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1. Lehrbuch der neuesten Erdkunde - S. 59

1832 - Kempten : Dannheimer
Die Niederlande. 59 Nordsee oder das deutsche Meer. Hier zeigen sich folgende 3 merkwürdige Busen: 1) der Dollart, oder der Busen von Emden, auf der Grenze gegen Hannover, 1227 und 1287 durch Durchbrüche des Meeres zum Verderben von mehr als 50 Ortschaften entstanden; 2) die Zuidersee, ehemals festes Land, seit dem Anfange des io*™ Jahrhunderts ein 60 □ M. großes Wasserbecken. Das- selbe stehet durch den Pampus mit dem Ye (sprich: Ei) und dem Haarlemermeere, einem großen Landsee, in Verbindung; 3) der Biesbosch, südwestl. der Zuidersee, eine niedrige Jnselgegend, durch welche viele Nebenarme der Maas netzför- mig stießen, im I. 14-21 durch des Meeres Einbruch entstanden. Als Meerengen verdienen gekannt zu werden: 1) die Vliestraßc, die aus der Zuidersee zwischen den Inseln Vlieland und Schelling in die Nordsee sührt, und 2) die Meerenge Marsdicp, auch Texelstraße genannt, welche gleichfalls aus der Zuidersee zwischen der Insel Texcl und der Nord- spitze von Holland in die Nordsee sührt. §. 5- Flüsse, Landscen und Canäle. Die Niederlande haben drei Haupt fl üsse, nämlich den Rhein, die Maas und die Schelde. 1) Der Rhein kommt als mächtiger Strom, 2300 F. breit, in die Niederlande, und fließt durch vier Hauptarme, in die er sich spaltet rc., stets mehr abgemagert, über Aarnheim, Ut- recht und Leyden zuletzt als ein schwacher Bach in die Nord- see aus. Der erste Arm, die Waal genannt, gehet gleich beim Eintritte des Rhein in die Niederlande von ihm ab, und fällt bei Gorkum in die Maas (Biesbosch). Der zweite Arm heißt die neue Bssel; diese gehet bei Aarn- h ci m ab, und fließt, durch die a lt e P ss e l verstärkt, bei Kämpen in die Zuidersee. . N Der dritte Arm ist der Leck: dieser gehet bei Wyck vom Rhein ab, und stürzt stet) vstl. von R otl erd a m in die Maas. Der vierte Arm endlich heißt die V e ch t; sie fließt bei Utrecht ab, und gehet nordwärts in die Zuidersee. 2) Die Maas kommt aus Frankreich, stießt an den Städten Namur, Lüttich und Mastricht vorüber, und dann auf eine lange Strecke unweit der östl. Grenze der Niederlande hin. Unter Nimwegen gehet sie westlich, nimmt bei Gorkum die Waal auf, und heißt jetzt Merwe. Bei Rotterdam erhält sie durch die Vereinigung des Leck wieder den Namen Maas, und falls endlich in die Nordsee. 3) Die Schelde kommt ebenfalls aus Frankreich, fließt an den Städten Tournay, Gent und Antwerpen vorbei, und theilt sich unterhalb der letzten in 2 große Arme, die Oster-" und Westerschelde genannt, die sich in die Nordsee ausmünden. Landseen sind in den Niederlanden sehr zahlreich, besonders in den nördl. Theilen. Der größte und bekannteste ist das Haar- lem er me er bei Amsterdam.

2. Lehrbuch der neuesten Erdkunde - S. 61

1832 - Kempten : Dannheimer
Die Niederlande. 61 Auch Kunst- und Wissenschaft, besonders Philologie, so wie die Mahler- und Kupferstecherkunst stand immer in hoher Blüthe. Der ^Handel der Niederländer erstreckt sich in den neuesten Zeiten wieder über den ganzen Erdkreis. §.9. Einwohne r. n) Abkunft: Zwei verschiedene Hauptvolksstamme bewohnen dieß Land, nämlich: die Wallonen oder Belgcn (über 5'600.000) von französischem Stamme, welche die Süd- provinzen, und die Holländer oder Bataver, von deutscher Abkunft, welche die Nordprovinzen bewohnen. Außer diesen gibt es gegen 160.000 Friesen, über 300.000 Deutsche und fast loo.ooo Juden. b) Sprache: Die Sprache der Holländer ist die hollän- dische, eine veredelte Mundart der plattdeutschen; die Belgier reden theils flamändisch, eine schlechte Abart des Holländischen, theils wallonisch, eine Mischung aus Französischem, Flamändi- schem und Spanischem. c) Religion: Die Holländer sind fast durchaus reformir- ter, die Belgier abech sämmtlich katholischer Kirche. Auch leben viele Lutheraner, Mennoniten, Wallonen, Remon- stranten, Anabaptisten und Juden im Lande. §. 10. Versassi! n g. Die holländischen und die belgischen Provinzen bilde- ten vom 24. Aug. 1815 bis zum verhängnisvollen 26. Aug. 1850 rc. ein vereinigtes Königreich, das Königreich der Nieder- land e genannt, mit einer auf die männliche und die weibliche Linie erblichen, und durch die Generalstaaten, die sich in 2 Kammern theilten, eingeschränkten Krone. Der König residirte abwechselnd in Brüssel und im Haag. Der Kronprinz heißt Prinz v 0 n O r a n i e n. Als Groß Herzog von Luxemburg war der König der Niederlande auch Mit- glied des deutschen Staatenbundes. §.11. E i n t f) c i l u n g. Das Königreich der,Niederlande war bisher in 17 Provinzen abgetheilt, von denen 8 auf Holland, und 9 auf Belgien kommen. Die holländischen Provinzen sind: * 1) Provinz Holland, in Nord - 5) Provinz Obcr - Yssel, und Südhvlland unter abgetheilt, 6) » D r e n t h c, 2) Provinz Teeland, 7) » Groningen, und 3) » U t r e eh t, 8) » F r i e 6 l a u d. 4) » Geldern, Die belgischen Provinzen sind: 1 ) Provinz @ ü d b r a b a n t, 6) Provinz N a m u r, 2) » Antwerpen, 7) » Henuegau, 5) » Nordbrabant, 8) » Ostflander 11, und 4) » Lim bürg, 9) » W e stfla nde rn. 5) » Lüttich,

3. Lehrbuch der neuesten Erdkunde - S. 63

1832 - Kempten : Dannheimer
Die Niederlande. 03 dieß Land in folgende Inseln: Schouwen, Tholen, Nord beveland, Südbeveland und Walch eren. Middelburg, auf der Insel Walcheren, feste Hstdt. der gan zen P rovinz, mit einem v ortrefflichen Ha fen, Sch issö- werften, und bedeutender Handlung. Vliessingen, auf derselben Insel, und am Ausfluß der Wcster- schclde, sehr starke Festung mit einem Hasen sur Lo Kriegs- schiffe, und großen Secmagazinen. 3) In der Provinz Utrecht: Utrecht, am Rhein, östl. von Leyden, freundliche Hstdt. mit einer Universität und berühmten Gewehr fab riken. Utrechter-Union der 7 Provinzen gegen Spanien 1579. Amersfoort, östl. der vorigen, wohlgebaute Stadt mir berühm- ten Glash üttru und starker Handlung. 4) In der Provinz Geldern: Nimwegen, an der Waal, große und starke Festung und eine der ältesten Städte in den Niederlanden, Hstdt. der Provinz mit einer reichen Sammlung von röm. Alterthümern. Aarnheim, nördl. der vorigen, am Rhein und unweit des Abflus- ses der neuen Assel, sehr feste Stadt mit einem Flußhafen und guter Handlung. 5) In der Provinz Ober-Assel: Zwolle, nördl. der vorigen, unweit der Assel, feste Hstdt, der Provinz, mit bedeutender Handlung, und dem nahen Ag- netenberge mit schönen Promenaden. Kämpen, am Einfluß der Assel in die Zuidecsec, feste Stadt mit bedeutender Fabrikation und Handlung. 6) In der Provinz Dcenthe: Assen, nordöstl. von Zwolle, Hstdt. der Provinz, die auf dem Canal, der von hier in die Zuidersee führt, großen Handel treibt. Kvv orden, an der kleinen Vechte im Südostcn der Provinz, feste Stadt, ganz mit Morast umgeben. 7) In der Provinz Groningen: Gröningen, nördl. der vorigen, feste Hstdt. der Provinz, mit einer Universität, einem Taubstummeninstitute, dem größten und schönsten Marktplatze in den Niederlanden, und blühender Handlung. Delszyl, am Dollart, kleine, aber sehr feste Stadt mit einem Hafen. 8) In der Provinz Friesland: Le uw arden, weftl. der vorigen, schöngebaute Hstdt. der Pro- vinz, mit einer Münze und blühendem Linnenhandel. Harlingen, au der Nordsee, Hafen- und Handelsstadt mit Salz. s i e d e r c i e u. Nicht ferne die Inseln: Vlieland, Schelling uni> A m e l a n d. B. Belgische Provinzen. ^ l) In der Provinz Sudbrabant: Brüssel, an der Senne und einem Scheldecanal, sehr große und schone Stadt und zweite k. Residenz mit 75.000 E., einem

4. Lehrbuch der neuesten Erdkunde - S. 65

1832 - Kempten : Dannheimer
Die Niederlande. 65 Philip peville und M a r i e n b u r g, kleine, aber starke Festungen in den wcstl.ardennen. In der Nähe der ersten reiche Eisengruben. 7) In der Provinz Hennegau: Mo ns oder Bergen, westl. der vorigen, schöne und sehr feste Hstdt. der Provinz, mit Spitzen- und Llollenmanufak- turen und Z ucker r a ffinerie n. Ocstl. von Mons an der Sambre: Charleroi, und wcstl. an der Schelde, Tournay odcr Dornik, beide seh r feste Städte. L) In der Provinz Ostflaudcrn: Gent, nordwestl. von Brüssel, an der Schelde, befestigte Hstdt. der Provinz mit einer Universität, einem Dom, wichtigen Fabriken und ausgebreiteter Handlung. Alost, südöstl. von Gent, a,n Dcnder (Nebenfluß der Schelde), an- sehnliche Stadt uüt großer Handlung und Schifffahrt. y) In der Provinz Westflandcrn: Brügge, nordwestl. der vorigen, an der Vereinigung vieler Canäle, alte berühmte Handels- und jetzige Hstdt. der Provinz, mit berühmten Kunst- und wissenschaftlichen^Anstaltcn.^ Ostende, wcstl. der vorigen, an der Nordsee, feste Seestadt mit einem großen Hafen, starker Fischerei und Handlung. Nieuport, südwcstl. der vorigen, unweit der Nordsee, starke Festung mit einem Hafen und einträglichem Fischfang. Ppcrn, im Südivestcn der Provinz, feste Stadt mit wichtigen Manufakturen, Fabriken mit» großer Handlung. Cortryk oder Courtran, sndl. von Brügge, ansehnliche Fa- brik- und Handelsstadt, und Sitz der feinsten Leinweberei und der b c ß t e n Bleichen. * Das G r o ß h c r z o g th u m Luxemburg suche bei Deutschland, wo es ausführlich behandelt ist. §. iz. Auswärtige Besitzungen. a) In Asien (Ostindien): der größte Theil von Sumatra, der westl. Theil von Java (Batavia), die nahen Inseln Madura und S u m b a v a , Theile von Timor und Celebes, und die Gew ü r z- inse l n (Molukken) A m b o i n a , Banda, C c ra m und T e r n ate. b) In A f r i k a: i Z feste Plätze in Q b e r g n i n e a. <0 In Südamerika: der Theil von Gniana, unter dem Nar inen S u r i n a m bekannt. 6) In West in d i e n: die Inseln St. M arti n, Saba, St. En- stach und Curassao nüt einigen kleinen nahen Eilanden. 6) Deutschland. (Charte Nro. g.) §. i. Lage, Grenzen und Große. Deutschland liegt im Herzen von Europa, zwischen dem 23° bis 37° üstl. Länge, und dem 45° bis über den 54° nördl. Breite. Seine Grenzen sind im N. die Nordsee (deutsches Meer), die Eider, die von Dänemark scheidet, und die Ostsee (balti- sches Meer); im O. Preußen, Polen, Krakau, Galizien, Cammercrs Lchrb. d. Erdkunde. Sre Aust» 5 '

5. Lehrbuch der neuesten Erdkunde - S. 67

1832 - Kempten : Dannheimer
Deutschland. 67 Von dem adriatischen Meer: e) der B usen von Triest, nach der Stadt Triest benannt, und f) der Golf von Quarnero, südöstl, dem vorigen. Die merkwürdigsten Meerengen Deutschlands sind: 3) der Femersund, zwischen Holstein und der dänischen Insel Femern, und 6) der Gellen, zwischen der Insel Rügen und Pommern. §.4. Hauptflüss Deutschlands. Deutschland ist sehr gut betvassert; es zahlt gegen 500 Flüsse, von denen 60 schiffbar "sind. Wegen der Gebirge ha- den Deutschlands Flüsse zwei Hauptabdachungen, nämlich gegen N. in die Nord- und Ostsee, und gegen S. und Südost in das schwarze und adr i ati s che Meer. A. Flüsse.der südöstl. und südl. Abdachung sind zwei, die Donau .und'die Etsch: " 1) Die« Don au entstehet am Schwarzwalde aus 2 Bächen, Brigach und Wrege genannt, die sich bei Donaueschin- gen vereinigen, und von hier an Donau heißen. Die Donau durchfließt nun Würtemberg, Bayern und Oesterre-ich, verläßt Deutschland bei Pr es bürg, und gehet durch Ungarn und die Türkei ins schwarze Meer. Die gißten Nebenflüsse der Donau sind: a) links: die Wc-cnitz, die Altmühl, diè Nab mit der Vils, der Regen und die March, diese ans dee-Grcnze gegen Ungarn; K) rechts: die Iller, der Lech mit der Wertach, die Isar, der Inn mit der Salzach, die Traun, die Ens, die Dran (Drave) und die Sau (Save). Die 2 lcßtcru gehen nach Ungarn, und dort erst in die Donau. 2) Die Etsch entspringt in Tirol nicht weit vom Passe Fin- stermünz, nimmt ihren Lauf südl. durch Tirol nach Ita- lien, und stürzt dort ins adriatische Meer. Ihr wichtig- ster Nebenfluß ist die Eisak. B. Flüsse der noröt. Abdachung sind vornehmlich vier: der Rhein, die Weser, die Elbs und die Oder: 3) Der Rhein entsteht.als Vorderrhein am St. Gotthard in Graubündten, verstärkt sich noch in der Schweiz mit dem Mittest- und Hinterrhein, macht sodann die Grenze zwi- schen Vorarlberg und der Schweiz, gehet durch den Bo- densee, bildet bei Schaffhausen den bekannten Masserf/rll, wendet sich bei Basel nordwärts, strömt zwischen Baden, Frankreich und Rheinbayern dahin, und gehet durch Rh ein Preußen und die Niederlande in die Nordsee. } / /( Seine größten Nebenflüsse sind: 2) rechts: der Nekar, der Main, die Lahn, die Sieg, die R uhr und dir L i p p c; b) links: die Lauter, an Frankreichs Grenze, die Queich und vorzüglich die Mosel. 4) Die Weser entstehet aus dem Zusammenflüsse der Werra und Fulda bei Minden im Hannoverischen, strömt nord- 5 *

6. Lehrbuch der neuesten Erdkunde - S. 69

1832 - Kempten : Dannheimer
Deutschland. M., seine Länge 17/2 St., seine größte Breite 5 St. und die größte Tiefe 964 Fuß. «) der Chiemsee, südöstlichen Bayern, der größte aller bayerischen Sseen, und deßwegen auch das bayerilche Meer geheißen, endlich 6) der Cirknitzeckse e, im tiefsten Südosten von Deutschland, an sich nur klein,'aber berühmt durch d^n periodijchen Zu- und Abfluß seines Wassers. ‘ «) Der Gardasees in der Südspitze von Tirol,' größtentheils zu Italien gehövig, und durch seine paradiesischen Ufer berühmt. $. t. C l i m a. Das Clima von Deutschland ist itl allgemeinen gemäßigt und gesund — im ebenen Nordem^cht' und rauh, im ge- birgigen Süden trocken und kalt. Dir nefste Süden er- freut sich eines italienischen Zimmers. _ _ > Sehr milde und freundliche Gegenden sind die Land- schasten am Rhein, am Main, am N e k a r und -am B 0 0 e n- fee;»«zllch das Donau- ulld zum Theil das El beth ach haben einen.gl^chmaßiaem sanftenhmug. » .A,V'\ 9- B 0' d ech und Produkte. Deutschlands Boden ist äußerst frrkchlö'.ikr, und, wo es immer möglichstst," aufs '6e'fte' angedockt.' Zwar findet man , dürre und sa ud ig e/-. wiei-auch sum^f.r.g.0iunl>..mor ästige Gegenden; aber auch'jisteft 'sind häufig verbessert unch urbar gemacht, und-Deutschland gehörtftn jeder Beziehung unter die cultivirtesten Länder Eurochemsd<— Als Hau'ptp'rv- - dukte kommen, voe: - ^ ^ s ^ ^ » a) aus dem Thierrei che ^ortrestkiche Pjsi^de, sifjonders in Holstein, Meklenbürgend jetzt auch rn^^ayern; sehr schönes Rindvieh, vorzüglich an den nordl. See^uskdn.sind in 'drn sudl. Alpen; Schafe, durch spanische Mennos ver- edelt^-besonders in Bö innen und S cr ch s e N';^ zmreiche Schweine, besonders in Bayern und Westphalev,- t lei Wild, z. M^Geurse in den Alpen, und Bären im Böhmerwald; ¿¿Tbraunschweig und Göttingen allbeliebte ge- räucherte Wurste; in den Flüssen, Seen und Meeren vie- lerlei Fische; in der Altmühl große und schmackhafte Krebse, starke Bienen - und Seidenzucht, diese besonders in Tirok und neuerlich auch in Bayern, in letzterem auch sehr viele Perlmus cheln. d) Aus dem Pflanzenreiche: alle Arten Getreide im Ue- bersluß, so auch Gemüse und Hülsenfrüchte, sehr viel Flachs, Hans, Tabak, Süßholz, Safran und Ho- pfen, letzterer besonders in Böhmen und Bayern; herrliche Weine, vorzüglich am Rheir^ Main, Nekar und an der Mo- sel^ rrtzle'gattungen Obst, im südlichen Tirol re. auch edle Früchte, unv eine unerschöpfliche Menge Bau- und Brennholz. r

7. Lehrbuch der neuesten Erdkunde - S. 70

1832 - Kempten : Dannheimer
70 Mitteleuropa. c) Aus dem Mineralreiche: etwas Gold, aber sehr viel Silber, vorzüglich im Erzgebirge; eine Menge Kupfer, Blei, Eisen und Quecksilber, dieses besonders in Jn- dria und in Rheinbayern; unerschöpflich viel Halz, die schönste Porzellanerde in Europa, besonders in Bayern und Sachsen, an der Nordsee Bernstein, in den Gebirgen Marmor und Alabaster, sehr viel Torf und Steinkoh- len, und zahlreiche und hochberühmte Mineralquellen und Gesundbrunnen. , Der Deutsche ist im hohen Grade thätig und erfinderisch. Im ganzen Lande verbreitet ist die Leinwandfabrikation, und im Winter spinnet und webt die halbe deutsche Welt. Zahl- reich sind die Lein wand bl eichen und blühend die Papier- fabriken. Allenthalben bestehen Eisen-, Kupfer-und Stahlhäm- mer, Bierbrauereien und Branntweinbrennereien. Die Wollen-, Leder - und Tuchmanufakturen, die Ei- sen- und Stahlfabriken, die Glas-, Fayence- und Por- z e llanma n ufakturen sind von hoher Bedeutung. Auch die kunstreichen Gold- und Silber arbeiten, die Strohhut- und Blumen-Fabriken, die herrlichen musika- lischen, chirurgischen und optischen Instrumente, die Wachsbleichen, die Tabakfabriken rc. rc. zieren und näh- ren unzählige Leute. Der Handel von Deutschland ist von hoher Wichtigkeit, und die zwei deutschen Haupt-Erfindungen — das Schieß- pulver und die Buchdruckerkunst, sichern unserm Geschlechte auf ewige Zeiten den Ruhm geistiger Größe und Ueberlegenheit. a) Abkunft: Zwei Völkerschaften bewohnen die deut- schen Lande, nemlich das deutsche Urvolk, bei weitem die Hauptmasse der Nation (bei 27 Mill. Menschen) und dann sowohl dies- als jenseits der Elbe, die später ein gewander- ten Slaven, etwa 5 Mill, an der Zahl. b) Sprache: Man redet in Deutschland zwei Haupt- sprachen: die deutsche in zwei Dialekten — dem 0 b er- und niederdeutschen, und dann die slavische Sprache, diese z. B. in Böhmen rc. Im südl. Tirol ist die italienische S p rn ch e ^ie ( herrschende. c) Reuh^i0n: außer einigen religiösen Sekten leben in Deutschland 17 Mill. Katholiken, 13 Mill. Protestanten und über 292.000 Juden. Das 8 des Deutschen schildert kurz und wahr unser treff- licher Fis , folgender Stelle: §.10. Industrie und Handlung. §. il. Einwohner. 12. Charakter der Deutschen.

8. Lehrbuch der neuesten Erdkunde - S. 71

1832 - Kempten : Dannheimer
Deutschland. 71 Der biedre Deutsche spricht nicht viel; Kur; ist sein Wort, fto.rk sein Gefühl. Er ist ein Zögling der Natur, ; Ein Handschlag gilt ihm mehr als Schwur. Gott liebt er, ist den Obern treu Wie Gold, und doch kein Sklav dabei; -Gcrad und ehrlich ist sein Brauch, So wie ec spricht, so denkt ec auch. §. 15. Verfass» u gr Deutschland, wie es gegenwärtig ist, bestehet aus 39 souve- ränen Staaten, welche zur Erhaltung der innern und äußern Sicherheit und der Unverletzlichkeit des Ganzen und Einzelnen seit dem Jahre 1815 in einen beständigen Bund vereiniget sind, welcher der deutsche Bund genannt wird. Die Angelegenheiten des Bundes besorgt die deutsche Bun- desversammlung, welche zu Frankfurt am Main ihren Sitz hat, und aus den bevollmächtigten Ministern der Wundesglieder bestehet. Jeder einzelne Bundesstaat erfreut sich schon wirklich einer la nd ständisch en V e rfa ssun g, oder wird sie ehestens erhalten. §.i4. K r i c g s m a ch t. Die Kriegsmacht des deutschen Bundes bestehet aus den fest- gesetzten Contingenten der einzelnen Bundesglieder, und ist in 10 Armeecorps abgetheilt, welche zusammen 301.657 Mann von allen Waffengattungen ausmachen. Als Bundesfestungen bestehen Mainz, Luxemburg und Landau. Auch Ulm, Nastadt, Germersheim und Homburg sollen befestiget werden. §. 15. Uebersicht der deutschen Bundesstaaten. Nach ihrer Würde betrachtet, bestehen die deutschen Bundesstaaten: I. aus Einem Kaiserthume: Oesterreich; Ii. aus fünf Königreichen: Bayern, Hannover, Preu- ßen, Sachsen und Würtem.b erg; Iii. aus si e b e n G r o ß hch r z o g t h ü m e r n: B a d e n, D a r m st a d t, Luxemburg, Oldenburg, Meklenburg-Schwerin, Meklenburg-Strelitz und Sachsen-Weimar; Iv. aus Einem Churfürstenthume: Hessen; V. aus neun Herzogthümern: Anhalt-Bern bürg, An- halt-Dessau, Anhalt-Köthen, Braunschweig, Holstein, Nassau, Sa ch se n - A lte n b ürg, Sachsen- Coburg-Gotha, und Sachsen-Meiningen; Vi. aus eilf Fürstenthümern: H oh enzollern - H echin- gen, Hohenzöllern - Sigmaringen, Lichtenstein, Lippe-Detmold, Lippe-Schauenburg, Reu ß-E bers- dorf, Reuß-Greiz,Reuß-Schleiz, Schwarzburg-Ru- d o l st a d t, S ch w a r z b u r g - S o n d e r s h a u s e n, u. W a l d e ck. Vii. aus einer Landgrafschaft: Hessen-Homburg, und Viii. aus den vier freien Städten: Bremen, Frankfurt, Hamburg und Lübeck, zusammen also aus 39 Staaten.

9. Lehrbuch der neuesten Erdkunde - S. 76

1832 - Kempten : Dannheimer
76 Mitteleuropa. £). an Ungarn, im S. an Illyrien, im W. an Illyrien und an das Erzherzogthum Oesterreich. Der Flächeninhalt betragt 398 d. n M. und die Bevöl- kerung 850.000 Köpfe meistens deutschen, aber auch wendi- schen Stammes und beinahe sämmtlich katholischer Confession. Merkwürdig sind die sehr zahlreichen K.retinen. §. 2. Boden und Gebirge. Steiermark ist ein durchaus gebirgiges Land, aberreich an lachenden Thalern und rührigen Bewohnern. Das Hauptge- birg sind die steirischen Alpen, die mit den salzburgischen zusammenhangen. Die höchsten Berge sind der Eisen Hut, 7752, und der Söm.nering, 44.16 F. hoch; dieser an der Grenze gegen das Viertel Unterwienerwald, jener im Südwesten, auf der Grenze vom Salzburgischen und Illyrien. §. 5. Flüsse, und Landscen. Die größten Flüsse des Landes sind die Mur, die Drau, die Sau und die Ens. a) Die Mur entstehet östl. von Gastein im Salzburgischen, durchfließt das Land in einem großen Bogen, und ergießt sich in Ungarn in die Drau. b) Die Drau oder Dr ave entspringt im östl. Tirol, durch- fließt den N. von Illyrien, und den S. von Steiermark, und mündet sich in Ungarn in die Donau. c) Die Sau oder Save hat ihre Quelle in Illyrien unweit Villach, und gehet, nachdem sie auf eine große Strecke Steier- mark von Illyrien geschieden, nach Ungarn und dort in die Donau. 6) Die Ens entspringt im Salzburgischen, gehet durch den N. von Steiermark in das Erzherzogthum, und dort in die Donau. Seen von bedeutender Größe gibt es nicht. 4. Cliiiia , P r 0 d n k t c und G e >v c r b s l e i ß. Die Luft ist in den Alpen sehr rauh, mit heftigen Win- tern, in den Thalern aber oft sehr heiß. Der Suden, weni- ger gebirgig, hat ein gemäßigtes, mildes Clima. Das ganze Land ist ungeachtet seiner Gebirge sehr gut ange- baut. Steiermarks Hauptprodukte sind, außer Getreide, Flachs, Obst und Wein, schönes Rindvieh, grobkörniger Marmor und vortreffliches Eisen (jährlich 400.000 Zt.), woraus sehr guter Stahl und eine Menge von Eisenwaaren berei- tet wird. D ie B e sch a ft i g u n g des Steiermärkers umfaßt Landwirth- schaft und Bergbau; untergeordnet ist Lein- und Wollespinne- rei, Viehmastung, Pferdezucht, Holzhandel, Bienenzucht, Papier- fabrikation.

10. Lehrbuch der neuesten Erdkunde - S. 77

1832 - Kempten : Dannheimer
Herzogthum Steiermark. 77 §. 5. E i n t h e i l u n g. Das Herzogthum ist in zwei Haupttheile: nemlich in Un. ter-Steiermark, den südlichen, und in Ober-Steiermark, den nördl. Landestheil abgetheilt. Beide zerfallen in 5 Kreise, die nach ihren Hauptstädten benannt sind. Sie heißen: o) der Grä!) er-, 6) der Brücker- und Ick der Marburger», e) der 2 u d e n b u r g e r k r e i s. c) der Ci llicr-, §. 6. Ortsbeschreibung. i) 3m Grätzerkreise: Gratz, an der Mur, in Mitte des Herzogthums, große und schöne Hstdt. von ganz Steiermark, mit 54.000 E., einer Universität und einem Gymnasium, blühenden Stahlfa- briken und lebhafter Industrie. Fürsten seid, östl. der vorigen, an der ungarischen Grenze, kleine Stadt, die viel Tabak baut und fabrizirt. 2) Im Marburgcrkreise: Marburg, an der Drau, Hstdt. des Kreises, mit starkem Wein- und Getreidhandel und großen Jahrmärkten. Petta u, an der Dran, südöstl. der vorigen, sehr alte Stadt lnit einem großen I u v a l i d e n h a u s e. 3) Im Cillicrkrcise: Cilli, kleine Stadt an der Sän, einem Nebenflüsse der Sau, Hauptort des Kreises, mit starker Spedition zwischen Wien und Triest. Nobitsch, östl. der vorigen, an der ungarischen Grenze, Marktfle- cken mit einem berühmten S a u e r b r u n n e n. 4) Im Bruckcrkrcisc: Bruck, an der Mur, nördl. von Grätz, Hstdt. des Kreises, mit einer Tropfsteinhöhle, 1000 Klafter lang. In der Nähe Leoben, durch die Friedenspräliminarie n von 1797 bekannt. Eisenärz, nordwestl. der vorigen, schöner Marktflecken mit sehe wichtigen Eisengruben, die jährlich 2l0.000 Zt. Eisen liefern. 5) Im Iudcnburgerkrcise: Iudenburg, an der Mur, westl. von Grätz, Hstdt. des Kreises, mit Sensenschmieden und Pulvermühlen. Murau, an der Mur, westl. der vorigen, kleine Stadt, die vor» jüglich guten Stahl bereitet. (3) Das Königreich Z l l y r i e n. (Charte Nro. g.) §. i> Gründung und Bestandtheile. Dieß Königreich wurde erst im Jahre 1816 aus den Herzog, thümern Kärnthen und Krain, aus dem österreichischen Fri- aul und aus Istrien und einigen andern kleinen Parzellen, nem- lich dem Litorale und einigen Quarnero-Jnseln, gegründet. §.2. Lage, Grenzen und Größe. Illyrien liegt zwischen Steiermark und dem adriatischen Meere,
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