1887 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Hentschel, Kurt, Märkel
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
456
K. In Rußland.
den. farbenprächtigen Gürten, sowie von Weinbergen und einem umfangreichen
Parke umrahmt. Beiden Schlössern aber ist der Vorzug gemeinsam, daß mau
von ihnen aus eine herrliche Fernsicht auf das Jailagebirge, die Küstenlandschaft
und das Meer genießt.
Im Schutze des Gebirges, das längs des Südufers hinzieht und fchrofs
und steil nach der Küste zu abfällt, liegen auch die wenigen Hafenplätze, welche
den Schiffen Schutz gewähren, wenn sie von der Wut der Seestürme bedroht
sind. An der größten Bucht der Südküste liegt, an den steilen Abhängen des
Jaila-Dagh emporkletternd, Feodosia, das im Mittelalter berühmte, von den
Genuesen gegründete Kassa, dessen vorzüglicher Hafen von jeher einen regen
Handelsverkehr aufzuweisen hatte. Unter der Tatarenherrschaft zählte der Crt
gegen 100000 Einwohner, und erhielt seiner Schönheit und Größe wegen
den Namen Klein-Konstantinopel. Das heutige Feodosia zählt dagegen nur
etwa 10000 Einwohner; aber an die Tage seines Glanzes erinnern noch zahl-
lose Gebändereste, neben genuesischen Festungswerken große Moscheen, Bäder
und prächtige Paläste; sogar die Pflastersteine, über die der Fuß wandelt,
sind Trümmer alter Bauten, und häufig sind auf ihnen noch Inschriften oder
genuesische Wappenzeichen erkennbar. Im Sommer beleben sich die Straßen
der Stadt mit Badegästen; denn Feodosia ist auch Seebad. Freilich wird es
als solches überflügelt von Jalta, dem Hafenorte des Küstenstriches van
Livadia, das anf flachem, sonnigem Gestade gebettet in dem landschaftlich
schönsten Teile der südlichen Krim gelegen ist. Eben deshalb ist es auch das
beliebteste Seebad der vornehmen russischen Gesellschaft.
Ganz am Westende der Südküste liegt die felsumschlossene Bucht von
Balaklawa. Die anmutigen Uferlandschaften, die wir bisher durchwandert,
find verschwuudeu. Hohe, kahle Felsen, jäh abfallend, stehen gleich riesigen
Wächtern am Eingange der Bucht, die inmitten der Felsumrahmung still und
ruhig wie ein Landsee daliegt, selbst wenn draußen auf dem Meere die hef-
tigsteu Stürme toben. Während des Krimkrieges lag hier die ganze englische
Flotte, jetzt ist Balaklawa ein stilles Städtchen. In wenigen Häusern wohnt
die spärliche Bevölkerung, die sich meist mit dem Fischfange beschäftigt; denn
das Meer liefert Meeräschen, Seebarben und Anchovis in großen Massen.
Mit Balaklawa haben wir das Gebiet betreten, das, nordwärts bis zu dem
Flüßchen Alma reichend, in den fünfziger Jahren der Schauplatz des erbitterten
Ringens des russischen Volkes mit den Heeren Frankreichs und Englands und
ihrer Verbündeten war. Um das Kap Chersones herum gelangt man zu
einem Meerbusen, der sich über 7 km weit ins Land erstreckt. An einer tiefen,
den größten Kriegsschiffen zugänglichen Seitenbucht liegt Sewastopol. Schou
in frühster Zeit bestanden hier Ansiedelungen. Die Griechen besaßen hier
eine Kolonie (in der Nähe lag auch das berühmte Heiligtum der Taurischen
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- Autor: Hentschel, Kurt, Märkel
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
414
J. Auf der skandinavischen Halbinsel.
lassen die Bedienung der Fahrzeuge und Netze oftmals ausschließlich von ihren
Fraueu und Töchtern besorgen. Die Wohnstätten der Seelappen, die Gammer,
(Einzahle Gamme) sind häufig von der einfachsten Form. Die der Ärmeren
unter ihnen sind aus Erde gebaut, entweder kuppel- oder, wie die Sommerzelte
der Fjeldlappen, kegelförmig. Die Fenerstelle befindet sich in der Mitte des
Raumes, unmittelbar unter der Öffnung im Dache, durch welche der Rauch
seinen Abzug nimmt, und meist liegen zwei oder drei solcher Hütten bei ein-
ander. Andere wieder haben zwar die Gestalt gewöhnlicher Hänser, sind dabei
aber gleichfalls nur aus Erde und Rasenstücken errichtet und nur zum Zwecke
größerer Dauerhaftigkeit manchmal an der Außenseite von einer Steinwand
umschlossen. Fenster haben die meisten dieser Gammer nicht aufzuweisen;
sie erhalten ihr Licht bloß durch die Dachöffnung. Aber nicht alle begnügen
sich mit einem so armseligen Unterkommen. Die vermögenderen Seelappen
wohnen in Blockhäusern, und iu den besseren Bezirken lassen sich ihre Heim-
statten von denjenigen norwegischer Bauern kaum unterscheiden. Ja die vor-
dringende Verfeinerung macht sich auch bei den Ärmeren bereits geltend.
Schon ragt aus mancher Gamme in Finnmarken ein eiserner Schornstein,
und eine Fensteröffnung mit weißen Gardinen durchbricht die Torfwand der
Erdhütte.
Neben dem Fischsrgewerbe betreiben diese Lappen auch uoch Ackerbau.
Fast jeder unter ihnen nennt einige Kühe, ein paar Schafe, Ziegen und Renn-
tiere sein eigen. Kartoffelpflanzuugeu und Grasflächen umgeben die Gamme.
Der Haupterwerbszweig ist indes immerhin die Fischerei, welche in vielen
Fällen sich als sehr lohnend erweist. Die Sorge für Haus und Hof bleibt
den Frauen überlassen, welche außerdem uoch das Ausbessern der Netze, das
Befestigen des Köders an die Angelschnüre, das Aufschlitzen und Trocknen der
Fische zu ihren Obliegenheiten rechnen. In der Kleidnng unterscheiden sich
die Seelappen ebensowenig von ihren wandernden Stammesgenossen, wie die
W aldla ppen.
Diese, vorzugsweise iu deu Wäldern längs des Lnle, Pite, Utne und
anderer Flüsse heimisch, auch iu der Nähe waldumschlossener Seen anzutreffen,
wohnen durchgängig in Blockhäusern. Doch unterscheidet sich die äußere Form
derselben sehr wesentlich von der sonst gebräuchlichen Art. Biele dieser Wohn-
stätten sind am uutereu Teile viereckig, aus je drei übereinander liegenden
Baumstämmen festgefügt, während zu der oberen, pyramidal ansteigenden
Hälfte gespaltene Balken Verwendung finden, über welche man erst eine Schicht
Birkenrinde zu breiten pflegt, die mit einer Bretterlage überdeckt wird. An
der Spitze des Daches befindet sich die Öffnung zum Eutweicheu des Rauches,
und unter derselben, die Mitte des Fußbodens einnehmend, liegt ein flacher
Stein, die Stelle des Herdes vertretend. In einigen Hänsern ist der ganze
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90. Die Halbinsel Krim.
459
zahl aufzuweisen haben. So liegt östlich von Simferopol die Ackerbaukolonie
Rosenthal; weiterhin folgen Zürichthal, Heilbrunn, Marienthal u. a., meist
wie Oasen in der Steppe zerstreut, welche von den Nordabhängen des Jaila-
gebirges an die ganze Halbinsel erfüllt und auch den schmalen Landstreifen bil-
bet, welcher dieselbe mit dem Festlande verbindet. Hier war ehedem die Grenze
der Krim, und wie einst die Griechen diese Landenge zum Schuhe gegen die
Angriffe der Skythen abgemauert hatten, so schützten sich auch die Tataren durch
einen tiefen Graben, Wälle und Türme auf diesem Isthmus gegen feindliche
Einfälle von Norden her. Das Thor, durch welches man in diese Festuugs-
werke gelangte, war in Wirklichkeit das Thor der Krim. Durch dasselbe zogeu
früher die Chane mit ihren raubgierigen Horden, wenn der Sultan in Kon-
stantinopel, dem sie zinspflichtig waren, ihnen Befehl erteilt hatte, Rußland
oder Polen anzugreifen. Riefige Heeresfäulen wälzten sich dann durch das
Ausfallthor bei Perekop gegen Norden, 50000 bis 80000 Mann mit zwei- bis
dreimal so viel Pferden. In der Regel kehrten sie reich mit Beute beladen
zurück und schleppten Tausende gefangener Polen oder Russen mit sich, die sie
auf den Sklavenmärkten der Krim verkauften.
Heute liegt an dieser Stelle auf dem schmalen Isthmus zwischen den
flachen Buchten des Toten und Faulen Meeres, die den Zugang zur Landenge
vom Meere her nicht gestatten, nur ein kleiner Ort, Perekop. Die Eisenbahn
meidet ihn und führt über die Inseln des Faulen Meeres nordwärts. Die
lange Straße mit den niedrigen Häusern, welche das Städtchen Perekop bildet,
wäre öde und verlassen, wenn nicht die Karawanen mit den Salzladungen von
der Meeresküste und den Landseen dieselbe belebten. Denn der Salzhandel
der Krim ist nicht ohne Bedeutung. Daneben kommen von der Krim noch Tabak,
Obst, Wein in Trauben wie gekeltert, Felle und einige Erzeugnisse der Ge-
werbe, wie Lederarbeiten und aus Kamelhaaren gefertigte Gegenstände — für den
Handel die einzigen Gaben, welche die Halbinsel zu spenden vermag, ein wenig
wohlhabendes Land trotz der landschaftlichen Schönheit seiner Südküste.
Nach Roskoschnti.
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416
J. Auf der skandinavischen Halbinsel.
Ansiedelung in besseren Stand zu setzen, schafft sich einige Kühe und Renntiere
an und treibt neben dem Fischfange noch Ackerbau. Neben dem Wohnhause
stehen die Vorratshäuser auf Pfählen, sowie verschiedene Gestelle zum Trocknen
der Fische und des Heues. In manchen Gegenden findet man auch eigenartige
kleine Häuschen, Njalla genannt, welche aus Baumstämmen errichtet sich aus
einem einzelnen Pfosten, manchmal auch auf vier zu solcher Höhe erheben, daß
sie nur vermittelst einer Leiter zugänglich sind und im Winter ebensowenig
vom Schnee verweht werden, wie während des Sommers die Raubtiere zu
ihnen zu gelangen vermögen. Diese taubeuschlagähnlichen Behälter dienen als
Vorratskammern für sämtliche irdische Güter der Familie. Da liegen gesalzene
Fische, Mehl, Käsevorräte, Felle, Kleidungsstücke u. a. friedlich neben- und
übereinander.
Manchmal bilden die Ansiedelungen der Lappen auch kleine Dörfer, die meist
ebenfalls an den Ufern von Flüssen oder Seen liegen. Die in solchen Flecken wohnen-
den Lappen treiben ausnahmslos Ackerbau, und ihre Häuser, unter welchen sich
nur Kirche, Psarrhaus und Schulgebäude durch Größe und bessere Ausstattung
auszeichnen, erinnern in ihrer Bauweise vielfach au die Wohnungen der Waldlappen.
So hat denn die vorschreitende Kultur und die vielfache Berührung mit
den germanischen Nachbarn manches Eigenartige in der Lebensweise der Lappen
beseitigt. Vielfach haben sich auch Lappen mit Norwegern vermischt, und der
aus solchen Ehen entspringende Menschenschlag steht in Hinsicht auf geistige
Begabung den Norwegern nahe. Auch das Mongolische ihres Stammes hat
sich bei diesen Mischlingen verwischt, während man bei ihren unvermischten
.Stammesgenossen in den fchmalgefchlitzten, aber wagrecht gestellten Augen,
den breiten, etwas vortretenden Backenknochen, dem weiten Munde, der abge-
stumpften Nase, der gelblichen Gesichtsfarbe und dem meist dunklen, schlichten
Haupthaare die Wahrzeichen der mongolischen Rasse deutlich wieder erkennt.
Alle Lappen aber sind zum Christentums bekehrt. In ganz Schwedisch- und
Norwegisch-Lappland siudeu sich zahlreiche Gotteshäuser zerstreut, und neben
ihnen immer eine Schule, in denen die Lappenkinder unterrichtet werden. Und
wo die Dörfer noch zu schwach bevölkert sind, als daß die Erbauung eines
eigenen Schnlhauses nötig erscheint, da wandert der Schulmeister von Ort zu
Ort, bald in dem, bald in jenem-Gehöfte Wohnung nehmend. So ist es erklärlich,
daß die herumziehenden Lappen trotz ihres Wanderlebens sich doch ausnahmslos
Fertigkeit im Lesen angeeignet haben und vielfach auch im stände sind, die Feder
zu führen. Auch die Teilnahme am Gottesdienste ist eine rege. Auf ihren
Schneeschuhen und in Schlitten strömen sie des Sonntags von nah und fern
herbei, oft aus fo weiten Entfernungen, daß sie schon tags zuvor ausbrechen
müssen. Denn es liegt ein Zug tiefer Frömmigkeit in dem Volke. Zufrieden
mit feinem bescheidenen Erdenlose und darum glücklich, glaubt der Lappe mit
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Derlag von Ferdinand £)irt in Breslau. 461
Ferdinand Kirt's Geligraphislhe Kildertnfeln.
Für die Belebung des erdkundlichen Unterrichts und die Veranschaulichung
der Hauptformen der Erdoberfläche,
mit besonderer Derülksichtigung der wichtigeren Momente ans der Völkerkunde und Kulturgeschichte,
herausgegeben von Dr. Atunn Oppet (Bremen) und Arnold Dudlvig (Leipzig).
Teil I: Allgemeine Erdkunde.
Publiziert unter Mitwirkung von Prof. Dr. G. Fritsch (Berlin), Dr. G. Leipoldt (Dresden),
Prof. vr.n.perkmann (Wien), R.wacber u. vielen anderen hervorragenden Fachmännern
Mit 319 Illustrationen auf 25 Tafeln. Zweite Auftage.
Steif brosch. 3,60 Jl. Gebunden 4,75 Jl. Einzelne Wogen 20 20 Wogen gemischt Z Jt.
20 Wogen einer Mummer 2,70 Jl. — Erläuternder Ue^ct (nicht f. d. Schute, sondern fürs Kans) 1 Jt.
feii Ii: Typische Landschaften.
Publiziert unter Mitwirkung von F. Küttig (Wien), Dr. Karl Müller (Halle), Richard
Lberländcr (Leipzig), Prof. Seibert (Bregenz) u.vielen anderen hervorragenden Fachmännern.
Mit einführendem Text und 29 Bogen Illustrationen. 178 Landfchaftsbilder enthaltend.
Zweite Auflage. — Steif broschiert S Jl. Gebunden 6,50 Jl.
Heil Iii: Völkerkunde.
(In 3 Abteilungen.)
Publiziert unter Mitwirkung von Dr. I. Baumgarten (Koblenz), C. Bock (Christiania),
Dr. O. Finsch (Bremen), Prof. Dr. Guthe (Leipzig), Dr. Emil Jung (Leipzig), Prof.
Dr. Kan (Amsterdam), F. Kanitz (Wien), Dir. Dr. Müller (Antwerpen), Prof. Dr. Pärtsch
(Breslau), Prof. Dr. Petri (Bern), Akademiker Dr. W. Radloff (St. Petersburg),
Dr. E. Schlagintweit (Zweibrücken). Prof. Seibert (Bregenz).
Abteilung 1: Uölkerknnde von Europa.
Mit 300 Kolzschnitten auf 30 Tafeln und einem kurzen erläuternden Test. Steif broschiert
5,50 Jl. Gebunden 7 Jl.
Abteilung 2: Nötkerknnde von Asien und Australien.
Mit 27 Tafeln Illustrationen und einem kurzen erläuternden Text. Steif broschiert 6,50 Jt.
Gebunden 8 Jl
Die Abteilung 3: Völkerkunde von Afrika und Amerika ist in Vorbereitung und be-
schließt das Unternehmen.
Als ein erweiterter, erläuternder Text zum Ii. Teile (Typische Aand-
schalten) ist erschienen:
^frytthl rlrrytlrtbmtwrt Versuch einer Physiognomik der gesamten Erdober-
3üüui U Ii Iajhiüuiu in Skizzen, Charakteristiken und Schilderungen,
® ' ' ' herausgegeben von Dr. Alwin Oppel, Lehrer der Geo-
graphie am Realgymnasium zu Bremen. Broschiert 12 Ji. Gebunden 14,50 Ji.
Aus dem Worwort. Durch die Herausgabe der „Landfchaftskuude" wollen wir zunächst da5
bei dem Erscheinen des zweiten Teiles der Geographischen Bildertafeln gegebene Versprechen lösen, wonach
den typischen Landschaftsbildern ein ausführlicher, erläuternder Text hinzugefügt werden sollte. Aber mit
der dadurch gestellten Aufgabe, die Bilder durch Schilderungen zu umschreiben, hat sich der Verfasser
des Werkes, der zu diesem Zwecke ausgedehnte und gründliche Quellenstudien gemacht hat, nicht begnügt,
sondern er that einen Schritt weiter und unternahm es, aus der Summe der Einzellandschaften den Ge-
'atl^2qi"c^te-r ^er ~^n^er und Erdteile festzustellen, diesen in systematischer und konsequenter Weise auf die
°l'thch Ije^'sdjenbett Naturbedingungen zurückzuführen, den Einfluß der menschlichen Kultur auf den ur-
iprungllchen Anstand des Bodens nachzuweisen, und die gewonnenen Resultate bald in kurzen Skizzen,
bald m ausfuhrlichen Charakteri-stiken darzulegen.
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418
J. Auf der skandinavischen Halbinsel.
Stockholm zum Teil eine Jnselstadt ist — trotz alledem wird die schwedische
Hauptstadt auf keinen Fremden ihre bezaubernde Wirkung verfehlen, mag er
sich ihr nun von der Ostsee her auf dem oben beschriebenen Wege, oder auf
dem Mälar von Westen nähern, oder auf der Eisenbahn von Süden kommend
durch den langen Tunnel unter dem südlichen Stadtteile Södermalm und auf
den großartigen Brücken über zwei Arme des Mälarsees fahrend auf dem
Centralbahnhose in dem nördlichen Stadtteile Norrmalm landen.
Worauf gründet sich aber nun der Ruf Stockholms als einer der schönsten
Residenzen Nordearopas? Die Natur hat ihr eigenartige Reize verliehen,
zu deren Erhöhung es kaum der Kunst bedurfte. Die Stadt liegt am Ausgange
des Mälarsees, da wo sich dieses Süßwasser mit der Salzsee vereinigt, und
zwar ist die innere oder Altstadt auf mehreren Inseln zwischen diesen beiden
Seen gelegen, während die zwei anderen Hauptteile der Stadt längs den Bergen,
welche die Mündungen des Mälar nördlich und südlich begrenzen, amphitheatra-
lisch emporsteigen. Sowohl von dem Mälar als von der Salzsee greifen die
Gewässer weit in das Land hinein, bald zu tiefen Buchten und Seen erweitert,
bald zu schmalen Sunden sich verengernd, und diese Mannigfaltigkeit von Seen
und Inseln, Bergen und Thäleru, auf denen und innerhalb deren sich die große
Stadt aufbaut, gewährt derselben einen malerischen, durch nichts zu ersetzenden
Reiz. Dazu kommt die Klarheit und Durchsichtigkeit der Gewässer, die nicht,
wie in Venedig und Amsterdam, oft widerwärtige Dünste aushauchend, über
sumpfigem Bodeu, sondern über Felfengrnnd sich ausdehnen. Denn nicht nnr
die Berglehnen, auch sämtliche Eilande oder Holme, über welche sich die Stadt
lagert, sind von felsiger Beschaffenheit und zeigen, ganz unähnlich den flachen
Düneninseln, den Wechsel von Berg und Thal. So tauchen denn mitten in
der Stadt überall granitene Höhen auf und weichen nur langsam der fleißigen
Hand des Menschen, welcher sie sprengt und ebnet und an ihrer Stelle Pracht-
bauten errichtet.
Wird nun nach solchem allgemeinen Überblicke das malerische Stadtbild
genauer gemustert, so zeigt Stockholm fünf Hauptstadtteile: Staden, die Altstadt
auf drei Inseln; dann nördlich an und auf den Bergen, zwölfmal größer als
die Altstadt, Norrmalm mit dem angrenzenden Ladugz-rslandet, d. i. Meierei-
land, wahrscheinlich nach dessen früherer Bestimmung benannt; ferner westlich
auf einer großen Insel am Mälar Kungsholm, den Königswerder; südlich,
ebenfalls an den Bergabhängen steil aufsteigend, Södermalm, und endlich den
Stadtteil auf den vier Inseln der Salzsee, Saltsjö-öarne. Alle diese Jnfeln
sind untereinander und mit den Stadtteilen an der Festlandsküste durch zahlreiche,
stattliche Brücken in Verbindung gesetzt, nud außerdem vermittelt noch eine
Menge kleiner Dampf- und Ruderboote auf beiden Seen den städtischen Verkehr
und trägt zur verschönernden Belebung dieser Seelandschaft ebenfalls viel bei.
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463
Kehrbuch der Geographie
für höhere Lehranstalten
von
Dr. Hermann Iaenicke.
In 3 Teilen, beziehentlich 4 Abteilungen.
Teil I für Sexta, Quinta und Quarta, zugleich für die entsprechenden Klassen, der höheren
Mädchenschulen und der Mittelschulen. Geographische Vorbegriffe und Übersicht der
fünf Erdteile. Mit 57 Illustrationen. 1,25 Jl. Geb. 1,50 Jl.
Teil Ii für Tertia, Sekunda und Prima. Erste Abteilung: Europa. Mit einigen
Karten im Text und einem Jlluftrations-Anhang. 1 Jl. Geb. 1,25 Jl.
Teil Ii. Zweite Abteilung: Die außereuropäischen Erdteile. Mit Jllustrations-
anhang. 1,25 Jl. Geb. 1,50 Jl.
Teil Iii. Physikalische und astronomische Geographie. Mit vielen Abbildungen.
1,25 Jl. Geb. 1,50 Jl.
Dieses Lehrbuch der Erdkunde ist durchweg nach der neuesten, von Prof. Kirch ho ff
in Halle angeregten Methode bearbeitet, d. h. es berücksichtigt die physikalischen und
geologischen Verhältnisse der Erdräume in erster Linie und sucht dieselben, soweit dies
sür die Schule möglich ist, zu begründen. Dagegen ist der politische und historische
Stoff weise beschränkt, so daß eine Überbürdung des Gedächtnisses, welche im geogra-
phischen Unterricht leider so oft stattfindet, hier gänzlich vermieden worden ist. Das
durchweg klar und verständlich geschriebene Buch ist auch insofern praktisch angelegt, als
der Lehrstoff für jede Klasse bestimmt abgegrenzt ist. Die Einfügung guter Illustra-
tionen hat in Schulkreisen allgemeine Billigung gefunden.
Kürzlich ist erschienen:
Hindenburg, I. Seminarlehrer, Die Erdrinde. Ein Leitfaden für den
Unterricht in der Geognosie. Mit 46 Abbildungen und einer geognostischen
Karte von Deutschland. 1 Jl. Gebunden 1,30 Jl,.
Ziesemer, Joh. Seminarlehrer, Kleine mathematische Geographie für
das Bedürfnis der Schule. Mit 31 Abbildungen. 80 H'.
Rosche, G., Kleine Handelsgeographie. Ein Leitfaden für den geo-
graphischen Unterricht an Handelsschulen, landwirtschaftlichen Schulen und
verwandten Lehranstalten. Mit 2 Karten: Welttelegraphenlinien. 1,25 Jl.
Mennig I., und E. Rasche, Kleine Schulgeographie. Ein Leitfaden
für den geographischen Unterricht an Bürger- und Volksschulen. Mit zahl-
reichen Karten und einem im Text erläuterten Jlluftrations-Anhang. 40 3%.
Thomas, A., Oberlehrer am Realgymnasium zu Tilsit, Etymologisches
Wörterbuch geographischer Namen, namentlich solcher aus dem Bereiche
der Schulgeograpbie. 3 -F.
Als Manuskript gedruckt erscheint demnächst:
Die in der Schulgeographie gebräuchlichen geographischen Aremdnamen
zum Zweck einheitlicher Schreibung und Aussprachebezeichnung gesammelt
und bearbeitet.
Als eine Ergänzung der Lehrbücher der Geographie sei empfohlen:
V^nlitschke, V^'os. vi'. Nh, Leitfaden der geographischen Verkehrs-
lehre für Schulen u.zum Selbststudium. Illustriert durch 10 Karten. 1,60-//.
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420
J. Auf der skandinavischen Halbinsel.
Länge und 116 m Tiefe, welches drei Burghöfe umschließt. Hieran lehnen
sich an der Ostseite zwei niedrigere Seitenflügel, zwischen denen auf einer
erhöhten Terrasse eiu reizender Garten, Logarden, „der Luchshof" — weil einst
zur Aufnahme wilder Tiere bestimmt —, Platz gefunden hat. Auch an der West-
feite, die durch die riesigen bronzenen Medaillonbilder der neun ersten Regenten
des Wasageschlechtes geschmückt ist, verlängern sich die Flügel und bilden mit
zwei halbrunden Gebäuden den kleinen äußereu Schloßhof. Die terrassenförmige
Ausfahrt zu dem von 16 dorischen Säulen getragenen Portale in der Mitte
der Nordfassade heißt Lejonbakken (der Löwenberg), weil zwei große bronzene
Löwen aus Karls Xii. Zeit den mittleren der vier verschiedenen Aufgänge
bewachen. Das Innere des geschmackvollen Königsbanes ist dem prächtigen
Äußeren entsprechend und enthält außer den fürstlichen Gemächern, der in reichem
Gold- und Marmorschmucke strahlenden Schloßkapelle, dem großartigen Reichs-
saale, auch noch Räume für eine große Bibliothek, viele Kunstwerke und eine
schöne Gemäldegalerie. Man wird sich eine Vorstellung von dem Umfange der
Stockholmer Königsburg machen können, wenn man erfährt, daß dieselbe über
800 verschiedene Räumlichkeiten enthält, die weitläufigen Treppen und Vor-
hallen nicht mitgerechnet.
Den schönsten Anblick dieses Schlosses hat man von dem Blasieholm,
einem zu Norrmalm gehörigen, südöstlich vorspringenden Stadtteile, in welchem
das „Nationalmuseum" und das „Grandhotel" ein dem herrlichen Bau wür-
diges Gegenüber bilden. Noch reicher und mannigfaltiger aber ist der Blick
von der nahen granitenen Nordbrücke (Norrbro), die aus der inneren Stadt,
der City Stockholms, nach Norrmalm führt und eine kleine Landspitze von
dem Heiligengeistholm abschneidet. Von dieser Brücke übersieht man nüt einem
Blicke fast alles, was die weitausgedehnte Stadt an Schönheit besitzt: im
Norden den Gustav-Adolsplatz mit dem Reiterstandbilde des großen Königs,
dem Prinzenpalais und dem Opernhause, in welchem um die Mitternacht vom
16. zum 17. März 1792 Gustav Iii. vom Hauptmanne Ankarström erschossen
wurde; weiter östlich den Königsgarten mit dem Standbilde Karls Xii., dann
den granitenen Quai vom Blasieholm mit seinem Mastenwalde, das Grand-
Hotel, das Nationalmuseum, und zuletzt den Schiffsholm und die Felskuppe
Kastellholm, zwei Inseln der Salzsee. Im Süden ragt das Schloß ans mit
seiner großen, löwengeschmückten Rampe, und über den Häusermassen weiter
westlich die eiserne Turmspitze der Ritterholmskirche. Im Westen dehnt sich
der Mälarsee aus, im Osten flutet bereits der Salzsee. Zu unseren Füßen
aber liegt der öffentliche Garten Strömparterre aus der durch die Brücke vom
Heiligengeistholm abgetrennten Landspitze. Zwei mächtige granitene Treppen
führen hinab. Erstaunt schaut man sich hier um. Denn hoch oben liegt die
stattliche Brücke mit ihrem lebhaften Getümmel, nördlich und südlich von ihr
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