1885 -
Halle
: Anton
- Autor: Hummel, August
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
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Taf.i.
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1 Was* e7rwuge auf deni Grimctbrett Zwasservrage auf* der Visie7*ydbet 3 Jteigungsjnesser
4 Stemröhr. 5 Quadrant. 6 Darstehung der l)eobaehtcleji Wijult'ichtiaigeji 7 Darsteuiaig
der Jaftreswärnie 8 Darstellung der' Jvje drrsch lagsverhilwüsse.
Geo§t. Anstalt v. Körner & Dietrich., Leipzig.
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Geotir. Amu Karner & Dietrich, Leipzig-
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Set dem Unterricht in der Erdkunde kommen, wie bei jeden: anderen
Lehrfache, die Aufgabe, das Material und das eigentliche Unterrichtsver-
fahren in betracht.
I. Die Aufgabe.
Die Aufgabe des Unterrichts in der Erdkunde ist abzuleiten aus der
Betrachtung des Unterrichtsstoffes nach seiner Eigenart und nach der durch
ihn möglichen Einwirkung auf den Schüler. Dabei ist eine stete Wechsel-
beziehung festzuhalten. Die Eigenart des Lehrstoffes muß sich den Zwecken
der allgemeinen Geistesbildung anpassen, und die unterrichtlichen Maßnahmen
müssen aus der Beschaffenheit des Lehrstoffes naturgemäß sich ergeben.
1. Die Betrachtung des Lehrstoffes nach seiner Eigenart
hat zu berücksichtigen den Inhalt der Erdkunde an sich, sowie das Verhält-
nis der Geographie zu den übrigen Lehrfächern der Schule.
a. Der Sach- und Ged anken inh alt der Erdkunde ist ein
sehr vielseitiger und kann aus diesem Grunde den Schüler mannigfach an-
regen sowohl nach der Seite der Erkenntnis hin als nach der der Teilnahme.
Der geographische Unterricht erschließt selbst auf seiner untersten Stuse
dem Schüler eine bis dahin nur geahnte Welt. Berg und Thal, Bach,
Fluß und Teich, Wiese, Feld und Wald, sowie die Menschen der Heimat
treten bestimmter unterschieden, individualisiert gleichsam, ihm in das Be-
wußtsein. Mit dem Fortschreiten des Unterrichts erweitert sich die Kennt-
nis über die Grenze der heimatlichen Landschaft. Der Schüler erwirbt Vor-
stellungen von den großen Erhebungsmassen unseres Planeten, von seinen
Tiesländern und dem Wassergeäder im Lande, sowie von den großen Meeres-
becken, in denen dieses sich sammelt; der Unterricht belebt das Festland
mit seiner Pflanzendecke, Festland und Meer mit den ihnen eigenen Charak-
tertieren und lehrt den Menschen kennen in Arbeit und Genuß, in der
Vereinzelung und in geordneten Gesellschaften. So giebt die Erdkunde eine
reiche Kenntnis des Besonderen. Aber die Geographie kann auch
das Besondere in einer ursächlichen Verknüpfung erkennen lehren. Wenn eine
genaue Schilderung des Rheinlaufs gezeigt hat, daß der Strom oberhalb
des Bodensees meist trübes, unterhalb stets klares Wasser führt, und wenn
eine einfache Überlegung die Ursache dieser Erscheinung ergeben hat: so erheben
sich die beiden an sich betrachtet zusammenhangslosen Thatsachen zu Gliedern
eines naturgesetzlichen Verlaufs, der sich überall wiederfindet, wo gleiche
Ursachen und gleiche Wirkungen in Beziehung treten. Oder wenn die Lage
der Hafenstadt Kalkutta weit auswärts im Gangesdelta als bedingt erkannt
ist von der sumpfigen, ungesunden Beschaffenheit der Sunderbunds: so lenkt
sich, mit ursächlichem Verständnis bereichert, der Blick fast unwillkürlich auf
Neworleans, Basra, Rotterdam :c., wo ähnliche Ursachen ähnliche Wirkungen
gehabt haben. So bietet also die Erdkunde auch das Material zur Erkennt-
nis der Gesetzmäßigkeit, welche in den Erscheinungen des Besonderen
1 *
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Die Aufgabe des Unterrichts.
5
in ihrem Verhältnis zu den übrigen Schuldisziplinen ist ein für ihre päda-
gogische Wertschätzung schwerwiegendes Moment. Es macht die Erdkunde
zum natürlichen Mittelpunkte der realistischen Schuldiszi-
plinen. Je mehr die reinen Fachwissenschaften um ihrer fcientisischen Zwecke
willen ihre Gebiete durch scharfgezogene Grenzen umfriedigen müssen, desto
größere Sorgfalt hat die Pädagogik anzuweudeu, behufs ihrer Bildungsarbeit
an der Jugend die Gedankenfäden erkennbar zu machen, welche alle realistischen
Schuldisziplinen durch die Erdkunde verknüpfen.
2. Die Einwirkung des geographischen Lehrstoffes auf den
Schüler kann zu einer ebenso vielseitigen gestaltet werden, als der Sach-
und Gedankeninhalt desselben Ausprägungen zuläßt. Der Unterricht in der
Erdkunde vermag deshalb in wirkungsvoller Weise ebenso wohl intellektuell
wie sittlich zu bilden.
a. Da der geographische Unterricht sich zu einem sehr wesentlichen Teile
auf die Kenntnis des Besonderen zu erstrecken hat, wobei ihm die Thatsachen
sowohl einzeln als in Reihen und Gruppen entgegentreten, und da er die
Kenntnis der Thatsachen als unentbehrliches Fundament für den Aufbau
jeder zu einer höheren Einsicht führenden Gedankenreihe zu verwenden hat,
so gewährt er vielfache Gelegenheit zur Übung des Gedächtnisses. —
Dieses Gedächtnismaterial bietet sich in allen Formen und auf allen Stufen
der Sachkenntnis. Während die Unterweisung in dem der sinnlichen Wahr-
nehmung zugänglichen Anschauungskreise die einzelnen Anschauungen
planmäßig, bestimmt und befestigend vor die Seele führt und sie dadurch all--
mählich zu klaren Vorstellungen konzentriert, verwendet der Unterricht
im weiteren Kreise vorzugsweise Begriffe, die dnrch Verknüpfung fremder
Erscheinungsformen mit den bekannten heimischen ihren eigentlichen Inhalt
empfangen ^). Spürt er nun gar der Gesetzmäßigkeit in der Mannigfaltigkeit
nach, d. h. fragt er nicht mehr allein nach dem Was?, sondern auch nach
dem Wie?, so bleibt keine Seite des höheren Erkenntnisvermögens unbefruchtet.
So muß die Betrachtung der Flußrichtungen die sachliche Unterlage geben
für das Urteil, nach welcher Seite hin sich ein Landstrich abdacht; die
geographische Lage eines Landes zum Äquator, im Innern oder an den
Küsten eines Kontinents läßt gleicherweise urteilen über das Klima desselben
u. s. w. Ferner bieten Gruppen im großen und ganzen gleichartiger
geographischer Erscheinungen häusige Gelegenheit zur Übung im Verall-
gemeinern'). Und da ferner bei genauer Betrachtung des Verhältnisses
der geographischen Thatsachen zu einander sehr häusig sich ein Kausalnexus
ergiebt, so läßt sich dieser Umstand für die Ü b n n g imschließen trefflich
verwenden ^). Somit ist durch das Wesen des geographischen Lehrstoffes die
1) Er beschäftigt sich z. B. mit Hochflächen und Tiefländern, mit Kesselländern,
mit Ketten- und Massengebirgen, mit Flußgabelungen, Flußarme« und Deltaländern,
mit Festungen, Industrie-, Handels-, Residenzstädten u. a.
2) Z. 58. die Lage gewisser Halbinselgruppen, die Gewässer der Pyrenäenhalbinsel,
Skandinaviens, der Schweizer Hochebene, die Lage der Vulkane u. a.
3) So gestattet die Thatsache der geringen Zugänglichkeit des Himalaja den
Schluß aus die Möglichkeit, daß sich die Bewohner dieses Gebirgslandes lange Zeit von
der englischen Herrschaft unabhängig zu erhalten vermochten und bei dem Kaukasus von
gleicher Ursache auf gleiche Wirkung. So gestattet femer die Armut des unteren Indus
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Gruiuh'iss des Schiilxininiers
Grundriss dos Schulhauses .Tvit.v
G eofir Anstalt v. Korm*r & Dietrich.. L ei p/
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Das Unterrichtsmaterial.
7
Inhalt der matbem«tischen......G.eoqravhie. Außer diesen Grundlehren
bietet dieselbe '^er auch'noch andere wichtige Erkenntnisse, ohne welche eine
genaue Betrachtung der Erde nach Teilen ebenso unmöglich sein würde, als
die Erkenntnis mancher Erscheinungen, die sür das Leben auf der Erde von
fundamentaler Wichtigkeit sind. Die mathematische Geographie bietet zunächst
die Mittel zur Ortsbestimmung in den Lehren vom Horizont, den Himmels-/
gegenden und den wichtigsten Punkten und Linien des Globus. Sind diese
Lehren nur von Wert für die Orientierung auf der Erde, so sind die Er-
kenntnisse von der Beleuchtung und Erwärmung der Erde unentbehrlich für
das Verständnis der Ursache von Tag und Nacht und von dem regelmäßigen
Verlaufe der Jahreszeiten. Insofern endlich der Erdmond im Abhängigkeits-
Verhältnis zur Erde steht, sind auch dessen Größe, Beschaffenheit, Bewegungen,
Lichtgestalten und Finsternisse Gegenstände der mathematischen Geographie.
Damit schließt streng genommen das Bereich derselben ab. Aber die Schule
hat sich um ihrer allgemeinen Bildungszwecke willen des Prinzips der
strengen Sonderung ihrer Disziplinen zu entschlagen, wenn es sich um das
Herbeiziehen unentbehrlicher, aber sonst nirgends unterzubringender verwandter
Kenntnisse handelt, und aus einem solchen rein praktischen Grunde werden
in der mathematischen Geographie auch die wichtigsten Lehren vom Sonnen-
system und den Fixsternen, sowie das Nötigste aus der Zeitrechnung und
vom Kalender zu behandeln sein.
2. Die Betrachtung der Erde nach ihren wesentlichsten Teilen ist
hauptsächlich Aufgabe der physischen Geographie. Diese giebt eine Über-
ficht über die Verteilung der Land- und Wassermassen auf der Erdoberfläche
nach Lage, Flächeninhalt und Gestalt derselben; sie beschreibt die Ozeane
nach Lage, Gliederung und besonderen Eigentümlichkeiten; sie schildert die
Erdteile nach Lage, wagrechter Gliederung und Bodenform, wobei der
Zusammenhang Zwischen dem geognostischen Bau einer Landschaft und dem
Charakter ihres Reliefs ins Licht tritt; sie verfolgt die Verzweigungen des
Waffergeäders im Lande und die Ansammlungen desselben in Binnen- und
Strandseeen; sie läßt das Klima der Länder erkennen; sie zeigt, wie alle
die genannten Faktoren der unorganischen Natur bestimmend einwirken auf
die Pflanzendecke und die Tierwelt individualisierter Erdräume.
3. Ist es besonders die Hlimalehre und die Lehre von der Verbreitung
der Pflanzen und Tiere über die Erhoberfläche, in der das Übergreisen 1)er
Erdkunde in das Gebiet der Naturkunde stattfindet, so wird besonders durch
die Beleuchtung geschichtlicher Vorgänge niit geographischem Licht auch das
Bereich der Geschichte in den Erkenntniskreis gezogen. —- Historische Beziehungen
schlagen aber auch gewissermaßen die Brücke zwischen den besonders der
Erkenntnis dienenden geographischen Thatsachen und den mehr die Teilnahme
erweckenden Zuständen der Menschheit. Ist auch der Punkt nicht genau
anzugeben, in dem das historische Werden in das geographische Sein über-
fließt, so ist doch jenes von diesem nachweisbar mitbedingt, und deshalb muß
auch das Wechselverhältnis von einem nach Erkenntnis der Zustände streben-
den Unterrichte berücksichtigt werden. — Alle in dieser Hinsicht zu dem
Bereiche der Schulgeographie zu rechnenden Lehrstoffe beziehen sich auf den
Menschen, erläutern hauptsächlich die Ausbildung seiner Kultur und bilden
daher in ihrer Vereinigung die Kulturaeoqravh ie. Der Inhalt der-
selben richtet sich entweder aus Ine Völker an und für sich oder auf die