1917 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Eckardt, Paul, Osbahr, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
18 I. Teil. Zweiter Abschnitt.
Für den Hausbrand ist das Vorkommen von Braunkohle westlich von
Köln im Vorgebirge, einem niedrigen Höhenzuge, wichtig. Das Lager ist zwar
das mächtigste Deutschlands, jedoch erreicht die Kohle wegen ihres hohen
Feuchtigkeitsgehaltes nicht die Bedeutung der mitteldeutschen.
Von sonstigen Bodenschätzen sind die Ton lag er im südöstlichen Teile des
Gebirges, die Schieferbrüche bei Kaub und die Basalt-, Lava- (Bimsstein)
und Trachytbrüche der Eisel am Mosel-, Nahe- und Rheintal zu nennen. Den
heilkräftigen Mineralquellen im Taunus, Westerwald und in der Eisel ver-
danken die Badeorte Wiesbaden, der besuchteste Europas, Soden, Selters
(Selterswasser), Aachen (Schwefelquellen) und manche anderen ihre Bedeutung.
5. Industrien.
a. Auf de»n Bodenbau beruhende Industrien. Der Obstbau
hat zahlreiche Schaum- und Obstweinfabriken und Obst-Branntweinbrennereien
hervorgerufen. Auf den Zuckerrübenbau gründen sich Zuckerfabriken und
-Raffinerien (Köln), sowie die Schokoladen-Bereitung in Köln. Dortmund
ist eine der wichtigsten Bierbrauerei-Stätten Deutschlands. Der Rinderzucht
und den Eichenschälwäldern verdankt die Lederindustrie bei Aachen, Siegen
und Siegburg ihre Bedeutung. Der Holzreichtum führte zur Holzstoff-Erzeugung,
die günstigen Wasserverhältnisse fördern die Papierbereitung in Düren.
b. Metallindustrie. Der wichtigste Industriezweig ist die Eiseu-
gewinnung und -Verarbeitung. Ihr Hauptsitz ist bereits aus den vor-
stehenden Angaben ersichtlich, es ist das Ruhrkohlengebiet. Hier ist zwar nur
der eine Rohstoff, die Steinkohle, vorhanden, aber die Erze sind aus Lothringen,
dem Lahn- und Dillgebiet und Siegerland, sowie vom Auslande (Spanien,
Schweden) auf dem Wasserwege billig heranzuschaffen. Den gleichen Vorteil
besitzt das Gebiet für einen großen Teil seines Absatzes, besonders für die
überseeische Ausfuhr.
Die bedeutendsten Plätze für Eisenhütten, Stahlwerke, Gießereien und
Maschinenfabriken liegen dicht beieinander im Ruhrkohlengebiet (Essen,
Dortmund, Duisburg-Ruhrort, Hörde, Gelsenkirchen, Oberhausen, Hagen).
Ihrer Bedeutung gegenüber spielen die Hütten in Siegen, Dillenburg und
Gießen nur eine bescheidene Rolle. Daß die Großstädte Köln und Düsseldorf,
sowie Aachen ebenfalls großen Anteil an der Maschinenindustrie haben, ist fast
selbstverständlich. Die Kleineisenindustrie, d. h. die Herstellung von Schneid-
waren, Waffen und Werkzeugen aller Art, hat ihren Hauptsitz in Remscheid und
Solingen, sowie in den umliegenden Orten des Bergischen Landes. Hier sind
die Wasserkräfte der Wupper und ihrer 37 Nebenbäche, deren Ausnutzungs-
Möglichkeit durch die Anlage zahlreicher Talsperren noch erhöht wird, vielfach
an die Stelle der Kohle getreten.
c. Textilindustrie. Steinkohle und Wasserkräfte haben auch die Textil-
industrie im Jndustriebezirk zu hoher Blüte entfaltet. Die Tuchfabriken von
Aachen, Düren und Elberfeld-Barmen, die Fabriken für Baumwollwaren
in München-Gladbach und Umgebung, Elberfeld-Barmen und Köln, die Leinen-
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D. Das Hessische und Weserbergland. 21
loschene Vulkane) und Gebirgszüge besteht und den Namen Hessisches und
Weserbergland trägt. Im Osten bilden Thüringer Wald, Eichsfeld und Harz
die Begrenzung, im Süden die Mainlande; im Norden geht das Gebiet in das
Norddeutsche Tiefland über. Die Mittellinie bildet im Hessischen Berglande
die Fulda, im Weserbergland, wie der Name schon sagt, die Weser. Bestimme
nach der Karte die wichtigsten Gebirge! Wie heißt der 2. Quellfluß der Weser?
J. Bodenbenutzung.
a. Die Gebirge. Wie im Rheinischen Schiefergebirge eignen sich die
steinigen und rauhen Höhen der Gebirgszüge nicht für den Ackerbau. Vielfach
sind sie mit Sümpfen und Mooren bedeckt. Besonders der obere Teil der
Rhön zeichnet sich durch unwirtliches Klima aus, und der Vogelsberg steht ihm
nicht viel nach. Meißner und Habichtswald, sowie die Wesergebirge sind mit
Wald bestanden, in den niederen nördlichen Ketten meist mit Laubwald.
b. Die Niederungen. Zwischen den einzelnen Gebirgen finden sich
größere und kleinere Tiefebenen, von denen im Hessenlande die bedeutendste
die Hessische Senke (Wetterau) ist, die im Sw. zum Main abfällt. Da, wo
Eder, Schwalm und Fulda sich vereinigen, hat sich ein zweites fruchtbares
Tiefland gebildet, das sich bis nach Kassel zieht. Zwischen den langgestreckten
Teutoburger Wald, die Weserkette und deren kleinere nordwestlichen Vorberge
(Süntel, Ith, Deister) schiebt sich bereits das Norddeutsche Tiefland.
Ist das Klima in den Niederungen auch erheblich milder als auf deu
Höhen, so bleiben sie in ihrer Fruchtbarkeit doch weit hinter der Kölner Tief-
landsbucht zurück. Der sorgfältig betriebene Ackerbau erzeugt in erster Linie
Getreide, in den hessischen Tälern auch Obst. Die kühlen Sommer nördlich
vom Teutoburger Walde haben hier früher den Flachsbau in erheblichem
Umfange erstehen lassen. Auf dem fruchtbaren Bodeu der Gebiete um die
untere Weser und Leine werden Zuckerrüben, an der Werra wird Tabak
gebaut. Die Viehzucht beschränkt sich (außer der Schafzucht in der Rhön)
meist auf die Flußniederungen.
2. Bodenschätze und Industrien.
a. Bodenschätze. Das wichtigste Mineral im Hessischen Bergland ist
die Braunkohle, die in der Wetterau, am Vogelsberge, bei Kassel und am
Meißner gewonnen wird. Steinkohle findet sich nur in geringen Mengen im
nördlichsten Teile des Geländes, im Wesergebirge und am nördlichen Deister.
Von weiteren Bodenschätzen sind die Sandsteine der Westfälischen Pforte und
des Deisters, der Ton bei Kassel und in Lippe (Ziegeleien) wichtig. Eine
Anzahl von Mineralquellen haben Badeorte (Oeynhausen, Pyrmont, Salz-
uflen, Wildungen u. a.) entstehen lassen, die an Bedeutung jedoch hinter denen
des Rheinischen Schiefergebirges zurückstehen.
d. Industrien. Die reichen Waldbestände haben eine ziemlich bedeutende
Holzindustrie zur Folge (Möbelindustrie in Herford), die in der Rhön als
Hausindustrie betrieben wird. Auf den früher weit verbreiteten Flachsbau
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E. Die Thüringisch-Sächsische Bucht und ihre Randgebirge. 25
Preise der genannten Metalle konnte der Bergbau vielfach nur noch mit staatlicher
Unterstützung aufrecht erhalten werden; er ist indes durch die Absperrung während
des Krieges wieder neu aufgelebt. Den bedeutendsten Kupfer- und Silber-
bergbau Deutschlands (etwa 20000 Arbeiter) besitzt der Mansfelder Kreis mit
Mansfeld und Eisleben. Am Südrande des Harzes findet sich Kalk- und
Gipsbrennerei, die in erheblichem Maße für die Ausfuhr arbeitet.
Der Waldreichtum des Harzes hat alle Arten der Holzindustrie hervor-
gerufen, die hier wie in vielen anderen Gebirgen zum großen Teil als Haus-
gewerbe betrieben wird.
d. Das nordöstliche Vorland des Garzes. Abgesehen von einigen
niedrigen Bodenerhebungen gehört es bereits dem Tieflande an.
Bodenbenutzung. Der fruchtbare Boden (Magdeburger Börde) und das
günstige Klima haben die Landwirtschaft zu sehr hoher Entfaltung kommen
lassen. Es werden fast nur hochwertige Gewächse, wie Weizen, Braugerste
und Zuckerrüben, angebaut. In der Zuckerindustrie steht das Gebiet in
Deutschland unerreicht da. Am Harzrande, von Halberstadt und Quedlinburg
bis Eisleben, wird bedeutende Blumen- und Samenzucht betrieben; die
Umgebung von Kl. Wanzleben bei Magdeburg ist das wichtigste Zuckerrüben-
samen-Gebiet der Welt. Weit berühmt ist ferner die Spargelkultur und
Konservenbereitung von Braunschweig. Das Harzvorland gehört somit zu einem
der bedeutendsten Ackerbau-Gebiete Deutschlands und kann in dieser Beziehung
mit der Oberrheinischen Tiefebene und der Kölner Bucht wetteifern.
Bodenschätze und Industrien. Außerdem besitzt das Gebiet erhebliche
Mengen von Bodenschätzen. Braunkohle wird bei Aschersleben, Staßsurt
und Helmstedt gewonnen. Weit wichtiger sind die Steinsalz- und Kalilager,
die in gleicher Reichhaltigkeit auf der Welt nicht ihresgleichen sinden. Der
Mittelpunkt der Kalilager und der damit verbundenen chemischen Industrie
(Düngesalze, Brom usw.) ist Staßsurt-Leopoldshall. Die Eisenerzlager bei
Ilsede haben im benachbarten Peine (Strecke Hannover-Braunschweig) eine
bedeutende Eisenindustrie hervorgerufen, die auch in Braunschweig (Geld-
schränke), Hildesheim und besonders in Magdeburg betrieben wird, wo das
Kruppsche Grusonwerk Kanonen, Panzerplatten usw. erzeugt. Braunschweig ist
ferner der Ausgangspunkt der deutschen Jute-Verarbeitung.
2. wachsen und seine Randgebirge.
a. Das Erzgebirge. Es erstreckt sich vom Fichtelgebirge bis an die
Elbe und neigt sich nach Norden ganz allmählich, während es nach Böhmen
steil abfällt und so den Verkehr erschwert. Welches sind die höchsten Berge?
Vodenbenutzung. Bei der beträchtlichen Kammhöhe des Erzgebirges
(durchschnittlich 850 m) ist wegen des rauhen Klimas auf den Höhen Ackerbau
nicht mehr möglich. Das Land ist wie im Oberharz mit Wald (Nadelholz)
bestanden; auch hier finden sich wie in anderen Gebieten gleicher Höhe
Sümpfe und Moore. Die dichte Bevölkerung des ganzen Gebirges hat Ver-
anlassung gegeben, den Ackerbau auch noch in solchen Höhen zu betreiben,
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E. Die Thüringisch-Sächsische Bucht und ihre Randgebirge. 27
wichtigsten beiden Industriestädte sind Leipzig und Dresden. Dresden wird
durch seine Kunstindustrie (Tischlerei, Schlosserei, Blumenherstellung, Glasindu-
strie), sowie große Zigaretten- und Schokoladenfabriken gekennzeichnet. Die
wichtigsten Industrien von Leipzig sind die Maschinen- und die Wollindustrie.
Noch bekannter ist seine Buchdruckerei und der damit verbundene Buchhandel,
in dem es die erste Stellung in Deutschland einnimmt. Den gleichen Rang
behauptet es als Meßplatz' für Rauchwaren (Felle) und Leder, sowie für
Garn.
5. Die Thüringisch-Sächsische Bucht als Verkehrsgebiet.
a. Binnenschiffahrt. Im Elbsandsteingebirge tritt der zweitwichtigste
Strom Deutschlands, die Elbe, in unser Gebiet ein. Bis Riesa vermag sie nur
kleinere Fahrzeuge zu tragen; immerhin ist der Verkehr bei Dresden bereits
größer als der in den Kanälen bei Straßburg (vgl. S. 14). Als Umschlagshäfen
besitzen weiter Riesa, Torgau, Deffau-Wallwitzhafen und vor allem Magdeburg
Bedeutung. Von den Nebenflüssen der Elbe hat nur die Saale einige Wichtigkeit
erlangt, doch vermögen auch auf ihr nur kleinere Kähne zu verkehren.
b. Eisenbahnverkehr. Die Lage der Thüringifch-Sächsischen Bucht in
der Mitte zwischen Ost- und Westdeutschland, zwischen den Mittelgebirgen und
dem Norddeutschen Tiefland, ihre Bodenfruchtbarkeit und ihre fast allenthalben
lebhafte Industrie haben sie zu einem wichtigen Sammelbecken des Verkehrs
gemacht. Zwar werden das Erzgebirge und der Thüringer Wald nur von je
2 Bahnlinien überschritten, zwar meiden die Schnellzugslinien den Harz, aber
zwischen den einzelnen Gebirgen können die Schienenstränge ohne Schwierigkeit in
das Gebiet eintreten, und im 1x0. stellt sich ihnen kein Hindernis mehr in den Weg.
Der Nord-Süd-Expreß (S. 8) tritt durch die Senke zwischen Fichtel-
gebirge und Elstergebirge in die Bucht ein und verbindet so Hof und Plauen
mit Leipzig und Berlin. Eine Reihe wichtiger anderer Linien treffen sich in
Leipzig und Halle und machen diese Städte zu bekannten Knotenpunkten.
Die Bedeutung Leipzigs ist jedoch erheblich größer als die von Halle. Acht
wichtige Linien — neben dem Nord-Süd-Expreß die Verbindungen nach
Dresden, Halle-Magdeburg-Hamburg und Bremen — laufen hier zusammen,
sein Bahnhof ist der größte Europas. Durch Halle führen die uns bereits
bekannten Verbindungen Frankfurt-Berlin und Kassel-Nordhausen-Leipzig, bezw.
Kottbus-Guben. Dresden ist durch die Linien Zwickau-Chemnitz-Dresden-
Bautzen-Görlitz und Leipzig-Dresden mit den wichtigsten Städten des Landes
verbunden. Hier sammeln sich auch die Linien von Norddeutschland, um ver-
einigt durch das enge Elbtal nach Böhmen zu gelangen (vgl. die Lage von
Köln mit der von Dresden). Endlich bildet Magdeburg durch seine Lage
an der Elbe und an wichtigen Eisenbahnlinien den bedeutendsten Handels- und
Stapelplatz für Zucker und sonstige landwirtschaftliche Erzeugnisse.
Zusammenfassung.
Zur Wiederholung: Bestimme Lage und Bedeutung folgender Orte: Hof, Mehlis,
Zella, Sonneberg, Lehesten, Gräfenthal, Ilmenau, Lauscha, Ruhla, Suhl, Schmalkalden; —
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- Inhalt: Zeit: Geographie
F. Die Schlesische Bucht und ihre Randgebirge. 29
Quarzsand und Porzellanerde hat die Steingutindustrie in Bunzlau und
anderen Orten und die Glasindustrie im Waldenburger Berglande und im
Riesengebirge (Schreiberhau, Petersdorf) gefördert. Daneben ist in vielen Teilen
des Gebirges der Steinbruchbetrieb (Granit, Marmor, auch für Bildhauer-
zwecke) von Bedeutung.
Eine zweite wichtige Kraftquelle der Industrie sind die Wasserläufe,
deren Ausnutzungsmöglichkeit durch die zahlreichen Talsperren (vgl. Wupper
S. 18), z. B. am Bober, in letzter Zeit wesentlich erhöht ist. Gleichzeitig sind
damit die zahlreichen Überschwemmungen durch die Bäche beseitigt. Infolge der
Verwendung des Gefälles ziehen die Dörfer sich stundenlang an den Bächen
hin (Langenbielau, Peterswaldau). Fast alle Orte betreiben Textilindustrie,
die hier wie im Erzgebirge den wichtigsten Erwerbszweig bildet. Anfänglich
war nur die Leinenindustrie (Flachs, siehe oben) vorhanden, durch die noch
heute Landeshut, Hirschberg, Schweidnitz, Sagan, Sorau u. a. weit bekannt
sind. Später gesellte sich die Verarbeitung von Baumwolle in Zittau und
Görlitz und Jute in der Lausitz hinzu. Der früher sehr ausgedehnten Schafzucht
verdankt die Tuchindustrie in Bautzen und Görlitz ihre Bedeutung. Herschberg:
und Umgebung zeichnen sich durch Teppichherstellung aus.
Der Waldreichtum hat im Riesengebirge eine bedeutende Holzindustrie^
wie Zündholz-, Holzstoff- und Papierbereitung (Hirschberg) hervorgerufen.
2. Die Gberschlesische platte.
Sie bildet den südöstlichsten Teil des südlichen Landrückens und wird durch
die Glatzer Neiße im Nw. begrenzt. Die Bedeutung der mit dürftigem Boden
und rauhem Klima ausgestatteten Hochfläche liegt fast ausschließlich in den von
der Natur reichlich aufgehäuften Bodenschätzen. Das Steinkohlenlager
um Beuthen, Kattowitz, Königshütte und Gleiwitz übertrifft an Ausdehnung
und Menge das Ruhrgebiet ganz wesentlich. Wenn trotzdem die Ausbeute
nicht so groß ist wie im Westen, so liegt das in erster Linie an der ungün-
stigen Verkehrslage. Über den Kohlenflözen lagern Zink-, Blei- und Eisen-
erze, die hier einen zweiten deutschen Jndustriebezirk haben entstehen lassen,
der sür Ostdeutschland ähnliche Bedeutung besitzt, wie der rheinisch-westfälische
für West- und Mitteldeutschland. In der Zmkgewinnung wird Oberschlesien
nur von den Vereinigten Staaten übertroffen, in der Eisengewinnung nimmt
es in Deutschland den zweiten Rang ein. Die Hauptplätze der weitverzweigten
Eisenindustrie (Hütten, Walzwerke, Maschinenfabriken usw.), sowie der Zink-
Hütten sind die obengenannten Orte. Infolge der bedeutenden Industrie ist
die Bevölkerung außerordentlich dicht.
3. Das Schlesische Aachland.
Bodenbenutzung. Es wird durch die Oder in zwei ungleiche Teile zerlegt,
deren südlicher durchweg sehr fruchtbaren Ackerboden besitzt und eine blühende
Landwirtschaft ins Leben gerufen hat. Unter den angebauten Getreidearten
steht der Weizen an erster Stelle. Große Flächen dienen dem Anbau von
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- Inhalt: Zeit: Geographie
32 I. Teil. Zweiter Abschnitt.
Bewohner seine Ansammlung und schützen den so gewonnenen Boden durch neue
(Außen-)Deiche vor Überschwemmungen. Auf diesem Marschboden wird Getreide
und Raps gebaut, am besten eignet er sich jedoch zu Wiesen. Rinderzucht
ist deshalb die Hauptbeschäftigung der Marschbauern; das Städtchen Husum
an der Westküste Schleswigs hat den größten Rindermarkt Deutschlands. Eins
der fruchtbarsten Gebiete unseres Vaterlandes mit blühendem Obst- und
Gemüsebau sind die Vierlande südlich von Hamburg.
Industrie. Ein wichtiger Erwerbszweig der Küstenbewohner ist die Fischerei,
die Heringe, Schellfische, Kabliau, Schollen, sowie Austern liefert. Sie hat in
Geestemünde große Zubereitungsanstalten (Räuchern, Salzen usw.) hervorgerufen.
Auf der Schafzucht der Seenplatte beruht die Tuchindustrie in Neumünster.
Bedeutende Großindustrie findet sich nur in den Hafenstädten Bremen,
Hamburg-Altona und in Harburg. Sie schließt sich an die Haupttätigkeit dieser
Orte, den Überseehandel und die Seeschiffahrt an. Ihre wichtigsten Zweige
sind der Schiffsbau und die mit ihm verbundene Maschinenindustrie, Reis-
fchälmühlen, Tabakindustrie, Margarinebereitung und Herstellung von Gummi-
waren (Harburg).
Die Nordseehäfen. Das flache Wattenmeer zwischen der Küste und den
Inseln verbietet größeren Seeschiffen, sich dem Lande zu nähern. Deswegen
muß sich der lebhafte Verkehr zwischen dem industriereichen Westdeutschland und
den überseeischen Ländern auf die Flußmündungen beschränken, deren tiefe
Fahrrinne in der Elbe und Weser zur Anlage unserer wichtigsten Häfen
geführt hat.
Hamburg ist einer der ersten Welthäfen und der größte Hafen Deutschlands.
Die Elbe ermöglicht von hier aus einen Wasserverkehr bis nach Österreich hinein
(Moldau). Berlin hat durch Havel und Spree, sowie durch die märkischen
Kanäle Anschluß an das Elbgebiet erlangt. Da Hamburg außerdem über
100 km vom Meeresstrande entfernt liegt, werden für diese Strecke die teuren
Eisenbahnfrachten erspart. Die Vertiefung der Elbe auf 10 m bis Hamburg
und der Umstand, daß die Flut bis Hamburg vordringt, ermöglichen selbst
den größten Seedampfern, bis in die Stadt zu gelangen. Der Vorhafen
Kuxhaven hat daher nur geringen Schiffsverkehr.
In dem 550 da großen Hafen Hamburgs verkehrten 1913 etwa 34000 Schiffe
mit einem Laderaum von fast 30 Millionen Reg.-Tonnen (1 Register-Tonne
= 2,8 cbm), die aus allen Ländern der Welt Kaffee, Getreide, Erdöl, Tabak usw.
herbeischaffen und dafür unsere Jndustrie-Erzeugnisse, wie Zucker, Maschinen,
Textilwaren aller Art u. dgl. in die fremden Gebiete befördern. Deutschlands
größte Schiffahrts-Linie, die Hamburg-Amerikanische-Paketsahrt-Akt.-Ges., die
allein über mehr als 200 Schiffe verfügt, hat hier ihren Sitz.
Bremen ist der zweite Hasen Deutschlands. Es ist zwar nur 70 km von der
Küste entfernt; da aber die Weser nur 5 m mittlere Tiefe besitzt, müssen die großen
Seeschiffe bereits in Bremerhaven ankern. Der Seeverkehr in Bremen und Bremer-
Häven beträgt mit 11000 Schiffen und 9 Mill. Reg.-Tonnen nur etwa Ys desjenigen
Hamburgs. Die geringere Bedeutung der Weser und ihres Hinterlandes, sowie
die weniger günstige Verkehrslage Bremens erklären außer dem obengenannten
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G. Das Norddeutsche Tiefland. 33
Grunde diesen Umstand. Immerhin ist Bremen der erste Hafen Deutschlands
sür Auswanderer, sowie sür Baumwolle, Wolle, Reis und Tabak. Seine Baum-
woll-Märkte gehören zu den wichtigsten Europas. Die zweitgrößte Dampferlinie
der Welt, der Norddeutsche Lloyd, betreibt ihre Geschäfte von Bremen aus. Als
Kriegshafen ist Wilhelmshaven nennenswert.
Durch den Dortmund-Ems-Kanal und den Kanal von der Ems nach
Hannooer wird auch Emden an Bedeutung als Hafenplatz gewinnen.
b. Das Gebiet der Geest und Znosre. In schroffem Gegensatz zu
der fruchtbaren Marsch stehen die sandige Geest und das düstere Moor, die den
größten Teil des nordwestdeutschen Tieflandes einnehmen und zu den unsrucht-
barsten Gegenden unseres Vaterlandes gehören.
Die Geest. Das Hauptgebiet der Geest bildet die Lüneburger Heide,
die den westlichsten Teil des südlichen Höhenzuges darstellt und sich zwischen
Elbe und Aller ausdehnt. Heidekraut deckt auch heute noch den größten Teil
des Bodens und ermöglichte bisher nur Schaf- und Bienenzucht; feine Brauch-
barkeit als Futtermittel (Heidemehl) muß sich erst allmählich erweisen. Durch
Vermischen des Sandbodens mit dem darunterlagernden Kalk (Bemergelung)
wird jetzt der Ackerbau (Kartoffeln, Buchweizen) vielerorts ermöglicht. Außerdem
sind in letzter Zeit weite Strecken mit Kiefern aufgeforstet worden.
Wie mit der Nutzbarmachung der Heide ist auch mit der Gewinnung von
Kali-Salzen nördlich von Hannover und von Erdöl bei Wietze erst in den
letzten Jahrzehnten begonnen worden.
Die Moore sind aus Binnenseen entstanden, auf denen aus einer dünnen
Decke von Wasserpflanzen sich allmählich größerer Pflanzenwuchs entwickelte.
Die absterbenden Pflanzen sanken in das Wasser und bildeten so den Torf, der als
Streu und Brennstoff Verwendung findet und in Zukunft auch als Rohstoff für die
chemische Industrie (Ölgewinnung) von Bedeutung sein wird. Durch Entwässerung
wird das Moor jetzt immer mehr in Ackerboden umgewandelt; die wichtigste
der so entstandenen Moorkolonien ist Papenburg.
2. Das Gebiet östlich der Llbe.
Das Gebiet östlich der Elbe wird durch den nördlichen Landrücken in drei
Teile gegliedert: in den Küstenstreifen der Ostsee, den Höhenzug und das südlich
davon liegende Tiefland.
a. Die Ostseeküste. Der Ostsee fehlen die Gezeiten, daher haben die
Sturmfluten hier nicht so gewaltige Länderstrecken weggerissen wie am Nord-
seestrand.
Bodenbenutzung. Anderseits fehlt auch der günstige Einfluß des Meeres,
der sich am Nordseestrand in der Bildung der Marschen äußert. Der Küsten-
streifen ist meist mit sandigem und daher wenig fruchtbarem Boden aus-
gestattet. Nur in den Flußniederungen der Oder, der Weichsel (Werder),
des Pregel und der Memel hat sich fruchtbarer Schlickboden gebildet und zum
Anbau von Getreide und Zuckerrüben geführt. Im Küstengebiet, wie in ganz
Ostdeutschland, ist der vorherrschende Großgrundbesitz der gründlichen Ausnutzung
Osbahr-Eckardt, Wirtschaftsgeographie und Wirlschaftskunde. Kl. Ausg. 3
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