1887 -
Leipzig
: Hinrichs
- Autor: Buchholz, Paul
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Dauerleihgabe von:
Deutsches Institut für internationale pädago-
gische Forschung (Dipf), Frankfurt/Main
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- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Vorwort.
Wenn leider bisher in den meisten Schulen die Geographie
überhaupt sehr stiefmütterlich behandelt wurde (und wird), so
kann man sich nicht wundern, wenn eine einigermaßen eingehende
Darstellung der mathematisch-p hysischen Erdkunde (in den
oberen Klassen) nur zu oft ganz vermißt wird. Und doch ist es
— nach des Verfassers Ansicht — gerade dieser Teil der Erdkunde,
der bei geschickter Auswahl den Schülern das höchste! Interesse
sür die geographische Wissenschaft, einzuflößen imstande ist. Ich
hoffe, es wird meinen Kollegen deshalb willkommen sein, wenn
ich ihnen gerade diesen Teil der Hilfsbücher etwas umfangreicher
übergebe, als ich anfänglich beabsichtigt.
Als Quelle dieute mir außer den früher genannten für
diese Abteilung besonders noch das vorzügliche „geographische
Lesebuch von H. Masius".
Duisburg a. Rh. September 1887.
Dr. Paul Buchholz.
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2 Entstehung des Weltalls.
Schichten der großen Dunsthülle, die den Planeten umgab, er-
kälteten natürlich zuerst, und die in ihr als Dampf enthaltenen
Stoffe fielen dadurch als ein Gemisch von allerlei Erden, teils
und hauptsächlich als Wasfer zu Boden. Kurz, es regnete
heftig, wie es auch jetzt jedesmal regnet, sobald eine warme Lust-
schicht, in der viele Wasserdämpfe enthalten sind, schnell ab-
gekühlt wird.
Um sich vorzustellen, was weiter geschah, denke man sich
ein Gefäß mit heißem geschmolzenen Blei, ans das man ans
einer Gießkanne einen leisen Regen von Wasser sprühen läßt.
Die Tröpfchen werden sich, zum Teil noch ehe sie die Oberfläche
des geschmolzenen Metalls erreichen, wieder in Dampf ver-
wandeln und aufsteigen, bis sich das Blei, zuerst an der Außen-
seite und dann immer tiefer, durch das uuuuterbrochen darauf
herabträufelnde Wasser abgekühlt hat und fest wird.
So ging es mit der Erde. Noch bevor die wässerigen
Niederschläge die Oberfläche der geschmolzenen glühenden Stoffe
des Erdkernes erreichten, verdampften sie aufs neue und stiegen
wieder in die Höhe, bis sie in die Region kamen, wo sie durch
die Kälte des Weltraumes abermals zu Wasser niedergeschlagen
wnrden.
Den unendlichen kalten Weltraum konnte die kleine heiße
Erde natürlich nicht etwa wie der Ofen ein geschlossenes Zimmer
zuletzt erheizeu. Die Temperatur desselben vermochte sie eben
so wenig zu ändern, als z. B. ein glühendes Sandkorn im
stände sein würde, eine große Kirche zu erwärmen. Also nur
die Erde konnte allmählich kälter, aber nicht der Weltranm
durch sie wärmer werden. So mußte sich die Regiou, in der
die aufsteigenden Wasserdämpse wieder in Wasser verwandelt
wurden, allmählich immer tiefer auf deu Erdboden herabsenken^
während die Oberfläche des geschmolzenen Kerns immer mehr
von der Hitze verlor, bis sie zuletzt aufhörte, flüssig zu sein,
und fest und steinhart wurde, wie die Lava, die wir noch jetzt
in flüssigem Zustande aus den Vnlkanen hervorquellen, in die
Thäler fließen und sich hier allmählich abkühlen und erstarren
sehen.
Jener chaotische Zustaud eines wilden Si'ampfls zwischen
Hitze und Kälte, Feuer und Wasser hat jedenfalls eine Reihe
von Jahrtausenden hindurch gedauert, deren Zahl die Wissen-
schast noch nicht näher zu bestimmen vermag.
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4 Entstehung des Weltalls,
weit genug waren, warfen die empordringenden Massen die
ihnen im Wege stehenden Schiesergesteine in Ungeheuern Schollen
zur Seite dachförmig auf, oder hoben sie auch auf ihren Rücken
enipor, oder stellten sich endlich als fast senkrechte Wände in die
Höhe. So entstanden die mannigfachen Zerklüftungen und
Formen, die wir iu deu Gebirgen anstaunen. Die hervorge-
quolleneu Massen sind zu grauitischeu Felskegeln erstarrt und
bilden die höchsten Spitzen, die gesprungenen, dann in die Höhe
und zur Seite geworfenen Teile der frühern Oberfläche aber
die Abdachungen und Vorberge der ältesten Bergrücken der Erde.
Man darf es nicht etwa wunderbar und wegen der Größe
der Vorstellung unglaublich finden, daß die Oberfläche des riesigen
Erdballs auf diese Weise zerrissen sein und die tiefen Spalten
bekommen haben soll, die wir als ungeheure Gebirgsschluchten
anstaunen. Die Risse des um jene Kugel geklebten Papiers
sind im Verhältnis noch tiefer, als die der Erdoberfläche, und die
feinen Sprünge, welche bei Temperaturveräuderuugeu die Glasur
eiues Tellers bekommt, siud im Verhältnis zum Teller unver-
gleichlich viel tiefer, als die tiefsten Zerklüftungen der Erdrinde.
Einem jener Infusionstierchen, von denen in einem Wasser-
tropfen mehrere Millionen umherschwimmen können, ohne ein-
ander iu die Quere zu kommen, würden die feinen Rißchen im
Teller ebenfalls wie ganz ungeheure Gebirgsschluchten erscheinen.
Nachdem so die Erdrinde oftmals zertrümmert und dnrch
die hervordringenden geschmolzenen Stoffe gleichsam wieder zu-
sammeugekittet war und au Dicke zugenommen hatte, gewann
sie endlich einen gewissen Halt. Die Zerklüftungen ersolgten
sparsamer, die Obersläche wnrde ruhiger und fester. Die be-
trächtlich verminderte Hitze derselben erlaubte den Niederschlägen
aus der Luft, welche ununterbrochen fortdauerten, ihren bleiben-
den Aufenthalt auf ihr zu nehmen und jetzt selbst die Außenseite
des Planeten zu bilden. Das Wasser wurde zuletzt uicht mehr
iu demselben Augenblick, wo es als Tropsen herunter fiel,
zischend in Dampf verwandelt, sondern begann sich allmählich
anzusammeln. Es entstand das Urweltmeer.
Nach und nach setzte dies Meer sowohl die Teile seines
schiesrigen Grundes, die es abspülte, als die erdigen Stoffe, die
es aufgelöst enthielt, Thon, Quarzsand und Glimmer, schichten-
weise ab. Unter Mitwirkung der Hitze des Bodens wurden die
Stoffe in ein festes Gestein, die sogenannte Granwacke oder
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8 Homer und Herodot.
dm Säulen des Herkules bis zum Indus und Jaxartes (Sir),
von der thrakischeu Touau und dem Don oder Ural bis zu den
Wasserfällen des Nil; seine Beschreibungen geben von den
Reichen des Ostens und von den Ländern des Mittelmeeres
(das römische Italien und den keltisch-iberischen Westen aus-
genommen) sehr lebensvolle und anziehende Bilder; einzelne
Punkte, z. B. die Hydrographie vou Mittel-Asieu, kennt Herodot
sogar schon besser, als viele seiner Nachfolger. Zwar sind
andererseits Nord- und Westeuropa, Nord- und Ostasien, Afrika
südlich vom roten Meere und der Sahara von Herodot wesent-
lich falsch gefaßt. Zuweilen mischt sich eine naive Selbstzn-
sriedenheit gerade mit einem in unseren Augen kolossalen Miß-
griffe. „Ich muß lachen", sagt er Buch Iv. Kap. 36, „wenn
ich sehe, wie viele die Erde zeichnen ohne allen Sinn und Ver-
stand. Da lassen sie den Ozeanns-Flnß rings um die Erde
strömen und runden dieselbe ab wie gedrechselt. Eben so wenig
kann ich begreifen, warum man die Erde in drei Teile teilte
und diese nach Weibern benennt. Die Abteilung in Europa,
Asia und Libya ist ja schon deswegen wunderlich genug, weil
Europa allein an Länge von Osten nach Westen bei weitein
größer ist als die beiden andern." Allein derartige Irrtümer
und Fehlgriffe können sein Verdienst nicht schmälern, und es
ist bei alledem völlig zutreffend, wenn Daniel behauptet, daß
in den Darstellungen dieses Griechen die ganze Entwicklung
der geographischen Wissenschaft keimartig vorgebildet sei.
2. pytheas von Mmlm.
An der Spitze derjenigen Entdecker, welche die fernen
Küstenland? des eigenen Erdteils zuerst iu den Gesichtskreis
der griechischen Welt zogen, steht Alexanders d. Gr. berühmter
Zeitgenosse Pytheas von Massilia. Ein scharfblickender
Mathematiker und Astronom, hatte er bereits der Erscheinung
der Ebbe und Flut und anderen Fragen erfolgreich nachgeforscht,
als er eine Fahrt nach dem damals noch unbekannten Nordwesten
von Europa unternahm. Er entdeckte die ozeanischen Küsten
Galliens, sah die Mündungslande des Rheines, vielleicht selbst
die Gestade des baltischen Meeres, gelangte nach Kent und den
Ostküsten Großbritanniens, um endlich bis zur „äußersten Marke
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10 Araber und Normannen.
Nachfolger sind nicht minder stolz aus den Ruhm Wissenschaft-
licher und ästhetischer Bildung, als ans den der Tapferkeit und
politischer Klugheit, und in staunenswerter Schnelle reißen sie
das Volk mit sich fort, sodaß es aus dem Schüler der Lehr-
meister der alten Welt wird. In solcher Weise haben nach dem
Ausspruche Humboldts die Araber zuerst die physische n
Wissenschaften begründet. Die Geographie aber haben sie schon
infolge ihrer Weltherrschaft von Aufaug an aufs eifrigste gepflegt;
sogar im Koran meinte man sie als eine gottgefällige Wissen-
schüft empfohlen zu sehen. Es sind Araber gewesen, welche in
Bagdad und Kahira, iu Kairwan und Eordova neben dem
Aristoteles den vergessenen Ptolemäns wieder zu Ehren bringen.
Und wie einst die Hellenen, so stellen sie jetzt für Jahrhunderte
die weitgewaudertsten Kaufleute, die mit China und Hindostan
nicht minder vertraut sind als mit den Küsten und Wüsten von
Afrika. Ihre Pilger begegueu sich in Mekka mit den Moslims
aller Zungen; ihre Reisenden dringen selbst bis tief in unser
Vaterland vor. El Edrisi (um 1180) hat Erfurt, Halle und
Schlesweg gesehen, und Jbn Batuta, der größte Festlands-
reisende aller Zeiten, hat noch in der ersten Hälfte des vier-
zehnten Jahrhunderts „mehr Räume durchwandert als Marco
Polo und Heinrich Barth zusammengenommen" (Peschel). Ihre
geographischen Schriftsteller endlich, wie eben jener Edrisi und
der syrische Fürst Abulseda (Saladius Abkömmling, f 1331)
sind noch heute im Orient gefeiert.
Fast zu derselben Zeit, als dieser semitische Stamm lawinen-
artig aus seinen Wüsten hervorbrach, erscholl zuerst im Nord-
osten Europas der Name der Nor m a n n e n. Sie waren ein
Pirateuvolk. In jährlichen Zügen die Küsten weit ins Land
hinein verheerend, schlugen sie jeden Widerstand nieder, bis sie
endlich überall sesten Fuß faßten und dauernde Herrschaften
stifteten. Aber nun veredelte sich auch der Seeraub zu eut-
deckender Seefahrt, und ihre Piloten steuern nach Island und
Grönland, führeu flüchtige Männer und verwegene Ansiedler
bis nach Labrador und an die Mündungen der kanadischen
Ströme. Nicht minder erkunden sie den Norden des europäischen
Festlandes bis zu den höchsten Breiten; Other und Wnlsstan,
zwei normannische Edelinge, umsegeln das Nordkap und gelangen
durch das weiße Meer zur Dwina, und König Alsred von
England übersetzt sogar selbst den denkwürdigen Bericht.
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12 Martin Behaim.
bort noch einmal in seinem ganzen Glänze zu zeigen, dieser
Begierde konnte er nicht widerstehen. Er kam glücklich nach
Nürnberg und hielt sich über ein Jahr bei seinen dortigen Ver-
wandten auf. Man kann sich denken, wie die alten, ehrsamen
Bürger der alten Reichsstadt und insbesondere die werten
Vettern und Muhmen den Mann begafft und ausgefragt haben
mögen, der sich rühmte, „eiu Drittel der Erde gesehen zu haben".
Er beschrieb ihnen auch die Gestalt derselben auf allen ihren
Punkten, und das bewog sie, ihn zu bitten, daß er ihnen doch
eine Abbildung der Erdkugel zum Andenken hinterlassen möchte.
Er that ihnen den Gefallen; es ward eine hölzerne Kugel von
1 Fuß 8 Zoll im Durchmesser gedrechselt und mit Pergament
überzogen, und diese bemalte er nuu mit allen Ländern und
Inseln, die er gesehen und nicht gesehen hatte; auch schrieb er
mit roter und schwarzer (jetzt gelber) Tinte allerlei Kuriosa bei,
die er von ihnen wnßte. Dieser Globus befiudet sich noch
gegenwärtig in Nürnberg und ist ein deutlicher Beweis, daß
Behaim vou Indien, China, Japan k. gar keinen deutlichen
Begriff hatte und nur einige fabelhafte Berichte von Ptolemäns,
Plinius und manche wahren Berichte von Marko Polo im Sinne
feiner Zeitgenossen ausschmückte. Da, wo Amerika liegen sollte,
hat er einen großen Hauseu Inseln hingepinselt und Er-
läuterungen beigeschrieben wie folgende:
„Zanziber insula. Diese Insel genannt Zanziber hat
nmbsangen 2000 Meilen. Die hatt Ihren aignen Konigk und
Ihre besnnder Sprach und die Jnwoner petten Abgotter an.
sind gross lentt gleich wan Ihr ainer Hot vier unser man
starck und Ihr ainer ist so vil als ander fünf Menschen, sie
gin alle nacket, und sind alle schwarz lentt, fast vngestalt mit
großen langen oren, weiten mündern, gros erschrecklichen
Augen, Hand zu viermaleu größer dan ander leut händ ?c."
Auf diese Weise ist der ganze Globus eng beschrieben; es
ist aber von großem Interesse zu sehen, wie man zu Kolumbus'
Zeiten von den Ländern der andern Halbkugel dachte. Den
untern Raum des Weltmeeres nimmt noch ein langer Bericht
von der Verfertigung dieses Globns ein, in demselben Nürn-
berger Deutsch. Der Schluß lautet also:
„es sei solche Kunst und Apfel gepracticiret und gemacht
worden nach Christi Geburt 1492. Der dan durch den ge-
dachten Herrn Martin Behaim gemainer Stadt Nürnberg zu
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14 Kopernikus.
an den Papst Paul Iii. stehen. Der Verfasser des Vorberichts
ist ein damals in Nürnberg lebender Mathematiker, Andreas
Osiander, der mit Schoner den Druck des Buches de Revo-
lutionibus besorgte und, ob er gleich keines biblischen
Skrupels ausdrücklich Erwähnung thut, es doch für ratsam hielt,
die neuen Ansichten eine Hypothese und nicht, wie Kopernikus,
eine erwiesene Wahrheit zu nennen.
Der Gründer unseres jetzigen Weltsystems (die wichtigsten
Teile desselben, die großartigsten Züge des Weltgemäldes ge-
hören allerdings ihm) war durch seinen Mut und die Zuversicht,
mit welcher er auftrat, fast noch ausgezeichneter als durch sein
Wissen. Er verdiente in hohem Grade das schöne Lob, das
ihm Kepler giebt, wenn er ihn „den Mann des freien Geistes"
nennt. Da, wo Kopernikus in der Zueignung an den Papst
die Entstehung seines Werkes schildert, steht er nicht an, die
auch unter den Theologen allgemein verbreitete Meinung von
der Uubeweglichkeit und der Zentralstelluug der Erde ein „ab-
snrdes acroama" zu nennen und die Stupidität derer anzugreisen,
welche einem so irrigen Glanben anhingen. „Wenn etwa leere
Schwätzer, alles mathematischen Wissens unkundig, sich doch ein
Urteil über sein Werk anmaßen wollten durch absichtliche Ver-
drehung irgend einer Stelle der heiligen Schrift, so werde er
einen solchen verwegenen Angriff verachten! Es sei ja Welt
bekannt, daß der berühmte Laetantius, den man freilich nicht
zu deu Mathematikern zählen könne, recht kindisch (pueriliter)
von der Gestalt der Erde gesprochen und diejenigen verhöhnt
habe, welche sie für kugelförmig halten. Über mathematische
Gegenstände dürfe man nur für Mathematiker schreiben. Um
zu beweisen, daß er, von der Richtigkeit seiner Resultate tief
durchdrungen, kein Urteil zu scheuen habe, wende er sich aus
einem ferneren Erdwinkel an das Oberhaupt der Kirche, auf
daß es ihn vor dem Biß der Verleumder schütze, da die Kirche
selbst von seinen Untersuchungen über die Jahreslänge und Mond-
bewegungen Vorteil ziehen werde." Astrologie und Kalender-
Verbesserung verschafften der Sternkunde lange allein Schutz bei
der weltlichen und geistlichen Macht, wie Chemie und Botanik
zuerst nur der Arzneimittellehre dienten.
Die kräftige, aus der innersten Überzeugung hervorbrechende
freie Sprache des Kopernikus widerlegt hinlänglich die alte Be-
hauptung, er habe das System, das seinen unsterblichen Namen