1820 -
Mößkirch
: Rösch
- Autor: Eith, Gabriel
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Häutchen steht eine Reihe Haare, wie Pallisaden, die auch
bei offenem Auge jedes Stäubchen abhalten, und die Star-
ke und Menge des scharftrcffenden Lichtes mildern. Auch
die Auqenbraunen müssen das Auge vor dem salzichten
herabtröpfelnden Schweiße schützen, und die weiße Stirne
wie schwarze, schön gewölbte, Bogen zieren. Das Auge
selbst muß jedem Beobachter die Lobpreisung des Schöpfers
abzwingen. Er hat darin eine solche helle himmlische Flam-
me angezündet, daß ihr der Glanz aller Edelsteine in der
ganzen Natur nicht gleich kommt. Sie sind wie zwey hel-
le Spiegel, und obgleich überaus klein, malen sie doch die
größten Gegenstände, den ganzen Himmel mit seinen Ster-
nen, der Seele ohne Verwirrung ab. Sie sind mit Ord-
nung und Zierde des Angesichts auf beiden Seiten gleich
weit von der Mitte gestellt, können sich auf. und abwärts,
rechts und links in großer Eile bewegen; und sollte dieß
zur Bequemlichkeit und Sicherheit nicht hinreichen, so giebt
ihnen die Biegsamkeit des Halses hundert bequeme Wen-
dungen und Stellungen. Dadurch verrichten zwef Augen,
was sonst, wenn sie unbeweglich waren, zwanzig nicht ver-
richten würden. Nebst den nutzbaren Diensten, die uns
als eine in der Anhöhe ausgestellte Wache leisten, gewäh-
ren sie durch die Aussicht in die lichthelle, farbenreiche
Schöpfung, durch Bemerkung von Ordnung und Ebennia-
ße, durch das Anschauen der Gemälde und Kunstwerke
noch tausend verschiedene Vergnügen«
Das Gehör.
Wie Vieles laßt sich mit eigenen Augen nicht sehen,
sondern nur von andern hören? Dazu ist uns mittelst der
Ohren ein eigener Sinn mitgetheilt worden. — Der Ban
des Ohres ist so vortrefflich und vollkommen, daß man
auch den herrlichen Bau des salomonischen Tempels damit
nicht vergleichen mag. Der Vorhof davon, bdcr die Oh-
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- Autor: Eith, Gabriel
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- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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platz am Leibe, sondern verbreitet sich durch den ganzen
Körper, durch die Spitzen der Finger, an den Flächen der
Hände, selbst an Aug und Ohr, an Zunge und Gaumen,
und an allen Theilen des Fleijches, ist überall zur War-
nung gegen die schädliche Verletzung des Körpers überaus
lebhaft und geschwind an den Theilen, welche die feinsten
und verletzbarsten sind, auch am lebhaftesten und schärfsten.
' Nerven nicht nur den tausend, sondern der» hundcrttausen-
den nach durchkreuzen das Gewebe der Haut, und beför-
dern die Schnelle und Schärfe des Gefühls.
Schärfung der Sinne.
Wie scharf die Sinnen seyn können, beweisen viele
Völker. Die Kalmücken in Asien zum Beispiel, hören auf
große Strecke weit, wenn sie das Ohr an die Erde hal-
ten, den Schall von den Pferdehufen: sie riechen ob ein
Fuchs oder ein anderes Raubthier in seiner Höhle anwesend
sey oder nicht, einen Fremden grüßen sie, wenn er auch
eine halbe Stunde von ihnen entfernt ist, und winken ihn
zu sich. Andere Völker wissen sogar im weichen Grase die
Spur oder Fähre eines Wildes zu erkennen.
Daß ein Sinn von dem andern durch fleißigen Gebrauch
ausnehmend geschärft werden könne, zeigt uns die Erfah-
rung, besonders an Vlindgebornen. — Daß Blinde durchs
Gefühl Stücke Geld erkennen, ist nichis außerordentliches
aber bewundern muß man das Gefühl desjenigen, der un-
ter einer Menge von Münzen jede falsche herausfand und
wenn sie auch noch so gut nachgemacht war, daß sie das
Auge des Kenners betrügen könnte. Ein blinder Bildhauer
.bildete Statue» im Thon so genau nach, daß sie den-
jenigen vollkommen glicchen, die er vor sich hatte. Da
Blinde diesen Sinn beständig üben Müssen, so ist cs sehr
natürlich, daß er bei ihnen mehr, als bei andern geschärft
wird. Aber doch können auch Sehende, wenn sie den Blin-
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- Geschlecht (WdK): koedukativ
den öfters nachahmen, die Vollkommenheit desselben unge-
mein erhöhen.
Da cs keinem Menschen gleichgültig seyn kann, ob diese
wichtigen Werkzeuge, durch welche wir alle Empfindungen,
und mittelbar alle Erkenntnisse erhalten, scharf oder stumpf,
vollkommen oder unvollkommen sind; so wird euer Lehrer
euch zweckmäßige Uebungen angeben, die ihr fleißig beobach-
ten müsset.
Die Zunge und Sprach e.
Gott, der dem Menschen so vortrefflich geordnete Sin-
ne gab, um Vorstellungen von außen her, zu Gedanken,
Urtheilen, Wahrheiten, nützlichen Vorschriften und Grund-
sätzen einzusammeln, gab ihm auch an dem Vermögen der
Sprache ein Mittel ;u, dieselben wieder andern mitzuthei-
len. So kann sich der Irrthum, den man unvorsichtig
aufnahm, nicht lange verbergen, und bei redlicher Eröff-
nung - in der Einsicht und Wahrheitsliebe anderer seine
Heilung finden; so kann die Zweifelei mit allen ihren
Bangigkeiten, mit denen sie das Herz umklammert, bald
verscheucht, so die Weisheit eines jeden, Weisheit für vie-
le Bruder, und die Weisheit eines jeden werden. Durch
die Sprache theilen wir uns die Geheimnisse unsers Her-
zens mit und können die leisesten, unerforschlichsten Ge-
danken hörbar machen. Durch sic geben und empfangen
wir Lehren für den Unwissenden, Trost für den Betrübten,
Unterhaltung, und Aufmunterung für uns, unsere Freunde
und Mitgenosscn. Durch sie wird erst Handel und Wan-
del möglich, die gegenseitige Gemeinschaft und Liebe beför-
dert, das Evangelium gepredigt, und Gott mit lautem
Gebete und Jubel gepriesen. Und nun, wer sollte glauben,
daß alles dieses durch das bischen Luft, das die Lunge
durch die Luftröhre hinausstößt, und ihre verschiedene Er-
schütterung, Theilung, Verlängerung und Abkürzung zu
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ist ein schätzbarer und nützlicher Vorzug des Menschen.'
Dadurch bemustert sich der Mensch auch der stärksten Thiere.
Verstand ist bester als Geld und Gut. Um euch hievon
zu überzeugen, betrachtet nur einmal einen wahnsinnigen
Menschen! —
b) Unter den Sachen, die ihr erkennet, gefällt euch
manches, und ihr Habt eine Begierde darnach; manches
gefällt euch nicht, ihr habt einen Abscheu daran. Seht dieß
ist ein Geschäft des Willens. Das was angenehm ist,
wollet ihr; was unangenehm ist, wollet ihr nicht. Ihr
wünschet glückselig zu werden; und das wünschen auch an-
dere Menschen. Eure Seele hat Verstand und Willen.
Solche Dinge, welche Verstand und Willen haben, nennt
man Geister. Eure Seele ist also ein Geist.
Ihr habt also, meine lieben Kinder, einen Verstand,
aber diesen Verstand müsset ihr immer mehr ausbilden,
ihr müsset in der Schule aufmerksam lernen, gute und
nützliche Kenntnisse einsammeln. Lasset also die Zeit, wo
ihr diesen Verstand mit neuen Kenntnissen bereichern
könnt, nicht unbenutzt vorübergehen. Ihr habt einen Wil-
len, ihr trachtet nach dem Guten. Aber laßt euch nicht
vom Scheine tauschen! Vieles scheint gutj und ift's nicht.
Fraget verständige Leute, und wählet allemal nur das, was
nicht blos gut scheint, sondern auch wirklich gut ist.
2) Die Seele unterscheidet Gutes und
Böses, Recht und Unrecht. Ich will euch Mancherlei
erzählen, was Menschen von jeher gethan haben und noch
thun, und ihr sollt mir allemal sagen, ob etwas gut oder
böse, recht oder unrecht sey. Ich wette, ihr werdet es
ohne vieles Nachdenken leicht errathen.
Fritz möchte gerne Geld haben, um sich ein Kleid zu
kaufen; Er arbeitet, und verdient sich Geld, ist das
recht?
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, Valentin möchte gerne Geld haben; er stiehlt es dem
Nachbar aus dem Kasten: ist das auch recht?
Peter sieht einen armen Mann liegen, der um Hülfe
ruft; er geht fort und läßt ihn liegen: ist das schön?
Anton kommt nach ihm, sicht ihn, hilft ihm auf,
führt ihn in eine warme Stube; ist das nicht schöner?
Seinen Aeltern grob begegnen, ihnen ungehorsam zu
seyn, sie im Alter verlassen, andern Leuten vorlügen,
fremde Sachen nehmen, ist das anständig und löblich?
Seine Aeltern ehren, ihnen gerne gehorchen, sie mit
Liebe unterstützen, allemal die Wahrheit reden, jedem das
Scinige lassen- — gefällt euch das nicht besser? *)
Ihr wäret also, wenn ihr auch keinen umständlichen
Unterricht erhalten hättet, doch im Stande, in den meisten
Fällen gleich zu sagen was recht oder unrecht, gut oder
böse? löblich oder schändlich sey. Woher wißt ihr das? Ist
es nicht gleichsam eine innere Stimme, welche euch zuruft:
das ist erlaubt; das ist nicht erlaubt. Diese Stimme
ist das Gewissen.
Ihr könnt Recht und Unrecht von einander unterschei-
den ; ihr habt rin sittliches Gefühl. Fragt euch also alle-
mal vor jeder That: ist das was ich thun will, recht oder
unrecht, gut oder böse? Wenn ihr immer das thut, was
ihr für Recht erkennet, so seyd ihr rechtschaffene, tugend-
hafte Menschen, ihr thut eure Pflicht, ihr verrichtet gute
Werke.
3. Der Mensch hat ein Gewissen. Dieses
Gewissen reget sich im Menschen vor jeder guten und
dösen Handlung, und reget sich nach jeder guten und
bösen Handlung. Diese kann jeder Mensch beobachten,
wenn Er auf sich selbst Acht gibt.
Wenn ihr im Begriffe steht, etwas Unrechtes zu thu«,
*) Der Lehrer vermehre diese mit andern Beispielen,
besonders nm solchen aus der heiligen Schrift.
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B. Etwas zu nehmen; ist es nicht, als wenn euch
Etwas juriefe: Thue das nicht, es ist nicht erlaubt? Wenn
ihr etwas Böses gethan, z. B. ein Kind beleidigt, oder
gelogen habt, seyd ihr nicht voll Angst? Denkt ihr nicht,
o, wenn ich nur das nicht gethan hatte! Wenn ihr was
Gutes gethan oder etwas Böses unterlassen habt; ist's
euch nicht wohl im Innern? Seyd ihr nicht um Vieles
heiterer, froher und zufriedener? Seht dieß ist die Stimme
des Gewissens. Das Gewissen redet zuvor ehe man etwas
Böses thut; es redet darnach, wenn man es gethan hat.
Es lobt oder tadelt euch. Daher sagt Paulus: „Es ist in
«ns selber ein heiliger Gerichtshof, daö Ge-
wissen, vor dem sich unsre eigenen Gedanken
anschuldigen oder entschuldigen." (Röm.2.i5.)
Von wem ist dieses Gewissen? — Ihr habt es euch
nicht selbst gegeben; eure Aeltern haben es euch auch nicht
eingeflößt; denn dieses Gewissen regt sich wider euern
Willen auch ohne vorhergegangenen Unterricht. — Dieses
Gewissen ist von Gott, und beweiset auch eben so, wie
der Anblick der erschaffenen Dinge, daß ein Gott
sey, der will, daß das Gute geschehe, und
daß das B-öse unterbleibe.
Höret diese Stimme des Gewissens, die in euch ruft:
Folget ihr! Gott spricht durch das Gewissen zu euch.
Wenn euch das Gewissen sagt: thue das nicht, es ist nicht
erlaubt; so thue cs ja nicht! Wenn es euch sagt: dieß
bist du schuldig zu thun, so folget und thut wie es euch das
Gewissen eingibt. Ein gutes Gewissen vergrößert die Freuden
und macht das Leiden erträglicher; ein böses Gewissen
verbittert die Freuden, und macht das Leiden noch schwerer.
4) Der Mensch hat Freiheit, oder er hat
einen freien Willen. Wenn ihm gleich sein Gewissen
sagt: Dieses oder Jenes sollst du thun. Dieses oder Jenes
unterlassen: so zwingt ihn doch Niemand das Eine zu thun
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und das Andere zu unterlassen. Auch nachher, wenn die
Handlung schon vorbei ist, erkennt er, daß er anders
hätte handeln können, und wenn er Böses gethan hat, so
wünscht er, daß er's nicht gethan hatte. Dieß kann
Jeder bemerken, wenn er auf sich selbst Acht gibt. Darum
geht auch der Mensch oft mit sich selbst zu Rathe, ob
er etwas thun oder nicht thun soll. Ein Beweis, daß
ihn Niemand dazu nöthigte. Dieß sagt auch die Schrift:
„Gott, der den Menschen ursprünglich erschaf-
fen hat, hat ihn ganz seinem freien Willen
„überlassen. Leben und Tod, Gutes un^>
„Böses ist vordem Menschen. Was ihm ge-
„fallt, wird er bekommen." (Sir. i5. i4.)
Ihr habt Freiheit, ihr seyd nicht gezwungen Böses
zu thun, aber auch nicht gezwungen Gutes zu thun. Doch
cs wäre böse von euch, wenn ihr die Freiheit mißbrauchen,
das Gute unterlassen und das Böse thun wolltet. Das
Gewissen sagt euch, was ihr zu thun habt. Ihr sollt cs
erber freiwillig thun. Thut ihr's nicht: so macht ihr euch
unglücklich; und wenn es euch dann böse geht: so müßt
ihr euch selbst die Schuld beimeffcn. Ihr hättet das
Gute thun können, und habt es nicht gethan.
5) Die Seele des Menschen ist unsterblich.
Der Leib des Menschen ist gebrechlich und stirbt, aber nicht die
Seele. Der Leib besteht aus mehreren Theilen, jeder Theil
des Leibes hat etwas Anderes zu verrichten. Aber nicht
so die Seele, es ist immer eine und die nämliche, jetzt wie
vor mehreren Jahren, welche sieht, welche hört, welche
mittelst des Körpers alle Verrichtungen macht. Diese
Seele ist nicht zusammengesetzt, sondern einfach. Die
Theile des Leibes lösen sich von einander ab; aber nicht so
bei der Seele, weil sie keine Theile hat. Der Leib kann
ohne die Seele nicht sehen, nichts hören, sich nicht bewe-
gen; aber die Seele kann ohne den Leib denken und wol«
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len. Wenn also der Leib schon stirbt, so kann die Seele
ihre Verrichtungen doch noch fortsetzen; sie stirbt nicht mit
ihm, sie ist unsterblich.
Eure Seele ist also mehr werth als der Leib. Ihr
sollt also mehr für das Wohl der Seele, als für das
Wohl des Leibes sorgen. Das Wohl der Seele besteht
in einem guten Verstand und guten Willen. Erlernet,
was ihr zu wissen braucht! Thut, was euch das Gewissen
zu thun befiehlt! „Was nützet es dein Menschen, wenn
er die ganze Welt gewinnt, aber an seiner Seele Schaken
leidet? Was will er für seine Seele für einen Ersatz
geben?" Matth. i6, 26.
Welche Kräfte hat also die Seele? Kann der Mensch
das Gute vom Bösen unterscheiden? Wozu nützt das Ge«
wissen? Was ist edler, der Leib oder die Seele? Welche
Vorzüge hat die Seele vor dem Leibe?
Iii.
Gesundheitslehre.
Lehren, den Körper gesund und stark zu erhalten.
Mäßigkeit im Essen und Trinken erfordert
nicht nur, daß man hierin nicht zu viel thue, sondern
auch, daß man keine oder doch wenig starke und hitzige
Speisen und Getränke genieße, und Ordnung dabei beobachte.
Bewegung und Arbeit erwecken eine gesunde
Eßlust, befördern den Umlauf der Safte, besonders des
Geblüts, erleichtern die Verdauung, bewirken eine heilsame
Ausdünstung und erhalten das Gemüth froh.
Die Zeit des Schlafens sollte (bei kleinen Kin-
dern ausgenommen) nie unter 7 und nie über 9 Stunden
dauern. Da der Schlaf zur Erholung und Stärkung der
Nerven nothwendig ist, so sollte alles, was denselben uu*
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baden; denn man hat schon Beispiele, daß solche Menschen
auf der Stelle gestorben sind.
Schnelle Erhitzung und Erkaltung. Wie
gefährlich es ist, nach einer Erhitzung, sie mag vom Körper
oder Gemüthsbewegung herrühren, gleich kalt zu trinken,
wird wohl niemanden unbekannt seyn. Denn die Luft-
gefäße der inneren Theile, vornehmlich des Schlundes, der
Luftröhre und der Lungen sind alsdann sehr erweitert,
und wenn sie durch einen kalten Trunk plötzlich erschreckt
und zusammengezogen werden, so stockt das Blut in den-
tclben, woraus Entzündung, Geschwüre und Schwindsucht
entstehen können. Eben diese Folgen hat jede andere Er-
kältung. In einem solchen Falle, wenn man aus Ueber-
cilung sich dieses Fehlers schuldig gemacht hat, ist es
am besten, durch starke Bewegung oder durch warmes
Getränk die Ausdünstungen der innern Theile wieder her-
zustellen. An heißen Sommcrtagen ist es für Bauers-
leute sehr gut, wenn sie unter das Wasser etwas gute»
Essig mischen.
Ein heiteres Gemüth befördert ebenfalls den
leichten Umlauf der Säfte, die Verdauung und einen ruhigen
stärkenden Schlaf. — Vor heftigen und anhaltenden Lei-
denschaften muß man sich hüten; denn der Mensch hat
dabei weder Rast noch Ruhe; er hört nicht auf, zu grü-
beln , und die Nerven werden wie von einem fressenden
Wurme geguält. Darüber verliert sich am Ende alle Mun-
terkeit.
Vorsicht beim Krankenbesuche. Man gehe
nicht »»nöthig nahezu solchen, welche hitzige, faule und an-
steckende Krankheiten haben, und setze sich nicht so, daß man
ihre Ausdünstung an sich ziehe; schlucke den Speichel nicht
nieder, sondern werfe ihn aus; spüle den Mund oft mit
Weinessig oder mit Wasser aus, und bediene sich auch de§
Weinessigs mit Wasser vermischt, zum Trinken.
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Gifte ans dem Gewächs« und Mineral-
reiche. Wie viel Unglücksfälle durch Vergiftungen aus
Unwissenheit und Unvorsichtigkeit entstehen, ist bekannt.
Augenblickliche Hülfe kann den tödtlichen Wirkungen der
verschluckten Gifte mehrentheils noch zuvorkommen; jede
Minute Verzögerung aber vergrößert die Gefahr. Die Ret-
tung der vergifteten Person erfordert erstens, daß man
die Kennzeichen einer geschehenen Vergiftung wisse, und
zweitens auch die schickliche Anwendung der Gegenmittel
verstehe. Was das Erste betrifft, so hat man ausfolgende
Umstände zu achten. Der Verdacht einer- Vergiftung
wird erregt, wenn ein Mensch, der vorher gesund und
wohl war, plötzlich von einer ungewöhnlichen Uebelkeit be-
fallen wird; es ist ihm, als sollte er sich erbrechen, wel-
ches auch zuweilen mit großer Heftigkeit geschieht. Er hat
eine erstickende Beängstigung; der Magen und die Gedärme
krümmen sich, daß es der Kranke fühlen kann, und
machen heftige Leibesschmerzen; er empfindet ein Brennen,
wie vom Feuer im Leibe; zuweilen erfolgt ein starker oder
gar blutiger Durchlauf, zuweilen Verstopfung des Leibes
und des Urins; er liegt in größter Unruhe und im kalten
Schweiße; der Puls geht unordentlich, das Herz klopft
wild; das Gesicht verwandelt sich unnatürlich, und wird
entweder aufgetrieben, oder blaß und blau, wie bei Leichen;
die Augen stehen entweder weit hervor, oder sind dunkel
im Anblicke, verlieren auch ihre Schärfe im Sehen, geben
Funken, oder sonst ungewöhnliche Erscheinungen von sich,
oder erblinden plötzlich, die Sinne werden überhaupt schwach,
es zeigen sich Schwindel, Ohnmachten, Stummheit, große
Hinfälligkeit aller Kräfte, Zittern der Glieder, zuweilen
läßt -Ohren und Schweif hängen, hat triefende Augen
und läuft gerade vor sich hin mit gesenktem Haupte.
Einem jeden, der so aussieht, gehe man aus dem
Wege.