1908 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Eckhardt, Paul, Osbahr, Wilhelm
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Handelsschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Vi Vorwort.
Ich hoffe, Mit dem Buche ein Lehrmittel geschaffen zu haben, das den
Unterricht an Handelsschulen zu fördern geeignet ist. Aber wieder möchte ich
die Bitte aussprechen, mit Wünschen und Ratschlägen nicht zurückzuhalten,
damit es gelingt, die uns anvertraute kaufmännische Jugend für ihren Beruf
immer besser auszurüsten.
Ganz kurz möchte ich noch auf die Grundlagen dieser Arbeit eingehen.
Sie ist zum größten Teil aus Unterrichtsentwürfen hervorgegangen, die ich
hauptsächlich auf Grund zahlreicher Notizen aus der Studienzeit und auf Grund
früherer kleinerer Arbeiten angefertigt habe. Die auf Seite Viii angegebene
Literatur enthält daher nur die wichtigsten neuerdings benutzten Werke.
Gern erfülle ich zum Schluß die angenehme Pflicht, Herrn Direktor
Ph. Ebeling, Halberstadt, der auch diesem Bnche fein lebhaftes Interesse
entgegengebracht und mich bei der Korrektur unterstützt hat, sowie Herrn
Kollegen Seiz, Aschers leben, der mir ebenfalls bei der Korrektur behilflich
gewesen ist, meiueu aufrichtigen Dank auszusprechen.
Alkersleben, im Juli 1908.
(üubelm Osbabr.
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- Autor: Eckhardt, Paul, Osbahr, Wilhelm
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Handelsschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Literatur.
a) Lehrbücher u. dergl.
I)r. K. Dove, Die angelsächsischen Riesenreiche. Jena, Hermann Costenoble,
I)r. Max Eckert, Grundriß der Handelsgeographie. Leipzig, G. I. Göschen'sche Ver-
lagshandlung.
Fischer-Geistbeck, Erdkunde für höhere Schulen. Berlin und München, R. Oldenbourg.
Dr. Ernst Friedrich, Allgemeine und spezielle Wirtschaftsgeographie. Leipzig, G. I.
Göschen'sche Verlagshandlung.
— Einführung in die Wirtschaftsgeographie. Leipzig, List & von Bressensdors,
Dr. Christian Gruber, Wirtschaftsgeographie unter besonderer Berücksichtigung Deutsch-
lands. Leipzig und Berlin, B. G. Teubner.
— Geographie als Bildungsfach. Leipzig, B. G. Teubner.
Dr. Richard Mayr, Lehrbuch der Handelsgeschichte. Wien, Alfred Hölder.
Dr. Georg Obst, Das Buch des Kaufmanns. Leipzig, Poefchel & Kippenberg.
Dr. M. Pietfch, Katechismus der Warenkunde. Leipzig, I. I. Weber.
Prof. Dr. Friedrich Ratzel, Politische Geographie. München u. Berlin, R. Oldenbourg.
— Die Erde und das Leben. Leipzig-Wien, Bibliographisches Institut.
Ratzel-Festschrist, Leipzig, Dr. Seele u. Co.
Dr. Rudolf Sachße, Einführung in die Warenkunde. Bautzeu, Emil Hübners Verlag.
Prof. Dr. Schmitz-Mancy, Handelswege und Verkehrsmittel der Gegenwart. Leipzig,
Ferdinand Hirt u. Sohn.
A. Scobel, Geographisches Handbuch zu Audrees Handatlas. Bielefeld und Leipzig,
Velhagen & Kinsing.
Prof. Dr. Wilhelm Sievers, Südamerika und die deutschen Interessen. Stuttgart,
Strecker & Schröder.
Prof, Dr. Rud. Sonn dorfer, Die Technik des Welthaudels. Wien u. Leipzig, Alfred Hölder.
Prof. Dr. K. Thieß, Die deutsche Schisfahrt (im „Führer durch Deutschlaud und die
deutsche Industrie"). Berlin S\V., Robert Teßmer,
A. Wolff und H. Pflug, Wirtschaftsgeographie Deutschlands und seiner Hauptverkehrs-
länder. Berlin, E. S. Mittler & Sohn.
Dr. Carl Zehden, Handelsgeographie. Wien, Alfred Hölder.
b) Jahrbücher, Zeittd)riften uiw.
Otto Hübners Geographisch-statistische Tabellen aller Länder der Erde. Herausgegeben
vou Prof, Fr. von Juraschek. Frankfurt a. M, Heinrich Keller.
Monatsschrift für Handel, Industrie und Schiffahrt. Amtliches Organ der
Handelskammer zu Halberstadt.
Nachrichten für Handel und Industrie, zusammengestellt im Reichsamt des Innern,
Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich. Berlin, Puttkammer & Mühlbrecht.
Die Warenkünde, Zeitschrift für Haudel, Industrie und Gewerbe. Herausgegebeu von
Dr. Alb. Stange. Verlag Paul Kluge, Wangen in Baden.
Die Weltwirtschaft, ein Jahr- und Lesebuch, Herausgegeben von E. v. Halle,
Leipzig und Berlin, B. G. Teubner.
c) Atlanten und Karten.
Ph. Ebeling und Dr. Ehr. Gruber, Neuer Atlas für Handels- und kaufmännische
Fortbildungsschulen. Bielefeld und Leipzig, Velhagen & Klasing.
Paul Langhans, Handelsschulatlas. Gotha, Justus Perthes.
A. Scobel, Andrees allgemeiner Handatlas. Bielefeld und Leipzig, Velhagen Klasing.
— Handelsatlas zur Verkehrs- und Wirtschaftsgeographie. Bielefeld und Leipzig,
Velhagen & Klasing.
Karte der großen Postdampfschifflinien im Weltpostverkehr, bearbeitet im Kurs-
bureau des Reichs-Postamts. Berlin, Verlag: Berliner Lithographisches Institut
Julius Moser.
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- Autor: Eckhardt, Paul, Osbahr, Wilhelm
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Handelsschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
I. Teil.
Die allgemeinen geographifchen Grundlagen derwirffchaff.
A. Die Natur.
I. Cand und Masser.
a. Oerteilung von Cattfc und Lvasser auf der Lrde.
1. Übersicht. Von den 510 Millionen qkm der Erdoberfläche entfallen
144 oder 28 °/o auf das Land und 366 oder 72 °/0 auf das Meer. Land und
Wasser stehen also zueinander im Verhältnis von 1 : 2,5. Das Weltmeer
bildet eine zusammenhängende Wasserfläche, aus welcher die Erdteile als Inseln
hervorragen. Sie sind so gelegen, daß wir eine nordöstliche Landhalbkugel
und eine südwestliche Wasserhalbkugel, der nur Australien und das um deu
Südpol befindliche Land (Antarktien) vollkommen angehören, unterscheiden können.
Die Landhälfte der Erde ist die wichtigste; ihr Mittelpunkt befindet sich etwa
an der Loiremündung.
Mit Ausnahme Antarktiens bildet alles Land im großen und ganzen eine
zusammenhängende Masse, die sich breit um den Nordpol lagert und nach S.
in drei gewaltigen Zacken ausstrahlt. Zwischen diesen liegen drei große Ab-
schnitte des Weltmeeres: der Große oder Stille Ozean, welcher mit 175
Mill. qkm an Flächenraum allein ein Drittel der Erdoberfläche ausmacht, der
Atlantische Ozean mit 90 und der Indische mit 72 Mill. qkm. Sie
stießen im S. zum Südlichen Eismeer mit 16 Mill. qkm zusammen und
stehen im Norden mit dem Nördlichen Eismeer (13 Mill.) in Verbindung.
Von den erstgenannten drei großen Ozeanen schneiden drei umfangreiche Meeres-
buchten, das Amerikanische, Europäische und Australasiatische Mittel-
meer in die Landmassen hinein und teilen von ihr die südlichen Erdteile
Australien, Afrika und Südamerika ab. Auch die nördlich der Mittelmeere
gelegenen Landmassen werden in drei Teile, Asien, Europa und Nord-
amerika, zerlegt. Der größte Erdteil ist Asien mit 44 Mill. qkm. Ihm
solgen Afrika mit 30, Nordamerika mit 24, Südamerika mit 18, Europa mit
10 und Australien (mit Ozeanien) mit 9 Mill. qkm.
2. Wirtschaftliche Bedeutung. Die Verteilung von Land und Wasser,
das Verhältnis zwischen beiden und die Lage der Erdteile sind für die Welt-
Wirtschaft von großer Bedeutung. Da die Menschen Landlebewesen sind, das
Land also die eigentliche Grundlage ihrer Wirtschaft bildet, so kann sich diese
Osbahr, Wirtschaftsgeographie und Wirtschaftskunde. Ii. 1
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- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
I. Land und Wasser. 3
Die Küste ist ein Saum zwischen Land und Meer, teils diesem, teils jenem
angehörend. In diesem Grenzsaum liegen die Häfen. Als gute Häfen bezeichnet
man solche, welche vor den Meereswellen, der Meeresdünung und den See-
winden Schutz gewähren, guten Ankergrund bieten, um sich herum Platz zur
Ansiedelung und ein produktives, für den Handel günstiges Hinterland besitzen.
Je nachdem, ob die Küste für einen Hafen Raum gewährt oder nicht, unter-
scheidet man offene und geschlossene Küsten. An ersteren liegen die natür-
liehen Häfen, an letzteren finden wir heute oft künstliche, die durch den Bau
von Hafendämmen (Molen) und Wellenbrechern entstanden sind.
Nach ihrem Absall ins Meer wird zwischen Steil- und Flachküsten unterschieden.
Steilküsten sind meist dort vorhanden, wo Bodenerhebungen an das Meer herantreten.
Laufen sie mit der Küste parallel, so gibt es geschlossene, treffen sie dagegen in einem
Winkel auf dasselbe oder treten Quertäler an das Meer heran, so entstehen offene Steil-
küsten. Solche offenen Steilküsten sind die Fjordküsten Skandinaviens, die Föhrden-
küsten Jütlands und die Riasküsten des nordwestlichen Spaniens. Auch Einbruchs-
Häfen an Steilküsten sind an sich meist gut, leiden aber unter dem Umstände, daß zur
Erreichung des Hinterlandes steiles Gelände überwunden werden muß. Risshäfen, die
sich in den korallenreichen Gewässern der heißen Zone befinden, sind geschützt aber schwer
zugänglich, wenn sie an Riffküsten liegen, dagegen ungeschützt, wenn sie aus Ringinseln
(Atollen) bestehen.
An Flachküsten entstehen gute Häsen, wenn sie von trichterförmigen Flußmündungen
(Ästuarien) durchbrochen werden. Solche offene Mündungshäfen sind z. B. Hamburg und
London. Deltamündungen und Strandseen (Lagunen) sind wegen ihrer Verschlammung
und Versandung zur Anlage von Häsen wenig geeignet.
Im allgemeinen kann »tan sagen, daß die sür den Verkehr am besten
geeigneten Küsten mehr in den kalten und gemäßigten als in der heißen Zone
liegen.
c. Das Meer.
1. Seine Bedeutung für die Produktion. Während gerade die Ober-
fläche des festen Landes für die Gütererzeugung den größten Wert hat, sind
die Meeresflächen fast unproduktive Gebiete. Die Schätze des Meeres müssen
zum größten Teil aus der Tiefe geholt werden. Daher fpielt das Meer für
die Gütererzeugung erst auf höherer Wirtschaftsstufe eine wichtige Rolle. Nach-
dem man von der Küsten- zur Hochseefischerei übergegangen ist und den großen
Wert der Fischsangprodukte für die Volksernährung allgemein erkannt hat,
nimmt das Meer sogar eine immer bedeutendere Stellung ein. Gegenwärtig
kann man den Wert der Fischproduktion der Welt auf eine Milliarde Mark
veranschlagen. Neben Fischen liefert das Meer noch zahlreiche andere wertvolle
Gegenstände. Von den Tieren werden besonders Robben und Wale wegen
ihres Tranes, ihrer Häute und Felle geschätzt. Außerdem werden viel Krebs-
tiere, Muscheln, Korallen, Schwämme, Perlen und Seewürmer (Trepang)
gefangen. Unter den pflanzlichen Erzeugnissen stehen Seegras und Seetang
obenan, unter den mineralischen ist das in Salzgärten gewonnene Seesalz am
wichtigsten.
2. Seine Bedeutung für den Verkehr. Wir haben gesehen, daß das
Weltmeer 5/7 der Erdoberfläche einnimmt. Daher bildet es zunächst ein gewaltiges
Verkehrshindernis zwischen den Erdteilen. Diese sind Welten sür sich, und ihre
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- Inhalt: Zeit: Geographie
Ii. Das Klima. 5
Massen (f. Bd. I, S. 4) hat vielmehr zur Folge, daß die höchsten Wärmegrade nördlich
vom Äquator in der Sahara gemessen werden, während die tiessten Temperaturen bei
Werchojansk in Sibirien auftreten.
2. Die Winde. Warme Lust ist leichter als kalte. Erwärmte Luft lockert sich auf
und steigt in die Höhe, abkühlende verdichtet sich und sinkt. Ein Gebiet der Luftaus-
lockerung nennt man ein Tiefdruckgebiet oder ein barometrisches Minimum, ein
solches der Luftverdichtung heißt Hochdruckgebiet oder barometrisches Maximum.
Liegt neben einem Luftauflockerungs- ein Luftverdichtungsgebiet, so entstehen zwischen
beiden Ausgleichsbewegungen, deren Ziel ist, ein einziges Gebiet mit gleichem Luftdruck
herzustellen. Die Bewegung der Luft von einem Gebiet höheren nach einem Gebiet
niederen Luftdruckes nennen wir Winv. In den Gegenden des Auf- und Absteigens der
Luft herrscht Windstille.
In den um den Äquator gelegenen Gebieten wird die Lust am stärksten erwärmt.
Sie steigt hier in die Höhe und fließt in den oberen Luftregionen nach Norden und Süden
ab. Zum Ersatz strömt von den Polen kühlere Luft in das Auslockerungs<Tiesdruck-)Gebiet
hinein. Die in der Höhe polwärts abfließenden Luftströme werden allmählich abgekühlt
und sinken in der Gegend des 35. Grades an die Erdoberfläche. Ein Teil der nieder-
steigenden Lust vereinigt sich mit der äquatorwärts ziehenden polaren Luftströmung und
kehrt mit ihr zum Äquator zurück. Auf diese Weise entsteht zu beiden Seiten desselben
je ein geschlossener Ring regelmäßiger Luftströme. Die an der Erdoberfläche ständig von
Norden und Süden zum Äquator gehenden Winde heißen Passate, die in der Höhe
polwärts fließenden Lustmassen Gegen- oder Antipassate.
Die Drehung der Erde von West nach Ost hat aber eine Ablenkung der Winde von
ihrer ursprünglichen Richtung zur Folge. Aus dem Nord- wird ein Nordostpassat, aus
dem Süd- ein Südostpassat, und entsprechend ändert sich die Richtung der Gegenpassate.
Sowohl im Gebiet aufsteigender Luftströme am Äquator als auch in denjenigen der nieder-
steigenden um den 35. Grad herrschen Windstillen. Man nennt die drei Windstillen-
regionen die Kalmengürtel.
Die nicht zum Äquator zurückkehrenden Teile der Gegenpassate strömen nach Norden
und Süden weiter und begegnen den zum Äquator ziehenden Polarströmen. Bald ver-
drängen sie diese, bald werden sie verdrängt. Daher finden wir nördlich und südlich der
Passatregionen die beiden Gürtel der veränderlichen Winde. Sie haben infolge der
Achsendrehung der Erde südwestliche, aus der Südhalbkugel westliche Richtung und heißen
daher auch die Gürtel der Westwinde.
Wie die Wärmezonen so lassen sich auch die Windgürtel nicht scharf abgrenzen. Die
soeben entwickelten Gesetze der Windverleilung auf der Erde erleiden vielmehr weitgehende
Umgestaltungen. Durch das Wandern der Sonne zwischen den Wendekreisen, d. h. also
durch den Wechsel der Jahreszeiten, wird im nördlichen Sommer der nördliche Passat-
gürtel bis zum 40. Grad, der südliche bis zum 28. Grad vorgeschoben, während im nörd-
lichen Winter die Passatgrenzen im Norden auf den 28., im Süden auf den 40. Grad
zurückgehen.
Über großen Landmaffen liegt im Sommer infolge der starken Erhitzung derselben
ein Tiesdruck-, im Winter durch die große Abkühlung ein Hochdruckgebiet. Daher strömen
im Sommer in diese Landmassen von dem Meer her Winde hinein, während im Winter
die Winde aus dem Innern der Länder zum Meere gerichtet sind. Man nennt solche
jahreszeitliche Winde Monsune.
Sowohl die Unregelmäßigkeiten der Wärme- als auch der Windverteilung sind auf
der landreichen Nordhalbkugel am bedeutendsten.
3. Die Niederschläge. Die Luft enthält stets Wafferdampf, der aus den Meeren,
^een, Flüffen, Sümpfen und Pflanzen stammt. Warme Luft kann mehr Wasserdampf
aufnehmen als kalte. Daher nimmt die Feuchtigkeit der Luft sowie die Größe der Nieder-
schlüge mit zunehmender geographischer Breite ab.
Wird warme Luft abgekühlt, so verdichtet sich ihr Wasserdampf zu Wolken, Tau,
Reif, Regen, ^chnee oder Hagel. Daher bringen Winde, die von wärmeren nach kälteren
Gegenden wehen, Niederschläge, aus kälteren Gegenden kommende Winde dagegen Trocken-
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6 I. Teil. A. Die Natur.
heit. Demgemäß sind Passatwinde trocken, während die Gegenpassate, sowie die Südwest-
winde der nördlichen Erdhälfte Regen bringen. Aus demselben Grunde finden in den
Gebieten aufsteigender Luftströme Niederschläge statt, weshalb sich der äquatoriale Kalmen-
gürtel durch fast tägliche reiche Regen (Gewitterregen) auszeichnet. Auch ein Luststrom,
der durch Gebirge zum Aufsteigen gezwungen wird, gibt Wassermengen ab (Steigungs-
regen), während Landstrecken, welche im Windschatten liegen, meist regenarm oder regenlos
sind. Sie sind dann Wüsten, wie die Hochebenen Jnnerasiens und das Innere Australiens.
Winde, die vom Meere kommen, sind wasserreich, vom Lande wehende dagegen wasser-
arm. Aber auch die ersteren können ihren Wassergehalt nicht entladen, wenn sie in
wärmere Gegenden wehen. Deshalb bringen die vom Meere kommenden Winde dem
Hitzegebiet der Sahara keine Niederschläge. Nur wenn sie auf Gebirge treffen, regnen sie
sich ab. Daher stammt die Fülle der Regenmassen am Südostabhange des Himalaya, an
den Westghats Vorderindiens, der Küste Kameruns usw. Bei Tscherra-Pundschi am süd-
östlichen Himalaya fallen z. B. 1250 cm (in Deutschland nur 60 cm).
Im allgemeinen kann man entsprechend der Wärme- und Windverteilung folgende
Niederschlagszonen unterscheiden:
«- Die Zone der Cropenregen, die in die Zone der täglich fallenden Äquatorial-
regen (s. o.) und der um die Zeit des Höchststandes der Sonne fallenden Zenitregen uuter-
schieden wird. Die ersteren fallen elwa zwischen dem 4.° nördl. und füdl. Breite, letztere
reichen ungefähr bis zum 28. ° nördl. und südl. Breite. Entsprechend dem Wandern der
Sonne gibt es daher in der Nähe der Wendekreise eine Regen- und Trockenzeit, während
die übrige heiße Zone zwei Regen- und zwei Trockenzeiten befitzt
ß- Die Zone der Tubtropitchen Regen zwischen dem 28. und 40.° nördl. und südl.
Breite. Diese Zone ist im Sommer, da dann die nach wärmeren Breiten wehenden
Passatwinde bis zum 40.° reichen, trocken, während im Winter die beim 28. " ansetzenden,
aus wärmeren Breiten kommenden Gegenpassate Niederschläge bringen.
Y■ Die Zone der Kiedertcbläge zu allen Jahreszeiten nördlich bezw. südlich vom
40. Auch hier ist gemäß den sonstigen klimatischen Verhältnissen eine Jahreszeit die
regenreichere.
3- Die flßonfungebiete, welche sich im Sommer wegen der Seewinde durch reichen
Regenfall, im Winter infolge der Landwinde durch große Dürre auszeichnen. Besonders
Süd- und Südostasien, sowie das Mississippi-Gebiet Nordamerikas, in kleinerem Maße
auch Australien und Westafrika stehen in ihrer Wirtschaft unter der Herrschaft der Monsun-
winde und -regen.
d. Lvirtscl^aftliclie Bedeutung des Rlnuas. *)
1. Klima und Produktion. Die Pflanzen haben sich durch die klima-
tischen Verhältnisse ihres ursprünglichen Anbaugebietes (ihrer Heimat) inbezug
auf das Klima, namentlich auf Wärme und Feuchtigkeit, gewisse Lebens-
bedingungen erworben, die nur schwer zu verändern sind und deshalb ihre
Verbreitung bestimmen. Daher sind gewissen Klimagebieten gewisse Pflanzen
eigen, und in der Verbreitung der letzteren kommt diejenige der klimatischen
Erscheinung wieder zum Ausdruck. — Vergl. Kulturzonen S. 8.
Die Abhängigkeit der Tiere vom Klima ist keine so enge, wie die der
Pflanzen. Deshalb und infolge ihrer Beweglichkeit ist auch ihre Verbreitung
nicht so fest begrenzt. Doch auch bei ihnen müssen gewisse Lebensbedingungen
erfüllt werden. So können z. B. Kamel und Strauß nur in den trockenwarmen
Subtropen leben. Das Pferd kommt sowohl in den gemäßigten als auch in
den subtropischen Zonen sort, während es in seuchtheißen tropischen Gebieten
*) Vergl. Bd. I, S. 2 ff.
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Ii. Das Klima. 7
zugrunde geht. Das Renntier ist nur in der nördlichen kalten Zone zu Hause,
das Schaf überall verbreitet, soll aber in Gegenden mit hoher trockener oder
feuchter Wärme statt Wolle Haare tragen. Die Seidenraupe ist an die Sub-
tropen gebunden, während das Rind überall zu finden ist.
Verglichen mit den übrigen Lebewesen ist der Mensch am wenigsten vom
Klima abhängig; er besitzt das größte Anpassungsvermögen. Aber auch bei
ihm treten entsprechend seinem Heimatssitze Unterschiede zutage. So können
z. B. die romanischen Völker das tropische Klima besser vertragen als die
Germanen, während die Chinesen allen klimatischen Verhältnissen ziemlich ge-
wachsen sind.
Groß ist der Einfluß des Klimas durch die klimatischen Krankheiten, die
in den heißen Gegenden meist am verheerendsten auftreten. Die Europäer
erkranken in den Tropen am häufigsten an Malaria und Ruhr, während Beri-
Beri, gelbes Fieber und Pest auch hauptsächlich die eingeborene Bevölkerung
heimsuchen. Am unmittelbarsten ist die Wirkung des Klimas auf den Menschen
durch die Beeinfluffung seiner wirtschaftlichen Tätigkeit, wie wir fchon Bd. I,
S. 2 ff. dargestellt haben.
2. Klima und Berkehr. Er wird stark durch die Temperatur beeinflußt.
Die polaren Schnee- und Eisfelder bedingen die Benutzung des Schlittens als
Transportmittel. Die Flüffe und Häfen der kalten Klimaregion werden auf
Wochen und Monate durch die winterliche Eisbedeckung dem Verkehr entzogen.
Das polare Pack- und Treibeis verschmälert je nach der Jahreszeit den um
die Erde ziehenden Schiffahrtsgürtel. Auch trockene Hitze beschränkt den Ver-
kehr empfindlich; sie läßt ihm in den Wüsten schwer überwindliche Hindernisse
entstehen.
Hervorragend ist der Einfluß der Winde. Jahrtausendelang war die
Schiffahrt von ihnen abhängig. Besonders die regelmäßigen Winde, die Passate
und Monsune, spielten und spielen noch heute eine große Rolle; die Segel-
schissahrt wird durch sie ungemein gefördert. Gefürchtet sind dagegen die
Windstillengürtel. Ebenso gehören die Stürme, vor allem die Wirbelstürme,
wie die Taifune des chinesischen Meeres, die Zyklone des Indischen und die
Orkane des nördlichen Atlantischen Ozeans, zu den Feinden der Schiffahrt.
Heftige Winde können die der Schiffahrt sonst so dienlichen Gezeitenbewegungen
zu verderbenbringenden Sturmfluten umwandeln (Nordsee!). Sie sind auch für
den Landverkehr gefährlich (Wüstenstürme, Schneestürme, Zerstörung von Fern-
leitungen usw.). Endlich find die Winde durch die von ihnen erzeugten Meeres-
strömuugen, die besonders die Segelschiffahrt stark beeinflussen, von großer
Bedeutung.
Meeresströmungen sind die Folge der andauernd in gleicher Richtung
dahinziehenden Winde. Am wichtigsten sind die sich stets in derselben
Richtung bewegenden Strömungen, wie der Golfstrom im Atlantischen und
der Schwarze Strom im Großen Ozean, fowie die mit den Jahreszeiten
wechselnde Monsun trist im Indischen Ozean. Haben die Meeresströmungen
wie die genannten ihren Ursprung in äquatorialer Gegend, so sind sie warme,
entstehen sie in polaren Meeren, so sind sie kalte Strömungen. Durch ihre
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I. Teil. A. Die Natur.
Temperatur verändern sie dann wieder das Klima der von ihnen umspülten
Küstenlandschaften und beeinflussen die Verbreitung des Treibeises, sowie der
Lebewesen im Meere.
Iii- Die Produkte auf und in der Erde,
a. 3nt allgemeinen.
Wenn wir die Erzeugnisse der drei Naturreiche hinsichtlich ihres Wirtschaft-
lichen Wertes miteinander vergleichen, so finden wir, daß der Pflanzenwelt die
weitaus größte Bedeutung zukommt. Der Hauptteil der menschlichen Nahrung
ist pflanzlichen Ursprunges, und auch die Tiere, welche dem Menschen zu
Nahrungs- und Gebrauchszwecken dienen, leben von den Erzeugnissen der
Pflanzenwelt. Auch werden die meisten Gebrauchsgegenstände aus pflanzlichen
Rohstoffen hergestellt; erst auf höherer Wirtfchaftsstufe findet eine umfangreichere
Ersetzung derselben durch mineralische statt.
Die Mineralien sind entsprechend dem bunten Wechsel der Erdschichten
ziemlich unregelmäßig über die Erde verbreitet. Nur in beschränkten Gebieten
kann zum Teil von einem zonalen Auftreten derselben die Rede sein. Dagegen
ist die Verbreitung der Pflanzen und Tiere eine so gesetzmäßige, daß man
gegenseitig abgegrenzte Pflanzen- und Tiergebiete (Floren- und Faunenreiche)
feststellen kann. Für die Wirtschaftsgeographie interessiert jedoch hauptsächlich
die Verbreitung der Nutzpflanzen und Nutztiere. Während aber gerade die
wichtigsten Nutztiere, die Kulturtiere, wie z. B. Rind, Pferd, Schaf, Ziege,
Hund, Schwein, Huhn und Biene, eine sehr weite Verbreitung besitzen, lassen
sich bei den Nutzpflanzen gemäß den Klimazonen gewisse Kulturzonen unter-
scheiden, deren Kenntnis das Verständnis der wirtschaftlichen Verhältnisse der
einzelnen Erdteile und Länder wesentlich erleichtert.
b. Die Aulturzonen.*)
Wir unterscheiden eine gemäßigt-warme, eine subtropische und eine
tropische Kulturzone. Nach den von jeder Kulturzone in größter Menge her-
vorgebrachten Erzeugnissen kann man die erstere auch als die Zone der Ge-
treide, die zweite als die Zone der Getreide und Genußpflanzen, die
letzte als die Zone der Getreide, Genuß- und Jndustriepslanzen be-
zeichnen. Da aber innerhalb jeder Zone nicht die gleichen klimatischen Ver-
Hältnisse herrschen, so ist es notwendig, sie noch in zwei Unterzonen zu zerlegen,
die man als' äußere und innere unterscheiden kann. Die äußere ist stets die
polwärts, die innere die äquatorwärts gelegene Unterzone. Demnach
erhalten wir folgende Übersicht:
1. Die gemäßigt-warme Kulturzone (Jone der Getreide).
«. Die äußere 6etreidejone. Unter den Getreidearten hat der Roggen
die größte Bedeutung. Ihm folgen Gerste und Hafer. Ein kennzeichnendes
*) Der Inhalt der Kulturzonen ist im wesentlichen nach O. Drude in Scobels
„Geographischem Handbuch zu Andrees Handatlas" dargestellt.
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Iii. Tie Produkte auf und in der Erde.
9
Gewächs der Zone ist ferner die Kartoffel. Außerdem sind Apfel-, Birn-
und Kirschbäume weit verbreitet.
ß. Die innere Getreiclezone. In ihr sind Weizen und Mais die
charakteristischen Getreide. Roggen, Hafer und Gerste sind im allgemeinen in
die weniger günstigen Landschaften zurückgedrängt. Insbesondere wird aber
diese Zone noch durch den Weinbau gekennzeichnet. Neben den schon genannten
Obstsorten sind Aprikosen, Pfirsiche, Pflaumen und Walnüsse häufig.
Auch Gemüse treten stärker auf.
In den Grenzgebieten zwischen beiden Zonen wird starker Zuckerrüben-
bau betrieben. Die ganze gemäßigte Zone umsaßt auch das große Laub- und
Nadelwaldgebiet der nördlichen Erdhälfte, sowie die Hauptanbaustätten von
Flachs und Hanf, die jedoch auch in den folgenden Zonen zu finden sind.
2. Die subtropische Kulturzone (Zone der Getreide und Genutz-
pflanzen).
«. Die äußere subtropische Zone wird besonders in Europa und Vor-
derasien durch die Kultur des Ölbaumes, der Zitronen, Orangen, Apsel-
sinen, Mandarinen, der Granatäpfel, Feigen, Mandeln und eßbaren
Kastanien charakterisiert. Der Wein besitzt hier sein Hauptanbaugebiet. Auch
Wal- und Haselnüsse werden noch mehr als in der vorigen Zone produ-
ziert. Im ostasiatischen Bezirk dieser Zone ist die heroortretendste Charakter-
pflanze der Tee, der jedoch in steigendem Maße ein Produkt der tropischen
Zone wird.
Als Hauptgetreide sinden wir Gerste und Mais, in Ostasien außer letz-
terem hauptsächlich Reis. Neben zahlreichen anderen Gemüsepslanzen treten
besonders Hülsenfrüchte (Bohnen) heroor. In Asien wird auch viel Mohn
zur Opium- und Sesam zur Olgewinnung gebaut.
ß. Die innere (trockenwarme) subtropische Zone zeichnet sich im
wesentlichen durch die Dattelpalmen-Knltnr aus.
In der ganzen Subtropenzone, namentlich im Monsungebiet Nordamerikas,
sinden sich ausgedehnte Baumwollpflanzungen, zum großen Teil allerdings
nur mit Hilfe künstlicher Bewässerung.
3. Die tropische Kulturzone (Zone der Getreide, Benutz- und In-
dustriepflanzen).
«. Die äußere "Cropenjone umfaßt die mit Trockenzeiten ausgestatteten
Teile der tropischen Zone (s. S. 6). Sie besitzt sowohl sehr wichtige Getreide,
wie Reis, Mais, Durra, auch Weizen, als auch hervorragende Genuß-
pflanzen, wie Zuckerrohr, Kaffee, Tee, Tabak, der übrigens auch in
anderen Kulturzonen gebaut wird, Bananen, schwarzen und weißen Pfeffer
und Ingwer. Außerdem werden verschiedene Bohnenarten viel gebaut. Unter
den zahlreichen Jndnstriepflanzen stehen Baumwolle, die in dieser Zone ihre
Heimat hat, Jute, die hauptsächlich in Südasien zu Hause ist, Pita- und
Sisalhans, Ramie und sonstige Faserpflanzen, serner die Ölpflanzen
Erdnuß, Rizinus und Sesam obenan. In dieser Zone finden wir Kopal
und manche andere Harze.
1908 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Eckhardt, Paul, Osbahr, Wilhelm
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Handelsschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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I. Teil. B. Der Mensch,
ß. Die innere Tropenjone. Sie ist die innerste, unmittelbar um den
Äquator gelegene Zone und schließt auch die entfernteren feuchtheißen Niede-
rungen derselben ein. Ihre Hanptnahrnngspslanzen sind Sago und Kokos-
palme, die Knollenfrüchte Batate (süße Kartoffel), Maniok, Yams und
Taro. Sie ist besonders reich an Genußmitteln, unter denen Kakao,
Ananas, Gewürznelken und Nelkenpsesser, Zimt, Kassia, Vanille,
Muskatnuß, Kardamom, Para-, Kola- und Betelnüsse die wichtigsten
sind. Auch liefern ihre Ölpalmen (hauptfächlich in Afrika), sowie ihre
Kautschuk- und Guttaperchapflanzen äußerst wichtige Rohstoffe für die
Industrie.
Die ganze tropische Zone ist durch einen großen Reichtum an Nutz- und
Farbhölzern ausgezeichnet.
B. Der Mensch.
I. Die Stellung des {ßenfeben in der Sflirttcbaft.
a. Aennzeichnnna der Stellung.
Unsere Kulturgewächse waren (nach Eckert) ursprünglich nur über einen Raum von
etwa 60 Millionen qkm ausgebreitet, der im großen und ganzen zwischen dem 35.° nördl.
und südl. Breite gelegen war. Heute sind ihre Anbaugrenzen weit nach Norden und
Süden vorgeschoben, und ihre Anbaufläche umfaßt an 110 Millionen qkm.
Die Ausdehnung der Kohlenlager Chinas wird auf über 400 000 qkm geschätzt.
Namentlich in der kohlenreichen Provinz Schansi finden sich auch ungeheure Mengen
von Eisen und anderen Bergbauschätzen, so daß man sie als das von Natur reichste Land
der Erde ansehen kann. In Großbritannien beträgt die Ausdehnung der abbauwürdigen
Kohlenlager nur 16000 qkm und einen ähnlichen Raum nehmen die deutschen ein. In
diesen Ländern aber hat sich eine ganz gewaltige Großindustrie entwickelt, während
diejenige Chinas und besonders Schansis trotz des gewaltigen Besitzes industrieller
Grundlagen unbedeutend ist.
Im Bd. I, S. 122 haben wir erfahren, daß der Wert eines Hektoliters Wein in
Deutschland durchschnittlich 50—60 Mark, in den von der Natur für den Weinbau günstig
gestellten Ländern Frankreich, Italien und Spanien nur 24, bezw. 12, bezw. 17 Mark
beträgt. Und auf S. 103—104 lernten wir, daß Deutschland von einem ha 1,56 T. Roggen,
1,57 T. Haser, 1,85 T. Weizen und 1,79 T. Gerste erntet, während in Rußland trotz viel
fruchtbareren Bodens auf einem da nur 0,64 T. Roggen, 0,74 T. Hafer, 0,95 T. Weizen
und 0,77 T. Gerste erzielt wurden.
Welches sind nun die Ursachen der bedeutenden Erweiterung der Kultur-
fläche und der großen Unterschiede in dem Erfolg der wirtschaftlichen Tätigkeit?
Es ist klar, daß wir sie nicht in der Verschiedenartigkeit der Naturausstattung
der betreffenden Erdgebiete suchen dürfen. Sie können nur in der verschieden-
artigen Tätigkeit der Bewohner liegen, die mithin einen wesentlichen Faktor
der Wirtschaft bildet. Die Natur gibt nur eine gewisse Menge von Erzeug-
nisseu an gewisser Stelle, zu gewissen Zeiten und in gewisser Qualität. Mehr-
Produkte zu erzielen als die Erde bietet, ihre Qualität zu verbessern, sich von
Zeit und Ort, wie sie die Natur bestimmt, möglichst unabhängig zu machen,
um eine immer bessere und dem Wachstum der Menschheit folgende Bedürfnis-