1833 -
Halle
: Schwetschke
- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): Jungen
Allgemeine Einleitung. 13
Scheibe an, so versteht man den Ausdruck: die Ebene der Erd-
bahn, d. h. die eingebildete Fläche, deren Begrenzung die Erd-
bahn ausmacht; und nun werden wir auch jenen früher gebrauch-
ten Ausdruck besser verstehen, daß sich alle Planeten beinahe in
derselben Ebene bewegen, die Kometen aber in sehr abweichenden,
ja beinahe senkrecht auf die Erdbahn gestellten Ebenen.
Durch den jährlichen Umlauf der Erde um die Sonne entste-
hen die Verschiedenheiten der Jahreszeiten und der Tages-und
Nacht-Lange. Es ist natürlich sehr wichtig, genau einzusehen,
wie dies zugeht, aber eben dies wird auch gewöhnlich dem Anfän-
ger sehr schwer. Man nehme einen gewöhnlichen runden Tisch, in
der Mitte desselben denke man sich die Sonne: so wird die Platte
die Ebene der Erdbahn und zugleich die Richtung der Sonnenstrah-
len auf die Erde darstellen, der Rand desselben aber die Erdbahn
selbst. Nun setze man einen Globus an den Rand des Tisches so,
daß er den Tisch gerade mit dem Aequator berührt und die Achse
des Globus einen rechten Winkel mit der Tischplatte macht; der
nördliche Pol sey oben, der südliche unten, wie auf der Kupfer-
tafel Fig.!., wo dann St! ein Theil der Tischplatte, Ab die Erd-
Achse und Cd der Aequator waren. Führt man nun den Globus,
indem man ihn sich um seine Achse drehen laßt, um die Tischplatte
herum, so werden alle Punkte des Aequators nach einander die
Platte berühren. Bewegte sich die Erde so um die Sonne, so
würden die Sonnenstrahlen stets senkrecht auf die Gegend des
Aequators fallen, d. h. in den Aequatorial-Gegenden würde Jahr
aus Jahr ein die nemliche unerträgliche Hitze seyn, und diese Hitze
würde stufenweise nach den Polen zu, wo die Strahlen schief fielen/
zwar abnehmen, aber doch zu allen Zeiten des Jahrs und immer-
dar gleich seyn, d. h. es würde auf der ganzen Erde nur den Un-
terschied von Tag und Nacht geben, die Aequatorial-Gegenden be-
ständig die gewaltigste Hitze, die den Polen näheren beständige
Kalte haben, und es würde kein Unterschied der Jahreszeiten an ei-
nem und demselben Orte Statt finden: auch würden auf der gan-
zen Erde die Tage und Nachte stets von gleicher Lange seyn. So
ist es aber bekanntlich nicht. Nun verändere man die Stellung des
Globus zur Tischplatte dahin, daß, wie auf der nemlichen Zeichnung,
ab die Achse, cd der Aequator der Erde sey, oder, was das nem-
liche ist, man gebe dem Globus eine gegen die Tischplatte geneigte
Stellung, so wird nun beim Herumführen des Globus der Rand
der Platte nicht mehr beständig den Aequator, sondern abwechselnd
den Punkt C, dann wieder den Aequator inl, dann den Punkt!)
u. s. w. berühren *). Oder die Sonne wird nun nicht mehr stets
*) Nur verändere man dabei nicht die Lage der Erd-Achse, diese muss über-
all parallel mit sich selbst bleiben. Ich erinnere dies nur, weil Unkun-
dige leicht dagegen fehlen und sich dadurch alles verwirren.
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Allgemeine Einleitung. 15
legt, ihn dann immer weiter nach dem Nordpol zu schraubenförmig
um den Globus werter führt, bis er die Gränze der Ekliptik er-
reicht, von da wieder eben so zurück über den Aequator weg bis zur
südlichen Gränze der Ekliptik und wieder zurück zum Aequator;
jeder Umgang des Fadens stellt uns dann einen Tag vor, oder die
Bahn, welche die Sonne an einem Tage am Himmel zu machen
scheint *).
Die nothwendige Wirkung dieser Bewegungen auf den schein-
baren Lauf der Sonne am Himmel ist folgende. In den längsten
Tagen, wo die Sonne unsre nördlichen Gegenden mehr bescheint
als die südlichen, scheint uns die Sonne mehr gegen Norden auf-
und unterzugehen, sie beschreibt daher einen größer» Bogen am
Himmel, geht höher über uns weg, verweilt länger am Himmel,
und die Tage sind länger. Hat sie ihren höchsten Stand gegen
Norden erreicht, ist der längste Tag (solstitiüm »estivimi,
Sommerstill st and ) vorüber, so geht sie etwas mehr gegen
Süden unter (etwas mehr lins^, wenn man nach Abend zu sieht),
sie steigt nicht mehr so hoch, verweilt nicht so lange am Himmel,
und die Tage nehmen ab. Endlich erreicht sie den Punkt, wo sie
am südlichsten untergeht, nur einen sehr geringen Bogen am Him-
mel beschreibt, sich wenig erhebt, wenig verweilt, und wir haben
den kürzesten Tag (sol8titium ftideinum oder lwnmale, Win-
ter st i ll st a n d). Zwischen diesen beiden äußersten Punkten kommt
sie 2mal im Jahre an einen Punkt (wo sie über dem Aequator
steht), der gerade zwischen dem äußersten nördlichen und dem äu-
ßersten südlichen liegt, und dann ist die Länge der Tage und der
Nächte gleich (^eciiiinoetia, die Frühlings- und die Herb st -
nachtgleichen; daher heißen die Punkte in welchen die Eklip-
tik den Aequator durchschneidet, die Aequinoctialpunkte).
Hieraus folgt ferner, daß in den Gegenden um den Aequator der
Unterschied der Tag-und Nachklänge nur unbedeutend ist, aber
immer zunimmt, je mehr man sich den Polen nähert. An den
Polen selbst, wenn sie bewohnbar wären, würden die Menschen
die Sonne 6 Monate lang gar nicht und 6 Monate lang beständig
am Himmel fci)cn; sie würde ihnen alsdann weder auf- noch un-
tergehen, sondern nur niedriger oder höher am Rande des Ge-
sichtskreises herumgehen; sie hätten 6 Menate Tag und 6 Monate
Nacht. Auch sieht man etwas Aehnliches in den noch bewohnten
Ländern in der Nähe des Nordpols. Einige Monate wenigstens
bleibt die Sonne ihnen wirklich am Himmel, darauf folgt eine
*) Diese verschiedenen Erklärungsweisen sind nur deshalb hier zusammen-
gehäuft worden, weil die Erfahrung mich belehrt hat, daß nicht Jeder
die Sache durch die ncmlichc Darstellung begreift, und eine Erklärung,
die dem Einen genügt, dem Andern lange unverständlich bleibt, wäh-
rend er eine andre leichter faßt.
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16 Allgemeine Einleitung.
Abenddämmerung von mehreren Wochen, hierauf mehrere Monate
Nacht, und nun wiederum verschiedene Wochen der Morgendämme-
rung. Das Leuchten der Gestirne und des Mondes, der dann lie-
gende Schnee und noch einige andre Umstande mildern jedoch das
Unangenehme dieser langen Nacht.
Kehren wir nunmehr zur Betrachtung des Globus zurück, so
wird uns nun die Bedeutung verschiedener darauf gezeichneter
Kreise leicht verständlich werden. Den Aequator kennen wir schon,
auch zum Theil die Ekliptik oder die Sonnenbahn, jenen den
Aequator schief durchschneidenden Kreis. Auf der Ekliptik pflegt
man wohl 12 verschiedene Zeichen anzubringen, welche wir jetzt zu
erklären haben. Diese 12 Zeichen, welche 12 Sternbilder bedeu-
ten, heißen zusammen der Thierkreis oder Zodiakus, weil
die meisten von ihnen Thiere darstellen. Der Thierkreis ist ein der
Ekliptik am Himmel correspondirendcr Gürtel und bezeichnet die
scheinbare Bahn der Sonne im Laufe eines Jahres. Er ist in
12 Theile getheilt nach der Zahl der Monate; jeder Theil enthält
ein Sternbild und umfaßt 30 Grad. Wenn man nun sagt, die
Sonne befindet sich in einem dieser Zeichen, so heißt das, dieses
Sternbild ist alsdann nicht sichtbar, weil die Sonne zwischen dem-
selben und der Erde steht. Wie die Ekliptik halb diesseits und halb
jenseits des Aequators liegt, so auch befindet sich die eine Hälfte des
Thierkreises am nördlichen, die andre am südlichen Himmel.
Diese Sternbilder nun sind folgende und werden so bezeichnet:
n) am nördlichen Himmel
Widder, Stier, Zwillinge, Krebs, Löwe, Jungfrau,
- T V N @ «0, 11v
b) am südlichen Himmel
Wage, Skorpion, Schütze, Steinbock, Wassermann, Fische.
^ n s z ss X
Diese Zeichen sind wohl nichts anders als die verstümmelten Abbil-
dungen der genannten Thiere und Gegenstände. Die 3 ersten
Zeichen heißen die Frühlingszeichen, die 3 folgenden die
Sommerzeichen, dann die 3 Herbstzeichen und zuletzt die
3 Winterzeichen. Doch ist zu bemerken, daß nur etwa vor
2000 Jahren die Sonne wirklich im Anfang des Frühlings, d. h.
am 21., März, in dem Bilde des Widders stand, jetzt aber sich um
diese Zeit in dem Bilde der Fische befindet. Die Sternbilder sind
also seitdem gerückt, die Zeichen aber hat man auf der alten S-elle
gelassen. Es zeigt uns dies, wie alt diese Beobachtungen sind, und
zugleich, daß der Stand der Fixsterne, im Verhältniß zur Erde,
Veränderungen erleidet, die zwar regelmäßig und vollkommen zu
berechnen sind, hier aber nicht gut erklärt werden können.
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Ib Allgemeine Einleitung.
so enthält davon die heiße Zone 398, die beiden gemäßigten 52v
und die beiden kalten nur 82 Theile, und selbst von diesen ist noch
ein Theil der nördlichen kalten Zone bewohnbar und bewohnt.
Don den auf den Globus gezeichneten Kreisen bleiben uns nur
noch diejenigen zu betrachten übrig, welche den Aequator senkrecht
durchschneiden und zugleich durch beide Pole gehen, sie heißen
Meridiane oder Mittagskreise, weil jedesmal, wenn die
Eonne auf einem Meridian senkrecht sieht, der Ort, durchwei-
chen der Meridian gezogen ist, Mittag hat. Alle Punkte der Erd-
oberfläche, durch welche der nemliche Meridian geht, haben also
auf der erleuchteten oder Tag-Seite zugleich Mittag und auf der dun-
keln oder Nacht-Seite zugleich Mitternacht; überhaupt: sie haben
nach der Uhr die nemliche Zeit. Hält man den Globus an ein Licht,
so daß seine eine Hälfte von einem Pole zum andern erleuchtet ist, so
beschreibt die Grenze der Beleuchtung einen Meridian, und die Be-
wohner dieses Kreises haben auf der einen Seite der Erde Sonnen-
Aufgang, auf der andern Sonnen-Untergang; läßt man die Kugel
sich langsam von Abend gegen Morgen drehen, so sieht man, wie
nach und nach die Erleuchtung vorrückt, d. h. wie auf der Erde
die mehr gegen Morgen gelegenen Oerter früher Sonnen-Auf-
gang, also auch früher Mittag u. s. w. haben, als die mehr gegen
Albend belegenen. Da nun die Sonne, indem die Erde sich dreht,
in 24 St. einmal auf jedem Punkt der Erde am höchsten oder im
Mittag sieht, so giebt es so viel Meridiane als Punkte auf der
Erde, man zeichnet aber natürlich nur diejenigen, deren man be-
darf. So wie der Aequator die Erde in eine nördliche und südliche
Hälfte, so theilt sie jeder Meridian in eine östliche und eine
westliche.
Die Meridiane in Verbindung mit dem Aequator oder den
Parallelkreisen dienen dazu, die Lage eines jeden Punktes auf der
Erde genau zu bestimmen. Man nehme zum Beispiel eine Stadt,
Berlin; will man ihre Lage genau kennen, so zieht man einen Me-
ridian durch dieselbe, und einen Parallelkreis, der den Meridian
in rechten Winkeln durchschneidet, so daß beide Kreise sich gerade da
durchschneiden, wo die Stadt liegt. Jeder Kreis ohne Ausnahme
wird, wie schon erinnert worden, in 369 Grade getheilt; vom
Aequator bis zu jedem Pole ist ein Quadrant oder Viertelskreis von
90°; nun zählt man vom Aequator an die Grade auf dem Meri-
dian, bis man an Berlin gekommen, und findet dort, daß diese
Stadt 52° 31' 44" vom Aequator entfernt ist. Das nemliche sollte
man nun auch auf dem Aequator, oder, welches gleich viel ist, auf
dem gezeichneten Parallelkreise thun. c Hier aber entsteht die
Frage: von wo soll man anfangen zu zählen? Soviel sieht man
wohl, daß man irgend einen Meridian willkührlich als den ersten
annehmen muß; leider aber hat man sich darüber nicht allgemein
vereinigt, sondern jedes gebildete Volk hat seine eigene Art zu rech-
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neu. In älteren Zeiten hatte man ziemlich allgemein einen Me-
ridian, der durch die Insel Ferro, die westlichste unter den Cana-
rischen Inseln bei Afrika, gezogen wurde, als den ersten oder den
Anfangspunkt der Zahlung für die Grade auf dem Aequator und
den Parallelkreisen angenommen, und hiernach sind die meisten al-
teren Charten eingerichtet. Jetzt aber finden es die Franzosen be-
quemer den Meridian der Pariser Sternwarte für den ersten anzu-
nehmen, wie die Engländer den Meridian von Greenwich bi
London, wo die Sternwarte ist, die Deutschen den Meridian der
Berliner Sternwarte, oder des Seeberges bei Gotha u. s. w., so
daß man bei jeder Ortsbestimmung, die man in Büchern findet,
erst nachsehen muß, von wo an gezahlt worden ist. Nimmt man
nun, was doch noch immer das gewöhnlichste ist, den Meridian
der Insel Ferro für den ersten, und zahlt auf dem Aequator oder
auf dem Parallelkreise von Berlin die Grade, bis man an die
Stadt gekommen, so findet man, daß sie 31° 2' 15" östlich von
diesem ersten Meridian liegt, und hat somit eine vollkommen ge-
naue Bestimmung ihrer Lage. Hierbei ist noch zu bemerken, daß,
da jeder Meridian die Erde in 2 Hälften, eine östliche und eine
westliche theilt, man vom ersten Meridian aus auf dem Aequator
entweder rund herum bis wieder zum ersten Meridian, also bis zu
360, zählen kann, oder nur bis man auf der entgegengesetzten
Seite der Erde wieder auf denselben Meridian trifft, welches dann
vom ersten Meridian nach Osten 180 ° und nach Westen ebenfalls.
180 ° giebt. Diese letztere Art ist die gewöhnlichere, und wenn also
ein Ort 1° westlich von der Insel Ferro läge, so würde man nicht
sagen, er sey 359° von dem ersten Meridian, sondern er sey 1°
westlich von Ferro. — Man drückt aber alles dieses kürzer aus,
indem man sich der Ausdrücke Länge und Breite bedient. Die
Länge eines Ortes ist seine Entfernung vom ersten Meridian auf
dem Parallelkreise gemessen; seine Breite, die Entfernung vom
Aequator auf dem Meridian des Ortes gemessen; und da durch den
Aequator eine nördliche und eine südliche Hälfte der Erde entsteht,
so giebt es eine nördliche und eine südliche Breite; und eben so, da
jeder Meridian eine östliche und eine westliche Hälfte der Erde
trennt, so giebt es eine östliche und eine westliche Länge. Berlin
liegt also unter dem 52° u. s. w. nördlicher Breite und dem 31°
u. s. w. östlicher Lange. Lima, die Hauptstadt von Peru im süd-
lichen Amerika aber liegt unter dem 12° 1' 15" südlicher Breite
und, nach der ersten Art, unter dem 300 ° 50' 30" der Länge, oder
nach der gewöhnlichern, unter dem 59° 9'30" westlicher Länge.
Die Ausdrücke Länge und Breite stammen wahrscheinlich noch aus
der Zeit her, wo man, mit der wahren Gestalt der Erde unbe-
kannt, zwar viele Länder von Osten nach Westen zu kannte, aber
wenigere von Norden nach Süden; und da wir die größere Aus-
dehnung Länge, die kleinere Breite eines Körpers nennen, so er-
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beobachtende, Periode für einen Monat, und setzt das Jahr aus
12 solcher Mondsmonate zusammen, so hat man ein Mondsjahr,
welches zwar beträchtlich von dem wahren Jahre abweicht, indes-
sen doch von vielen alten Völkern lange Zeit gebraucht worden ist.
Während seines Umlaufs zeigt uns der Mond immerdar die nem-
ltche Seite: ein Beweis, daß er sich in eben dieser Umlaufszett
einmal um seine Achse dreht.
Nachdem wir einen Tag lang den Mond gar nicht gesehen, er-
scheint er Abends am westlichen Himmel als eine schmale Sichel,
von Westen her erleuchtet. Die Breite der Sichel nimmt von Tage
zu Tage zu, bis wir endlich die ganze Scheibe des Mondes erleucht
tet sehen, worauf er abermals sich in eine erst breitere, dann
schmalere Sichel verändert, die aber nun an der Ostseite erleuch-
tet ist und endlich ganz verschwindet. Die Figur 3. wird uns
diese Erscheinungen erklären. Die Sonne befinde sich in 8, die
Erde in E, so werden uns Ab C D die vier Hauptstellungen des
Mondes zur Erde, während seines Umlaufs um dieselbe, darstel-
len. Ist der Mond in A, so ist seine von der Sonne erleuch-
tete Seite uns unsichtbar, die dunkle ist uns zugewendet und wir
sehen ihn gar nicht: das ist die Zeit des Neumondes oder
der Conjunction. So wie er sich dem Stande in B etwas
nähert, wird uns ein sehr schmaler Theil seiner erleuchteten Seite
sichtbar, von der Erde aus gesehen ist es die rechte Seite; ist er in
B angekommen, so sehen wir ihn halb erleuchtet, und dies nen-
nen wir das e r ft e Viertel oder die Quadratur. So wie er
nach C fortrückt, nimmt der erleuchtete Theil, den wir sehen, zu,
und in C endlich sehen wir die ganze Scheibe erleuchtet: das ist
der Vollmond, oder die Opposition. Indem er nach 1)
weiter rückt, verlieren wir wieder einen Theil seiner erleuchteten
Seite aus den Augen, aber die Erleuchtung ist nun, von der Erde
aus gesehen, auf der linken Seite. Ist er in D angekommen, so
sehen wir nur noch die Hälfte der erleuchteten Seite, und dieser
Stand heißt das letzte Viertel. Von da an, indem er sich A
wieder nähert, wird der erleuchtete Theil immer schmaler, bis wir
ihn endlich wieder ganz aus dem Gesichte verlieren. Diese
Monds-Veränderungen nennt man auch die verschiedenen
Phasen des Mondes. Beide Stände des Mondes, die Conjunc-
tion und die Opposition, werden zusammen die Syz ygien ge-
nannt, so wie die beiden andern die Quadraturen.
Indem der Mond sich so um die Erde dreht, können 2 Fälle
entstehen: einmal kam: er mit der Erde in derselben Ebene so zu
stehen kommen, daß die Erde zwischen ihm und der Sonne steht;
dann aber kann er auch selbst sich zwischen der Erde und der Sonne
auf derselben Ebene befinden. Im erstem Falle haben wir eine
Mondfinfterniß, im andern eine Sonnenfinfterniß. Die
Mondfinfterniß mtfteht, wenn die Erde zwischen Sonne und Mond
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Iv
Vorrede.
oder weniger reich an Namen von unzähligen unbedeutenden
Dörfern und Flecken, an Zahlen der Einwohner, der Qua-
dratmeilen, des Viehftandes und ähnlichem statistischen Detail;
aber das, was jeder Beschreibung erst Leben und Anschaulich-
keit geben kann, die eigentliche Natur des Landes, die klimati-
schen und physischen Eigenthümlichkeiten desselben, die Art und
Bildung der Bewohner, die Schicksale des Landes in verschiede-
nen Zeiten, woraus doch meist erst der gegenwärtige Zustand
begriffen werden kann: diese geschichtliche, physische und ächt
menschlich interessante Seite der Länderkunde scheint mir in al-
len geographischen Lehrbüchern mehr als billig in den Schatten
gestellt, und die Länder erscheinen daher in solchen einander eben
so ähnlich, als sie uns etwa die Landcharten darstellen *).
Für die Geographie als besondre Wissenschaft mögen sol-
che Bücher vortrefflich seyn: zum Schulgebrauch, zum Unter-
richt der Jugend und zur Selbftbelehrung sind sie gewiß höchst
unbequem und ungenügend. Denn unmöglich kann doch diese
Fülle statistischer Notizen, die auch im günstigsten Falle kaum
für den Augenblick wahr sind, wo sie niedergeschrieben wurden,
einen Gegenstand des Unterrichts in Schulen ausmachen, und je-
der Lehrer muß sich daher genöthigt sehen, aus dem, was sein
Handbuch ihm darbietet, dasjenige herauszuwählen, was ihm
das Wichtigste erscheint, und nächstdem muß er wünschen, die-
ses Wichtigere auch genauer und anschaulicher beschreiben zu
können, als es in dem zu einem, wie es scheint, ganz andern
Zweck gearbeiteten Buche geschieht: er muß wünschen, das
geographisch-statistische Gerippe mit Fleisch liftb Blut zu beklei-
den. Zwar liefern die besten unsrer geographischen Werke eine
reiche Litteratur an der Spitze jeder Landesbeschreibung: aber
schwerlich möchten viele Lehrer die Mittel oder auch nur die
Muße haben, jene oft bändereichen, kostbaren, zum Theil in
fremden Sprachen geschriebenen und seltenen Werke zu benutzen.
— Und was soll nun vollends der Hauslehrer, vorzüglich aus
*> An merk. d er 2ten Aus g a b c. Es bedarf wobt kaum der Erinnerung,
daß ich dies vor 12 Jahren geschrieben, und daß seitdem, wie so manche
für Schulen erschienene geographische Werke, besonders die verdienstlichen
Arbeiten Volgers, Hostmanns u. a. beweisen, der Unterricht in der
Geographie, wenigstens in vielen Schulen, unendlich verbessert worden
ist. Aber auch bei diesem ganz veränderten Zustande der Dinge wird
mein Handbuch, wie ich hoffe, immer noch zweckmässig gefunden werden.
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Vorrede.
v
dem Lande beginnen, dem, wenn auch nichl die Ueberzeugung,
daß es so am besten sey, gewiß doch die Beschränktheit seiner
Zeit gebietet, den Unterricht nicht in allzuviele Fächer zu zer-
splittern, sondern unter Einem Titel und in Einer Stunde so
viel wiffenswürdige verwandte Gegenstände als möglich zusam-
menzufassen? der vielleicht mit schätzbaren gelehrten Kenntnissen
die Universität verlassen, aber, gerade weil er die letzten Jahre
den eigentlich gelehrten Studien obgelegen, in der Erdkunde,
die er selbst auf Schulen nur dürftig kennen gelernt, zurückge-
kommen ist? was soll er anfangen auch mit den besten und bän-
dereichsten geographischen Lehrbüchern, welche ihm nur eine
Fülle bieten, die er vernünftiger Weise seinen Zöglingen nicht
mittheilen darf, und dagegen ihn in der peinlichsten Verlegen-
heit lassen, wo es Beschreibung eines Landes, eines Volkes
gilt? woher soll er die ihm fehlenden Kenntnisse, die ihm unzu-
gänglichen Hülfsmittel sich verschaffen? — Endlich ist gewiß
auch vielen Eltern, die Muße und Lust haben, ihre Kinder selbst
zu unterrichten, denen es aber, wie leider so unendlich häufig,
an Kenntnissen der Art fehlt, mit einem Werke gedient, wel-
ches, wie ich glaube, alles enthält, was der Jugend und
jedem Gebildeten überhaupt in dieser Hinsicht zu wissen nö-
thig ist.
Diesen allen, und jedem dem es zur Selbstbelehrung um
eine genauere Kenntniß der Erde und ihrer Bewohner zu thun
ist, glaube ich mit gegenwärtigem Handbuche keine unwillkom-
mene Gabe zu bieten und zugleich. eine Lücke in unsrer geogra-
phischen Litteratur auszufüllen. Denn ob mir gleich während
der Arbeit zwei einigermaßen ähnliche Werke zu Gesicht gekom-
men, Zachariä nemlich und Galetti *), so ist doch das erste-
re, welches in Einem Bande alle Länder der Erde umfaßt, zu un-
genügend, und letzteres beschäftigt sich allein mit Deutschland.
Wer aber mit diesen Ansichten nicht einverstanden sich nach
einem rein geographischen Leitfaden zum Unterricht umsieht, dem
wüßte ich nichts Besseres zu empfehlen, als das kürzlich erschie
nene, mit ausgezeichneter Besonnenheit und Strenge gearbei-
*) Zachariä Lehrbuch dererdbeschreibung in natürlicher Verbindung mit
Weltgeschichte, Naturgeschichte und Technologie, für Bürgerschulen und
Privat - Unterricht. Altona, bei Hammerich. 1820.
Galetti Beschreibung von Deutschland. Gotha, beietlingcr. 182j,