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1. Landschaft im oberschlesischen Industriebezirk - S. uncounted

1907 - Breslau : Priebatsch

2. Landschaft im oberschlesischen Industriebezirk - S. uncounted

1907 - Breslau : Priebatsch

3. Landschaft im oberschlesischen Industriebezirk - S. 1

1907 - Breslau : Priebatsch
M, Iii. Candtcbaft im obertcbteutcben Jnduttriebe^irk. Sild von ilrnold Busch, Kreslav, Ter! von N. Urbanek, Gleiwitz.

4. Landschaft im oberschlesischen Industriebezirk - S. 2

1907 - Breslau : Priebatsch
Georg-Eckert-Instltut für internationale Schuib chforschung Braunschweig -S ... ouctoi ' nek- l^otj Kc, A Gl-a 9 Hc^,oi)-Z

5. Landschaft im oberschlesischen Industriebezirk - S. 3

1907 - Breslau : Priebatsch

6. Landschaft im oberschlesischen Industriebezirk - S. 4

1907 - Breslau : Priebatsch

7. Landschaft im oberschlesischen Industriebezirk - S. 5

1907 - Breslau : Priebatsch
1. Aus der Vorgeschichte der Landschaft. (Nachdruck verboten.) Vor 100 Jahren! In einer Eiusenkuug des Landrückens, der wellenförmig von Rußland her über die Grenze nach Schlesien streicht, liegt das Dörfchen Siemianowitz. Kleine, strohgedeckte Häuschen, denen das dicke Strohdach tief wie eine zu weite Pudelmütze aufsitzt. Am östlichen Ende erhebt sich ein hölzernes Kirchlein, im Nordwesten lagert der ausgedehnte gräfliche Park, in dessen Baumwipfeln das unscheinbare Schloß versteckt liegt. Im Südeu und Westen steigt das Land hügelförmig auf, über und über mit hochstämmigen, knorrigen Kiefern bedeckt, die in dem lehmig-sandigen Boden ein vorzügliches Fortkommen finden. Ländliche Stille lagert auf Wald und Flur. Hund und Hahn sind die einzigen Verkünder dörfischen Lebens. Im Walde hämmert der Specht, und in den Banmwipfeln lärmen Scharen von Krähen. Wer zum Hügelrücken hinansteigt, wandelt über trockene Moospolster oder über Felder von Heidekraut. Da und dort quillt es feucht aus der Erde, und dann haben sich hohe Farne und üppige Grasstauden an der wasserreichen Stelle an- gesiedelt. Es ist der oberschlesische Kieferwald mit seinem stillen, verträumten Charakter. Wenn man auf dem Hügelrücken freien Ausblick gewinnt, dann sieht man den Wald nach allen Seiten sich wellenförmig fortsetzen. Rein und klar liegt die Luft über den Baumwipfeln. Nur das scharfe Auge bemerkt in der östlichen und südwestlichen Gegend Rauchsäulen aussteigen. Man erzählt, daß hinter Chorzow auf Zabrze zu schwarze Steine aus der Erde gegrabeu werden, die wie Holz brennen und eine große Hitze erzengen. Bergleute bohren sich dort in die Erde ein und brechen die schwarzen Steine aus, die früher Pflanzen gewesen sein sollen. Nach Osten zu ist der Rauch weißlich. Dort schmilzt man aus den gelben Steinen, die in der Beutheuer Gegend gesunden

8. Landschaft im oberschlesischen Industriebezirk - S. 6

1907 - Breslau : Priebatsch
6 werden, ein Metall, das wie Silber aussieht und wie Eisen zu gebrauchen ist. Von den Betrieben in den Gruben und Hütten erzählt man seltsame Dinge. Da soll schon vor mehreren Iahren in Tarnowitz ein „eisernes Pferd" angekommen sein, das stärker als hundert lebendige Pferde sei und die schwersten Arbeiten verrichte. Diese eisernen Pserde sollen jetzt auch in andern Gruben und Hütten angekommen sein, mächtige Räder drehen, Wasser pumpen, dabei lärmen und pusten und soviel Holz ver- schlingen wie alle Öfen eines Dörfchens zusammen. Über dem Siemianowitzer Revier lagert noch der Friede. Der Bauer pflügt sein Feld und ahnt nicht, über welchen Schätzen er dahingeht. An der Grenze schlüpft der Schmuggler durch die dichten Schlupfwinkel des Brinnitzatales. Am Waldrand sonnt sich die Otter, an den Stämmen klettern Eichhörnchen, und Hirsch und Reh sind noch Bewohner der Gegend. Drei Jahrzehnte vergehen, ehe sich in dem stillen Bilde etwas ändert. Dann aber tritt der Wechsel rasch und unvermittelt eiu. Da drinnen im Schlosse, das so weltabgeschieden liegt, residiert der Graf Henckel von Donnersmarck, ein Mann voller Leben und Tatkraft, dessen scharfes Auge längst hinter dem ländlichen Schleier die ungeheuren Reichtümer der Gegend ent- deckt hat. Den Schreibtisch bedecken Karten, Pläne und Ent- würfe, und die Männer, die da mit dem Grafeu beraten, sind die Berliner Gebrüder Oppenseld. Nach längereu Verhandlungen erhalten sie die Erlaubnis, auf dem Gebiete des Grafen eine Eisenhütte anzulegen. Der Winter von 1836 bringt schon manche Unruhe ins Dorf, aber der Kieferwald ahnt noch nicht, daß es auf seinen Untergang abgesehen ist, und der Frühling, der sonst der Verkünder ueueu Lebens war, bringt dem Walde die Todesbotschaft. 1837 wird das bedeutungsvolle Werk in Angriff genommen. Scharen von fremden Arbeitern haben sich bereits eingefunden, und eines Morgens beginnen Axt und Säge die Vernichtung. Die Bäume stürzen krachend zusammen, das Waldgetier flieht entsetzt den Ort, und bald liegt ein weiter Teil des Waldgrundes entblößt da. Erdarbeiter schachten den Boden aus, und an Stelle der Bäume wachsen dicke Maueru und hohe Schornsteine aus dem Boden heraus. Wagen kommen und

9. Landschaft im oberschlesischen Industriebezirk - S. 7

1907 - Breslau : Priebatsch
7 gehen und bringen nicht nur Baumaterial, sondern auch die Glieder, aus denen die eisernen Pferde zusammengesetzt werden. Neben den langgestreckten Fabrikgebäuden steigen zuletzt Bauten auf, die riesigen Butterfässern gleichen. Noch liegt die Anlage, die nach der Gemahlin des Grafen den Namen Lanrahütte*) erhält, tot da, und der vorübergehende Landbewohner zerbricht sich Tag für Tag den Kopf über die seltsamen Häuser. Da geschieht eines Tages das längst Erwartete. Die Essen strömen dicken, schwarzen Rauch aus, iu deu Gebäuden zischt, braust und stampft es, aus den großen Butterfässern strömen ganze Wolken von Qualm heraus, und am Abend schlägt aus ihnen eine Flamme empor, so mächtig und so hoch, als sollte das Himmels- gewölbe daran entzündet werden. Wer in die Hütte eintritt, sieht die eisernen Rosse ihre blanken Glieder bewegen und kauu beobachten, wie aus eiuem Loche der Butterfässer eine dicke, goldne Milch fließt, die im Sande verläuft und zuletzt eine graue Eifeumafse bildet. So geht es Tag für Tag zu, und Jahr für Jahr geht dahin. Zuletzt weiß jedes Dorfkind, daß die eisernen Rosse Dampfmaschinen sind, daß die glitzernden Hansen im Hüttenhofe aus Erzen bestehen, daß die gemauerten Butterfässer Hochöfen genannt werden. Die Hochöfen sind gierige Holzfreffer. Täglich treffen Holz- ladungen auf dem Hüttenplatze ein, und der Kiefernwald weicht vor seinen gefährlichen Feinden immer weiter zurück. Da be- ginnt der Holzreichtum zu fchwiudeu, und der Holzmangel steht vor der Tür. Die Gedanken der Betriebsleiter richten sich von selbst aus die Kohle, die schon Graf Reden als Heizmaterial für Dampfmaschinen empfohlen hatte. Von diesem Brennstoff scheinen nicht geringe Mengen im Boden zu ruhen, treten doch einzelne Adern bis dicht au die Oberfläche heran. Nun steigt die Arbeit mit zwei gewaltigen Gehilfen, dem Dampf und dem Pulver, iu die Tiefe hinab, eine „Grube" wächst in der Nähe der Hütte *) Der Name ging dann auf den neuentstandenen Ort über. Nach dem Sohne des Grafen und seiner Gemahlin wurden die größten Teile des Ortes Hugo- und Wandakolonie genannt.

10. Landschaft im oberschlesischen Industriebezirk - S. 8

1907 - Breslau : Priebatsch
8 auf, ein „Schacht" wird abgetäuft, und der ehrsame Bergmanns- stand hält seinen Einzug in die Gegend. Die Dampfventile der Fördermaschinen beginnen zu fauchen, über dem Schacht erhebt sich der Förderturm, das Bergglöcklein ruft die Knappen zur Arbeit, und bald lagern auf dem Grubenhofe lange Reihen von aufgeschütteten Kohlenstücken, die Kohlenhalden. Hatte der Hüttenbetrieb den ausgedehnten Wald beinahe vernichtet, so ging der Bergbau der Landwirtschaft hart zu Leibe. Man merkte wohl anfangs nichts von der Arbeit des Berg- manns, hin und wieder hörte man nur in stiller Kammer ein dumpfes Dröhnen, wenn tief unten ein Sprengschuß entzündet wurde. Aber mit der Zeit gingen an der Oberfläche der Erde erschreckende Veränderungen vor. Mitten in die Felder hinein klafften lange Risse, die sich von Tag zu Tag verbreiterten. Da und dort geriet die Erde iu kreisende Bewegung, senkte sich, und ein tiefer Trichter gähnte dem Wanderer entgegen. Der Landmann floh entsetzt aus der gefährlichen Gegend und über- ließ den Boden sich selbst, der bald einen verwilderten Charakter annahm. Was war da in der Tiefe geschehen? Die abgebauten Strecken waren vom Bergmann verlassen worden, auf dem Gewölbe der hohlen Räume lasteteu mit furchtbarem Druck die oberen Erd- und Gesteinsschichten, bis eines Tages der Druck siegte und die Decke zusammenstürzte. Der Bruch setzte sich bis zur Oberfläche fort, die Brüche folgten dem Bergbau auf dem Fuße, und über Tage entwickelte sich das unheimliche Bruch- feld, dem die Landwirtschaft, Hütten, Häuser, ja sogar ganze Kolonien zum Opfer fielen. Nicht immer stürzten die abgebauten Strecken sofort ein, das „Gebirge" über ihnen hielt trotzig den furchtbaren Druck aus. Durch die in undurchdringlicher Nacht und tiefem Schweigen liegenden Stollen strich die kühle Luft, die an irgend einem Punkte des Bergwerks Zutritt in die Tiefe gefunden hatte. Unter ihrem Hauche beginnt in dem stillen Revier ein sonder- bares Leben. Die Kohlenstänbchen trinken gierig den Sauerstoff der Luft, so gierig, daß sie vor Freude erglühen und ein leises Knistern hören lassen. Immer zahlreicher werden die feurigen Augen, immer stärker wird das Knistern, immer heftiger drängt
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