1863 -
München
: Königl. Central-Schulbücher-Verl.
- Autor: Solereder, Ludwig
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
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Hält dir alles Böse fern,
Daß du nicht mußt weinen,
Bis der goldene Abendstern
Ruft zu Bett die Kleinen.
Sprichst du dann vor'm Schlafengehen
Fromm den Abendsegen,
Wird der Engel bei dir stehen,
Wiegen dich und pflegen;
Wird auch einen bunten Traum
Dir, mein Kindlein, schicken,
Läßt wohl gar den Weihnachtsbanm
Dich im Traum' erblicken.
Wie der Engel angethan,
Soll ich dir verkünden? —
Weiße Kleider hat er an,
Weil er rein von Sünden.
Auch zwei güldene Flügel sind
Ihm vom Herrn verliehen,
Daß er von dem bösen Kind?
Eilig könne fliehen.
I. Sturm.
£5. Spruch.
Wenn die Kinder schlafen ein,
Wachen auf die Sterne,
Und es steigen Engelein
Nieder aus der Ferne;
Halten wohl die ganze Nacht
Bei den frommen Kindern Wacht.
____________ Güll.
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49. Der Vater im Himmel.
Aus dem Himmel ferne, wo die Englein sind, schaut doch
Gott so gerne her auf jedes Kind.
Höret seine Bitte treu bei Tag und Nacht, nimmlls mit
jedem Schritte väterlich in Acht.
Gibt mit Baterhänden ihm sein täglich Brod, hilft an
allen Enden ihm aus Angst und Noth.
Saglls den Kindern allen,' daß ein Vater ist, dem sie
Wohlgefallen, der sie nie vergißt.
Hey.
30. Der fromme Vater.
Ein Vater ging auf das Feld zur Arbeit. Sein Kind,
das etwa sieben Jahre alt war, ging auch mit ihm. Es war
der schönste Frühlingsmorgen. Das Kind lief voll Freuden
hin und her.
Es ging eben die Sonne ans. Da nahm der Vater den
Hut ab, sah gen Himmel und sagte etwas in der Stille. Das
Kind bemerkte dieses und fragte den Vater, warum er den
Hut herabnehme, und was er in der Stille gesprochen habe.
„Mein Kind", antwortete der Vater, „ich denke jetzt an Gott,
da ich die liebe Sonne aufgehen sehe; ich bete in der Stille
seine Güte und Allmacht an. Sieh, Kind! Gott hat die
Sonne und hat Alles, was du hier siehst, erschaffen." —
„Und Alles", sagte das Kind, „so schön gemacht!" — „Denkst
du oft", fuhr der Vater fort, „an diesen guten Gott; liebst
du ihn, mein Kind?" — „O ja!" sagte das Kind, und vor
Freuden gingen ihm die Augen über.
Egidius Jais.
3. Abth. 1
- S. uncounted
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ihn in der Folge zu großen Ehrenstellen. August aber ver-
waltete die ihm anvertrauten Ehrenstellen aufs gewissenhafteste
— aus frommer Ehrfurcht gegen Gott und treuer Anhänglich-
keit gegen den König.
Die treue Lieb', womit ein Kind die Eltern ehrt,
Auch gegen Gott und König sich bewährt.
Chr. Schmid.
32. Gebet für die Gltern.
O Vater, neige dich mir!
Die Eltern mein beseht' ich dir.
Mein Gott, du wollest ihnen geben
Viel Segen und ein langes Leben!
Vor Krankheit, Uebel und Gefahr-
Sie beid' au Leib und Seel' bewahr',
Und mir ein solches Herz verleih',
Das willig und gehorsam sei!
33. Das hölzerne Schüsselchen.
Es war einmal ein alter Mann, der konnte kaum mehr
gehen; seine Kniee und Hände zitterten, und er sah und hörte
nicht mehr. Wenn er nun bei Tische saß und den Löffel kauni
halten konnte, schüttete er von^der Suppe auf das Tischtuch,
und es floß ihm wohl auch etwas aus dem Munde. Sein
Sohn und dessen Weib ekelten sich daran, und der alte Mann
mußte in das Eck hinter dem Ofen sitzen; sie gaben ihm sein
Essen in ein irdenes Schüsselchen mib nicht einmal genug. Der
arme Greis weinte oft stille Thränen und bat den lieben Gott,
ihn doch bald zu sich zu nehmen.
Einmal konnten seine zitternden Hände das Schüsselchen
nicht festhalten; es fiel zur Erde und zerbrach. Das junge
5. Abth. 1
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33. Sei freundlich, mein Kind!
Weht leise der Wind,
Dann schaukelt der See,
Und spielet das Reh,
Und Blumen ersteh'n
Auf sonnigen Höh'n.
Ein freundliches Herz,
Das lindert den Schmerz,
Das schmelzet das Weh,
Wie Sonne den Schnee.
Festkalender.
36. Die Kinder geben sich Räthsel auf.
Es war Sonntag und Nachmittag. Die Kinder waren
in der Stube bei einander; denn draußen stürmte ein kalter
Wind und trieb die Schneeflocken an die Fenster. Die Kinder
hatten gespielt und waren recht laut gewesen; darum sagte der
Vater: „Es ist jetzt genug; ihr sollt euch unterhalten können,
ohne daß ihr einen Lärm macht." Die Kinder besannen sich,
was sie thun wollten und kamen endlich auf den Einfall,
einander Räthsel aufzugeben.
Anton fing an: „Ich kenne etwas und ihr alle auch, das
geht und hat doch keine Füße; es geht sogar, wen:: man es
hängt; es geht, wenn man es hinstellt oder hinlegt. Es ist
bald groß, bald klein; ihr findet es in unserm Thurme; ihr
seht cs in jeder Wohnstube, und mancher Mann trägt es in
der Tasche, und es geht auch in der Tasche noch." Da riefen
die Kinder: „Ich weiß es!" nur der kleine Fritz schwieg still
und machte ein verlegenes Gesicht; da sagte Anton: „Ich höre
es gehen, Fritz!" und nun errieth es auch Fritz.
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- V
Das
Buch der Anschauung.
Des Ersten Ruches Fortsetzung.
I. Abtheilung.
Von
Ludwig Solereder,
Lehrer an der Dompfarrschule zu München.
Illustrationen aus der xylographischen Anstalt von Sraun und Schneider.
Preis: gebunden 19 kr.
München, 1863.
Im Königlichen Central-Schulbücher-Verlage.
■
C
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Welcher Stock hat keine Zwinge,
Welche Scheere keine Klinge?
Welches Faß hat keinen Reif,
Welches Pferd hat keinen Schweif,
Welches Häuschen hat kein Dach,
Welche Mühle keinen Bach?
Welcher Hahn hat keinen Kamm,
Welcher Fluß hat keinen Damm,
Welcher Bock hat keine Haut,
Welches Glöcklein keinen Laut?
Welcher Kamm ist nicht von Bein,
Welche Wand ist nicht von Stein,
Welche Kuh hat kein Horn,
Welche Rose keinen Dorn?
Welcher Busch hat keinen Zweig,
Welcher König hat kein Reich,
Welcher Mann hat kein Gehör,
Welcher Schütze kein Gewehr?
Welcher Schlüssel sperrt kein Schloß,
Welchen Karren zieht kein Roß,
Welches Futter frißt kein Gaul,
Welche Katze hat kein Maul?
Welcher Bauer pflügt kein Feld,
Welcher Spieler verliert kein Geld,
Welcher Knecht hat keinen Lohn,
Welcher Baum hat keine Krön'?
Welcher Fuß hat keine Zeh',
Welcher Streich thut Keinem weh,
Welcher Wurf und Stoß und Schlag?
Rath' nun, wer da kann und mag.
Güll.
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38. Die sieben Stäbe.
Ein Bauersmann hatte sieben Söhne , die öfters mit
einander uneins waren. Ueber dein Zanken und Streiten ver-
säumten sie die Arbeit. Ja, einige böse Menschen machten sich
diese Uneinigkeit zu Nutze und trachteten, die Söhne nach dem
Tode ihres Vaters um ihr väterliches Erbtheil zu bringen.
Da ließ der Vater eines Tages alle sieben Söhne zu-
sammen kommen, legte ihnen sieben Stäbe vor, die zusammen-
gebunden waren, und sagte: „Dem, der dieses Bündel Stäbe
zerbricht, zahle ich hundert große Thaler baar".
Einer nach dem Anderen strengte seine Kräfte an, und
Jeder sagte am Ende: „Es ist gar nicht möglich!" „Und
doch", sagte der Vater, „ist nichts leichter". Er löste das
Bündel auf und zerbrach einen Stab nach dem andern mit
geringer Mühe. „Ei", riefen die Söhne, „so ist es freilich
leicht; so könnte es ein kleiner Knabe!"
Der Vater sprach: „Wie es mit diesen Stäben ist, so
ist es mit euch, meine Söhne. So lange ihr fest zusammen-
haltet, werdet ihr bestehen, und Niemand wird euch überwäl-
tigen können. Bleibt aber das Band der Eintracht, das euch
verbinden soll, aufgelöst, so wird es euch gehen, wie den Stäben,
die hier zerbrochen auf dem Boden herumliegen."
Die Eintracht baut ein Haus,
Die Zwietracht reißt es nieder;
D'rum haltet Frieden stets,
Ihr Schwestern und ihr Brüder.
Ch. Schmid.
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