Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Einjährig, enthaltend 36 Geschichtsbilder nebst kulturgeschichtlichen Zusätzen - S. 30

1868 - Berlin : Nicolai
30 3. Heinrich hatte aber noch zwei mächtigere Feinde zu besiegen; das waren die Ungarn und die Wenden. Beide Völker wohnten im Osten Deutschlands, die Wenden nördlich v hinter Elbe und Oder und die Ungarn südlich hinter der mittleren Donau. Den Wenden nahm er im Winter die mit Sümpfen um- gebene Stadt Brannibor (Brandenburg) an der Havel weg, indem er nach einem Nachtfrost über die zugefrorenen Sümpfe ging. Dort gründete er an der Elbe die Markgraf- schaft Nordsachsen, woraus nach und nach der preußische Staat entstanden ist. 4. Gegen die Ungarn hatte er einen schwereren Stand. Sie kamen ans ihren flinken kleinen Pferden wie ein Hagel- wetter herangesaus't. Sie sengten, mordeten und plünderten. Alle Viehheerden trieben sie weg, und ebenso schleppten sie die Menschen, schaarenweise an ihre Pferde gebunden, in die Sklaverei. Ehe sich die deutschen Krieger gesammelt hatten, waren sie auf ihren raschen Pferden davon. Heinrich hatte zufällig einen Häuptling von ihnen gefangen; damit er ihn wieder freigäbe, versprachen sie, Deutschland neun Jahre in Ruhe zu lassen. Nur mußte Heinrich noch einen Tribut bezahlen. 5. In den 9 Jahren rüstete sich der König unermüdlich. Zunächst legte er überall ummauerte Orte oder Burgen an, woraus dann Städte entstanden. Hier sollten die Bauern mit ihren Viehheerden und Weibern und Kindern im Kriege hinein- flüchten. Außerdem setzte er eine Schaar Krieger hinein und von den Landbewohnern immer den neunten Mann. Diese hießen nun Bürger. Den König nannte man aber den Städte- bauer. Zum Zweiten schaffte er ein anderes Heerwesen. Er gab den Kriegern leichtere Waffen. Jeder vermögende Mann mußte zu Pferde kämpfen. Dann stellte er vielfältige Waffenübungen und Waffenspiele an. Dadurch wurde er der Begründer des Ritterthums. 6. Hierauf kündigte er den Ungarn den Frieden, indem er ihnen, als sie den Tribut holen wollten, einen räudigen Hund hinwarf. Nun kamen sie wie ein Heuschreckenschwarm. Ihre verheerende Spur zeigten hellbrennende Feuer von Dörfern und Weilern.

2. Einjährig, enthaltend 36 Geschichtsbilder nebst kulturgeschichtlichen Zusätzen - S. 31

1868 - Berlin : Nicolai
31 Bei Merseburg an der Saale fand i. I. 933 die Schlacht statt, in welcher die Ungarn so geschlagen wurden, daß sie bei Lebzeiten Heinrichs nicht wieder nach Deutschland kamen. So gab dieser gute und große König unserm Deutschland eine Macht, die es zuvor nie gehabt hatte. 1. Otto I. war der Sohn Heinrichs des Städte- bauers. Diesem hatten die Fürsten die Wahl seines Sohnes versprochen. In Aachen fand eine große Fürstenversammlung statt. Dort ließ sich der junge König auf die glänzendste Weise krönen. Bei dem Krönungsmahle bedienten ihn die vornehmsten Herzöge, um ihn zu ehren. 2. Otto war schön, groß und stolz. Seine Gewalt war nicht so milde, wie die seines Vaters. Wie ein Löwe warf er alle seine Feinde nieder. Einige Herzöge wollten ihn nicht anerkennen, aber er überwand sie. 3. Zu der Zeit war der König von Italien von einem Fürsten ermordet worden. Der Mörder nahm darauf die königliche Wittwe Adelheid gefangen, damit sie seinen Sohn heirathete. Da befreite der treue Mönch Martin die Adel- heid, und diese ließ den König Otto um Hilfe bitten. Dem Könige war seine Gemahlin gestorben. Er zog mit einem Heere nach Italien, besiegte den aufrührerischen Fürsten und ließ sich zum Könige von Italien krönen. Dann feierte er seine Vermählung mit der schönen Adelheid. 4. Ueber diese Heirath waren seine Söhne ungehalten. Sie riefen selbst die raubsüchtigen Ungarn in's Land. Diese kamen 100,000 Mann stark bis nach Augsburg an den Lech 955. Hier trafen sie das deutsche Heer unter dem ritterlichen Könige und seinen Söhnen, die ihr Unrecht längst bereuten. Heiß war die Schlacht, die zwei Tage dauerte. Aber zuletzt siegte die Tapferkeit der Deutschen. In wilder Flucht eilten die heidnischen Horden von dannen. Doch die nachjagenden Deutschen holten sie ein und schlugen sie nieder, wenn sie nicht schon im Lech ertrunken waren.

3. Einjährig, enthaltend 36 Geschichtsbilder nebst kulturgeschichtlichen Zusätzen - S. 34

1868 - Berlin : Nicolai
34 Der Streit Heinrichs mit den Sachsen kam ihm gerade recht. Er befahl dem Kaiser, binnen 60 Tagen nach Rom zu kommen und sich zu verantworten. Darauf setzte er ihn ab, that ihn in den Bann und befahl den deutschen Fürsten, einen anderen Kaiser zu wählen. 4. Ueber diese Anmaßung des Papstes war Heinrich außer sich vor Zorn. Nun kam es aber darauf an, was die Fürsten thun würden. Diese verließen ihren Kaiser, und so mußte Heinrich sich demüthigen. Im Winter schlich er sich in Be- gleitung seiner treuen Gemahlin Bertha, die er oft gekränkt hatte, über die Alpen, wo ihm noch obenein seine Feinde auflauerten. 5. Als der Papst von der Ankunft des Kaisers hörte, floh er, weil er glaubte, Heinrich komme mit einem Heere, um ihn zu strafen. Als er aber vernimmt, jener komme als ein Büßender, läßt der übermüthige Papst den Kaiser barfuß drei Tage im Hofe des Schlosses Kanossa 1077 im Bußgewande stehen. Dann muß er fußfällig vor ihm erscheinen. 6. Diese Kränkung erweckte den Mannesmuth des Kaisers wieder. Er kehrte nach Deutschland zurück, wo seine Feinde den Herzog Rudolf von Schwaben zum Gegenkaiser gewählt hatten. Die Treuen im Lande schaarten sich um den Kaiser. Rudolf wurde besiegt und getödtet. Dann zog Heinrich nach Rom und vertrieb Gregor Vii., welcher floh und bald darauf starb. Dennoch hatte der nun alt gewordene Kaiser keine Ruhe. Sein eigner Sohn empörte sich und nahm den Vater gefangen. Er kam zwar los aber überlebte diesen Schmerz nicht lange. Von allen verlassen, starb er in größter Dürftigkeit. Aber weil er im Banne gestorben war, gaben die Päpste erst nach 5 Jahren seine Beerdigung zu. Hätte er sich die Liebe seines Volkes zu erhalten gewußt, dann wäre auch seine Kaisermacht unerschüttert geblieben. I. Der *Bann, mit welchem der Papst feine Mitmenschen belegte, war eine gräßliche Strafe. Ein Gebannter hatte keine Menschenrechte mehr. Niemand durfte ihm ein Obdach gewähren oder mit ihm umgehen. Er durfte kein Gotteshaus besuchen. Fiel er in Krankheit, so mußte er elen- diglich umkommen, weil ihm kein Arzt beistehen durfte. Und wenn er starb, durfte er nicht begraben werden.

4. Einjährig, enthaltend 36 Geschichtsbilder nebst kulturgeschichtlichen Zusätzen - S. 37

1868 - Berlin : Nicolai
37 stand, die ebenso hieß. Aus dieser Burg stammte Friedrich; darum heißt er ein Hohenstaufe. Von seinem langen rothen Bart nannten ihn die Italiener Barbarossa d. h. Rothbart. 2. Zwischen den Schwaben oder Ghibellinen und den Baiern oder Welfen bestand eine Feindschaft wegen der Kai- serwahl. Um diese auszusöhnen, schenkte Friedrich seinem Ju- gendfreunde Heinrich dem Löwen, der schon Sachsen besaß, auch noch Baiern hinzu. Dieses Land war dessen Vater Heinrich dem Stolzen von dem letzten Kaiser wegen Em- pörung genommen worden. 3. In Italien bedrückte das mächtige Mailand, welches durch den Handel mit dem Morgenlande reich geworden war, die Nachbarstädte und verhöhnte des Kaisers Gesandte. Das erste Mal ließ der Kaiser Gnade ergehen, aber als die über- müthige Stadt seiner wiederum spottete, zerstörte er sie von Grund aus. 4. In Deutschland hielt der Kaiser auf Ordnung. Als ein Fürst und 10 Grafen trotz seines Verbotes Krieg miteinan- der führten, ließ er sie zur Strafe eine Meile weit Hunde auf dem Rücken tragen. Darauf zog er den Rhein hinunter, zerstörte die Raub- burgen und ließ die Raubritter hinrichten. Aber in Italien verband sich der mächtige Papst Alexander Iii. mit den lombardischen Städten. Mailand wurde wieder aufgebaut und dem Kaiser, welchen der Papst in den Bann that, zum Trotz erbauten die Italiener die Festung Alexandria. 5. Heinrich d. L. aber versagte dem Kaiser die Heerfolge, obwohl Friedrich bittend ihm zu Füßen fiel. So verlor dieser denn die große Schlacht bei Legnano 1176, worauf er Frieden mit den Städten schloß und sich mit dem Papste versöhnte. Heinrich d. L. wurde nun empfindlich bestraft, aller Länder verlustig erklärt und aus dem Reiche verbannt. Als er darauf fußfällig vor dem mächtigen Rothbart er- fchien, verzieh ihm dieser mit Thränen in den Augen. Er konnte ihm aber nur das Ländchen Braunschweig wiedergeben. 6. Nach diesen Geschichten herrschte Frieden im weiten Reiche.

5. Einjährig, enthaltend 36 Geschichtsbilder nebst kulturgeschichtlichen Zusätzen - S. 38

1868 - Berlin : Nicolai
38 Die ganze Herrlichkeit des deutschen Kaiserreichs wurde dem Volke noch einmal sichtbar, als der Kaiser zu Pfingsten 1184 bei Mainz ein großes Fest gab. Allein 40,000 Ritter hatten sich zum Turniere eingefunden und alle Herzoge, Bi- schöfe und Große des Reiches, sowie Gesandte aus allen Län- dern. Denn des Kaisers Söhne sollten zu Rittern geschlagen werden. Alle diese Mächtigen wurden überstrahlt von dem Einen, dem alten Rothbart und von ihm bewirthet. I. I. 1190 unternahm der Heldengreis noch einen Kreuz- zng. Er kam glücklich bis nach Kleina sien. Hier wollte er eines Tages einen Fluß durchreiten, und dabei ertrank er. I. Die Ritter waren zuerst diejenigen Krieger, welche zu Pferde kämpften. Später wurden sie ein besonderer Stand nämlich der Adel. Ihre Waffen bestanden in Panzer, Helm, Armbrust, Schwert und Lanze. Sie bauten sich feste Schlösser oder Burgen. Es gehörte eine lange Vorübung zum Ritterdienst. Schon in seinem 7. Jahre wurde der Knabe als Page oder Edelknabe zu einem berühmten Ritter in den Dienst gegeben. Mit dem 14. Jahre wurde er Knappe und erhielt Pferd und Waffen. Als solcher mußte er seinen Ritter überall begleiten. Hatte er sich tüchtig gezeigt im Kampf und Uebung, dann wurde er auf einem Feste im 21. Jahre zum Ritter geschlagen. Er mußte in der Kirche vor einem Ritter niederknieen und erhielt drei sanfte Schläge mit dem Schwerte. Dazu mußte er schwören, immer die Wahrheit zu ehren, das Recht zu vertheidigen, Wittwen und Waisen zu beschützen und gegen die Ungläubigen zu kämpfen. Nun konnte er als Ritter an dem Turniere theilnehmen, welches das schönste Fest für alle Ritter war. Es wurde gekämpft in allerlei Waffen- spiel, während die Frauen zusahen. Die Sieger erhielten von der schönsten Edeldame einen „Dank" d. h. einen goldenen Schmuck, kostbare Waffen oder gewappnete Pferde. Ii. Endlich artete das Ritterthum aus. Die Ritter führten viel Krieg mit ihres Gleichen oder mit den Städten. Sie beraubten die Züge der Kaufleute und einzelne Wanderer. An den Flüssen Rhein und Donau bauten sie ihre Burgen, die nun Raubschlösser wurden, um den Schiffern aufzulauern. Als die Hohenstaufen untergegangen waren, war ganz Deutschland in Ritterfehden verwickelt. Es galt das Faustrecht d. h. wer die größte Macht hatte, hatte auch das größte Recht. Erst nach Erfindung des Schießpulvers hörte das Ritterthum auf. Iii. Gegen die Raubritter schlossen die Städte Bündnisse unter einan- der und hielten sich Kriegsvolk, welches ihre Waarenzüge begleitete und gegen die Ritter beschützte. Am berühmtesten ist die Hansa geworden, der Bund, welchen Hamburg, Lübeck, Bremen u. a. schlossen. Die Hansa wurde so mächtig, daß sie mit Königen Krieg führte und sie absetzte.

6. Einjährig, enthaltend 36 Geschichtsbilder nebst kulturgeschichtlichen Zusätzen - S. 40

1868 - Berlin : Nicolai
40 Landenberg schickte eines Tages seinen Knecht zu dem alten braven Melchthal und ließ ihm, weil sein Sohn Arnold ein kleines Vergehen begangen hatte, die beiden besten Ochsen wegnehmen. Dabei ließ er sagen: die Bauern mögen den Pflug selber ziehen. Arnold kam hinzu und schlug den Knecht. Darnach floh er. Laudenberg aber ließ dafür dem Vater Melchthal die Augen aussiechen. 2. Arnold Melchthal kam zu Walther Fürst. Dort- hin kam noch Werner Stauffacher. Jeder dieser drei Männer nahm zehn Freunde mit sich, und in einer Nacht gingen sie auf das Rütli. Das Rütli ist eine kleine Wiese zwischen den Bergen am Vierwaldstädtersec. Hier schwuren die 33 Männer bei dem Sternenschein, sie wollten die Ty- rannen vertreiben, aber kein Blut vergießen. 3. Einer von ihnen, der Wilhelm Tell, ging bald darauf mit seinem Sohne an der Hand über den Markt zu Altorf. Dort hatte Geßler eine Stange aufstecken lassen mit dem kaiserlichen Hute, und Jeder, der vorüber ging, mußte sich vor dem Hute neigen. Tell that dies nicht. Da faßten ihn die Häscher und brachten ihn zu Geßler. Dieser befahl ihm, daß er einen Apfel von dem Haupte seines Sohnes schießen sollte. Der zitternde Vater mußte gehorchen, und er traf den Apfel. 4. Geßler bemerkte noch einen zweiten Pfeil bei Tell. Er fragte, wozu er den habe. Tell antwortete: Er war für dich, wenn ich meinen Sohn getroffen hätte. Da ließ Geßler ihn binden und in einen Kahn werfen, um ihn über den See nach Küß nacht in's Gefängniß zu bringen. Unterwegs aber mußte man Töll losbinden, damit er das Schiff lenke. Er ruderte in die Nähe des Ufers und sprang ans Land. Danach lauerte er dem Geßler im Hohlwege vor Küßuacht auf und erschoß ihn. 5. Landend erg wurde durch List vertrieben. Am Neu- jahrstage 1308 stiegen 20 rüstige Männer mit Lämmern, Ziegen, Kälbern und Hasen zur Burg hinauf, als wollten sie dem Landenberg ein Neujahrsgeschenk machen. Dieser begeg- nete ihnen, als er gerade zur Messe (in die Kirche) ging. Er war freundlich zu ihnen und ließ sie hinaufgehen. Sobald die Männer oben angekommen waren, zogen sie spitze Eisen

7. Einjährig, enthaltend 36 Geschichtsbilder nebst kulturgeschichtlichen Zusätzen - S. 42

1868 - Berlin : Nicolai
42 bemalte Papiermütze, indem sie sprachen: Wir übergeben deine Seele den Teufeln und deinen Leib dem weltlichen Richter, daß er verbrannt werde. Huß erwiderte: Ich aber befehle meine Seele meinem Herrgott. Gegen den Feuertod aber schützt mich der Geleits- brief des Kaisers. Der Kaiser aber und viele Bischöfe, sowie unzähliges Volk waren zugegen. Da erröthete Sigismund vor Schaam, denn er hatte sich von den Geistlichen einreden lassen, daß man einem Ketzer sein Wort nicht zu halten brauche. Nun führte man Huß hinaus vor das Thor und verbrannte ihn auf einem Scheiter- haufen. Seine Asche streute man in den Rhein. 1. Columbus wurde in Genua am Mittelmeer ge- boren. Schon als Knabe kam er auf ein Schiff und machte große Seereisen. Um nicht gemeiner Schiffer ^zu werden, studirte er emsig. Da er sich durch Kenntnisse auszeichnete, nahm ihn ein Schiffshauptmann zum Schwiegersohn. Nach dessen Tode studirte er fleißig dessen hinterlassene Landkarten und Bücher. 2. Zu seiner Zeit suchte man den Seeweg nach dem reichen Ostindien um Afrika zu finden. Nach vielem Nach- denken kam Columbus auf die Idee, daß man auch einen Weg nach Indien finden oder neues Land entdecken müßte, wenn man immer nach Westen führe, da ja die Erde eine Kugel fei. 3. Er arbeitete einen Plan zu einer Fahrt aus und über- reichte ihn seinen Mitbürgern in Genua und darauf dem Könige von Portugal, um Schiffe zu erlangen. Aber man verlachte ihn als einen Schwärmer. Hierauf kam er zum Könige von Spanien. Der übergab den Plan seinen Ministern, welche Geistliche waren. Da war er aber eben so schlecht angekommen. Der eine von den geist- lichen Herren meinte, wenn man soweit fortsegeln wollte, dann müßte man ja den Wasserberg immer tiefer hinunter gleiten, daß man nicht wieder herauf käme. Der andere sagte, wenn dort etwas zu holen wäre, dann hättens die Alten vor uns

8. Einjährig, enthaltend 36 Geschichtsbilder nebst kulturgeschichtlichen Zusätzen - S. 44

1868 - Berlin : Nicolai
44 es sich abschreiben oder abschreiben lassen. Das war lang- wierig und kostspielig. Die wenigsten Menschen konnten schrei- den, höchstens die Geistlichen. Jahrhunderte lang be- schäftigten sich die Mönche in den Klöstern mit dem Abschreiben von Büchern, wobei sie viel Geld verdienten; eine Bibel kostete z. B. 3—400 Thaler und mehr. Wer 2 bis 3 Bücher besaß, mußte schon wohlhabend sein. 2. Die alten Bücher waren meist auf Pergament (ge- gerbte Thierfelle) geschrieben. Endlich erfand man auch unser Papier, welches aus Leinwandlappen bereitet wird. Um Heiligenbilder und Spielkarten schneller herzu- stellen, schnitzte man sie in Holztafeln ein, bestrich diese mit Farbe und druckte sie auf Papier ab. Auf eben diese Weise fertigte man kleinere Bücher, namentlich Schulbücher, an, indem man jede Seite des Buches in eine Holztafel schnitzte und dann abdruckte. 3. Um das Jahr 1440 versuchte Johann Guttenberg in Mainz zuerst das Drucken mit beweglichen Buchsta- den. Er schnitt auf Stäbchen von Buchenholz (daher Buch- staben) einzelne Buchstaben ein, die er zusammensetzen, aus- einandernehmen und wieder znsammensetzen konnte. Weil er arm war, verband er sich mit dem reichen Gold- schmied Faust, der ihm 2000 Gulden lieh. Auch trat noch der Pfarrer Peter Schöffer, der schöne Buchstaben zu formen verstand, in ihren Bund. 4. Als der habsüchtige Faust aber dem Guttenberg alle Künste abgelernt hatte, verlangte er plötzlich seine 2000 Gulden zurück. Diese konnte Guttenberg nicht bezahlen, und so erhielt Faust die ganze Druckerei und alle Geräthschaften durch daö Gericht zugespro.chen. Im Verein mit dem ge- schickten Peter Schöffer, dem er seine Tochter zur Frau gab, druckte Faust nun Bücher. Statt der Holzbuchstaben erfanden sie bald metallene und auch eine gute Druckerschwärze. Die Buchdruckerkunst, wurde anfänglich geheim gehalten, so daß Faust und Schöffer viel Geld verdienten. Aber ihre Gesellen verbreiteten sie bald durch ganz Europa. 5. Ihr an Guttenberg begangenes Unrecht sollte nicht unbestraft bleiben. Bei einer Feuersbrunst verloren sie Haus und Druckerei.

9. Einjährig, enthaltend 36 Geschichtsbilder nebst kulturgeschichtlichen Zusätzen - S. 46

1868 - Berlin : Nicolai
46 Vergebung der Sünden aufmerksam, die Jesus uns erwirkt hat. Ebenso stärkte ihn die Musik in seiner Schwermuth. Als einst der Aufseher über alle Augustinerklöster, Johann von Staupitz, uach Erfurt kam, gewann er Luthern wegen seiner Gelehrsamkeit und Frömmigkeit lieb, befreite ihn von allen niedern Arbeiten und bewirkte sogar, daß er als Professor an die Universität zu Wittenberg (an der Elbe) kam. 2. Luther war in Wittenberg Lehrer der Gottesgelehr- samkeit und zugleich Prediger an der Hofkirche des Kurfürsten von Sachsen. Er blieb auch noch Augustinermöuch und wurde als solcher einst von seinem Orden zum Papst nach Rom ge- sandt, damit er diesen einen Bericht erstattete. Luther erschrak über die Gottlosigkeit der römischen Priester, die das Evan- gelium von Christo als ein Mährchen verlachten. Zu der Zeit baute der Papst Leo X. die größte und schönste Kirche der Welt, die Peterskirche in Rom. Dazu brauchte er viel Geld. Um dieses zu erlangen verkündigte er durch die ganze Christenheit folgende Lehre: Christus und die Heiligen hätten vielmehr gute Werke gethan, als nöthig war. So wäre ein Schatz von guten Werken vorhanden, den der Papst verkaufen könne. Wer seine Sünden los sein wolle, der brauche nur einen Ablaßbrief zu kaufen. 3. Darauf durchzogen Ablaßhäudler alle Länder. Nach Sachsen kam der Ablaßkrämer Tezel, der den Handel am ärgsten trieb. Bei ihm konnte man auch für die Sünden der Todten noch Vergebung kaufen. Sein Versleiu lautete: Sobald das Geld im Kasten klingt, Die Seel' aus dem Fegefeuer in den Himmel springt. Er hatte viel Zulauf von dem abergläubischen Volk. Wenn nun Luther.seine Beichtkinder darauf hinwies, daß sie ihre Sünden bereuen müßten, antworteten sie, daß das nicht noth- wendig sei, da sie sich einen Ablaßbrief gekauft hätten. Da schlug Luther am 31. October 1517 95 Sätze an die Schloßkirche zu Wittenberg, worin er den Ablaß verdammt. Er sprach: Die werden mit ihren Meistern zum Teufel fahren, die da meinen, Vergebung der Sünden könne durch Geld er- langt werden. 4. Diese 95 Sätze verbreiteten sich vermöge der Buch- druckerkunst wie ein Lauffeuer durch ganz Deutschland, und

10. Einjährig, enthaltend 36 Geschichtsbilder nebst kulturgeschichtlichen Zusätzen - S. uncounted

1868 - Berlin : Nicolai
   bis 10 von 88 weiter»  »»
88 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 88 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer