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1. Deutschlands Kolonieen - S. 12

1889 - Gotha : Behrend
12 Deutschlands Kolonieen. [276 durch übersichtliche Kartenzeichnung auf starkem Papier (letzterem ist der Vorzug zu geben!) der richtigen Auffassung der Schüler zu- Hilfe kommen. Ferner können Abbildungen aus der Tier- und Pflanzenwelt jener Länder, sowie Völkertafeln und — wenn mög- lich — auch landschaftliche Abbildungen sehr wesentliche Dienste leisten. Endlich sei der Lehrer insonderheit darauf bedacht, den Schülern nicht etwa trockenen Notizenkram und leere, unnötige Namenreihen, sondern ein lebenswarmes Bild jener Ländergebiete bei naturwahrer Sachlichkeit zu bieten, bei ihnen lebendiges Jnter- esse zu erwecken und selbstthätiges Denken zu fördern. Allerdings sind diese Forderungen leichter gestellt als durchge- führt. Ein wesentliches Hindernis, welches dem Lehrer bei bestem Willen die Erfüllung derselben erschwert, ja oft unmöglich macht, ist der bisherige Mangel an stofflichem und wissen- schaftlich zuverlässigem Material. Denn obgleich die koloniale Litteratur bereits zu bedeutenden Massen angeschwollen ist, fehlt es doch thatsächlich an einer genügenden Anzahl schulge- mäßer Bearbeitungen jener Schutzgebiete. Die Nachrichten über jene Länder finden sich in größeren Wer- ken, kleineren Broschüren, Zeitschriften und Zeitungen so zerstreute daß eine genaue Verfolgung derselben viel Arbeit, Zeit und Geld- opfer erfordert, was alles dem Lehrer so ohne weiteres nicht zu- gemutet werden kann. Anderseits geben selbst die größeren geo- graphischen Lehrbücher und Leitfäden so wenig über den deutschen Kolonialbesitz, daß da der Lehrer bald mit seiner Weisheit zu Ende ist. Wenn auch einzelne Verfasser von geographischen Charakter- bildern (wie z. B. Buchholz in seinen „Hilfsbüchern zur Belebung des geographischen Unterrichts") die deutschen Besitzungen berück- sichtigen, so bieten diese Einzelbilder doch nicht das in notwendigem Zusammenhange und genügender Vollständigkeit, was zu einer schul- gemäßen Darstellung der geographischen und kolonialen Verhältnisse jener Ländergebiete gehört. Da wäre es ganz gewiß zeitgemäß, daß die einzelnen Lehrer- vereine der schulgemäßen Behandlung des deutschen Kolonialbesitzes näher träten. In jeder Gegend dürften sich wohl einzelne Kollegen finden, welche aus persönlichem Interesse der Kolonialbewegung mehr oder weniger gefolgt sind, oder denen die Benutzung wissen- schaftlicher Werke, zuverlässiger Nachrichten und Abhandlungen dar- über zngebote steht. Wenn diese nun den bisher etwas spröden

2. Deutschlands Kolonieen - S. 15

1889 - Gotha : Behrend
279] Litteratur. 15 Dr. Joh. Baumgarten, „Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil". Eine Rundreise in abgerundeten Naturschilderungen, Sittenscenen und ethnographischen Charakterbildern. Nach den neuesten und besten Quellen für Freunde der geographischen Wissenschaft und der Kolonialbestrebungen, sowie für den höheren Unterricht. Berlin, Dümmlers Verlag. 5 Mk. Dr. O. Finsch (der verdienstvolle Südseeforscher), „Samo afah rten". Reisen in Kaiser Wilhelms-Land und Englisch-Neuguinea in den Jahren 1334 und 1885 an Bord des deutschen Dampfers „ Samoa ". Mit 85 Abbildungen, 6 Kartenskizzen und dem Porträt des Verfassers. 12 Mk. Hierzu ist (einzeln käuflich) von demselben Verfasser erschienen: „Ethnologischer Atlas". Typen aus der Steinzeit Neuguineas in 154 Abbildungen auf 24 lithogr. Tafeln, nach Originalen gezeichnet von O. u. R. Finsch. Mit erklärendem Texte gebunden 16 Mk. Verlag von F. Hirt & Sohn, Leipzig. A. Freiherr v. Hammer st ein, „Der tropische Landbau". An- leitung zur Plantagenwirtschaft und zum Anbau der einzelnen tropischen Kulturgewächse, mit besonderer Rücksicht auf die deutschen Kolonieen. Berlin, Parey. 2 Mk. V. Ring, „Deutsche Kolonialgesellschaften". Betrachtungen und Vorschläge. Berlin, Heimanns Verlag. 3 Mk. Verordnung, betreffend die Rechtsverhältnisse in den Schutzgebieten von Kamerun und Togo. Berlin, Heimanns Verlag. 1,20 Mk. Th. Ch ri st aller (Lehrer in Kamerun), „Fibel für die Volksschulen in Kamerun". 3 Teile in 2 Bändchen. I. Duala. Ii./Tii. Deutsch. Berlin, Heimanns Verlag, a 1 Mk. Dr. Joh. Baum garten, „Die deutschen Kolonieen und die nationalen Jnteress en". Köln, Du Mont-Schauberg. — Ein Vademecum für Freunde und Vertreter der Kolonialbewegung. Zeitschriften: Nachrichten über Kaiser Wilhelms-Land und den Bis- marck-Archipel. Herausgegeben von der Neuguinea-Kom- panie in Berlin. Berlin, Ascher & Komp. ä Heft 2 Mk. Deutsche Kolonialzeitung. Organ der deutschen Kolonialgesellschaft. Berlin, Gustav Mein ecke. Erscheint wöchentlich. Jahrgang 8 Mk. Mitteilungen von Forschungsreisenden und Gelehrten aus den deutschen Schutzgebieten. Mit Benutzung amtlicher Quellen herausgegeben von General-Sekretär Dr. Freiherr v. D anckel- mann. Berlin, Ascher & Komp. ä Heft 1 Mk. Gustav Meinecke, Deutscher Kolonial-Kalender. Berlin 1889. P. Langer- scheidt. 1,50 Mk. Auch in „Petermanns Mitteilungen", „Globus" und anderen geogr. Zeit- schristen werden die deutschen Kolonieen berücksichtigt.

3. Deutschlands Kolonieen - S. 16

1889 - Gotha : Behrend
Ii. Schuf geograpfiijcfte Darlegung des deutschen Kolonialbesitzes. A, Allgemeine Übersicht. 1. Lage. Nennen und Zeigen der deutschen Kolonieen auf der Wand- karte und im Atlas. Ihre Lage in den einzelnen Erdteilen und auf der Erdkugel im allgemeinen. Es ist darauf aufmerksam zu machen, daß mit Ausnahme von Angra Pequena sämtliche Ko- lonieen in der heißen Zone liegen. Sie eignen sich deshalb nicht zu Besiedelungskolonieen deutscher Auswanderer, sondern dienen in erster Linie dem deutschen überseeischen Handel. Infolge der Lage müssen Tier- und Pflanzenwelt tropischen Charakter zeigen. Die einheimische Bevölkerung besteht aus wilden Naturvölkern. Hin- weis darauf, daß in anderen Kolonieen der heißen Zone (z. B. in den englischen) bestimmte tropische Kultur- und Handelspflanzen in großen Plantagen angebaut werden. Folgerungen daraus für die deutschen Kolonieen. Welche Aufgabe der deutschen Mission unter den wilden Völkern zufällt. Was den deutschen Forschern und Gelehrten inbezug auf jene im einzelnen noch unbekannten Gebiete zu thun übrig bleibt. Hinweis darauf, daß in vielen der Kolonial- länder noch die einheimische Sklaverei (Ostafrika :c.) in hoher Blüte steht und bekämpft werden muß. Welche großen Schwierig- fetten sich der deutschen Arbeit in den Kolonieen — namentlich in klimatischer Beziehung — entgegenstellen. Reisewege nach den Kolonieen. Anmerkung: Obige Folgerungen aus der Lage der Ko- lonieen sind namentlich dann schon hier ain Platze, wenn der frühere Unterricht bereits gelegentlich die Kolonieen berücksichtigt hat. Andern- falls sind sie mindestens als Abschluß der Einzelbetrachtungen zu ver- arbeiten.

4. Deutschlands Kolonieen - S. 21

1889 - Gotha : Behrend
285] 21 Nach der Besitzergreifung von Togoland ging die „Möwe" nach Kamerun, wo Nachtigal mit King Bell und anderen Häuptlingen Verträge abschloß, die deutsche Flagge an den wich- tigsten Küstenpunkten und späterhin auch im Landinnern hißte und so das Land für das Deutsche Reich in Besitz nahm. Zwar brach in nächster Zeit ein Aufstand der uneinigen Negerstämme gegen die Deutschen aus, der von den Engländern fleißig geschürt wurde; aber einem deutschen Geschwader gelang es mit leichter Mühe, wieder Ruhe und Frieden im Lande herzustellen und jeglichen Eingriff und Einfluß fremder Nationen zu beseitigen. — (Der verdienstvolle Forscher Nachtigal starb leider im April 1885 an Bord und wurde auf Kap Palmas beerdigt. Ende 1887 wurden seine sterblichen Überreste aber nach Kamerun übergeführt und dort im Garten des Regierungsgebäudes beigesetzt.) c. Deutsch-Ostafrika. Die „Gesellschaft für deutsche Kolonisation" in Berlin sandte 1884 eine Expedition (Dr. Peters, Graf Pfeil, Dr. Jühlke) nach Ostafrika mit dem geheimen Auftrage, dort Länderstrecken zu Kolonisationszwecken zu erwerben. Die Expedition wußte England über Ziel und Zweck ihrer Reise zu täuschen, landete in Sansibar und begab sich durch das Küstengebiet des Sultanats Sansibar nach dem inneren Hochlande. Dort wurden mit 10 unabhängigen Häuptlingen oder Sultanen 12 Verträge abgeschlossen, wodurch dieselben ihre Hoheitsrechte an die Gesellschaft abtraten, welche somit ein Ländergebiet von etwa 2500 Q.-Meilen erwarb. Dies Gebiet wurde bereits zu Beginn des Jahres 1885 unter deutschen Schutz gestellt. Der Schutzbrief lautete: „Kaiserlicher Schutzbrief für die Gesellschaft für deutsche Kolonisation. Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden Deutscher Kaiser, König von Preußen, thun kund und fügen hiermit zu wissen: Nachdem die derzeitigen Vorsitzen- den der Gesellschaft für deutsche Kolonisation, Dr. Karl Peters und Unser Kammerherr Felix Graf Behr-Bandelin, Unfern Schutz für die Gebietser- Werbungen der Gesellschaft in Ostafrika, westlich von dem Reiche des Sultans von Sansibar, außerhalb der Oberhoheit anderer Mächte, nachgesucht und Uns die von besagtem Dr. Karl Peters zunächst mit den Herrschern von Usagara, Ngnru, Useguha und Ukami im November und Dezember v. I. abgeschlossenen Verträge, durch welche ihm diese Gebiete für die deutsche Kolonisationsgesellschaft mit den Rechten der Landeshoheit abgetreten worden sind, mit dem Ansuchen vorgelegt haben, diese Gebiete unter Unsere Ober- Hoheit zu stellen, so bestätigen Wir hiermit, daß Wir diese Oberhoheit an-

5. Deutschlands Kolonieen - S. 23

1889 - Gotha : Behrend
287] Die deutschen Kolonieen in Afrika. 23 „Kaiser Wilhelms-Land und Bismarck-Archipel". Im Jahre 1886 wurden die drei nordwestlichen Inseln der Salomon-Grupp< dem Gebiet der Neuguinea-Kompanie hinzugefügt. — Zu den ferneren Kolonialbesitzungen des Reichs kamen die Admiralitäts-Jnseln, nördlich von Kaiser Wil- Helms-Land gelegen, und im Jahre 1885 die Marschall-Inseln, zu denen auch die Brown- und Providence-Jnseln zu rechnen sind. — Die Karolinen, auf welche Deutschland Anspruch machte, wurden infolge des Karolinenstreites, welcher 1885 durch päpstliche Vermittelung geschlichtet wurde, den Spaniern zugesprochen. Bedeutende Handelsthätigkeit entfaltet Deutschland auf den — ein selbständiges Reich bildenden — Samoa-Jnseln, welche jedoch nicht zum deutschen Kolonialbesitz gehören. Nach vorstehenden Ausführungen kann man den deutschen Kolo- nialbesitz der Verwaltung gemäß folgendermaßen gliedern: 1. Kronkolonieen (staatliche): Togoland, Kamerun und die Marschall-Inseln. Sie stehen unmittelbar, auch in der Verwal- tung, unter dem Reiche. 2. Deutsche Privatkolonieen (kommerzielle): Südwest- asrika, Deutsch-Ostafrika, Kaiser Wilhelms-Land :c. Es sind Ko- lonieen von deutschen Privatgesellschaften unter dem Schutze des Reichs. B, Randeskunde der einzelnen Kolonieen. «t. Die deutschen Kolonieen in Afrika. 1. Togoland. a) Jas Land. a) Lage, Größe. Togoland, die kleinste der deutschen über- seeischen Besitzungen, liegt auf der „Sklavenküstemit diesem Namen bezeichnet man denjenigen Teil von Ober-Guinea, der zwischen den Mündungen des Voltaflusses und des großen Nigir- stromes gelegen ist. Der größte Teil der Sklavenküste ist englisch, und in diesem Gebiete die Stadt Lagos (80 000 Einw.) die größte Stadt von ganz Ober-Guinea. Zwischen diese englischen Besitzungen drängen sich nun: im Innern ein großer Negerstaat, Dahome, südlich davon die französischen Gebiete von Groß-Pöpo und Agwe, und westlich von diesen das deutsche Kü st engebiet Togoland und Klein-Pöpo.

6. Deutschlands Kolonieen - S. 24

1889 - Gotha : Behrend
24 Deutschlands Kolonieen. [288 Die geradlinig ziemlich von Westen nach Osten verlaufende Küste hat eine Länge von etwa 50km, doppelt so weit, als von Berlin nach Potsdam, oder gerade so weit, als von Augsburg nach München, oder von Elbing nach Danzig. Ins Landinnere erstreckt sich das deutsche Gebiet etwa 30 km (manche Geographen nehmen auch das Doppelte an), so daß sich ein Flächeninhalt von der halben Größe von Mecklenburg-Strelitz ergiebt. Auf diesem Gebiete wohnen 40000 Einwohner. b) Bodenverhältnisse und landschaftliches Ge- präge. Das Land läßt drei natürliche Teile unterscheiden: die Küste, die Lagune und das Land innere. Die Küste ist flach und hafenlos, so daß die Schiffe genötigt sind, in offener See mehrere Tausend Meter vom Strande vor Anker zu gehen. Eine bedeutende Brandung, der von Sylt ver- gleichbar, erschwert den Verkehr zwischen Schiff und Land. Dieses selbst zeigt zunächst ein Sandufer, doch nicht nach Dünenart, sondern fest gelagert. Wenige Schritte landeinwärts überzieht diesen festen Sandboden niedriges, dornenreiches Buschwerk, und durch enge, gewundene Negerpfade gelangt man in ein savannen- artiges Gebiet mit hohem, schilfartigem Gras, hohem Busch- werk und Gruppen von Ölpalmen und vereinzelten Affenbrotbäumen. 3 km vom Meere trifft man binnenwärts einen Süßwassersee von beträchtlicher Ausdehnung, das große Hass von Togo, wodurch das Strandgebiet den Charakter einer Nehrung erhält. Solche Haffe oder Lagunen sind auf der Küste von Ober- Guinea nicht selten. In der Regel sind sie sehr seicht, aber von großer Bedeutung für den Binnenhandel, und ihre Wasserflächen stets belebt von den Kähnen der zu Markte fahrenden Eingebornen. So auch die Lagune von Togoland. Ihre Südküste verläuft parallel der Küste des Meeres, während das Haff nach N. zwei seenartige Erweiterungen aufweist, welche über 10—12 km ins Land- innere reichen. Die Ufer sind mit einer 1|—2 km breiten Schilf- und Röhrichtzone eingerahmt. Das ganze Haff hat nur 2—3 m, in der Regenzeit bis zu 15 m Tiefe, so daß die Kähne der Neger meistenteils nicht gerudert, sondern mit langen Stangen gestakt werden. Einen Abfluß zum Meere hat das Haff auf deutschem Ge- biete nicht. Erst bei Groß-Pöpo, wo der tief aus dem Innern kom- mende Agomestrom mündet, öffnet sich das schmale Hass dem Meere. Da es nur sehr geringen Zufluß aufweist, so besteht es der Haupt-

7. Deutschlands Kolonieen - S. 27

1889 - Gotha : Behrend
291] 27 färbe), spärlichen Bartwuchs und gekräuseltes, kurzgetragenes Haupt- haar. Die Kleidung ist bei den Männern ein Lendenschurz, zu welchem bei den Wohlhabenderen eine Art Mantel kommt. Die Frauen tragen ein Tuch, welches rockartig über der Brust zu- sammengehalteu wird und bis zum Knie fällt, die jungen Mädchen und ärmeren Frauen dagegen nur einen Lendengürtel mit kleinem Schurz. Die Kaufleute und „Könige" der Küstenorte tragen europäische Kleidung. — Waffen werden in der Regel im Frieden nur auf Reisen getragen. Die alten Lanzen, Bogen und Pfeile sind — namentlich an den Küstenstrichen — bereits verdrängt durch Feuerwaffen, kurze Schwerter und Bajonette. — Reinlichkeit an Körper und Kleidung zeichnet die Küstenbewohner aus, während im Landinnern die Hautpflege nicht besonders geübt wird, und Ausschläge und Hautkrankheiten hier an der Tagesordnung sind. b) Die Wohnungen sind durchweg viereckig mit Wänden aus Luftziegeln und Giebeldächern aus Schilfgras. Fächer- und Bambuspalmen liefern das Balkenwerk. (Nur die im Innern des Landes gelegene heilige Stadt Groß-Be weist runde Hütten mit Kegeldach auf.) Die Wohnungen schließen sich zu volkreichen Dör- fern und kleinen Städten zusammen, und die Gehöfte sind von einander durch Maisstrohzäune getrennt. In keinem Dorfe fehlen besondere Fetischhäuser, meist offene Hallen oder auch geschlossene, mit zahlreichen Fensterluken versehene Mauerwerke, immer grell bemalt und aufs abenteuerlichste ausgestattet. Ein anderes öfsent- liches Gebäude im Dorfe ist die hochgebaute Gerichtshalle. c) Die Nahrungsquellen der Togoneger sind Feldbau, Fischfang und Handel. Auf Feldstücken von V*-V2 Morgen baut man Mais, Kafsawe, Aams, Erdnüsse, Baumwolle und Bananen. Die Felder sind durch stachlichte Kaktushecken eingehegt. Der Haupthandelsartikel ist das weit aus dem Innern zur Aus- fuhr herbeigebrachte Palmöl und auch Palmkerne. Die Nah- rung besteht überwiegend aus Pflanzenkost. Dazu kommt Fisch- nahruug, während Fleischgenuß nur bei Festlichkeiten üblich ist. Hühner, Schweine und Schafe sind das dabei in Betracht kommende Schlachtvieh. Zu den Haustieren gehört auch der Hund. Eine kleine, aber ausdauernde Pferderasse wird weniger von Eingebornen als vielmehr von Weißen gehalten. Rinder sind sehr selten. d) Die Gesellschaft gliedert sich in Freie und Unfreie, wie bei allen Negervölkern. Letztere nennt man gewöhnlich Sklaven;

8. Deutschlands Kolonieen - S. 29

1889 - Gotha : Behrend
293] Die deutschen Kolonieen in Afrika. 29 Rechtsprechung über Vergehen. (Namentlich ist Diebstahl häufig. Gegen den Verdacht der Hexerei bestehen Gottesurteile, die ge- wohnlich durch Eintauchen des Armes in siedendes Ol vollzogen werden.) e) Die religiösen Vorstellungen der Togoleute sind im ganzen die der benachbarten Ewevölker. Sie glauben an ein hoch- stes Wesen, welches die anderen Götter, die Welt und die Menschen geschaffen hat, sich aber jetzt nicht viel um sie kümmert, sondern jedem Volk seine eigenen Götter gab. Sie klagen den Missionaren wohl, daß den Weißen ein besserer und höherer Gott als ihnen ge- geben sei. Unter ihren Göttern stehen Naturerscheinungen (Donner, Sternschnuppen, Regenbogen) in erster Reihe. Sie stellen sich die unsichtbaren Götter in schauderhaften Götzenbildern dar, mit deren Verfertigung ganze Dorfschaften sich beschäftigen, und die sie an den Straßen, bei den Ackerfeldern und Gärten (vielfach durch kleine Überdachungen liebevoll gegen Regen und Sonnenbrand geschützt) und im Hause aufstellen. In der heiligen Stadt Groß-Be giebt es Scharen von Fetischpriestern und -priesterinnen, letztere zu einem Orden vereint. Zu ihren Prozessionen und dem (sonderbarerweise in europäischer Kleidung und hoch zu Roß dargestellten) Kriegsgott Nji-Kpla wallfahrtet man von weit und breit. Die Fetischmänner stehen aber auch im Verdachte, Gifte mit langsam schleichender Wirkung bereiten zu können. y) Her Handel. Die Sklavenküste hatte noch vor einem Menschenalter traurige Berühmtheit durch den Sklavenhandel, der hier namentlich von Portugiesen sehr schwunghaft betrieben wurde. Nachdem aber 1843 die englische Regierung selbst die Verwaltung der britischen Nieder- lassungen in Ober-Guinea in die Hand genommen hatte, wurde dem Sklavenhandel wirksam entgegentreten, und mit der Abschaf- fung der Sklaverei in Nordamerika zu Beginn der sechziger Jahre hörte er ganz auf. An seiner Stelle entwickelte sich ein Tausch- Handel mit den Eingebornen. Der deutsche Handel in Togoland schließt sich hauptsächlich an vier Küstenorte. Diese sind, von Westen nach Osten genannt, Lome, Bageida, Porto Seguro und Klein-Pöpo. Die beiden ersteren zählen nur etwa 300 Einw., sind aber für den Handel von größerer Bedeutung als Porto Seguro mit 1500 Einw.

9. Deutschlands Kolonieen - S. uncounted

1889 - Gotha : Behrend

10. Deutschlands Kolonieen - S. 31

1889 - Gotha : Behrend
295] Die deutschen Kolonieen in Afrika. 31 Tabak (deutsch)............. 520000 Mk. Manufakturen (meist aus England)....... 687000 „ Eisenwaren (deutsche)........... 40000 „ Parfüms (deutsche, aber auch französische)..... 57000 „ Salz................ 40000 „ Summa 2 944000 Mk. Diese Summe verteilt sich auf die drei Haupthandelsplätze folgender- maßen: Klein-Pöpo........ 1 369000 Mk. Bageida........ 305000 „ Lome......... 1 270000 „ Summa 2 944000 Mk. Mit Berücksichtigung von Porto Seguro würde diese Summe über 3 Millionen betragen. Als bares Geld ist englisches Silber und der amerikanische Dollar im Verkehrsgebrauch, im Landinnern die Kaurimuschel. — Der Verbrauch von Spirituosen ist im Lande selbst nicht von erheblicher Masse, da der weitaus größte Teil durch den Zwischenhandel tief ins Innere Afrikas geschafft wird. Gelingt es, den Binnenhandel in große Verkehrswege zu lenken, welche im Togohaff zusammenlaufen, so dürfte der Handel einen großartigen Aufschwung nehmen. Auch könnte durch regelrechte Anpflanzung und Pflege der in Togoland vorzüglich gedeihenden Olpalme die Ausfuhr erheblich gesteigert werden. An der Spitze der Verwaltung steht ein Kaiserlicher Reichkommissar. 2. Kamerun. a) Äas Land. a) Lage, Größe »Verhältnisse. Wenn man von Westen her in die Meerenge zwischen dem Festlande und der Insel Fer- nando Po einfährt, bietet sich dem Beschauer ein eigenartiger An- blick dar. Zur rechten steigt der Pik von Fernando Po 3600 m. hoch über den Meeresspiegel empor, und zur linken erhebt sich, schroff und steil vom Meeresufer emporstrebend, ein riesiger Berg- kegel, von welchem sich nordwärts eine Reihe kegelförmiger Höhen ins Land zieht. Das ist der 4200 m hohe Mungo ma Loba, der Berg des Donnerers, der Götterberg, unser Kamerun. Die beiden dichtbewaldeten Berge bilden gleichsam ein Riesenportal, eine groß- artige Eingangspforte zum „Herzen Afrikas". Hier, wo die Westküste von Afrika mit ihren nach Westen und Süden verlaufenden Küstenlinien ziemlich einen rechten Winkel bildet, breitet sich um die Bai von Biasra das deutsche Kamerun-
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