1822 -
Leipzig
: Barth
- Autor: Baumgarten, Johann Christoph Friedrich
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Astronomie 'unh Zeitabtheilung (Kalender). 7
§. zy. Die Lichtmaterie ist ungemein fein und
ihre Schnelligkeit außerordentlich; sie ist fast eine Mil-
lionmal schneller als der Schall, und durchläuft in einer Se-
cunde einen Weg von 40020 Meilen. —'“ Das Licht p stanzt
sich in geraden Linien (in Strahlen) fort; es breitet sich
aber von einem leuchtenden Punkte nach allen Seiten zu
aus (kugelförmig).
§.40. Schatten entsteht, wenn das Licht in seinem
Fortgange durch undurchsichtige Körper uuterbrochen wird.
§. 4». Wenn das Licht auf einen Körper fällt, ohne
kn denselben hineinzugehei«, so strahlt es auch wieder in der*
selben (schiefen oder geraden) Richtung zurück, in welcher cs
auf den Körper strahlte (Reflexion deö Lichls). Hier,
auf gründen stch die Spiegel.
§. 42. Gehen aber die Lichtstrahlen aus einem Körper
in einen andern über, der dichter und lockerer ist, als der
vorige, und zwar in einer schiefen Richtung, so verändern sie
die vorige Richtung (Brechung der Lichtstrahlen).
§. 4z. Erhaben geschliffene Gläser, durch welche die
Sonnenstrahlen gebrochen werden, heißen Brenngläsep-
Andere erhaben geschliffene Gläser sind: die Brillen, die
Vergrößerungsgläser, (Mikroskop, Sonnenmikro-
skop) Fernröhre (Teleskope, Dollonds), Camera obscura,
Litern» magika, Gukkasten rc. — In hvhlgeschliffeneu Glä-
sern erscheinen die Gegenstände kleiner.
§. 44. Das Licht ist auch die Ursache der verschiedenen
Farben. Ohne Licht ist alles schwarz d. h. ohne Farben.
Läßt man das Sonnenlicht durch ein dreiseitig geschliffenes
Glas (Prisma) in ein dunkles Zimmer fallen, so sieht man
folgende Farben in dieser Ordnung: roth, dunkelroth, hcll-
gelb, grün, hellblau, dunkelblau, violett.
§. 4;. Diese Farben zeigen sich auch am Regenbö,
gen, der dann entsteht, wenn die Sonnenstrahlen in den
herabfallenden Tropfen der Wolke auf eine verschiedene Art
gebrochen werden. —> Andere hierher gehörige Lufkerscheinun-
gen sind: die Höfe um die Sonne oder den Mond; —
Nebensonnen; — Nebenmonde; — die Morgen-
und Abendröthe; — das Wasferziehen der Sonne.
Die elektrische Materie.
tz. 4-. Die elektrische Materie äußert sich da-
durch, daß sie Körper anzieht und abstößt, einen leuchtenden
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Io
Naturlehre (Physik), Chemie,
Meilen weit entfernt. Ihr Auf/ und Untergang ist nur scheine
bar. Um sie bewege» sich ir Planeten (Sonneuflecke).
$. 6. Die Planeten (Wandel /, Irrsterne) sind
dunkle Himmelskörper, die sich unmittelbar um die Sonne
drehen und Licht und Wärme von derselben erhalten. Man
kennt jetzt i> Planeten. Mercur, Venus, die Erde, Macs,
Pailas, Ceres, Juno, Vesta, Jupiter, Saturn und
Uranus.
§. 7. Ncbenvkaneren (Trabanten, Monde) sind
Himmelskörper, welche andere Planeten vrgleiten, wie z. B.
der Iupuec 4 solche Trabanten hat. Zu ihnen gehört auch
der M nd, der beständige Begleiter der Erde, von der
er nur 51009 Mrilen entfernt ist, und dessen Licht während
ferner Umlauszeit um die Erde (in 27 Tagen 7 Stunden)
regelmäßig Viermal wechselt, so daß wir abwechselnd Neu-
mond, erstes Viertel, Vollmond und letztes Viertel haben.
Man glaubt auf ihm schon Berge, Thäler rc. unterschieden
zu haben und hat Mond karten verfertigt.
§. 8. Kometen (Haarsterne, Schwanz/oder Schweif/
sterne) haben ein mattes Licht und sind von einem dünnen,
strahlichten Scheine begleitet, der den Schweif bildet. Der
Körper der Kometen heißt der Kern. Sie empfangen ihr
Licht größtenkheils von der Sonne; auch bewegen sie sich,
aber sehr ungleich, sowohl in Hinsicht der Richtung, als
auch der Geschwindigkeit. (Abergläubische Meinungen von
den Kometen.)
§. 9. Unter dem Sonnensystem (Planetensystem)
versteht man die Sonne nebst den Planeten, Nebenplaneken
und Kometen, wie sie in bestimmten Entfernungen in ihren
vorgeschriebenen Bahnen sich unr die Sonne bewegen. (Man
unterscheidet das p tolo maische Sonnensysteni; das des
Tycho de Brahe und das capern«cani sche. )
§• 10. Nach dem copernican ischen Systeme, (als
dem richtigsten) bewegen sich die Planeten in folgender Orde
nonq um die Sonne: Mercur, Venus, Erde, Mars, Pallas,
Ceres, Juno, Vesta, Jupitts, Saturn und Uranus. — Es
ist wahrscheinlich, daß jeder Fixstern sein eigenes Sonnen-
system hat.
§. n. Eine Sonnenfinsterniß (Erdfinsterniß)
erfolgt, wenn der Mond sich in gerader Richtung zwischen
der Sonne und Erde befindet, welches nur zur Zeit des
Neumondes geschehen kann. — Eine Mondfinsternis
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t
Astronomie und Zcitabtheilung (Kalender). n
findet Statt, wenn unsere Erde zwischen den -Mond und die
Sonne tritt. — Totale und partielle Finsternisse.
§. n. Astrologie (Sterndeutcrei) ist die vorgeb-
liche oder veimeinte Wissenschaft, aus den Stellungen dev
Gestirne zukünftige Dinge vorhcrzusagen.
3. Die Zettabtheilung und der Kalender.
$. i. Die natürlichste Zeitabtheiiunq ist die in Tag
und Nacht. Man unlerschrtder aber den natürlichen,
den bürgerlichen und den a st r 0 n 0 m i sch e n Tag. —
Die deutschen Namen der sieben Wochentage sind: Sonne
tag (der Sonne gewidmet), Mon ta g (dem Monde geweiht),'
Dienstag, von dem Worte Du,g d. i. Gericht; Mitte
woch (^dcr mittelste Tag in der Woche),-Don nerstag
(dem deutschen Gotte Tonar geweiht). Frey sag (der
deutschen Göttin Frey« zu Ehren), Sonnabend (der
Abend vor dem Sonntage). —- Jeder bürgerliche Tag ynrd
in 24 Stunden, diese wieder in Minuten rc. eingetheilt, zu
deren gleichmäßiger Abmessung die Uhren dienen (Sonnen,,
Wasser,, Sand«, Räder, Uhren ).
§. 2. Sieben Tage machen eine Woche (vermuthlich
wegen der allemal in sieben Tagen erfolgenden Lichtabwectzse,
lung des Mondes). — Vier Wochen (und einige Tage)
machen einen Monat, wozu ebenfalls wohl der Mond,
Wechsel Veranlassung gegeben hat. Die gewöhnlichen larei,
Nischen Namen der Monate sind von den Römern bett
behalten worben; deutsche Benennungen für dieselben
schlug schon Carl der Große vor (z. B. Weinmonat, Cendre,
monar iç. ). ,
§. 3. Zwölf Monate machen ein Jahr. Man unter,
schlider Sonnenjahre, Mondenjahre und b ü r g e r,
liche Jahre; letztere mit 52 Wochen oder 12 Monaten
(deren jeder 30 oder 31 Tage hat, mit Ausnatzme de-
Februar, der rz und in jedem Schaltjahre ry Tage hat)
oder 36; Tagen.
§. 4. Das Buch, in welchem die ganze Zeitrechnung
für ein Jahr genau angegeben ist, heißt Kalender (Zeit-
buch). Man unterscheidet: a. den röm »setzen Kalender
(oder den des Julius Cäsar, daher der julianische Kalender),
b. den gregor »an ischen (den Pabst Gregor Xiii. ein*
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Menschenlehre, Menschenkunde.
I. Vom menschlichen Körper (Körperlehre,
Physiologie).
§. r. Kenntniß des menschliäien Körpers ist «nqe-
mein wichtig und nützlich; denn sie sehr uns nicht nur in
den Stand, für die Erhaltung des Leibes und der &tt
sundheit gehörige Sorge zu tragen, sondern sie kann uns
auch zur Bewunderung der Weisheit und Güte Gottes er,
muntern.
$. i. Der menschliche Körper hat zwar mit dem Kör-
per der Thiere manche Aehnlichkeir; aber auch vor die»
fern große und wichtige Vorzüge, als: eine edlere Gestalt,
aufrechte S:ellung und geraden Gang, Evenniaciß der Theile
gegen einander, ausdrucksvollere Augen, eine glatte Haut,
zwei Hände; der Mensch kann in ail.n Himmelsgegenden
leben; unter seinen Nahrungsmitteln findet die größte Man-
nigfaltigkeit statt; er hat Sprachfertigkeit rc.
tz. z. Die Bestandtheile des menschlichen Körpert
sind theils feste, theils flüssige. Zu jenen gehören:
die Knochen, die Muskeln, die Häute, die Adern, Nerven,
Eingeweide, Drüsen rc.; zu diesen: das Blut, die Galle,
der Speichel rc.
§. 4. Gewöhnlich theilt man den menschlichen Körper
in 3 Haupltheile: Kopf, Rumpf und Glieder. Zum
Kopfe gehört: das Gchirn in der Schäbelhöhle, der Schej.
tel, der Wirbel, die Schläfe, die Ohren, das Angesicht mik
der Stirne, den Augen, der Nase, dem Munde mit den
Lippen, die Wangen, das Kinn. Zum Rumpfe gehört:
der Hals mit dem Nacken, dem Racken und Schlunde, die
Luftröhre, die Brust mit dem Herzen und den Lungen, der
Unterleib mit den Werkzeugen der Verdauung (Magen, Le,
der, Milz, den Nieren rc.) und Gefchlcchtsrheilcn. —- Die
Gliedmassen sind theils obere: die Schultern, der Oder,
und Unterarm, die Hand; theils untere; der Ober, «uv
Unterschenkel, der Fuß mit dem Schienbeine, der Wade:c.
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»4 Mcnschcnlehre, Menschenkunde.
§. 5. Den festen Theilen des menschlichen Körper-
bienen die Knochen zur Srütze. Sie sind nach ihrer Be-
stimmung an Gestalt, innerer Einrichtung, Festigkeit rc. sehr
verschieden. Einige sind läng (i che, als Röhrenknochen, in
denen sich das Mark befindet; andere sind flache, oder
platte; andere find rundlich; andere vieleekig. Alle
Knochen (die Zähne ausgenommen) sind mit der Beine
haut umgeben: in der innern Höhle der Knochen ist die
M a r k h a u r, welche das K n ochcnmark einschließt. Fast
alle Knochen find an ihren Enden mit Knorpeln versehen,
die weder Markhaut, noch Mart haben, aber mit einer
Haut (der Knorpelhaut) überzogen sind. — Die Zahl
der Knocken bei einem erwachsenen Menschen beträgt r60.
Alle Knochen find auf das zweckmäßigste zu einem Ganzen
(dem Gerippe) vereinigt. Da, wo zwei Knochen mit
einander verbunden sind, entsteht ein Gelenke; diese Ge,
lenke werden durch bae Gliedwasfer schlüp'rig erhalten.
§.6. Kno chen des Ko pfes sind: die Knochen de-
Schädels (der Hirnschale) mir dem Stirn», Scheitel ^Hin-
terhaupt, Keil», Flügel», Sieb, und Schläfenbeinen; —
die knöcherne Grundlage des Gesichts. Diele ist aus 14.
Knochen gebildet, deren iz obere der Oberkiefer (obere
Kinnlade) heißen; der igre Knochen ist die untere Kinn-
lade. Er ist durch zwei Gelenke mir der Hin,Ichale ver-
einigt, und enthält die untern Zähne. Jeder Zahn besteht
-Uü einer Krone, dem Halse und der Wurzel. An der
Spitze der Wurzel ist eine Oeffnung, durch weiche ein Nerve,
- eine Plus, und eiue Blutader geht. Man unterscheidet
Schneide,, Ecke und Backenzähne. Gegen das siebente Iahe
wechseln die Zahne, deren jeder Mensch za hqt.
§.7/ Die Knochen des Rumpfes: der Nücke
grath mit 24 Wirbelbcinen; das Brustbein mit den
wahren und falschen Rippen; — das Hetligenbein
(Kreuz); — das Steißbein und die Hüftbeine,
welche das Decken bilden.
§ 8- K n ochen der Gl iedma ssen ; der Ob e r arm
ist ein einziger großer Röhrenknochen; der Unter, (»der
Vorder,) Arm aber hat zwei Knochen, wovon der hintere
und längere den Ellboacn bildet- Die Hand besteht au-
27 Knochen. Zu den, Knochen der untern Gliedmassen ge,
hören: das Schenkelbcin. die Kniescheibe, das Schienbein,
» das Wadenbein« die Fnßwurzel und die Zehen. — Die Nä,
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Menschenlehre, Menschenkunde. i5
gel an den Händen und Füßen sind harte, glatte, unem-
pfindliche Plarten.
§.9. Die Muskeln (das Fleisch des menschlichen
Körpers) sind die Werkzeuge zur Bewegung des Körpers.
Sie bestehen aus langen, runden, weichen, biegsamen, ela,
stischen, rothen Fasern, welche in Bündeln bei einander lie-
gen und mit Nerven und Blutgefäßen durchwebt find, und
Sehnen und Flechsen haben. Die Zwi'chenräume bes
Zellgewebes, welches die Muskeln umgiebl, sind mir Fett
ausgefüllt.
§. 10. Das Herz ist hohl und kegelförmig, liegt in
dem untern Theile der Brusthöhle in dem Herzbeutel
eingeschlossen und bi steht aus zwei Hauptrneilen, deren jeder
zwei Höhlen, eine Kammer und eine Nebenkammer bar.
Mit den Kammern sind die Adern verbunden,/bei denen
man^Puls- oder Schlagadern (Arterien) und Blut-
adern (Venen) unterscheidet. Die Bewegung des Blutes
von dem Herzen durch den ganzen Körper bis zmn Herzen
zurück, heißt der Kreislauf des Bluies. Er macht enen
Weg von 75 Ellen und legt ihn in etwa ; Minuten zurüä»
Das Blut selbst besteht aus dem eigentlichen Blure, dem
Dlutwasser und aus Wasser. Aus dem Blute sondern sich
mehrere Feuchtigkeiten ab z. B. der Schweiß, die Thränen,
der Urin. '■/
§. ii. Die Lungen, die Werkzeuge des Atbemho-
lens, liegen,in der Mitre der Brusthöhle und sind welche,
schwammigte Körper, welche aus feinen Gefäßen, Drüsen
und Nerven bestehen. Sie hangen genau mit der Luft-
röhre zusammen, welche vor der Speiseröhre liegt und mit
einem Deckel versehen ist. Die Lungen bestehen aus zwei
Flügeln, welche sich abwechseliid ausdehnen und wieder zu-
sammen ziehen — Unter den Lungen liegt das Zwergfell,
welches die Scheidewand zwischen der Bauchhöhle und Brust-
höhle macht. « '
§. Ir. Die mittelst der Zähne gekauten Speisen ver-
mischen sich mit dem Speichel und gehen dann zum Schlunde
(oder zur Speiseröhre) und von da in den Magen,
einen häutigen Sack, dessen obere Ocffnung der Magen,
mund heißt- Zwischen den Häuten des Magens liegen
Drüsen, aus denen der Magensaft abgesondert wird.
Die untere Ocffnung des Magens heißt der Pförtner.
Aus diesem geht der Nahrungsbrei iu die dünnen und dicken,
mannigfaltig gewundenen Gedärme (Zwölffingerdarm,
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- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
24 Religionslehre.
H. 5. Die Lehren dieser Religionen sind in elnem höchst
alten, lehrreichen und nützlichen Buche — der Bibel (der
heiligen Schrift, dem Worte Gotres) enthalten. Der erste
Theil der Bibel ist das Alte Testament, welches diejeni'
gen Bücher umfaßt, welche vor Christi Geburt ursprünglich
in hebräischer Sprache, zunächst für die Juden geschrieben
wurden, und die Geschichte und die Religionsbegriffe dieses
Volkes enthalten. Man unterscheidet Geschichtsbücher,
und Lehrbücher, (von denen einige in einer hohen, dich-
terischen Sprache abgefaßt sind, und deßhalb poetische ge-
nannt werden, oder aber in der Prophetensprache, prophe-
tische Bücher); die sogenannten apokrpphtschen Bücher
sind diejenigen, welche nicht im Verzeichnisse (Canon) der
bey den öffentlichen Gottesverehrungen zum Vorlesen für die
Juden bestimmten Bücher standen.
§. 6. Die biblischen Bücher des Alten Testamentes sind
folgende: 5 Bücher Mosis, — das Buch Josua, — das
Buch der Richter, — das Buch Ruth, — r Bücher Sa-
muelks, — 1 Bücher der Könige, — 2 Bücher der Chro-
nik« , • das Buch Esra, — das Buch Nehemia, — das
Buch Esther, — das Buch Hiob, — der Psalter, — die
Hpfstche Salomonis, — u. f. w.
§. 7. Das Neue Testament faßt diejenigen bibli-
schen Bücher in sich, welche nach Christo von seinen Jün-
gern oder Aposteln in griechischer Sprache zunächst für die
ersten Christen geschrieben worden sind. Es enthält a. ; Ge-
schichtsbüch er, nämlich 4 Evangelien de« Matthäus,
Marcus, Lukas und Johannes, und die Apostelgeschichte des
Lukas; — d. Briefe, welche die Apostel Paulus, Petrus,
Jacobus, Johannes, Juda rc. an die neuerrichteten christ,
sichen Gemeinden zu Rom, Corinth, Ephesus rc. oder an
einzelne Personen, z. D. an den Timotheus, an den Titus rc.,
geschrieben haben, — und c. die Offenbarung Johan-
nis, welche in einer prophetischen Bildersprache abge-
faßt ist.
$. 8. Der Stifter der christlichen Religion ist Jesus
Christus. Er wurde vor 1800 Jahren von einer Jung-
frau Maria im damahligen jüdischen Lande, und zwar in
der Stadt Bethlehem geboren, upd zeigte sich schon in seiner
frühern Jugend gehorsam, verständig und lernbegierig. Im
dreißigsten Jahre seine« Lebens trat er öffentlich als ein von
Gott gesandter Lehrer der Menschen auf -r- wählte sich zwölf
»fttrquts Hchstftr (Jünger, Apostel) — reifete im jüdischen
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Religio,rslehre. s5
Lande umher, und lehrte sein herrliche- Evangelium (ln kure
zen Sätzen, Sprüchen und Gleichnissen), — verrichtete außer-
ordentliche, wohlthätige Thaten (Münder), — führte ein
höchst tugendhaftes Leben, — wurde aber doch von den vor-
nehmsten und gelehrten Juden gehaßt und verfolgt, und
starb im zzsten Jahre seines Lebens am Kreuze. Er wird
begraben, steht aber am dritten Tage nach feinem Tode wie-
der aus dem Grabe auf, verweilt noch 40 Tage lang auf
der Erde unter seinen Jüngern, und gebt dann zu Gott
zurück, nachdem er vorher seinen Aposteln das Geschäft über-
tragen hatte, seine Lehre auszubreiten. Diese erhielten zehn
Tage nach Jesu Himmelfahrt die Gaben des heiligen Geistes,
und wurden dadurch geschickt, die Lehre des Evangeliums den
Erdenvölkern zu predigen, christliche Gemeinden und christliche
Kirchen zu stiften. — Seitdem besteht die christliche Religion
schon beinahe 2000 Jahre, und har iu vielen Gegenden der
Erde nicht nur dem schändlichen Götzendienste ein Ende ge-
macht, sondern auch Millionen Menschen zur richtigen Er-
kenntniß Gottes, zur Tugend und Seligkeit geführt.
§. 9. Die christliche Religion enthält A. Belehrnn-
gen über Gott und über unsern Zustand nach
dem Tode (die christliche Glaubens, oder Relft
gionslehre) und B. Belehrungen über unsere
Pflichten (Pflichtenlehre, Dtttenlehre, Moral).
?, Christliche Glaubens - »der Religions-
lehre.
A. Belehrung«n vvn Gott.
$. 10. Es ist ein Gott. Das beweiset das Daseyn
her Welt, die ohne einen höchst mächtigen, weisen und güti-
gen Urheber nicht hätte entstehen können. Röm. r, 19. 20.
Ebr. 3,4.
§ Dieser Gott ist ein Geist, (Joh. 4, 24.)
Nnd zwar her allervollfomnienste Geist. Match. 19, 17.
5/48.
§. tj. Seine Vollkommenheiten (Eigenschaften)
sind im Einzelne« betrachtet, folgende:
Er ist ewig, », h. er Hai nie angefangen zu seyn, uyd wir»
nft aufhören zu seyn. Ps. -0, r.
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26 Rkligionslehre.
Cr ist unveränderlich, d. h. er bleibt immer so vollkom,
men, wie er von jeher gewesen ist. Ps. 102, 28.
Jac. i, 17.
allmächtig, d. h. er kann Alles thun, was er will.
Ps. j. Ps. zz, 9. r Mos. 17, I.
all weise, d. h- er weiß Alles aufs beste einzurich,
ten, und zur Erreichung seiner heiligen Zwecke die
unfehlbarsten Mittel zu wählen. Hiob rr, 13. Röm.
u, 33*
allgegenwärtig, d. h. er ist mit seiner allmächtig
gen Kraft überall wirksam. Apgesch. 17, 27. Ier.
23, 2;. 24. Ps. izy, 7 — *o.
allwissend, D. h. er weiß, ohne sich zu irren, Alles,
was geschehen ist, was setzt ist, und was künftig seyn
' wird. Ps. rzy, r —4* Ebr. 4, 13.
heilig, d. h. er liebr das Gute, und haßt das Böse.
Ps. 5, 5- - Petri r, r6.
gerecht, d. h. er belohi.t das Gute, und bestraft
das Döse. Röm. 2, 6. Apgsch. iv, 35.
gütig, d. h. er will und befördert das Wohlseyn sei,
ner Geschöpfe, besonders der Menschen. 1 Ioh. 4,
16, Ps. 145, 9- r 3oh. 4, 19.
barmherzig gegen Unglückliche. Luc. 6, 36. Matth.
5. 45.
. geduldig und langmüthig gegen Sünder, Röm.
2,4'
gnädig, d. h> er giebt uns mehr, gls wir verdienen.
Ps. io;, 8«
treu, d. h. er wird nicht müde, uns Gutes zu thun.
K 5 Mos. 32, 4.
allgenugsam und höchst selig, d. h. er bedarf
keines andern Wesens zu seiner Vollkommenheit und
Seligkeit. Apgsch. 17, 25. 28. i Tim. 6, 15.
§. 13. Es ist nur Ein Gott. Jes. 45, 5.' Marc.
32, 29. \
§. 14. Gott ist der Schöpfer und Urheber der
Welt, (auch de6 Menschen, den er nach seinem Bilde er-
schuf). imos. i, r. Hebr. n, 3. Offenb. 4, n. Hiob
10, 12. Jac. z, 9-
§. r$.’ Gott erhält di? Welt, und versorget alle
Geschöpfe mit dem, was sie zu ihrer Fortdauer bedürfen.
Ps. 119, 90. 91. Ps. 148, 6, r Mos. 8, rr. Ps. 145,
16. Ps. 104, 13.
\ ' ' ' \
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Religionülehre. 27
§. 16, Gott regiert die Welt mit Weisheit und
Güte. Matth. 10, 29. Ics. 48, 17. ipetr. 5, 7. Ps.
n —17. Ies. 55/ 8. 9.
Anm. Die Uebel in der Welt streiten nicht wider
Gottes weise und gütige Weltregierunq, sie sind theils noth«
wendig und unvermeidlich, theils nützlich. — Röm. 8, r8.
Ebr. i2, rr.
L. Belehrungen über unfern Zustand nach dem
* Tode.
§. 17« Der Leib des Menschen stirbt einst, und
verweset; Ebr. rz, 4. 9, 27. Ps. roz, 15. 16. aber
die Seele ist unsterblich, sie wird ewig fortdauern.
Grü nde dafür: i. der gütige Gott selbst hat den Wunsch,
immer fort zu leben, in die Seele deö Menschen gelegt, und
wird ihn also auch nicht unbefriedigt lassen. 2. Der weise
Gott hat den Menschen mit Anlagen, Fähigkeiten und Kräf-
ten ausgerüstet, welche ohne Aufhören vergrößert und ver-
edelt werden können; da dieß nun in diesem Leben Nicht
ganz geschieht, muß es in einem andern Leben geschehen,
z. Gott der Heilige will, daß der Mensch in der Tugend immer
vollkommener werden soll; doch bleibt die Tugend selbst bei den
besten Menschen noch unvollkommen; also wird der Mensch
in einem andern Leben Gelegenheit finden, seine Tugend zu
Vervollkommnen. 4. Viel Böses wird hier auf Erden nicht
bestraft, viel Gutes nicht belohnt; Gott aber ist gerecht; es
muß also ein anderes Leben geben, wo eine gerechte Ver-
geltung des Dösen und Guten Statt findet. Bibelstel-
len: Wcish. 2, 23. Pred, Sal. 12, 7. Matth. 10, 23.
2 Cor. 5, 10.
§. r8. Der selige oder unselige Zustand des
Menschen in jener Welt hän^r. -hlr guten oder schlechten
Beschaffenheit seines Sinnes un^Äerhalteüs hier auf Erden
ab. Dem, der hier fromm und tugendhaft lebte, wird es ewig
wohlgehen, feine Erkenntniß, feine Seligkeit, seine Tugend
wird immer vollkommener werden; die Gottlosen und Laster-
haften aber werben in einen Zustand ewiger Unruhe, Reue
und Unselrgfekt kommen. Joh. 5, 28. 29. Apgsch. 17, zr.
2 Cor. 5, io. Matth. 25, 46. Marc. 9, 45. 46. Gal-6, 3. 9.