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1. Gabriel Eith's Kleines Lehr- und Lesebuch der Gemeinnützigen Kenntnisse für Volksschulen - S. 23

1820 - Mößkirch : Rösch
23 Häutchen steht eine Reihe Haare, wie Pallisaden, die auch bei offenem Auge jedes Stäubchen abhalten, und die Star- ke und Menge des scharftrcffenden Lichtes mildern. Auch die Auqenbraunen müssen das Auge vor dem salzichten herabtröpfelnden Schweiße schützen, und die weiße Stirne wie schwarze, schön gewölbte, Bogen zieren. Das Auge selbst muß jedem Beobachter die Lobpreisung des Schöpfers abzwingen. Er hat darin eine solche helle himmlische Flam- me angezündet, daß ihr der Glanz aller Edelsteine in der ganzen Natur nicht gleich kommt. Sie sind wie zwey hel- le Spiegel, und obgleich überaus klein, malen sie doch die größten Gegenstände, den ganzen Himmel mit seinen Ster- nen, der Seele ohne Verwirrung ab. Sie sind mit Ord- nung und Zierde des Angesichts auf beiden Seiten gleich weit von der Mitte gestellt, können sich auf. und abwärts, rechts und links in großer Eile bewegen; und sollte dieß zur Bequemlichkeit und Sicherheit nicht hinreichen, so giebt ihnen die Biegsamkeit des Halses hundert bequeme Wen- dungen und Stellungen. Dadurch verrichten zwef Augen, was sonst, wenn sie unbeweglich waren, zwanzig nicht ver- richten würden. Nebst den nutzbaren Diensten, die uns als eine in der Anhöhe ausgestellte Wache leisten, gewäh- ren sie durch die Aussicht in die lichthelle, farbenreiche Schöpfung, durch Bemerkung von Ordnung und Ebennia- ße, durch das Anschauen der Gemälde und Kunstwerke noch tausend verschiedene Vergnügen« Das Gehör. Wie Vieles laßt sich mit eigenen Augen nicht sehen, sondern nur von andern hören? Dazu ist uns mittelst der Ohren ein eigener Sinn mitgetheilt worden. — Der Ban des Ohres ist so vortrefflich und vollkommen, daß man auch den herrlichen Bau des salomonischen Tempels damit nicht vergleichen mag. Der Vorhof davon, bdcr die Oh-

2. Gabriel Eith's Kleines Lehr- und Lesebuch der Gemeinnützigen Kenntnisse für Volksschulen - S. 27

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— 27 — platz am Leibe, sondern verbreitet sich durch den ganzen Körper, durch die Spitzen der Finger, an den Flächen der Hände, selbst an Aug und Ohr, an Zunge und Gaumen, und an allen Theilen des Fleijches, ist überall zur War- nung gegen die schädliche Verletzung des Körpers überaus lebhaft und geschwind an den Theilen, welche die feinsten und verletzbarsten sind, auch am lebhaftesten und schärfsten. ' Nerven nicht nur den tausend, sondern der» hundcrttausen- den nach durchkreuzen das Gewebe der Haut, und beför- dern die Schnelle und Schärfe des Gefühls. Schärfung der Sinne. Wie scharf die Sinnen seyn können, beweisen viele Völker. Die Kalmücken in Asien zum Beispiel, hören auf große Strecke weit, wenn sie das Ohr an die Erde hal- ten, den Schall von den Pferdehufen: sie riechen ob ein Fuchs oder ein anderes Raubthier in seiner Höhle anwesend sey oder nicht, einen Fremden grüßen sie, wenn er auch eine halbe Stunde von ihnen entfernt ist, und winken ihn zu sich. Andere Völker wissen sogar im weichen Grase die Spur oder Fähre eines Wildes zu erkennen. Daß ein Sinn von dem andern durch fleißigen Gebrauch ausnehmend geschärft werden könne, zeigt uns die Erfah- rung, besonders an Vlindgebornen. — Daß Blinde durchs Gefühl Stücke Geld erkennen, ist nichis außerordentliches aber bewundern muß man das Gefühl desjenigen, der un- ter einer Menge von Münzen jede falsche herausfand und wenn sie auch noch so gut nachgemacht war, daß sie das Auge des Kenners betrügen könnte. Ein blinder Bildhauer .bildete Statue» im Thon so genau nach, daß sie den- jenigen vollkommen glicchen, die er vor sich hatte. Da Blinde diesen Sinn beständig üben Müssen, so ist cs sehr natürlich, daß er bei ihnen mehr, als bei andern geschärft wird. Aber doch können auch Sehende, wenn sie den Blin-

3. Gabriel Eith's Kleines Lehr- und Lesebuch der Gemeinnützigen Kenntnisse für Volksschulen - S. 28

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den öfters nachahmen, die Vollkommenheit desselben unge- mein erhöhen. Da cs keinem Menschen gleichgültig seyn kann, ob diese wichtigen Werkzeuge, durch welche wir alle Empfindungen, und mittelbar alle Erkenntnisse erhalten, scharf oder stumpf, vollkommen oder unvollkommen sind; so wird euer Lehrer euch zweckmäßige Uebungen angeben, die ihr fleißig beobach- ten müsset. Die Zunge und Sprach e. Gott, der dem Menschen so vortrefflich geordnete Sin- ne gab, um Vorstellungen von außen her, zu Gedanken, Urtheilen, Wahrheiten, nützlichen Vorschriften und Grund- sätzen einzusammeln, gab ihm auch an dem Vermögen der Sprache ein Mittel ;u, dieselben wieder andern mitzuthei- len. So kann sich der Irrthum, den man unvorsichtig aufnahm, nicht lange verbergen, und bei redlicher Eröff- nung - in der Einsicht und Wahrheitsliebe anderer seine Heilung finden; so kann die Zweifelei mit allen ihren Bangigkeiten, mit denen sie das Herz umklammert, bald verscheucht, so die Weisheit eines jeden, Weisheit für vie- le Bruder, und die Weisheit eines jeden werden. Durch die Sprache theilen wir uns die Geheimnisse unsers Her- zens mit und können die leisesten, unerforschlichsten Ge- danken hörbar machen. Durch sic geben und empfangen wir Lehren für den Unwissenden, Trost für den Betrübten, Unterhaltung, und Aufmunterung für uns, unsere Freunde und Mitgenosscn. Durch sie wird erst Handel und Wan- del möglich, die gegenseitige Gemeinschaft und Liebe beför- dert, das Evangelium gepredigt, und Gott mit lautem Gebete und Jubel gepriesen. Und nun, wer sollte glauben, daß alles dieses durch das bischen Luft, das die Lunge durch die Luftröhre hinausstößt, und ihre verschiedene Er- schütterung, Theilung, Verlängerung und Abkürzung zu

4. Gabriel Eith's Kleines Lehr- und Lesebuch der Gemeinnützigen Kenntnisse für Volksschulen - S. 32

1820 - Mößkirch : Rösch
ist ein schätzbarer und nützlicher Vorzug des Menschen.' Dadurch bemustert sich der Mensch auch der stärksten Thiere. Verstand ist bester als Geld und Gut. Um euch hievon zu überzeugen, betrachtet nur einmal einen wahnsinnigen Menschen! — b) Unter den Sachen, die ihr erkennet, gefällt euch manches, und ihr Habt eine Begierde darnach; manches gefällt euch nicht, ihr habt einen Abscheu daran. Seht dieß ist ein Geschäft des Willens. Das was angenehm ist, wollet ihr; was unangenehm ist, wollet ihr nicht. Ihr wünschet glückselig zu werden; und das wünschen auch an- dere Menschen. Eure Seele hat Verstand und Willen. Solche Dinge, welche Verstand und Willen haben, nennt man Geister. Eure Seele ist also ein Geist. Ihr habt also, meine lieben Kinder, einen Verstand, aber diesen Verstand müsset ihr immer mehr ausbilden, ihr müsset in der Schule aufmerksam lernen, gute und nützliche Kenntnisse einsammeln. Lasset also die Zeit, wo ihr diesen Verstand mit neuen Kenntnissen bereichern könnt, nicht unbenutzt vorübergehen. Ihr habt einen Wil- len, ihr trachtet nach dem Guten. Aber laßt euch nicht vom Scheine tauschen! Vieles scheint gutj und ift's nicht. Fraget verständige Leute, und wählet allemal nur das, was nicht blos gut scheint, sondern auch wirklich gut ist. 2) Die Seele unterscheidet Gutes und Böses, Recht und Unrecht. Ich will euch Mancherlei erzählen, was Menschen von jeher gethan haben und noch thun, und ihr sollt mir allemal sagen, ob etwas gut oder böse, recht oder unrecht sey. Ich wette, ihr werdet es ohne vieles Nachdenken leicht errathen. Fritz möchte gerne Geld haben, um sich ein Kleid zu kaufen; Er arbeitet, und verdient sich Geld, ist das recht?

5. Gabriel Eith's Kleines Lehr- und Lesebuch der Gemeinnützigen Kenntnisse für Volksschulen - S. 33

1820 - Mößkirch : Rösch
, Valentin möchte gerne Geld haben; er stiehlt es dem Nachbar aus dem Kasten: ist das auch recht? Peter sieht einen armen Mann liegen, der um Hülfe ruft; er geht fort und läßt ihn liegen: ist das schön? Anton kommt nach ihm, sicht ihn, hilft ihm auf, führt ihn in eine warme Stube; ist das nicht schöner? Seinen Aeltern grob begegnen, ihnen ungehorsam zu seyn, sie im Alter verlassen, andern Leuten vorlügen, fremde Sachen nehmen, ist das anständig und löblich? Seine Aeltern ehren, ihnen gerne gehorchen, sie mit Liebe unterstützen, allemal die Wahrheit reden, jedem das Scinige lassen- — gefällt euch das nicht besser? *) Ihr wäret also, wenn ihr auch keinen umständlichen Unterricht erhalten hättet, doch im Stande, in den meisten Fällen gleich zu sagen was recht oder unrecht, gut oder böse? löblich oder schändlich sey. Woher wißt ihr das? Ist es nicht gleichsam eine innere Stimme, welche euch zuruft: das ist erlaubt; das ist nicht erlaubt. Diese Stimme ist das Gewissen. Ihr könnt Recht und Unrecht von einander unterschei- den ; ihr habt rin sittliches Gefühl. Fragt euch also alle- mal vor jeder That: ist das was ich thun will, recht oder unrecht, gut oder böse? Wenn ihr immer das thut, was ihr für Recht erkennet, so seyd ihr rechtschaffene, tugend- hafte Menschen, ihr thut eure Pflicht, ihr verrichtet gute Werke. 3. Der Mensch hat ein Gewissen. Dieses Gewissen reget sich im Menschen vor jeder guten und dösen Handlung, und reget sich nach jeder guten und bösen Handlung. Diese kann jeder Mensch beobachten, wenn Er auf sich selbst Acht gibt. Wenn ihr im Begriffe steht, etwas Unrechtes zu thu«, *) Der Lehrer vermehre diese mit andern Beispielen, besonders nm solchen aus der heiligen Schrift.

6. Gabriel Eith's Kleines Lehr- und Lesebuch der Gemeinnützigen Kenntnisse für Volksschulen - S. 34

1820 - Mößkirch : Rösch
B. Etwas zu nehmen; ist es nicht, als wenn euch Etwas juriefe: Thue das nicht, es ist nicht erlaubt? Wenn ihr etwas Böses gethan, z. B. ein Kind beleidigt, oder gelogen habt, seyd ihr nicht voll Angst? Denkt ihr nicht, o, wenn ich nur das nicht gethan hatte! Wenn ihr was Gutes gethan oder etwas Böses unterlassen habt; ist's euch nicht wohl im Innern? Seyd ihr nicht um Vieles heiterer, froher und zufriedener? Seht dieß ist die Stimme des Gewissens. Das Gewissen redet zuvor ehe man etwas Böses thut; es redet darnach, wenn man es gethan hat. Es lobt oder tadelt euch. Daher sagt Paulus: „Es ist in «ns selber ein heiliger Gerichtshof, daö Ge- wissen, vor dem sich unsre eigenen Gedanken anschuldigen oder entschuldigen." (Röm.2.i5.) Von wem ist dieses Gewissen? — Ihr habt es euch nicht selbst gegeben; eure Aeltern haben es euch auch nicht eingeflößt; denn dieses Gewissen regt sich wider euern Willen auch ohne vorhergegangenen Unterricht. — Dieses Gewissen ist von Gott, und beweiset auch eben so, wie der Anblick der erschaffenen Dinge, daß ein Gott sey, der will, daß das Gute geschehe, und daß das B-öse unterbleibe. Höret diese Stimme des Gewissens, die in euch ruft: Folget ihr! Gott spricht durch das Gewissen zu euch. Wenn euch das Gewissen sagt: thue das nicht, es ist nicht erlaubt; so thue cs ja nicht! Wenn es euch sagt: dieß bist du schuldig zu thun, so folget und thut wie es euch das Gewissen eingibt. Ein gutes Gewissen vergrößert die Freuden und macht das Leiden erträglicher; ein böses Gewissen verbittert die Freuden, und macht das Leiden noch schwerer. 4) Der Mensch hat Freiheit, oder er hat einen freien Willen. Wenn ihm gleich sein Gewissen sagt: Dieses oder Jenes sollst du thun. Dieses oder Jenes unterlassen: so zwingt ihn doch Niemand das Eine zu thun

7. Gabriel Eith's Kleines Lehr- und Lesebuch der Gemeinnützigen Kenntnisse für Volksschulen - S. 35

1820 - Mößkirch : Rösch
55 und das Andere zu unterlassen. Auch nachher, wenn die Handlung schon vorbei ist, erkennt er, daß er anders hätte handeln können, und wenn er Böses gethan hat, so wünscht er, daß er's nicht gethan hatte. Dieß kann Jeder bemerken, wenn er auf sich selbst Acht gibt. Darum geht auch der Mensch oft mit sich selbst zu Rathe, ob er etwas thun oder nicht thun soll. Ein Beweis, daß ihn Niemand dazu nöthigte. Dieß sagt auch die Schrift: „Gott, der den Menschen ursprünglich erschaf- fen hat, hat ihn ganz seinem freien Willen „überlassen. Leben und Tod, Gutes un^> „Böses ist vordem Menschen. Was ihm ge- „fallt, wird er bekommen." (Sir. i5. i4.) Ihr habt Freiheit, ihr seyd nicht gezwungen Böses zu thun, aber auch nicht gezwungen Gutes zu thun. Doch cs wäre böse von euch, wenn ihr die Freiheit mißbrauchen, das Gute unterlassen und das Böse thun wolltet. Das Gewissen sagt euch, was ihr zu thun habt. Ihr sollt cs erber freiwillig thun. Thut ihr's nicht: so macht ihr euch unglücklich; und wenn es euch dann böse geht: so müßt ihr euch selbst die Schuld beimeffcn. Ihr hättet das Gute thun können, und habt es nicht gethan. 5) Die Seele des Menschen ist unsterblich. Der Leib des Menschen ist gebrechlich und stirbt, aber nicht die Seele. Der Leib besteht aus mehreren Theilen, jeder Theil des Leibes hat etwas Anderes zu verrichten. Aber nicht so die Seele, es ist immer eine und die nämliche, jetzt wie vor mehreren Jahren, welche sieht, welche hört, welche mittelst des Körpers alle Verrichtungen macht. Diese Seele ist nicht zusammengesetzt, sondern einfach. Die Theile des Leibes lösen sich von einander ab; aber nicht so bei der Seele, weil sie keine Theile hat. Der Leib kann ohne die Seele nicht sehen, nichts hören, sich nicht bewe- gen; aber die Seele kann ohne den Leib denken und wol« 3 *

8. Gabriel Eith's Kleines Lehr- und Lesebuch der Gemeinnützigen Kenntnisse für Volksschulen - S. 36

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56 len. Wenn also der Leib schon stirbt, so kann die Seele ihre Verrichtungen doch noch fortsetzen; sie stirbt nicht mit ihm, sie ist unsterblich. Eure Seele ist also mehr werth als der Leib. Ihr sollt also mehr für das Wohl der Seele, als für das Wohl des Leibes sorgen. Das Wohl der Seele besteht in einem guten Verstand und guten Willen. Erlernet, was ihr zu wissen braucht! Thut, was euch das Gewissen zu thun befiehlt! „Was nützet es dein Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber an seiner Seele Schaken leidet? Was will er für seine Seele für einen Ersatz geben?" Matth. i6, 26. Welche Kräfte hat also die Seele? Kann der Mensch das Gute vom Bösen unterscheiden? Wozu nützt das Ge« wissen? Was ist edler, der Leib oder die Seele? Welche Vorzüge hat die Seele vor dem Leibe? Iii. Gesundheitslehre. Lehren, den Körper gesund und stark zu erhalten. Mäßigkeit im Essen und Trinken erfordert nicht nur, daß man hierin nicht zu viel thue, sondern auch, daß man keine oder doch wenig starke und hitzige Speisen und Getränke genieße, und Ordnung dabei beobachte. Bewegung und Arbeit erwecken eine gesunde Eßlust, befördern den Umlauf der Safte, besonders des Geblüts, erleichtern die Verdauung, bewirken eine heilsame Ausdünstung und erhalten das Gemüth froh. Die Zeit des Schlafens sollte (bei kleinen Kin- dern ausgenommen) nie unter 7 und nie über 9 Stunden dauern. Da der Schlaf zur Erholung und Stärkung der Nerven nothwendig ist, so sollte alles, was denselben uu*

9. Gabriel Eith's Kleines Lehr- und Lesebuch der Gemeinnützigen Kenntnisse für Volksschulen - S. 38

1820 - Mößkirch : Rösch
58 baden; denn man hat schon Beispiele, daß solche Menschen auf der Stelle gestorben sind. Schnelle Erhitzung und Erkaltung. Wie gefährlich es ist, nach einer Erhitzung, sie mag vom Körper oder Gemüthsbewegung herrühren, gleich kalt zu trinken, wird wohl niemanden unbekannt seyn. Denn die Luft- gefäße der inneren Theile, vornehmlich des Schlundes, der Luftröhre und der Lungen sind alsdann sehr erweitert, und wenn sie durch einen kalten Trunk plötzlich erschreckt und zusammengezogen werden, so stockt das Blut in den- tclben, woraus Entzündung, Geschwüre und Schwindsucht entstehen können. Eben diese Folgen hat jede andere Er- kältung. In einem solchen Falle, wenn man aus Ueber- cilung sich dieses Fehlers schuldig gemacht hat, ist es am besten, durch starke Bewegung oder durch warmes Getränk die Ausdünstungen der innern Theile wieder her- zustellen. An heißen Sommcrtagen ist es für Bauers- leute sehr gut, wenn sie unter das Wasser etwas gute» Essig mischen. Ein heiteres Gemüth befördert ebenfalls den leichten Umlauf der Säfte, die Verdauung und einen ruhigen stärkenden Schlaf. — Vor heftigen und anhaltenden Lei- denschaften muß man sich hüten; denn der Mensch hat dabei weder Rast noch Ruhe; er hört nicht auf, zu grü- beln , und die Nerven werden wie von einem fressenden Wurme geguält. Darüber verliert sich am Ende alle Mun- terkeit. Vorsicht beim Krankenbesuche. Man gehe nicht »»nöthig nahezu solchen, welche hitzige, faule und an- steckende Krankheiten haben, und setze sich nicht so, daß man ihre Ausdünstung an sich ziehe; schlucke den Speichel nicht nieder, sondern werfe ihn aus; spüle den Mund oft mit Weinessig oder mit Wasser aus, und bediene sich auch de§ Weinessigs mit Wasser vermischt, zum Trinken.

10. Gabriel Eith's Kleines Lehr- und Lesebuch der Gemeinnützigen Kenntnisse für Volksschulen - S. 40

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Gifte ans dem Gewächs« und Mineral- reiche. Wie viel Unglücksfälle durch Vergiftungen aus Unwissenheit und Unvorsichtigkeit entstehen, ist bekannt. Augenblickliche Hülfe kann den tödtlichen Wirkungen der verschluckten Gifte mehrentheils noch zuvorkommen; jede Minute Verzögerung aber vergrößert die Gefahr. Die Ret- tung der vergifteten Person erfordert erstens, daß man die Kennzeichen einer geschehenen Vergiftung wisse, und zweitens auch die schickliche Anwendung der Gegenmittel verstehe. Was das Erste betrifft, so hat man ausfolgende Umstände zu achten. Der Verdacht einer- Vergiftung wird erregt, wenn ein Mensch, der vorher gesund und wohl war, plötzlich von einer ungewöhnlichen Uebelkeit be- fallen wird; es ist ihm, als sollte er sich erbrechen, wel- ches auch zuweilen mit großer Heftigkeit geschieht. Er hat eine erstickende Beängstigung; der Magen und die Gedärme krümmen sich, daß es der Kranke fühlen kann, und machen heftige Leibesschmerzen; er empfindet ein Brennen, wie vom Feuer im Leibe; zuweilen erfolgt ein starker oder gar blutiger Durchlauf, zuweilen Verstopfung des Leibes und des Urins; er liegt in größter Unruhe und im kalten Schweiße; der Puls geht unordentlich, das Herz klopft wild; das Gesicht verwandelt sich unnatürlich, und wird entweder aufgetrieben, oder blaß und blau, wie bei Leichen; die Augen stehen entweder weit hervor, oder sind dunkel im Anblicke, verlieren auch ihre Schärfe im Sehen, geben Funken, oder sonst ungewöhnliche Erscheinungen von sich, oder erblinden plötzlich, die Sinne werden überhaupt schwach, es zeigen sich Schwindel, Ohnmachten, Stummheit, große Hinfälligkeit aller Kräfte, Zittern der Glieder, zuweilen läßt -Ohren und Schweif hängen, hat triefende Augen und läuft gerade vor sich hin mit gesenktem Haupte. Einem jeden, der so aussieht, gehe man aus dem Wege.
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