1869 -
Leipzig
: Teubner
- Autor: Dietsch, Rudolf
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
Lehrbuch der Geschichte
für
die ober» Klassen der Gymnasien
und
zum Selbststudium.
Von
Rudolf D i e t s ch.
Ersten Bandes erste Abtheilung:
Äie Geschichte des Orients und Griechenlands.
Dritte verbesserte Auflage.
Leipzig,
Druck und Verlag von B. G. T e u b n e r.
1869.
1869 -
Leipzig
: Teubner
- Autor: Dietsch, Rudolf
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
Vorrede.
Glaube ich aus der Notwendigkeit einer neuen Auflage schließen
zu dürfen, daß die befolgten Grundsätze sich einiger Billigung erfreut
haben, so muß ich auch der Beurteilung der Urteilsfähigen überlassen,
in wie weit die zahlreichen Verändruugeu, welche ich bei der neuen
Bearbeitung vorgenommen — fast keine Seite ist ohne solche geblieben
und viele früher nicht angenommene Resultate der Forschung habe ich
nach reiflichster Prüfung jetzt mir aneignen müssen — Anerkennung
finden.
Grimma, am 16. April 1869.
Der Verfasser.
1869 -
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- Autor: Dietsch, Rudolf
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
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Inhaltsangabe.
Einleitung § 1 S- 1 und 2.
Die Urgeschichte § 2— 6 S. 2 — 11.
Die Völker des Orients § 7 — 37 S. 12 -91.
Das Zendvolk § 7 S. 12 — 14.
Die Inder §8-11 S. 14—23.
Die Ägypter § 12 — 14 S. 23 — 37.
Arabien und Syrien § 15 S. 37—40.
Die Phöniker § 16 und 17 S. 40—47.
Die Israeliten § *8 — 25 S. 47 — 61.
Kleinasien § 26 und 27 S. 61 — 68. Die Landschaften der Südküste § 27 A 2—4.
S. 63 f. Kilikien S. 63. Pamphylien, Lykien, Solymer, Jsaurier, Pisidien
S. 63 f. Karien 4 S. 64. B. Die Landschaften der Nordküste. 5. Mysien,
Bithynien, Paphlagonien, Mariandynen, Pontus, Chalyber, Tibarener, Mosy-
nöken, Kolcher, Makronen S. 64 f. C. 6. 7. und 8. Die innern Landschaften
S. 65 — 68. Kappadokien 6 S. 65 f. Phrygien 7 S. 66. Lydien 8 S. 66—68.
Die drei großen asiatischen Reiche § 28 — 32 S. 68—78. Geographische Übersicht
§ 28 S. 68 — 70. Babylonien § 29 S. 71 f. Assyrien § 30 S. 72- 75.
§ 31. Babylons Untergang S. 75 — 77. Die Meder § 32 S. 77 s. Der
. Skytheneinfall 3 S. 78. Das Reich der Perser § 33 — 37 S. 79 — 91. Kyros
§ 33 S. 79 — 83. Kambyses und Pseudosmerdis §34 S. 83 — 85. Dareios I
§ 35 S. 85 — 87. Die Organisation des Reichs § 36 S. 87 — 90. Übersicht
über die Geschichte des Orients § 37 S. 90 f.
Die griechische Geschichte § 38 — 50 S. 91 — 131.
Die Geographie der Donauhalbinsel § 38 S. 91. Die außergriechischen nördlichen
Landschaften § 38 S. 91 — 93. Allgemeine Gliederung Griechenlands und
Küstenverhältnis § 39 S. 93 f. § 40. Gebirge und Flüße Griechenlands
S. 94—97. §41. Klima und Producte S. 97 f. § 42. Die griechischen Land-
schasten. I. Nordgriechenland 1 und 2 S. 98 f. Ii. Mittelgriechenland 1 — 10
S. 99 —101. Iii. Die Peloponnesos 1 — 10 S. 101 —104. §43. Die Inseln
S. 105 —107. § 44. Charakteristik des Landes und Volks S. 108 —110.
Die Anfänge der griechischen Geschichte bis zur dorischen Wandrnng 1004 § 45
und 46 S. 110 — 118.
Die Religion der Griechen § 47 und 48 S. 119 — 129.
Die politischen und socialen Zustände des heroischen Zeitalters § 49 S. 129 —131.
Zweite Periode der griechischen Geschichte von der dorischen Maudrung bis
ans die ersten Anläße zu den Perserkriegen 1104—500. § 50 — 66 S. 131—174.
Die Wandrnngen § 50 S. 131 —133.
Die Folgen der dorischen Wandrnng. A. Die Kolonien § 51 S. 133 —140.
B. Die Folgen der Wandrungen im Mütterlande § 52 S. 140 — 144.
C. Die trennenden Gegensätze § 53 S. 144 — 146.
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Einleitung.
8 i.
1. Allgemeine oder Universalgeschichte ist Darstellung der Ent-
Wicklung, welche das gesamte Meuschengeschlecht durchgemacht hat. Natürlich
hat sich dieselbe auf die Ereignisse und Thatsachen zu beschränken, welche in den
äußern Verhältnissen der Menschheit oder eines größern Teils derselben wesent-
liche Veränderungen hervorgebracht haben, und da immer nur einzelne Völker-
Träger der Kultur und von Einfluß auf weitere Kreise gewesen sind, nur diese
genauer kennen zu lernen, fo daß auch in ihr noch den orientalischen Cultur-
Völkern die Specialgeschichten der Griechen und Römer und dann der germanischen
Völker und insbesondre der Deutschen hervortreten.
2. Ein Ereignis, von dem aus die Jahre, vor- und rückwärts gezählt
werden, nennt man mit einem lateinischen Worte Ära; die Erforschung der von
den einzelnen Völkern angewandten Zeiteinteilungen und Zeitberechnungen und
die Ermittlung, in welche Zeit unsrer jetzigen Rechnung die einzelnen Ereig-
nisse fallen, ist die Aufgabe der Chrouologie.
Die Ereignisse, welche entweder eine neue Gestaltung in den äußern Ver-
Hältnissen oder eine neue Entwicklung in: Geistesleben abgeschlossen oder begon-
neu haben, werden Epochen (ejto%rj, der Anhalt, sodann der Ort eines Him-
melskörpers und die Konstellation, in der hier angenommnen Bedeutung jedoch
von den Griechen nicht gebraucht) und die zwischen ihnen liegenden Zeiträume,
in welchen eine bestimmte Richtung und Gestaltung herscht, sich vorbereitet oder
zerfällt, Perioden genannt.
3. Für den gläubigen Christen, der die Erlösung der Menschheit durch
den Mensch gewordnen Sohn Gottes, Jesum Christum, als den von Gott selbst
geoffenbarten Plan kennt, welchen der Herr Himmels und der Erdeu über die
Menschheit befchloßeu, kann es keine andre Zeitrechnung und Einteilung der
Geschichte geben, als in die Zeit vor und die Zeit nach Christi Geburt.
Die letztere zerfällt durch die Reformation 1517 in zwei Teile.
Anm. Es ist fast unbegreiflich, warum man diese Einteilung, welcher man doch
allgemein in der Zeitrechnung folgt, für die Darstellung der Geschichte ungeeignet findet
und die bisher übliche in die alte Geschichte bis'zum Untergang des West-
römischen Reichs (476 n. Chr.), die mittlere bis zur Entdeckung Amerika's
(1492), die neuere bis zur französischen Revolution (1789) und die neueste
biö zur Gegenwart, vorzieht. In der Zeit von Augustus (30 v. Ehr.) bis zum Unter-
gang des weströmischen Reichs ist zwar der römische Kaiserstaat der Raum, auf welchem
sich die Geschichte bewegt, und die Form, welche sie bestimmt, das äußere Gebäude und
die Kultur an das vom Römertum überkommene angeknüpft, allein jedermann muß
zugestehu 1) daß von dem Beginn der großen Völkerwanderung (375 n. Chr.) an das
römische Reich nicht mehr der" Mittelpunkt ist, sondern alle Bewegungen und Gestal-
tungen von den germanischen Stämmen ansgehn, also jenes Ereignis viel mehr eine
Epoche macht, als die endliche Beseitiguug der schon längst zu eiuem leeren Namen
Dielsch, Lehrbuch der Geschichte. I. Bd. 3. Aufl. 1
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- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
2 Einleitung. — Die Urgeschichte.
gewordnen römischen Herschaft im Westen; 2) daß, wenn auch die Formen beibehalten
und die vorhergegangnen Schöpfungen erhalten und weiter entwickelt werden, das
römische Reich doch durch die Gründung der Alleinherschaft ein wesentlich andres ge-
worden ist und nicht mehr durch die aller Tüchtigkeit verlustig gewordnen Römer,
sondern nur durch die Aufnahme neuer Elemente aus den Provinzialen und den
Deutschen gestützt wird; 3) wie das Christentum sogleich nach seinem Hervortreten
eine so gewaltige Bewegung auf dem geistigen Gebiet hervorbringt, daß das Vorhanden-
fein dieses einen Elements schon allein einen ganz wesentlichen Unterschied von allen
frühern Perioden herausstellt. Es ist demnach nur die Frage zu beantworten, ob
man die Periode nach dem in vollem Auslösuugs- und Veruichtungsproeeß befindlichen
Alten oder nach dem die lebensfähigsten Keime und alle Bedingungen zu ihrer Ent-
Wicklung iu sich tragenden Neuen bezeichnen will. Man kann sie noch nicht zu dem
Mittelalter, das im Grnnde doch dieselben Elemente wie die neuere Zeit, nur in andrer
Form enthält, hinzurechnen, aber immerhin als die Entwicklung betrachten, in welcher
sich das Nene durch Vernichtung des Alten Raum verschafft. Wir erkennen aber die
Weisheit der Vorsehung darin, daß mit dem die innre Umgestaltung bringenden auch
die dazu nötigen äußern Momente eintreten, wie wir später wieder die Entdeckung
der unansgeschloßnen Länder der Erde mit der Reformation der Kirche zeitlich fast
zusanuuenfalleu fehlt.
4. Die Zeit vor Christo oder die alte Geschichte zerfällt in
1) die Urgeschichte der Menschheit,
2) die Zeit von der Gründung geordneter Staaten bis zu Kyros, dem
Gründer des Perserreichs 558, oder dem Beginn des Kampfes
zwischen Orient und Occideut in den Kriegen zwischen Persern und
Griechen 500,
3) die Zeit von Kyros bis zu Alexander dem Großen 336,
4) die Zeit von Alexander dem Großen bis zu Christi Geburt und
zur fast gleichzeitigen Gründung des römischen Kaisertums durch
Augustus (30 v. Chr.).
Die Urgeschichte.
8 2.
1. Von je haben sich die Menschen abgemüht über die Entstehung der
Welt und insbesondre des Erdballs, den wir bewohnen, Aufschluß zu erhalten,
und die ebenso fleißige, wie scharfsinnige, alle Erscheinungen am Himmel, iu
der Lust, aus und unter der Erde umsasseude Naturforschung unsrer Tage hat
manche überraschende Resultate zu Tage gefördert, vou denen man vor kurzer
Zeit keine Ahnung hatte. Die allmähliche Erkaltung der Erdrinde, die fort-
Wärend sich in den vulkanischen Eruptioueu kund gebende Reaction des Erd-
innern gegen die Atmosphäre, die Gesetze der Wirkungen jener mächtigen Kraft,
welche sich als Magnetismus und Elektrieität zeigt, die Verbindung und Treu-
uuug der Stoffe (Chemie), die Lagerung der Gebirgsfchichten und deren Ursachen,
die iu ihnen begrabnen organischen Schöpfungen, die Bilduug und Art der
zahllosen lebendigen Geschöpfe vom größten bis zu dem nur dem bewaffneten
Auge erkenntlichen Jnfnfionsthiere herab und dgl. mehr sind in viel helleres
Licht gesetzt: aber je tiefer man forscht, um so größer wird die Zahl der zu tiesrer
Beobachtung oder Erforschung aufforderudeu Erscheiuuugeu, der ihrer Lösung
harrenden Rätsel, und über die Endursache Aufschluß zu geben ist noch keinem
Menschen gelungen: noch kein auf die Naturforschuug gegründetes Philosophen:
hat dem Geist befriedigendes Licht, dem Herzen bleibenden Trost und Ruhe zu
geben vermocht. Aber beides hat im vollsteu Maße der Glaube an das Wort
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4 Die Urgeschichte.
gegen die von ihm gesetzte Ordnung (Lamech nahm zwei Weiber und gab das
erste Beispiel zur Polygamie, als deren Wirkungen sich allenthalben in der
Geschichte physische und geistige Zerrüttung, Lösung aller heiligen Bande und
gräßliche Herabwürdigung andrer zeigen) immer tiefer, Wärend sie in dem was
dem äußren Leben dient Scharfsinn und Thätigkeit entwickelten. Sie bildeten
Viehzucht und Ackerbau aus, Jabal erbaute zuerst Hütten und Zelte, Jubal
erfand die Musik und Thnbalkain lehrte die Metalle schmelzen und schmieden
und daraus die Werkzeuge zur Erhaltung des Lebens, aber auch zu den
Unthaten schnöder Rachbegier und Feindschaft fertigen.
5. An Abels Stelle wurde von Eva Seth geboren und von diesem stammte
das zweite Geschlecht (Sethiten), welches an Gott und seinen Verheißungen fester
hielt. Henoch führte bei ihnen einen Gottesdienst ein, der zu den Opfern die
Erbauung durch Anrufen und Belehrung hinzufügte. Allein sie vermischten sich
dennoch mit den Kannten und gerieten dadurch in denselben Verfall. Endlich
setzte Gott eiue Frist von 120 Jahren für die Bekehrung zu ihm, die Menschen
ließen sie aber mit einziger Ausnahme des Sethiten Noah und seiner Familie
ungenützt verstreichen.
8 3.
1. Im Jahre 1656 nach Erschaffung der Welt wurde durch eine große
Flut (Sintflut wegen ihrer Allgemeinheit, Sündflut weil sie zur Strafe
verhängt war) die Erdoberfläche bedeckt und alle lebenden Wesen in derselben
begraben. Nur Noah stieg mit den Seinen (im Ganzen 4 Pare, 8 Seelen)
und Paren der Hauptthiergattungen in die nach Gottes Anweisung gebaute
Arche und gelangte nach Verlaufen der Flut auf dem Berg Ära rat im arme-
nischen Hochland wieder auf festen Boden.
Anm. Bei fast allen Völkern haben sich Sagen von einer großen Flut unter
Erhaltung eiues Meuscheupars, vou dem die neue Bevölkerung abstamme, in einer
Weise vorgefunden, oaß man die Erinnrung daran als einen Urbesitz der gesamten
Menschheit und demnach das Factum rvorau sie sich knüpft als ein historisches be-
trachten mußwenn die Ratunorschuug auch die Hebung vieler Gebirge durch
vulkanische Kräfte und verschiedene Periooen in den Resten nmergegangner Pflanzen-
und Thierwelten constatiert hat, — von der die heil. Schrift schweigen konnte, weil sie
nur deu Zweck hat die Osfenbarnngen Gottes am Menschengeschlecht darzulegen — so
hat sie doch auch in den weitverbreiteten Schuttländern (Diluvialboden) die Reste von den
jetzigen ganz verschiedner Thiergattungen aber auch noch jetzt lebender nachgewiesen^), ja
au deu erratischen Blöcken oie Spnren jener gewaltigen Wasserbewegungen und deren Rich-
tungen (im nördlichen Europa vou Nw. u. S.) erkannt. Allerdings aber scheint die
Annahme gerechtfertigt, daß das Menjchengeschlecht zur Zeit jener Flut uur erst über
einen sehr kleinen Teil der Erde, vielleicht nur das jetzige Westasien, verbreitet gewesen sei.
2. Der Ararat, der recht eigentlich in der Mitte der sogenannten alten
Feste liegt, ward die zweite Wiege des Menschengeschlechts. Doch bewies sich
trotz des von Gott mit Noah erneuerten Buudes die Macht der Süude. Nach-
dem die Menschen sich südwärts in die überaus fruchtbaren Ebenen Mesopota-
miens ausgebreitet, beschloßen sie, der Bestimmung sich über die ganze Erde zu
verbreiten zuwider, beisammen zu bleiben und um Verirrung zu verhüten
eineti in den Himmel reichenden Thnrm (der Thurm zu Babel) zu erbauen.
Jedoch die von Gott verhängte Verwirrung der Sprachen schied sie in
Völker und uötigte sie nach allen Richtuugen hin neue Wohnsitze aufzusuchen
und anzubauen.
1) Nachweisnngen bei Diltmar, Gesch. d. Welt I S. 31 f. — 2) A. v. Humboldt,
Kosmos I S. 292
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48 Die Israeliten.
625 F. unter dem Mittelmeer. Seinen Ausfluß hat er in dem 1259 F. unter
dem Niveau des Mittelmeers gelegnen, in seinem dicken salzig bittern Wasser
keinen Fisch und keine Pflanze nährenden, von kahlen und öden Klippen welche
alles lebendige flieht nmgebnen Asphaltsee (das todte Meer). Die
Beschaffenheit des letztern, die Depression des ganzen Thals, die in dasselbe
von den umgebenden Höhn hinablaufenden vulkanischen Lagerungen laßen
keinen Zweifel, daß eine gewaltige Revolution das Einsinken verursacht habe*).
So ist denn das Hochland durch die tiefe Spalte in zwei Teile geschieden. Auf
der Westseite erstreckt sich zunächst dem Libanon die grasreiche Hochebne von
Galiläa nach Süden, von dem Berge Tabor (7000') überragt. Gleicher
Natur ist die mittlere Hochebne Je free l (Esdraelon), von welcher sich der
Karmel westwärts nach dem Meere zieht und auf der die waldreichen Ketten
des Gebirgs von Ephraim sich erheben. Die dritte füdliche Abteilung (Inda
vom Hauptstamm) ist durch Thäler zerrißen mit kahlen, öfters von Höhlen
durchbrochuen Kreidekuppen. Auf der Ostseite des Jordan teilen die Gebirge
Bafan, Gilead und A bar im die Hochfläche in ähnlicher Weise. Auf mäßi-
gem Raum — denn das Land erstreckt sich etwas über 31 M. von Nord nach
Süd, ungefähr 20 v. Ost nach West und enthält nicht viel über 500 Ihm. —
finden sich denn die größten klimatischen Gegensätze vereint. Wärend des Her-
mons Gipfel mit Schnee bedeckt sind, herscht auf den nördlichern Hochebnen
Milde des Himmels, im untern Jordauthal aber, wo die Kreidefelsen die
Strahlen der Tropensonne verstärkt zurückwerfen, glüheude Hitze. Wärend der
Jordan auch im Sommer eine gleichmäßige Wasserfülle behält, tritt zwar in
den andern Landesteilen durch das gänzliche Versiechen der Quellen und den
aus den Wüsten herüberwehenden Glutwind Dürre ein: auch vernichten
Heuschreckenschwärme nicht selten den Pflanzenwuchs: gleichwol bringt das
Land herliche Produete in solcher Menge, daß es eine zahlreiche Bevölkerung
ernährte, zumal der Verkehr mit andern Ländern nicht schwierig war. Ohne
durch die Fordrung nnabläßigen Mühens die freie Regsamkeit des Geistes und
freudige Erhebung des Herzeus zu unterdrücken, wies es doch zu ernster Arbeit
und zum Aufblick auf den Segenspender und Verhüter aller Not hin. Durch
seine Lage zum Ziel des Angriffs sür räuberische Wüstenvölker, zum nnum-
gehbaren Durchgaugspuukt für das Gedränge der Völker und Erobruugszüge
gemacht 2), forderte es den Mut und die Kraft eutschloßner Verteidigung, wärend
es im Fall des Erliegens Zufluchtstätten genug bot um die Ausrottung des
Volks und feiner Eigentümlichkeit zu verhüten. Daß für den friedlichen Verkehr
es ein recht gelegner Mittelpunkt zur Mitteilung und Überliefrung war, ist
eben fo ersichtlich. Rechnet man dazu, daß es fast ganz im Mittelpunkt des
Länderkreises, so weit er im Altertum in die geschichtliche Entwicklung hinein-
gezogen war, lag, so wird man es ganz geeignet zur Wohnstätte finden, welche
Gott dem Volk, von dem aus er alle segnen und begnadigen wollte, verhieß.
8 19.
Nach der Genesis^) zog Tharah, der achte Nachkomme Sems, mit seinem
S. Abraham^) und seinem Enkel (des dritten Sohns Haran S.) Lot von
1) S. v. Humboldt, Kosmos I S. 314. Da sich nach dem ailanitischen Golf
(§ 15, 2) ein Thal hinzieht, so sind viele Geographen der Ansicht, daß in ältester
Zeit der Fluß in denselben gemündet habe, biö sich durch den Untergang des Thales
Siddim (§19, 1) der Asphaltsee gebildet. — 2) Vgl. hierzu Brngsch, Geogr. d. alt.
Äg. Ii 23. — 3) K. 11. — 4) Der Name Hebräer wird davon abgeleitet, daß
Abraham als ein fremder in das Land Kanaan zog. Wir gebrauchen lieber den die
Bedeutung des Volks anzeigenden (s. unten bei Jakob).
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Die Israeliten. 49
Ur Chasdim, welches nur in den chaldäischen Gebirgen Armeniens (Arrapa-
chitis, Arphachsad) gesucht werden kann, nach Haran, das jenseit des Euphrat
in Mesopotamien gelegen haben muß. Auf Gottes Befehl, mit der Verheißung
daß in ihm alle Geschlechter auf Erden gesegnet werden sollten, zog dann um
2000*) Abraham mit Lot über den Enphrat nach dem südlichen Kanaan, wo
sich seine Habe rasch mehrte und er allenthalben den Namen des Herrn predigte^).
Nachdem er wegen einer Theurung eine Zeit lang in Ägypten verweilt hatte,
trennte er sich, da die Gegend für die Zahl der Knechte und die Menge der Habe
zu eng wurde, von Lot, dem er nach deßen Wahl das ganze fruchtbare Jordan-
thal überließ. Als Kedor Laomor, der König von Elam^) mit feinen Ver-
bündeten die Unabhängigkeit erstrebenden Könige des Thals Siddim und der
Umgegend heimgesucht und auch Lot mit feiner ganzen Habe weggeführt hatte,
rettete Abraham mit feinen Knechten nicht allein diesen, sondern auch die übri-
gm'*). Bald darauf aber ward das Thal Siddim mit den lasterhaften Städten
Sodom und Gomorrha durch jenen Untergang, der dem todten Meer den
Ursprung gab, vertilgt und nur Lot gerettet, der dann Stammvater der Moa-
biter und Ammoniter wurde. Trotz des hohen Alters seiner Gattin Sarah
glaubte Abraham doch Gottes Verheißung, daß ihm von ihr ein Sohn werden
würde, und verstieß, als ihm Isaak geboren war, die Ägypterin Hagar mit
ihrem Sohn Jsmael in die Wüste (s. § 15, 2), aber eben so freudig war er
auch bereit Isaak auf Gottes Gebot zu opfern. Diefer, der zweite Patriarch
des auserwählten Volks vererbte die Verheißung nicht auf feinen ältern Sohn,
den Jäger und Krieger Efau, den Stammvater der Edomiter, sondern auf
den jüngern Jakob (Israel von seinem Ringen mit Gott genannt), der oft
von Sünde berückt, aber immer gegen sie ringend, als friedlicher Hirte, aber
auch klug und schlau, seinen Stamm durch 12 Söhne sich mehren fah. In der
Familiengeschichte der drei Patriarchen (Erzväter), welche für nicht historisch
zu halten kein Grund vorliegt, ist die friedliche Einwandrung semitischer Stämme
aus dem nördlichen Babylonien in Kanaan und die südlich und östlich angrenzen-
den Länder enthalten. Ein Stannn, die Hebräer, schied sich durch das Festhalten
an dem einen wahren Gott in strenger Sonderung ab. Die drei Patriarchen
repräsentieren die Grnndeigenschasten des Volks. Der Lieblingssohn Jakobs
Joseph ward von den neidischen Brüdern nach Ägypten verkauft und hier,
nachdem er treuen Gehorsam gegen Gottes Gebot bewiesen, durch die ihm ver-
liehne Gabe der Weissagung zu deu höchsten Ehren5) befördert (um 1800). Er
ward die Veranlaßung, daß sich Jakob mit dem ganzen Stamm nach Ägypten
übersiedelte, wo er Wohnung im Lande Gosen erhielt^). Daß sich hier das
1) Um 1976 nach von Gntschm. Beitr. 27. — 2) Gen. 12, 8. 13, 4. — 3) S.
unten § 23 Iii. — 4) Melchisedek, der König von Salem, ''ein Priester Gottes des
Höchsten' (Gen. 14, 18), der den Abraham segnete und von ihm den Zehnten empfteng,
ist ein Beweis, daß damals auch bei andern semitischen Stämmen noch der wahre
Glaube und Gottesdienst fortbestand. — 5) Daß der Titel, den der Pharao ihm ertheilte,
nach Luther "heimlicher Rat' (Gen. 41, 46), aus altägyptischen Quellen als Amtsname
nachzuweisen ist, hat Brugsch bemerkt I 237. Vgl. Lepsius Chronologie 382. Auch die
übrigen Züge in der Erzählung von Joseph stimmen mit den ägyptischen Institutionen
überein (D. I 3. Aufl. 287 f.). — 6) Nach allen Angaben der heiligen Schrift muß man
die Wandrnng der Israeliten nach Ägypten als unter der Herschaft des Hyksos
(§ 14, 3) erfolgt, annehmen und jedenfalls den Aufenthalt als mindestens einige
Jahrhunderte dauernd (d. heil. Schrift bezeichnet 430 Jahre), weil sonst das Volk nicht
zu mehrern Hunderttausend hätte anwachsen können (D. I S- 292 f.) Zwischen
Abrahams Wanderung nach Kanaan und dem gleichzeitige::,, Vordringen von Kedor
Laomor dahin einer- und dem Einbrechen der Hytsos in Ägypten andrerseits läßt
sich ein historischer Kanfalnerus ahnen. Leichter begreiflich erscheint es, wenn ein
Dietsch, Lehrbuch der Geschichte. I. Bd. 3. Aufl. 4