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1. Bilder aus den neuen Reichslanden und aus dem südwestlichen Deutschland - S. 271

1880 - Leipzig : Spamer
Die Römer im Odenwald. 27 i Gegend Hünensäulen (auch wol Hennesteew genannt, an Wegweisern wol nicht gauz entsprechend als „Hainsäulen" bezeichnet. Nach dem Volksaus- drucke wollen einige Gelehrte schließen, ihre Bearbeitung sei ans die Hunnen zurückzuführen. Als hätteu die Hunnen bei ihrem schnellen Raub- zuge im fünften Jahrhundert, oder auch die manchmal mit dem Namen Hunnen benauuteu Ungarn des zehnten Jahrhunderts, sich hier mit etwas Anderem als dem Zerstören beschäftigt! Schloßplatz zu Darmstadt. Hünensäulen bedeuten — wir erinnern an den Ausdruck Hünengräber — nur Riesensäulen, und auch diese siud ohne Zweifel ein zurückgelassenes Werk der Römer. Es liegen ihrer vier beisammen, dann wieder drei, und noch einige gesondert im Walde. Die größte ist etwa 7,60 m lang. Sie bestehen, wie dieser ganze Theil des Gebirges, aus Saudsteiu. Naunstadt und die Bergstraße. • Die Bergstraße im engeren Sinne, die eigentliche Straße, ist schon sehr alt, wol/ schon von den Römern ange- legt. Die Gegend erscheint anch als ganz geeignet dazu: sie vermeidet die Sümpfe der Ebeue und zieht bequem und fast eben an der Seite der Berge hin. Sie war früher als vielleicht irgend eine andere Landstraße Deutsch- lands mit Bäumen bepslanzt. Ans Karten des vorigen Jahrhunderts, z. B. von de l'jsle, Homann, Vangondy, ist diese Straße, und diese ganz allein, durch eine doppelte Baumreihe bezeichnet. Jetzt ist sie, dg an ihrer Seite

2. Bilder aus den neuen Reichslanden und aus dem südwestlichen Deutschland - S. 300

1880 - Leipzig : Spamer
300 Das Breisgau. begütert waren in: Breisgau und in der Ortenan, in: Kleggan und im Thurgan. Als einen Nachkommen des reichen Guntram, Gaugrafeu im Breisgau erblicken wir in einem Diplome Otto's des Großen, vom 21. Fe- brnar 992, einen Grafen Birtilo „in in eoinitatn ?iri1itil0ni8". Ein Jahrhundert später erscheinen diese Gaugrafen schon eine Stufe höher; der Siebeute in der Reihe der Bertilonen, der 1078 im Breisgan auf der Liutburg verstarb, trägt bereits den Titel eines „Herzogs von Zähringen". Von ihm stammen die zwei Gründer der beiden Zäh- ringischen Hanptlinien ab. Berthold Ii., der Schwiegersohn des Königs Rudolf vou Habsburg, erbte die Besitzungen im Breisgau und in der Or- tenan, im Schwarzwald und im Neckargau. Sein Bruder, Hermann I., bekam Hochberg im Breisgau und die Burg Baden. Als Besitzer der mit dem Herzogthume Kärnten verbundenen Mark Verona führte er den Titel „Markgraf". Sein Sohn, Hermann Ii., nannte sich nm 1100 znerst Mark- graf von Baden. Das sind die erlauchten Väter der jetzigen großherzog- lichen Familie, der mit Recht das Besitzthum ihrer Vorfahren im Breis- gan Anfang unseres Jahrhunderts wieder zufiel. Vou diesem Felseuueste auf ragender Adlerhöhe ans erstreckten die Zähringer, deren Stamm mit dem vorhistorischen Tarodunum = Zaro - dunum = Zarten in naher Ver- bindung stehen mag, ihr Scepter zum Rheiu und zum Schwarzwald, den weiten Strom hinab und hinauf. Möge ihre milde Hand, die seit einem Jahrtausend ans diesen Gauen ruht, uoch lange Jahrhunderte ruhen ans ihren Gründungen im Alemannenlande, vor Allem aber auf dir, du Perle im Breisgau, dir lieblichem Freiburg! — Die Landstraße dort im Westeu bei Gundelfingen führt jetzt den Wanderer nach Norden, gen Baden-Baden.

3. Bilder aus den neuen Reichslanden und aus dem südwestlichen Deutschland - S. 273

1880 - Leipzig : Spamer
Darmstadt und die Bergstraße. 273 Die Bibliothek ist sehr reich versehen, und ihre Benutzung wird mit größter Freundlichkeit auch auswärtigen Gelehrten verstattet. Von den Gegen- ständen der Sammlungen heben wir nur die besonders bemerkenswerthen hervor. Dahin gehört eine reiche Folge von Korknachbildungen römischer und griechischer Gebäude. Ferner der Vilbeler Mosaikboden. Bei dem Bau der Maiuweserbahu im Jahre 1849 kam man in der Nähe des eine Meile nordöstlich von Frankfurt gelegenen Städtchens Vilbel auf Reste eiues römischen Landhauses, offenbar eines reichen Besitzthums. Die katholische Kirche zu Darmstadt. Mau fand hauptsächlich den aus bunten Steinen zusammengesetzten, 7—8 m langen, 5—6 m breiten Boden eines Badezimmers, mit Darstellung von Fischen, Enten, Flußgöttern :c. Wenn das Wasser in einiger Bewegung war, so gewannen diese bunten und eigeuthümlichen Gestalten Leben, und dies gewährte den Badenden heitere Unterhaltung. "Zu erwähnen sind in der Naturaliensammlung Photographien von Menschen verschiedener Stämme aus Asien, von dem bekannten Reisenden Schlagintweit geschenkt; endlich gauz besonders das ungeheure Gerippe des Ohiothieres oder amerikanischen Mammuth (Mastodon giganteus)x, sowie mehrere Geripptheile anderer urweltlicher Thiere, u. a. die bei Eppelsheim in Rheinhessen gefundenen vom Dinotherium giganteum. Vieles Andere von geringerem Interesse müssen wir hier übergeheu. Deutsches Land und Volk. Iii. 18

4. Bilder aus den neuen Reichslanden und aus dem südwestlichen Deutschland - S. 301

1880 - Leipzig : Spamer
Baden-Baden. Kmll'hmn Mi> Wo deine wärmste Segensquelle, O Alemannia, entspringt, Wo deiner Sprache Wohllautwelle Am Blumenbach der Oos verklingt! — Baden-Baden und Karlsruhe. Modernes Leben in Baden-Baden. Die großen Rennen. Die Residenz Karlsruhe. Es ist nicht zu verwundern, wenn schon die Römer dieses schöne Fleckchen Erde entdeckten, auf dem die alte wie die neue Bäderstadt ge- bettet liegt. Das Oosthal bildet sich aus dem Zusammentreten zweier kleiner Schäler,, die sich bei Lichtental vereinigen, und mündet von da aus, von Ost nach West sich erstreckend, nach einer Länge von zwei Stunden in das Rheinthal, von dem rasch dahineilenden kleinen Waldbach, die Oos, durchströmt, die sich in die an Rastatt vorbeifließende Murg ergießt. Das Thal ist au sich nicht breit, aber es gehen von der Längenachse auf beiden Seiten für sich abgeschlossene Thäler aus, die so das Hauptthal erweitern und Gelegenheit zu herrlichen Spaziergängen und Anlagen bilden. Eine ununterbrochene Bergkette schließt das Oosthal vollständig mit Ausnahme der Mündnng, ab. An der nördlichen Seite zieht sich, vom Rheinthal anfangend, der Hardtberg, der Schloßberg, 610 m, der große Staufen oder Merkur (725 in) und der kleine Staufen (675 m) hin. An der südlichen Seite der Fremersberg (568 m), der Uberg (558 m), der Wurzgartenkopf, der Cäcilien- oder Leißberg und andere; desgleichen ist der Ursprung des Thales durch einige Bergkuppen, wie der Steinsberg (730 in), abgeschlossen, die so einen malerischen Hintergrund bilden. Durch diese Bergreihe ist das Thal vor den scharfen Nord- und Nordostwinden gänzlich geschützt und

5. Bilder aus den neuen Reichslanden und aus dem südwestlichen Deutschland - S. 302

1880 - Leipzig : Spamer
~302 Baden-Baden und Karlsruhe. auch die West- und Südwestwinde dringen nicht direkt in das Thal ein. In- folge dessen ist das Klima milder als im Rheinthal, und besonders der Aufenthalt im Frühjahr und Spätjahr, im Mai und Oktober, in diesem wohl- verwahrten Thale behaglich und angenehm, ja entzückend. Die Abhänge der Berge und der Thalwände sind mit Tannenwäldern bedeckt; zwischendurch entfaltet die Buche und die Eiche ihre weiten Kronen, und außerdem gewähren besonders im Thale Gruppen von Linden, Ulmen und Platanen reiche Abwechselung; an den nach Süden zu schauenden Ab- hängen breiten sich gegen die Mündung des Thales malerische Weinberge aus. An Feldfrüchten und Wiesen fehlt es nicht, das Obst ist vorzüglich; Mandelbäume und Maulbeerbäume kommen im Freien fort, und die Kastanie steht der italienischen nicht nach. In dieses reizende Thal mit dem milden schützenden Klima ist nun Baden gebettet. Die Stadt liegt, amphitheatralisch sich ausbreitend, am Abhange des Schloßberges, von dem die Trümmer der alteu Burg Baden aus dem Tannenduukel herniederschauen. Das alte Baden enthält enge, unregelmäßige Straßen, zieht sich am Schloßberg hiu und bildete bis ins vorige Jahrhundert, wie so viele Städte des Mittelalters, nur eine Art Vorburg des Schlosses. Sein Mittelpunkt ist die Stiftskirche; um sie lag der Marktplatz mit deu Lauben und Bänken der Gewerbsleute und nahe dabei die markgräfliche Feste, das jetzige neue Schloß, durch Treppen und Schutzmauern mit den Ansiedelungen in Ver- bindnng stehend. Die Wohnungen zogen sich von hier aus abwärts.dem Thale zu und waren da, wo die äußersten Gebäude den Thalgrund berührten, mit Ringmauer und Grabeu abgeschlossen. Später kam dann die Neustadt hinzu, die sich malerisch mit ihren Gasthöfen, Palästen, Kirchen, Villen im Thale und in den nächsten Thal- abhängen hin ausbreitet. Die Quellen Badeus, ungefähr zwanzig an der Zahl, treten am Abhange des Schloßberges gegen die jetzige Höllengasse hin, hinter der Stiftskirche und neben dem jetzigen Friedrichsbade auf kleinem Raum aus Gueis, Granit und Thonschieferspalten zu Tage. Es besteht fein Zweifel, daß ihr Ursprung ein gemeinsamer ist, daß ihr Quellherd im Granit, iu ungeheurer Tiefe (mindestens 1400 m) zu suchen ist. Einzelne dieser Quellen, wie der Brühbrunnen und die Juden-, Hölleu- und Ungemachquelle, sind in einem etwa 400 in langen Stollensystem, welches sich hinter dem Friedrichsbad unter das neue Schloß verzweigt, für jenes Zur Benutzung zusammengefaßt. Dieses Stollensystem liefert nach den neuesten Messungen ungefähr 500,000 Liter in 24 Stunden, sämmtliche -Quellen nach früheren Messungen ungefähr 800,000. Im Hanptstollen hat das Wasser eine Temperatur vou 66,6° C. oder 53,3° E. Nach der neuesten Analyse von Bimsen gehören diese Quellen zu den alkalischen Kochsalzthermen, sie stimmen der Mehrzahl nach in ihrem Ge- halte überein; die wichtigsten Bestandteile sind das Chlornatrium und der schwefelsaure Kalk, der Gehalt au freier Kohlensäure ist wie bei allen .echten Thermen gering; Stickstoff ist im freien Zustande nur iu Spuren

6. Bilder aus den neuen Reichslanden und aus dem südwestlichen Deutschland - S. 276

1880 - Leipzig : Spamer
276 Odenwald und Bergstraße. noch höher hinauf, denn auch den Gipfel deckt hoher Wald. Diesen über- ragt der im Jahre 1772 erbante Thurm. Im Sommer trifft man meist den Schließer an Ort und Stelle. Ein oben befindliches Fernrohr unter- stützt unser Auge. Eine reiche Landschaft thnt sich uns hier auf. Blickeu wir zunächst nach Osten und Süden. Da grüßen uns auf unserer Warte die drei an- deren Warten des Odeuwaldes, die Thürme des Otzbergs, des Katzenbuckels, des Köuigsstuhls. Dazwischen breitet sich der Odenwald aus, iu der Nähe die mannichfach gestalteten Kuppen des Granitgebirges, weiterhin die ein- förmigen Rücken des Sandsteingebietes, die Höhen meist bewaldet, die Ge- hänge dem Feldbau dienend; einzelne Blicke reichen in Thäler, auf Dörfer und Höfe. Deuen, die schon Morgens kurz uach Sonnenaufgang hier sind, zeigt sich an den Dünsten, die wol den Wiesen entsteigen, die Gliederung des Gebirges recht deutlich. Im Nordosten begrenzt der Spessart den Blick, im Norden und Nordwesten die schöngeformten Berge des Taunus. Das bewaffnete Auge erkennt einzelne Ortschaften der Gegend von Frank- fnrt und wol auch Thurmspitzen der Stadt selbst. Mit dem Taunus scheint weiter links der Huusrück zusammenzuhängen. An der ganzen Westseite liegt ausgebreitet vor uns die weite Rheinebene, begrenzt vom fernen Rücken des Donnersberges, von der Hardt, von der wir Morgens einzelne Burgen, Ortschaften, Häuser erkennen können, und von dem Wasgenwalde. Dann, in Südsüdwest, zeigt sich auf eine kleine Strecke ebener Gesichtskreis, und dann wieder erhebt sich der Schwarzwald bei Baden. Die Ebene ist durchströmt vom Rheine; der Strom zeigt sich an vielen Stellen, je nach Wetter und Sonnenstand, silberweiß oder gotdglänzend. Auch deu Neckar erblicken wir, und manch kleines Wasser. Deutlich ist zu erkennen, wie saft alle Bäche, nachdem sie das Gebirge verlassen, sich, der nördlichen Neigung der ganzen Rheinebene folgend, nordwestlich wenden. Zwischen der Berg- straße und dem Rheine, von beiden meist etwas entfernt bleibend, zieht sich dunkle Kiefernwaldung hin; sie bezeichnet ein etwas höher gelegenes san- diges Laud — Geestland würde man es im Norden nennen — die alten Rheindünen. Vergessen wir aber über der Ferne nicht die Nähe. Unten zu unseren Füßen schauen aus waldigen Wogen das Alsbacher und das Auer- bacher Schloß hervor, weiterhin die Starkenburg, die Höhen der Bergstraße, die Straße selbst mit ihren schattigen Bäumen. Und überall Anbau; ein reiches Land, reich durch die Natur und durch den Fleiß der Menschen. Die Dörfer und Städte, die alle da unten liegen, wir können sie nicht zählen. Auf einige doch müssen wir schauen. Da ist vor dem Walde Lorsch. Hier war ein reiches Benediktinerkloster, dessen Gründung bis in die karolingische Zeit hinaufreicht; wenige Gebände stehen noch als seine Reste da. Am Neckar Ladenburg, das Lupodunum der Römer, mit zweithürmiger gothi- scher Kirche. Am Rhein Mainz, dessen Schiffbrücke bei guter Beleuchtung auch dem unbewaffneten Auge erscheint; Oppenheim mit der hochgelegenen, von den Franzosen zerstörten, nur theilweise wieder hergestellten Katharinen- kirche; Worms, dessen Domthürme man für aufragende Pappelu halten könnte;

7. Bilder aus den neuen Reichslanden und aus dem südwestlichen Deutschland - S. 277

1880 - Leipzig : Spamer
Darmstadt und die Bergstraße. 277 Mannheim, Speyer mit seinem Kaiserdome, und, bei ganz klarer Luft, auch der Münster von Straßburg. Ein schönes Stück deutschen Landes! Und denken wir nun noch daran, was sich Alles in dem Lande zu unseren Füßen seit zweitausend Jahren ereignet hat. Die Römer sind gekommen, haben Städte erbaut und Straßen; die Deutschen haben sie nach langen Kämpfen vertrieben; die Burgunderkönige hielten glänzenden Hof in Worms; einmal zogen, gleich einem schnell da- hinbrausenden Sturmwinde, die Hunnen von Osten her verwüstend hindurch; Karl der Große hat vou Höhen bei Ingelheim aus wol manchmal unsere Berge erblickt; seineu Gegner Thassilo hielt er, wie man glaubt, in Lorsch gefangen. In Lorsch ist Ludwig der Deutsche begraben worden. In Tri- bur, dort gegen Mainz hin, wurde Karl der Dicke abgesetzt und Arnulf gewählt. Dort links vom Donnersberge, bei Göllheim, fiel König Adolf von Nassau gegen Albrecht von Oesterreich; in Mainz druckte Gutenberg, dann Fnst und Schösfer; des Letzteren Denkmal steht in seiner Geburts- stadt Gernsheim. In der Reformationszeit sehen wir Luther in Worms, hören in Speyer die evangelischen Stände Protestiren. Im Dreißigjährigen Kriege überschreitet Gustav Adolf bei Oppenheim den Rhein und schlägt die Spanier. Gegen Ende des siebzehnten Jahrhunderts sehen wir Speyer und Worms und so viele andere Orte von den Franzosen in Brand gesteckt. Freudenfeuer leuchten in den ersten Jahren nach den Befreiungskriegen an den Bergen auf. Im Jahre 1848 sind es hessische Truppen, die dort, zwischen Heppenheim und Ladenburg, zuerst der von Süden her anstürmen- den Revolution einen Damm entgegenstellen. Vor dem drohenden Eindringen der Franzosen im Jahre 1870 sind wir bewahrt geblieben. Und nun ist Friede; friedlich liegt das Land vor uns mit seinen Hunderten mensch- licher Wohusitze, mit seinen Hnnderttansenden von Menschen. Möge Friede bleiben im Lande! Es tönt wol der Schall einer Glocke aus einem der Städtchen da unten zu uns herauf; da denken wir an das Wort des Dichters, und er wird uns nicht zürnen, wenn wir, es erweiternd, wünschen: „Friede sei ihr erstes — und ihr einziges Geläute!" Den Rückweg nehmen wir, immer durch Wald, über das Auerbach er Schloß (350 m). Es war nicht Ritterburg, sondern Landesseste. Seine Trümmer erinnern uns an die Einfälle der Franzosen. Turenne, der Sohn einer deutschen Fürstentochter, hat es im Jahre 1674 erobert und zerstört. Seitdem war es nicht mehr bewohnt und verfiel. Der eine der beiden Thürme stürzte im Jahre 1820 ein. Er ist wieder aufgebaut, auch alles Andere ist iu guten Stand gesetzt und zugänglich gemacht. Das Schloß wird viel besucht; es sind auch wol schon in dem geränmigen Hofe Festlich- leiten abgehalten worden. Wir kommen hinunter nach Auerbach. Dieser Ort eignet sich in jeder Beziehung, ebenso wie Jugenheim, zu einer Sommerfrische. Durch zwei Thälchen und die ihnen zur Seite liegenden mäßigen Höhen ist eine reiche Gliederung hervorgebracht, welche die mannichsachsten Erholungsgänge mit den verschiedensten Ausblicken ermöglicht. Das kleinere sührt nach dem

8. Bilder aus den neuen Reichslanden und aus dem südwestlichen Deutschland - S. 304

1880 - Leipzig : Spamer
304 Baden-Baden und Karlsruhe. kirche, an deren Platz früher wahrscheinlich ein Mercurtempel stand, und des Marktplatzes mit seiner Umgebung der Mittelpunkt dieser römischen Anlagen gewesen sein. Modernes Leben in Baden. Mit dem Vordrängen der Alemannen am Ende des 3. und Anfang des 4. Jahrhunderts sank diese Herrlichkeit in Trümmer und die Anlage wurde ein Raub der Verwüstung. Doch sprn- bellen die warmen Quellen weiter, und der Reiz und das milde Klima der Land- schaft lockte zu neuen Ansiedelungen auf der alteu Stätte au. So finden wir deuu auch, daß Clodwig, der Fraukenkönig, nachdem er die Alemannen 496 in einer großen Schlacht am Mittelrhein geschlagen und sie zurück- gedrängt hatte, Baden nun den Franken zntheilte und die Oos als Grenze zwischen den Franken und Alemannen festsetzte. So kommt es, daß die Oos noch heute die Sprachgrenze bildet zwischen den südlicher wohnen- den Alemannen und den von Baden aus nordwärts sich ausbreitenden Franken, zwischen welchen beiden Sprachen sich allerdings von der Oos bis Bruchsal jetzt eine schwäbische Schicht eingeschoben hat. Um das Jahr 1100 kam Baden an die Herzöge von Zähringen, und Hermann Ii. nannte sich zuerst Markgraf vou Baden 1122. Er ist es, der wol zuerst das Schloß zu Badeu bewohnte; dauernd aber wurde es erst vom Markgraf Bernhard V. im 14. Jahrhundert zum Wohnsitz bestimmt. Um dieses Schloß erstand dann die Altstadt, von Dienstleuten, Hand- werkern, Kaufleuten bevölkert, wie sie mit einer solchen fürstlichen Hof- Haltung in Verbindung standen. Es unterlag keinem Zweifel, daß die Mark- grasen Manches für die Hebung der Stadt thateu; es erhob sich die Stifts- kirche, die in ihren hauptsächlichsten Bestandtheilen die Baustile vou fünf verschiedenen Zeitaltern abspiegelt und die vermnthlich zuerst aus und auf den Trümmern eines Heidentempels errichtet wurde. Im Jahre 1510 er- hielt Baden die Stadtrechte, die 1622 neu bestätigt wurden. Auch die Bäder bestaudeu als „Badestuben" fort und waren besucht; ihre Inhaber hatten sie von den Markgrafen zu Lehen. Eude des 15. Jahrhunderts wird unter anderen die Herberge zum „Baldrian" genannt, der eine eigene Quelle zugewiesen war, und zugleich grenzte der Markgraf die Benutzung des Wassers durch die Stadt scharf ab. Beim Beginn des 16. Jahr- hnuderts scheint der Besuch der Bäder vou auswärts schon erheblich ge- wesen zu sein, und es wurden vier Kurtage festgesetzt. Verschiedeue Schrift- steller aus jener Zeit, wie Sebastian Münster, rühmen die Badener Quellen schon in ihren Werken. Um die Mitte des 17. Jahrhunderts standen den fremden Gästen etwa 390 Badekasten zur Verfügung, so daß man die Zahl der Besucher etwa auf 500 bis 700 schätzen darf. Man badete damals nicht blos täglich, sondern verwendete zugleich mehrere Stunden auf das Bad. Die Kur begauu mit einem Halbstunden- bad und steigerte sich bis zu 5 — 8 Stunden; dann nahm die Zeit wieder bis zum Eude der Kur ab; das eiue wurde das Aufbaden, das andere das Abbaden genannt. An eigentliches Vergnügen oder überhaupt komfortable

9. Bilder aus den neuen Reichslanden und aus dem südwestlichen Deutschland - S. 279

1880 - Leipzig : Spamer
Darmstadt und die Bergstraße. 279 erbaut und der Stein zu seiner Zeit aufgestellt worden. Aber von der Erbannng der jetzt bestehenden, offenbar weit jüngeren Kirche steht gar nichts auf dem Steine; und der Stein sagt mir, daß jene Begrenzung im Jahre 805 gemacht, nicht aber, daß er selbst in jenem Jahre mit der In- schrift bezeichnet worden sei. Er stammt sicherlich nicht aus der Zeit Karl's, deu man zu seinen Lebzeiten schwerlich auf Denkmälern „den Großen" ge- nannt hat; immerhin mag er etwa 600 Jahre alt sein. Trachten aus Oberhessen. Die Eisenbahn führt uus nun in das badische Land, und zwar zunächst nach dem bedeutendsten Orte an der Bergstraße, dem gegen 7000 Ein- wohner zählenden Weinheim, am Ausflusse der Weschnitz aus dem Ge- birge gelegen. Die eigentliche Stadt liegt zum Theil auf einer sanften Anhöhe und streckt ihre Arme in zwei Thäler und nördlich über die Wesch- nitz hinaus. Sie ist alt, das bezeugen die Reste ihrer Manern, und mittel- alterliche Thürme, besonders der stattliche „rothe Thurm" am Markte, und mauche altertümliche Häuser. Sie hat viel zu erzählen. Wir müssen uns aber hier kurz fassen. Ein Stein in der Mauer des gräflich Walduer'schen Gartens bezeugt: „Auuo 1645 deu 1. July Preß (Bresche) geschossen." Als im Orleans'schen Kriege nach der Verbrennung Heidelbergs die Fran- zosen heranrückten, verhinderte das Nahen deutscher Truppeu die Zerstörung. So war also damals Weinheim fast der einzige einigermaßen bedeutende

10. Bilder aus den neuen Reichslanden und aus dem südwestlichen Deutschland - S. 280

1880 - Leipzig : Spamer
280 Odenwald und Bergstraße. uuzerstörte pfälzische Ort. Da schlug denn im Jahre 1698 der Kurfürst für einige Zeit seinen Regierungssitz hier auf; feit ft die Universität wurde für kurze Zeit hierher verlegt. Wenn man vom Bahnhofe aus seine Schritte nach der Stadt zu lenkt, erblickt man rechts von der Straße ans einem mit Syenitfelsen umgebenen, mit Zierpflanzen bewachsenen künstlichen Hügel das Marmorbrustbild des Freiherrn Lambert von Babo (geb. 1790, gest. 1862). Er war ein höchst talentvoller, vielseitig gebildeter, thatkräftiger Mann, geschickter Dilettant in Malerei und Musik, ausgezeichnet als Beförderer jedes Zweiges der Landwirtschaft, rühmlichst bekannt auch als Schriftsteller in diesem Fache. Dann sehen wir mehrere schöne nene Häuser mit Gärten; Fremde haben sich hier angesiedelt; die milde Luft — im ganzen Januar des aller- diugs ausgezeichnet gelinden Winters von 1833 auf 1834 standen an den Bergen Hunderte von Mandelbäumen in voller Blüte — und die herrliche Umgebung haben sie angezogen. Wenden auch wir uns dieser zu. Eine Burgruiue auf mäßig hohem Hügel lockt uns zuerst; es ist Burg Wiudeck (225 m), wahrscheinlich von den Aebten von Lorsch erbaut; wol im Dreißigjährigen Kriege beschädigt, seitdem nicht mehr bewohnt, lange Zeit dem Verfalle preisgegeben, in neueren Jahren vor gänzlichem Unter- gange geschützt, auch der Thurm besteigbar gemacht. An einer Wand sehen wir Spuren alter Wandmalereien: einige schwarze Halbmonde, offenbar von einst vergoldeten Heiligenscheinen herrührend, und etliches Laubwerk. Hier war die Kapelle. Als eine Merkwürdigkeit wird uns der „Pferde- stall" mit schönen steinernen Sänlen gezeigt. Ob es nicht vielmehr eine Krypta (unterirdische Kapelle) geweseu ist? Wir steheu nun vor dem höchsten Berge der näheren Umgebung, dem Wagenberge (389 m); ihn besteigen wir. Er besteht größtentheils aus Porphyr, der aus dem Granit emporgedrungen ist; er ist langgestreckt, mit theilweise sehr schmalem Grate und mit steil abfallenden Seiten. Von ihm aus sehen wir über den erwähnten Spalt des Odenwaldes hinüber bis an den Otzberg. Wir steigen hinab nach Birkenau und kehren durch das schöne Birkenauer Thal zurück. Es ist vou der Weschnitz durchströmt, durch Mühlen belebt, wird, je näher wir Weinheim kommen,, um so enger und ist dort von Granit-, Syeuit- und Porphyrfelsen eingeschlossen. Wenn einst — was über kurz oder lang geschehen wird — eine Eisenbahn es durchsaust, wird es wol an wilder Schönheit verlieren. Das zweite der Weinheimer Thäler, nach dem eine halbe Stunde vou der Stadt entfernten Dörfchen Gorxheim benannt, hat milderes Gepräge, es ist ein liebliches Wiesenthälchen. Bor Gorxheim steht ein Denkstein zur Erinnerung an die im Jahre 1799 im Kampfe gegen die Franzosen ge- fallenen Bauern, Glieder des damals errichteten Landsturms. Zwei stattliche Berge stehen zu den Seiten des Wagenberges, im Nor- den der syenitische Hirschkopf, anf dem seit 1861 ein hölzerner Anssichts- thnrm erbaut ist, im Süden der granitische Geiersberg. Alle diese Berge sind nicht schwer zu besteigen.
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