Sprengungen
beseitigt.) Dieser Strudel sowie das vielfache Echo des Felsens sind die Ver-
anlassung zur Sage von der Lorelei geworden.
In alter Zeit sah man oben auf der Spitze des Felsens bei Nacht oft eine wunder-
schöne Jungfrau. Einmal kam der Sohn eines Grafen in einem Kahne dahergefahren
und erblickte die Jungfrau unten am Felsen. Er wollte sie ergreifen, sprang jedoch zu kurz
und ertrank im Rhein. Als sein Vater das vernommen hatte, schickte er eine Schar Krieger
dorthin, die böse Jungfrau zu fangen. Sie aber stürzte sich in den Rhein, und die
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und Eichenstämmen (woher? S. 4) zusammengesetzt sind und ihren Weg zum
Rhein und weiter nach dem holzarmen Holland nehmen. Dort werden sie zum
Schiffs- und Häuserbau verwendet. Seitwärts vom Neckar liegt Stuttgart
(180 T.), die Hauptstadt des Landes.
c. Das Großherzogtum Baden.
Baden dehnt sich an der rechten Seite des Oberrheins aus. Zur Hälfte liegt
es in der Oberrheinischen Tiefebene, zur Hälfte wird es vom Schwarzwalde ein-
genommen. Die Tiefebene gehört zu den fruchtbarsten Landstrichen Deutschlands und
bringt außer Getreide auch viel Wein, im Norden auch Tabak hervor. (S. 4.) In
dieser Ebene, zwei Stunden vom Rhein entfernt, liegt Karlsruhe (100 T.), die
Hauptstadt des Landes. Sie ist in Gestalt eines Fächers angelegt; die Straßen
laufen auf das herzogliche Schloß zu und vereinigen sich hier in einem Punkte.
ä. Das Großherzogtum Hessen-Darmstadt.
Am Rhein selbst liegen die Städte Worms (Luther) und Mai uz (Guten-
berg), weiter rechts davon Darmstadt, die Hauptstadt des Landes.
7. Das Neichsland Elsaß-Lothringen.
Elsaß-Lothriugen, das 200 Jahre lang in den Händen der Franzosen war,
ist 1871 wieder mit seinem Mutterlands Deutschland vereinigt worden. Elsaß
ist ein schmaler, fruchtbarer Landstrich, der sich zwischen dem Rhein und dem
Wasgan hinzieht und ein Stück der Oberrheinischen Tiefebene mit dem Ostabhange
des Wasgan umfaßt. Die Hauptstadt des Elsaß ist die Festung Straßburg
(150 T.). Hier wohnt auch der kaiserliche Statthalter.
In dem Dome (Münster) steht eine sehr große, weltberühmte Uhr. Sie zeigt nicht
bloß die Tageszeit, sondern auch das Datum, den Auf- und Untergang der Sonne n. s. w. an.
Die meisten Bewunderer lockt sie zur Mittagszeit herbei. Sobald es nämlich 12 geschlagen
hat, erscheinen die 12 Apostel und machen um deu Heiland einen Rundgang, wobei sie sich
vor ihm verneigen. Zu gleicher Zeit schlägt auch der Hahn oben auf der Uhr mit den
Flügeln und kräht zweimal, wie in der Nacht, da Jesus verrate» ward.
Schlachtörter im Elsaß sind Weißenburg und Wörth. (1870.) — Nach
der Mosel zu breitet sich Deutsch-Lothriugen aus. Die Hauptstadt dieses Land-
striches ist Metz. Sie war ehemals eine freie Reichsstadt, wurde aber durch die
Franzosen zu einer gewaltigen Festung gemacht. 1870 ward sie belagert und
zur Übergabe gezwungen. In der Nähe liegt das Schlachtfeld von Gravelotte.
B. Europa.
Europa hängt im Osten mit Asien zusammen. An den übrigeu drei Seiten
wird es von Meeren umspült: im Norden vom Nördlichen Eismeere, im
Westen vom Atlantischen Ozean, im Süden vom Mittelländischen Meere.
In der Mitte Europas liegt Deutschland, unser Vaterland. Die wichtigsten
Länder Europas außer Deutschland sind:
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Im Tieflande nimmt die Weser rechts die Aller (mit der Oker und Leine)
auf, fließt dann an der Seehandelsstadt Bremen vorüber und mündet bei
Bremerhaven in die Nordsee.
Westfälische Pforte.
3. Die Elbe und ihr Gebiet.
1. Die Elbquelle und das Rieseugebirge. Die Elbe entspringt auf dem
Riesengebirge, das einen Teil der Sudeten (S. 10) bildet. Der höchste Puukt
des Riesengebirges ist die Schneekoppe (1600 m. S. 3).
Ein gebahnter Weg führt uns nach oben. Hier und da sehen wir
unterwegs kleine Häuser, sogenannte Bauden. Ihre Bewohner halten sich
einige Kühe und Ziegen. Im
Sommer weiden diese auf der
dicht bei der Baude gelegeneu
Wiese — dort Garten genannt.
Die Lust da obeu ist auch
im Sommer so kühl, daß der
große Kachelofen Tag für Tag
geheizt werden muß. Überhaupt
wechselt hier das Wetter sehr
schnell: jetzt klarer Sonnen-
schein, plötzlich furchtbarer
Sturm, dann dicker Nebel.
Dieser schnelle Witternngs- Baude.