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1. Realienbuch - S. 11

1907 - Danzig : Axt
11 12. Die Kreuzzüge. 1096—1291. Peter von Amiens. In alter Zeit war es Sitte geworden, daß man nach Jerusalem pilgerte, um an dem Heiligen Grabe und an den Stätten, wo einst unser Heiland wandelte, zu beten. Im elften Jahrhundert aber hatten die Türken das Land an sich gerissen. Sie entweihten die heiligen Orte und bedrängten die armen Pilger auf grausame Weise. Das nahm sich einer der Pilger, der französische Mönch Peter von Amiens samjängj, sehr zu Herzen. Er kehrte zurück, durchzog unzählige Orte, predigte von der Not der Christen im Heiligen Lande und ermahnte das Volk, sich zusammen zu tun und Palästina aus den Händen der Ungläubigen zu befreien. Der erste Kreuzzug. Da berief der Papst eine Kirchenversammlung nach Clermont sklärmongj, einer Stadt in Frankreich. Es erschien dort eine große Zahl von Fürsten und vornehmen Geistlichen, und eine unabsehbare Menge Volkes strömte zusammen. Hier hielt Peter eine ergreifende Rede an die Versammelten. Der Papst aber sprach: „Wer mitzieht in den heiligen Kampf, der ist der ewigen Seligkeit gewiß." Da rief das Volk einstimmig: „Gott will es, Gott will es!" Jeder, der nun mitstreiten wollte, befestigte ein rotes Kreuz auf seiner Schulter und hieß davon Kreuzfahrer; das Unter- nehmen aber wurde Kreuzzug genannt. Verschiedene mächtige Fürsten, unter denen Gottfried von Bouillon der angesehenste war, zogen an der Spitze wohlgeordneter Heere nach dem Morgenlande und erreichten endlich Jerusalem (1099). Einen harten Kampf hatten sie hier mit den Türken zu bestehen, errangen aber doch nach fünfwöchentlicher, schwerer Belagerung den Sieg und drangen in die Stadt ein. Gottfried von Bouillon aber eilte zuerst in die Kirche des Heiligen Grabes und dankte Gott für den errungenen Sieg. Bald darauf wurde er zum König von Jerusalem gewählt, nahm jedoch die Würde aus Bescheidenheit nicht an; denn er wollte keine Königskrone da tragen, wo der Heiland einst unter der Dornenkrone blutete. Daher nannte er sich nur „Beschützer des Heiligen Grabes." Als er im Jahre darauf starb, ward sein Bruder Balduin König von Jerusalem. Ausgang und Folgen der Krenzzüge. In einem Zeitraum von 200 Jahren unternahm man im ganzen sieben Kreuzzüge; doch blieb das Heilige Land nicht in den Händen der Christen. Durch die Kreuzzüge entstand aber ein reger Verkehr mit dem Morgenlande; Handel und Gewerbe wurden belebt; es wuchs das Ansehen der Kirche; das Rittertum erreichte seine höchste Blüte; viele Leibeigene, die mit in den Kampf zogen, erlangten die Freiheit; die Wissenschaft wurde gefördert, und der Dichtung und Sage flössen neue Stoffe zu. 13. Iriedrrch I., Barbarossa (Rotbart). 1152—1190, Herkunft. Einst regierte in Deutschland ein Kaiser namens Friedrich I. Seines rotblonden Bartes wegen nannten ihn die Italiener Barbarossa, d. h. Rotbart. Er stammte aus dem Geschlechte der Hohenstaufen, deren Stamm- schloß in Württemberg auf dem Hohen Staufen stand. Kämpfe in Italien. Heinrich der Löwe. Nachdem Friedrich in Deutschland Ordnung geschafft hatte, unternahm er nacheinander mehrere Feldzüge nach Italien, um dort das kaiserliche Ansehen zu behaupten. Als Heinrich der Löwe, der Herzog von Bayern und Sachsen, ihm bereits viermal nach Italien Heeresfolge geleistet hatte, versagte er ihm den weiteren Dienst. Sobald der Kaiser jedoch nach dem beendigten Kriege aus Italien heimgekehrt war, tat er Heinrich den Löwen in die Reichsacht und gab Bayern an Otto von Wittelsbach, welcher der Stammvater des jetzigen bayrischen Herrscherhauses ist. Sachsen wurde zerstückelt, und als Heinrich den Kaiser um Gnade bat, erhielt er Braunschweig zurück.

2. Realienbuch - S. 13

1907 - Danzig : Axt
13 öffentliche Sicherheit gesorgt war, trat eine Stadt nach der andern aus dem Bunde. Endlich blieben nur noch drei Städte: Hamburg, Bremen und Lübeck, darin, welche den Namen Hansastädte bis auf den heutigen Tag führen. Die Femgerichte. Vom zwölften bis fünfzehnten Jahrhundert gab e- ein weit und breit gefürchtetes heimliches Gericht, „die heilige Feme." Ihr Hauptsitz, „Oberster Freistuhl" genannt, war zu Dortmund in Westfalen. Die „Teilnehmenden" oder „Wissenden" waren über ganz Deutschland verbreitet, und so blieb selten ein Verbrechen ungestraft. Man nimmt an, daß es an 100000 Wissende gab, welche durch einen furchtbaren Eid die Geheimhaltung beschworen hatten und sich untereinander an geheimen Zeichen erkannten. Lud die heilige Feme den Verbrecher vor Gericht, so schlug man einen Brief mit sieben Siegeln an seine Haustür oder hieb durch drei kräftige Schläge drei Späne aus seinem Tor. Konnte er sich nun vor versammeltem Gericht von seiner Schuld nicht rechtfertigen, so wurde er verfemt, d. h. er fiel der Strafe anheim. Jeder Wissende hatte alsdann die Pflicht, ihn, wo er ihn fand, auf- zuknüpfen oder zu erdolchen. Der Dolch aber wurde neben ihm in die Erde gestoßen, zum Zeichen, daß hier die Feme gerichtet. Da aber später die Fem- gerichte zu großen Mißbräuchen Anlaß gaben, so gingen dieselben unter, indem man allmählich eine bessere Rechtspflege einführte. Das Städtewesen. Um das Jahr 1300 waren in den Städten höchstens die Hauptstraßen gepflastert. Die Straßen waren enge und die kleinen Häuser von Fachwerk erbaut. Der eine Giebel stand nach der Straße. Letztere war des Nachts nicht allgemein beleuchtet, es sei denn, daß der Mond schien. Um die Stadt herum führte eine Mauer und ein Graben zum Schutz gegen die Feinde. Nach den Berufsarten teilten sich die Bürger der Städte in Zünfte (Schlächter, Bäcker, Brauer usw.), die sich streng voneinander sonderten. Um die verfertigten Waren leicht verkaufen zu können, wurden Märkte ein- gerichtet. — Durch den Handel vermehrte sich der Reichtum der Städte; so sagte man, Augsburg sei die reichste Stadt der Welt, und ein Nürnberger Bürger wohne besser, als der König von Schottland. Solche Städte, die unmittelbar unter dem Kaiser standen, hießen Freie Reichsstädte, wie Nürnberg, Goslar, Frankfurt a. M. . Der Bauernstand. Ein elendes Los hatten die Bauern auf dem Lande; denn sie waren meistens Leibeigene und durften als solche ihrem Herrn nie den Dienst kündigen. Sie mußten den Gutsherren ohne Tagelohn den Acker bearbeiten, unentgeltlich Leinwand, Geflügel und Eier liefern, auf der Jagd Dienste leisten, Botengänge verrichten usw. Dafür hatten sie zur Nutz- nießung ein kleines Grundstück, das jedoch nicht ihr Eigentum war. Die Baukunst. Je mehr der Wohlstand wuchs und die Künste sich einbürgerten, gewann auch das Wohnhaus an Schönheit und Behaglichkeit. Besonders aber errichtete man herrliche Kirchen, die noch heute den Schmuck der Städte bilden. Man baute dieselben teils im romanischen Stil (mit halbkreisförmigen Bogen an Tür- und Fensteröffnungen), teils im gotischen Stil (mit Spitzbogen an Tür- und Fensteröffnungen). Aus jener Zeit stehen noch heute: der Dom zu Speier (romanisch) und der Dom zu Cöln (gotisch). Die Dichtkunst, welche die Deutschen stets liebten, gelangte im Mittel- alter zu hoher Blüte. Von einem Ort zum andern zogen die Dichter und sangen von Siegfried dem Drachentöter, von Kriemhild, seiner Gemahlin, von der Königstochter Gudrun u. a. Meistens wurde der Gesang mit der Fiedel begleitet. Diejenigen Dichter, welche vom Lobe Gottes, vom Herren- und Fraucndienst sangen, hießen Minnesänger. Minne heißt Liebe. Meistens bezogen sich die Minnelieder auf die Verehrung der Frauen. Von allen Minnesängern ist Walter von der Vogel weide der berühmteste. — Als aber die Dichtkunst unter den vornehmen Leuten mehr und mehr erlosch, ging

3. Realienbuch - S. 15

1907 - Danzig : Axt
15 ein kleines Loch, um durch dieses das Pulver zu entzünden; so entstanden die Kanonen, damals Donnerbüchsen genannt. Später machte man auch Handbüchsen und Flinten, welche sich immer mehr vervollkommneten. Die Buchdruckerkunst 1440. Wichtig ist auch die Erfindung der Bnchdrnckerkunst. Es gab nämlich bis dahin nur geschriebene Bücher, und diese anzuschaffen, war sehr kostspielig. Die Mönche in den Klöstern beschäftigten sich mit dem Schreiben solcher Bücher, und es kostete damals eine Bibel etwa 900 Mark. Im Jahre 1440 lebte Johann Gutenberg, der Sohn einer vornehmen Familie in Mainz. Dieser erfand die Knnst, bewegliche Lettern (Buchstaben) aus Metall zu gießen und zu Schriftzeilen zusammenzusetzen, welche abgedruckt werden konnten. Darauf richtete er eine Buchdruckerei ein, und von da ab wurden verhältnismäßig billige Bücher gedruckt. In seiner Vaterstadt Mainz ist dem Erfinder ein Denkmal gesetzt. Entdeckung Amerikas 1492. Bis gegen das Ende des 15. Jahr- hunderts holte man die Erzeugnisse Indiens nur auf dem Landwege bis ans Mittelländische Meer und schiffte sie von dort nach Europa. Der Genuese Christoph Kolumbus, ein kühner Seefahrer in spanischen Diensten, war der Ansicht, daß man auf dem Seewege Indien erreichen müsse, wenn man immer nach Westen fahre. Durch viele Bemühungen gelang es ihm, von der Königin von Spanien drei Schiffe zur Entdeckungsreise zu erhalten. Nach einer langen Fahrt entdeckte er 1492 die amerikanischen Inseln Guanahani (vermutlich die jetzige Watlingsinsel), Haiti und Cuba. Nach Spanien zurückgekehrt, wurde er mit Ehren überhäuft. Später machte er noch mehrere Entdeckungsreisen, erntete aber nur Undank und wurde nach der dritten Reise sogar in Ketten nach Spanien zurückgebracht. Den von ihm entdeckten Weltteil nannte man Amerika, nach Amerigo Vespucci, der dieses Land zuerst beschrieb. Nach der Entdeckung Amerikas nahm der Seehandel einen großen Aufschwung. Entdeckung des Seeweges nach Ostindien. 1498. In Portugal beschäftigte sich Prinz Heinrich der Seefahrer mit dem Plane, einen Seeweg nach Ostindien zu entdecken. Nachdem der portugiesische Seefahrer Bartho- lomäus Diaz bis zur Südspitze Afrikas, dem Vorgebirge der guten Hoffnung, gekommen war, gelang es (1498) einem anderen Portugiesen, Vascodegama, dieses Vorgebirge zu umsegeln und nach Calikut in Indien zu kommen. Von jener Zeit an knüpften die Portugiesen Handelsverbindungen mit Ost- indien an. Die Erzeugnisse jenes Landes (Seide, Gewürzwaren usw.) konnten fernerhin lediglich auf dem Seewege nach dem Abendlande geschafft werden. 17. Die katholische Kirche. Die Päpste. Christus der Herr hatte nur eine Kirche, die katholische Kirche, gestiftet, sowie er auch nur eine Wahrheit verkündigte, und wie er nur das eine Ober- haupt seiner Kirche ist. Aber er ist das unsichtbare Oberhaupt seiner Kirche, und diese sollte für die Menschen eine sichtbare sein. Darum wählte Christus einen unter seinen Aposteln, den hl. Petrus, zum sichtbaren Haupte der ganzen Gemeinde. „Du bist Petrus, ein Fels. und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen!" Petrus und seine rechtmäßigen Nachfolger führten als sichtbares Oberhaupt der Kirche Christi den Titel „Papst," d. h. heiliger Vater. Der jetzt regierende Papst Pius X. ist der 263. in der langen Reihenfolge der Päpste. Gregor Vii. und Jnuoeenz Iii. Unter den Päpsten des Mittelalters sind vorzüglich die eben genannten zwei zu merken. Gregor Vii. (1073 bis 1085) war zunächst darauf bedacht, in der Kirche einen gleichmäßigen Gottesdienst einzuführen, um dadurch die innere Einheit auch nach außen zu offenbaren. Dann trat er mit aller Macht gegen die Simonie auf. So hieß der Handel mit geistlichen Ämtern, der damals von weltlichen Fürsten getrieben wurde. Darauf schaffte er die Belehnung der "Bischöfe und anderer hohen Geistlichkeiten mit Ring und Hirtenstab, dem Zeichen der bischöflichen Würde, durch die Fürsten ab. Eine solche Belehnung nannte man Investitur. Gregor behauptete, diese komme allein dem Papste zu. Fernerbefahler.

4. Realienbuch - S. 19

1907 - Danzig : Axt
— 19 — Der Reichstag Zu Speier. 1580. Luther hatte unterdessen gegen den Willen seines Beschützers, des Kurfürsten Friedrich von Sachsen, die Wartburg verlassen. Er schaffte nun nach und nach mehrere wichtige Glaubenslehren und Einrichtungen der katholischen Kirche ab und brach auch das Gelübde der beständigen Ehelosigkeit, indem er eine Nonne, put Namen Katharina v. Bora, heiratete, die aus dem Kloster getreten war. Die katholischen Fürsten Deutschlands wollten die neue Lehre durchaus nicht anerkennen; sie wünschten jedoch, die Religionsstreitigkeiten möchten beigelegt werden. Es wurde daher zu Speier eine Reichsversammlung veranstaltet und in dieser beschlossen, die Lutheraner sollten ihre Lehre beibehalten, sich aber bis zu einer allgemeinen Kirchen- versammlung aller ferneren Neuerungen enthalten. Gegen diesen Beschluß protestierten jedoch alle Anhänger Luthers und hießen von da ab „Protestanten." Als im folgenden Jahre eine neue Reichsversammlung in Augsburg abgehalten wurde, überreichten die Protestanten eine Schrift, welche ihr ganzes Glaubensbekenntnis enthielt. Man nannte sie die „Augsburger Konfession." Melanchthon, Luthers Freund, hatte sie verfaßt. Zwingli und Calvin. Durch Luthers Lehre und Beispiel aufgemuntert, glaubte manche?, die Lehren der katholischen Kirche nach eigenem Gutdünken ändern zu dürfen. Dies taten auch Zwingli und Calvin. Zwingli, ein Pfarrer zu Zürich, wurde das Haupt einer neuen Religionspartei, der Reformierten. Calvin in Genf behauptete unter anderem: Gott habe von Ewigkeit her einen Teil der Menschen für den Himmel, einen anderen Teil aber für die Hölle bestimmt, und zwar ohne Rücksicht auf ihre guten oder bösen Werke. Seine Lehre wird die Vorherbestimmungsi (Prädestinations-) Lehre genannt. Das Konzil zu Trient. 1545—63. Des Kaisers Wunsch war es, den ganzen Religionsstreit auf gütlichem Wege beizulegen. Er bat daher den Papst, eine allgemeine Kirchenversammlung zu berufen. Als der Papst eine solche im Jahre 1545 zu Trient in Tirol eröffnete, lveigerten sich die Protestanten, an derselben teilzunehmen. In mehreren feierlichen Sitzungen auf diesem Konzil wurde die ursprünglich alte Lehre der katholischen Kirche in Hinsicht auf Glauben und Sitten klar dargestellt, um dadurch die durch Luthers Lehren Irregeführten zu belehren, die Schwankenden aber in ihrem katholischen Glauben zu befestigen. Der hl. Ignatius von Loyola. 1540. Dieser fromme Mann war dazu be- rufen, die durch die Kirchentrennung hervorgerufenen kirchlichen Wirren möglichst unschäd- lich zu machen. Ignatius wurde auf dem Schlosse Loyola in Spanien geboren l l 492). Er zeichnete sich am Hofe Ferdinands des Katholischen als Edelknabe und später im Kriege durch Tapferkeit aus. Bei der Stadt Pamplona in Spanien schwer verwundet, wurde er nach dem nahen Schlosse Loyola gebracht. Hier beschäftigte er sich mit dem Lesen der Lebrnsgeschichte Jesu und der Heiligen, und dieses machte auf sein Herz einen solchen Eindruck, daß er sich entschloß, der Welt zu entsagen und sich dem geistlichen Leben zu widmen. Er legte seinen ritterlichen Schmuck vor einem berühmten Bildnisse der heiligen Jungfrau in einem Kloster nieder und bereitete sich zu einem geistlichen Berufe vor. Zu Paris legte er mit gleichgesinnten Freunden das Gelübde ab, ihr Leben der Bekehrung der Ungläubigen und Irrgläubigen zu widmen. Der Papst bestätigte den vom hl. Ignatius gestifteten Orden (1540) unter dem Namen der „Gesellschaft Jesu," weil er zuin Dienste und zur Nachfolge Jesu gestiftet war. „Alles zur größeren Ehre Gottes!" war der Wahlspruch dieses Ordens. Ein Hauptgeschäft des Ordens war die Bildung der Jugend. Die Jesuiten-Schulen standen in ganz Europa in hohem Ansehen. 19. Der Dreißigjährige Krieg. 1618—1648. Konzil zil Trient. Kaiser Karl V. hatte vergeblich versucht, die streitenden Parteien auszusöhnen. Die Protestanten hatten sich geweigert, das Konzil zu Trient zu besuchen; ja die protestantischen Fürsten hatten sich sogar gegen den Kaiser aufgelehnt, indem sie auf dem neuen Reichstage, zu dem er sie auf das dringendste eingeladen, nicht erschienen. Über diesen Ungehorsam erzürnt, beschloß er, die trotzigen Fügten mit den Waffen zum Gehorsam zu bringen, und erklärte, „nicht gegen die Religion und Freiheit ziehe er das Schwert, sondern um einige widerspenstige Fürsten zu züchtigen, denen die Religion nur zum Deckmantel ihrer strafwürdigen Absichten diene." Schmalkaldischer Krieg. Doch die Fürsten hatten bereits (15:51) zu Schmalkalden in Hessen-Nassau den „Schmalkaldischen Bund" gegen den Kaiser geschlossen und sich im geheimen zum Kriege gerüstet. Der Kaiser war noch nicht einmal zur Gegenwehr ge- rüstet, als die schmalkaldischen Bundestruppen im Felde erschienen. Doch besiegte er sie in diesenr „Schmalkaldischen Kriege" <1546—47). Als er auch die Schloßkirche zu Wittenberg besuchte, zeigte man ihm Luthers Grab, der 1546 gestorben war. Man 2*

5. Realienbuch - S. 21

1907 - Danzig : Axt
21 C. preußische und deutsche beschichte. 20. Zsrandenvurg vor der Zeit der Kohenzollern. Die Bewohner -er Mark. In Brandenburg, dem Stammlande des Preußischen Staates, mahnten vor der Völkerwanderung die Semnonen, ein edler, deutscher Stamm. Nachdem dieses Volk beim Beginn der Völkerwanderung seine Wohnsitze oerlasseu hatte, zogen an seine Stelle die Wenden, welche zu den Slaven gehörten. Diese waren von mittlerer Größe, hatten eine braungelbe Haut, dunkles Haar und dunkle Augen. Sie trugen lange Gewänder und wohnten in Dörfern und Städten. Ackerbau und Viehzucht trieben die Wenden mit Vorliebe. Wie die anderen Slaven, verehrten sie zwei Hauptgottheiten, und zwar: Belbog, den weißen Gott, als Schöpfer der Welt und Geber alles Guten, und Czernebog, den schwarzen Gott, als Urheber des Bösen. Der Mann durste mehrere Frauen nehmen; doch wurden dieselben nur als Sklavinnen behandelt. Die Gastfreundschaft galt als heilig, und der einkehrende Fremde wurde aufs beste bewirtet. Liebe zur Jagd war den Männern eigen. Gründung der Nordmark. Als Kaiser Heinrich i. in Deutschland regierte, unternahm er einen Kriegszug gegen die Wenden und besiegte dieselben. Um das unterworfene Volk im Zaume zu halten, gründete er (928) aus einem Teil ihres Gebietes die Nordmark*) und setzte in dieselbe einen Markgrafen ein, der meistens zu Salzwedel wohnte. Albrecht der Bär, 1134—1170. Als die Nordmark viele Jahre bestanden hatte, wurde Albrecht von Ballenstädt Markgraf der Nordmark. Da er große körperliche Stärke und Tapferkeit besaß, so erhielt er den Beinamen „der Bär." Von dem Weudenfürsten Pribislaw erbte er ein größeres Gebiet, in welchem die Stadt Brandenburg liegt. Seitdem führte Albrecht den Titel: Markgraf von Brandenburg. Somit legte er den Grund zum Brand.n- öurgischcn Staate. Der Kaiser ehrte ihn mit der vollen Herzogsgewalt und bestimmte, daß das Land sich auf seine Nachkommen forterben sollte. Albrecht war bemüht, in das neu eroberte Land christliche Sitte einzuführen. Er berief Ansiedler aus Westfalen, Holland und Friesland hierher, welche Ackerbau und Gewerbe trieben, Städte und Dörfer anlegten, sowie die deutsche Sprache verbreiteten. Die zurückgebliebene wendische Bevölkerung behandelte man mit großer Schonung und suchte sie mit den Deutschen zu verschmelzen. Albrechts Nachfolger aus dem Hause Ballenstädt. Unter den Nachfolgern Albrechts ist Markgraf Otto mit dem Pfeil berühmt geworden. Mit dem Erzbischof von Magdeburg geriet er in Fehde, wurde von demselben gefangen genommen und nur gegen ein hohes Lösegeld frei gegeben. Da ihm bei einer Belagerung ein Pfeil in die Stirne fuhr, dessen Spitze ein Jahr lang darin stecken blieb, so erhielt er den Namen: Otto mit dem Pfeil. — Berühmt wurde auch Markgraf Waldemar, der ein gewaltiger Kriegsheld war und-die innere Wohlfahrt des Landes zu fördern suchte. Nach seinem Tode (1319) erlosch der Maunesstamm der Ballenstädter Markgrafen. Bayrische Markgrafen. Nach dem Tode Waldemars gab der deutsche König Ludwig von Bayern die Mark seinem achtjährigen Sohne Ludwig und führte für denselben die Regierung. Wider König Ludwig trat Karl Iv. als Gcgenkönig auf; doch starb ersterer bald darauf. Durch die Mark aber zog damals ein Manu, welcher vorgab, der ehemalige Markgraf Waldemar zu sein. Er behauptete: „Mein Tod vor 29 Jahren war nur Täuschung; denn für mich wurde ein anderer begraben. Bis jetzt bin ich im Heiligen Lande gewesen *) Die Nordmark, in welcher Salzwedel liegt, ist die heutige Altmark, welche den nördlichen Teil der Provinz Sachsen bildet.

6. Realienbuch - S. 24

1907 - Danzig : Axt
24 während ihm Ostpreußen nur als Lehen von Polen verblieb. Darauf wurde Königsberg der Hochmeistersitz. Preusten als Herzogtum. Um sich der polnischen Oberhoheit wieder zu entledigen, wählten die Ritter (1511) den Markgrafen Albrecht von Brandenburg zum Hochmeister. Dieser war ein naher Verwandter des Kurfürsten Joachim Ii. von Brandenburg und gehörte zur fränkischen Linie der Hohenzollern. Zugleich war er ein Neffe des König- Sigismund von Polen. Da Albrecht jedoch den Lehnseid an Polen nicht leisten wollte, so geriet er mit diesem Lande in Krieg und beschloß, den geistlichen Ordensstaat in ein weltliches Fürstentum zu verwandeln. Nachdem Albrecht endlich doch den Lehnseid geleistet, wurde er im Vertrage zu Krakau (1525) als weltlicher Herzog rn Preußen mit Ostpreußen belehnt. Der Ritterorden aber löste sich jetzt auf. — Albrecht stiftete die Universität in Königsberg. 24. Der Kroße Kurfürst. 1640—1688. Friedrich Wilhelms Jugend. Der Kurfürst Georg Wilhelm von Brandenburg (1619-40) regierte zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Da er sich keiner der in Deutschland streitenden Parteien anschloß, so geriet die Mark in großes Elend. Er hatte einen Sohn namens Friedrich Wilhelm. Dieser erhielt eine vortreffliche Erziehung, und vor allem flößte ihm die Mutter echt christlichen Sinn und Gottesfurcht ein. Als er zur weiteren Ausbildung auf die Universität nach Leyden in Holland zog, brach hier die Pest aus, und er begab sich nach der Residenzstadt, dem Haag. Viele Versuchungen zu Ausschweifungen aller Art traten hier an ihn heran. Doch er widerstand tapfer. „Ich bin es Gott, meinen Eltern und meiner Ehre schuldig, dem Guten treu zu bleiben," sagte er, und verließ den Haag. Der Prinz von Oranien, der davon hörte, klopfte ihm auf die Schulter und sprach: „So recht, lieber Vetter, dir wird einst noch Größeres gelingen." Sein Regierungsantritt. Als Jüngling von 20 Jahren kam Friedrich Wilhelm zur Regierung des brandenburgisch.preußischen Staates. Traurig aber sah es in dem Lande aus. Länger als 20 Jahre wütete schon der Krieg, welcher als der „Dreißigjährige" bekannt ist, und noch war an ein Ende desselben nicht zu denken. Die ganze Mark war verwüstet. Wo früher blühende Dörfer gestanden hatten, lagen Trümmer und Schutt, zwischen Venen Unkraut wucherte. Wohl kehrten mit dem beginnenden Frühling der Storch und die Schwalbe zurück; doch fanden sie nicht das gastliche Dach, an welchem sie ihr Nest gebaut hatten. Die Saatfelder lagen brach und wüste, weil es an Menschen fehlte, sie zu bearbeiten. Der Krieg hatte viele Tausende dahingerafft. Da die Soldaten in den preußischen Festungen dem Kurfürsten nur durch Handschlag verpflichtet waren, dem Kaiser aber den Eid der Treue geleistet hatten, so bildete Friedrich Wilhelm ein eigenes Heer, das bald 8000 Mann zählte und nur ihm allein Gehorsam schuldete. Derfflinger. In militärischen Sachen hatte Friedrich Wilhelm an Derfflinger eine große Stütze. Doch fehlte es diesem General, der sogar Feldmarschall wurde, nicht an Neidern, die da sagten, er sei früher ein Schneider gewesen. So fragte einst der französische Gesandte bei der Tafel des Kur- fürsten, ob es wirklich wahr sei, daß in Brandenburg ein General diene, der ehemals ein Schneider gewesen sei. Da sprang Derfflinger sogleich zornig auf und rief: „Hier ist der Mann, von dem das gesagt wird, und hier (auf seinen Degen schlagend) ist die Elle, mit welcher ich die Schurken nach der Länge und Breite meffe." Ostpreußen wird ein unabhängiges Herzogtum. In einem Kriege, der zwischen den Polen und Schweden geführt wurde, neigte sich Friedrich anfangs den Schweden, später aber den Polen zu, um aus dem Kriege

7. Realienbuch - S. 25

1907 - Danzig : Axt
Vorteil zu ziehen. In dem Frieden zu Oliva, einem Kloster bei Danzig, erreichte es Friedrich Wilhelm (1660), daß Ostpreußen von der polnische» Lehenshoheit befreit und ein unabhängiges Herzogtum wurde. Ein französischer Ranbzug. Schlacht bei Fehrbellin. 1875. Als der Große Kurfürst regierte, herrschte in Frankreich König Ludwig Xiv. Dieser griff die Niederlande an, und die Franzosen drangen bis Amsterdam vor. Da der Kurfürst seine Erblande Cleve, Mark und Ravensberg durch die räuberischen Franzosen bedroht sah, so eilte er mit seinem Heere an den Rhein und machte dem Feinde viel zu schaffen. Währenddes aber hetzte Ludwig Xiv. die Schweden auf, daß sie brennend und sengend in die Mark Brandenburg einfielen. In dieser Not bewaffneten sich die Bauern und schrieben auf ihre Fahnen: „Wir sind Bauern von geringem Gut und dienen unserm gnädigsten Kurfiirsten mit unserm Blut." In Eilmärschen kehrte Friedrich nach Brandenburg zurück und griff die Schweden am 18. Juni 1675 bei Fehrbellin an. Allen voran eilte der Kurfürst. Als einige Schwadronen ihre Führer verloren hatten, stellte er sich an ihre Spitze mit den Worten: „Getrost, tapfere Soldaten, ich, euer Fürst und nun euer Hauptmann, will siegen oder mit euch ritterlich sterben." Die Schlacht wurde vom Kurfürsten gewonnen, und die Schweden flohen eiligst aus dem Lande. Der Groste Kurfürst als Landesvater. Vor allem suchte Friedrich Wilhelm den Ackerbau zu heben und zog Holländer und Friesländer in sein Land. Jeder Bauer mußte neben seinem Hause einen Garten anlegen, und kein Mann durfte heiraten, bevor er nicht sechs Eichen und sechs Obstbäume gepflanzt hatte. Der Kurfürst führte den Anbau der Kartoffeln und des Tabaks ein. Außerdem förderte er auch das Gedeihen der Städte. Besonders hob er Berlin; eine Anzahl von Straßen wurde daselbst neu gepflastert und mit Öllaternen und Brunnen versehen. Auch vergrößerte er das Heer, richtete sogar zum Schutz des Handels eine kleine Kriegsflotte ein und gründete an der Goldküste in Afrika die Niederlassung Groß-Friedrichsbnrg, die aber später aufgegeben wurde. Der Große Kurfürst richtete auch Posten ein, ließ die Landstraßen verbessern und legte den Friedrich Wilhelms-Kanal an, der die Oder und Spree bei Müllrose verbindet. Luise Henriette. Ende des Kurfürsten. Luise Henriette, die Tochter des Prinzen von Oranien, war die Gemahlin des Großen Kurfürsten. Sie hatte ein sehr frommes Gemüt und unterstützte ihren Gemahl mit Rat und Tat, wo sie nur konnte. Gern stand sie den Armen und Notleidenden bei; von ihr ist auch das Waisenhaus zu Oranienburg gegründet. Leider starb sie schon früh, und der Kurfürst vermißte sie sehr. — In der letzten Zeit seines Lebens war Friedrich Wilhelm schwer leidend, und als er starb, war sein Bekenntnis: „Ich weiß, daß mein Erlöser lebt." Friedrich Wilhelm gilt als der Begründer der preußischen Monarchie und wird mit Recht der Große Kurfürst genannt. Preußens Könige und das neue deutsche Kaisertum. 25. Kriedrich I. 1701—1713. Kurfürst Friedrich lll. 1088—1701. Ein französischer Nanbzng. Der Sohn und Nachfolger des Großen Kurfürsten war Friedrich Iii. Schon zur Zeit des Großen Kurfürsten hatte der deutsche Erbfeind die Freie Reichs- stabt Straßburg gewaltsam an sich gerissen. Als aber Friedrich Hi. regierte, hausten die Franzosen in der Pfalz aiffs schrecklichste. Sie legten das herrliche teidelberger Schloß in Trümmer; im Dom zu Speier zerstörten sie die deutschen aisergräber und schoben mit den Schädeln der toten Herrscher Kegel. Im Bunde mit mehreren deutschen Fürsten zog der Kurfürst nach dem Rhein gegen die Franzosen. Obgleich die brandenburgischcn Truppen gegen den Feind mit

8. Realienbuch - S. 27

1907 - Danzig : Axt
27 durch Begründung des Militär Waisenhauses zu Potsdam. In Berlin aber errichtete er die Charité, d. i. ein großes Krankenhaus. — Obgleich der Monarch wenig Sinn für höhere Wissenschaften hatte, meinte er doch, es müsse den Untertanen geboten werden, Religion, Schreiben, Lesen und Rechnen zu lernen. Daher errichtete er Volksschulen, und zwar in Ostpreußen allein über tausend. — Die Bauern seiner Domänen befreite er von der Leibeigen- schaft und überließ ihnen das Land, welches sie bis dahin bebaut hatten, als freies Eigentum. Das inländische Gewerbe suchte er zu heben und legte auf die Emfuhr fremder Waren einen hohen Zoll. Er wollte, daß in seinem Lande jedermann zu seinem Recht kommen sollte; doch waren ihm die Kniffe der Rechtsanwälte verhaßt. Einst hörte er einen Angeklagten verteidigen und sagte: „Der Kerl hat recht." Als darauf der Gegner gesprochen hatte, rief der König ärgerlich: „Der Kerl hat auch recht," und schlug beim Fortgehen donnernd die Tür hinter sich zu. In dem sogenannten Nordischen Kriege kämpfte er gegen die Schweden, und ihm fiel Vorpommern bis zur Peene zu. Häusliches Leben und Ende des Königs. Obgleich der König seine Gemahlin Sophie Dorothea hoch achtete, zeigte er doch gegen dieselbe, wie auch gegen seine Kinder oft eine große Strenge. Trotzdem er mit seinem Sohne, dem Kronprinzen Friedrich, lange Zeit auf gespanntem Fuß lebte, söhnte er sich doch endlich mit demselben aus und sprach kurz vor seinem Tode: „Mein Gott, ich sterbe zufrieden, weil ich einen so würdigen Sohn und Nach- folger habe." Er entschlief mit den Worten: „Herr Jesu, du bist mein Gewinn im Leben und im Sterben!" 27. Iriedrich Ii., der Kroße. 1740-1786. Friedrichs Jugend. Nach Friedrich Wilhelm I. kam dessen Sohn Friedrich Ii. auf den Thron. Dieser war von seinem Vater mit Strenge, fast mit Härte erzogen. Als Kind von zehn Jahren mußte er schon trotz Wind und Wetter, dem gemeinen Soldaten gleich, Schildwache stehen. Dem jungen Prinzen aber machten die militärischen Übungen wenig Freude; viel lieber blies er die Flöte, las französische Bücher oder machte Gedichte. Das alles war jedoch nicht nach dem Sinne seines Vaters, und dieser meinte, sein Fritz werde nie ein guter Soldat werden. Es war dem Prinzen unmöglich, sich in die strenge militärische Lebensweise, welche ihm sein Vater vorschrieb, zu fügen. Immer schlimmer gestaltete sich daher das Verhältnis zwischen Vater und Sohn. Da beschloß der Prinz zu entfliehen. Zwei Offiziere, von Katte und von Keith, wollten ihn begleiten. Der König reiste mit seinem Sohne nach dem Rhein, und bei dieser Gelegenheit machte der Prinz einen Fluchtversuch. Doch wurde dieses Vorhaben dem Könige verraten, Friedrich gefangen genommen und vor seinen Vater geführt. Es fehlte nicht viel, so hätte ihn der zornige König mit dem Degen durchbohrt. Zur Strafe wurde der Prinz auf die Festung Küstrin gebracht und hier wie ein Kriegsgefangener gehalten. Keith entfloh nach England; aber Katte wurde ergriffen und hingerichtet. Nieder- geschmettert von diesem Vorgänge, ging der Prinz in sich und bestrebte sich, seinen Vater zu versöhnen. Da wurde dieser denn auch nach und nach milder gestimmt und entließ ihn aus dem Gefängnisse. In Küstrin aber mußte er bleiben und wurde in der dortigen Domänenkammer (Regierung) als Hilfsarbeiter beschäftigt. Dies kam ihm bei seiner späteren Regierung sehr zu statten. Durch den Fleiß und die gute Ausführung des Prinzen endlich ausgesöhnt, ließ ihn der König heimlich nach Berlin kommen und führte ihn der Mutter, sowie der Prinzessin Wilhelmine mit den Worten zu: „Da habt ihr euren Fritz wieder." Regierungsantritt. Im Alter von 28 Jahren bestieg Friedrich nach dem Tode seines Vaters den Thron. Zunächst schaffte er das kostspielige Riesenregiment ab; auch die Folter, welche bis dahin zur Erpressung von

9. Realienbuch - S. 29

1907 - Danzig : Axt
29 flügeln ritt er hindurch. Im Kriege zeigte sich Seydlitz als Reiteroffizier so tapfer, daß der König ihn zum General ernannte. Besonders tat er sich bei Roßbach, einem Dorfe unweit Merseburg, hervor. Hier standen die Preußen den Franzosen und der deutschen Reichsarmee gegenüber. Als es zum Kampfe ging, warf Seydlitz seine Tabakspfeife in die Luft, und mit dem Rufe: „Drauf, Seydlitz!" stürmte er mit seinen Reitern auf den Feind, der bald darauf die Flucht ergriff. Bei der Nachricht von dieser Schlacht sang das Volk: „Und wenn der große Friedrich kommt und klopft nur auf die Hosen, so läuft die ganze Reichsarmee, Panduren und Franzosen." Leuthen. 1757. Bei Leuthen unweit Breslau stieß Friedrich auf die Österreicher und sprach: „Wir müssen den Feind besiegen oder uns vor seinen Batterien begraben lassen." Der Feind erlag wirklich nach hartem Kampfe, und am Abend sangen die Preußen auf dem Schlachtfelde das Lied: „Nun danket alle Gott." In der Dunkelheit ritt Friedrich nach dem Flecken Lissa bei Breslau, und, wie man oft sagenhaft erzählt hat, ging er daselbst in das Schloß und sagte zu den dort anwesenden österreichischen Offizieren: „Guten Abend, meine Herren, kann man hier auch noch unterkommen?" Als ihm bald darauf die Preußen nachkamen, wurden daselbst alle Feinde gefangen genommen. Zorndorf und Hochkirch. 1758. Schon im Jahre darauf war Friedrich genötigt, wieder zum Schwerte zu greifen. Die Ruffen fielen nämlich in Ostpreußen ein und zogen plündernd nach der Mark. Friedrich griff bei Zorndorf unweit Küstrin den Feind an und besiegte'ihn. Zu den Landleuten aber, deren Häuser durch die Russen verwüstet waren, sprach er: „Kinder, habt nur Geduld, ich werde alles wieder aufbauen." — Von hier wandte Friedrich sich nach..Sachsen. Unweit Bautzen, bei dem Dorfe Hochkirch, wurde er von den Österreichern unter Anführung des Feldmarschalls Daun überfallen. Dabei büßte Friedrich viele Soldaten und fast alle Kanonen ein. Doch verlor er nicht den Mut. „Wo habt ihr denn eure Kanonen gelaffen?" rief er den Artilleristen scherzend zu. „Die hat der Teufel geholt," antworteten diese. „Da wollen wir sie ihm wieder abjagen," sagte der König. Niederlage bei Kunersdorf. 1759. Noch größere Verluste brachte das folgende Jahr dem Könige. Russen und Österreicher standen ihm bei \ Kunersdorf, in der Nähe von Frankfurt a. d. O., kampfbereit gegenüber. Das preußische Heer griff den mehr als noch einmal so starken Feind an. Schon glaubte Friedrich gesiegt zu haben, als er durch die Österreicher uner- wartet von der Seite angegriffen und in die Flucht geschlagen wurde. Vergebens setzte er sich dem heftigsten Kugelregen aus; zwei Pferde wurden ihm unter dem Leibe erschossen, und man mußte ihn bitten, das Schlachtfeld zu verlaßen. Doch der Feind erlitt ebenfalls große Verluste. Liegnih. 1769. Soviel des Unglücks auch über Friedrich hereinbrach, vermochte es doch nicht, ihn zu beugen. Bald führte er seine schon zusammen, geschmolzene Armee aufs neue ins Feld. Er stand mit seinen Truppen bei Liegnitz, als Daun aus Sachsen und Laudon von Breslau her gegen ihn heranzogen. Ein großes Heer der Russen stand in der Mark. Spottend meinten die Feinde, daß die Preußen schon im Sack steckten, der nur zugeschnürt werden dürfe. Friedrich aber sagte: „Ich denke, ihnen ein Loch in den. Sack zu machen, das sie nicht so leicht zustopfen sollen." Er überraschte die Österreicher eines Morgens früh durch einen plötzlichen Angriff und schlug sie bei Liegnitz. Zieten und die Schlacht bei Torgau. 1766. Zu den bedeutendsten Feldherren Friedrichs des Großen gehörte der Husarengeneral von Zieten. Dieser war von Person nur klein und unansehnlich; aber durch seine Tapferkeit gelangte er zu großer Berühmtheit. Man gab ihm den Namen: „Zieten aus dem Rusch," weil man ihn immer da fand, wo der Feind ihn nicht vermutete. Als Friedrich bei Torgau den Österreichern gegenüberstand und hin und

10. Realienbuch - S. uncounted

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Füv den Unterricht bearbeitet von Karl Á, Krüger, Rektor in Königsberg i. Pr. Nenmn'dzwüuzigste Auflage. Mit neuester Rechtschreibung. Ausgabe für Kuthotifche Schuten. Redigiert von J. U. Vàrulowskî» Hauptlehrer. Mit 118 Abbildungen mid 1j in den Text gedruckten Harten. Preis gebundetr: 50 Ufg. ------------------- Dan;ig. Verlag von Franz Axt. 1907. ,07)
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