1868 -
Berlin
: Nicolai
- Autor: Gohr, Robert
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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3. Heinrich hatte aber noch zwei mächtigere Feinde zu
besiegen; das waren die Ungarn und die Wenden. Beide
Völker wohnten im Osten Deutschlands, die Wenden nördlich
v hinter Elbe und Oder und die Ungarn südlich hinter der
mittleren Donau.
Den Wenden nahm er im Winter die mit Sümpfen um-
gebene Stadt Brannibor (Brandenburg) an der Havel
weg, indem er nach einem Nachtfrost über die zugefrorenen
Sümpfe ging. Dort gründete er an der Elbe die Markgraf-
schaft Nordsachsen, woraus nach und nach der preußische
Staat entstanden ist.
4. Gegen die Ungarn hatte er einen schwereren Stand.
Sie kamen ans ihren flinken kleinen Pferden wie ein Hagel-
wetter herangesaus't. Sie sengten, mordeten und plünderten.
Alle Viehheerden trieben sie weg, und ebenso schleppten sie
die Menschen, schaarenweise an ihre Pferde gebunden, in die
Sklaverei. Ehe sich die deutschen Krieger gesammelt hatten,
waren sie auf ihren raschen Pferden davon.
Heinrich hatte zufällig einen Häuptling von ihnen gefangen;
damit er ihn wieder freigäbe, versprachen sie, Deutschland neun
Jahre in Ruhe zu lassen. Nur mußte Heinrich noch einen
Tribut bezahlen.
5. In den 9 Jahren rüstete sich der König unermüdlich.
Zunächst legte er überall ummauerte Orte oder Burgen an,
woraus dann Städte entstanden. Hier sollten die Bauern mit
ihren Viehheerden und Weibern und Kindern im Kriege hinein-
flüchten. Außerdem setzte er eine Schaar Krieger hinein und
von den Landbewohnern immer den neunten Mann. Diese
hießen nun Bürger. Den König nannte man aber den Städte-
bauer.
Zum Zweiten schaffte er ein anderes Heerwesen. Er gab
den Kriegern leichtere Waffen. Jeder vermögende Mann mußte
zu Pferde kämpfen. Dann stellte er vielfältige Waffenübungen
und Waffenspiele an. Dadurch wurde er der Begründer des
Ritterthums.
6. Hierauf kündigte er den Ungarn den Frieden, indem
er ihnen, als sie den Tribut holen wollten, einen räudigen
Hund hinwarf.
Nun kamen sie wie ein Heuschreckenschwarm. Ihre verheerende
Spur zeigten hellbrennende Feuer von Dörfern und Weilern.
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Bei Merseburg an der Saale fand i. I. 933 die
Schlacht statt, in welcher die Ungarn so geschlagen wurden,
daß sie bei Lebzeiten Heinrichs nicht wieder nach Deutschland
kamen.
So gab dieser gute und große König unserm Deutschland
eine Macht, die es zuvor nie gehabt hatte.
1. Otto I. war der Sohn Heinrichs des Städte-
bauers. Diesem hatten die Fürsten die Wahl seines Sohnes
versprochen. In Aachen fand eine große Fürstenversammlung
statt. Dort ließ sich der junge König auf die glänzendste Weise
krönen. Bei dem Krönungsmahle bedienten ihn die vornehmsten
Herzöge, um ihn zu ehren.
2. Otto war schön, groß und stolz. Seine Gewalt war
nicht so milde, wie die seines Vaters. Wie ein Löwe warf
er alle seine Feinde nieder. Einige Herzöge wollten ihn nicht
anerkennen, aber er überwand sie.
3. Zu der Zeit war der König von Italien von einem
Fürsten ermordet worden. Der Mörder nahm darauf die
königliche Wittwe Adelheid gefangen, damit sie seinen Sohn
heirathete. Da befreite der treue Mönch Martin die Adel-
heid, und diese ließ den König Otto um Hilfe bitten. Dem
Könige war seine Gemahlin gestorben. Er zog mit einem
Heere nach Italien, besiegte den aufrührerischen Fürsten und
ließ sich zum Könige von Italien krönen. Dann feierte er
seine Vermählung mit der schönen Adelheid.
4. Ueber diese Heirath waren seine Söhne ungehalten.
Sie riefen selbst die raubsüchtigen Ungarn in's Land. Diese
kamen 100,000 Mann stark bis nach Augsburg an den
Lech 955. Hier trafen sie das deutsche Heer unter dem
ritterlichen Könige und seinen Söhnen, die ihr Unrecht längst
bereuten. Heiß war die Schlacht, die zwei Tage dauerte.
Aber zuletzt siegte die Tapferkeit der Deutschen. In wilder
Flucht eilten die heidnischen Horden von dannen. Doch die
nachjagenden Deutschen holten sie ein und schlugen sie nieder,
wenn sie nicht schon im Lech ertrunken waren.
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Der Streit Heinrichs mit den Sachsen kam ihm gerade
recht. Er befahl dem Kaiser, binnen 60 Tagen nach Rom zu
kommen und sich zu verantworten. Darauf setzte er ihn ab,
that ihn in den Bann und befahl den deutschen Fürsten, einen
anderen Kaiser zu wählen.
4. Ueber diese Anmaßung des Papstes war Heinrich außer
sich vor Zorn. Nun kam es aber darauf an, was die Fürsten
thun würden. Diese verließen ihren Kaiser, und so mußte
Heinrich sich demüthigen. Im Winter schlich er sich in Be-
gleitung seiner treuen Gemahlin Bertha, die er oft gekränkt
hatte, über die Alpen, wo ihm noch obenein seine Feinde
auflauerten.
5. Als der Papst von der Ankunft des Kaisers hörte,
floh er, weil er glaubte, Heinrich komme mit einem Heere, um
ihn zu strafen. Als er aber vernimmt, jener komme als ein
Büßender, läßt der übermüthige Papst den Kaiser
barfuß drei Tage im Hofe des Schlosses Kanossa
1077 im Bußgewande stehen. Dann muß er fußfällig
vor ihm erscheinen.
6. Diese Kränkung erweckte den Mannesmuth des Kaisers
wieder. Er kehrte nach Deutschland zurück, wo seine Feinde
den Herzog Rudolf von Schwaben zum Gegenkaiser gewählt
hatten. Die Treuen im Lande schaarten sich um den Kaiser.
Rudolf wurde besiegt und getödtet. Dann zog Heinrich nach
Rom und vertrieb Gregor Vii., welcher floh und bald
darauf starb.
Dennoch hatte der nun alt gewordene Kaiser keine Ruhe.
Sein eigner Sohn empörte sich und nahm den Vater gefangen.
Er kam zwar los aber überlebte diesen Schmerz nicht lange.
Von allen verlassen, starb er in größter Dürftigkeit. Aber
weil er im Banne gestorben war, gaben die Päpste erst nach
5 Jahren seine Beerdigung zu.
Hätte er sich die Liebe seines Volkes zu erhalten gewußt,
dann wäre auch seine Kaisermacht unerschüttert geblieben.
I. Der *Bann, mit welchem der Papst feine Mitmenschen belegte, war
eine gräßliche Strafe. Ein Gebannter hatte keine Menschenrechte mehr.
Niemand durfte ihm ein Obdach gewähren oder mit ihm umgehen. Er
durfte kein Gotteshaus besuchen. Fiel er in Krankheit, so mußte er elen-
diglich umkommen, weil ihm kein Arzt beistehen durfte. Und wenn er
starb, durfte er nicht begraben werden.
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stand, die ebenso hieß. Aus dieser Burg stammte Friedrich;
darum heißt er ein Hohenstaufe. Von seinem langen rothen
Bart nannten ihn die Italiener Barbarossa d. h. Rothbart.
2. Zwischen den Schwaben oder Ghibellinen und den
Baiern oder Welfen bestand eine Feindschaft wegen der Kai-
serwahl. Um diese auszusöhnen, schenkte Friedrich seinem Ju-
gendfreunde Heinrich dem Löwen, der schon Sachsen besaß,
auch noch Baiern hinzu. Dieses Land war dessen Vater
Heinrich dem Stolzen von dem letzten Kaiser wegen Em-
pörung genommen worden.
3. In Italien bedrückte das mächtige Mailand, welches
durch den Handel mit dem Morgenlande reich geworden war,
die Nachbarstädte und verhöhnte des Kaisers Gesandte. Das
erste Mal ließ der Kaiser Gnade ergehen, aber als die über-
müthige Stadt seiner wiederum spottete, zerstörte er sie von
Grund aus.
4. In Deutschland hielt der Kaiser auf Ordnung. Als
ein Fürst und 10 Grafen trotz seines Verbotes Krieg miteinan-
der führten, ließ er sie zur Strafe eine Meile weit Hunde auf
dem Rücken tragen.
Darauf zog er den Rhein hinunter, zerstörte die Raub-
burgen und ließ die Raubritter hinrichten.
Aber in Italien verband sich der mächtige Papst Alexander Iii.
mit den lombardischen Städten. Mailand wurde wieder
aufgebaut und dem Kaiser, welchen der Papst in den
Bann that, zum Trotz erbauten die Italiener die Festung
Alexandria.
5. Heinrich d. L. aber versagte dem Kaiser die Heerfolge,
obwohl Friedrich bittend ihm zu Füßen fiel. So verlor dieser
denn die große Schlacht bei Legnano 1176, worauf er Frieden
mit den Städten schloß und sich mit dem Papste versöhnte.
Heinrich d. L. wurde nun empfindlich bestraft, aller Länder
verlustig erklärt und aus dem Reiche verbannt.
Als er darauf fußfällig vor dem mächtigen Rothbart er-
fchien, verzieh ihm dieser mit Thränen in den Augen. Er
konnte ihm aber nur das Ländchen Braunschweig wiedergeben.
6. Nach diesen Geschichten herrschte Frieden im weiten
Reiche.
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Die ganze Herrlichkeit des deutschen Kaiserreichs wurde
dem Volke noch einmal sichtbar, als der Kaiser zu Pfingsten
1184 bei Mainz ein großes Fest gab. Allein 40,000 Ritter
hatten sich zum Turniere eingefunden und alle Herzoge, Bi-
schöfe und Große des Reiches, sowie Gesandte aus allen Län-
dern. Denn des Kaisers Söhne sollten zu Rittern geschlagen
werden. Alle diese Mächtigen wurden überstrahlt von dem
Einen, dem alten Rothbart und von ihm bewirthet.
I. I. 1190 unternahm der Heldengreis noch einen Kreuz-
zng. Er kam glücklich bis nach Kleina sien. Hier wollte er
eines Tages einen Fluß durchreiten, und dabei ertrank er.
I. Die Ritter waren zuerst diejenigen Krieger, welche zu Pferde
kämpften. Später wurden sie ein besonderer Stand nämlich der Adel.
Ihre Waffen bestanden in Panzer, Helm, Armbrust, Schwert und Lanze.
Sie bauten sich feste Schlösser oder Burgen.
Es gehörte eine lange Vorübung zum Ritterdienst. Schon in seinem
7. Jahre wurde der Knabe als Page oder Edelknabe zu einem berühmten
Ritter in den Dienst gegeben. Mit dem 14. Jahre wurde er Knappe
und erhielt Pferd und Waffen. Als solcher mußte er seinen Ritter überall
begleiten. Hatte er sich tüchtig gezeigt im Kampf und Uebung, dann wurde
er auf einem Feste im 21. Jahre zum Ritter geschlagen. Er mußte in
der Kirche vor einem Ritter niederknieen und erhielt drei sanfte Schläge mit
dem Schwerte. Dazu mußte er schwören, immer die Wahrheit zu ehren,
das Recht zu vertheidigen, Wittwen und Waisen zu beschützen und gegen
die Ungläubigen zu kämpfen.
Nun konnte er als Ritter an dem Turniere theilnehmen, welches das
schönste Fest für alle Ritter war. Es wurde gekämpft in allerlei Waffen-
spiel, während die Frauen zusahen. Die Sieger erhielten von der schönsten
Edeldame einen „Dank" d. h. einen goldenen Schmuck, kostbare Waffen
oder gewappnete Pferde.
Ii. Endlich artete das Ritterthum aus. Die Ritter führten viel Krieg
mit ihres Gleichen oder mit den Städten. Sie beraubten die Züge der
Kaufleute und einzelne Wanderer. An den Flüssen Rhein und Donau bauten
sie ihre Burgen, die nun Raubschlösser wurden, um den Schiffern
aufzulauern.
Als die Hohenstaufen untergegangen waren, war ganz Deutschland in
Ritterfehden verwickelt. Es galt das Faustrecht d. h. wer die größte Macht
hatte, hatte auch das größte Recht.
Erst nach Erfindung des Schießpulvers hörte das Ritterthum auf.
Iii. Gegen die Raubritter schlossen die Städte Bündnisse unter einan-
der und hielten sich Kriegsvolk, welches ihre Waarenzüge begleitete und
gegen die Ritter beschützte. Am berühmtesten ist die Hansa geworden, der
Bund, welchen Hamburg, Lübeck, Bremen u. a. schlossen. Die Hansa
wurde so mächtig, daß sie mit Königen Krieg führte und sie absetzte.
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Landenberg schickte eines Tages seinen Knecht zu dem alten
braven Melchthal und ließ ihm, weil sein Sohn Arnold
ein kleines Vergehen begangen hatte, die beiden besten Ochsen
wegnehmen. Dabei ließ er sagen: die Bauern mögen den
Pflug selber ziehen. Arnold kam hinzu und schlug den Knecht.
Darnach floh er. Laudenberg aber ließ dafür dem Vater
Melchthal die Augen aussiechen.
2. Arnold Melchthal kam zu Walther Fürst. Dort-
hin kam noch Werner Stauffacher. Jeder dieser drei
Männer nahm zehn Freunde mit sich, und in einer Nacht
gingen sie auf das Rütli. Das Rütli ist eine kleine Wiese
zwischen den Bergen am Vierwaldstädtersec. Hier schwuren
die 33 Männer bei dem Sternenschein, sie wollten die Ty-
rannen vertreiben, aber kein Blut vergießen.
3. Einer von ihnen, der Wilhelm Tell, ging bald darauf
mit seinem Sohne an der Hand über den Markt zu Altorf.
Dort hatte Geßler eine Stange aufstecken lassen mit dem
kaiserlichen Hute, und Jeder, der vorüber ging, mußte sich
vor dem Hute neigen. Tell that dies nicht. Da faßten
ihn die Häscher und brachten ihn zu Geßler. Dieser befahl
ihm, daß er einen Apfel von dem Haupte seines Sohnes
schießen sollte. Der zitternde Vater mußte gehorchen, und er
traf den Apfel.
4. Geßler bemerkte noch einen zweiten Pfeil bei Tell.
Er fragte, wozu er den habe. Tell antwortete: Er war
für dich, wenn ich meinen Sohn getroffen hätte. Da ließ
Geßler ihn binden und in einen Kahn werfen, um ihn über
den See nach Küß nacht in's Gefängniß zu bringen.
Unterwegs aber mußte man Töll losbinden, damit er das
Schiff lenke. Er ruderte in die Nähe des Ufers und sprang
ans Land. Danach lauerte er dem Geßler im Hohlwege vor
Küßuacht auf und erschoß ihn.
5. Landend erg wurde durch List vertrieben. Am Neu-
jahrstage 1308 stiegen 20 rüstige Männer mit Lämmern,
Ziegen, Kälbern und Hasen zur Burg hinauf, als wollten sie
dem Landenberg ein Neujahrsgeschenk machen. Dieser begeg-
nete ihnen, als er gerade zur Messe (in die Kirche) ging.
Er war freundlich zu ihnen und ließ sie hinaufgehen. Sobald
die Männer oben angekommen waren, zogen sie spitze Eisen
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bemalte Papiermütze, indem sie sprachen: Wir übergeben deine
Seele den Teufeln und deinen Leib dem weltlichen Richter,
daß er verbrannt werde.
Huß erwiderte: Ich aber befehle meine Seele meinem
Herrgott. Gegen den Feuertod aber schützt mich der Geleits-
brief des Kaisers.
Der Kaiser aber und viele Bischöfe, sowie unzähliges Volk
waren zugegen.
Da erröthete Sigismund vor Schaam, denn er hatte sich
von den Geistlichen einreden lassen, daß man einem Ketzer
sein Wort nicht zu halten brauche. Nun führte man Huß
hinaus vor das Thor und verbrannte ihn auf einem Scheiter-
haufen. Seine Asche streute man in den Rhein.
1. Columbus wurde in Genua am Mittelmeer ge-
boren. Schon als Knabe kam er auf ein Schiff und machte
große Seereisen. Um nicht gemeiner Schiffer ^zu werden,
studirte er emsig. Da er sich durch Kenntnisse auszeichnete,
nahm ihn ein Schiffshauptmann zum Schwiegersohn. Nach
dessen Tode studirte er fleißig dessen hinterlassene Landkarten
und Bücher.
2. Zu seiner Zeit suchte man den Seeweg nach dem
reichen Ostindien um Afrika zu finden. Nach vielem Nach-
denken kam Columbus auf die Idee, daß man auch einen Weg
nach Indien finden oder neues Land entdecken müßte, wenn
man immer nach Westen führe, da ja die Erde eine Kugel fei.
3. Er arbeitete einen Plan zu einer Fahrt aus und über-
reichte ihn seinen Mitbürgern in Genua und darauf dem
Könige von Portugal, um Schiffe zu erlangen. Aber man
verlachte ihn als einen Schwärmer.
Hierauf kam er zum Könige von Spanien. Der übergab
den Plan seinen Ministern, welche Geistliche waren. Da war
er aber eben so schlecht angekommen. Der eine von den geist-
lichen Herren meinte, wenn man soweit fortsegeln wollte, dann
müßte man ja den Wasserberg immer tiefer hinunter gleiten,
daß man nicht wieder herauf käme. Der andere sagte, wenn
dort etwas zu holen wäre, dann hättens die Alten vor uns
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es sich abschreiben oder abschreiben lassen. Das war lang-
wierig und kostspielig. Die wenigsten Menschen konnten schrei-
den, höchstens die Geistlichen. Jahrhunderte lang be-
schäftigten sich die Mönche in den Klöstern mit dem
Abschreiben von Büchern, wobei sie viel Geld verdienten;
eine Bibel kostete z. B. 3—400 Thaler und mehr. Wer 2
bis 3 Bücher besaß, mußte schon wohlhabend sein.
2. Die alten Bücher waren meist auf Pergament (ge-
gerbte Thierfelle) geschrieben. Endlich erfand man auch unser
Papier, welches aus Leinwandlappen bereitet wird.
Um Heiligenbilder und Spielkarten schneller herzu-
stellen, schnitzte man sie in Holztafeln ein, bestrich diese mit
Farbe und druckte sie auf Papier ab. Auf eben diese Weise
fertigte man kleinere Bücher, namentlich Schulbücher, an,
indem man jede Seite des Buches in eine Holztafel schnitzte
und dann abdruckte.
3. Um das Jahr 1440 versuchte Johann Guttenberg in
Mainz zuerst das Drucken mit beweglichen Buchsta-
den. Er schnitt auf Stäbchen von Buchenholz (daher Buch-
staben) einzelne Buchstaben ein, die er zusammensetzen, aus-
einandernehmen und wieder znsammensetzen konnte.
Weil er arm war, verband er sich mit dem reichen Gold-
schmied Faust, der ihm 2000 Gulden lieh. Auch trat noch
der Pfarrer Peter Schöffer, der schöne Buchstaben zu
formen verstand, in ihren Bund.
4. Als der habsüchtige Faust aber dem Guttenberg
alle Künste abgelernt hatte, verlangte er plötzlich seine 2000
Gulden zurück. Diese konnte Guttenberg nicht bezahlen, und
so erhielt Faust die ganze Druckerei und alle Geräthschaften
durch daö Gericht zugespro.chen. Im Verein mit dem ge-
schickten Peter Schöffer, dem er seine Tochter zur Frau
gab, druckte Faust nun Bücher. Statt der Holzbuchstaben
erfanden sie bald metallene und auch eine gute Druckerschwärze.
Die Buchdruckerkunst, wurde anfänglich geheim gehalten,
so daß Faust und Schöffer viel Geld verdienten. Aber ihre
Gesellen verbreiteten sie bald durch ganz Europa.
5. Ihr an Guttenberg begangenes Unrecht sollte nicht
unbestraft bleiben. Bei einer Feuersbrunst verloren sie Haus
und Druckerei.
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Vergebung der Sünden aufmerksam, die Jesus uns erwirkt
hat. Ebenso stärkte ihn die Musik in seiner Schwermuth. Als
einst der Aufseher über alle Augustinerklöster, Johann von
Staupitz, uach Erfurt kam, gewann er Luthern wegen seiner
Gelehrsamkeit und Frömmigkeit lieb, befreite ihn von allen
niedern Arbeiten und bewirkte sogar, daß er als Professor
an die Universität zu Wittenberg (an der Elbe) kam.
2. Luther war in Wittenberg Lehrer der Gottesgelehr-
samkeit und zugleich Prediger an der Hofkirche des Kurfürsten
von Sachsen. Er blieb auch noch Augustinermöuch und wurde
als solcher einst von seinem Orden zum Papst nach Rom ge-
sandt, damit er diesen einen Bericht erstattete. Luther erschrak
über die Gottlosigkeit der römischen Priester, die das Evan-
gelium von Christo als ein Mährchen verlachten.
Zu der Zeit baute der Papst Leo X. die größte und
schönste Kirche der Welt, die Peterskirche in Rom. Dazu
brauchte er viel Geld. Um dieses zu erlangen verkündigte er
durch die ganze Christenheit folgende Lehre: Christus und die
Heiligen hätten vielmehr gute Werke gethan, als nöthig war.
So wäre ein Schatz von guten Werken vorhanden, den der
Papst verkaufen könne. Wer seine Sünden los sein wolle,
der brauche nur einen Ablaßbrief zu kaufen.
3. Darauf durchzogen Ablaßhäudler alle Länder. Nach
Sachsen kam der Ablaßkrämer Tezel, der den Handel am
ärgsten trieb. Bei ihm konnte man auch für die Sünden
der Todten noch Vergebung kaufen. Sein Versleiu lautete:
Sobald das Geld im Kasten klingt,
Die Seel' aus dem Fegefeuer in den Himmel springt.
Er hatte viel Zulauf von dem abergläubischen Volk. Wenn
nun Luther.seine Beichtkinder darauf hinwies, daß sie ihre
Sünden bereuen müßten, antworteten sie, daß das nicht noth-
wendig sei, da sie sich einen Ablaßbrief gekauft hätten.
Da schlug Luther am 31. October 1517 95 Sätze an die
Schloßkirche zu Wittenberg, worin er den Ablaß verdammt.
Er sprach: Die werden mit ihren Meistern zum Teufel fahren,
die da meinen, Vergebung der Sünden könne durch Geld er-
langt werden.
4. Diese 95 Sätze verbreiteten sich vermöge der Buch-
druckerkunst wie ein Lauffeuer durch ganz Deutschland, und
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