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1. Nr. 38 - S. uncounted

1903 - Breslau : Hirt

2. Nr. 38 - S. 26

1903 - Breslau : Hirt
26 Geschichte. §§ 16—18. Joachim I. unterdrückte trotz seiner Jugend mit großer Strenge das Ranb- ritterwesen, das wieder begonnen hatte. Er weihte die Universität zu Frank- furt ein und gründete das Kammergericht, um durch gute Rechtspflege dem Faustrecht entgegenzutreten. Pommern sicherte er sich durch Erbvertrag. — Ob- gleich er ein Feind Luthers war, so breitete sich die Resormation in der Mark doch aus. Selbst seine Gemahlin trat heimlich über, mußte aber vor seinem Zorn fliehen. Joachim Ii. (Hektor) trat 1539 zur evangelischen Kirche über. Er schloß mit dem evangelischen Herzoge von Liegnitz, Brieg und Wohlan einen Erb- vertrag (1537). Johann Sigismund (1608—1619) erhielt das Herzogtum Ostpreußen (als polnisches Lehen) und erbte Kleve, Mark, Ravensberg und Ravenstein (zwi- schen Nymwegen und Hertogenbosch). Er trat zur reformierten Kirche über. Unter seinem Nachfolger Georg Wilhelm wütete der Dreißigjährige Krieg, durch den Brandenburg furchtbar zu leiden hatte. tz 17* Der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm (16l0—1^88). * 1. Jugend und erste Regierungszeit. Er wurde 1620 geboren. Zu seiner Ausbildung sandte ihn sein Vater in das vom Kriege verschonte Holland; hier fand er in dem Prinzen von Oranien, seinem Vetter, das Vorbild eines tüchtigen Fürsten, der seinem Lande den Frieden erhielt und die fleißigen Holländer schützte. Hier war kein Fleckchen Erde unbebaut, und durch den An- bau des Landes und eifrigen Handel gelangten die Bewohner zu großem Wohl- stände. Als ihn einige Genossen zu Ausschweifungen verführen wollten, floh er zu seinem Vetter. Zn seinem Begleiter sagte er: „Ich bin es meinen Eltern, meinem Lande und meiner Ehre schuldig." Der Prinz lobte ihn und sprach: „Eure Flucht zeigt wahren Heldenmut!" — Nach seinem Regierungsantritte, 1640, säuberte er Brandenburg von den fremden Kriegsvölkern. Mit Schweden schloß er einen Waffenstillstand. Dann schuf er sich ein eigenes Heer, das bald 8000 Mann zählte. — Bei dem Westfälischen Friedensschlüsse trat er, gestützt auf sein schlagfertiges Heer, mit Nachdruck ein für seine Glaubensgenossen und für seine Ansprüche ans Pommern (§ 15,7). — Seine Gemahlin Luise Hen- riette von Oranien war ihm eine treue Gattin und Beraterin. 2. In ernster Friedensarbeit sorgte er für des Landes Wohlfahrt. Die Bauern erhielten von ihm Saatgetreide und Zugvieh. In entvölkerte Gegenden rief er evangelische Ansiedler, denen er auf längere Zeit die Steuern erließ, und die er sogar mit Geld unterstützte. Er hob durch weise Vorschriften Obst- bau und Waldbestand. So durste z. B. kein Bauernsohn heiraten, der nicht sechs Obstbäume veredelt und sechs Eichen gepflanzt hatte. (Sr legte bei seinen Schlössern Gärten an, in denen er seinen Untertanen zeigte, wie man Blumen- und Gemüsezucht betreiben müsse, und bewies dabei, was er in Holland gelernt hatte. — In den durch den Krieg entvölkerten Städten schaffte er Ordnung, legte Fabriken an, unterstützte strebsame Handwerker, verbesserte die Straßen, ließ den Friedrich-Wilhelms-Kanal bauen und errichtete eine eigene Post. Später gründete er sogar eine Flotte und erwarb Kolonien an der Westküste von Afrika. — Eine Verbrauchssteuer, die fast alle Lebensmittel, aber nur ^un- merklich, verteuerte, füllte seine Kassen, so daß er auch sein Heer vergrößern konnte. In einem Kriege zwischen Schweden und Polen verhielt er sich so klug, daß er im Frieden zu Oliva 1660 als selbständiger Herzog von Ost- preußen anerkannt wurde. *3. Krieg gegen Frankreich und Schweden. In Frankreich herrschte damals Ludwig Xiv., ein verschwenderischer und erobernngslustiger Fürst, der

3. Nr. 38 - S. 2

1903 - Breslau : Hirt
¿teorp-fcokea-instm# kür in ter nation»*» Schufboc htorschufl# Braun schwei» Vchufouchtxbiiothoif Alle Rechte vorbehalten.

4. Nr. 38 - S. 3

1903 - Breslau : Hirt
Inhaltsverzeichnis A. Geschichte. Seite Seite 8 1. Unser Kaiserhaus 5—10 8 16. Brandenburg vor der Zeit des 88 2-4. Älteste Geschichte der Deutschen 10—13 Großen Kurfürsten 24 88 5-7. Karl der Große, sächsische Kaiser 8 17. Friedrich Wilhelm, der Große und Heinrich Iv 13-16 Kurfürst 26 8 8. Ter erste Kreuzzug 16 8 18. Die Erhebung Preußens zum 8 s. Barbarossa 17 Königreich 27 8 iv. Das Leben im Mittelalter . . 17 8 is. Friedrich Wilhelm 1 28 8 11- Rudolf von Habsburg .... 19 8 20. Friedrich Ii., der Große . . . 28 8 12. Johannes Huö 19 8 21. Friedrich Wilhelm Ii 31 8 13- Erfindungen und Entdeckungen 20 88 22- -23. Friedrich Wilhelm Iii 31 8 11. vr. Martin Luther 21 8 24. Friedrich Wilhelni Iv 35 8 15. Der Dreißigjährige Krieg. . . 23 8 25. Wilhelm I 35 B. Geographie.^) Seite Mittelstufe. 88 1—0. Zur Heimatkunde..............40—42 §§ 7—20. Bilder aus Deutschland.... 42—46 Oberstufe. 88 2l—22. Die Erde im allgemeinen. . . 47—48 8 23. Europa im allgemeinen .... 48 8 24. Überblick überdasdeutscheneich 48 88 25—37. Das Königreich Preußen . . . 48—55 88 38—40. Die übrigen Staaten Nord- deutschlands ......................55—56 Seite 88 41—45. Die süddeutschen Staaten. . . 56—57 8 46. Des Deutschen Reiches Ver- fassung 57 88 47—59. Die außerdeutschen Lander- Europas...................57-62 88 60-66. Asien...................63-67 88 67—71. Afrika..................67-69 88 72-76. Amerika.................69-72 88 77-78. Australien..............72—74 88 79—85. Die Erde als Weltkörper . . . 74—75 0. Naturkunde. Seite 88 1—6. I. Der Garten im Frühlinge 76—81 88 7—10. Ii. Der Wald im Frühlinge. 81—83 88 11—15. Iii. Wiese und Wasser im Früh *) linge ................83—85 88 16—17. Iv. Der Garten im Sommer. 86—87 88 18—22. V. An Hecken und Zäunen . 87—89 88 23-28. Vi. Das Feld..............89—91 Seite 88 29—32. Vii. Der Wald im Herbste . 91— 92 88 33-39. Viii. Haus und Hof ... . 92- 96 88 40—48. Ix. Diewichtigstenmineralien 96—101 88 49—60. X. Ausländische Tiere . . . 101—104 88 61—64. Xi. Ausländische Kultur- pflanzen ...............................104—106 88 65—70. Xii. Bo Ni menschlichen Körper 106—110 *) Anmerkungen über die Aussprachezeichen bei geographischen Namen (angewendet auf a) a bedeutet langes betautes a; ä bedeutet kurzes betautes a. ä bedeutet langes uubetoutes a; a bedeutet kurzes unbetontes a. 1*

5. Nr. 38 - S. 4

1903 - Breslau : Hirt
4 Inhaltsverzeichnis. F. Naturlehre. Seite Z 1. Das Lot und die Setzwage.............Ill § 2. Der Hebel............................ill § 3. Die Rollen...........................112 § 4. Das Pendel...........................112 § 5. Kommunizierende Röhren...............112 § 6. Die Taucherglocke....................113 § 7. Der Stechheber.......................113 § 8. Der Saugheber........................113 § 9. Der Heronsball.......................114 § 10. Der Luftballon...................... 115 § 11. Entstehung. Leitung und Geschwindig- keit des Schalles.....................115 § 12. Zurllckwerfung des Schalles............115 § 13. Das Ohr................................116 § 14. Magnetische Anziehung und Abstoßung 116 8 15. Reibungselektrizität...................117 8 16. Die Lustelektrizität und das Gewitter 117 8 17. Elektromagnetismus.....................118 § 18. Der elektromagnetische Telegraph . . 118 Seite 8 19. Das Telephon lfernsprecher) .... 118 8 20. Entstehung und Fortpflanzung des Lichtes..........................119 8 21. Spiegel.........................119 § 22. Brechung des Lichtes............119 8 23. Das Auge........................120 8 24. Die Zerlegung des Lichtes in seine Grundfarben......................120 8 25. Entstehung der Wärme............120 8 26. Ausdehnung der Körper durch die Wärme............................121 8 27. Das Sieden......................121 8 28. Das Verdunsten..................121 8 29. Wärmeleitung....................121 8 30. Wärmestrahlung..................122 8 31. Niederschläge...................122 8 32. Luftströmungen. Winde.......... 122 8 33. Die Luft, die wir atmen.........123 8 34. Das Wasser, welches wir trinken . . 123 E. Deutsche Sprachlehre. Seite I. Wörtergruppen zur Übung im lautrichti- gen Lesen und im richtigen Schreiben 124 Ii. Das Wichtigste über die Wortarten und die Wortbiegung.....................124 Hi. Die wichtigsten Regeln und Wörler- gruppen für die Rechtschreibung und Wortbildung...........................128 Seite Iv. Sätze zur Übung im richtigen Sprechen 132 V. Die Satz- und Satzzeichenlehre ... 133 Vi. Die bekanntesten Fremdwörter.... 134 Vii. Abkürzungen...........................135 Viii. Alphabetische Zusammenstellung einiger Wörter, die oft falsch geschrieben wer- den ............................135 F. Raumlehre. Seite 8 1. Raumgrößen...........................137 8 2. Arten der Linien.....................137 8 3. Richtung gerader Linien..............137 8 4. Krumme Linien........................137 § 5. Lage der Linien zueinander...........138 8 6. Arten der Winkel.....................138 8 7. Messen der Winkel................... 139 8 8. Flächen..............................139 8 9. Die Dreiecke.........................139 8 10. Vierecke.............................139 8 11. Vielecke............................ 140 8 12. Berechnung der Parallelogramme . . 140 Seite 8 13. Berechnung der Dreiecke, Trapeze, der unregelmäßigen Vier- und Vielecke. . 140 8 14. Teilung der Linie, Winkel, Figuren . 141 8 15. Regelmäßige Vielecke.................141 8 16. Berechnung des Kreises, der Ellipse und des Ovals........................142 8 17. Einteilung der Körper................142 8 18. Die gerade Säule................... 143 8 19. Der Zylinder oder die Walze .... 143 8 20. Die Spitzsäule oder Pyramide ... 143 8 21. Kegel................................143 8 22. Die Kugel............................144

6. Nr. 38 - S. 29

1903 - Breslau : Hirt
Friedrich Ii., der Große. 29 tüchtigen Soldaten erziehen. Aber der Kronprinz wurde durch einen geistlosen Religionsunterricht dem Christentum entfremdet, er machte Schulden und fand an den Waffenübungen keinen Gefallen; dagegen liebte er französische Tracht und Bücher und blies gern die Flöte. Darüber war der König betrübt und klagte: „Fritz ist ein Querpfeifer und Poet; er macht sich nichts aus den Soldaten und wird mir meine ganze Arbeit verderben!" 2. Der Zwiespalt zwischen Vater und Sohn ward immer größer; Scheltworte, ja Stockschläge mußte sich der Prinz in Gegenwart anderer ge- fallen lassen. Da beschloß er, zu seinem Oheim, dem Könige von England, zu fliehen. Als er 1730 mit seinem Vater auf einer Reise in die Nähe von Heidelberg kam, sollte der Plan mit Keith und Katte, zwei Freunden des Prinzen, ausgeführt werden; doch wurde er dem Könige verraten. Dieser be- handelte seinen Sohn als Deserteur, ließ ihn nach Küstrin in Haft bringen und Katte hinrichten. Keith war entstohen. 3. Endlich bat der Prinz reumütig um Verzeihung, und der Zorn des Vaters milderte sich. Jener blieb vorerst in Küstrin, wurde bei der Regierung beschäftigt und lernte so die Staatsverwaltung gründlich kennen. — Er heiratete später nach seines Vaters Wunsche eine Nichte des Kaisers und lebte auf Schloß Rheinsberg, wo er seinen Studien oblag, aber auch sein Regiment zu des Vaters Zufrieden- heit exerzierte. Völlig ausgesöhnt mit seinem Sohne sprach der König kurz vor seinem Tode: „Ich sterbe ruhig, da ich einen so würdigen Sohn habe." B. Der erste Schlesische Krieg (1740—1742). *Bald nach Friedrichs Thronbesteigung starb Kaiser Karl Vi. 1740. Seine Erbin war seine Tochter Maria Theresia. Gegen sie erhoben sich bald viele Feinde, die ihr das Erbe streitig machten. Auch Friedrich erhob Anspruch auf Schlesien (§ 16 E. 2). Gutwillig gab Maria Theresia das Land nicht her, und so mußte Friedrich mit ihr drei schwere Kriege führen. Er zog mit seinem Heere im Herbst 1740 in Schlesien ein und besetzte es. Da rückte ein österreichisches Heer heran, und bei Mollwitz, unweit Brieg, kam es im April 1741 zur Schlacht. Die Preußen schossen so ruhig und schnell wie auf dem Exerzierplatz, und der Feind wurde besiegt. Österreich trat Schlesien 1742 im Frieden an Preußen ab. 0. Der zweite Schlesische Krieg (1744 u. 45). Maria Theresia rüstete sich, von Sachsen unterstützt, zum neuen Kriege gegen Friedrich. Die Österreicher und Sachsen kamen nach Schlesien, doch schlug sie Friedrich im Juni 1745 bei Hohenfriedeberg (bei Striegau). Nachdem General Zielen einen Sieg bei Hennersdorf (Lauban) und der alte Dessauer einen Sieg bei Kesselsdorf (Dresden) errungen hatte, kam es zum Frieden von Dresden. Schlesien blieb bei Preußen. D. Der Siebenjährige Krieg (1756—1763). *Um Schlesien wieder zu erlangen, verband sich Maria Theresia mit Rußland, Frankreich, Schweden, Sachsen und anderen deutschen Staaten zu einem Kriege gegen Friedrich, der wieder zum Markgrafeu von Brandenburg erniedrigt werden sollte. Friedrich erfuhr von diesem Plane und kam seinen Feinden zuvor, indem er 1756 in Sachsen einfiel, das sächsische Heer bei Pirna einschloß und zur Übergabe nötigte und ein österreichisches Heer bei Lobositz schlug. 1757 führte Friedrich seine Truppen bis vor Prag, wo es am 6. Mai zur Schlacht kam. Sumpfige Wiesen hemmten die Preußen am Vordringen, und das furchtbare feindliche Geschützfeuer brachte die preußischen Reihen ins Wanken. Da ergriff der 73jährige General Schwerin eine Fahne und stürmte einem Regiments voran mit dem Rufe: „Heran, meine Kinder!" Fünf Kugeln streckten ihn nieder, aber sein Beispiel begeisterte die Preußen, die endlich siegten. Prag wurde Belagert. Der schlaue Daun wollte Prag entsetzen. Friedrich zog ihm entgegen, griff ihn bei Kollin an (18. Juni), erlitt aber eine völlige Niederlage. In dieser Zeit waren die Franzosen und die Reichsarmee bis nach Thüringen

7. Nr. 38 - S. 6

1903 - Breslau : Hirt
6 Geschichte. § 1. Vater des Prinzen Wilhelm, der Kronprinz Friedrich Wilhelm, der nachmalige Kaiser Friedrich Iii., war an einem unheilbaren Halsleiden erkrankt und weilte fern in Italien, in San Nemo. Dies schwere Geschick ging besonders dem fast 91jährigen Kaiser Wilhelm I. sehr nahe. Er erkrankte und starb am 9. März 1888, vom ganzen Volke anss schmerzlichste betrauert. Kaiser Friedrich kehrte nach Deutschland heim und trat die Regierung an. Aber die furchtbare Krank- heit raffte ihn schon nach 99 Tagen, am 15. Juni, dahin, und so stand unser Kaiser Wilhelm Ii. schmerzerfüllt zum zweiten Male an der Totenbahre. 4. Seine Regierung. Bald nach seinem Regierungsantritte hielt Kaiser Wilhelm Ii. Ansprachen an die Abgeordneten Deutschlands und Preußens. Er gelobte: „Ich will ein gerechter und milder Fürst sein; den Armen und Bedrängten will ich helfen, den Frieden schirmen und die Wohlfahrt des Landes fördern!" Und dies Gelübde hat er gehalten. Er hat weite und sehr beschwerliche Reisen unternommen an die Höfe der deutschen und der europäischen Fürsten, um aller Welt zu zeigen, daß er den Frieden wünscht. Überall erwarb er sich Gunst bei hoch und niedrig. — Aber unser Kaiser arbeitet auch fleißig an der Vervollkommnung des Heeres und der Kriegsflotte, damit beide immer kriegs- tüchtiger werden und das Vaterland beschützen können, wenn es angegriffen werden sollte. So sind die Waffen verbessert und neues, raucharmes Pulver eingeführt worden. — Alljährlich nimmt der Kaiser teil an mehreren Manövern. — Im Jahre 1890 erwarb er von England die deutsche Insel Helgoland. — Der Kaiser-Wilhelm-Kanal, der Ost- und Nordsee verbindet, wurde 1895 eröffnet. — Im Herbst 1898 reiste unser Kaiser mit seiner Gemahlin ins Heilige Land und weihte die evangelische Erlöserkirche in Jerusalem ein. 5. Arbeiterschutz. Er sorgt aber auch unausgesetzt für den Frieden im Innern des Landes. Für die ärmere Bevölkerung, die auf die Arbeit ihrer Hände angewiesen ist, sorgte er durch Erlaß des Alters- und Jnvaliden-Pensions- gesetzes, so daß jetzt der kranke Arbeiter Arznei, Verpflegung und Kranken- geld, der invalid (arbeitsunfähig) oder alt gewordene Arbeiter seine Jnvaliden- oder Alterspension erhält. Solche Hilfe genießen die Arbeiter in keinem andern europäischen Staate. —Leute mit geringem Einkommen brauchen in Preußen keine Staatsstener zu zahlen. Auch ist das Schulgeld in den Volksschulen auf- gehoben worden. So erweist sich unser geliebter Kaiser als der beste Freund und Beschützer der Arbeiter, die alle Ürsache haben, ihm durch Liebe und^ Ver- trauen zu danken. Wir alle aber Litten Gott, daß er uns unsern geliebten Kaiser recht lange erhalte zum Segen für das Vaterland! C. Friedrich Iii. 1. Jugendzeit. Er war der Vater unseres Kaisers. Am 18. Oktober 1831 wurde er als Sohn des Prinzen Wilhelm, des nachmaligen Kaisers Wilhelm I., geboren. Er genoß eine sehr sorgfältige Erziehung, so daß er ein Christ voll aufrichtiger Frömmigkeit und, wie alle Hohenzollern, ein tüchtiger Soldat wurde. Er studierte in Bonn und trat darauf mit 18 Jahren als Offizier in das Heer. — Auf weiten Reisen wurde des Prinzen Geist ge- bildet. Ans einer derselben lernte er die Prinzessin Viktoria von England kennen, die er sich zu seiner Lebensgefährtin erkor. 2. Friedrich Iii. als Feldherr. Im Jahre 1861 starb König Friedrich Wilhelm Iv. von Preußen, ihm folgte sein Bruder Wilhelm I. auf dem Throne. Dieser hat große Kriege führen müffen, in denen sich sein Sohn, der Kronprinz, als Feldherr auszeichnete. Im Jahre 1866 übertrug ihm sein Vater den Ober- befehl über ein Heer, das Schlesiens Grenze schützen sollte. Vom Krankenbette eines zweijährigen Söhnleins hinweg mußte der Kronprinz ins Feld ziehen. Das Kind starb, aber der Vater eilte nicht nach Hanse, seine Gattin zu trösten, sondern er erfüllte als Soldat und Feldherr seine Pflicht. Er erfocht mehrere

8. Nr. 38 - S. 7

1903 - Breslau : Hirt
7 Unser Kaiserhaus. glänzende Siege. Am 3. Juli griff König Wilhelm I. das große österreichische Heer bei Königgrätz an. Seinem Sohne, dem Kronprinzen, hatte er den Befehl gesendet, er solle mit seinem Heere so schnell als möglich heranmarschieren und ihm helfen. Dieser aber mußte mit seinen Soldaten erst einen meilenweiten Weg..zurücklegen. Aber er kam doch zur rechten Zeit auf das Schlachtfeld, griff die Österreicher von der Seite her an und führte so den Sieg herbei. — Am Abende traf ihn sein Vater auf dem Schlachffelde. Der König umarmte seinen Sohn voll Freude und Dankbarkeit und verlieh ihm zum Lohne einen hohen Orden. Die Österreicher wurden besiegt, und Preußen wurde um mehrere Provinzen vergrößert. Im Jahre 1870 erklärten uns die Franzosen den Krieg. Dem Kron- prinzen war damals ein Töchterchen geboren worden. Er ließ dasselbe vor seinem Auszuge schnell noch taufen, wie in jener Zeit mancher Landwehrmanu (Hesekiel: Grab und Wiege). — Mit seinem Heere errang er viele herrliche Siege, so bei Weißenburg und Wörth, und half bei Sedan wacker mit, wo Napoleon und sein ganzes Heer gefangen genommen wurde. Als Anerkennung für die Tapferkeit und Tüchtigkeit, die er als Soldat und Feldherr bewiesen hatte, ernannte ihn sein Vater zum General-Feldmarschall. Dieselbe Ehre wurde seinem Vetter, dem Prinzen Friedrich Karl, zu teil. 3. Der Kronprinz als Volksfreund. Er sorgte eifrig für die Hebung des Kunsthandwerks. Oft besuchte er Fortbildungsschulen, sorgte dafür, daß die Handwerker künstlerisch ausgeführte Vorlagen erhielten, und ließ die Erzeug- nisse des Kunsthandwerkes ausstellen. Früher wurden feinere Eisen-, Holz- und Lederwaren aus dem Auslande bezogen. Jetzt werden dergleichen auch bei uns ebenso schon hergestellt, als wo anders. Ja, viele solche Arbeiten werden sogar nach dem Auslande verschickt. Er war auch ein Freund und Förderer der Schule, die er oft besuchte; ja, einmal hat er sogar in der Schule auf seinem Gute Bornstedt selbst unterrichtet. Das ging so zu: Einst war der hohe Herr, wie er das öfters tat, in die Schule gekommen, um dem Unterrichte zuzuhören. Da wurde dem Lehrer eine Depesche gebracht, in welcher ihm mitgeteilt wurde, daß seine Mutter zum Tode erkrankt sei und sehnlich wünsche, ihren Sohn noch einmal zu sehen. Als der Kronprinz dies hörte, redete er dem Lehrer zu, daß er bald abreisen möchte, um seine Mutter noch lebend anzutreffen. Er selbst übernahm den Unterricht und prüfte die Kinder in der Geschichte. Auch in vielen andern Fällen bewies sich der Kronprinz hilfreich und freund- lich. Als einst in einem benachbarten Dorfe in der Nacht Feuer ausbrach, eilte er herbei, übernahm die Leitung der Löscharbeiten und beschenkte dann noch die Abgebrannten. — Gern sprach er auch mit einfachen Bürgersleuten und gewann sich durch seine Freundlichkeit und Güte die Liebe aller, mit denen er ver- kehrte. 4. Regierungsantritt und Tod. Allerwärts jauchzte man dem hohen Herrn in Liebe zu. Voll banger Sorge vernahm das Volk die Kunde von der schweren Erkrankung des Kronprinzen im Frühjahr 1887. Vergeblich suchte er Heilung in Ems, England und zuletzt in San Remo. Der Tod seines Vaters rief ihn auf den Thron. — Trotzdem die unheimliche Krankheit dem kaiserlichen Dulder die schrecklichsten Schmerzen bereitete, so widmete er sich doch mit der größten Pflichttreue den Regierungsgeschäften. Den Seinen zeigte er sich bis an sein Ende als liebender Gatte und Vater. Da er nicht mehr sprechen konnte, so mußte er das, was er ihnen sagen wollte, aufschreiben. Seinem Sohne Wilhelm, unserem Kaiser, schrieb er in jener traurigen Zeit einmal auf einen Zettel: „Lerne leiden, ohne zu klagen, das ist das Einzige, das ich dich jetzt lehren kann!" — Am 15. Juni 1888 erlöste ein sanfter Tod den geliebten Kaiser Friedrich Iii., der auch in seinem Leiden sich als Held erwiesen hatte.

9. Nr. 38 - S. 8

1903 - Breslau : Hirt
8 Geschichte. § 1. D. Wilhelm I. 1. Jugend. Kaiser Wilhelm I., der Großvater unsers geliebten Kaisers Wilhelm Ii., der Vater Kaiser Friedrichs, wurde geboren 1797 am 22. März. Er war der zweite Sohn Friedrich Wilhelms Iii. und der Königin Luise. Mit seinem älteren Bruder, dem späteren König Friedrich Wilhelm Iv., wurde er von seinen Eltern sorgsam erzogen und unterrichtet. Beide verlebten frohe Knabenjahre, bis 1806 der französische Kaiser Napoleon I. mit Preußen Krieg anfing. Das preußische Heer wurde geschlagen. Bor Napoleon mußte die königliche Familie nach Ostpreußen fliehen. Im Frieden verlor der König Friedrich Wilhelm Iii. die Hälfte seines Landes. Die geliebte Mutter des Prinzen Wilhelm, die Königin Luise, wurde in jener bösen Zeit schwer krank, und sie ist nie wieder recht gesund geworden. Die Erziehung ihrer Kinder war der Königin liebste Beschäftigung. Prinz Wilhelm war schwächlich und machte ihr dadurch manche Sorge, aber über des Knaben Sinnesart gab sie ihrer Freude Ausdruck, indem sie schrieb: „Er wird wie sein Vater: einfach, bieder und verständig." — Als der Prinz 13 Jahre alt war, da stand er mit tiefem Weh im Herzen an dem Sterbebette seiner Mutter. 2. Prinz Wilhelm als Held. Im Jahre 1812 zog Napoleon mit seinem großen Heere nach Rußland und eroberte auch die Hauptstadt Moskau. Aber die Russen zündeten diese Stadt an. Der Winter rückte heran, und Napoleon mußte zurückmarschieren. Er verlor fast sein ganzes Heer. Da rief im März 1813.,Friedrich Wilhelm Iii. sein Volk zu den Waffen. Im Bunde mit Russen und Österreichern besiegte er Napoleon in der großen Völkerschlacht bei Leipzig. Im Jahre 1814 durfte Prinz Wilhelm an dem Befreiungskriege teilnehmen. Er zog mit nach Frankreich und nahm an der Schlacht bei Bar an der Aube (ohb) teil. Sein königlicher Vater sah während derselben, daß ein Regiment beson- ders große Verluste erlitt und doch standhielt. Da sprach er zu seinem Sohne Wilhelm: „Reite hin und erkundige dich nach dem Namen des Regiments, das dort so tapfer kämpft!" Rasch sprengte Prinz Wilhelm zu dem Regimenté, obgleich die Kugeln rechts und links von ihm einschlugen, fragte nach dem Namen desselben und der Zahl der Verwundeten und Toten und erstattete dann seinem Vater Bericht. Für die bewiesene Tapferkeit und Kaltblütigkeit erhielt er das Eiserne Kreuz. —- Mit Leib und Seele war er Soldat und wurde durch seine Pflichttreue ein herrliches Vorbild für das ganze Heer. 3. Vermählung und Thronbesteigung. Er verheiratete sich mit der Prinzessin Augusta von Weimar. Sie ist ihm durch 60 Jahre eine treue Ge- fährtin gewesen. Als rechte „Landesmutter" gründete sie den „Vaterländischen Frauenverein". Dieser pflegte im Kriege die Verwundeten und sorgte für die Frauen und Kinder der ausgezogenen Wehrlente. Auch im Frieden bringt er Hilfe in Wassers-, Feuers- und Hungersnot. Daneben gründete, leitete und unterstützte sie viele Vereine und Anstalten, die dazu dienten, Leidende und Kranke zu pflegen und die Jugend zu erziehen. So ist es ihr gelungen, „viele Tränen zu stillen, Wunden zu heilen und Kummer zu lindern". Sie starb 1890. Der Ehe des hohen Paares waren zwei Kinder entsprossen, Kaiser Friedrich Iii. und Luise, Großherzogin von Baden. 4. Regentschaft und erste Negierungszeit. 1840 starb König Friedrich Wilhelm Iii., und ihm folgte sein ältester Sohn Friedrich Wil- helm Iv. (S. h 24.) 1857 erkrankte der kinderlose Friedrich Wilhelm Iv. an einer unheilbaren Krankheit. 1858 übernahm sein Bruder Wilhelm als Prinz-Regent die Negierung. 1861 bestieg er nach des Bruders Tode den Thron. — Er vermehrte sofort sein Heer und führte bessere Waffen ein, z. B. das Zündnadelgewehr; er wurde bei diesem Werke unterstützt von Otto v. Bis- marck, v. Roon und v. Moltke. (S. h 25 bl.)

10. Nr. 38 - S. 32

1903 - Breslau : Hirt
32 Geschichte. §§ 22—23. die „schönste Königin", voll Anmut. Herzensgute und Frömmigkeit. Mit Be- wunderung und Freude schaute das Volk auf dies erlauchte Paar, das ein echt deutsch-christliches Familienleben führte. *2. Preußens Erniedrigung. (Auch im Lesebuch nachlesen.) Napoleon besiegte 1805 Russen und Österreicher in der Drei-Kaiserschlacht bei Austerlitz (Mähren). Er verband sich 1806 mit 16 deutschen Fürsten zum Rheinbund und zertrümmerte so das alte Deutsche Reich. Friedrich Wilhelm, der den Frieden liebte, suchte lange den Krieg mit Napoleon zu vermeiden. Aber dieser wollte auch Preußen demütigen, darum reizte er unsern König durch schmachvolle Be- leidigungen endlich zur Kriegserklärung. Am 14. Oktober 1806 trafen die fran- zösischen Truppen bei Jena und Auerstädt auf die preußischen. Die Preußen kämpften zwar tapfer, aber ihre Generale waren zum Teil unfähige Leute, und ihr Oberbefehlshaber, der Herzog von Braunschweig, wurde schon bei Beginn des Kampfes tödlich verwundet. Das preußische Heer wurde völlig geschlagen. Schon nach 14 Tagen war Napoleon in Berlin. Die preußische Königsfamilie mußte nach Königsberg fliehen. — In unwürdigem Kleinmuts übergaben viele Befehls- haber die stärksten Festungen. *3. Treue Preußen. —• Unglücklicher Friede. Aber Blücher schlug sich bis Lübeck durch. Graudenz verteidigte Courbiere (kurbiähr), der den Franzosen, die ihm sagen ließen, es gäbe keinen König von Preußen mehr, antwortete: „Gut, so gibt es doch noch einen König von Graudenz!" Auch Kolberg widerstand unter Gneisenau, Schill und Nettelbeck, desgleichen Pillau, Kosel und Glatz. — Der Rest der preußischen Armee schlug, mit den Russen vereinigt, noch zwei Schlachten gegen die Franzosen, bei Preußisch-Eylau und Friedland, unterlag aber in der letzten vollständig, und so mußte Friedrich Wilhelm in den Frieden zu Tilsit willigen, in welchem er alles Land west- wärts der Elbe abzutreten und 120 Millionen Franken Kriegskosten zu zahlen hatte. Auch durfte er nur ein Heer von nicht mehr als 42000 Mann halten. 4. Preußens Wiedergeburt. Friedrich Wilhelm Iii. sorgte mit dem Freiherrn vom Stein, den er an die Spitze der Verwaltung berufen, durch größte Sparsamkeit und Verkauf königlicher Güter für Bezahlung der Kriegs- schuld und damit für Befreiung von der Einquartierungslast der Franzosen. Das Preußenvolk hatte seinen ernsten religiösen Sinn verloren. „Weil wir von Gott abgefallen sind, darum sind wir gesunken," so schrieb damals die Königin Luise. Das Unglück trieb das Volk wieder zu Gott. Bei Bürgern und Bauern erweckte der König Teilnahme am Ergehen des Staates, indem er ihnen größere Freiheiten gewährte. So hob. er die Erbuntertänigkeit der Bauern auf^ so daß dieselben freie Besitzer ihrer Äcker wurden. Den Bürgern gab er die Städte- ordnung, durch welche sie Anteil an der Verwaltung der Stadt erhielten. Auf Scharnhorsts Rat wurde durch Einführung der allgemeinen Wehr- pflicht das ganze Volk kriegstüchtig gemacht. Bald regte sich allerwärts Vaterlandsliebe und Franzosenhaß. 5. Napoleons Macht. Er besiegte Österreich 1809 nochmals und erhielt eine österreichische Prinzessin zur Gemahlin. — Auch einzelne Volkserhebungen vermochte er zu bezwingen, so die der Tiroler unter Andreas Hofer (Gedicht von Mosen) und die des Majors Schill in Stralsund. Napoleon vernichtete alte Staaten und verleibte sie Frankreich ein oder gab sie seinen Verwandten, so seinem Bruder Jerome das Königreich Westfalen. *6. Königin Luise, a) Vor der Unglückszeit. (Siehe Abschnitt 1.) Am 24. Dezember 1793 feierte das hohe Paar sein Hochzeitsfest in Berlin. Die Berliner wollten ihre Stadt festlich beleuchten. Die hohe Braut lehnte dies aber ab und bat, das zu diesem Feste bestimmte Geld an die Armen der Stadt als Weihnachtsgabe zu verteilen. (Andere Beweise von der Güte der Königin lies im Lesebuche.) Die hohen Gatten liebten sich innig. Sie redeten sich mit
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