Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Enthaltend die vierte Stufe: Europa - S. uncounted

1872 - Glogau : Flemming
gierte Stufe.

2. Enthaltend die vierte Stufe: Europa - S. uncounted

1872 - Glogau : Flemming

3. Enthaltend die vierte Stufe: Europa - S. 3

1872 - Glogau : Flemming
von Tudela bis Saragossa, vom Kaiser Carl V. angefangen. Minho und Guadiana bilden im Unterlauf die Grenze zwischen Portugal und Spanien. 4. Klima, Produkte. Das Klima ist continental, im Süden, der oft Jahre lang keinen Tropfen Regen hat, sehr heiß und durch den von der asri- kanischen Küste herwehenden Solano bisweilen zu glühender Hitze gesteigert. Doch mildern die Seewinde die Temperatur, und die östlichen Provinzen von Catalonien bis Murcia haben immerwährenden Frühling. In den diesen Ein- slüssen unzugänglichen, meist waldlosen Hochebenen herrscht im Winter so schneidende Kälte als im Sommer drückende Gluth und Dürre, denn die end- losen kahlen Flächen erhitzen sich stark, lassen die Wärme aussteigen, verhindern die Wolkenbildung und dadurch den atmosphärischen Niederschlag. So erin- nern diese Plateau's an die afrikanische Wüste. Doch haben die höchsten Punkte auch Schnee. Kalter und feuchter ist die gebirgige Nordküste. Mildes, liebliches Klima herrscht in dem schönen Thal des Guadalquibir. -—• Das Land ist, außer den Hochebenen, sehr fruchtbar und reich an den mannigfal- tigsten Produeten: Wein (Malaga, 3ceres), Orangen, Citronen, Feigen, Mandeln, Datteln, Cypressen, Granaten, Myrthe, Baumwolle, Platanen, spanischer Pfeffer; Gold, Silber, Marmor, Steinsalz, Steinkohlen, Eisen in Catalonien, Quecksilber in der Sierra Morena; Schafe (der einst weltberühmten Merinos rechnet man gegen 8 Millionen im Lande, sie werden inheerden von 10—40,000 Stück im Sommer aus die Gebirge, im Winter in die milden Ebenen von Estremadura getrieben, jetzt zieht man sie in andern Ländern eben so edel), Ziegen, Rinder, Pferde (Andalusien), spanische Fliegen. In Por- tugal, in Andalusien, Gibraltar und am Abhang der Pyrenäen wächst die Korkeiche in großen Wäldern wild, ein schöner, immergrüner Baum, dessen knotiger, dicker Stamm alle drei Jahre entrindet wird. Im südlichen Spanien afrikanische Thiers: Affen, Chamäleon, Genettkatze. Das Meer hat viele Sardinen, Stock- und Thunfische. Mangel dagegen ist, wenn auch das Ge- birge zum Theil in weiter Ausdehnung bewaldet, an Holz, und Acker- und Bergbau sind im Allgemeinen vernachlässigt, die Industrie gering (die Wolle Aragoniens und Castiliens wird roh nach den französischen Städten ausgeführt und kommt dann, zu kostbaren Stoffen verarbeitet, wieder zurück), und der Handel, dem auch die Canäle und Straßen und Brücken fehlen und die Un- sicherheit der Landstraßen, die geringe Schiffbarkeit der Flüsse, die Erhebung von Binnenzöllen hemmend im Wege ist, steht zu der Fruchtbarkeit des Landes in keinem Verhältniß. Große Strecken des schönen Landes liegen unbebaut, unbewohnt, und in Portugal ist der Handel meist in den Händen der Fremden, besonders der Engländer. In Spanien wird sehr viel Schleichhandel getrieben, und die Schmuggler, die Matones (Tödter), denen die militärischen Pa- trouillen, wenn sie ihnen begegnen, scheu aus dem Wege gehen, stehen wegen ihres ritterlichen Wesens, ihrer militärischen Disciplin und Tüchtigkeit, ihrer kühnen, schlauen Fahrten in großem Ansehn, und das Volk wird nicht müde, ihre Abenteuer und Heldenthaten in Lied und Romanze zu preisen. 5. Geschichte. In den ältesten Zeiten war J berien (vonjbero —Ebro) oder Hesperien (Westland) das Peru und Mexiko der Phönicier: sie fanden hier Silber, Gold, Zinn, Kupfer in unerschöpflicher Fülle; Erde und Flüsse blinkten von dem Gold und Silber, die Phönicier, wenn die Schiffe der 1*

4. Enthaltend die vierte Stufe: Europa - S. 5

1872 - Glogau : Flemming
— o — Macht und Glanz erhob Spanien Karl I., Ferdinands Enkel, jener deutsche Kaiser Karl V., in dessen Reich die Sonne nicht unterging. Aber schon unter Philipp Ii. (f 1598) begann die Sonne zu sinken, zwar fiel ihm 1580 Por- tugal zu, aber die Niederlande machten sich los, die Mehrzahl der Colonien in Asien ging verloren, der Welthandel kam an die Holländer und Engländer. Philipp Iii. schädigte des Landes Wohlstand, indem er die christlichen Mauren, die schon Philipp Ii. verfolgt hatte, gänzlich vertrieb. Mit Philipp v on Anjou, einem Enkel Königs Ludwig Xiv., kam nach dem spanischen Erb- folgekriege (1700—1714) eine Nebenlinie des Hauses Bourbon aus den spa- nischen Thron. Karl Iv. wurde durch Kaiser Napoleon entsetzt, aber 1814 mußte Joseph (1809 Talavera, 1812 Salamanea, 1813 Vittoria) wieder Karls Iv. Sohn, Ferdinand Vii. weichen; ebenso gelangte durch Wellingtons Waffen der Prinzregent rwn Portugal, Johann Vi., der vor Junot 1807 nach Brasilien hatte fliehen müssen, 1821 wieder zur Herrschaft. Nach Ferdinands Vii. Tode (1833), der mit den C ort es (den Landständen) in unaufhörlichem Kampfe gelegen, kam es zu einem langen blutigen Bürgerkriege zwischen Car- listen und Christinos, feine Tochter Jfabella Ii. wurde 1843 als Königin anerkannt. Die meisten amerikanischen Colonien (Mexiko, la Plata, Chili, Peru, Bolivia) gingen in dieserzeit verloren. 1868 wurdejsabella vertrieben und die Republik proclamirt, 1870 Amadeo, der Herzog von Aosta, Sohn des Königs von Italien, zum König erwählt. In Portugal, das seit 1640 wieder selbständige Könige aus dem Hause Braganza (No.) erhalten, aber nie mehr seine vorübergehende Bedeutung von ehedem erlangt, regiert jetzt (seit 1861) Dom Luis I. (das Dom führt nur der König und die königlichen Prinzen). Durch Bürgerkrieg zerrifsen, steht es in Ackerbau, Handel, Industrie, Bildung noch hinter Spanien zurück. 6. Das Volk. Ein Grundzug des spanischen Characters ist der Stolz. Die feierliche, ernste, kalte, schweigsame Grandezza der spanischen Granden ist ja sprüchwörtlich. Auch der heruntergekommene Bauern- und Bettleradel be- sitzt diesen ungemessenen Stolz und zeigt eine gewisse würdevolle Vornehmheit und läßt sich seinen Caballero und Sennora nicht nehmen. Wehe dem, der ihnen Unwürdiges zumuthet, niedere Dienste von ihnen fordert. Denn fo ge- messen und still sie für gewöhnlich sind, so gefährlich sind sie, wenn die leicht zur hellen Flamme auflodernde Gluth der Leidenschaft sie aufjagt. In Bil- dung zurück, mit den Veränderungen unbekannt, die feit Karl V. in der Welt geschehen, zehrt ihr Nationalstolz noch von den Erinnerungen an diese glor- reichste Zeit ihres Volkes und Vaterlandes und sie halten sich noch heute für das erste Volk der Erde. Aber sie wissen und fühlen sich auch als Eine Nation, trotz der scharf ausgeprägten Verschiedenheit in Sitten, Fähigkeiten, Charaeter und Interessen der vielen einzelnen Stämme und Provinzen. An den alten Sitten, Gebräuchen, Gerechtsamen halten sie mit starrem Sinne fest, und auch die Loyalität des Spaniers ist sprüchwörtlich geworden. Der Kampf gegen Napoleon mit seinem unermüdlichen Guerillakrieg hat bewiesen, daß dermuth, die Tapferkeit, der Unabhängigkeitssinn, die Vaterlandsliebe noch in ihnen wohnt, die einst Numantia nur als einen Haufen von Schutt und Leichen den Römern übergab und 700 Jahre mit den Saraeenen auf Tod und Leben kämpfte; aber dem Nationalgefühl verbindet sich auch ein brennender Haß

5. Enthaltend die vierte Stufe: Europa - S. 9

1872 - Glogau : Flemming
— 9 — baren Museum von 2000 Bildern berühmter niederländischer, italienischer, spanischer, deutscher Meister, und ist im Ganzen schön gebaut, aber in manchen Vierteln zu dicht bevölkert. Das Klima der Stadt, die mit Neapel unter gleicher Breite liegt, hat einen jähen Wechsel von Kälte und Hitze: drei Mo- nate Winter und neun Monate Hölle, sagt ein spanisches Sprüchwort. Die Sterblichkeit ist sehr groß, deshalb pflegen vornehme und reiche Familien auf Monate, ja aus Jahre die Stadt zu verlassen, um in gesunden Gegenden, des In- oder Auslandes zu leben. Was bleibt, findet sich in dichtem Gedränge täglich aus dem Prado ein, trotz Staub und Sonne. Aus allen Straßen und Plätzen hört man vom frühen Morgen bis in die Nacht die Rufe agua! und fuego! Mit jenem bieten die Wasserhändler, deren es hier viele giebt, mit Tonnen herumziehende und in Buden und Läden ansässige, ihre frische, helle Waare aus, der es nie an Abnehmern fehlt; mit diesem schreien kleine Knaben das Feuer aus, das sie, zum Anzünden der unvermeidlichen Cigarre, in mit Kohle und feiner Asche gefüllten Schalen herumtragen oder in brennenden Lunten den Leuten vor die Nase halten. Die Fensterläden der Häuser sind fast immer geschlossen und die Fenster dicht verhangen, der Hitze wegen. In den Zimmern stehen 7—8 große Töpfe (Bucaros) aus rother amerikanischer Erde, mit Wasser gefüllt, und die Matten werden fortwährend angefeuchtet. Das Trinkwasser wird vom Guadaramagebirge in die Stadt geleitet. Am Abhang dieses Gebirges, 7 M. (nordwestlich) von Madrid liegt der Escorial. Das ist ein Riesenbau, der den größten ägyptischen Bauten nichts nachgiebt, wie eine Masse auf einander gefügter, künstlich bearbeiteter Granitfelsen anzusehn. Am Tage der Schlacht von St. Quentin 1557 gelobte Philipp Ii., da er eine Kirche des h. Laurentius beschießen lassen mußte, dem Heiligen eine neue, schönere Kirche zu bauen. Und er hielt sein Wort. Der Klosterpalast, aus blauem Granit erbaut, bildet im Grundriß die Gestalt eines Rostes, mit An- spielung auf den Heiligen und seine Todesart. Er hat die Form eines läng- lichen Rechtecks und eine Viertelstunde im Umfang. Fußboden, Wandbeklei- düngen, Altäre u. s. w. sind von verschiedenartigem Marmor, nur die Thüren von Holz. Die ungeheure Klosterkirche hat die Form eines Kreuzes und schließt mit einer kühnen, 330' hohen Kuppelwölbung, durch deren Fenster ein rosiges Licht auf den Hochaltar darunter füllt, den eine massivsilberne Bildsäule des h. Laurentius schmückt. Das Ganze ist von edler Einfachheit und überwältigen- der Großheit. Zwei Reihen mächtiger Pfeiler theilen das Innere in drei Schiffe. Aus glattpolirten Granitquadern zusammengefügt, erheben sich die ungeheuren, mit schönen Freskobildern geschmückten Bogen in schwindelnde Höhe. Eine breite Marmortreppe mit Jaspiswänden, die den Schein der Lichter wie Spiegel zurückwerfen, führt unter dem Hochaltar in das Pantheon, wo rings an den Wänden in Nischen die Marmorsärge stehen, die die Gebeine Karls V., Philipps Ii. und der folgenden Könige Spaniens bergen. Von dem höchsten Kranz der Kuppel, zu dem eine Treppe von Außen hinaufführt, kann man das ganze labyrinthische Bauwerk (das dem Könige über 5 Mill. Dueaten gekostet haben soll) mit seinen 16 Höfen, 4000 Fenstern, 63 Fon- tainen, anmuthigen Gärten und großem Park überschauen, und von den Thürmen herab tönen in harmonischem Geläute die 51 Glocken über diese düstre, dunkle Stätte des Todes. Im Süden von Madrid liegt das schöne

6. Enthaltend die vierte Stufe: Europa - S. 11

1872 - Glogau : Flemming
Terrassen sich zur Küste absenken. Die Hauptstadt liegt in der tiefländischen Ebene, die breit und lang die östliche Seite ausmacht. Der Acker- und Garten- bau ist hier zur höchsten Blüthe entfaltet und hat die Provinz zu einem wahren Paradies gemacht; den Garten Spaniens nennen's die Eingeborenen, und haben das Sprüchwort: Valencia ist Gottes Land, Reis wächst, wo gestern Weizen stand. Dies ist das Werk der Araber, die sich aus den Anbau aus dem Grunde verstanden; sie haben die Ebene, die an sich Mangel an Wasser hat, mit einem ganzen Netz von Canälen und Bewässerungsgräben durchzogen, welche überall von hohen Hecken des spanischen Rohrs eingefaßt sind, und eine Menge Pflanzen aus weitester Ferne, z. B. Zuckerrohr, Baumwollenstauden, Maulbeerbäume hier eingeführt; daher die noch heute bedeutende Seidenzucht und Seidenfabriken. Auch Cactuspflanzungen sieht man häufig, zur Zucht der Cochenille. Die Getreidefelder mit ihren mehr als mannshohen und finger- dicken Halmen find wie ein Wald. Das Getreide wird nicht ausgedrofchen, fondern von Pferden und Mauleseln ausgetreten. Große Flächen nimmt der Reisbau ein, von dem in der Umgegend von Valencia jährlich an 300 Mill. Pfd. erzeugt werden. Saat und Ernte dauert das ganze Jahr hindurch, jeder Monat bringt seine Frucht, vier- bis fünfmal im Jahre kann derselbe Boden bebaut werden. Die Bauern auf dem Lande sind meist nicht Eigenthümer, sondern Pächter des Grundes und Bodens; doch erben nach altem Herkommen die einzelnen Grundstücke in den Familien fort. Die Besitzer leben meist in der Stadt, besonders in Valencia. Und überall blickt durch das hellgrüne Laub der Maulbeerbäume das weiße Gemäuer der zerstreuten Landsitze. Die freundlichen Häuschen der Bauern, wahre Schmuckkästchen, sind von der Straße durch einen Graben und eine Hecke von riesigen Aloln geschieden, ein kleiner Steg, eine mit Epheu und Marienbildern geschmückte Pforte, ein fchat- tiger Weinlaubgang führt in das Innere, das eine sehr einfache Einrichtung hat. Unweit der Wohnung stehen Dattelpalmen, Granat-, Feigen-, Orangen- und Johannisbrodbüume, in deren Schatten sich in der heißen Jahreszeit der Bauer am Tage meist aufhält. Der Valencianer ist sehr fleißig und betriebsam, aber auch lebhafter, heiterer und gegen den Fremden zuthulicher als das an- dere spanische Volk; doch hört man oft ihre Feigheit, Treulosigkeit und Räch- sucht schelten, und der valencianische Dolch ist berüchtigt und gefürchtet. Die Stadt Valencia bietet, mit ihren weißen Häusern aus einer frischen, grünen Ebene von Fruchtfeldern, Blumengärten, Baymgängen sich erhebend, von violetten Bergen umkränzt, einen wunderbar malerischen Anblick. Es war einst die Hauptstadt eines maurischen Königreichs, und Säge und Dichtung erinnern an den hier (1099) gestorbenen edlen Helden Cid, der die Stadt von den Mauren eroberte und vom Könige zum Ehrenpreis gewann. Schön ist die Stadt eben nicht, aber sie hat unzählige Kirchen mit schlanken, zierlichen Thürmen und Dome mit Kuppeln, deren glasirte Ziegel im Sonnenschein glänzen. In der Kathedrale ist der Hochaltar von massivem Silber. Auf den Straßen herrscht Tag und Nacht ein überaus reges Leben. Verkäufer, jung und alt, ziehen auf und ab, mit melodischem Gesang, worin immer einer den andern ablöst und dessen Melodie ausnimmt, ihre Waaren feilbietend. Da- zwischen tönt unaufhörlich das Gerassel der Tartanen, schlechter einspän- niger Karren, die mit buntbemalter Plane überspannt sind, auf zwei breiten,

7. Enthaltend die vierte Stufe: Europa - S. 13

1872 - Glogau : Flemming
— 13 — Staub und wenig Schatten auf dem Felde sich's haben sauer werden lassen und des Abends heimkehren, sieht man sie tanzen und Guitarre spielen, dazu wird gescherzt und gelacht, getrunken und gesungen. Auch sind sie gar so rache- durstig nicht, als sie sich gern die Miene geben. Aber in Allem, was sie thun, lieben sie die Geräuschigkeit; das sieht man auf den Straßen, im Verkehr, bei Festen, beim Schauspiel, auf dem Tanzsaal. Ihre Tänze, wie den allbeliebten Fandango, der die Kämpfe der Liebe darstellt, begleitet leidenschaftliches Geberdenspiel, dazu klappern Castagnetten, klingt das Tambourin, die Gui- tarre, tönt auch wohl Gesang, entweder altbekannter Lieder oder frisch erfun- dener Stegreiflieder, wie sie bald harmloser Muthwille, bald herausfordernde Streitluft eingiebt. Gesang ohne Guitarrenbegleitung, wie diejtaliener, mögen sie nicht, aber gern hören sie dem Spiel der Guitarre ohne Gesang zu. Gegen den Fremden bezeigen sie sich sehr gastfrei. Und wie der Spanier überhaupt außerordentlich mäßig ist, so bewahren die Andalusier auch bei der ausgelas- sensten Lustigkeit eine bewundernswerte Nüchternheit; den feurigen Wein ihrer Berge überlassen sie lieber dem Ausland und geben dem vino cristiano d. h. dem getauften, mit Wafser gemischten, den Vorzug vor dem vino moro d. h. dem maurischen, ungetansten. — Die größten und wichtigsten Städte in Andalusien sind Sevilla, Cadiz, Cordova, Gibraltar. Sevilla am Guadalquibir, seit 712 arabisch, dann (seit 1248) christlich unter der Herr- schast von Kastilien, am Ausgang des 15. Jahrhunderts als Stapelplatz des spanischen Handels mit Amerika die reichste und üppigste Stadt des Landes (die Silberflotten gingen hier aus und ein), ist noch jetzt, obwohl sehr herab- gekommen, nächst Barcelona die bedeutendste Handelsstadt Spaniens. Es hat prächtige Häuser mit platten Dächern und maurischen Verzierungen, eine Uni- versität, eine (königl.) Tabaks- und Cigarrenfabrik, die größte in Europa, ein Amphitheater zu Stiergefechten, das größte im Lande, für 12,000 Menschen. — Cadiz (Cadix, Gades) liegt auf der durch eine Brücke mit dem Festlande verbundenen Insel Leon und ist ein wunderlieblicher Ort: aus den platten Dächern der weißen, glänzenden hohen Häuser Blumengärten mit Orangen, Citronen und Feigen, in der Mitte der Dächer kleine zierliche achteckige Thürmchen, gläserne Balcons bis unter's Dach, Hausthüren von Mahagoni, Blumen in den Fenstern und überall. Auf den Straßen laufen Knaben umher, ein 6' langes Rohr in der Hand, in welches von oben bis unten Nelken ein- gesteckt sind; jede Frau, ehe sie Abends ins Theater oder auf die Promenade geht, kauft sich eine frische Nelke und steckt sie über das Ohr. Die schönste und belebteste Promenade ist der Platz S. Antonio, ein regelmäßiges Viereck mit wunderschönen Bäumen bepflanzt und von Bänken umgeben. Da sammelt sich des Abends alles Volk und erquickt sich an der frischen Kühle, der süßen ein- schmeichelnden Weichheit der Luft, dem funkelnden Sternenglanz vom tief- klaren Himmel. Cadiz ist eine sehr starke Festung (die einzige, die die Fran- zosen zu Napoleons Zeit nicht nehmen konnten), der beste Kriegshafen des Landes, ein Freihafen. Nördlich davon Teres, wo der beste spanische Wein wächst. Cordova am Guadalquibir, jetzt versallen, ehedem berühmt durch Silber-, Gold- und Lederarbeiten (c.orduanisches Leder), im Mittelalter als Sitz der Ommajaden (arab. Chalisen) unermeßlich reich und prächtig und als Hochschule Sammelplatz der Gelehrten und Dichter. Aus weitester Ferne

8. Enthaltend die vierte Stufe: Europa - S. 15

1872 - Glogau : Flemming
— 15 — sind auch die verwegensten Schmuggler und Wegelagerer, zeigen einen ab- stoßenden, verschlossenen, düstern, bigotten Ernst, und Ackerbau und Gewerbe liegen in keiner andern Landschaft Spaniens so darnieder wie hier. Carta- gena (inmurcia), Seehafen,Handelsstadt, Festung; vonhasdrubal gegründet. Canal von Murcia. In der Bega von Murcia viel Seidenbau. — In Gra- nada, das ebenfalls die Araber durch Anpflanzung von Weinreben und Edel- fruchtbäumen in einen Garten verwandelt, liegt an der Meeresküste Malaga, nächst Barcelona die bedeutendste See- und Handelsstadt, berühmt besonders durch seinen Wein, in seiner Umgebung Cochenillepflanzungen, die schönsten Südfrüchte: Ananas, Bananen, Citronen, Orangen, Feigen, Mandeln, an den Felsenhöhen zahllose Weinberge („im grünen Laub die goldnen Früchte, die dunkelrothen Trauben auf den Bergen"). Sonst hat die Gegend, in Folge der Entwaldung der benachbarten Berge, die auch anderwärts weite Strecken des Landes geschädigt hat, Mangel an Wasser. Die Stadt Granada, ringsum von dustigen Gärten und einem wahren Rosenmeer umgeben, war viel glän- zender und volkreicher als heute, zur Zeit der Mauren, die sie erbauten und sich in Granada am längsten gehalten haben. Der letzte maurische König Boabdil übergab 1492 Granada, Stadt und Reich an Ferdinand und floh. Und'als er das andalusische Grenzgebirge erreicht hatte, wandte er sich noch einmal um und blickte weinend zurück aus das fernschimmernde Granada. Aber seine Mutter sprach zu ihm strenge: weine nicht wie ein Weib über den Verlust einer Krone, die du nicht vertheidigen kannst wie ein Mann. Noch heute zeigt man die Berghöhe, wo Boabdil zum letzten Mal sich umschaute, das Volk nennt sie „den Seufzer des Mohren". Die Stadt zeigt noch manche Trümmerreste altmaurischer Bauten, das bedeutendste ist die prachtvolle 1231 bis 1338 erbaute Alhambra (d. h. die Rothe, von den röthlichen Wall- mauern) nahebei aus einer Felsenhöhe. Das war Burg und Palast der mau- rischen Könige, an den alten Mauern und Thürmen der Burg sieht man noch Spuren goldner Inschriften, im Palast auf dem Hof der Bäder ein großes, mit dustigen Blumen umkränztes Bassin, im zweiten Hof, dem Löwenhof, der mit weißen Marmorplatten gepflastert und rings von einem bedeckten Säulengang umgeben ist, den Löwenbrunnen, der aus zwei über einander sich erhebenden Schalen von schwarzem Marmor besteht, die von zwölf Löwen ge- tragen werden, schöne, von seinen Säulen getragene Bogengänge, mehrere hohe Säle, deren Wände und Decken in Gold, Purpur und Ultramarin prang- ten und in Gold geschriebene Sprüche oder bunte Bilder bedeckten, ein Saal des Königs, des Staatsraths, der Königin u. s. w. Man hat von dieser Höhe eine wundervolle Aussicht. Am 2. Januar, als dem Tag der Uebergabe von Granada, wird die Glocke eines Thurmes aus der Alhambra von früh bis spät fortwährend geläutet, und zwar von jungen Bürgermädchen, denn es ist der Glaube, die am besten läute, werde sich in diesen: Jahre verheirathen; Abends giebt es dann im Theater ein großes Spectakelstück; zugleich ist dieser Tag, der ein Fest für alles Volk ist, der einzige im Jahre, wo die sämmtlichen Wasserkünste der Alhambra in Gang gesetzt werden. 'Die Provinz hat sehr vielen und schönen Marmor, besonders schön der grüne und der fleischfarbige. —- Südlich von Cadiz am Cap Trafalgar war die berühmte Seeschlacht 1805, in der der englische Admiral Nelson siegte und starb.

9. Enthaltend die vierte Stufe: Europa - S. 17

1872 - Glogau : Flemming
1. Granada. O Granada, unvergleichlich du in deiner Götterfrische, aus den Wassern dich verjüngend, steigst du Hohe, Zauberische. Du erhebst dich, eine Venus aus des Darro goldnen Fluthen, und die Sonn' auf deiner Stirne drücket sel'ger Küsse Gluthen. Und das Feuer deines Busens der Alhambra Wälder kühlen, und die Winde, die herüber von den Schneegebirgen spielen. Heute noch wie zu den Zeiten ruhmgewaltiger Ahmare, schmückt der Diademe hellstes, die Alhambra, deine Haare. Und der Darro, der in seinem Sande schleppt des Goldes Menge, drängt zu der Alhambra selig sich in des Canales Enge. Aus den dustgen Blumenlauben, aus dem grünen Dickicht ragen weiße Häuser, Lebensgrüße der Alhambra froh zu sagen. Pappeln voller Nachtigallen heben schattighohe Wipfel, und darüber ragen finster wüst der Alcazaba Gipfel. Sie, die einst die Hohe, Mächt'ge, durfte die Alhambra beugen, liegt in Staub zerfallen selber, liegt vergessen tief in Schweigen; Die den König Boabdil einst schützte vor des Zagal Hassen, ist von Göttern und von Menschen aufgegeben und verlassen! In des Chapis Haus, d'rin wohnte einst der Maurenkön'ge Einer, lagern unter Götterbogen dunkelschmutzige Zigeuner, Die der Kunst geweihte Tempel schnöd' entadelten zu Hütten, die das Schöne mit Gemeinem stumpfen Sinn's in Staub verschütten. Doch trotz allen deinen Gräbern, Todtenkränzen, Immortellen, jeder Tag verjüngt, Granada, dich aus den lrystallnen Wellen. Sind auch leblos deine Straßen, bald verweht der Mauren Spuren, unvergänglich Leben blühet noch in deinen grünen Fluren! Kriebitzsch, Geographie. Ii. In der Bega, am Genile und am Darro sich verzweigen hohe Palmen und Cyprefsen, Pappeln und die süßen Feigen. Der Granate Krone leuchtet die Alhambra dir noch immer, und die Sierra Nevada thronet schneeig in phantast'fchem Schimmer; Glitzernd mit dem Silberscheitel, majestätisch und erhaben, Rosen sinken ihr zu Füßen, wie der Kön'gin Edelknaben. Doch kein Schnee und keine Blume die Sierra Elvira schmücket, Blumen hat sie nur von Feuer, die Vulcan ihr heiß entpflücket. Ihre Ernten sind erschütternd tiefgewaltges Erdebeben, und sie starrt wie eine Wüste und der Tod nur ist ihr Leben. Aber.du, Granada, ruhest zwischen beiden eingeschlossen, siehst du hier des Todes Schrecken, siehst du dort das Leben sprossen. Weinst du auch um die Ahmare, klagend ob der Größe Trümmern, stets in deine Krone neue Perlen deine Ströme schimmern! Fastenrath. 2. Ein Gang durch Sevilla. Almutamed reißt den großen Dusuf aus dem Schlachtgetümmel: „Komm und fchaue mein Sevilla, selig sei in meinem Himmel! Eine Braut ist mein Sevilla, und ihr Bräut'gam heißet Abbad, täglich feir' ich mit ihr Hochzeit, täglich feir' ich mit ihr Sabbath. Sieh, als Halsgeschmeide funkelt ihr des Betis reiche Welle, und es strahlt als ihres Hauptes Schmuck der Ajarafe helle. In dem Diademe glänzet Kranz an Kranz, ein Dorfgewimmel, fieh, ein jedes Dörfchen ist ein Stern in der Oliven Himmel. Sieh' die weißen Granjas, sieh' der Hügelwellen sanftes Steigen, sieh' den Strom, vor dem sich Nilo, der Befruchter, selbst muß neigen. Denn es hausen Krokodile nicht im Guadalguivire, 2

10. Enthaltend die vierte Stufe: Europa - S. 18

1872 - Glogau : Flemming
durch des Hercules Huerta streifen keine wilden Thiere. Schaue, König, meine Burgen, meiner Schlösser ragen hundert, mein Sevilla ist gefürchtet, mein Sevilla ist bewundert. In dem Schirme seiner Thore dehnt es sich gleich einem Schilde, komm in den Alcazar, König, schaue meine Lustgebilde. In dem Stucke des Palastes ranken blumige Gemiude, und es sprudeln die Fontänen, Lüfte wehn balsamisch linde. Unter Stalaktitenbogen wandle durch die lichten Säle, schau' die reichen, zarten Säulen, goldbedeckte Kapitäle. Sieh die Thüren von Alerce, lies die heiligen Legenden, tausend Sterne werden in den Kuppeln dir die Augen blenden. Und den Goldthurm schau am Strande, seine Azulejos prahlen mit des Goldes Glanz, wenn lieblich sie bescheinen Sonnenstrahlen. Zur Mesquita mußt du mit mir, König, zu der heil'gen, wallen, wandle selig unter Palmen, selig durch die Säulenhallen, Die sich Cordovas Mesquita stolz vergleichen; König, allda schau Sevillas höchstes Wunder, schau die göttliche Giralda. Dieses ist der Thurm der Thürme, Alminar der Alminare, dort erschallt der Ruf zum Beten von dem hohen Steinaltare. Kühn erhebt er sich gen Himmel auf der Römerwerke Trümmern, um von Allahs Ruhm und unsrer Meister Glorie zu schimmern. Sieh die Fensterbogen wie auf Seilen tanzend sich verschlingen, und sieh Rampe sich an Rampe mächtig bis zur Plattform schwingen, Also daß ein Roß zum Gipfel steigen kann mit leichten Füßen, und vier goldne Kuppeln droben sieh den Sternenhimmel grüßen. Sieh Hermenegildo's Löwen überwunden und gebändigt, in Sevillas Paradiese hat das Irdische geendigt!" — Dusus Ben Texfin, der Sieger, schaut Sevilla wonnetrunken, und die Schöne wirft in feine Seele der Begierde Funken! Almutamed, reicher Bräut'gam, Bräutigam der schönsten Schönen, von des Gastfreunds Lippen wird dir schrecklich Hochzeitslied ertönen! Wärst mit ihm du nimmer, nimmer durch die Wunderstadt gegangen: wiederkommen wird einst Dusus, stillen seiner Gier Verlangen! Fastenrath. 3. Der Fandango vor Gericht. Tod geschworen dem Fandango haben Romas strenge Richter, Bannstrahl zuckt von ihren Brauen, finster dräuen die Gesichter. Spanien ist des Glaubens Lilie, doch der Wurm an ihren Blättern ist der sündige Fandango, Bannstrahl soll ihn niederschmettern! Und im hohen Consistorium sitzen alle sie zusammen, aber Einer der Prälaten spricht: „Eh' also wir verdammen, Laßt uns von des sünd'gen Tanzes Unheil selbst uns überzeugen." Vor der Weisheit dieses Vorschlags müssen sich die Richter beugen. „So erscheine denn, Fandango, Tanz, so zeig' uns deine Gräuel!" — Und ein Tänzerpaar aus Spanien dringt durch der Prälaten Knäuel. Schön wie Phryne ist die Dona, ihres Mundes Hauch sind Düfte, Seide schmeichelt ihren Füßchen, leichtes Kleidchen ihrer Hüfte. Zärtlich lockt sie ihren Tänzer, schaut ihn an mit fammtnen Augen, und er will aus ihren Blicken einen Liebeshimmel saugen: Oesfnet weit schon seine Arme, feurig will er sie umschlingen, da hebt trotzig sie die Hüfte, und die Castanuelos klingen zürnend fest in ihrem Händchen, und sie biegt sich, eine Schlange, senket dann die Stirne nieder, flieht verfolgend vor dem Drange,
   bis 10 von 364 weiter»  »»
364 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 364 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer