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1. Bd. 3 - S. III

1846 - Braunschweig : Westermann
Allgemeine Geschichte vom Anfang der historischen Kenntniß bis auf unsere Zeiten. Für denkende Veschichtsfrennde bearbeitet von Karl von Notteck, weiland Doctor der Rechte, Großhcrzoglich Bad. Hofrathc und Mofcssor an der hohen Schuko zu Frciburg re. re. Mit den Ergänzungen bis zum Jahre 1840 »r. K. H, Hermes. Av> .. v Av . \ Erste Stereotyp-Ausgabe iftt Taschenformat, in der Reihe die sechszehnte. /7 1' < & s Jn"dls Bänden. Mit 24 Stahlstichem Md dem Portrait des Verfassers. Vf v ^ :/ Dritter Band. Braunfchwcig, Stereotypie, Druck und Verlag von George Wettermann. _____ Georg-Eckert-Institut 18 4 6. für ¡nterr.aiionato Schulbuchforschur.g Braunoelv.veig - Wiss. Handbibliothek

2. Bd. 3 - S. VI

1846 - Braunschweig : Westermann
Ti Inhalt. Seite §. 3. Einwohner.....................79 „ 4. Aeltcste Geschichte der Teutschen . 81 „ 5. Hermann, der Cheruskerfürst . 83 „ 6. Batavischer und markomauuischer Krieg..........................83 „ 7. Uebersicht der teutschen Hauptvölker und ihrer Kriege mit Rom... 86 Drittes Kapitel. Geschichte Asiens. §. 1. Uebcrhaupt .....................88 „ 2. Parther..........................89 „ 3. Ardschir. Mittleres persisches Reich..........................90 „ 4. Sapor 1. und Ii..................91 „5. Sina. . ..........................93 Dritter Abschnitt. Allgemeine Betrachtungen über den dritten Zeitraum. Erstes Kapitel. Bürgerlicher Zustand. §, 1. I. Kultur überhaupt . . 95 Ii. Staatsverfassnng und Di e g i c tun g. „ 2. Römische Verfassung. Juris- prudenz. Der Kaiser .... 97 „ 3. Senat und Volk...................99 „ 4. Republikanische Magistrate . . 101 „ 5. Kaiserliche Magistrate und Hof- ämter ...............................103 „ 6. Veränderungen imkri e a swesen 106 „ 7. Verfassung der Teutschen . . 107 „ 8. Der Adel. Fürsten...............109 „ 9. Religion. Priester..............111 „ 10. Kultur. Sitten.................115 „ 11. Iti. Gescze und Sitten. . 118 „ 12. Iv. Völker verkehr ». Han- del .................................119 Zweites Kapitel. Religion. Seite 8-1. Zustand der heidnischen Religionen 121 „ 2. Der jüdischen . .....................123 „ 3. Die Christus religio». Ihre innere Vortrefflichkeit. . . . . 124 „ 4. Eifer ihrer Bekenner. Verfolgungen 127 „ 5. Die Erhebung des Christentbnins, begünstigt durch die allgemeine Welt- lage n. den Gang der Ereignisse. 131 „ 6. Fall des Hcidenthums im römischen Reiche.............................134 „ 7. Christliche Kirche. Ihre älteste Gestalt............................135 „ 8. Neuerungen...........................139 Drittes Kapitel. Kunst und Wissenschaft. I. Allgemeiner Ueberblick. §. 1. Ausbreitung und Blüthe in den zwei ersten Jahrhunderten . . . 140 „ 2. Verfall...........................142 „ 3. Ungleich in Griechenland u. Latium 144 Ii. Schöne Künste und Wissen- s ch asten. §. 4. Plastik und Baukunst .... 145 „ 5. Musik und Tanzkunst. Circensische und amphitheatralische Spiele. . 146 „ 6. Dichtkunst und Redekunst . . . 148 „ 7. Geschichte.........................149 Iii. und Iv. Mathematische und physikalische Wissenschaften. Philosophie. §. 8. Die Realwiffenschaften .... 150 „ 9. Philosophie........................162

3. Bd. 3 - S. 2

1846 - Braunschweig : Westermann
2 Erstes Kap. Quellen. flüchtig gedacht werden: aber Herkulanum und Pompeji ziehen vor allen den sinnenden Blick auf sich. Im 79stcn Jahre nach Christus wurden durch einen schrecklichen Ausbruch des Vesuv Herkulanum, Stabiä und das prächtige Pompeji (die „berühmte campanische Stadt" bei Tacitus) mit Asche bedeckt. Mehr als anderthalb tausend Jahre blieben sie vergessen im Grabe, bis sie allmalig — durch wiederholte, anfangs zufällige, daraus plan- mäßig angestellte Nachgrabungen — „das Leichentuch der Asche von sich wer- fend " dcniselben wieder entstiegen. Auf der ganzen Erde ist wohl kein Mo- nument, das so vernehmlich und mit so wundervollem Eindrücke, wie diese Städte, zu uns aus alten Zeiten spräche. Andere Denkmale sind durch fort- währenden Einfluß der Witterung und Barbarei unkenntlich geworden, und tragen Spuren der wiederholten Zertrümmerung au sich. Diese Städte hat eine augenblickliche Katastrophe mitten im Gewühlt des Lebens überrascht, und dieses Leben geht (oder ging wenigstens zur Zeit der Entdeckung, denn nachher wurden die beweglichen Sachen weggebracht) aus tausend Kleinigkeiten, als häuslichen Geräthschasten von scheinbar ganz frischem Gebrauche, aus der Stellung und Gruppirung der Skelette, selbst aus den Spuren der Näder auf dem Straßenpflaster, anschaulich hervor. An solchen Sachen war vorzüglich Pompeji reich; Herkulanum hat uns in Handschriften einen köstlichen Schaz gegeben. Doch sind viele Rollen in Asche zerfallen, viele noch unbe- rührt, und im Ganzen ist wenig Hoffnung, einen verlorenen Haupt-Schrift- steller wieder aufzufinden. Die Negierung hat in der jüngsten Zeit mit ver- mehrtem Eifer und zweckmäßiger Vorsicht die Nachsuchungcn in beiden Städten erneuert. Die allgemeinen Geschichtschreiber in dieser Periode haben wir großcn- theils schon unter den Quellen der beiden ersten Zeiträume (Bd. I. S. 80. und Bd. Ii. Abschn. 1. Kap. 1.) genannt: cs bleibt uns von einigen noch die nähere Charakterisirung und dann die Ergänzung des Verzcichnisics übrig. Nach der Hälfte des ersten christlichen Jahrhunderts blühte der ältere Plinius, der uuermüdete Forscher der Natur und Geschichte. Außer ver- schiedenen historischen Werken, die verloren sind, hat er, unter dem Titel Naturhistorie, ans zweitausend alten Schriftstellern einen überaus lehrreichen Auszug in 37 Büchern auf Art ein'er Encyclopädie verfaßt und hiedurch die schäzbarsten Kenntnisse des Alterthums und die intcresiantcsten Züge zu desien Gemälde der Vergessenheit entrissen und durch die Nacht der daraus folgenden

4. Bd. 3 - S. uncounted

1846 - Braunschweig : Westermann
I. Der Welt. 3954 3964 3965 3968 3969 3975 3983 hristi. 2 9 13 14 19 37 41 44 54 65 66 68 69 70 79 61 85 96 98 112 117 133 138 161 166 160 193 194 211 215 217 218 220 222 226 230 237 238 244 247 (Beil. z. Hi. Bd. S. 4.) ynchrouiftifche Tabelle für den dritten Zeitraum. Römisches Reich. Octavianus Augustus T e u t s ch l a ii d. Asturier unter» worsen. Rhätien, Vindeli- cien, Noricum erobert. Friedensschluß mit August. Drusus Tod. Asien. Parthischer Friede mit Nom. K u l t ii V * g e sch i ch t e. Gold. Zeitalter der römisch. Literatur. Christus gebor. Tiberius. Caligula. Claudius. Nero. Galba. Vespasian Titus. Domitian. Nerva. Trajan. Hadrian. Antoninus Pius. Marc Aurel. Commodus. Pertinar. Severns. Caracalla. Macrinus. Heliogabalus. Alexander Seve» rus. Maximinus. Gordian. Philipp. Tausendjähriges Jubil. Roms. Herman ns» schlacht. Civilis. Decebalus Markomannischer Krieg. Alemannen. Gothen. Franken. Herodes M t- Artabanus Iii. Livius Patav. f. Herodesagrippaf Religion Fo's in Krieg der Juden Sina. mit Rom. Untergang Ieru» Josephus Flavins, salems. Plinius d.älteres. Parther kriegen unglückl. mit Rom Var-Cochab. Corn. Tacitus. Plutarch. Antinous. Cl. Ptolemäns. Christi. Alexan- drin. Schule. .. . Tscheukue. Dio Cassius (I 229). A rd sch ir Ba- bekan. Sapor I.

5. Bd. 3 - S. 5

1846 - Braunschweig : Westermann
8 Drittes Kap. Schauplaz der Begebenheiten. drei Welttheilen in sich faßt, und woraus vor Kurzem noch ein reges Leben und ein vielstimmiges Völkergedränge gehcrrschet. Jczt ist der Schau- plaz — einige Blutscenen abgerechnet — meist schweigend und öde, das Leben der Völker entschwunden und, was die Geschichte zu erzählen hat, fast ausschließend auf die Revolutionen der Hauptstadt oder die Hofhaltung des Weltbcherrschers beschränkt. Selbst die Namen der meisten Nationen gehen unter, wie ihre genetischen Charaktere, und es wird der edelste Theil der Menschheit in eine willkürlich abgetheilte Heerde verwandelt, die gegen den Herrn in keine Betrachtung kömmt. Wenn wir, betrübt über dieses Schau- spiel, den Blick nach Jenseits der römischen Grenze wenden; so sehen wir, so weit das Dämmerlicht es gestattet, in Osten — in Parthien, oder nachmals (dem mittleren) Persien und in Sina ■— ein ähnliches Schauspiel; in Süden ist todte Wüstenei; in Norden und Nordostcn aber, in ungezähmter Wildniß, springt der Geist des Muthes und der Freiheit. Die Wälder Germaniens und die weiten Steppen des Scythenlau- dcs, worauf bis dahin ein fast undurchdringliches Dunkel geruht, öffnen sich dem chistorischen Blicke, und mit neugcwecktem Interesse betrachten wir die rohen, ungeschwächten Söhne der Natur, welche das Verhängniß dazu er- zogen hatte, das verdorbene Blut der Römlinge zu erfrischen, und der dahin- sterbenden Menschheit ein neues Leben zu ertheilen. Diese Gegenden der Mitternacht werden wir zum Theile bei der Ge- schichte der Völkerwanderung betrachten. Hier mag eine Uebersicht der- jenigen unter den römischen Ländern stehen, welche wir nicht schon früher zu beschreiben Gelegenheit nahmen. Von dem Rücken des Atlas bis zu den grampischcn Bergen (Hochschott- land), zum Rhein und zur Donau, dann vom westlichen Ozean bis znm kaspischen Meere, in einer Breite von 308 und in einer Länge von 600 geo- graph. Meilen, erstreckte sich die römische Herrschaft. Alle Länder in dieser unermeßlichen Begrenzung — mit alleiniger Ausnahme Mauretaniens, Britanniens und Dacicns, welche erst später erobert wurden — gehörten schon zu Augustus Reich, und dasselbe verlor in mehreren Jahrhunderten nicht eine Provinz. Die heutigen Staaten von Portugal und Spanien, Frank- reich mit allem Lande bis an den Rhein, vier Fünfthcile von Großbritannien, ganz Italien und alle Inseln des Mittelmeeres, Süddcutschland bis zur Do- nau. Jllyricn, Ungarn, Siebenbürgen, alle Länder des türkischen Reiches in

6. Bd. 3 - S. 7

1846 - Braunschweig : Westermann
7 Drittes Kap. Schauplaz der Begebenheiten. ccs weiter in 7, 8, auch 12 bis 14 Provinzen (das ganze Reich in 117) ge- theilt, deren meist willkürliche Begrenzung nicht so bequem zur Uebersicht ist, als die natürlichen, folglich ewigen Ländertheilungen oder die Zungen der Völker §. 3. Italien. Den Hauptsiz der Herrschaft, Italien, haben wir schon (Bd. I. S. 181) betrachtet. In der Mitte der römischen Welt gelegen, mit den fern- sten Provinzen übers Meer hin in leichter Verbindung, wohlbevölkert und groß genug, um eine imponircnde Masse von Kräften zu fassen, dabei gegen Feindesangriff geschüzt durch die fast insularische Lage und die hohe Alpen- mauer — schien Italien zur Herrscherin über alle Umgebungen des Mittelmeeres schon durch die Natur bestimmt. In langem Frieden und Jahrhunderte hin- durch der Mittelpunkt, wohin die besten Säfte des ungeheueren Reiches ström- ten, erholte sich Italien von den Verwüstungen der Bürgerkriege, und erhielt durch Reichthum, Flor und Pracht einigen Ersaz für die vergessene Freiheit. Außer Nom, welches die Kaiser auf eine der Hauptstadt der Welt würdige Weise verherrlichten, glänzten noch viele Städte, wie Ravenna — später- hin die Residenz — und Mailand —■ der Stolz des Pothalcs —, Aqui- leja — die starke Grcnzfcstung gegen nordische Feinde —, Padu a, V erona, Ancona, Nola, Neapolis, Cap na und viele andere Städte, über die fruchtbaren Gefilde des schönen Landes. Wir mögen annehmen, daß seine Bevölkerung die der neueren Zeit um ein Dritthcil überstieg. §. 4. Celtische Länder. Die celtischen Länder Hispannr, Gallien und Britannien, in ihrer natürlichen Begrenzung durch die Pyrenäen, Alpen, den Rhein und das Meer, besaßen bei weitem die ihrem Umfange entsprechende Stärke nicht. Die bei- den ersten erholten sich nur langsam von ihrer schrecklichen Verblutung unter dem Römerschwert, und Britannien arbeitete sich kaum aus der Wildheit empor. Die schwankende Eintheilung Hispaniens in das dies - und senseitigc wurde verändert. August, welcher durch Besiegung der tapfern Cantabrer und Asturier die Unterwerfung der Halbinsel vollendete, sonderte sie in die drei Provinzen Lusitanicn (Portugal, südlich am Duero, dazu der grö- ßere Theil von Leon und dem spanischen Estremadura), Bätica (Andalu- sien und Granada) ,und Tarraconensis (größer als beide übrigen) ab. Der

7. Bd. 3 - S. 13

1846 - Braunschweig : Westermann
13 Drittes Kap. Schauplaz der Begebenheiten. Viele alte Städte — wie Halikarnassus, Knidus, Cycikus — lagen in Trümmern. Andere, wie Troas (Alexandria), Sardes, Ancyra, Si- nope behaupteten ihren alten Glanz, oder vermehrten ihn, wie Smyrna und Ephesus. Viele stiegen neu empor, wie Laodicca, Apamea, Ni- cäa und Dioeletian's gewöhnliche Residenz, Ni ko media. Von diesen und einer Menge anderer Städte zeigen heute meist nur Trümmer die ehemalige Herrlichkeit und zugleich, um wie viel besser noch die römische, als tnrki>che Herrschaft gewesen. Die Erhebung Konstantinopcls hatte gute Folgen für das benachbarte Klein-Asien. Auch Syrien prangte mit neuen Städten, meist aus den Zeiten der seleucidischen Macht. Ein anderes Laodicca und Apamea, Emcsa, das alte Beröa (Aleppo), Edessa, vor allen aber Antiochia am Orontes, die stolze Hauptstadt Asiens, waren mit reichen und wollüstigen Einwohnern erfüllt. Palmyra hob bis auf Zenobiens Fall ihr Haupt stolz über die Wüste. Auch in Palästina mehrten und verschönerten sich die Städte; aber Aelia Capitolina glich dem alten Jerusalem nicht. Phönizicn zeigte nur Reste alter Herrlichkeit, doch war die Rechtsschule von Berytus berühmt. §. 9. Afrika. Ueber Gaza, zugleich Grenzfcstung und Handelsstadt, ging die Straße nach Aegypten. Acht Millionen Einwohner zählte dieses Land, welches seit Alexander's Zeit den Segen des fruchtbarsten Bodens mit dem reichsten Handelsgewinne verband, und so viel, als ganz Gallien ertrug. Alexandrien, volkerfüllt und prächtig, mochte für die dritte Stadt des Reiches gelten. Marmarika und Cyrenaika wurden weit verdunkelt durch Aegypten. Seit dem Falle von Karthago war der Handel hier und in den Syrtenlän- dern sehr vermindert, und barbarische Stämme sielen durch Einfälle schwer. Doch erhob sich Karthago selbst von Neuem aus der Asche, und war die erste, wenn auch nicht mehr Herrscherin, der 300 Städte ihres alten Gebietes. Nu midien war eine der Kornkammern Noms. Auch Mauretanien, welches erst unter Claudius Provinz wurde, zeichnete sich durch Fruchtbarkeit aus. Man theilte cs in Maurctania Cäsariensis und Tingitana, von den Hauptstädten Cäsar ca (Algier) und Tingis (Tanger) also genannt. Noch andere Städte, durch Handel reich, zierten die Küste. Auch im inneren Lande stiegen welche empor. Suetonius Paulinus ging zwar über den At-

8. Bd. 3 - S. 15

1846 - Braunschweig : Westermann
Viertes Kap. Allgemeinste Gestalt der Welt. 18 größten Reiches, das jemals die Erde sah, und welches den edelsten Theil der Menschheit begriff, der ungemcsscnen Gewalt eines Einzigen hin, mit eben der Apathie, womit auch die Völker die Vernichtung ihrer einst so standhaft ver- theidigten Nationalität ertrugen. Man schien kein anderes Bedürfniß nichr zu kennen, als Ruhe, Bequemlichkeit und in allen Genüssen eine mit der Verminderung der Empfänglichkeit im Verhältnisse stehende Steigerung des Reizes. Wenige Spuren von Genie, im Physischen wie im Moralischen Ab- nahme der Kraft, träges Benüzcn, znlezt Vergessen der vorhandenen Erfin- dungen, bescheidenes Nachtreten in den früher geebneten Bahnen, aber keine neue Ausbeute in Kunst und Wissenschaft; in der Religion Rückkehr des kin- dischen Aberglaubens, wohl auch verzweifelter Unglaube — allenthalben Er- schlaffung und hieraus — beschleunigt durch äußere Stürme-—der Untergang. Zwar diese Charaktere passen nur auf das römische Reich; aber eben dieses enthielt ja den größten, wenigstens den merkwürdigsten und fast allein den historisch bekannten Theil der Menschheit. Sonach möchte cs scheinen, daß die Ursache jener traurigen Bestimmung blos in der Bildung solches Weltreiches, wodurch die Schicksale aller Völker au das Verhängniß des einen Rom geknüpft wurden, und nicht in einem allgemeinen Altern der Mensch- heit gelegen habe. Aber nie wäre unter den edelsten Völkern das Weltreich, noch in demselben die despotische Alleinherrschaft ausgekommen, wenn nicht Kraft und Geist schon früher erschlafft wären. Nur über alternde Staaten mochte Nom mit so geringer Mühe seinen Scepter strecken; und hätten die Hauptmächte, auf deren Sturz jenes seine Größe baute, die jugendliche Energie der Spanier besessen, Nom wäre im Kampfe verblutet, bevor cs siegte. Dieses Nom selbst aber — hätte es nicht schon gealtert — wäre durch die Tugend eines Cato und durch Brutus Muth gegen Cäsar und Augustus gerettet worden. So wahr jedoch und folgenreich die Idee von den Stufenaltcrn der Völ- ker und der gesammten Menschheit ist (wobei freilich nicht nur, wie bei ein- zelnen Menschen, bald ein natürlicher Gang, bald eine selbstverschuldete Beschleunigung des Dahinwelkens, sondern auch, was bei jenen uicht statt- findet, eine Verjüngung oder Wiedergeburt eintreten kann); so soll sic gleichwohl nur dazu dienen, die Hauvtgcstalt der großen Perioden, um deren lleberychauung zu erleichtern, durch die hervorspringendsten Züge zu bezeichnen. Die weitere Ausführung überlasten wir der Philosophie der Geschichte der

9. Bd. 3 - S. 17

1846 - Braunschweig : Westermann
17 Viertes Kap. Allgemeinste Gestalt der Welt. wahrhaft väterlichen Liebe, mit den liberalsten Ncgierungsmaximcn bewirkt? — Ordnung, Nnhc, Wohlhabenheit, Flor des Ackerbaues und der Gewerbe, ungestörten Verkehr über alle ihre weite Länder und Verschönerung derselben durch stolze Monumente einer geschmackvollen, meist auch nüzlichen Pracht in Tempeln, Pallästen, Heerstraßen, Brücken, Wasserleitungen, Badern und anderen Gegenständen bürgerlicher Verfeinerung. Aber bei Allem dein, und obschon, die Grenzprovinzen abgerechnet, ein tiefer Friede die vielen einst feind- seligen, nun aber brüderlich und fest zu einem Staate verbundenen Völker beglückte, war — selbst unter einem Trajan und Marc Aurel — die Abnahme des Genies, der physischen und moralischen Kraft, sonach der Men- schenwürde — welche wohl mehr werth ist, als Wohlhabenheit und Friede — in der ganzen römischen Welt zu bemerken. Und cs kaun uns dieses nicht befremden. Selbstgefühl ist die Bedingung der Charaktergröße; wie könnte aber solches aufkommen da, wo man Nichts mehr Sich Selbst, sondern Alles der Gnade eines Herrn — wenn auch des besten — verdankt? — Wie wäre möglich, das Prekäre eines Zustandes zu vergessen, worin Alles von der Laune — oder auch dem Charakter — eines Sterblichen abhängt? — Die übergroße Verehrung dieses Einzigen kann auch nicht anders, als nach- theilig auf die Würdigung des Verdienstes wirken. Tugend, Genie und Kraft genießen keiner selbstständigen Achtung mehr, sondern nur insofern ein gütiger Blick des Herrn auf sie fällt. Ja, sie können sogar für Verbrechen gelten, wenn der Despot argwöhnisch ist. Das demüthige Bewußtseyn dieses Ver- hältnisses drückt den Geist nieder, und der edle Wetteifer erstirbt, wenn der höchste Ruhm der eines guten Knechtes ist. Können Wohlfeilheit und Nuhc Crsaz für solchen Verlust geben? Aber die Gewohnheit der Erniedrigung tilgt zulezt sogar das Gefühl derselben, und es ist keine bessere Schule für Skla- ven, als die Sklaverei. Sonach läßt sich mit Wahrheit sagen, daß Nichts in Despotien gedeihen kann, was Erhebung und Kraft erheischt, und daß nothwendig, weil Beides eine Wurzel hat, solche Staaten so arm an Tu- genden, als an Talenten werden. Um wie viel mehr, wenn das Despotenreich zugleich ein Weltreich ist? — Denn in einem solchen hört auch der Nationalwetteifer und jene Anstrengung auf, welche die Folge der Noth ist, oder einer gefahrvollen Stellung zwischen feindseligen Mächten. Das kleine Athen, das nur 20,000 Bürger zählte, hat in einigen Menschcnaltern mehr und größere v. Rotteck, allgciu. Geschichte Iii 2

10. Bd. 3 - S. 18

1846 - Braunschweig : Westermann
18 Viertes Kap. Allgemeinste Gestalt der Welt. Künstler, Weise und Helden erzeugt, als der ungeheuere römische Staat, welcher wohl 120 Millionen Einwohner enthielt, in einem halben Jahrtausend hervorbrachte!! Auch wird, je größer das Reich, und je schwerer demnach für einen Einzigen dessen Uebcrschanung ist, die Gewalt der Statthalter um so unumschränkter und desto großer die Gcsahr für den Bürger seyn, selbst unter einem guten Fürsten tyrannisirt zu werden. Endlich hört in der Uni- versalmonarchie auch die lezte Zuflucht der Gedrückten, die Verlassung der bedrängten Heimath, auf. Man ist nicht rettungslos, so lange noch an irgend einem zugänglichen Orte die Freiheit blüht; nur dann wird die Tyrannei ohne alle Scheu ihr Haupt erheben, wenn sie weiß, daß ihr nicht zu ent- rinnen ist. Die Römer, welche jenseits ihres Staates Nichts, als Meer und Wü- stenei oder unwirthbare Länder von Barbaren sahen, befanden sich in dieser traurigen Lage, und lernten ganz deren Schrecknisse kennen, als nach Marcus Tod auch die Tugenden der Antonine verschwanden, und eine Folge von meist bösen, zum Theil verworfenen Kaisern das ganze Gewicht der Sklaverei auf die zahmen Völker legte; während die wenigen guten oder mittelmäßigen Fürsten nur eine vorübergehende und theilweise Linderung brachten. §. 3. Ursachen seines Verfalls. In dem Fortgange und der Ausbildung dieser Despotie und in der Ab- spannung, welche von einem Weltreiche unzertrennlich ist, haben wir die Hauptursache von dem Verfalle und der Auflösung eines Staates zu suchen, welcher, nachdem er einmal in solcher Ausdehnung errichtet und be- festiget war, nach der in ihm enthaltenen Masse physischer Kräfte und nach seiner von dem weisesten Fürsten erhaltenen Organisirung und innigen Ver- knüpfung unerschütterlich begründet auf die längste Dauer schien. Jedoch kamen noch mehrere theils innere, theils äußere Umstände hinzu, welche den Ruin beschleunigten und vollständiger machten. Auch von jenen Umstän- den sind die meisten als Folgen der Despotie im Allgemeinen oder als nähere Bezeichnung der römischen Despotie zu betrachten. Montesquieu und nach ihm viele Andere haben dies Alles schon in so deutliches Licht gesszt, daß wenig Neues mehr zu sagen bleibt. Die Gewalt der Kaiser beruhte in ihrem Ursprünge, und so auch in der Fortdauer, auf militärischer Macht. Hieraus stoß eine ausnehmende Be-
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