1913 -
Leipzig
: Wunderlich
- Autor: Brinkmann, Matthias
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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: Wunderlich
- Autor: Brinkmann, Matthias
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- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
1913 -
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: Wunderlich
- Autor: Brinkmann, Matthias
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- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
eobachtung und versuch
im erkkunölichen und
etterkunölichen Unterricht
Ein Seitrag zur Selbstbetätigung des Schülers
Matthias örinkmann
Seminarlehrer in yilöesheim
Mit J7 Abbildungen und einem angefügten Wetterblatt
ipzig. Verlag von Crnft wunderlich -1913
Preis $0 Pfennig
1913 -
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- Autor: Brinkmann, Matthias
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- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Beobachtung und Versuch
im erdkundlichen
und wetterkundlichen Unterricht
Ein Beitrag zur Selbstbetätigung des Schülers
von
Matthias Brinkmann
Seminarlehrer in tzildesheim
Mit 17 Abbildungen und einem angefügten Wetterblatt
Preis 80 Pfennig
K/
Leipzig
Verlag von Ernst Wunderlich
1913
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2. Die Forderung der Zeit: „Erziehung zur Arbeit", verlangt
von den Schülern erdkundliches Arbeiten als Beobachtung und
Versuch.
Die Zeiten des vorwiegend körperlichen Schaffens früherer Zeiten
wurden in unseren Tagen immer mehr abgelöst durch das geregelte Wirken
der vom Menschengeist gelenkten Naturkräfte. Dadurch bestimmte das
menschliche Denken das körperliche Arbeiten immer mehr, zeigte
ihm Ziele und Wege und herrschte schließlich als oberste Dominante.
Vor mir liegen zwei Darstellungen eines Eisenwalzwerkes aus Fürst:
„Die Wunder um uns." Auf dem Gemälde von Menzel, das uns in ein
Eisenwalzwerk vor 40 Jahren führt, bemüht sich ein Gewimmel von
Menschen am glühenden Metall, auf dem Bilde des modernen Walz-
werkes sieht man nur drei Menschen.
Dampfkraft und Elektrizität, durch den Erfindergeist in zweckdienliche
Formen gedrängt, lösen die harte Arbeit menschlicher Muskeln ab, der
Geist zwingt die Materie. Die Schule darf sich als Zeitinstitution den
Kulturverhältnissen der Zeit nicht verschließen. Daher erklärt sich die
immer intensiver gepflegte Geisteskultur in unseren Bildungsanstalten,
worunter der Körper nur zu leicht leiden kann.
Eine neue pädagogische Reformbewegung sucht auch dem Körper
sein Recht zu geben zur Stählung des Körpers, zur Förderung handlicher
Gewandtheit und zur Gesunderhaltung des Geistes. Die „Arbeitsschule"
erstrebt die Geistesentwicklung auch durch körperliche Betäti-
gung; das Selbsterarbeiten des Wissens und Könnens durch
die Schüler wird mit Recht mehr in den Vordergrund gerückt. Auch aus
sozialen Gründen wird man die stärkere Betonung des Arbeitens mit
der Hand nur gutheißen können. In breiten Schichten des Volkes besteht
vielfach eine Abneigung gegen die Berufe, in denen die Arbeit der schwieligen
Faust den Lebensunterhalt erwerben soll. Die jungen Menschen aber, die
den ungelernten Berufen zueilen, geraten in die allergrößte Gefahr, dem
Laster in die Anne zu fallen, solche Berufe bilden daher nicht selten die
Herde der schwersten Verbrechen. Größere Achtung der Handwerke tut
unserer Zeit not. Wer selbst, wenn auch nur kurze Zeit, manuell gearbeitet
hat, dem wird es an der rechten Schätzung der Handarbeit nicht mangeln.
Geistbildung, Kraftentfaltung wird freilich auch fernerhin
das Hauptziel der Schularbeit sein müssen. Wo die „Arbeitsschule"
der Geisteskultur Abbruch tut, sind ihre Bestrebungen zu verurteilen.
Wenn jedoch das Arbeitsprinzip durch Berücksichtigung des motorischen
Sinnes eine vielseitigere und leichtere Geistesentfaltung fördert, werden
wir es mehr in unseren methodischen Maßnahmen berücksichtigen müssen.
Unter diesem Gesichtspunkte allein kann das Arbeitsprinzip auch auf
den erdkundlichen Unterricht angewendet werden. Spielereien und
nutzloses, bloß unterhaltendes Formen und Basteln kann sich als recht
zeitraubende Schülerbeschäftigung den Zielen des Unterrichtes hemmend
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Ii. Geographische Beobachtungen.
Die geographische Beobachtung bildet zunächst den Hauptangelpunkt
des heimatkundlichen Unterrichtes. Unter Beobachten verstehet',
wir das absichtliche, allseitige Anschauen erdkundlicher Verhält-
nisse. Ein solches Schauen vertieft die Eindrücke und macht sie zu einem
persönlichen Erlebnisse, so daß sie mit größerer Klarheit und Deut-
lichkeit eingeprägt werden. Das dauernde Haften wird auch dadurch
erleichtert, daß der Lernende das Gelernte mit seinen konkreten Beob-
achtungstatsachen dem Geistesbesitz eingefügt hat. Da das absichtlich herbei-
geführte erdkundliche Sehen eine selbständige Geistesarbeit bedeutet, wird
der Beobachter das Geschaute höher bewerten, das Interesse, der Motor
des Geistes, treibt die Seelenkräfte zur Arbeit an. Das rechte Beobachten
aber ist eine Kunst und bedarf wie jede andere Kunst der Anleitung.
Diese erste Anleitung zum planmäßigen Beobachten, wie es vom Schüler
auch außerhalb der Unterrichtsstunden erfolgen soll, geschieht auf gemein-
samen Schulspaziergängen im heimatkundlichen Unterricht. Hier ist
die Beobachtung allgemeineren Charakters und erstreckt sich über das ganze
Gebiet erdkundlicher Anschauungen. Auf den höheren Stufen wählt sich
die Beobachtung speziellere Einzelgebiete zu vertiefender Erfassung.
1. Heimatkundliche Ausgänge.
a) Notwendigkeit der Ausgänge.
„Begriffe ohne Anschauungen sind hohl", erst recht ist die Mitteilung
von Kenntnissen auf der Jugendstufe ohne Anschauen und Erleben Geistes-
ballast und züchtet Worthelden, denen die eigenen Gedanken fehlen, heran.
Der heimatkundliche Unterricht als Freiunterricht bietet zum wirk-
lichen Kennenlernen der Heimat die beste Gelegenheit. Wie interessant ist
ein solcher Unterricht, wie leuchten die Augen der Kleinen, wenn ein Aus-
gang angekündigt wird. Klassengänge bilden in der Tat auf der Mittel-
stufe der Volks- und Mittelschulen und in den Vorschulklassen höherer
Schulen das lebensvolle, lebenweckende Prinzip des ersten erd-
kundlichen Unterrichtes. Die ganze Aufmerksamkeit wird auf das zu
Sehende konzentriert, die im Geiste vorhandenen Vorstellungen stehen
gewissermaßen auf dem Sprunge, bereit, sich mit dem Neuen zu verbinden
und dies dem Geistesschatz als bleibenden Besitz zuzuführen. „Wir sollen
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Bekanntes in ihm vorgefunden hatte. Die Resultate solcher Untersuchungen
über den Vorstellungsschatz und die Wahrnehmungsweise des jungen Men-
schen erhärten zur Genüge die Berechtigung des Rufes nach den Beob-
achtungsausgängen. Sehen kann jeder, zum Schauen aber bedarf es der
zielbewußten Anleitung. Diese Arbeit soll der Lehrer auf der Stufe des
heimatkundlichen Unterrichtes auf den Klassenausflügen leisten. Hier wird
auch das Fundament des späteren Geschichts- und Naturunterrichtes gelegt.
Ein Dritter wendet ein: Die Fülle des Materials im Freien ver-
wirrt den jugendlichen Geist, in dem Klassenraum kann eine Einzelheit
aus der Flucht der Erscheinungen fördernder zu intensiver Betrachtung
herangezogen werden.
Wir entgegnen: Freilich ist die Flüchtigkeit des heranwachsenden Ge-
schlechtes in erster Linie auf die buntscheckige Mannigfaltigkeit der Reiz-
einwirkungen zurückzuführen, und doch möchten wir nicht zum mindesten
aus diesen Gründen für den Freiunterricht eintreten. Was fehlt uns, was
sollen wir lernen? Die Kunst, uns zu behaupten innerhalb der Vielseitig-
keit der äußeren Erscheinungswelt — die Aneignung des praktischen Blickes,
der aus dem Vielen das Wesentliche und Wichtige herauszuschälen
weiß. Eine denkende Erfassung der Außenwelt gibt richtige Werturteile
und vollzieht eine Scheidung zwischen dem Wesentlichen und dem Neben-
sächlichen. Das Kind, das an den Gegenständen der Heimat eine logische
Bildung erfahren hat, erhebt sich über die Masse der blinden Weltgänger
auf eine höhere Kulturstufe. Nicht Flimmer und Schein, sondern wirkliche
Werte soll es schätzen lernen. In die Mannigfaltigkeit der Erscheinungen
führe man das Kind und suche ihm hier die Orientierungsmöglichkeit zu
vermitteln. Und wenn urplötzlich ein neuer Reiz einwirkt, der die gemein-
sam gesponnenen Gedankenfäden zu zerreißen droht, wird dadurch nicht der
Unterrichtserfolg gefährdet? Wir betrachten, wie der Landmann seine
Furchen zieht, wie er die Kartoffeln im Frühjahr in das sorgfältig be-
arbeitete Land legt — oder wir sind in Betrachtung der Erosionsrinne,
die der Aprilregen in den schräg aufsteigenden Fuhrweg gerissen hat,
versunken, als ein vorbeischaukelnder Weißling die ganze mühsam konzen-
trierte Aufmerksamkeit von unserem Beobachtungsobjekt ablenkt. Wird
es sehr viel schaden, wenn wir den Kindern folgen und in kurzen Worten
ein wenig von dem Frühjahrsboten erzählen? Das Kind lernt Neues
und wir werden die befriedigte Schaulust und das ganze Interesse wieder
zu unserer Wasserfurche zurückleiten können. Damit sei nicht gesagt, daß
ungebundene Willkür herrschen solle. Die Schüler müssen wissen, daß
es sich um Unterricht handelt und nicht um spielende Erholung. Es hält
oft schwer, den rechten ernsten Geist der Unterrichtsgänge zu schaffen und
zu erhalten. Ungezügelte Ausgelassenheit, die Störerin jeden Erfolges, oft
wiederholtes Lachen und Sprechen lasse man nicht ungerügt und bestrafe
nötigenfalls den Zügellosen in der folgenden Unterrichtsstunde.
Am meisten jedoch wird das volle Gelingen der Ausgänge durch Dar-
bietung reicher und interessanter Geistesnahrung, durch Befriedigung des
spekulativen und empirischen Interesses gewährleistet. Um dieses zu er-
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Unter Zuhilfenahme des Wassers lassen sich andere Versuche über die
Wirkungsweise der Erdkräfte vorführen. Die geschaffene Gebirgs-
landschaft wird mit Wasser („Regen") überbraust. Wird der Versuch im
Kasten vorgenommen, werden wir die vordere Leistenwand niederlegen.
Das Wasser rinnt zu Tal, reißt Furchen im losen Sand, mehrere Wasser-
bächlein aus den höher gelegenen O.uertälern vereinigen sich zum breiteren
„Fluß", Sedimente werden fortgetragen und in der Ebene als gewölbte
Schutthalden abgelagert. Diese rücken immer weiter vor und das Wasser
gräbt einzelne Furchen in das Anschwemmgemenge. So ist die Entstehung
des Deltas (Wachsen der Po-Mündung) vor Augen geführt. Belehrungen
über Denudation, über die Abtragung des Verwitterungsschuttes durch das
Wasser, schließen sich den beobachteten Erscheinungen an. Der von dem
niederrinnenden Wasser in einer Vertiefung gebildete „See" bietet weitere
Beobachtungsmöglichkeiten über Dammbrüche, Terrassenbildung, Wasser-
fall usw. Terrassenbildung (norwegische Küste) läßt sich im Ortsbache nach
dem Fallen der Hochflut gut beobachten. Wird ein Stöckchen in das
benachbarte, vom Wasser durchtränkte Erdreich gestoßen, so veranschaulicht
die entstandene runde Öffnung mit der Wasseransammlung die Grund-
Wasserverhältnisse, den Brunnen. Die Terrassenbildung in Gebirgstälern,
hervorgerufen durch niederrollende Schottermassen, spiegelt sich im kleinen
am Grunde jeder Abdachung wieder.
Am Bache läßt sich weiteres erarbeiten. Wir sehen, wie das Wasser
vom Lehmabhange Sinkstoffe ins Ackergelände bringt. Vom Boden werden
Gerölle gesammelt und untersucht. Sie haben, wie das vom Meere aus-
geworfene Holz, abgerundete Formen, beim Bache infolge der rollenden
Forttragung rund, beim Meere durch das Vorstürmen und Zurückweichen
auf dem flachen Strande elliptisch. Das Wasser des Baches wird im Koch-
topf abgekocht, es bleibt ein mineralischer Rest in dem Gefäße zurück.
Die drei Arten des Transportes der Stoffe durch das Wasser sind damit
klargelegt, die Forttragung als Gerölle, der Transport der Sedi-
mente und die Fortführung gelöster Substanzen.
Abbildung 2. Quellenentstehung.
Wenn es darauf ankommt, die Bildung von Quellen zu zeigen,
wird man in mittlerer Höhe des geformten Sandberges eine geneigte
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Schulhofe anstellen. Die während des Ausfluges zu drei oder vier in einer
Reihe gehenden Schüler stellen sich nach der Rückkehr um den Lehrer.
Dieser fragt nun in kurzem Kreuzfeuer nach den gemachten Beobachtungen
und den kausalen Beziehungen der gesehenen Einzelheiten. Es bedeutet
diese Wiederholung den vorläufigen Abschluß über das Ergebnis des Frei-
Unterrichtes. Die weitere, eingehende Verarbeitung wird dem Klassen-
Unterricht zugewiesen.
Der Schüler lernt z.b. seinen Bach kennen, der ihm Wunderbares
von den Riesenkräften der Natur erzählt. Was kann nicht das leise vorbei-
raunende Bächlein alles berichten auf diesem einen Blatte des stets auf-
geschlagen vor uns liegenden Lehrbuches der Nawr! Langsam fließt das
wenige Wasser bei großer Dürre durch das klaffende Bett dahin. Und sollte
die Hitze immer stärker werden, Teiche und Pfühle austrocknen, etwas
Wasser sendet das Gebirgsbächlein noch immer am Schulorte vorbei, dem
weiten Weltmeere entgegen. Resultat: Gebirge, Wälder sind Wasser-
sp eich er. Bei Regenwetter, schnell erfolgendem Auftauen aber schwillt
der Bach hoch an und bringt wohl gar eine Überschwemmung, die
Wege aufreißt, Felder und Gärten überflutet und oft jeden Verkehr hemmt —
die Macht der Fluten. Kleine Überflutungen der angrenzenden Wiesen,
vom Menschen durch Aufstauen und Gräben oft künstlich begünstigt,
bringen den Überschwemmungsgebieten reichen Segen. Das zurücktretende
Wasser läßt eine fette Schlammdecke zurück. Dort wuchert das Gras
bald im saftigsten Grün hervor, wenn im Frühjahr die höher gelegenen
Wiesen noch immer im braunen Winterröckchen schlafen. Die trans-
portierende Kraft des Wassers tritt nach stärkeren Regengüssen be-
sonders deutlich in die Erscheinung. Der hochangeschwollene Bach trägt
auf seiner Oberfläche abgerissene Pflanzenteile fort, das Wasser ist un-
durchsichtig, getrübt von den fortgeführten Erdbestandteilchen. Der Acker-
abhang hat dem Bachbette von seinem dunklen Boden mitgeteilt, tiefe
Rinnen mit Armverzweigungen durchfurchen das Grundstück, ein ganzes
Flußsystem im kleinen. Dunkelgelb färben sich die Fluten auf Lehm-
boden, tiefschwarz im moorigen Gelände. Wir betrachten das Laubblatt,
wie es schwimmend der Stromkraft folgt und sich in Schlangenlinien,
bald schneller, bald langsamer fortbewegt. Das „Warum" drängt sich
ohne weiteres auf. Welch verschiedenartige Anregung bietet erst das
Naturleben am und im Bache! Da zur Kenntnis der Heimat auch
die Bekanntschaft mit den Naturdingen gehört, wird auch im Interesse
harmonischer Ausbildung und Volksbeglückung das Leben der Naturwesen
und das Walten der Naturkräfte in den Kreis der Erörterungen hinein-
gezogen.
Sache des Lehrers ist es, die verwendete Zeit möglichst fruchtbringend
zu gestalten. Am besten wird dies dort geschehen, wo sich der Gangleiter
eingehend auf den Freiunterricht vorbereitet. Dies erfolgt einmal
durch einen Vorgang, am Tage vorher unternommen; dann aber auch
durch Auswahlganzbestimmter typischer Formen und Erscheinungen,
um auf diese während des Spazierganges ganz besonders aufmerksam
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Fensterbank. Dann wird dem einen Glase Salz zugesetzt. Das Wasser
dieses Gefäßes klärt sich schneller. Salzhaltiges Wasser fördert auch dio
Verwittmmg an den Meeresküsten, wie Kalksalpeter den Zerfall des
Mauerwerkes begünstigt.
Hartes Wasser sondert beim Kochen den Kesselstein an den
Wänden an.
Bodenbakterien erzeugt man in einem Glase mit gekochtem
Wasser, dem etwas Fleischbrühe und Ackererde zugesetzt wird. Wird die
Mischung nochmals gekocht und dann verkorkt, so tritt keine Bakterien-
bildung ein. Die Nitrobakterienknötchen der Leguminosen lassen sich an
den Wurzeln einer Erbse oder Bohne, die man in der feuchten Erde eines
Einmacheglases keimen läßt, auffinden.
Zur Veranschaulichung der Verwitterungserscheinungen wird
der bekannte Versuch der Einwirkung einer Wurzel auf eine Marmorplatte
angestellt. Wo eine Marmorplatte fehlt, stellt man sich die erforderliche
Platte aus Kalksteinen her, die man anfeuchtet und aufeinanderreibt, bis
eine glatte Oberfläche entstanden ist. Durch Putzpulver wird die Platte
noch mehr geglättet. Im angefeuchteten Erdreich eines Blumentopfes er-
zeugen die Wurzelspitzen einer Bohne kleine Rillen auf der Platte am
Boden des Topfes. Wie Salzsäure Kalk zersetzt (Kreide und Salzsäure im
Wasserglas), so wirkt eine Ausscheidung der Wurzel auf den Marmor
(kohlensaurer Kalk) ein. Vermöge dieser Säureausscheidung vermag die
Pflanze eine chemische Auflösung des Gesteines herbeizuführen. Daß sie
auch durch mechanische Krafteinwirkung das Gestein lockern kann, sehen
wir gelegentlich eines Ganges nach einer überwachsenen Felspartie, wo
Wurzeln den steinigen Boden durchwachsen haben und infolge des be-
ständig zunehmenden Dickenwachstumes steinbrechend wirken. Eine Eiche
an der dicken Sandsteinmauer biegt die fest gefügten Steine allmählich
auseinander. Ein frischer Bruchstein werde ins Freie gelegt. Bald siedeln
sich darauf Flechten an. Diese bereiten den Moosen den Boden und an
genügend feuchten Stellen finden sich auf der Mooshumusschicht bald
verschiedene Krautpflanzen ein (Steinlabkraut, Sauerklee, Farne, Heidel-
beere). Die Ergebnisse der Verwitterung werden an einem Granitgestein
beobachtet. Stark erhitzte Gesteine werden im Wasser rissig.
Eine mit Wasser gefüllte Flasche zerspringt in kalter Winternacht;
Eisbildung in den Spalten der Gesteine zersprengt dieselben. (Versuch mit
einem fugenreichen Kalkstein.)
Im Winter vertreten „Schneearbeiten" die „Sandarbeiten" des
Sommers. Da werden munter Städte und Landschaften plastisch heraus-
gearbeitet, z.b. Festung, Alpenzug, Pyramiden von Gizeh, das Massen-
gebirge des Oberharzes. In dem Schnee wird der heimatliche Flußlauf
herausmodelliert, typische Kulturgegenstände werden gebaut. Billig ist
das Material, reichlich die Gelegenheit, groß die Lust der Bildner; für
Klassenarbeiten recht geeignet.
Der mit Ton ausgefüllte und geglättete Steinhaufen an der Land-
straße, über den Wasser ausgegossen wird, versinnbildet die Entstehung