1905 -
Hof a.S.
: Kleemeier
- Autor: Schramm, Friedrich, Heischmann, Otto, Meister, Thomas
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Georg-Eckert-Institut 6876
1 243 986 X
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dem Hunde, ihre Naschhaftigkeit und Falschheit bereiten uns
manchen Verdruß.
k) Welche lobenswerten Eigenschaften sie zeigt:
Anhänglichkeit an das Haus und den Menschen, Mut, Reinlichkeit
und Mutterliebe?)
g) Verwandte. Die Raubtiere sind sämtlich Fleischfresser
und zeichnen sich durch starke Eck- und scharfschneidende Backenzähne
aus. An den Vorderfüßen haben sie 5, an den Hinterfüßen 4 be-
krallte Zehen. Zu den katzenartigeu Raubtieren gehören außer der
H au s k a tz e die Wildkatze, der Löwe und der Königstiger.
6. Die Hausmaus.
a) Wie die H'ausmaus zum Wühlen und Magen
eingerichtet ist. 1. Ihre Beine sind zwar klein und zierlich;
aber trotzdem kann sie damit sehr gut wühlen. Wenn ihr die be-
krallten Vorderfüße dazu nicht genügen, so hilft sie mit der zu-
gespitzten Schnauze nach. 2. Sie hat oben und unten im Kiefer
zwei meißelförmige Schneidezähne (Na ge zähne), die stark ge-
krümmt sind. Diese nützen sich nach und nach ab, wachsen aber stets
an der Innenseite wieder nach. Die Maus muß an harten Gegen-
ständen (Holz usw.) nagen, damit sich die Zähne abnutzen, da sie
sonst sehr lang würden. Die Außenseite dieser Nagezähne ist mit
einer harten Schmelzplatte belegt, so daß sie immer eine scharfe
Kante haben. Alles Übrige besteht aus weicherer Knochenmasse. —
Da die Eckzähne fehlen, so befindet sich zwischen den Schneide- und
Backen zählten eine große Zahnlücke; denn wenn die Nagezähne
als Meißel dienen sollen, müssen sie frei stehen.
bl Wodurch sie uns schadet. Sie verzehrt oder ver-
unreinigt Eßwaren und Getreide, zerfrißt Bücher und Kleidungsstücke,
nagt Löcher in die Dielen und Schränke. Mit ihrem kleinen und
geschmeidigen Körper vermag sie durch die kleinsten Ritzen und
Spalten zu dringen. Da ihre Zehen mit scharfen Krallen ver-
sehen sind, so kann sie an der Wand emporklettern, wenn diese nur
ein wenig rauh ist. Sogar an Tapeten und Gardinen wagt sie sich
hinauf, wobei sie sich auf ihren langen, beschuppten Schwanz stützt.
In der Räucherkammer klettert sie am Bindfaden hinab, mit dem
Würste und Fleisch an Stangen befestigt sind. — Doppelt lästig
wird sie uns, da sie sich außerordentlich schnell vermehrt. Des-
wegen wird sie in Fallen gefangen oder durch ausgestreute vergiftete
Weizenkörner vernichtet. (Vorsicht!) Auch die Katze stellt ihr fleißig
nach?)
c) Wodurch sie vor ihren Feinden geschützt ist. Da
die Maus ein Nachttier ist, so ist sie mit überaus feinen Sinnes-
tz Lesebuch Nr. 150 und 153. — 2) Lesebuch Nr. 153.
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e) Verwandte: dos Perlhuhn, das Truthuhn, der
Pfau, der Fasan, das Rebhuhns, die Wachtel?), das Auerhahn
und das Birkhuhn. — Der Schnabel aller dieser Hühnervögel ist
kurz, vorn etwas gebogen und am Grunde hart. Die schuppen-
artigen Klappen über den Nasenlöchern können nicht geschlossen
werden. Beine kräftig; Erdvögel; Nestflüchter.
9. Der Hanssperling.
a) Der Sperling ist der Gassenbube unter den
Vögeln. (Lesebuch Nr. 43, Absatz 1—2).
b) Wie er sein Nest baut. (Abs. 3).
e) Seine Freßlust. (Abs. 4—7 und Nr. 44).
6) Wie er uns nützt und schadet. 1. Er vertilgt
viele schädliche Insekten, wie Maikäfer und Raupen, mit denen
er auch seine Jungen füttert. Man hat berechnet, daß ein
Sperlingspaar für sich und seine Jungen wöchentlich etiva 3300
Raupen verzehrt. Friedrich der Große von Preußen wollte einst
diese Vögel ausrotten und ließ für jeden getöteten Sperling
6 Pfennige zahlen. Die Raupen und Insekten vermehrten sich
aber bald in solcher Weise, daß der König seine Absicht aufgeben
mußte. 2. Die Sperlinge richten aber auch auf Feldern und
Gärten oft empsindlichen Schaden an, da sie besonders von
Sämereien leben. In manchen Jahren werden sie zu einer
wahren Plage, da sie sich sehr schnell vermehren. Dreimal im
Jahre bekommen sie Junge. In Australien, wo man sie zur
Vertilgung der Insekten einführte, sind sie zur Landplage ge-
worden, da sie eine Unmenge von Weintrauben und Obst ver-
tilgen. — Viele Sperlinge werden bei uns von Raubvögeln,
Katzen und Mardern weggefressen, so daß der Mensch nur selten
nötig hat die Überzahl wegzuschießen^).
e) Wie der Sperling zum Sitzen aus Bäumen
eingerichtet ist. An seinen Füßen hat er 4 Zehen, drei stehen
nach vorn, eine nach hinten. Er kann deswegen dünne Ziveige
mit seinen Zehen „umfassen wie wir mit der Hand. Auch auf
dicke Zweige und Aste kann er sich setzen; denn er dringt mit
seiner! kleinen und scharfen Krallen in die Rinde ein. Selbst im
Schlafe fällt er nicht vom Baume. Auf den Zweigen vermag
er ebenso wie auf dem Erdboden zu hüpfen.
k) Verwandte: Feldsperling, Goldammer, Kreuzschnabels,
Buchfink. Alle diese gehören zur Familie der Finken, die man
wieder zu der Ordnung der Singvögel rechnet. Bei letzteren
ist der Kehlkopf zun: Singen eingerichtet; die meisten von ihnen
i) Lesebuch Nr. 55 u. 56. — -) Lesebuch Nr. 57. — *>) Lesebuch Nr. 142.
4) Lesebuch Nr. 173.
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Wasser wird er so hart wie Stein, iveshalb inan ihn besonders
bei Wasserbauten benutzt.
13. Der Schiefer.
a) Wie das Schiefergestein entstanden ist. (Lese-
buch Nr. 155, Absatz 1—4).
b) Wie die Schiefertafeln verfertigt werden.
(Abs. 5).
L) Voll beu Schieferstiften (Abs. 6).
d) Welche Arten von Schiefersteinen v o r k o m m en.
1. Zum Decken der Dächer und zur Bekleidung der Wände be-
nützen wir den Dachschiefer, nne wir ihn besonders bei
Ludwigsstadt fiilden. Sehr dicke und harte Platten dienen zum
Belegen der Fußböden. 2. Das größte Berglverk Deutschlands
für Tafelschiefer ist Lehesten am Thüringer Wold. Von hier
aus befördert man ihn nach Soilneberg, das fast ganz Deutsch-
land mit Schiefertafeln versorgt. 3. Der lveiche Griffel-
schiefer bient dem Kinde zum Schreiben. (Lehesten). 4. Der
graugelbe, harte Wetz schiefer ivird 31t Wetz- und Schleifsteinen
benutzt.
14. Der Garten.
a) Wonlit die Gärten umgeben sind. 1. Sie ftnb
umzäunt, damit Tiere und Diebe llicht leicht Schaderl anrichten
können. Beim Obstgarteil sehen wir als Einfriedigung gewöhnlich
eine Hecke. (Lebeildiger Zauil). In ihr nisterl viele Sing-
vögel. Auch gewährt sie zarten Pflanzen (Veilcherl usiv.) guten
Schutz. Es ist deshalb sehr zu bedauern, daß die Hecken in
nerlerer Zeit inlmer rnehr verschrviildeil. 2. Künstliche Zäune
sind: der Latterl- oder Staketzauil, Bretterrvärlde nnb Mauern.
Bretterrvände und Mauern sind zunl Airbringerl voil Spalierobst
gut geeignet. Sie hemmen aber bei kleiueil Gärteil den Luftzug.
Mall sollte desivegen mir die Nord- und Ostseite mit Mauern
umgeben. Für die Süd- rmd Westseite eirrpfiehlt sich eine anbere
Umzäunung.
b) Der Blumengarten. Kleine Bluiileugärten treffen
wir bei vielen Wohnhäuserrl. Da sie zur Zierde bienen, so
nennen wir sie auch Lust- oder Ziergärten. Sie müssen frucht-
bare Erde enthalten, gegen kalte Winde geschützt sein, aber auch
geilügend Licht habeil. Wenn die Soilue im Frühling ihre warmen
Strahlen herniedersendet, dann wacht auch die Blunleilivelt von
ihrem Winterschlafe aus. Der erste Frühlingsbote, das Schuee-
glöckchen, sproßt hervor, dessen unterirdischer Teil, die Zlviebel,
auch während der kalteil Jahreszeit in der Erde bleibt. Jhiil
folgen Krokus, Tulpen, Narzissen, Hyazinthen, Kaiserkroileil, Au-
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rifein, Lilien, Nelken, Rosen usw. Weiln die Hitze des Sommers
vorüber ist, erblicken mir auf den wohlgepflegten Blumenbeeten
Levkoien, Georginen und verschiedenfarbige Astern. — Die
Blumen dürfen nicht massenhaft beisammen stehen. Auch müssen
sie schön geordnet sein, wenn ihre Pracht ¡jur Geltung kommen
soll. In Blumengärten hat man deshalb auch kleine Rasen-
plätze angelegt, auf denen einfache Blattpflanzen, Blütensträucher
(Rosen) imb Bäume wachsen. In: kühlsten Teil des Gartens
erblicken mir eine Laube, die durch wilden Wein oder Geißblatt
Schatten erhält.
e) Derge m ü se g a r t e n. Ein solcher erfordert viel Mühe
und Arbeit. Die Beete müssen fleißig aufgelockert lind gut ge-
düngt werden. Der Sauce darf nicht zu dicht gesät werden. Auch
soll er nicht gu sehr mit Erde bedeckt sein. Geht er gu dicht
auf, so muß man verschiedene Pflänzchen herausziehen. Je größer
die Pflanzen sind, desto iveiter müssen sie voneinander entfernt
sein, da es ihnen sollst an der notwendigen Nahrung fehlt.
Wenn Salat, Kohl und zuweilen auch der Spillat (Blattgemüse)
iilehrere Blätter getrieben haben, so luerben sie verpflanzt.
Dabei mllß man die Erde fest aildrückeil. Bei heißem Sonnen-
schein bedeckt man die jlnlgeil Pflänzchen mit Blumentöpfen usw.
Das Gießeil im Gemüsegarten hat stets mit abgestaildeilem Wasser
gu geschehen. Der Blumenkohl ist der Blüteilstand einer Kohl-
art. Vo>ll Kohlrabi ivird der verdickte Stalnlll gegessen. —
Erbseil, Bohnen, Gurken und Kürbisse (Fr u ch t ge m ü s e) be-
häufeln wir, barnit der Stellgel mehr Wurzel treiben sann. Lange
Rüben, Rettiche, Spargel, Sellerie, Schlvarzwurzel und Meerrettiche
oder Kreli (Wurzelgemüse) erforbern einen tief bearbeiteten
Bodeil. Voil der Petersilie und vom Lauch benützen lvir fast die
gange Pflanze, vom Schnittlauch die oberirdischeil Teile, voil der
Küchenzwiebel den unterirdischen Stamm.
d) Der Obstgarten. Hochstämmige Obstbällme müssen
in befonbeven Gärteil angepflanzt werden, da sie denl Erdboden
Sonile ulld Luft eiltziehen. Genlüse würde unter ihneil nicht
gut gedeiheil. Zwergobstbäume und Beerensträucher finden wir
dagegen aucf) in Gemüsegärten angepflanzt. Die Obstbäume merben
ill Baumschulen aus Obstkernen gezogeil. Die Wildliilge, die
daraus entstehen, müssen erst veredelt merben. Das Berpflallzeil
in die Objtgärteil geschieht anl besten im Spätherbst. Jnl lehnligell
Salldboden gedeiht besollders der Apfelbaum gilt. Biricell und
Walnüsse verlangen tiefgründigen, nicht nasseil Salld. Kirscheil
gedeiheil am betten auf Kalk. Die Pflaumenbäume habe>l feine
tiefgehenden Wurzeln und komnlen anl besteil auf felichteill Bodell
fort. — Jjt die Kroiie der Bäume gu dicht, so sind einige Äste
zu entfernen. Flechteil und Moose, die sich an alten Bäumeil au*
fiebetn, müssen abgekratzt werden. Rallpeilllester muß mail ab-
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schneiden und verbrennen. Im Herbst werden Stämme und Äste
mit Kalk angestrichen. Teerringe schützen die Baume vor schäd-
lichen Raupen. Auch ist das Düngen der Bäume nicht zu ver-
gessen. — Von den Bäumen blühen zuerst der Mandel-, Psirsich-
imb Aprikosenbaum, dann folgen Kirsch-, Pflaumen-, Zwetschgen-,
Birn-, Apfel- und Walnußbaum.
e) Von den Tieren im Garten. Der Igel schleicht
im Garten umher und inacht sich durch Vertilgung von Mäusen
und Schnecken sehr nützlich. Der Maulwurf sucht sich Enger-
linge, aus denen die schädlichen Maikäfer entstehen. Dabei wirft
er große Erdhügel empor. Auf den Bäumen und im Gebüsch
lassen Singvögel rc. ihre liebliche Stinnne ertönen. Der erste
Frühlingsbote unter den Zugvögeln ist der Star. Er übt im
Garten strenge Polizei. Sehr oft können wir ihn sehen, wie er
auf einem Baume Maikäfer und Raupen verspeist. Meisen
durchsuchen die Kohlblätter auf alleil Seiteil nach Raupen und
Jilsekteileieril. (Schlitz der Slilgvögel!) Auf den Zweigen der
Hecke sitzt der Laubfrosch uild schilappt ilach allerlei Fliegeil.
Auch die Kröte macht sich durch Vertilgung von steinen Schnecken
usw. sehr nützlich. An sonnigen Stelleil des Gartens seheil mir
nützliche Eidechsen. Allerlei Käfer halten sich im Garteil-
boden auf und verzehren aildere schädliche Insekten. Bieneil
sllilliileil ilnl die Bliniieii nnb die Blüten der Obstbälime; beim aus
dem Blütenstaub und Blüteiisaft bereiteil sie Wachs nnb Honig.
Bunte Schmetterlinge bnrctjflattern die Luft oder legen all
die Pflailzeil ihre Eier, alls deneil die schädlicheil Raupen Foininen.—
Viel Freude macht es das Tier- nnb Pflanzenleben des
Gartens in den vier Jahreszeiten zu beobachten. Ein Tier ist
hier auf das aildere oder and) auf Pflanzen angewiesen. Viele
Gewächse gedeiheil nnr in einem Boden, der für sie besonders
geeignet ist. (Lebensgemeinschaft).
15. Das Schneeglöckchen.
a) Warum es Schneeglöckcheil heißt. 1. Es hat
diescil Namen ganz mit Recht; denn [eine Blüten sehen wie
Glöckchen voll Schilee aus. 2. Bevor nod) der Wmterschnee ganz
verschlvundeil ist (Februar bis April), lugt das Schneeglöckchen
schon im Garteil alls der Erde hervor. Es läutet gleichsam den
Frühling ein'). Auch in Laubwäldern sönnen wir es erblicken,
da es hier im zeitigen Frühjahr das nötige Licht hat.
b) Wie es konlint, daß das Schneeglöckchen scholl
so frühzeitig blüht. 1. Zivischeil den Schalen der Zwiebel
(d. i. des unterirdischen Teils der Pflanze) hat sich schoil im
tz Lesebuch Nr. 4— .
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Herbst ein ganz kl eines Schneeglö ckch er: gebildet. Es nährt
sich von dem Saft der Zwiebelschalen und besteht aus zwei
Blättern und einer Blüte. 2. Beirr: Durchbrechen des Bodens
wird es durch ein farbloses Hüllblatt vor Verletzungen geschützt.
3. Die zwei grüner: Blätter sind lang und schmal (linealisch)
imb an der Spitze hart. An: Grunde sind sie von einem Häutchen
umschlossen. Da sie nicht am Stengel (Schaft) angewachsen sind,
so können sie sich bequem durch die Erde bohren. 4. Die Blüte
liegt 3u dieser Zeit wohl geschützt zwischen den Blättern. Es
entwickelt sich bald ein langer Blütenstiel, der nur eine einzige
Blüte trägt. Diese steht anfangs aufrecht utib steckt wie ein
Säbel in einer Scheide. (Blütenscheide). An einem milden Tage
tritt sie daraus hervor. Da der Blütenstiel nur schwach ist, so
neigt sie sich bald nach unter:. Abends schließt sich die Blüte;
bei schlechter Witterung öffnet sie sich nicht.
c) Warum es ein Liebling von jung und alt ist.
Es ist wegen seiner früher: Blütezeit rnrd seirres schönen
Aussehens bei aller: Merffchen beliebt. 1. Die zierliche Blüte
besteht aus sechs schneeiveißen Blättchen. (Blütenblätter). Die
drei inneren haben einer: schönen grünen Saun: und sind etrvas kleiner
als die äußerer:. 2- Jnnütten der Blüte benrerker: rvir sechs rried-
liche Fädcherr (Starrbfäden). Ein jedes trägt eir: lärrgliches
Säckcher: (Staubbeutel). Staubfaden urrd Staubbeutel nennt
man auch Staubgefäße oder Staubblätter. 3. Zwischen diesen
ragt eir: seirres Stielcher: (Griffel) hervor, dessen oberes Ende
Narbe heißt. Die kleine kugelförnrige Verdickurrg am unterer:
Ende des Griffels nennen wir Fruchtknoten. Fruchtknoten,
Griffel rrrrd Narbe bilden der: Stenrpel. (Teile der Schneeglöckchen-
blüte: Blunreirkrorre, Staubgefäße und Stempel). — Auch die
übrigen Teile der Pflarrze Haber: eir: schöires, zierliches Aussehei:.
Eir: Sträußcherr dieser erster: Frühlingsbotei: erfreut jedes finnige
Gemüt.
d) Wie das Schneeglöckchen Früchte bringt. 1. Wern:
die Pflar:zer: Früchte tragen solleir, so muß der Blütenstaub der
Staubbeutel auf die Narbe gelar:gen. Diese Übertragurrg des
Blüterfftanbes nennt man Bestäubung. Gelangt der Staub
auf die Narbe derselbe!: Pflanze, so heißer: rvir dies Selbstbe-
stäubung. Sobald der Blütenstaub des Staubbeutels reif ist,
springt letzterer auf und die Starrbkörircherr gelangen teilweise auf
die klebrige Narbe. Die Blumerrblätter bilden eir: Schutzdach für
die zarten Staubgefäße und den Stempel, damit diesen Reger:
und Schr:ee r:icht schaden. Drrrch der: hohler: Griffel gelangt der
Blutenstaub irr der: Frrrchtkrrotei:, aus dem sich eine Kapsel mit
drei Fächern, die Frucht, eirtrvickelt. Ist die Blüte befruchtet, so
streckt sich der Blüterrstiel rvieder. Der Wirrd sann dann später
die Samen leichter aus der Frucht schleuderr: und rveiter ver-
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breiten. 2. Beim Schneeglöckchen wird die Bestäubung meist durch
Bienen besorgt (Jnsektenbestä ubung). Diese werden durch
die auffallende Farbe angelockt und kriechen in die"blute um
Blutenstaub und Honig zu sammeln. Dabei bleibt an ihrem
Haarkleide etwas Blutenstaub hängen, der dann auf die Narbe
einer anderen Blüte getragen wird. Als Gegendienst für die
Lieferung von Blütenstaub und Honig übernehmen hier Insekten
die Bestäubung.
e) Wie sich das Schneeglöckchen durch die Zwiebel
vermehrt. 1. Wird seine Blüte nicht bestäubt, so ist es für das
Schneeglöckchen kein Unglück; denn es entwickelt auch neue
Zwiebeln. Zerschneiden wir eine solche der Länge nach, so be-
merken wir unten die kurze, plattgedrückte Ziviebelscheibe, die
sich in eiiien Stengel verlängert. Diese Scheibe ist der eigent-
liche (unterirdische) Stamm des Schneeglöckchens. 2. An ihm
sitzen wie an andern Stämmen und Ästen mehrere Blätter
(Zivi ebelschal eil), die eiuanber umschließen. Die äußeren finb
trocken und braun, die iililerell bagegen farblos und saftig. 3. In
ihrenl innersten Winkel bildet sich lvährend des Sommers eine
Ersatzziviebel, die die alte Zwiebel ilach alrßeii dräilgt uild zunl
Absterben bringt. 4. Die Ziviebelscheibe hat lvie jeder Stamm
unten zahlreiche Wurzeln, mit benen sie Nahrungssaft ans der
Erde auffangt.
f) Verwandte des Schneeglöckchens sind: die Narzisse,
die Lilie, der Krokus, die Tulpe, die Hpaziilthe, die
Kaiserkrone, die Küchenziviebel, der Spargel und das
Maiglöckchen. — Alle diese Pflanzen finb dem Schneeglöckchen
sehr ähillich; mau rechnet sie sämtlich gitr Familie der Lilien-
gewächse. Sie habeil eine sechsblätterige Blütenhülle, 6 Staub-
blätter und einen Stempel. Bei den meisten finden wir in der
Erde Zwiebeln oder Kilolleil. — Die Lilieilgewächse habeil euxen
krautigen, nicht holzigen Steilgel. Wir rechileil sie zu bett
Kräutern. (Ein- und mehrjährige Kräuter.)*)
16. Der Stachelbeerstrauch.
a) Blätter, Blüten und Früchte. — Feinde. (Lese-
buch Nr. 8, Abs. 1).
t>) Verwendung der Stachelbeeren. (Abs. 2).
c) Wie die Bestäubung vor sich geht. Diese wird
meist durch Bielleli besorgt. Die Blüteil finb unscheinbar und
gleichen Hängendell Glöckchen, lvodurch der Blutenstaub vor Regeil
und Schilee geschützt wird. Sie haberi 5 kleine, weiße Blumen-
blätter, 5 Staubgefäße und 1 Stempel. Jiil Gegensatz ju dem
') Lesebuch Nr. 7, 9, 16 u. 1b.
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Schneeglöckchen besitzen sie auch einen glockigen Kelch, der die
Blüte umschließt und braun gefärbt ist. Eine helleuchtende Farbe
hat die Stachelbeerblüte nicht nötig; sie lockt die Insekten vielmehr
durch ihren Duft au. Wollen die Gäste zu dem süßen Saft im Grunde
des Kelches gelangen, so müssen sie die Narbe oder die Staub-
gefäße streifen. Fruchtknoten und Kelch sind mit klebrigen Drüsen-
haaren besetzt, wie wir solche auch au den Stachelbeeren sehen
können. Sie haben besonders die Ameisen abzuhalten, die den
Honig rauben würden ohne die Bestäubung zu besorgen.
d) Verwandte: Häufig wird im Garteu noch die
Johannisbeere angebaut. Der Name rührt davon her, daß
die Beeren um Johanni (24. Juni) reifen. Den Stachelbeer-
und Johannisbeerstrauch rechnen wir zu den Sträuchern. Ihre
Wurzeln treiben mehrere holzige Stämme. Manche
lassen sich aber auch zu Bäumchen ziehen.
17. Der Apfelbaum.
3) Wie der Apfelbaum entsteht. (Lesebuch Nr. V2).
d) „Warum es ohne Insekten wenig oder gar
keine Apfel gäbe. Da die Narben der Apfelblüte früher
reifen als der Blütenstaub derselben Blüte, so kann hier keine
Selbstbestäubung vor sich gehen. Die Insekten, besonders die
Bienen, sind es nun, die beim Einsammeln von Blüteustaub und
Honig die Bestäubung vornehmen. Wie notwendig dies ist, be-
weist folgende Tatsache: Lange Zeit wollten in Australien die
angepflanzten Obstbäume keine Früchte tragen. Da führte ein
deutscher Jucker Bienen ein und in diesem Jahre erzielte man
eine reiche Obsternte. Angelockt werden die Insekten durch die
auffallend gefärbte Blüte; sie ist innen weiß und außen rötlich.
c) Wie sich der Apfel bildet. Der Fruchtknoten der
Blüte besteht aus fünf Fächern; aus ihin eickwickelt sich das
Kernhaus (Griebs) des Apfels. Der Blüteuboden dagegen wird
allmählich zum saftigen Fruchtfleisch. Am Apfel erblickt man
nocf) die 5 vertrockneten Kelchzipfelck) — Zuweilen legt der Apfel-
wickler, ein kleiner Schmetterling, ein Ei an die Schale des un-
reifen Apfels. Die auskriechende Raupe (fälschlich Wurm genannt)
zehrt von dem Fruchtfleisch und besonders von den Kernen. Der
beschädigte Apfel fällt meist vorzeitig ab. Warum müssen
wir die Singvögel hegen?
d) Die Obsternte. (Lesebuch Nr. 90, 94 u. 88).
e) Der Stamm des Apfelbaumes. Sein braun-
rötliches Holz wird vom Drechsler und Tischler verwendet. Aus
dem Querschnitte des Holzstainmes erkennen wir, daß dieser aus
ck Lesebuch Nr. 93 und 91.
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Vergleichende Betrachtung der Säugetiere und Vögel. (Oberbegriff
Wirbeltier).
Schneeglöckchen (krautartig), Stach elbe erst rauch, Apfelbau in. Die
Blütenteile und deren Zweck. Selbstbestäubung und Jnsektenbe-
stäubung. Liliengewächse (dem Schneeglöckchen sehr ähnlich) des
Gartens und ihre gemeinsamen Merkmale.
Mineralien (die da? Material 31t unserer Wohnung geben): Sandstein,
Kalk, Schiefer.
Bemerkung: Die Gesamtbilder, dann die mit Sperrschrift
hervorgehobenen Einzeldinge fmb auch in ungeteilten Schulen ju be-
handeln, desgleichen die Gruppierung.
9 f/s V
p£ p /P* te r
- fi u.
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