1831 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Schacht, Theodor
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
schaft des Herzogs von Orleans (mit dem Cardinal Dübois) für den noch
rninorennen König, wandelte sich die vorige Andächtelei des Hofes in ekelhafte
Sittenlosigkeit. Vornehme Familien folgten dem Beispiel, und die Schriftsteller,
denen der neue Ton wegen der Ungebundenheit gefiel, desgleichen. Vicht blos
in der Dichtkunst, auch in Behandlung wissenschaflicher Gegenstände schlichen sich
Frivolität und Flachheit ein. Fast drohete die ganze französische Literatur nichts-
würdig zu werden. Zum Glück lag in dem Uebel selbst die Möglichkeit seiner
Heilung. Noch war Kraft in der Nation. Die zunehmende launenhafte Wan-
delbarkeit des despotischen Gouvernements ließ Lücken und Oeffnungen genug,
wo Kraft und Verstand sich Bahn machen konnten. Einige bedeutende Köpfe,
Montesquieu zuerst, verglichen Englands Staatsverfassung mit der französi-
schen. Nun begannen die Schriftsteller, vorzüglich Voltaire, die Schwächen
der letzteren, und Uebelstände jeglicher Art mit Geist, Witz und Ironie anzu-
tasten. Es gelang ihnen zur Vertreibung der Jesuiten wesentlich beizu-
tragen. Man kann wohl sagen, daß die edleren Schriftsteller danach strebten,
einen bessern Zustand der Dinge herbei zu führen, während der Hof unbeküm-
mert fortfuhr, Frankreichs Ehre durch schlechtgeführte Kriege (besonders durch
den gegen Friedlich Ii.. wo bei Nosbach 1757 geschlagen wurde) zu schänden,
und Frankreichs Finanzen durch fortgesetzte Verschwendung noch mehr zu Grunde
zu richten. Als Ludwig Xv. starb, belief sich die Schuldenlast auf 4000 M.
Franken, und der neue König Ludwig Xvi hatte bei aller Güte des Herzens
nicht Einsicht und Kraft genug, um der Zerrüttung des Staates auf gefahrlosem
Wege abzuhelfen. Als endlich die Noth drängte und das Defizit in den Finan-
zen durch neue Steuern sollte gedeckt werden, da erklärte das Pariser Parla-
ment : nur die Reichsstände dürften neue Steuer verwil-
ligen. Sogleich verbreitete sich das ungestüme Verlangen darnach, und der
König willigte ein. Die état;« généraux , die seit 1614 nicht versammelt gewe-
sen, wurden auf den 1. Mai 1789 berufen. Mit ihnen begann die Revolu-
tion. Denn da Adel und hoher Clerus nicht gern Steuerfreiheit und andre
Vorrechte verlieren wollten, die sie noch besaßen, so erhub sich der dritte Stand
( tiers état ) gewaltsam. Und da man von Untersuchung des Staatshaushaltes
zur Verbesserung aller sonstigen Gebrechen überging, so stürzte man leider alles
Bestehende ohne Zaudern um. Vergeblich setzten sich verständige Männer, eine
conftitutionelle Monarchie wie m England wollend, dagegen. Re-
publikanische Ideen, schon seit 10 Jahren durch die glückliche nordamerika-
nische Revolution geweckt und genährt, ergriffen die Köpfe. Der Pöbel von
Paris mischte sich ein, und da man noch nicht die Erfahrung gemacht, daß ein
Volk von 25 Millionen Menschen, und vor allen Frankreich, nicht zur Repu-
blik tauge, so ward man von schwärmerischen Begriffen der Freiheit und Gleich-
heit über alle Schranken hinausgerissen. Die besseren Köpfe und Gemüther, die
Anfangs an der Spitze der Revolution standen und zu einem schönen Ziele streb-
ten, sahen sich genöthigt, den wildesten Schreiern zu weichen. Rasende Jakobiner
bemächtigten sich der Herschaft; die sonst feine artige Nation besteckte sich in
heftiger 'Aufregung mit den gräßlichsten Verbrechen. Seit dem 21. Sept. 1792
hieß Frankreich eine Republik, doch im Namen der Freiheit ward die Frei-
heit mit Füßen getreten. Der unglückliche König mußte für die Sünden seiner
Väter büßen; er ward ain 21. Jan. 1793 guillotinirt, und unzählige Menschen
fielen gleich ihm unter dem Mordbeil, bis erst nach 2 Schreckensjahren d. Pöbel-
parthei stürzte, und die Herschaft des Terrorism, die am 10. März sich förmlich
organisirte, am 28. Juli 1794 mit der Hinrichtung Robespierres endigte. Die
Republik, die keine innere Festigkeit gewinnen konnte, wechselte ihre Einrich-
tung, indem sie den 23. Sept 1795 ein Directorium an ihre Spitze stellte.
Ungeachtet des Elends und des unbehaglichen Zustandes, worin sich das
Reich während jener Zeit befand, errangen seine Heere im Kampf mit den
europäischeil Königen Sieg und Ruhm. Die heftige Aufregung im Volke, und
die Unbeschränktheit jedes Einzelnen, sein Talent geltend machen zu können,
brachten ausgezeichnete Köpfe in die Höhe. Unter den jungen Feldherrn der
Republik gewann N a p o l e o n B o n a p a r t e — geb. zu Ajaccio auf Corsika
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Despotism der Kaiser gefügt hatten, erlosch der wissenschaftliche
Eifer bei ihnen, wie bei den unterjochten Griechen. Alles poli-
tische und geistige Leben erstarrte in dem ungeheuren willkührlich
beherrschten Reiche, das zuletzt in ein abendländisches od.
lateinisches und morgenländisches vd. griechisch- by-
z an tisch es sich theilte.
Unterdessen hatte die Vorsehung gesorgt, daß die geistige
Regsamkeit in Europa wieder erwachen und ein neues herrliches
Zeitalter der Kultur, vielleicht für die gesamte Menschheit, herbei-
führen solle. Deshalb war Jesus schon beim Beginn der kaiser-
lichen Despotie in der fernen Provinz Syrien mit seiner einfachen,
der Vernunft durchaus gemäßen, göttlichen Lehre erschienen, die
sich nach und nach zur Erhebung und Tröstung vieler Herzen
durch's weite Reich verbreitete. Weil aber Roms Unterthanen so
sehr erschlafft waren, daß selbst die neue Religion sie nicht auf
neue Wege bürgerlicher und geistiger Thätigkeit zu bringen ver-
mochte, so ward den Völkern deutscher Nation endlich das
Uebergewicht im Kampf verliehen. Die abendländische Römer-
herrschaft brach zusammen, ihre Provinzen wurden Beute der
Deutschen. Mit dem Jahre 476 nach Chr. Geb. hörte die Kaiser-
würde in Italien auf, und jugendliche Staaten bildeten sich in den
latinisirten Ländern; während das östliche od. byzantische Kaiser-
thum mit der Hauptstadt Constantin pel sich noch geraume Zeit
kümmerlich erhielt, ehe es endlich die Beute der Moslems wurde.
Jene gewaltigen Ereignisse erneuerten und verstärkten den
alten Gegensatz zwischen abendländischer od. lateinischer und mor-
genländischer od. griechischer Welt; selbst die Christen schieden
sich dadurch in 2 Kirchen, die ihre Hauptsitze in Konstantinopel
und Rom hatten. Da von Rom aus christliche Lehrsätze und
priesterliche Einrichtungen durch die neuen Staaten allmählig bis
zur Grenze Lapplands, bis zum Seengürtel östlich des baltischen
Meers, überhaupt bis zur Grenze des europäischen Turans sich
verbreiteten, so nahmen um so mehr alle Völker dieses erweiterten
Abendlandes, freilich mehr und weniger, an den Staats-und
Kircheneinrichtungen, am gesellschaftlichen und geistigen Zustande
Theil, der das Mittelalter, ganz verschieden von antiker
Art, auszeichnet. Die Elemente der neuen eigenthümlichen Ent-
wickelung waren also: Christliches Priesterthum, Natur
Schachtes Geografie. 24
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des deutschen Vvlkstammes und spärliche Ueberrcste
römischer Civilisation. Was daraus erwuchs und vor-
züglich im Zeitalter der Kreuzzüge glanzend ward, entbehrte jedoch
die Freiheit des denkenden Geistes und stand in diesem
wichtigen Puncte fortdauernd hinter dem längst vergangenen
schönen Griechenthum zurück; bis auch dieser Mangel endlich ge-
fühlt und ergänzt wurde. Dazu führte erneutes Studium
der alten Literatur und Erfindung der Buchdrucker-
kunst, wodurch rascher als je die Gedanken vorzüglicher Köpfe
sich verbreiteten. Hiemit und mit der Entdeckung noch unbe-
kannter Welttheile neigte sich das Mittelalter zu Ende,
dessen Geschichte man gewöhnlich mit dem Jahr 476 nach Chr.
beginnt und 1519 endet.
Die neuere Zeit, mit harten Kämpfen beginnend, indem
die Abendländer die Fesseln abgelebter Formen und Einrichtungen
des Mittelalters nur mühsam und allmählig abstreiften, machte
zuletzt Riesenfortschritte. Im wissenschaftlichen Gebiete, wie auf
dem Erdboden selbst, erweiterte sich der Gesichtskreis unablässig.
Merkwürdige Erfindungen und Entdeckungen folgten aufeinander.
Der Grundsatz frei forschen zu müssen, ward immer deutlicher,
immer anerkannter, und die Kenntnisse vermehrten sich in's fast
grenzenlose, so daß der Europäer wahrhafter Herr der Erde
wurde, deren sämtliche Meere er befuhr, in deren sämtlichen
Welttheilen er Niederlassungen anlegte und Länder erwarb. Vor
alten zeichneten sich im letzten Jahrhundert Franzosen, Eng-
länder und Deutsche aus, deren Land und Geschichte deshalb
vorzügliche Beachtung verdient. Allein die meisten Nationen Eu-
ropas wirkten auf einander; sie lebten nicht mehr, wie größten-
theils im Mittelalter, voneinander getrennt, vielmehr hatte sich ein
politisches System gebildet, das eins dem andern näherte, so wie
durch Studien und Buchdruckerei die geistigen Schätze jeder Nation
sich den andern leicht mittheilten. Nicht wie im alten Griechen-
land ist jezt die Literatur einer Sprache auf sich beschränkt; sie
wetteifern miteinander. Nicht kann, wie zur persischen, macedo-
nischcn und römischen Zeit, ein einzelnes Volk den Herrn spielen
und andere ungestraft unterdrücken oder eine kolossale, Freiheit und
Kultur tödtendc, Despotie errichten wollen. Das anerkannte
System des Gleichgewichts nimmt die kleineren in Schutz
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und setzt sich der Vergrößerung der mächtigern entgegen. Selbst
das Türkenreich, das 1453 Meister des schlecht regierten byzanti-
nischen (oströmischen) Kaiserstaats geworden, und zuletzt auch die
der griechischen Kirche anhängenden noch halb barbarischen Russen
traten in's politische System Europas ein, obwohl diese (die
Russen) nichts Heilsames bieten, sondern nur etwas lernen konn-
ten; und jenes (das Türkenreich) vermöge seiner moslemischen
Denk - und Lebensart dem Geist des Abendlandes auf andere
Weise entfernt bleibt.
Jetzige Sprachen Europas.
Durch Wandern und Erobern der Völker sind Sprachen ganz
oder zum Theil untergegangen, manche mit einander vermischt,
und neue entstanden. Einige hat man noch wenig oder gar nicht
literarisch gebraucht, andere aber bedeutend ausgebildet. — Vom
rhätischen finden sich nur kleine Bruchstücke in Graubüudtcn,
vom keltischen schon mehr im engl. Wallis, Hochschottland und
Irland, selbst in Bretagne. Das baskische an den Westpyrenäen
ist wahrscheinlich iberisch, und was die Montenegriner im süd-
vstl. Dalmatien reden, illy risch. — Die Sprache der Hellenen
hat sich in neugriechisch umgewandelt. — Die lateinische,
schon in den ersten Iahrhund. des Mittelalters abgestorben, ist
jetzo nur Eigenthum der Gelehrten und der römischen Kirche.
Dagegen sind durch Beimischung fremder (großentheils deutscher)
Wörter und Formen neue Sprachen aus ihr hervorgegangen,
nemlich die der Jtalianer, Portugiesen, Spanier und
Franzosen. Daß vor Alters die Römer auch zwisch. Theiß und
Dniestcr herrschten, wo wenig Griechisches eindrang, bezeugt der
lateinische Hauptgehalt der wallachischeu Sprache. — Die
alt Deutsche ist in mehren Sprachen selbständig ausgebildet,
als deutsch, holländisch, dänisch (mit isländisch) und
schwedisch. Was die Engländer reden, ist halb deutsch, halb
französisch. — Die Sprachen der Polen, Russen, Serwier
und Bosnier, Kroaten und Slawonier, Wenden in Süd-
östreich , C z e ch e n in Böhmen, und H a n a k e n in Mähren sind
slawischen Stammes. In die latinisirte der Wallachen, in die
gracisirtc der Bulgaren, in die illyrisch-griechische der Ar-
uanten od. Albaneser (westl. vom Pindus) hat sich slawisch
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gemischt. Die Türken reden einen tatarischen Dialect, doch
hört man unter den Vornehmen Conftantinopess auch arabisch.
An der Mündung der Donau und in der Krim wohnen tatarische
Nogaier. — Eigenthümlich scheint das lithauische zu sein,
obgleich man behauptet, der Urstamm desselben sei slawisch mit
deutschen Formen. In Ostpreußen vertilgt, wird es noch im
Gebiet des Niemen, also in Lithauen und Schamaitcn, auch
unter den Bauern Kur- und Lieftands gesprochen. — Finnisch
od. tschudisch sind die Finnländer (mit Ausnahme der südwestl.
Küstenbewohner und der Gebildeten, welche schwedisch reden),
viele Efthcn und Liewen, die Lappen, und verschiedene Volkschaf-
ten des östl. Rußlands, von welchen die Wogulen am meisten
uord-, und die Tscheremiffen und Mordwinen am meisten südwärts
(zwischen den mogolischen Baschkiren an der Wolga) Hausen. Ob
ungrisch od. magyarisch mit der finnischen Sprache verwandt
sei, wird noch bezweifelt. — Wir gehen nun zur Uebersicht der
einzelnen Länder und Staaten. —
§. 2. Griechenland und Türkei.
Lage und Gestalt des Ganzen.
Die europäische Türkei, wovon erst in den letzten Jahren der südlichste
Theil als eigner Griecheustaat wieder getrennt ist, grenzt im N. an Rußland,
Siebenbürgen, Ungarn, Slawonien, und im Nw. an Dalmatien. Mit Aus-
nahme des leztern umfaßt es das ganze Land, das von einer zwischen Donau-
mündung und Golf Quarnero gezogenen Linie sich 120 M. weit nach Süden
ins Meer streckt und fast 9000 Qm. enthält. Nordwärts der untern Donau ge-
hören nur Wallachei und Moldau dazu, übrigens läuft die Grenze von dort an
der Donau und Same zu den kroatischen Bergen hin.
Die Küsten, fast ringsum steil, haben unzählige Buchten neben Zungen und
Halbinseln. Die wichtigsten Buchten, im W. : Bai von Aulona, wo
das acroceraunische Cap an der Enge von Otranto, die vom adriat. ins ionische
M. führt. Bai v. Arta, ebm. Ambracia, wo C. Actium. Golf v. Patras
und Leponto, ehm. v. Korinth. Im O. :'Golf v. Athen u. Aegina (ehm.
saronischer Busen), der vom vorigen durch den Isthmus od. Enge v. Korinth ge-
trennt ist. Bai v. Zeituni (woran ehm. Thermopylä) am Nordende der Ins.
Euböa ob. Negroponte; und westl. davon die Bai v. Dolo (Iolkos, Pagasä).
Im Nw. des Archipels'die Golfe v. Salonichi (Thessalonich, ehm. Therma)
und vom Fluß Strymon. — Die lezteren gestalten die Halb in sel Chal
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obice mit 3 Zungen, deren östliche im 4000' höh. Athos ob. Monte Saià
endet. Die Busen v. Aegina u. Korinth machen den Peloponnes (j. Mo
rea) zur Halbinsel. Außer diesen merken wirs die attische Landzunge»
die stch ins Cap Su ni um (jezt Colonna) zuspitzt, und "den thracischerr
Chersones (Zunge von Gallipoli) am Hellesponr.
Quer durch die Nordhälfte lagert Ketten - und Rückengebirg, dessen Theils
sind: in der Mitte Skardus (Skar Dagh) mit 9000' höh. Orbelus od. Ma*
cedo ni sch es Hochland, östl. davon der waldige doch kaum 3 bis 4660' hohe
Hamus od. Balkan, und Nw. illyrisch dalmatische od. dinarische Kalk»
berge mit dem 7000' hohe Dinari zwisch. Bosnien u. Dalmatien. Dom mac.
Hochlande streicht So. der Deöpoto od. Rhodope bis nordöstl. der Insel
Thasus zur Archipels-Küste; grad nach S. aber der an manchen Gipfeln 7000*
hohe Pindus (Mezzowo d. h. Geb. der Mitte), von welchem gen O. die kam»
bunische mit dem 6120' hoben Olymp endende Kette und gen W. eine andre
zum Cap Linguetta od. Acroceraunium zieht; doch andres Gebirg noch
verzweigt sich vom Pindus, wodurch an der Bai v. Zeituni der Oeta iwtb im
S. der Parnass, Helikon u. Citharon nah am Isthmus gebildet werden.
Durch den Zsthmus setzen sich die Höhen in den Peloponnes fort, wo sie zum
7200' hohen Kyllene (jezt Zaria) aufsteigen lind das arkadische Bergland mil
Hochebenen v. 2000' bilden, von wo der 7400' hohe wild zerrissene Taygetvs
gen S. zum C. Tanarium (jezt Matapan) abstreicht. —
Große Ebenen gibt es nur an der untern Donau, nemkich das Tief-
land der Wallachei und Moldau, wahrend südlich die Bulgarei schon
gehügelt gegen den Balkan aufsteigt. Kleinere Flachländer sind: die Hoch-
ebene v. Cosso w a in Cervien, am nördl. Fuße deö Skardus, das Znners
Thraziens oder Rumili's, zw. Balkan u. Despoto, vom Hebrus (j. Maritza>
durchflossen; die ma cedo nischen Tiefebenen vorm strymon. und vor dem
salonich. Golf, wo Strymon u. Atius (j. Bardar) münden; die thessa-
li sche n am Peneius, welcher durch das Thal Tempe zw. Olymp und Ossr
seinen Ausweg in den Archipel nimmt; u. a. von geringerem Umfang. Zu der,
ebengenannten Flüssen gehören noch: Dr ina, Morawa, Aiuta u. Pruth
(dieser als Grenze v. Rußland) allzumal im Douaugebiet, ferner: der Euro-
tas im Peloponnes.
Die Thäler sind reich an allen Früchten eines Klimas, dessen Milde
man schon daraus abnehmen kann, daß in Constantinopel selten die Winterkälte
2 bis 3° unter Null sinkt. Rauher ist freilich die Nordseite des macedonschem
Hochlands und des Hamus; auf dem Olymp dagegen, auf Pindus, Parnass u.
den arkadischen Bergplatten zeigt sich der Winter gar mäßig und in den Thal-
ungen daneben herscht beinah ewiger Frühling. Die Fruchtbarkeit der macedoni-
schen Ebenen, wo Baumwolle vorzüglich gedeiht, ist sprüchwörtlich geworden,
denn die Insel Sizilien muß ihnen nachstehen. Fast überall hat die Natur den
Boden gesegnet, so daß er, trotz der Nachlässigkeit, womit die jetzigen Bewohner
ihn größtentheils behandeln, doch mannigfaltige Producte in Fülle hervorbringt
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halb unweit Neuikky das Boulogncr Gehölz. Nördlich vom Montmartre geht
man nach der Abtei St. Denys, wo die Gräber der franz. Könige. Die-
königl. Schlösser außerhalb der Stadt sind nach Sw. St. Cloud u. Ver-
sailles (3 Lienes von Paris), woneben noch die Schlösser v. Tria non,
und auf derselben Straße noch 7 Lieues weiter R a in bouille t. Schloss
Marly liegt bei St. Germain unterhalb der Oisemündung, und noch weiter
unterhalb Malmaison; an der Seine aufwärts aber Fontainebleau,
13 Lieues entfernt. Außerdem ist zu merken 10 Stunden nördl. von St. Denys
das Schloß zu Compiegne; ferner die Kriegsschulen rin Schloß St. Cyv
(Dep. Seine u. Oise) und Lafleche am Loir, D-ep. der Sarthe. —
Lyon, Dep. Rhone, 145000 E. Ansehnlichste Stadt nächst Paris, in schöner
Gegend zwischen Gärten und Landhäusern, reiche Fabrikstadt, seit mehr als 100
Zähren ein Hauptsitz der Seidenmanufacturen. Man verarbeitet jährlich für 130
Mill. Frks. an Werth. — Marseille 115000 E. am Mittelmeer, Dep. Rhone-
mündung. Es ist von nackten Höhen voll blendend weißer Landhäuser umgeben.
Die Oliven- und Mandelbäume umher erfreuen keiir deutsches an frisches Baum-
grün gewöhntes Auge, besonders im heißen dürren Sommer. —> Bordeaux
93000 E. Dep. der Gironde. Zn großer Ebene an der untern Garonne,
worüber eine steinerne Brücke von 1700' Länge führt. Porzügliä)e Handel-
geschäfte mit Wein und Branntwein. Eüdl. von Bordeaux reist man landein-
wärts zu den Berggegenden der Pyrenäen; nahe dem Meer aber kommt man
in die ausgedehnten Sandflächen des Dep. der Haiden («.les landes), ehe man
am untern Adour wieder lachende Fluren findet. — Rouen an der untern
Seine, mit mehr als 90000 E., in besonders reizender hüglichter und frucht-
barer Gegend. Gewerhtbätigkeit und Handel groß. Denkmal der Zungfrau
von Orleans, die hier 1431 verbrannt wurde. — N an t e s an der untern
Loire, nördl. der Vendes, 71000 E, — Lille od. Ryssel in franz. Flandern,
Dep. du Nord. 60000 E. Starke Festung. — Toulouse, auch 60000, an
der Garonne, wo der Languedoc' Canal (canal dn midi) beginnt. — Stras-
burg, Hptst. im Elsaß, wo Jll in den Rhein mündet. 49000 E- Der Mün-
sterthurm, Meisterwerk deutscher Baukunst des 13. Zahrhdts., 437 pariser Fuß
hoch. Dep. Niederrhein. — Metz 45000 E. Starke Festung an der Mosel,
— Amiens 41000, an der Somme, mit einer der schönsten Kirchen, die
mit denen zu Rheims, Chartres und Toul sich messen kann. — Orleans
40000 E., in ziemlich reizloser Gegend an der Loire, Dep. des Loiret. Statue
der Jungfrau v. Orleans, welche 1429 die Stadt rettete. — Rheims 38000 E.
Dep. der Marne. Königliche Krönungsstadt. — N i m e s 38000 E. Dep.
Gard im untern Rhonegebiet. Römische Alterthümer, vorzüglich ein wohl er-
haltenes Amfitheater. — Caen (spr. Kang) 38000 E. Dep. Calvados in
Normandie. — Montpellier, südl. des Lozeregebirgs im Dep. Hérault,
35000 E. Sehr gesundes Klima. — Toulon, Dep. Var, Clermont,
nahe dem Piiy de Dome, Rennes in Bretagne, Dep. Zle u. Vilaine, Havre
mit lebhaftestem Seehandel und großen Schiffswerften, fortwährend sich vergrist
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ser hat. Der ehm See Kopais gleicht jetzo nur einem halbgetrockneten Sumpfe.
Die Ebenen Böotiens waren reich an Getreide, doch der Sinn der Bewohner
durch neblichtere Lust weniger leicht und heiter als bei andern Griechen. The-
den, Heimath des Dichters Pindar und des edeln Helden Epaminondas, war
die berühmt. Stadt; Platea, Leuctrau. Chäronea sind als Schlachte
felder bekannt. Nördl. von Böotien wohnten L o k r i e r bis zum Oeta, zwisch.
welchem Gebirg und dem maliakischen Golf der Pass von Thermopylä, so
schmal, daß an 2 Stellen kein Wagen dem andern ausweichen kann, nach Thes-
salien führt, berühmt durch den Heldentod des Leónidas. Auch am korinthischen
Meer gibt es Lokrier, die den trefflichen Hafen Ñaupa ctus (jezt Lepanto)
befaßen. — Die denkwürdigste aller Landschaften ist Attika, das 14 M. weit
sich als Landzunge ins Meer streckt. An Fruchtbarkeit des Bodens war es nicht
mit den Nachbarländern zu vergleichen, doch an Fruchtbarkeit des Geistes glänz-
ten seine Bewohner vor allen andern Hellenen. Attika ist ein steinigtes Hügel-
land, aber duftende Kräuter deckten die Höhen, Olivenwalder die von klaren
Bächen durchrieselten Thäler; hymettischer Honig, das feinste Oel, und Silber
aus den Gruben Lauriums waren der Reichthum des Landes. Der heiterste
Himmel gesellte sich zum gesundesten Klima. Wer vom Zsthmus kam, durch-
wanderte erst die Küste von M eg ara, eh er der Znfet Salamis gegenüber den
attischen Boden betrat und zur Stadt Eleu sis kam, wo geheimnißvolle Feste
der Demeter oder Ceres gefeiert wurden. Von dort führt der Weg zur Haupt-
stadt Athen, deren Akropolis oder Burg, auf 240' hohem Felshügel schon ans
der Ferne herschimmerte. Geziert war die lebhafte volkreiche Stadt mit den
schönsten Tempeln, Theatern u. Kunstwerken, und durch die Tribune, von wo
die ausgezeichnetsten Redner, ein Perikles, ein Demosthenes, zum versammelten
Volke sprachen. Stieg inan auf breiten Stufen zur Akropolis, so trat man zu-
erst in die von Mnefikles erbauten, durch große Maler u. Bildhauer geschmück-
ten Propyläen, die als Vorhalle das Innre der Burg eröffneten. Daselbst
prangte vor allen das Parthenon (d. i. Tempel der Jungfrau) zu Ehren der
Pallas oder Minerva, die der Athener als höchste Schutzgöttin verehrte. Hatte
man hier die Werke der Architectur und Bildnerei, vor allen die Statue der
Pallas von Fidias Meisterhand, bewundert, und die Aussicht genossen, die fern
in Nw. den Parnés, im So. Laurium u. gen S. im Golf die Insel Salamis und
das entlegnere Aegina erblicken ließ, so eilte man gerne zu den 3 Hafen hinab,
wohin zwischen hohen Mauern ein 2 St. langer Weg ging. Der wichtigste Ha-
fen hieß Piräus, woran ein eigner durch Handel und Gewerb belebter Ort,
öfters der Rüstplatz bedeutender Kriegsflotten, entstanden war. Zur Zeit ihres
Flors mag Athen samt der Hafenstadt über 180000 E. gehabt haben; die dama-
lige Bevölkerung Attikas nebst Salamis schätzt man auf 500000, worunter mehr
als 2/3 Sklaven. Nordwestl. 5 St. von Athen lag das Feld von Marathon,
wo zuerst Perser besiegt wurden.
3) Nord-Hellas. Es bestand aus: a. Thessalien zw. Oeta, Pindus
und Olymp, indem an der Küste noch die Bergrücken des Pelion und Offa auf-
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— Fenelo >i, Verfasser des Tekemach, geb. 1652 auf seinem Schlosse ui
Perigord, gest. als Bischof zu Cambrai 1715. — M. Montaigne, geb. auf
seinem Schlosse in Perigord 1533—1592. — Henri Iv., geb. zu Pau, woher
auch der jetzige König von Schweden, Karl Johann Vernadotte, stammt. —
In Auvergne: Gen. Lafayette, geb. im Schlosse Chavagnac 1757. —
In Burgund: Graf Büffon, geb. zu Monbar 1707 — 1786. — In
Daufine: Ritter Bayard saus peur er sans reproche , geb. 1476 auf
seinem Schlosse bei Grenoble, gest. an der Sesia in Piemont 1524. — In
Provence: Barthelemy, Verfasser des Anacharsts, geb. bei Cassis 1716
— 1795. — In Nlümpetgard, einer Wirtembergifchen Landschaft südl.
vom Elsaß, die erst durch die Revolution an Frankreich gekommen: Cisvier,
berühmter Naturforscher, geb. 1769, und zu Stuttgard in derselben Akademie
gebildet, wo Schiller. — In Corsila: Napoleon, geb. 1768 zu Ajaccio.
Für die Kriegsgeschichte sind die Orte zu merken: T estri an der
Somme, wo Pipin von Herstall 687 sich die Würde des Hausmeiers im ganzen
Frankenreich erstritt. Fontenay bei Aurerre an der Donne in Bourgogne,
wo sich die Söhne Ludwigs des Frommen 841 schlugen — Crecy in der Pi
cardie, wo 1346, und Azincourt nordöstl. davon in franz. Flandern, wo
1415 die Franzosen von den Engländern geschlagen wurden. — Der Haupt
schauplatz des Feldzugs von 1814 war zwischen Maas, Seine und Oise.
Brienne, La Rothiere und Arcis an der Aube; Laon zwischen Aisne u.
Oise; das champagnische Lasero (oder La sere Cbampenoise) nordw. von Arcis,
— Schloß Chatillon, wo vergebliche Friedensunterhandlungen mit Napoleon §
an der obern Seine südl. v. Troyes.
Auswärtige Besitzungen.
In Amerika die westindischen Inseln Martinique, Guadeloupe k,
und auf dem gegenüber liegenden festen Lande Cayenne in Guiana. — In
Asien die ostindische Stadt'pond ichery mit ein Paar andern. — In Afrika
die Insel Bourbon und einige Niederlassungen an der Küste von Senegam
bien, und einiges sonst. Sämtliche Colonien 400000 E.
tz. 6. Deutschland,
U c b c i' b i i cf der G e s ch i ch t e.
Folgende Jahre sind vorzüglich zu beachten: 9 nach Chr. Teutoburger
Schlacht. — 400 Einbruch des Gothenkönigs Alarich in Italien. — 568 Ende
der Völkerwanderung mit Alboins des Longobarden Zug über die julischen Alpen.
— 843 im Frieden zu Verdiin, und mehr noch 867 drirch Absetzung Karls des
Dicken zersplittert das große Frankenreich >md beginnt Deutschland für sich ein
eigner Staat zu sein. — 1073 Anfang des Kampfs zw. deutschem Kaiserthum
n. der Hierarchie (Heinrich Iv. u. Gregor). — 1268 Ungestrafte Hinrichtung
Konradins v. Schwaben, als letzter Beweis, daß die deutsche Reichskraft sich
aufgelöst und die Hierarchie gesiegt. — 1414 Concil zu Kostnitz, Veranlassung
1831 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Schacht, Theodor
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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M. lange Creta, jezt Candia, geborte zu den griechischen Inseln, es begrenzte
im S. den Archipel, reich an Getraide, Wein, Oel und Südfrüchten. Auf
Berg Jda war der Mythe zufolge Zeus selber erwachsen und schon sehr früh
erfreuten sich die Bewohner der Sicherheit und Ordnung als Folge der strengen
Gesetze ihres Königs Minos.
5)Coloniendergriechen. Zm nördl. benachbarten Macedonien erran-
gen griechische Auswanderer den Vorrang vor rohen Eingebogen und legten
den Grund des macedonischen Staats, der seinen Hauptsitz zu Pella un-
weit des Arius halte. Daß auch Roms Vorfahren, die Lateiner, in sehr alter
Zeit mit Griechen sich vermischten, ist eben so gewiß. Doch außerdem verbrei-
tete sich das regsame Volk an vielen Küsten des Mittelmeers durch besondere
Colonien, die aber nicht von den Mutterstädten regiert wurden, sondern völlig
unabhängig als Gemeinden für sich, aufwuchsen, s) Die asiatischen, schon
oben Seite 343 erwähnt. — b) An makedonischer u. thracischer Küste,
worunter Potidäa u. Olynth auf Chalcidice, Addern östl. der Z. Thasus,
Vaterstadt des Demokrit, doch im Ruf v. Albernheiten s die unserm Wieland
Anlaß zu dem sinnreichen Buche „ Gesch. d. Abderiten „ gegeben^, Byzantium
am thraz. Bosporus, Chalcedon gegenüber, durch Kaiser Constantin zur neuen
Hauptst. des Römerreiches gemacht und deshalb Constantinopel genannt. "Der
Bosporus, sagt Plinius, ist so schmal, daß man Hunde von drüben bellen
hört.». Die engste Stelle hat auch nur 2200'. und der Helleuspont od. Darda-
nellcnstr. 2500'Breite. — c) An der illyr. Küste: Epidamnus od.
Dyrrachium (j. Durrazzo), von wo gewöhnliche Ueberfahrt nach Brundusium
in Italien. — tl) I n Italien und den i t a l. Inseln. Hier wurden
ihre Coloniestädte so zahlreich und blühend und beherrschten so große Striche
ihrer Umgegenden, daß man ihnen den Gesamtnamen Großgriechenland
gab. Die wichtigsten: §umä, nordwest v. Neapel, als die älteste, schon 1030
vor Chr. Geb., also 276 vor Roms Erbauung, gestiftet, sneapel war Colonie
von Cnmä. ] Sybaris, Tarent und E r o t o n am tarentinischen Golf.
Posidonia od. Pästum und Elea südl. v. Neapel. Rhegium in der
Südspitze Italiens. Syrakus, Agrigent, Messina, auf Sizilien.
Auch in Sardinien u. Corsika gab es griech. Orte. — e) In Gallien Ma ssi lia
od. Marseille, in Spanien das v. Hannibal zerstörte Sagunt, wo jetzt
Murviedro, und in Afrika Cyrene. — Städte auch auf der Insel Cypern.
U e b e r b l i ck griechischer und türkischer Geschichte.
Niemals vereinte sich Altgriechenland zu einem einigen Staat; kaum daß
eine oder die andere Landschaft ein Ganzes ausmachte. Jede Stadt beinah
strebte nach Selbständigkeit, obwohl die kleinern gewöhnlich der mächtigern
Nachbarin sich unterordnen mußten; und eine Zeitlang Athen, dann Sparta,
dann Theben, eine Vorherrschaft erlangten. Gar mannigfaltig waren ihre
republikanischen Verfassungen, so daß sich auch darin wie in Kunst und Wissen
der niemals einseitige, sondern vielseitige Geist der Hellenen zeigte. Zur Erhöh-