1916 -
Leipzig
: List & von Bressensdorf
- Autor: Harms, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Präparandenanstalt, Seminaranstalt
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Welt
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
Aus Ä.äarms „Asien": Badende Äindupilger. llinke Äälfte des doppelseitigen Bildes.)
(Im Buch auf Glanzpapier gedruckt.)
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Leipzig
: List & von Bressensdorf
- Autor: Harms, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Präparandenanstalt, Seminaranstalt
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Welt
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
Verlag List & Von Bressensdorf • Leipzig
Mathematische Erdkunde
Allgemeine Erdkunde
Kartographie
174 Seiten mit 170 Abbildungen und einer farbigen Tafel
Preis kartoniert M. 1.90
Vorwort
Am die in den Seminarheften desselben Veifassers enthaltenen Abschnitte:
Mathematische Erdkunde (aus Äeft Ii), Allgemeine Erdkunde (aus Äeft l) und Karto-
graphie (aus Äeft Ii) auch andern Kreisen zugängig zu machen, wurden sie hier zu einem
besonderen Äeft zusammengestellt. Der Mathematischen Erdkunde wurde ein neu ge°
arbeiteter Abschnitt vorausgeschickt, der einen allgemeinen schulmäßigen Uberblick
über die Mathematische Erdkunde, gleichsam als Einführung in den eingehenderen,
mehr wissenschaftlich gehaltenen Äauptteil, bietet.
Harms, Erdkundliches Schülerheft
Sechste, mit größeren Lettern gesetzte und dadurch um eilten
halben Bogen erweiterte, im übrigen aber unveränderte Auflage
Preis .... kart. 70 Pf., mit Schreibpapier durchschossen 90 Pf.
Lehrerausgabe kart. 80 Pf., mit Schreibpapier durchschossen 1 M.
Zu H. Harms Länderkunde von Europa erscheint als Anhang:
Sie im Westen und Osten besetzten Ge-
biete in ihrer wirtschaftlichen Bedeutung
Preis der Länderkunde mit eingelegtem Anhang M. 5.20
Preis der Länderkunde ohne Anhang wie bisher M. 5—
Anmerkung: Der genannte Anhang wird für sich allein nicht im Buchhandel erscheinen,
da er seinen vollen Wert nur in Verbindung mit der Äarmsschen
Länderkunde hat.
Besitzer älterer Exemplare der Länderkunde können ihn aber gegen Ein-
sendung von 20 Pfennig direkt von der Verlagsbuchhandlung beziehen.
Wenn nicht ausdrücklich anders bestellt, wird die Länderkunde von
Ostern 1916 ab stets mit Anhang geliefert.
H. Harms
litti
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- Autor: Harms, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
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- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Präparandenanstalt, Seminaranstalt
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485
Die im Westen und Osten besetzten Gebiete.
§ 411.
Noch bedeutender als nach der Fläche erscheinen die eroberten Gebiete nach der
Eiuwvh»erzähl, da es sich um die dichtestbesiedelten Gebiete Frankreichs und
Rußlands und um Belgien, den dichtestbevölkerten Staat Europas, handelt. In
Frankreich macht das eroberte Gebiet der Fläche nach nur 3,9°/0, der Einwohnerzahl
nach aber 8,25% aus, in Rußland entsprechend 5° 0 und 13,5°/0. Und die dichte Besiede-
lung ist der Ausdruck einer hohen wirtschaftlichen Kultur. (Französische Kammer-
abgeordnete erklärten im Januar 1916, daß das besetzte Gebiet der Fläche nach zwar
nicht ganz V20 von Frankreichs Fläche, aber ein Viertel des französischen National-
Vermögens ausmache. Das entspricht, bei Annahme eines französischen Gesamt-
Vermögens von 369 Milliarden, einen: Wert von W Milliarden.) Daß unsere Feinde
diese wertvollen Gebiete, einschließlich des fruchtbaren und industriellen Belgiens,
verloren, schwächte ihre Kriegskraft ganz erheblich, während uufere Leistungsfähig-
~ feit durch die Besetzung dieser Gebiete gestärkt wurde.
Nordfrankreich.
§ 411. Die Kcker- und Gartenkultur ist in dem besetzten, sehr fruchtbaren Nord-
frankreich außerordentlich hoch entwickelt. Unsere feldgrauen Landleute sind von der
Fruchtbarkeit dieses Gebietes des Lobes voll, wenn sie auch meinen, daß sich bei besserer
Bearbeitung noch viel reichere Erträge erzielen ließen. Fördernd für die Entwicke-
lung der Bodenkultur dieses Gebietes war der Umstand, daß es in der dicht sitzenden
Jndustriebevölkerung einen sehr aufnahmefähigen Markt hatte. Die reichen
Ernten Nordfrankreichs kommen nun dem deutschen Heer, dessen Arbeitersoldaten
seine Äcker bestellen, mit zugute, während sie den Franzosen verlorengehen. Ver-
hängnisvoller noch ist für diese der Ausfall der Bergbau- und Jndustrieerzeug-
uisse dieses Gebietes. Bekanntlich zieht sich das große belgische Kohlenlager
nach Frankreich hinein (bei Valenciennes, Lille und Bethune), und diese französischen
Kohlengebiete sind in den Händen der Deutschen. Da sie zwei Drittel der französischen
Kohlenförderung liefern, so erleidet Frankreich einen äußerst schmerzlichen Ausfall.
Das ist um so schlimmer, als Frankreich ohnehin viel Kohle einführen mußte — Kohle
steht in der Einfuhr an dritter (Stelle1 —, jetzt aber diese Einfuhr teils wegfällt (Deutsch-
land, Belgien), teils sehr erschwert ist (England). So mangelt es denn heute uicht
bloß den Haushaltungen an Kohlen, sondern es mußten auch mehrfach Fabriken
wegen Kohlenmangel geschlossen werden. Zugleich befinden sich in den be-
setzten Gebieten auch die wichtigsten Eisenindustriegebiete Frankreichs (in Fran-
zösisch-Lothringen^, im Maastal nördl. und südl. von Sedan und in dem genannten
Kohlengebiet), die (nach der Zahl der arbeitenden Maschinen berechnet) nicht weniger
als 54% der gesamten französischen Eisen- und Metallerzeugnisse liefern3. Wie sehr
Frankreich das Fehlen dieser Fabriken heute bei der Geschütz- und Munitionssabri-
kation entbehrt, liegt aus der Hand. — Noch größer ist der Anteil, den die Leinen-,
*) 1912: Wolle 640 Mill. Fr., Baumwolle 570, Kohle 500 (davon für 137 Mill. Fr.
Steinkohlen und Koks aus Deutschland!).
S) Hier auch die wichtigen Eisenerzlager bei Longwy (in der Ecke, wo Frankreich, Belgien
und Luxemburg zusammentreffen; 27. Aug. 1914 vom Deutschen Kronprinzen erobert) und bei
Briey (westl. der Linie Metz-Dudenhofen).
3) Die Eisenerzeugung (Roheisen?) für sich allein, berechnet der rumänische Ingenieur
Assau auf 90% der französischen Gesamterzeuguug!
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487
§ 413.
mir auf einem sehr schmalen Sottet von eigenen Rohstoffen, und Dr. Neumann spricht
deshalb mit Recht von einer „gefährlichen Jndustrieentwickelnng" und von
einem „Kartenhaus", das mit der Unterbindung des Außenverkehrs zusammen-
stürzen mußte. „Eine Umwandlung in den geschlossenen Wirtschaftsstaat, wie wir
sie in Deutschland zu verzeichnen hatten, war für Belgien völlig unmöglich." Hätte
die Volkswirtschaft in Deutschland einen so schmalen Sockel gehabt wie in Belgien,
so läge Deutschland heute zertrümmert vor den Füßen seiner Feinde; es hätte den
Wirtschaftskrieg nicht bestehen können. — Daß die belgische Industrie trotz geringer
eigener Roherzeugnisse * eine so starke Entwickelung nehmen konnte, ist zu einem
Teil in niedrigen Arbeitslöhnen und in dem Mangel an sozialen Lasten
(vgl. die deutsche Arbeiterversicherung und -schntzgesetzgebung!), wie überhaupt in
sozialer Rückständigkeit begründet (z. B, werden noch heute Frauen in Berg-
werken unter Tage beschäftigt). Eine andere Ursache ist die günstige Lage (f. § 266)
und sein Reichtum an Verkehrswegen. Das Land hat nicht nur das dichteste Eiseu-
bahn-, sondern nächst den Niederlanden auch das dichteste Wasser st raßennetz^,
„so daß es kaum einen irgendwie wichtigen Platz gibt, der nicht zu Wasser erreicht
werden könnte" (Dr. Neumann). Bei der Billigkeit des Wasserweges ist das von
großer Bedeutung. „Merkwürdigerweise ist jedoch die Binnenschiffahrt meist in
deutschen Händen, und auch in der Seeschiffahrt und im Überseehandel betätigen
sich die Belgier selbst nur verhältnismäßig wenig." (Die in den belgischen Häfen ver-
kehrenden fremden Schiffe übertreffen die belgischen an Registertonnenzahl um
das 6vssache!) „Die beiden größten belgischen Reedereien sind nur Ableger eiue'r
amerikanischen bzw. englischen Gesellschaft." Auch Antwerpen, das in seinem Aus-
landschiffsverkehr Hamburg überflügelte (1912 Auslandsverkehr Hamburgs 25,
Antwerpens 27^ Mill. Registertonnen) ^ steht wenig aus eigenen, d. i. belgischen Füßen.
„Von den hier verschifften Gütern entfällt ein großer Teil auf deutsche oder für Deutsch-
land bestimmte Waren, welche die belgische Staatsbahn durch billige Frachten
nach Antwerpen zu ziehen bemüht war, so daß Antwerpen schon oft als der
dritte große deutsche Nordseehafen bezeichnet worden ist."
Polen/
127 Taus, qkm, 121/2 Mill. Einw. 98 auf 1 qkm (Deutsch!. 120, Rußland 271/2).
(Süddeutsch!, ohne Hessen 125 Taus, qkm, 131/3 Mill. Einw.).
§ 413. 1. Bewohner. Polen, in der russischen Amtssprache als die „zehn
Weichselgouvernements" bezeichnet, ist zur Hauptsache das Gebiet der mittleren
Weichsel ^ und gleicht an Größe und Einwohnerzahl etwa Süddeutschland. Die Be-
*) Auch der Flachs wird nur zu 1/3, die Wolle zu einein noch viel geringeren Teil im Lande
selbst gewonnen.
') 1600 kml Kanäle! (Deutschland 2000 km.)
3) Aber dem großen Schiffsverkehr Antwerpens entspricht nicht eine gleich große Waren-
aus- und -einladung, da eine gewaltige Zahl Registertonnen auf die Antwerpen nur an-
laufenden deutscheu und englischen Schiffe entfällt, während bei Hamburg die Registertonnen
auch immer aus- oder eingeladene Güter bedeuten.
•*) Lies zunächst im Hauptteil § 382.
•') Nebenflüsse von links sind Nida, Pilic^a und Bsura mit Rawka; von rechts Bug
(Grenzfluß) mit Narew. (Rechter Nebenfluß des Narew der Bobr.) — Der Westeu wird vou
der Warthe durchflössen. — Das Gouveruemeut Suwalki, den nördlichsten Teil Polens, um-
fließt der Nfemen (Memel).
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489
Die im Westen und Osten besetzten Gebiete.
§ 414.
land geringen Leistung der Landwirtschast sagt vi-. Neumann: „Sie liegen in der
rückständigen Technik des Betriebs, insbesondere in der mangelhaften Düngung, die
ihrerseits wieder mit dem sehr geringen Viehstand zusammenhängt, während die
Verwendung künstlichen Düngers noch ziemlich unbekannt ist. Die schlechten Ver-
kehrsbedingungen verhindern ebenfalls eine intensivere Bodenausnutzung in den
meisten Bezirken. Außerdem geht nicht weniger als 10% des Ackerlandes auf Feld-
wege, Raiue usw. verloren, weil noch keine systematische Zusammenlegung und Arron-
diernng der Höfe stattgefunden hat, sondern die Besitzungen in zahlreiche außerordent-
lich lange und schmale Streifen zerfallen. Eine gründliche Änderung dieser Verhält-
nisse, die allerdings erhebliche Zeit erfordern würde und auch mit einer Verbeffe-
rung des sehr im argen liegenden landwirtschaftlichen Kreditwesens Hand in Hand
gehen müßte, würde die landwirtschaftliche Erzeugung außerordentlich erhöhen und
die Gewähr dafür schaffen, daß auf absehbare Zeit selbst bei steigender Zahl der In-
dustriebevölkeruug der Nahrungsbedarf auf dem eigenen Boden gewonnen werden
kann, was bis heute nicht der Fall ist."
Auch für innere Kolonisation ist noch Raum. Dr. Neumann schreibt: „Aller-
dings entfallen schon 49% der landwirtschaftlich genutzten Fläche auf Bauernwirt-
fchaften und 6% auf die kleine Schlachte, deren Güter im Durchschnitt auch nur
mittelbäuerlichen Umfang haben. Aber außer 730 000 ha Staatsland sind unter dem
Rittergutsland etwa 350 000 ha russischer Majorate, die sast ausnahmslos verpachtet
sind. Eine Million Hektar würde also sofort zur Bauerusiedelung zur Verfügung
stehen. Ferner gibt es noch weite Sumpf- und Bruchstrecken, die genau so wie das
Warthe- oder Netzebruch entwässert und urbar gemacht werden und dann ebenfalls
einer großen Anzahl von Bauernhöfen Raum gewähren könnten."
3. Auch in Bergbau und Industrie nimmt Polen einen hervorragenden Platz
in Rußland ein: Obgleich es — wie gesagt — nur x/4o der Gesamtfläche Rußlands aus-
macht, liefert es lla aller Kohlen, V7 alles Roheisens und 1/6 der Judustrieerzeugnisse
überhaupt.. Wie für Frankreich und England das Ausscheiden von Belgien und Nord-
frankreich, so ist deshalb für Rußland die Besetzung Polens ein verhängnisvoller Verlust.
-Für Polen ist es von wesentlicher Bedeutung, daß es Anteil an dem Oberschlesischen
Bergbau- und Jndustriebezirkhat. Hier liegen (bei Dombrowa) seine wichtigsten Kohlen-
und Eisen- und (bei Olkusz) auch seine bedeutendsten Galmei-(Zink-) Lager. Aber
a^ch die Lysa Gora hat Kohlen, Zink und Eisen. Hervorragend ist die Gewebeindnstrie,
die V5 aller russischen Gewebeerzeugnisse liefert und deren wichtigste Zweige die Baum-
woll- und Wollindustrie sind, die ihre Hauptsitze in Lodz und Umgegend haben.
,,^'odz ist dabei keineswegs günstig gestellt. Die amerikanische Rohbaumwolle muß ver-
zollt werden, die zentralasiatische wird durch die weite Eisenbahnfahrt verteuert. Der Moskauer
Textilbezirk, dessen Erzeugung dreimal so groß ist als die polnische, erhält sein Rohmaterial viel
billiger. Jwitch in der Eisenbahntarifpolitik wird Polen von der russisch' n Staatsbahn zurück-
gesetzt. Trotzdem kann es infolge größerer Leistungsfähigkeit der Unternehmer und der Arbeiter
und billigeren Kredits den Wettbewerb mit Moskau bis weit nach Rußland hinein aufnehmen.
Deshalb brauchte die Wiederaufrichtung einer Zollgrenze auf der russischen Seite keineswegs
eine Vernichtung der polnischen Industrie zu bedeuten. Verbilligung der Rohstoffe, der Kohlen,
der Maschinen, des Kredits, Verbesserung der geradezu jämmerlichen Verkehrswege, der Rechts-
pflege und der Verwaltung, alles das sind Vorteile, die einen Ausgleich für die Verlegung der
Zollgrenze herbeiführen würden" (Dr. Neumann).
x) schlachta nennt man den polnischen Adelstand: die Adeligen sind „Schlachtschitzen"
(vgl. auch § 382 Fuß). " " ; - U9
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8 418.
als Besitztum des Deutschen Ordens mit zum Deutschen Reiche, während von Litauen
nur eiu schmaler, Preußen und Kurland verbiudeuder Küstenstreifen (bei Polangen)
dem Deutschen Orden gehörtet Mit dieser einstigen Zugehörigkeit zum Deutschen Reich
hängt es zusammen, das; Kurland wirtschaftlich und kulturell erheblich höher steht als
Litauen, und daß es einen größeren Anteil deutscher Bevölkerung hat als die übrigen
besetzten russischen Gebiete (in Kurland 8,2%, in Livland 7,6% gegen 5% in Polen
und 2v2% in Kowno), sowie daß die Deutschen (in Kurland 60 609, in Livland
116600) hier die führende Oberschicht bilden, da sie auf dem Lande den größten Teil des
Großgrundbesitzes in Händen haben und in den Städten in Handel und Industrie
die Intelligenz ausmachen. Die Masse der Bevölkerung bilden die Letten (in Kur
land etwa 88%; Russeu 1,7%, Litauer 1%)*. Im Gegensatz zu dem römisch-katholischen
Polen und Litauen sind die einst deutsch gewesenen Provinzen (Kurland, Livland,
Estland) wie auch das weiter nördlich gelegene Finnland protestantisch. (In Kurland
76% Protestanten, 16% Griechisch-Orthodoxe und Römisch-Katholische, 8% Juden.)
2. Oberfläche und Zlüsse. Kurland wird von mehreren, aus Litauen kommen
den, bis zu 130 m hohen Höhenzügen durchzogen. Der Baltischen Seenplatte gehört es
nicht an, ist vielmehr als dessen Vorland anzusehen. Die Düna (russisch westliche
Dwina genannt) bildet im allgemeinen die Grenze gegen Livland, doch greist diese
wiederholt südlich über den Fluß hinaus, namentlich am Unterlauf, so daß Riga und
Umgegend nicht zu Kurland, sondern zu Livlaud gehören. Auch Düuaburg gehört,
weil am rechten Ufer des Flusses gelegeu, zu Livland. Dagegen gehören die am linken
Ufer gelegenen Städte Friedrichstadt und Jakobstadt zu Kurland. Parallel mit der
Düna verlaufen die schon bei Litauen genannte Aa (daran Bausk, die Hauptstadt
Mitau und Schlok)^ und Windau (daran Goldingeu und — an der Mündung
der Hafen Windau). Die 340 Km lange, flache Küste ist ungegliedert und gestattet
Schiffslandungen nur bei Libau, Windau und Polangen.
§ 418. 3. Wirtschaftliche Verhältnisse. Was die Bodennutzung betrifft,
so sind kennzeichnend die gewaltigen, durch die starken Niederschläge (§381) be
dingten Wiesen- und Weideflächen (30%, in Livland gar 41,5, in Deutschland 16%)*
und die ausgedehnten Sumpfgebiete (12%, in Livland 15%). Der Wald
nimmt auch hier geringeren Raum ein, als man meist annimmt (25%, Deutschland
26%). Der Anteil des Ackerlandes beträgt nur 25% (in Livland nur 18,5%, Deutsch
land 48)5. Die Hektarerträge sind um V4 bis V3 geriuger als z. B. in Ostpreußen, ob-
gleich die klimatischen Verhältnisse ziemlich dieselben sind und der Boden im Durchschnitt
eher noch günstiger ist. Trotzdem ist infolge der dünnen Bevölkerung noch ein kleiner
Ausfuhrüberschuß vorhanden. Der Viehbestand ist verhältnismäßig gut, ließe sich
aber angesichts der großen Wiesen- und Weideflächeu noch bedeuteud erweitern.
Die Industrie ist, von Libau und Mitau abgesehen, unbedeutend und verarbeitet
1) Auch beute uoch zieht sich ein schmaler Küstenstreifen des Gouvernements Kurland über
Polangen bis zur ostpreußischen Grenze, so daß Litauen (Gouvernement Kowno) von der see
abgeschnitten ist. — Zur Zeit der Deutschen Ordensherrschaft war Litauen ein selbständiges
Groß Fürstentum, das später mit Polen vereinigt wurde (§382).
2) Livland hat als Hauptmasse neben 44% Letten (im Süden) 40% Esten (im Norden),
ein den Finnen verwandter, also mongolischer Stamm.
3) Bei Schlok, also kurz vor der Müudung, gabelt sie sich. Ein Arm geht direkt in den Rigaer
Meerbusen, ein anderer bei der Festung Dünamünde in den Mündungstrichter der Düna.
4) In Ostpreußen 18%, in Litauen: Suwalki 19,4, Wilua 19,1, Kowno 24%.
6) Kowno 38,6%, Suwalki 49,1%, Wilna 40,3%.
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493
Die im Westen und Osten besetzten Gebiete.
8 418.
fast nur landwirtschaftliche Erzeugnisse. Hauptgegenstand der Ausfuhr ist Holz, das
über Libau und Windau ausgeführt wird, namentlich nach Deutschland und England.
Außerdem ist Libau ein wichtiger Ausfuhrplatz für Getreide. „Indessen kann Libau sich
an Bedeutung bei weitem nicht mit Riga messen, das in seinem Schiffsverkehr sogar Stettin
noch etwas übertrifft und nächst Odessa und Petersburg der bedeutendste Einfuhrhafen des ganzen
europäischen Rußlands ist. Denn es vermittelt den allergrößten Teil des auswärtigen Handels
für den mittelrussischen, um Moskau herum liegenden wichtigen Jndnstriebezirk, während Libau
nur als Einsuhrhafen für Polen in Frage kommt (z. B. für Baumwolle und Eisen) und dorthin
natürlich gegenüber Hamburg oder Danzig infolge des großen Umweges einen schweren Stand
hat. Außerdem hat aber Libau als Flottenstützpunkt und Standort militärischer Betriebe
eine nicht unerhebliche Bedeutung. Der Kriegshafen ist allerdings nicht in dem anfangs be-
absichtigten Umfange ausgebaut worden. Von Werkstätten, die dem Heeresbedarf dienen, ver-
dient besonders eine große Stacheldrahtfabrik hervorgehoben zu werden, die den Russen sicher-
lich jetzt sehr fehlen wird."
Wir sehen, auch in Kurland ist noch viel Kulturarbeit zu leisten. Wir geben auch
hier Dr. Neumann das Wort. „Praktische Ansiedelungsversuche haben ergeben, daß ein
guter Teil des Waldlandes in kurzer Zeit durch Rodung in Ackerland umgewandelt werden kann,
und ebenso kann sicherlich noch vieles von dem Unland mindestens zur Weidewirtschaft ver-
wendet werden. Nach der russischen Revolution von 1905 sind z. B. in der Nähe von Goldingen
durch den deutschen Großgrundbesitz deutsche Bauern mit einer Familienkopfzahl von nicht
weniger als 20 Ovo angesiedelt worden, die man aus deu innerrussischen Kolonien herangeholt
hatte. Da 62% der Gesamtfläche Ritterguts- und Domänenland sind, ein guter Teil
davon im Besitz des russischen Staates oder der Krone sich befindet, so ist ohne weiteres erficht-
lich, welch große Gebiete für eine innere Kolonisation hier zur Versüguug stehen würden. Die
bereits erwähnten Versuche bei Goldingen haben auch den Beweis geliefert, daß sich die lettische
Bauernbevölkerung mit deutschen Ansiedlern recht gut verträgt. Es scheiut also nur die lettische
Stadtbevölkerung zu sein, die, überdies noch von russischer Seite verhetzt, sich allmählich in eine
immer größere Feindschaft gegenüber dem Deutschtum hatte hineinbringen lassen. — Würde
die Zahl der Bauernwirtschaften erheblich vermehrt, noch mehr als bisher durch genossenschaft-
liche Organisationen und mit staatlicher Förderung, die bisher ganz fehlte, die Viehzucht zu
neuen Fortschritten angeregt, schließlich durch verbesserte Verkehrsverbindungen auch der Absatz
erleichtert, so könnte Kurland zusammeu mit dem südlich gelegenen Gouvernement Kowno
geradezu ein Massenlieferant an Vieh und viehwirtschaftlicheu Erzeugnissen werden. Die natür-
lichen Vorbedingungen sind gerade dafür außerordentlich geeignet."
Angefügt werden mögen noch einige Urteile eines Offiziers, der Kurland nach
der Besetzung des Landes durchstreifte und darüber in der „Deutschen Tageszeitung"
berichtet. Er ist voll Staunens über die unberührte Schönheit und die Fruchtbar-
keit dieses „Kleinods". „Von jeder Höhe schweift der Blick in eine neue, schönere
Ferne!" Die Bewohner haben recht, wenn sie ihr Land das „Gottesländchen"
nennen. Und der Schreiber kann feststellen: „Hier wohnt deutsche Art! Zu
der gehören auch die lettischen Bauern, die nicht geflohen sind. Auch sie
stehen, durch" jahrhundertelanges Zusammenleben mit Deutschen geformt, uns nahe
und werden in kurzer Zeit in uns aufgehen. Auch sie zieren die Eigenschaften unseres
Volkes: Die Liebe zum Lande und der nie rastende Fleiß." Und Paul Rohrbach,
der diesen und andere Briefe in der „Hilfe" bespricht, fügt hinzu: „Was der Offizier
von Kurland schreibt, das gilt geradeso von Livland und überwiegend selbst von
Estland, das allerdings zum Teil eine rauhere Natur hat." — Zum Schluß noch eine
stelle aus einem Brief, den eine in Miwu lebende Engländerin (!) an ihre An-
gehörigen in England schreibt: „--—, so hoffe und bete ich, daß mein
liebes kleines Gottesländchen den Klauen der Halborientalen nicht
wieder ausgeliefert wird!"
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Soeben erschien:
H. Erdkunde Iii. Band
(außereuropäische Erdteile)
als erstes Teilhest:
Asien
191 Seiten mit 165 Abbildungen und 4seitigem Titelbild auf Glanzpapier
Preis kartoniert M. 1.90
Aus dem Vorwort:
Da das vorliegende Heft nach denselben methodischen Grundsätzen gearbeitet wurde wie die „Vaterländische
Erdkunde" und die „Länderkunde von Europa", so brauchen diese Grundsätze hier nicht wiederholt zu werden.
Eines ist in dieser Beziehung neu in dem Asienheft: das Auftrete» zahlreicher, oft auch umfangreicher
Reiseberichte hervorragender Forscher und Reisenden. Fe weiter wir uns nämlich von der Heimat entfernen,
je fremdartiger also die Verhältnisse sind, die uns entgegentreten, desto notwendiger werden Schilderungen»
die aus dem Selbstgesehenen und -erlebten heraus diese fremden Verhältnisse vor unfern
Augen lebendig werden lassen. Aus dieser Erwägung heraus wurde jedem Abschnitt ein Reisebericht
hinzugefügt, der uns wenigstens mit einem Teil des Landes so vertraut macht, als hätten wir selbst an der
Reise teilgenommen. Wir begleiten Sven Hedin auf einem Stück seiner Tibetreise (§ 103), wir nehmen teil an
dem schnell berühmt gewordenen „Jndienbunnnel" der Wiener Schriftstellerin Alice Schalet (§ 48), wir lassen
uns von Hesse-Wartegg durch die Wunderwelt Birmas und Siams führen (§ 64), wir begleiten den jungen,
scharf beobachtenden Hamburger Kaufmann Egon Kunhardt auf seiner Reise durch Japan (8 Iis) usw.
Aus der „Politischen Vorbemerkung":
... Don besonderem Interesse für uns ist als Bundesgebiet das türkische Vorderasien. Weitblickende
Politiker hatten schon lange vor dem Kriege die Formel geprägt: „Von Berlin bis Bagdad", nämlich von
Berlin (besser: von Hamburg) bis Bagdad ein einheitliches, durch politische Freundschaft verbundenes Handels-
und Wirtschaftsgebiet! Dieser deutschen Hoffnung wurde durch den Anschluß erst der Türkei und dann Bulgariens
an die Fentralmächte die Erfüllung gesichert. Gerade diese beiden Ereignisse waren für unsere Feinde vielleicht
die schwersten Enttäuschungen. Seitdem der Donauweg und die Orientbahn durch die Niederwerfung Serbiens
frei geworden und damit die Brücke von den gentralmächten zur Türkei und dem Orient geschlagen ist, ist ein
Teil des Weltkrieges, nämlich das Ringen um die Seele des Balkans und um den Orient, bereits endgültig zu
unfern Gunsten entschieden. Daher der große Zubel bei der Wiedereröffnung des Donauweges. Bei ober-
flächlicher Betrachtung konnte man denken, das; dieser Vorgang in seiner Bedeutung weit überschätzt worden
sei, da er doch nur einen Verkehrszustand wieder hergestellt habe, der vor dem Kriege schon immer bestand.
Aber die ungeheure Bedeutung besteht darin, daß der Orient, zu den, dertonauweg und die Orientexpretz-
linie (jetzt „Ballanzug") nnn den Zugang bildet, ein anderer ist als vor dem Kriege, daß er jetzt nämlich
Bundesgebiet ist, mit uns zu unlösbarer Freundschaft zusammengelittet durch das in treuer Waffen»
brüderschaft gemeinsam vergossene Blut ...
') Auch die übrigen Erdteile werden nach und nach als Einzelhefte erscheinen. — Eine kurze Darstellung
aller außereuropäischen Erdteile bietet
H. Harms: Kurzer Abriß
über die
außereuropäischen Erdteile
124 Seiten. Preis M. 1.20
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- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Präparandenanstalt, Seminaranstalt
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Welt
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
Verlag List & Von Bressensdorf - Leipzig
Vaterländischer
Reform- Schulatlas
bearbeitet von H. Harms
Mit 20 Karten in Farbendruck und 23 Kärtchen in Schwarzdruck. In
starkem Umschlag geh. 80 Pf., kart. M. 1.—. Für Interessenten steht zu
gleichem Preise auch eine „stumme Ausgabe" des Atlas zur Verfügung.
„Vaterländischer" nennt sich der neue Schulatlas, weil über die Hälfte der
Blätter dem deutschen Vaterland gewidmet sind, übereinstimmend mit der
Bewertung, die heute die Vaterlandskunde findet. Die prächtigen Blätter zur deut-
schen Landschaftskunde — darunter ein Doppelblatt „Mitteldeutsches Bergland"
1:1 Million — bieten endlich die genügend großen Darstellungen der deutschen
Landschaften, wie der moderne Geographie-Unterricht sie bedarf!
Aber nicht nur in methodischer, sondern auch in technischer Beziehung ist der
Atlas ein Reform-Atlas: Die von Künstlerhand geschaffenen Reliefzeich-
nungen wurden mittelst einer neuen Technik vervielfältigt, die überraschende
Ergebnisse zeitigte
Urteile:
Es ist wohl selbstverständlich, daß wir es hier wieder mit einer Meisterleistung zu
tun haben. Die Arbeiten von Harms können ja alle unter dieser Flagge segeln.
Gleich die ersten beiden Blätter mit ihrer Entstehung des Kartenbildes geben dem
Atlas allein schon seinen Wert. Man muß es dem Verfasser lassen, ein schöneres,
charakteristischeres Beispiel konnte er nicht wählen, als das Rheinknie bei Bingen.
Das ist alles so klar und einleuchtend, daß hier alle Schwierigkeiten weggeräumt
werden, die sich dem Gebrauch des Atlas entgegenstellen. Und nun die schönen,
schönen Karten, wie wohltuend wirken sie allein auf das Auge. Die Grundsätze des
Verfassers für Erdkunde sind allen bekannt. Es ist darum selbstverständlich, daß die
Karten, dem Titel entsprechend, hauptsächlich unser Vaterland und seine Kolonien
berücksichtigen. Dabei kommen die anderen Länder nicht zu kurz. Was unbedingt
nötig ist, wird man finden, aber auch nur das, und hier zeigt sich das Geschick des
Verfassers im besten Lichte. Die Karten genügen vollständig, wenn sie auch manchen
für den ersten Augenblick als zu klein erscheinen mögen. Wenn unsere Kinder nur
das wenige, es ist übrigens noch immer genug, beherrschen, ich glaube, wir alle
würden in unserem erdkundlichen Unterrichte zufrieden sein.
Ein Extralob gebührt dem Verlage, der bei aller Schönheit und Gediegenheit der
Arbeit doch noch den beispielslosen, billigen Preis von 80 Pf. bzw. 1 M. beibehalten
konnte. Mit dieser Arbeit hat der Verfasser und der Verlag nicht nur den Kindern,
sondern auch uns Lehrern ein schönes Geschenk geliefert, auf welches wir alle noch
stolz sein werden.
Wissenschaftlich-pädagogische Rundschau des „Deutschen Lehrerblattes".
Die Anforderungen, die man an einen für Volksfchulzwecke geeigneten Atlas stellen
muß, werden in vorliegendem „Reformatlas" erfüllt. Eine Beschränkung auf das
Notwendige, ein Hervorheben des Wichtigsten durch Farbe und Druck, eine überaus
sorgfältige Kartographie sind die Vorzüge des schön ausgestatteten, 23 Seiten um-
fassenden Lehrmittels. Badische Fortbildungsschule.