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1. Europa - S. 50

1860 - Hannover : Pockwitz
J 50 Birmingham hat ungefähr 200,00» Einwohner. Die Mehrzahl derselben sind Arbeiter und Magazinbesitzer. Die Stadt bedeckt einen Raum von 9 englischen Quadratmeilen, und ganze weite Theile dieses Raumes sind mit einer ungeheuren Masse von kleinen, meist ärmlichen und schmutzigen Arbeitshäusern angefüllt, wo ein Haus so häßlich von Dampf geschwärzt wie das andere aussieht, und wo die ganze einförmige Masse von keinem einzigen freundlichen Gebäude unterbrochen wird. Damit ist indeß nicht gesagt, daß es hier nicht auch einige prächtige Straßen gäbe. — Wie glücklich ist der Fremde, wenn er Birmingham wieder im Rücken hat und wieder den Himmel und das Wetter sieht. Denn in Birmingham kann man das Wetter auf keine Weise erkennen. Den Regen fühlt man, wenn er sich durch den Rauch hindurch gearbeitet hat, und die Sonne erkennt man nur an einem ge- wissen hellen, gelblichen Fleck. Himmelblau, Sonnenaufgang und Sonnenuntergang, Mond und Sterne giebt es dort nicht. In der That, man begreift es, daß die Engländer, da sie solche Städte haben, so sehr in das Landleben verliebt sind. Nicht gar weit von Birmingham ist das Staffordshirer Kohlenfeld, dem England zum großen Theil die Blüte seines Handels und seiner Gewerbe, Birmingham aber eine Betriebsamkeit verdankt, wie sie schwerlich noch an einein andern Orte der Erde angetroffen wird. Auf dem kleinen Raum von etwa 4 Qm. findet man hier deri Eisenstein in unerschöpflichen Massen, das zu seiner Bearbeitung nöthige Brenn- material, die Steinkohle, — den Kalk, welcher im Feuer die dem Eisenstein beige- mischten fremden Theile an sich zieht, wodurch das Metall frei und flüssig wird, — und endlich, damit es an nichts mangelt, auch den feuerfesten Thon, der allein in, Stande ist, der ungeheuren Glut zu widerstehen, welche zum Schmelzen des Eisen- steins erforderlich ist. Kein Reisender sollte England verlassen, ohne diesen bergmännischen Bezirk be- sucht zu haben; aber ein Durchfliegen desselben auf der Eisenbahn reicht dabei nicht hin. Da sieht er bei Tage nichts als eine unermeßliche Rauchwolke, die sich auf allen Punkten und von allen Seiten her erhebt, schlanke Obelisken und stumpfe Pyramiden, sonderbare Gruppen von schwarzen Häusern, endlich die wunderlichsten Gestelle, Räder und Maschinen aller Art, die sich auf freiem Felde in- und durch- einander bewegen. Schön ist auch der nächtliche Anblick dieser Gegend. Sie schwimmt alsdann ganz im Feuer, das von unzähligen Haufen Eisenerz und Stein- kohlen, die unter freiem Himmel „geröstet" uyd entschwefelt werden, von mehr als hundert Schmelz- und Kalköfen und einem Wald von hohen Schornsteinen ausge- strahlt wird. Aber das alles darf deut Reisenden nicht genügen, er muß mindestens einen Tag dieser Gegend widmen, muß hinabfahren in den schwarzen Schacht einer Kohlenmine und einer Eisengrube, um zu sehen, mit welcher Mühe und Gefahr dem Schoße der Erde dasjenige abgerungen wird, mit dessen Hülfe wir unsere ersten unc gewöhnlichsten Bedürfnisse beschaffen. 39. Die Nordsee. Die Nordsee ist das größte zusammenhängende Meeresbecken im Norden von Europa. Es hat Deutschland und Holland zur südlichen Basis, wird im Osten von Dänemark und Norwegen, im Westen von Großbritannien begrenzt und vereiniget sich im Norden mit dem Weltmeere; allein es hat noch zwei große Wasserstraßen, wovon die eine zwischen Frankreich und England in den atlantischen Ocean, die andere, das Skagerag, das Kattegat, der Belt und der Sund in die Ostsee führt. Der Flächeninhalt dieses Binnenmeeres beträgt an 10,500 Quadratmeilen; die Tiefe des Beckens ist sehr verschieden, indem sich von Dänemark, Deutschland und Holland mächtige Bänke in das Meer erstrecken, welche seinen Boden äußerst uneben machen. An der Süd- und Westküste kann man überall lange Strecken in das Meer hineinwaten, und auf Meilenweite hat es kaum so viel Tiefe, um ein Kriegs- schiff zu tragen. An der Küste von Norwegen aber steigt diese nicht selten auf 1000 Fuß und darüber, ja es sind zwischen Norwegen und Schottland Tiefen von 3000 Fuß gemessen worden. Die fast die Hälfte des Beckens einnehmende große Bank von Jütland bis hinüber nach Schottland bietet dagegen in einiger Entfernung von den seichten Küsten nur Tiefen von 60 bis 180 Fuß. Trotz seiner scheinbaren Jsolirung hat dieses sehr eingeschlossene Meer eine starke mächtige Fluth, welche theils von Norden herab, andererseits von Westen durch den Kanal kommt, und daher, weil sich die beiden Fluthen zu ungleichen Zeiten treffen, das Schauspiel ungewöhnlich hoher und ungewöhnlich niedriger Gezeiten bietet. Wo

2. Europa - S. 53

1860 - Hannover : Pockwitz
53 Abdachung hat aber das Gebirge noch eine südliche, gegen eine Kette großer Seen, die vor seinem Südrande liegen. Dep größte und westlichste ist der Wenersee, 100 Quadrat-Meilen, aus welchem die Gothaelf zum Kattegat geht. Etwas südöstlich liegt der Wettersee, nordöstlich von beiden der Hielmarsee und der langgestreckte, inselreiche Mälarsee der mit der Ostsee in Verbindung steht und über 1300 Insel- chen oder Holme und reizende Ufer hat. Alle diese Seen liegen in einer tiefen Sen- kung der Halbinsel; in ihr führt der Gothacanal mit Benutzung der Flüsse und Seen aus der Nordsee in die Ostsee. Im Süden jener Senke'dehnt sich das Flach- land von Süd-Schweden. Aber auch dies wird noch von einzelstehenden Bergreihen bis 1000' unterbrochen und kann auch sonst nicht mit eigentlichen Tiefländern verglichen werden. Fruchtbare Dammerde liegt nur in dünner Schicht aufgelagert; der eigent- liche Grund ist auch hier felsig, und an vielen Stellen steht das Fels- und Stein- gerölle offen zu Tage: Umstände, welche den Ackerbau sehr erschweren. Auch die Natur der Flüsse warnt uns, nicht etwa an ein eigentliches Tiefland zu denken. Sie sind fast alle wegen starken Gefälles, wegen ihrer Wasserstürze und Klippen nicht für die Schifffahrt zu gebrauchen. Selbst von den größten gilt das. Die Dalelf macht noch an ihrer Mündung einen 50' hohen Wasserfall, und auf der Gothaelf ist an einzelnen Stellen, besonders bei den Trollhättafällen, die Schifffahrt so unmöglich, daß ihr zur Seite mit großen Kosten der Trollhättacanal geführt werden mußte. Noch merken wir, daß auch bei dem scandinavischen Flußsystem öfters eine Unent- schiedenheit der Wasserscheide vorkommt; Flüsse verschiedener Gebiete stehen bei hohem Wasser in Verbindung, derselbe See entsendet zu verschiedenen Systemen Gewässer. Die Schweden sind wie die Norweger germanischen Stammes, meist kraftvolle Leute mit blauen Augen und blonden Haaren. Bieder, gastfrei, fest wie das Eisen ihrer Länder nennt sie Jemand, und sieht man von der Hauptstadt, welche viel fremdes, namentlich französisches Wesen angenommen hat, überhaupt von den See- städten ab, so ist dies im Allgemeinen gewiß richtig. Noch viele alte Gebräuche und Volksfeste haben sie erhalten: das Frühlingsfest am 1. Mai, der Johannis- oder Mitsommertag, vor allen das Jul- oder Weihnachtsfest. Ist man zu Weihnachten treulich zu den oft Meilen entfernten Kirchen gewandert, so überläßt man sich heiterm Fest- und Wohlleben. Zwölf Tage hindurch steht bei dem reichen Bauer der Tisch auch für jeden Gast, sei er bekannt oder fremd, gedeckt. Den äußersten Norden der Halbinsel, noch bis in das russische Gebiet, bewohnt der Stamm der Lappen, oder wie sie selbst genannt sein wollen, Samen, tschudischer Abkunft, und wohl nur noch 10,000 Köpfe stark, meist zum Christenthum bekehrt. Die Fischerlappen haben feste Wohnungen, die Rennthierlappen ziehen nomadisch mit ihren Thieren umher, die ihnen Nahrung und Kleidung geben, Last- und Zugthiere mit einem Worte ihr Ein und Alles sind. Einen reichen Lappen schätzt man nach Rennthieren, wie bei uns den Reichen nach Thalern. Uebrigens droht der Genuß des Branntweins, dem die Lappen mit übermäßiger Lüsternheit zugethan sind, dem ganzen schon sehr verringer- ten Stamme den Untergang. Auch eigentliche ausgewanderte Finnen oder Quänen wohnen im äußersten Norden. Beide Reiche haben seit 1814 denselben Herrscher, aber besondere Verfassung und Verwaltung. 41. Schweden und Norwegen. Das Königreich Schweden, 8000 Quadrat-Meilen mit 3% Mill E., ist im No. vom russischen Gebiete zuerst durch die Torneäelf, dann durch einen linken Zu- fluß derselben, die Muonioelf, geschieden. Nach der Verfassung bedarf der König zu vielen wichtigen Dingen die Zustimmung des Reichstages, der aus Adel, Geistlichkeit. Bürgern und Bauern besteht. Nicht nach Köpfen, sondern nach Ständen wird ge- stimmt. Das Land zerfällt in drei Haupttheile: den südlichen, Gothland, der gerade so viele Einwohner hat als die beiden andern zusammen; den mittleren, Schweden; den nördlichen, Norrland, an Flächeninhalt so groß als beide andern Theile, aber kaum % Mill. E. Diese größeren Theile zerfallen wieder in 24 Läne. Wir halten uns an die Hauptabtheilung: Schweden, Gothland, Norrland. In dem eigentlichen Schweden umgiebt die angebauteste und wichtigste Gegend den schönen Mälarsee; an ihn stoßen die Landschaften Upland, Südermannland u. a. Die Hauptstadt Stock- holm liegt da, wo der See sich durch einen engen Ausgang in einen Busen der Ost- see ergießt. Auf einer Insel in dieser Mündung liegt'die alte, eigentliche Stadt,

3. Europa - S. uncounted

1860 - Hannover : Pockwitz

4. Europa - S. 62

1860 - Hannover : Pockwitz
62 Thiere schaaren sich bei solchen Zügen zu großen Heerden von 200—300 Stück zusammen, Weibchen und Junge bilden den Vortrab, die Männchen machen den Beschluß, um gegen den stets nachziehenden Wolf, wohl auch gegen Füchse und Bären, die Vertheidigung zu führen, die erster» mit dem Hufe, die letzteren mit dem Geweihe zu Boden schlagend. Eine solche Heerde ist jedoch beim Wandern selten die einzige. Andere folgen in gleicher Anzahl, wie ein Heer, das sich über verschiedene Straßen ausbreitet, um sich erhalten zu können. Darum bilden die wandernden Rennthierzüge, z. B. in Nordsibirien, eine Breite von 7—14 Stunden. Stets denselben Weg ziehend, den sie jährlich zweimal, im Frühling und Herbst, hin u»o zurück machen, bahnen sie grabenähnliche Pfade. Kein Wasser hält sie zurücke sie durchschwimmen dasselbe, doch nicht ohne große Vorsicht und Ueberlegung. Wie eine Armee, senden sie ihre stärksten und gewandtesten Helden zum Recognosciren voraus. Langsam schreitet der Anführer einer jeden Heerde voran. Einige wenige folgen ihm, mir hoch erhobenen Köpfen, auf den Fersen. Sie sind am Ufer; vorsichtig prüfen sie Erdreich und Stromschweue. Sind beide gefahrlos, ist der Anführer vorsichtig in's Wasser hinabgestiegen, dann folgt, dicht gedrängt, die ganze Heerde. In wenigen Minuten schwimmt sie wie ein beweglicher Wald auf der Oberfläche des Wassers. Die Geweihe sind weil zurückgeworfen. Dicht an einander gedrängt, ist das Klap- pern der an einander schlagenden Geweihe die Musik zu dem wichtigen Uebergange. Staunend übersieht der Reisende das Gewühl der Tausende, welche, wie z. B. in Nordsibirien am Aniuj, in tiefem Schweigen stolz über den Fluß schwimmen, doch nur, um plötzlich den schauerlichen Todesruf der Jukahiren, Jakuten, Tungusen, Lamuten, ihrer Würgengel, zu vernehmen. Auf leichten Kähnen haben sich die Jäger der schwimmenden Heerde unbemerkt genähert, und wenn ein paar Tausende bereits im Flusse sind, stürzen sich die Jäger mit furchtbarem Geschrei von allen Seiten in die Mitte der Heerde, während die im Hinterhalte liegende Schaar den übrigen Rennthieren in den Rücken fällt und sie in den Fluß treibt. Nun beginnt das Schlach- ten. Die Boote umzingeln rasch die Heerde, schneiden sie von den Ufern ab und zwingen sie, stromaufwärts zu schwimmen. Die kühnsten Jäger stürzen sich in das dichteste Gedränge der Thiere und tödten sie rechts und links mit ihren kleinen Lan- zen, die sie ihnen nahe bei dem hintern Schenkel in den Leib stoßen. Die getödteten Rennthiere werden von der Strömung fortgetrieben, aber von den unterhalb aufge- stellten Booten an's Ufer geflößt. Die verwundeten Rennthiere flüchten sich auf die Sandbänke, wo sie vom Blutverluste und Schwimmen erschöpft niederfallen. Die getödteten Rennthiere werden unter alle Jäger zu gleichen Theilen vertheilt; die aus den Sandbänken verendeten gehören aber dem, der sie verwundet. Diesem Herkom- men zufolge wissen einige Jäger den Stoß so zu berechnen, daß das verwundete Thier nur bis zuin Ufer und nicht weiter kommt. Indeß hat die Strömung die ganze Gruppe von Lägern und Thieren weiter abwärts getrieben; doch der Kampf dauert fort unter wildem Freudenjubel, aber nicht immer gefahrlos. Manches Renn- thier, die Gefahr erkennend, wirft sich auf die Seite und stürzt durch einen heftigen Stoß seiner Hinterläufe das Boot um. Manche Jäger stürzen iu der Jagdhitze selbst aus den Booten. Endlich macht die Ermüdung dem Kampfe ein Ende, der erst im Herbste bei der Rückkehr der Rennthierheerden auf gleiche Weise erneuert wird. — Der vorstechendste Seelenzug des Renn ist die Liebe, die Anhänglichkeit Wie es seine Heimath liebt, eben so sehr hängt auch die Mutter an ihrem Kinde; sie weiß es liebkosend unter Hunderten zu finden, und, hat sie es verloren, so klagt sie es den Bergen in kläglichen Tönen, sucht es aus dem Schnee des Gebirges, auf der Flechtenweide der Hochebene und selbst in der Hütte des Lappen. Ebenso treu schmiegt sich das Renn an den Menschen; es liebt seine Zärtlichkeiten und giebt ihm die Liebkosungen zurück. Bald sind beide liebe treue Freunde, unzertrennlich wie das Roß vom Reiter, das Kameel vom Beduinen, das Lama vom Indianer, der Elephant vom Asiaten. Glücklich der Mensch, dem die Natur einen solchen Freund gab! 46 Dänemark Die Bewohner der dänischen Halbinsel und der Inseln umher waren wie die Normänner ihren südlichen europäischen Nachbarn durch Raubzüge und Seeräubers, äußerst lästig. Das seit dem 9ten Jahrhundert gepredigte Christenthum schlug erst um 1000 feste Wurzel, schon früher schmolzen mehrere kleine Reiche zu einem Staate Dänemark zusammen. Kanut der Große fügte sogar England und Norwegen hinzu, doch gingen diese nach ihm wieder verloren. Als 1448 das alte Regentenhaus

5. Europa - S. 63

1860 - Hannover : Pockwitz
63 ausstarb, bot man die Krone dem Grafen Adolf von Holstein und Schleswig, einem Fürsten des deutschen Reiches an; dieser schlug seinen Vetter Christian von Olden- burg vor. Da der großmüthige Adolf 1459 ohne Erben starb, fiel Holstein, als deutsches Reichslehn, durchaus nicht an Dänemark, sondern an seinen Vetter, der gerade die dänische Krone trug. Im 16ten^ Jahrhundert stattete also in vollem Recht ote königliche Linie mit der Hälfte von Holstein und Schleswig einen Seitenzweig aus, Holstein Gottorp, suchte aber hernach desto eifriger diese Herzogliche Hälfte unauflöslich mit Dänemark zu verbinden, was zu vielen Kriegen mit auswärtigen Mächten Veranlassung gab. Wirklich verlor Holstein-Gottorp seinen Antheil an Schleswig 1714 und tauschte 1773 seinen Antheil an Holstein gegen Oldenburg aus. Zwei Nebenlinien der königlichen Linie, Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg und Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg, besitzen Güter unter dänischer Sou- verainetät in Holstein und Schleswig. Da in den Herzogtümern, als in deutschen Landen, das salische Gesetz gilt, in Dänemark aber auch die weibliche Linie den Thron besteigen kann, so müßte rechtlich einmal ein ähnliches Verhältniß wie zwischen Eng- land und Hannover eintreten. Der dänische Staat umfaßt in Europa 2800 Quadrat- Meilen und 2 '/2 Miu. lutherische Einwohner. Der König heißt Frederik Vil. Im Mai 1849 ist die neue Constitution des Königreichs Dänemark vollendet und angenommen. — Zum Deutschen Bunde gehört zunächst das Herzogthum Holstein, das 154 Quadr.- Meilen groß ist und Miu. E. enthält. Die größte Stadl ist Altona, dicht bei Hamburg, im 17ten Jahrhundert noch ein bloßes Dorf, jetzt eine schöne und wichtige Handels- und Fabrikstadt von 40,000 E. Kiel ist eine lebhafte Handels- und Uni- versitätsstadt von 16,000 E. und liegt in sehr angenehmer Gegend an einer Ostseebucht. Das Herzogthum Lauenburg, welches gleichfalls Deutschland einverleibt ist, enthält 20 Quadr.-Meil. mit 50,000 E. Das Herzogthum Schleswig, 167 Quadr.-Meil., 370,000 Einw., gehört zwar nicht zum deutschen Bunde, ist aber in seinem süd- lichen Theile rein deutsch, und das Volk ist sich dessen bewußt. Der nördliche Theil ist entschieden dänisch. Jütland (600,000 E.) zerfällt in die Stifter Aalborg, Aarhuus, Wiborg und Ribe, womit uns auch die Namen der Hauptorte bekannt werden, die gegen 9000 E. haben. Fridericia, der Insel Fünen gegenüber, ist eine kleine Festung, wo Zoll am kleinen Belt erhoben wird. Stagen liegt in dem äußersten nördlichen Haken der Halbinsel. Der Meersand droht diesen Ort ganz zu verschütten; von der Kirche ragt nur der Thurm heraus und wird als Wahrzeichen für Seefahrer erhalten. Die Inseln zerfallen in die drei Stifter Laaland, Fünen, Seeland. Zu Letzterm werden auch die 20 Meilen entfernte, der schwedischen Küste weit nähere Insel Bornholm und außerdem die Insel Möen, an der Südspitze von Seeland, ge- rechnet. Auf der Insel Seeland (>,, Miu. Einw.), da, wo derselben das Jnselchen Amak vorgelagert ist, liegt Dänemarks Hauptstadt Kop enhag en, dänisch Kjöben- havn, zuerst ein Fischerdorf, dann ein Handelshafen, seit 1443 Residenz. Besonders schön ist es, wie jeder Schritt aus der Stadt uns gleich in die üppige frische Vegetation führt, die den dänischen Inseln so eigenthümlich ist. Bedeutende Handels- stadt und Universität, 145,000 C. Etwa 120 Meilen im Nw. der dänischen Halbinsel, so ziemlich in der Mitte zwischen den sehr ähnlichen Shetlandsinseln und Island, liegen die Färöer, d. i. Fe der in sein, 25 an der Zahl, wovon aber nur 17 von 8000 Einwohnern bewohnt. Sie haben steile Ufer, Berge von mehr als 3000' Höhe und treffliche Häsen. Der Erwerb der Einwohner besteht in Fischerei und Vogelfang. Zu Däne- mark gehört auch die Insel Island. Island, 1800 Quadrat-Meilen groß, nur 27 Meilen von Grönland, wurde (wie die Färöer) von Norwegen bevölkert und im loten Jahrhundert für das Christen- thum gewonnen. Das Klima ist damals milder gewesen; Korn kam gut fort, auch Bäume. Bis Ende des 13ten Jahrhunderts war Island unabhängig, und das war seine Blüthezeit. Große Handelsreisen wurden unternommen, sowohl in das Mittel- meer als an die amerikanische Küste. Dabei fehlte es nicht an Bildung und Wissen- schaft.^ Seit dem I3ten Jahrhundert gehörte Island zu Norwegen, seit dem I4ten zu Dänemark, im 16ten kam die Reformation hieher, aber das Klima verschlinnnerte sich, Seuchen verminderten die Zahl der Einwohner, Seeräubereien vernichteten den Wohlstand (sogar algierische Raubschiffe sind bis hierher gekommen). So verschwand Islands frühere Herrlichkeit, und erst in neuester Zeit beginnt es sich wieder zu heben. Bei alle dem wohnen nur 64,000 Menschen darauf, und in der That erlaubt die Natur des Landes wohl kaum eine größere Anzahl. Island ist fast nur Gebirgslanb«:

6. Europa - S. uncounted

1860 - Hannover : Pockwitz
Inhalt. Einleitende Betrachtungen. 1. Das Weltall Seite 1 ) 14. Bewegungen des Doeans 2. D e Sonne 2 ) 15. Das Leuchten des Meercs 3. Das Sonnensystem 3 : 16. Drr Seesturm 4. Die Kometen 4 s 17. Die Wasserhose 5. Die Erde 4 ? 18. Da» Schiff 6. Die Wel.gegenden 6 ; 19. Der Walisisch 7. Der Kalender 6 \ 20. Der Ha y lisch 8. Erdachse, Pole, Parallelkreise, Zonen, Meridiane 7 > 21. Dl- Welt der Pflanze» 9. Der Mond 9 22. Die Welt der Thiere 10. Das Innere der Erde 10 ) 23. Der Mensch 11. Die Erdoberfläche 12 ; 24. Di- Lust 12. Geographische Benennungen 14 \ 25. Die fünf Erdlheile und Oceane 13. Da- Meer 15 Die fünf Erdtheile.! Europa. 26. Uebersicht von Europa 3? ì 59. Das schwarze Meer 27. Die Pflanzengeographie von Europa 35 s 60 Petersburg 28. England 37 ] 61. Das Königreich Polen 29. Englind» Städte 39 62. Das Salzwerk zu Wi-lihka 30. London 40 S 63. Europäische Türkei 31. Schottland 42 ' 64. Türkische Provinzen 3?. Irland 43 > 65. Der Gottesdienst der Türken 33. Die Produkte de» britischen Reiche» 44 ) 66. Konstantinopcl 24. Die anglikanische Kirche 45 > 67. Die Draducte der Türkei 35. Die Volksschule in England 46 68. Griechenland und die Jonischen Insel» 86 Die englische Verfassung 47 \ 69. Italien 37. Manchester und seine Baumwollspinnerei 47 < 70. Der Jtalirner 38. Birmingham 49 { 71. Das Königreich Sardinien 89. Die Nordsee 50 | ! 72. Die Produkte des sardiaischeu Staates 40. Di- Scandinavische Halbinsel 52 ‘ ! 73. Venctien, Modena, Parma, Toscana 41. Schweden und Norwegen 53 ! ! 74. Der Kirchenstaat 42. Scandiiiavien» Productc 55 | 1 75. Die pontinischen Sümpfe 43. Das norwegische Volk 56 \ 76. Der Carneval in Nom 44. Bergin und der Heringksang 57 > 77. Die Mal'ana 45. Die Lappen und da» R-nnthi-r 59 ; > 73. Der Sotano und Sirocco 46. Dänemark 62 ; > 79. Die Campagna 47. Di- Höhen und Gewässer d-S osi.europäischen ! 80. Das Königreich beider Sicilien Tieflandes 64 - 81. Der Vesuv 48. Die Ostsee 65 Süd.italien 49. Klima, Productc und Bewohner de» östlichen \ 83. Verschiedene Produkte Italiens Tieflandes 67 j , 84. Die Malta-Inselgruppe 60. Der Stör, Auerochse, El-nlhier, Wolf 63 ? '' 85. Das mittelländische Meer 5!. Da» russische Kaiserreich 69 ; 86. Die Schwamme. 52. Die Osiseeprovi'iizen 71 ! 87. Die Schweiz 53. Die Leibeigenschaft in Rußland 73 | 88. Der Schwcizerbund und Wilhelm Teil 54. Die Kirche in Rußland 75 j 89. Die Alpen 56. Die pontische Stepp- 76 ; 90. Dii Beschäftigungen der Alpenbewohner 56. Di- Schneesiürme und die Brände in der < 91. Das Hospiz auf dein St. Bernhard politischen Steppe 57 r 92. Der Montblanc 57. Die He »schreiten 79 | 93. Die Simplonstraße 58. Die Kalmücken 60 94. Kietinen Trite Is 20 21 21 22 23 24 20 26 27 29 80 Seit« 82 62 84 Ss 87 88 89 90 92 03 94 98 98 100 101 103 ■ 104 105 106 107 107 108 109 ili 112 113 113 115 116 117 119 122 125 12s 127 128

7. Europa - S. 65

1860 - Hannover : Pockwitz
65 Quadrat-Meilen. Beide sind Reste eines Meeres, welches einst das Weiße Meer mit dem Finnischen Busen verband. — Die ganze Ostseeküste hat das Eigenthüm- liche, mit einer Unzahl größerer und kleinerer Seen besetzt zu sein, die von Sw. gegen No. an Größe zunehmen; in Finnland liegt diese Seeplatte am höchsten über dem Meere und senkt sich zum Bottnischen, zum Finnischen Busen und bis zum Ladogasee. Kleine Gebirgszüge bis zu 1200' stehen ohne Zusammenhang über der finnischen Seeplatte, auf der Blöcke von Granit, Gneiß und Glimmerschiefer wild umhergeworfen sind. Das Nördliche Eismeer greift mit dem Busendes Weißen Meeres in das Land. In diesen ergießt sich die Dwina, deren Queuflüsse am Rande des nördlichen Landrückens entstehen. Sie ist fast von der Quelle an schiffbar und bildet bei ihrer Mündung einen Li man (so nennt man eine erweiterte Flußmündung, der kleine Inseln vorgelagert sind, die aber doch nicht haffartig vom Meere geschieden ist). Vom Ural strömt in das Eismeer die Petschora. Zum Kaspisee strömt außer dem Ural die Wolga, d. h. die Große, Europa's größter Strom. Ihr Stromgebiet beträgt 30,000 Quadrat-Meilen. Ihre Quelle ist auf dem Waldaigebirge, 50 Meilen von der Ostsee und fast 200 Meilen vom Kaspisee. Sie durchbricht den südlichen Landrücken, tritt dann in die salzige kaspische Steppe und bilvet ein Delta von mehr als 60 Mündungen. Mit Recht nennen die Tataren die Wolga die freigebige, denn sie ist vielleicht der fischreichste Strom der Welt (Caviar, Hausenblase). Der größte Nebenfluß links ist die Kama, der größte rechts die Okcn Ein Seitenfluß der Oka ist die Moskwa. An ihr bei Moshaisk und Borodino war 1812 ein blutiger Sieg der Franzosen über die Russen. Zum Schwarzen Meere geht der Don, bei den Alten Tanais. Bei dem Durchbruch des südlichen Rückens nähert er sich der Wolga auf 8 Meilen, biegt sich dann nach Sw. und bildet einen großen Strandsee, das Meer von Asow, das aber nur für kleinere Seeschiffe Wasser genug hat und täglich seichter wird. Vor- gelagert ist demselben die dreieckige Halbinsel Krim, auch wohl nach dem alten Namen Taürien genannt. Eine nach O. laufende Landzunge derselben bildet mit dem Continent die Meerenge von Kaffa oder Feodosia, meistens Kertsch oder Jenikale genannt. Der Dnjepa: entsteht am südlichen Hange des nördlichen Rückens, durchbricht unterhalb Kiew zwischen steilen Ufern mit Fällen und Strom- schnellen den südlichen Zug und bildet einen seichten Li man. Unter seinen Zuflüssen ist nicht der größte, aber der berühmteste die Beresina, die an den grauenvollen Uebergang der flüchtigen Franzosen im Winter 1812 erinnert. In den Liman des Dnjepr ergießt sich vom südlichen Landrücken der Bog. — Der Dnjestr bildet in seinem Oberlaufe ein Querthal des karpathischen Waldgebirges, fließt dann auf dem breiten Rücken des südlichen Zuges und stürzt in Slromschwellen in das Tiefland. Alle drei genannten Ströme durchfluthen ,auf ihrem Unterlaufe die ungeheuren Steppen, die sich am Schwarzen Meere ausdehnen. Fast zwischen allen großen Stromgebieten des Tieflandes und somit zwischen allen dasselbe bespülenden Meeren besteht Canalverbindung. 48 Die Dstfce. Die Ostsee oder das baltische Meer hängt durch den Sund, den großen und kleinen Belt und den Eiderkanal mit der Nordsee zusammen und bildet ein Glied des atlantischen Oceans. Sie umfaßt mit Einschluß ihrer Busen einen Flächenraum von fast 8000 Quadrat-Meilen und empfängt die Gewässer von einem sechsmal größeren Stromgebiet als das der Nordsee ist, und nimmt inehr als 260 zum Theil sehr bedeutende wasserreiche Flüsse auf, woher es auch kommt, daß sie eine so verringerte Salzigkeit hat, daß ihr Wasser beinahe trinkbar ist, was mit dem Wasser der Nordsee nicht der Fall ist. Die Ostsee erstreckt sich von der deutschen Küste bis in die Länder hinein,, in denen das Getreide nicht mehr reift, weshalb auch der nördliche Theil derselben alljährllch an den Küsten mit Eis bedeckt ist; dies findet namentlich beim bothnischen Meerbusen, welcher fast bis zum nördlichen Polar- kreise reicht, und beim finnischen Meerbusen, der unter dem 60sten Parallel- kreiie liegt, statt. Zu manchen Zeiten gefriert die See mehr oder weniger, doch ist das eine seltene Erscheinung. Eine andere Eigenthümlichkeit der Ostlee ist das unregelmäßige Steigen ihres Wassers zu einer Höhe von 3 Fuß und darüber über den gewöhnlichen Wasserstand. Ulrict. Die Erde. (3. Aufl.) s

8. Europa - S. 1

1860 - Hannover : Pockwitz
Einleitende Betrachtungen. > '' 1. Das Weltall. Die Erde ist ein Punkt im Weltall. Sie ist einer von den vielen Welt- körpern, welche gleich Sandkörnern von der allmächtigen Hand Gottes in dem uner- meßlichen Weltraum ausgesäet worden sind und, von ihr getragen, nach ewigen Ge- setzen ihre regelmäßigen Kreise beschreiben. Die Weltkörper nennen wir Sterne, den unermeßlichen Raum, in welchem sie schweben, Aether. Wie Sonne, Mond und die übrigen Sterne, so schwebt auch die Erde frei in dem Aether. Die Sterne behalten beständig, mit wenigen Ausnahmen, die Stellung, welche sie gegenseitig ein- nehmen, bei, sie verändern also ihre gegenseitige Lage zu einander nicht. Man nennt sie deshalb Fixsterne (feste Sterne). Bei einigen wenigen Sternen bemerkt man, wenn man sie eine Reihe von Tagen oder Monaten betrachtet, eine Aenderung ihrer Stellung zu den übrigen, namentlich zu denen, in deren Nähe sie stehen. Sie ent- fernen sich von diesen und nähern sich andern. Man nennt sie Planeten (Irr- sterne). Zuweilen erscheinen auch seltsame Lichtwesen oder Lichtkörper am Himmel, die sich durch einen nebelhaften Schimmer, mehr rund oder länglich, und durch einen Schweif auszeichnen und sich. so lange sie sichtbar bleiben, fortbewegen. Sie heißen Kometen, Haar- oder Schweifsterne. — Des Abends und des Nachts sieht man am heitern Himmel häufig plötzlich Lichtfunken entstehen, welche sich schnell fort- bewegen und nach einer oder einigen Sekunden wieder verschwinden. Man nennt sie Sternschnuppen (Sternputzen, Sternschneutzen). Die Fixsterne, die Planeten, wozu auch der Mond gehört, die Kometen und die Sternschnuppen erscheinen bald nach dem Untergange der Sonne, wenn keine Wolken über uns schweben; der Fi.rftern aber, welcher uns hei Tag leuchtet, ist die Sonne. Die Fixsterne glänzen in einem sehr verschiedenen Lichte, bald stärker, bald schwächer, meist in einem weißen Lichte, doch mit mancherlei Färbung. Nach ihrer Lichtstärke theilt man sie in Sterne erster, zweiter bis zehnter, oder, durch die stärksten Fernrohre gesehen, bis sechszehnter Größe. Die Zahl der Sterne ist unendlich groß. Mit bloßest^?chze kann man gegen 5090 unterscheiden, in guten Fernrohren sieht man wenwrns- 70,000. Nimmt man an, daß jede Quadratminute des Himmelsgewölbes auch m»Vnen ein- zigen Stern enthalte, so würde die Anzahl aller Sterne über 148 Millionen Sterne, und sollte jede Quadratsekunde einen Fixstern enthalten/ so" würde sich die Anzahl aller Sterne auf 534,600 Millionen belaufen. Aber auch diese-grosthzahlen drücken noch nicht die wahre Anzahl der Fixsterne aus. Nach allen. Haumrehtungen hin findet das Auge am nächtlichen Himmel Sterne; sie sind abex/'Mmweoz gleichförmig als den St yonr, Ivrwern es gievl Iiernenreicyere und sternenleererk^srvgl >liche Halfte des Himmelsgewolbes im Ganzen reicher ania die jüdliche. Unserem Auge sind die Sterngruppen so altesten Bolkern Veranlassung gegeben haden zur Erfi ' ernbilder oder Gestione. ^Besonders drangen si Ulrici. Die Erde. <3. Aufl.) Nuñ) Mi vie '1 fälligen Sternen, ^Mdaß sie schon Benennung der ¡síeimc in der Nähe ) I

9. Europa - S. 2

1860 - Hannover : Pockwitz
2 eines breiten Streifens, der Jedem unter dem Namen der Milchstraße bekannt ist, immer enger aneinander. Dieser Streifen umzieht in der Gestalt eines größten Kreises von ungleicher Breite den ganzen Himmel. Außer unserer Milchstraße steht man aber am Himmel noch sehr viele linsenförmige Nebelflecken, die aus einer Menge von Sternen bestehen. Merkwürdig sind die Doppelsterne, d. h. je zwei Sterne, die sehr nahe zusammenstehen, so daß man mit bloßem Auge oft nur einen von ihnen sieht. Im Ganzen kennt man wenigstens 6000 Doppelsterne. Der kleinere scheint um den größeren herumzulaufen, wie der Mond um die Erde. Manche Fixsterne gehören zu den sogenannten veränderlichen Sternen. Einige von ihnen zeigen beständig mehr oder weniger periodische Lichtveränderungen; andere nehmen an Licht beständig zu oder ab; einige erscheinen uns wieder, nachdem sie auf einige Zeit verschwunden waren; andere sind nur auf einige Zeit und, soviel man weiß, nur einmal sichtbar geworden. Die Entfernung der Fixsterne läßt sich nicht angeben, nicht einmal vorstellen. Der Weg von der Erde zur Sonne beträgt 20 Mil- lionen Meilen oder eine Erdweite; der nächste Fixstern abersteht wenigstens 4 Billionen Meilen oder eine Sternweite voii unserem Planeten ab. Die Nebelflecken sind wenigstens 10,000 Sternweiten von uns entfernt. Die wahre Größe der Fixsterne ist uns gleichfalls unbekannt. Auch die kleinsten Sterne sind wohl viel größer, alö unsere Sonne. Der schöne Stern Wega in der Leyer mag wohl einen Halbmeger haben, der gleich 34 Sonnenhalbmessern (ein Sonnenhalbmesser — 94,000 M) ist, und sein körperlicher Inhalt übertrifft den der Sonne, welcher 3500 Billionen Kubik- meilen beträgt, um 39,000 Mal. 2. Die Sonne. Die Sonne, ob sie uns gleich nur als eine mäßig große Scheibe erscheint, ist doch ein gewaltig großer Körper. Daß sie aber, trotz ihrer ungeheuern Größe, uns so klein vorkommt, hat seinen Grund darin, daß sie so erstaunlich weit von unsrer Erde entfernt ist. — Was nun zuerst die Größe der Sonne anlangt, so beträgt ihrdurchmesser 188,000 deutsche Meilen, ihre Oberfläche 111,000 Millionen Quadrat- meilen und ihr körperlicher Inhalt endlich 3500 Billionen Kubikmeilen. Jedoch diese Zahlen sind zu groß,^als daß wir dadurch einen wahren Begriff von dem riesenmäßigen Umfang der Sonne erhalten könnten. Suchen wir also durch Ber- gleichungen mit anderen bekannten Körpern uns die Sache zu versinnlichen. Der Umfang unserer Erde beträgt 5400 und der Durchmesser 1720 deutsche Meilen. Die Erde ist mithin schon eine gewaltig große Kugel; allein sollte ein Körper, gerade so groß wie die Sonne, aus lauter Kugeln von der Größe unserer Erde züsammen- gesetzt werden, so wären eine Mill. und Viermalhunderttausend solcher Erdkugeln er- forderlich! So ungeheuer aber die Größe der Sonne ist, eben so erstaunlich ist auch ihre Entfernung von der Erde. Der Abstand der Sonne von unserer Erde be- trägt 21 Millionen Meilen. Gesetzt, es führte ein gut gebahnter und ebener Weg von unserer Erde zur Sonne und es wollte ein Erdenbewohner einen Besuch auf der Sonne abstatten, so würde er, wenn er heute von der Erde abreiste und Tag für Tag zwanzig Stunden oder zehn Meilen Weges zurücklegte, doch erst in 6200 Jahren auf der Sonne ankommen! Das Licht aber oder die Strahlen dieser Sonne durchfliegen diese ungeheure Strecke von 21 Millionen Meilen in acht Minuten und dreizehn Sekunden, so daß sie also in einer Sekunde, wäh- rend eine abgeschossene Kanonenkugel 1500 Fuß zurücklegt, gegen 42,000 Meilen durchstiegen! "Somit ist das Licht das schnellste Wesen, das in Gottes Schöpfung vorhanden ist. — Ueber den Stoff und das Wesen der Sonne selbst sind die ge- lehrtesten Astronomen noch nicht einig und werden's wohl auch niemals werden. Ehe- mals hielt man den ganzen unermeßlichen Sonnenkörper für eine glühende, hell- brennende Masse. Von dieser Ansicht ist man aber in der neuern Zeit zurückaekom- men, indem man gefragt hat: Woher sollte, wenn die Sonne ein wirkliches Feuer- meer wäre, dieses Feuer seine ewige Nahrung nehmen, daß es in tausend und aber tausend Jahren nicht abniinmt und zuletzt wie eine ausgebrannte Kohle verglimmt und erstirbt? Ferner hat man geltend gemacht: Wenn die Sonnenstrahlen feurige Ausflüsse aus der Sonne wären, so müßte es doch, je näher der Sonne, desto heißer sein. Wir finden aber gerade das Gegentheil. Denn je höher die Luftschiffer sich in die Luft erheben (folglich sich der Sonne nähern), desto kälter wird es; und je höher die Gebirge der Erde sind, desto mehr Eis und Schnee treffen wir auf ihnen, selbst in den heißesten Sommertagen. Man rsimmt deshalb ziemlich allgemein

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8 an, die Sonne selbst könne wohl ein kühler, ja selbst ein dunkler Körper sein, aber so wie unsere Erde von einer hohen Luftschicht, so sei die Sonne von einer ungeheuern, vielleicht elektrischen Lichtmaterie umflossen. Dieses Licht werde dann durch den schnellen Umschwung des Sonnenkörpers (denn die Sonne dreht sich alle 25 Tage und ziemlich 12 Stunden einmal um sich selbst) in steter Bewegung gehal- ten und pflanze sich .durch den leichten Aether (Luft) schnell biß auf die Oberfläche dunkler Körper (der Planeten und Monde) fort, wo die hingefallenen Lichtstrablen die kleinsten Tbeile dieser Oberfläche erschüttern und ihre innere^Wärme rege machen. Es kommen daher eben so wenig wirkliche Lichttheile aus der Sonne zu uns, als die Theile einer Glocke, deren Schall wir hören. Auf diese Weise ließe sich nun erklä- ren. wie die Sonne, ohne von ihrer Masse und Größe auch nur das Geringste zu verlieren, alles um sich her erleuchten und erwärmen könne.— Ob unsere Sonne auch bewohnt ist? Triftige Gründelaffen es vermuthen. Sollte die ewige Weisheit, die hier auf unserem Erdkörper kein Baumblatt, kein Gräslein. keinen Wassertropfen unbevötkert gelassen hat. sollte diese ewige Weisheit einen Körper von so erstaunlicher Größe ohne fühlende, empfindende Wesen gelassen haben, die sich ihres Daseins freuen und den Herrn loben? Aber sowie der Sonnenkörper aus ganz anderen Stoffen be- steht, wie" unsere Erde, so werden auch die Wesen, die dort die hohen Schöpfungs- wunder anstaunen, Wesen ganz andrer Art sein, als wir Menschen. .8. Das Sonnensystem. Die alten Völker stellten sich unsere Erde als eine flache Scheibe vor und gaben ihr die Hauptrolle in der Schöpfung. Sie wähnten, die große, feurige Sonne, der freundliche Mond und das zahllose Heer der so lieblich funkelnden Sterne seien blos der Erdbewohner wegen und zur Zierde des Himmels da. Von der Vorstel- lung. daß unsere Erde gleichsam der Hauptkörper in der großen Weltschöpfung sei, daß sie fest und unbeweglich stehe, daß sich Sonne, Mond und alle anderen Sterne um die Erde drehen, von dieser Vorstelluug wollte man Jahrtausende hin- durch nicht abgehen, wenn auch einige hervorragende Geister, namentlich unter den alten Griechen und Römern, die Meinung aufgestellt hatten, daß sich, die Erde in einem (schiefen) Kreise um die Sonne und dabei täglich um ihre Achse drehe. Da endlich war es einem Manne vorbehalten, Licht und Aufklärung zu verbreiten über einen Punkt der Wissenschaft, wo so lange Jahre hindurch Dunkel und Verworren- heit geherrscht hatte. Dieser Mann war Nikolaus Kopernikus, geboren zü Thorn an der Weichsel am 19. Febr. 1473. Er bewies mit schlagenden und unab- weislichen Gründen: Die Sonne, der Licht und Wärme spendende Körper, steht in der Mitte und dreht sich um sich selbst; die Planeten sind an sich selbst dunkle Körper, laufen in festbestimmten Bahnen um die Sonne, drehen sich bei diesem ewigen Kreisläufe in gewissen kürzeren Zeitabschnitten zugleich höchst regelmäßig um sich selbst und empfangen ihr Licht von der Sonne. So fand Kopernikus das wahre Weltsystem. — Von dem Zeitpunkte (1530) an, wo der große Kopernikus sein System, daß die Sonne in der Mitte stehe und die Planeten in genau vor- gezeichneten Bahnen um dieselbe rollen, dabei aber zugleich sich regelmäßig um ihre Achse drehen, aufgestellt hatte, kannte man bis zum Jahre 1781 nur sechs Planeten: Merkur, Venus, Erde. Mars, Jupiter und Saturn. Da entdeckte aber der berühmte Astronom (d. h. Sternkundige) Herschel (ein geborner Hannoveraner) am 13. Marz 1781 einen siebenten Planeten, den Uranus, und 1801. 1804 und 1807 wurden von einem Italiener Piazzi und den Deutschen Olbers und Harding noch vier Planeten: die Ceres, die Pallas, die Juno und Vesta gefunden. So nahm man bis zum 7. Decbr. 1845 an, daß unser Sonnen- oder Planetensystem aus der Sonne und den elf Planeten: Merkur, Venus, Erde, Mars, Vesta, Juno, Ceres, Pallas, Jupiter, Saturn und Uranus bestehe. Allein am 8. Decbr. 1845 wurde vom Postsecretair Hencke in Driesen ein zwölfter Planet entdeckt. Man nannte ihn Asträa. Darauf fand ein Franzose Le Verrier (sprich: Le Werrieh) in Paris durch Berechnungen und Schlüsse, daß weit hinter dem Uranus noch ein Planer stehen müsse, und in der That entdeckte ein Deutscher, G all in Berlin, den von Le Verrier nur vermutheten Planetemin der Wirklichkeit. Er wurde Neptun genannt. Später sind noch eine Anzahl Planeten entdeckt, so daß jetzt deren Zahl sich auf 65 beläuft. Oie Planeten, welche zwischen Mars und Jupiter ihre Stellung haben, und es sind ihrer 57, begreift man gewöhnlich zusammen unter dem Namen Planetoi- den, d. h. von einem Planeten abstammend, weil man annimmt, daß sie Theile von
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