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1. Theil 1 - S. V

1867 - Breslau : Max
Vorwort zur ersten Auflage, V kindlich und gemüthlich erzählend und ausinalend sein müsse. Die Individualität des Lehrers thut dabei freilich viel; aber jeder Lehrer kann durch Einstreuung einzelner Züge, auch dadurch, daß er so oft wie möglich die handelnden Personen mit ihren eigenen Worten sprechen läßt, daß er die Persön- lichkeit der Hauptperson recht heraushebt, viel Interesse für die Geschichte erwecken; und langweilen sich in seinen Lehr- stunden die Schülerinnen, so ist es gewiß nur seine Schuld. Der Verfasser hat das Vergnügen, daß selbst die kleinsten Mädchen seine Geschichtsstunden gern besuchen. Schwieriger ist die Auswahl Dessen, w a s man Urnen erzählen soll, und der Verfasser gesteht gern, daß er, unge- achtet er seit 18 Jahren bereits Mädchen voll jeden: Alter unterrichtet hat, darin nicht iinmer mit sich einig ist. Daß man ihnen die Geschichte der Kriege möglichst abkürze, sie nicht mit Jahrzahlen überhäufe, sie nicht die Reihen der Königsnamen aller Reiche auswendig lernen lasse, versteht sich wohl von selbst, da ja Alles vermieden werden muß, was einem Mädchen den Anstrich von gelehrter Bildung giebt. Dagegen scheint ihm, daß außer den Hauptbegeben- heiten gute und böse Beispiele, folgenreiche Thatsachen, be- sonders Handlungen merkwürdiger Frauen, herauszuheben sind. Aber so leicht das im Allgemeinen gesagt ist, so schwer ist es, im Einzelnen richtig zu wählen, und es würde jedem Sach- verständigen leicht werden, den Verfasser zu tadeln, daß er diese und jene Thatsache nicht auch erzählt habe. Weniger glaubt er fürchten zu dürfen, daß man Das, was er wirk- lich erzählt hat, als unnütz verwerfen werde. Nur mit vieler Selbstüberwindung hat er manche höchst interessante Begeben- heit weglaffen müssen, weil das Buch soust einen zu großen

2. Theil 1 - S. 9

1867 - Breslau : Max
Inder. 9 darin befindliche Tempel hat 34 Säulen; mehr als die Hälfte davon sind oben mit Elephanten verziert. Zwei andere Tempel geben ihm an Größe wenig nach. Sie haben mehrere Stockwerke übereinander, und unzählige Grotten ziehen sich um sie herum. Hier sieht man eine Menge Treppen, Teiche, freie Plätze, und dies Alles in den harten Felsen gehauen. Auch hier sind die Wände mit ähnlichen Bildwerken bedeckt, auch zum Theil bereits verwit- tert; aber merkwürdig ist, daß hier auch Inschriften in einer durchaus unbekannten Sprache entdeckt worden sind. Die unge- heuere Menge von Grotten unter-, neben- und übereinander beweist, welch eine große Bevölkerung sonst in diesen Felsen gehaust habe, wo jetzt kein menschlicher Fußtritt gehört wird, als etwa der eines neugierigen Reisenden. Die einst so belebten Grotten sind jetzt der Schlupfwinkel von Tigern, und der Verödung und Verwüstung Preis gegeben. Etwa in der Mitte zwischen Bombay und der Maratten- hauptstadt Poona (spr. Puna), bei Carli, ist eine Reihe Felsen- grotten. Die größte davon bildet einen hohen Tempel von 126 Fuß Länge und 64 Fuß Breite. Die hohe gewölbte Decke ruht auf Felsenpfeilern. Die Mauern der Vorhalle sind bedeckt mit Sculpturen und Inschriften unbekannter Art. Man sieht aller- hand Thiere, sonderlich Elephanten, auch menschliche Gestalten und Götzen, von Menschen in betender Stellung umgeben, ab- gebildet. Noch wichtiger sind die berühmten Grotten von Ellore, niitten in Indien, in den Ghatsgebirgen. Hier denke man sich ein Felsengebirge in der Gestalt eines Hufeisens, dessen beide Enden über eine halbe Meile von einander liegen. In diesem Gebirge sind Grotten an Grotten, oft in zwei bis drei Stockwerken über- einander. Manche stehen durch Innere Gänge miteinander in Verbindung, andere sind durch Zwischenräume getrennt. Der größte dieser Felsentempel ist so groß, daß mehrere unserer Haupt- kirchen darin Raum fänden. Alles, was die Baukunst an Größe, Pracht und Verzierungen über der Erde hervorzubringen im Stande ist, sieht man hier unter der Erde: Vorhöfe, Treppen, Brücken, Kapellen, Säulen und Säulengänge, Obelisken, Thier- und Menschenkolosse und fast an allen Wänden erhabene Bild- werke (Reliefs), welche indische Götzen und deren Geschichte dar- stellen. In der Mitte der Grotte steht ein zweiter kleinerer Tempel, der in einem ganzen Felsenstücke, welches man stehen

3. Theil 1 - S. 11

1867 - Breslau : Max
Inder. 11 heftiges Erdbeben in das Meer gestürzt und von diesem begraben worden zu sein; wenigstens liegen weit in das Meer hinein große Felsenblöcke, die einst zu jenen Werken gehörten, und sieben Pa- goden liegen in der Entfernung einer Meile weithin in das Meer hinein. Während die beiden äußersten längst von den Wellen bedeckt sind und nur bei niedriger Ebbe unter dem Wasser wahr- genommen werden können, erheben sich die andern, je näher dein Strande, desto höher aus denl Wasser, und nur die letzte steht ganz auf dem Trockenen, doch so, daß ihr Fuß bei hoher Fluth bespült wird. Welches Volk nun mag diese großen Werke erbaut und be- wohnt haben? — Lauge sind die Meißelschläge verhallt und die Nuderschlüge der Schiffe, die zu dieser großen Handelsstadt hin- eilten; die Ruinen stehen noch, aber keine Kunde von diesem fleißigen, kunstvollen Volke hat unsere Zeit erreicht. Wenn einst eine eben so geraume Zeit nach uns wird vergangen sein — wer- den ähnliche Trümmer auch von unserm Dasein zeugen und den forschenden Reisenden mit dem Staunen erfüllen, mit dem wir jene Riesemnäler betrachten? Von den Indern nun, glaubt man, sei die Cultur zu den andern Völkern Asiens, und auch nach Aegypten übergegangen*); denn man findet in den Religionsbegriffen der alten asiatischen Völker die Mythologie der alten Inder wieder, und es mag selbst der griechischen und römischen Cultur zum Theil indische Weis- heit zu Grunde gelegen haben. Leider kennen wir nur noch sehr wenig von den Schriften, welche die alten Inder übrig gelassen haben. Sie sind nur poetischen Inhalts, und in der Sanscrit- sprache geschrieben, welche erst von wenigen Europäern erlernt worden ist und ihre großen Schwierigkeiten hat, da sie eine der ausgebildetsten und reichsten ist. Sie besteht allein aus 16 Vo- calen und 38 Consonanten und wird jetzt nicht mehr gesprochen. Außer vielen andern Gedichten (Vedas und Puranas) sind noch zwei Heldengedichte darin enthalten, der Ra majar: und Ma ha- ba rata; aber wie herrlich sie seien, können wir nur ahnen aus den wenigen Bruchstücken, welche einige der Sprache kundige Eng- "'6 Zu erwähnen ist hier, daß das Volk der Inder in abgesonderte Stände (Kasten) eingetheilt war; 1. Braminen (Priester). 2. Kschatrijas (Krieger). 3 Baissas (Handwerker, Arbeiter). Die vierte Kaste Sudras, wurden als un- reine und ausgestoßene Menschen angesehen und behandelt, und unter ihnen waren die Parias die allerverachtetsten.

4. Theil 1 - S. 14

1867 - Breslau : Max
14 Alte Geschichte. 1. Periode. Aegypter. Theben. die Beschauer eine unbeschreibliche Wirkung hervor. Man kann diese hohe Götterversammlung, die ernst und stumm dasteht, nicht anders als mit Bewunderung und Ehrfurcht betrachten. Die von den Säulen getragene Decke ist blau, mit goldenen Sternen über- säet, und, wie alle bei den ägyptischen Merthümern vorkommende Farben, so lebhaft und frisch, als wären diese eben erst aufge- tragen. Hinter diesen zwei Höfen kommen nun erst die Säle und Gemächer des Palastes, die aber jetzt meist in Trümmern liegen. Die Mauern sind aus- und inwendig mit einer Masse von Bild- werken bedeckt. Da sieht man Land- und Seeschlachten, in denen die Aegypter ihre Feinde besiegen. Hier steht der König in ko- lossaler Gestalt auf seinem Kriegswagen mit Lanze, Pfeil und Bogen, und wirft die Feinde zu Boden. Dort verfolgt er, wie- der auf dem Wagen stehend, zwei Löwen durch ein Dickicht. Weiter erblickt man ein Seegefecht. Der König steht am Ufer, zu seinen Füßen erschlagene Feinde; er schleudert Wurfspieße in die Haufen derselben. Auf dem Wasser kämpfen zwei Flotten. Genau unterscheidet man die feindlichen Schiffe von denen der Aegypter an ihrer Bauart, an der Tracht und den Waffen der darauf kämpfenden Männer. Schon sind die feindlichen in Ver- wirrung und zum Theil umgestürzt; die Schlacht scheint entschie- den. — Dergleichen Vorstellungen sind hier unzählige. Im Innern des Palastes aber erblickt man Siegesaufzüge. Der König steht auf seinem Wagen; die Rosse, mit schönen Decken geschmückt, werden von seinen Leuten gehalten. Die Kriegsgefangenen wer- den ihm vorgeführt; genau unterscheidet man die buntgestreiften Gewänder. Oder er zieht, von Priestern begleitet, in den Tem- pel des Osiris; oder er wird eingeweiht in die priesterlichen Geheimnisse. Weiterhin findet man eine Ebene, wo man 17 Kolosse theils noch sitzend oder stehend, theils umgestürzt sieht. Einer davon ist die berühmte Memnonssüule, die bei Sonnenaufgang einen wunderbaren Klang von sich gegeben haben soll, und deren Kopf jetzt in London im Britischen Museum aufbewahrt wird. *) Ohne Zweifel dienten sie zur Verzierung eines großen Gebäudes, das aber nun verschwunden ist. Sie sind von solcher Höhe, daß sie, *) Bei näherer Untersuchung dieser kolossalen Bildsäule hat mau kürzlich entdeckt, daß sie inwendig eine Höhlung habe, die wahrscheinlich dazu bestimmt war, den Priester zu verbergen, der jenen glockenähnlichen Klang hervorbrachte.

5. Theil 1 - S. 16

1867 - Breslau : Max
16 Alte Geschichte. 1. Periode. Aegypter. Königsgräber. den Dorfe den Palast von Karnak nennt. Eine lange Doppel- reihe von Löwen mit Widderköpfen führte vom Nil aus zu dem großen Hauptthore, dessen Flügel von Erz waren und sich 60 Fuß hoch erhoben (unsere Stadtthore pflegen nicht über 12 Fuß zu sein). Der darauf folgende Säulenhof ist nur die Vorhalle zu einem gewaltigen Saale, dessen Decke, aus Ungeheuern Granit- blöcken bestehend, von 134 Riesensäulen getragen wird. Jede dieser Säulen ist so stark, daß nur 5—6 Menschen sie zu um- spannen vermögen, der Saal selbst aber so geräumig, daß selbst die große Notredamekirche in Paris darin bequem Raum hätte. „Keine Beschreibung," sagen die Reisenden, welche 1799 diese Trümmer genau untersuchten, „keine Beschreibung vermag die Empfindungen zu schildern, welche diese Wunderanblicke erregen. Von welchen Begebenheiten, welche die Weltgeschichte nicht mehr kennt, von welchen Scenen sind diese Säulen einst Zeugen ge- wesen!" — Dann folgte abermals ein Säulenhof, .und endlich erst eine Menge anderer Säulen und Gemächer, die vermuthlich dem Könige zur Residenz dienten. In jenem Riesensaale mochte er den Gesandten fremder Völker Audienz geben und ihre Tri- bute empfangen. Dies sind nur einige wenige Bruchstücke aus der Beschreibung jener großen Ruinen. Recht merkwürdig sind noch auf der linken Nilseite, etwa eine Stunde vom Flusse, im Innern einer Bergkette, die Gräber der uralten ägyptischen Kö- nige. Sie befinden sich in einem Thale ohne Ausgang, in wel- ches erst durch Menschenhände ein Eingang durchgehauen ist. Es sind etwa 40 solcher Grotten, von denen bis jetzt nur erst 13 geöffnet sind; denn die Zugänge zu den andern sind durch herab- gestürzte Felsenstücke versperrt. Jede besteht aus einer Reihe von Galerien, Kammern und Sälen, von denen einer der Hauptsaal ist. Hier steht auf einer Erhöhung der Sarkophag, der die Ge- beine des Königs enthielt. In sieben Grotten stehn die Sarko- phage noch; meist von doppelter als Menschenlänge, aus rothem Granit. In einer dieser Grotten mußte man erst durch zehn Thore dringen, ehe man zu dem Sarge gelangte. Auch in den Nebenkammern fand man Mumien, so daß also der König hier von Denen, die ihm im Leben nahe waren, umgeben ruhte. Alle Wände sind mit Scnlpturen und Malereien bedeckt, die so frische Farben enthalten, als wenn der Maler erst davon gegangen wäre. — Erst in neuerer Zeit (1817) hat ein unternehmender Reisender (Belzoni) ein solches Grab geöffnet. Er fand 18 Fuß unter der

6. Theil 1 - S. uncounted

1867 - Breslau : Max

7. Theil 1 - S. 20

1867 - Breslau : Max
20 Alte Geschichte. 1. Periode. Äegypter. Meroe. Sesostris. Psammetich. worden. Noch im Jahre 1833 ist ein großer Obelisk (der von Luxor genannt) nach Paris gebracht und dort auf dem Platze Ludwigs Xv. aufgestellt worden. — Von der Geschichte Aegyptens nur Einiges. Die älteste Ge- schichte ist, wie bei allen Völkern, in Fabeln gehüllt, und wo sie aufhört, sichtliche Fabel zu sein, bleibt sie doch noch eine geraume Zeit ungewiß. Die ersten Einwohner sollen aus Mittel-Afrika gekommen, bald aber von andern, die aus Indien übergesetzt waren, bezwungen worden sein. Diese Indier hatten am obern Nil, im heutigen Abessynien, einen Priesterstaat gestiftet. Meroö hieß die Hauptstadt, eine prächtige, große Stadt, ein Mittelpunkt des Handels. Von hier aus scheint das oben beschriebene Theben in Aegypten angelegt worden zu sein. Noch jetzt sieht man be- wunderungswürdige Ruinen vom alten Meroe: Riesengebäude mit Sänlengängen, Pyramiden, tiefe Brunnen, Katakomben (unter- irdische Gemächer) u. s. w. Da, wo in Zeiten, die über unsere Geschichte hinausgehen, Menschen an Menschen sich drängten, Ka- ravanen ankamen und abgingen, und mächtige Könige thronten, — ziehen jetzt Räuberhorden oder schleichen wilde Thiere umher. Ungefähr 13—1400 Jahre vor Christus herrschte in Aegyp- ten ein starker Eroberer, Sesostris, auf den Denkmälern Ra messes genannt, dessen Geschichte mit Fabeln durchwebt ist. Er eroberte ganz Nord-Afrika, Aethiopien und Arabien, durchzog Indien bis jenseit des Ganges, befuhr das mittelländische Meer, und unterwarf sich selbst Klein-Asien und das Land nördlich von Griechenland. Solche Eroberer zählt jede alte Geschichte auf. Ob er allein das Alles verrichtet habe, ist nicht gewiß; vielleicht hat man Einem zugeschrieben, was Viele gethan. Auch soll er die Äegypter in sieben Kasten, d. i. abgesonderte Stünde, eingetheilt haben: 1. Priester, 2. Krieger, 3. Künstler, 4. Schiffer, 5. Dol- metscher, 6. Rinderhirten, 7. Schweinehirten. Keiner durste aus dem Stande heraustreten, in dem er geboren war. Das mußte freilich das schnelle Fortschreiten der Cnltur aufhalten. Nach einer langen Reihe von Königen lebte 650 Jahre vor Christus ein König Psammetich, Er gehörte anfangs zu einer Verbindung von 12^Herrschern, die unter sich Aegypten getheilt und zum Andenken an ihre Herrschaft das große Labyrinth ge- baut hatten (670). Dies ungeheuere Werk lag am Möris-See in Mittel-Aegypten. Es bestand ans 12 großen Palästen, die aber zusanlmenhingen und ein Ganzes ausmachten. Ueber der Erde

8. Theil 1 - S. 22

1867 - Breslau : Max
22 Mte Geschichte. 1. Periode. Israeliten. Phömcier. sich das tobte Meer, in welches der Jordan fällt. Noch zu Abrahams Zeiten war da, wo jetzt der See ist, ein fruchtbares Thal mit mehreren Städten und grünen Triften. Da aber die Einwohner von Sodom und Gomorra ruchlos waren, so ließ Gott, nach der biblischen Erzählung, die Städte und das ganze Thal untergehen. Und wirklich liegt noch ein sichtbarer Fluch des Himmels auf dieser Gegend. Elf Meilen lang zieht sich dieser in seiner Art einzige See hin. Andere Seen stellen das Bild der Lebendigkeit dar, erheitern die Gegend, erleichtern den Verkehr der Menschen, wimmeln von Fischen und andern Wasserthieren, und geben den umwachsenden Bäumen und Gräsern ein frischeres Grün. Hier von Allem das Gegentheil. Kein Fisch, kein Schal- thier, kein Seegewächs gedeiht in seinen Gewässern. Die ringsum sich erhebenden hohen Berge stellen ein grausenerregendes Bild des Todes der Natur dar. Ans ihnen wächst kein Bauln, kein Gras, keine Pflanze. Eine schauerliche Wildniß! Tiefe, senkrechte Abgründe zerreißen die braunen Sandsteinberge. Kein Dorf, ja keine Hütte sieht man an den öden Ufern. Von diesem See des Todes hält sich jeder menschliche Fuß schon seit Jahrhunderten entfernt. Selbst die Einwohner des Landes sprechen mit Bangig- keit von der Wildniß seiner Ufer, die nur selten von dem ein- samen Fuße eines wißbegierigen Reisenden voll Grauen betreten werden. Das Wasser des Sees ist salzhaltig, und nicht selten sieht man, vorzüglich des Morgens, eine dichte Wolke mephitischer Dünste auf seiner Oberfläche liegen. In diesen See fällt der Jordan-Fluß, durch welchen die Israeliten zogen, als sie Jo- sua nach dem gelobten Lande führte und in welchem Jesus von Johannes die Taufe empfing. Die Geschichte dieses merkwürdigen Volkes übergehen wir hier, weil sie allen aus der biblischen Geschichte bekannt sein muß. 5. Phönicier. Gleich über dem Lande der Israeliten lag, auch am mittel- ländischen Meere, Phönicien, von einem thätigen, unternehmen- den, erfinderischen Volke bewohnt. Viele treffliche Erfindungen gingen von den Phöniciern aus. Obenan steht die Schiffsahrt deren Erfindung ihnen wenigstens die Griechen zuschreiben. Ganz natürlich mußte ihr schmales (nur einige Stunden breites) und unfruchtbares Küstenland sie früh aus das Meer Hinweisen. Aber wie unvollkommen mögen die ersten Fahrzeuge gewesen sein! An-

9. Theil 1 - S. uncounted

1867 - Breslau : Max
Lehrbuch der Weltgeschichte für Töchterschulen und zum Privatunterricht Heranwachsender Mädchen von Friedrich Nesselt, Professor in Breslau. Erster Theil. Vierzehnte sorgfältig verbesserte und vermehrte Auflage. 1867. c

10. Theil 1 - S. 26

1867 - Breslau : Max
26 Alte Geschichte. 1. Periode. Assyrer. Niños. Semiramis. Babylon. süchtig und führten häufige Kriege untereinander und mit den benachbarten Reichen. Zu der Zeit, wo Abraham lebte, vielleicht noch früher — man glaubt 2200 Jahre vor Christus, lebte in Assyrien ein wil- der Eroberer, Niños, der große Züge, wie später Sesostris in Aegypten, unternahm, und Babylonien und Medien eroberte. Er erbaute Ninive, eine ungeheuere Stadt. Sie hatte an l2 deutsche Meilen int Umfange; die Mauern waren 100 Fuß hoch und so breit, daß oben drei Wagen nebeneinander fahren konnten. Auf ihnen standen 1500 Thürme, jeder 200 Fuß hoch. Wir würden die Beschreibung von der Größe der Stadt für Fabelei halten, hätten wir nicht in Indien und Aegypten noch. Ruinen übrig, die uns die Möglichkeit solcher Riesenstädte und den Geschmack des Alterthums daran beweisen. Und doch waren von Ninive bis Bor kurzem nur geringe Spuren vorhanden: erst in letzterer Zeit hat ein Engländer Layard durch Ausgrabilng merkwürdige Ueberreste der einst so herrlichen Stadt ans Licht gebracht. Noch berühiilter als Niños ist seine Frau Semiramis, von deren Schönheit und Klugheit die alten Geschichtschreiber nicht genug Rühmens machen können. Sie war so schön, daß sie (nach der Volkserzählung) durchaus die Tochter einer Göttin (Derketo) sein mußte, die sie gleich nach der Geburt ausgesetzt hatte, woraus Tauben sie mit Milch und Käse ernährten. Als Niños sie zu- fällig kennen lernte, beschloß er, sie zu heirathen, und wirklich scheint sie auch eine außerordentliche Frau gewesen zu sein. Nach des Niños Tode bestieg sie selbst den Thron und setzte die Er- oberungen ihres Mannes fort. Sie unternahm Züge nach Aegyp- ten, Aethiopien, Indien, und das Alles mit Ungeheuern Heeren. Am größten erscheint sie aber durch ihre gewaltigen Bauwerke. Sie baute Babylon, oder, was wahrscheinlicher ist, sie baute es aus und verschönerte es. Von den großen hier durch sie errich- teten Anstalten nur Einiges: Babylon wurde in ein regelmäßiges Viereck gebaut, und der Euphrat floß mitten hindurch. Jede Seite der Mauer war über 2 Meilen lang und über 50 unserer Ellen hoch. Oben prangten 250 Thürme; 100 eherne Thore führten in die Stadt, und längs dem Flusse war eine Mauer auf beiden Seiten errichtet, durch welche eben so viele eherne Thore nach dem Wasser hinsührten, wie Straßen auf die Mauer stießen. Die Straßen selbst waren schnurgerade, und durchschnitten sich alle in rechten Winkeln. Ueber den Fluß ließ sie eine Brücke
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